KULTMAGIE
UND
MYTHOS
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
BÔ YIN RÂ
Autorenname von J. A. Schneiderfranken
3. Auflage
Unveränderter Nachdruck der 1961 in der Kober'schen
Verlagsbuchhandlung erschienenen zweiten Auflage
Erste Auflage Verlag Magische Blätter Leipzig, 1924
© 1972, Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG Bern
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung in
fremde Sprachen und der Verbreitung in Rundfunk und
Fernsehen
Druck: Graphische Anstalt Schüler AG, Biel
 
.Man erwarte hier nicht eine Abhandlung 
OO
gelehrten Stiles!
Was hier gegeben ist, will keine historische 
OO
Betrachtung sein.
Es ist kein Beitrag zur Altertumskunde.
.Lebendige Quellen bieten hier ihre 
OO
Wasser dar!
Leben soll aus ihren Kräften sprießen!
Leben und 
waches Tun!
Verstehen soll vermittelt werden, damit 
OO
man zu 
sondern wisse zwischen 
hohen 
OO
Dingen und menschlicher 
Machtsucht, 
OO
die sich von alters her dieser Dinge klug be‐ 
OO
dient...
Und letzten Endes werde so auf wieder neue 
OO
Weise der ewig gleiche Höhenweg gezeigt, der 
OO
seine Wanderer zum 
Lichte führt.
*
 
.Ich kenne Größeres nicht auf dieser Erde OO
als das Geisteswerk des Menschen!
Insonderheit dort, wo es ihm selbst zu groß OO
erscheint, so daß er sich Götter schafft nach OO
seinem Bilde, muß ich des Menschen geistiges OO
Werk bewundern! ‒
Nie kann es mir an hohem Werte verlieren, OO
so man mir sagt: ‒ «Nun endlich haben wir OO
erkannt, daß dieses Geisteswerk, das wir als OO
Göttertat verehrten, in Wahrheit vom OO
Menschen stammt.»
Ich weiß, daß alles Geistige auf dieser OO
Erde stets des Menschen bedarf, soll es für OO
Menschen in Erscheinung treten und ver‐ OO
nehmbar werden...
Ja, auch des Menschen selbstgeschaffene OO
Götter weiß ich noch zu ehren um seinet‐ OO
willen!
Sein Bestes sehe ich in ihnen dargestellt! OO
Seine eigene Größe zeigen mir seines Geistes OO
Geschöpfe, die er über sich selbst emporhob, OO
um ihnen zu dienen...
Seiner eigenen Hoheit Bild schuf er, sich OO
vor ihm zu beugen...
.So ist mir auch mancher hohe 
Kult und 
OO
solchen Kultes weiser 
Mythos noch heilig um 
OO
des Menschen willen: ‒ als ein 
Werk des 
OO
Menschen.
Der 
Mythos zeigt mir den 
Menschen in 
OO
göttlichem Bilde. ‒
Im 
Kulte sehe ich ihn 
das Göttliche in 
OO
sich selbst verehren, ‒ benannt mit dem 
OO
Namen des Gottes, den er sich selber schuf. ‒ 
OO
.Wahrlich: du denkst gar gering von dir 
OO
selbst, wenn du des 
Menschen Werk in 
OO
jenen Höhen da er sich 
Götter, 
Mythos 
OO
und 
Kult erschuf, verachten zu dürfen 
OO
glaubst!
Noch bist du 
dir selber fremd, wenn du 
OO
des 
Geistes Darstellung auf dieser Erde 
OO
suchst und dennoch verschmähen willst, was 
OO
als das 
Werk des Menschen sich in solcher 
OO
Darstellung bekennen muß! ‒
 
.Unmündigen mußten die Weisen der 
OO
Alten weislich verbergen, daß sie selbst ge‐ 
OO
staltet hatten, was sie als der 
Götter Wort 
OO
verkündeten.
Die aber der 
Gottheit Stimme 
in sich 
OO
selbst vernommen hatten, mußten 
Götter 
OO
erschaffen, sollte das 
Wort in ihnen sie nicht 
OO
selbst erschrecken!
So ward die Sprache ihres Mundes 
ihnen 
OO
selbst schon Bild und Gleichnis, und jene 
OO
Anderen, die sie 
vernahmen, ließen Bild 
OO
und Gleichnis bilderzeugend weiter in sich 
OO
wirken. ‒
Hohe Wissende aber, die da erkannten, was 
OO
des Menschen 
geistige Kraft vermag, 
OO
schufen dem 
Mythos den 
Kult, ‒ schufen 
OO
die hohen Formen 
magischen Wirkens, 
OO
die verborgen hinter Bild und Gleichnis, des 
OO
Menschen geheimste Macht ihm dienstbar 
OO
werden ließen.
Vieles davon ist heute verschüttet, nachdem 
OO
es Jahrtausende hindurch einst des Menschen 
OO
heiligster Besitz gewesen war.
Vieles ist heute noch im Wirken, doch wird 
OO
 
es von denen, die seiner pflegen, kaum mehr 
OO
erkannt.
.Die aber allen Kult 
verachten, da sie 
OO
bei der Genesis des 
Mythos der ihn trägt, 
OO
den 
Menschen am Werke fanden, sind des 
OO
irren Glaubens, letzte Erkenntnis entschleiere 
OO
Mythos und Kult als Gebilde törichten 
OO
Wahns.
Sie ahnen nicht, daß hier der Wissende zu 
OO
ehren weiß, was sie mißachten!
Sie ahnen nicht, daß sie über Tempelfunda‐ 
OO
mente schreiten, in deren Mauern köstliche 
OO
Kleinodien noch des Finders harren!
Sie haben den 
Menschen erkannt, wo sie 
OO
ehedem 
Götter am Werke glaubten, ‒ so 
OO
dünkt ihnen wertlos nun und verächtlich, 
OO
was sie ehedem verehrten.
Nur Seltene erfühlen in sich selbst, zu welcher 
OO
Höhe sich das 
Werk des Menschen erhe‐ 
OO
ben kann.
Sie allein noch kennen die 
Ehrfurcht vor 
OO
dem Werke, das der Mensch der Vergangen‐ 
OO
heit schuf.
Sie wissen, daß keine große 
Kultur bestand, 
OO
die nicht auf einem 
Kulte sich erhoben 
OO
hätte, der seine Tragkraft einem 
Mythos 
OO
dankte.
Sie wissen, daß Kult und Mythos sich nicht 
OO
schaffen lassen als ein 
Werk der Willkür 
OO
und darum 
ehren sie, was aus den Tiefen 
OO
schöpferischer Kraft des Menschen dermal‐ 
OO
einst ins Dasein trat.
Noch keiner hat die tiefsten Tiefen 
OO
der Quelle dieser Kraft ermessen! 
OO
Wer aber ahnend in sich selber sucht, der 
OO
wird alsbald erkennen, daß er nur 
sich 
OO
selber lästert, wenn er das Werk der alten 
OO
Weisen schmäht...
Erschauernd wird er vor dem Werk des 
OO
Menschen stehen, das ihm die 
Gottheit 
OO
offenbart! ‒
*
.Fern in der Zeiten Nacht verborgen ist 
OO
uns jene grauenvolle 
Not, die einst den 
OO
Menschen drängte, da er den ersten dunklen 
OO
Mythos zeugte. ‒
.Im Lichtesfeuerglanze ewiger 
Liebe hei‐ 
OO
misch, zu ewigem 
Leuchten im Dasein, 
OO
fand sich der Menschengeist, inmitten aller 
OO
Schauer einer chaotischen Welt, auf dieser 
OO
Erde als ein gefallener Stern.
Tier unter Tieren geworden, hatte ihn den‐ 
OO
noch nicht alles Licht verlassen.
Unglücklicher als das Tier, ward ihm die un‐ 
OO
sagbare Einsamkeit 
bewußt, in die er selber 
OO
ehe er sie kannte, sich hinausgesehnt, ‒ die 
OO
er sich selbst bereitet hatte. ‒
Und nun ertrug er nicht, wonach ihn ehedem 
OO
so sehr verlangte...
.Bildner von Anbeginn, blieb aber 
OO
Schöpferkraft ihm noch erhalten, und 
OO
selbst in seiner tiefsten Gottverlassenheit 
OO
 
vermochte doch das «Tier» sie ihm nicht zu 
OO
rauben.
Zu dieser seiner Schöpferkraft nahm er nun 
OO
seine Zuflucht, und so erschuf er sich im 
OO
Bilde, wenn auch dunkel nur und mannig‐ 
OO
fach verwirrt, aufs neue, in den Augen‐ 
OO
blicken ärgster Qual, den 
Wiederschein der 
OO
Lichteswelt aus der er selbst sich ausge‐ 
OO
stoßen hatte.
.Die mancherlei Gewalten der Natur, die 
OO
ihm so drohend nahe kamen und deren 
OO
Macht er stetig über seinem Haupte fühlte, 
OO
heischten Einlaß auch in seine Geistes‐ 
OO
schöpfung.
So wurde denn ihr Wirken ihm zum Werke 
OO
grausamer Dämonen, deren Gunst der 
OO
Machtlose nicht anders als durch 
Opfer sich 
OO
erkaufen konnte.
Was aber mild und wohltatspendend auf den 
OO
Qualverwirrten wirkte, wurde ihm zum 
OO
Werke guter, wohlgesinnter Götter, denen er 
OO
durch 
Dank und 
Lob sich angenehm zu 
OO
machen suchte.
.Da es der Menschen 
viele waren, die 
OO
das 
gleiche Erdenleben teilten, so fügte 
OO
jeder zu der Urgestaltung dieses Bildes einer 
OO
übererdenhaften Welt ein 
Eigenes an Ge‐ 
OO
staltung bei, bis allen nicht mehr zu Bewußt‐ 
OO
sein kam, daß sie die 
Schöpfer dessen 
OO
waren was nun ihren Glauben formte.
Der erste 
Mythos war geboren und hatte 
OO
Macht erlangt über den Menschen! Unzählig 
OO
sind die Formen, die aus seinem Samen von 
OO
Geschlechtern zu Geschlechtern fortgezeugt, 
OO
ins Dasein traten.
In allen offenbarte sich für lange Zeit nichts 
OO
anderes als die arge 
erdenhafte Not des 
OO
Menschen.
.Dann aber kamen Einige, die von hohen 
OO
Wundern zu erzählen wußten, die ihnen in 
OO
der Stille begegnet waren.
Die Hierarchien der geistigen Welt hatten 
OO
des Menschengeistes im Tiere sich erbarmt 
OO
und wollten ihm den Weg zurück zu seiner 
OO
Heimat zeigen.
 
Nicht anders aber war hier Erlösung zu OO
schaffen, als durch den Menschen selbst. OO
So suchten und fanden sie jene Wenigen die OO
sie zu Leuchtenden im Urlicht berei‐ OO
ten konnten um durch sie den anderen OO
Licht zu spenden.
Im Herzen Asiens waren sie gefunden OO
worden und von hier aus gingen sie in alle OO
Welt, getreu der Sendung, die ihnen gewor‐ OO
den war.
Unter allen Völkern tauchte plötzlich einer OO
der ihren auf, ‒ es entzündete ihre Rede OO
eine heilige Flamme in allen die sie hörten. OO
Was sie zu verkünden hatten aber war zu er‐ OO
haben, als daß es unverhüllt ertragen OO
worden wäre.
So ging es in den Mythos ein, wie er jeweils OO
an dem Orte ihres Wirkens lebte. Es folgte OO
eine Zeit, die den Mythos zu Bild und Gleich‐ OO
nis hehrster Weisheit erhob.
Geheimste Erkenntnis ward Unzähligen OO
durch ihn vermittelt.
.Das «Tier» aber hatte zu sehr schon den 
OO
Menschengeist umnachtet, so daß auch Un‐ 
OO
zählige verblieben, die das Licht 
nicht er‐ 
OO
reichen konnte. ‒
Das Licht kämpfte und rang mit der Finster‐ 
OO
nis, aber die Finsternis blieb im Siege...
Nun ward der Mythos in gar vielen Wand‐ 
OO
lungen gewandelt, und was da 
Licht und 
OO
Leben einst in ihm gestaltet hatten, er‐ 
OO
starrte zu 
lebloser Form, ‒ wurde zu 
OO
Pfeilern der Götzentempel.
.Aus tiefster Verborgenheit heraus suchten 
OO
die 
Leuchtenden ‒ jeder Generation aufs 
OO
neue gezeugt ‒ an allen Orten der Erde 
OO
stets zu retten was zu retten war. Doch es 
OO
blieb in jedem Menschenalter nur eine gar 
OO
geringe Zahl, die sich von ihnen finden ließ. 
OO
Die Anderen taumelten den Weg des Wahns 
OO
dahin, dem «Tiere» und dem Dämon der 
OO
Erde mehr und mehr verhaftet, fern aller 
OO
Sehnsucht nach dem Lichte.
 
.In solcher stets wachsender Not, als die OO
Gefahr des Versinkens in grauenvollste Nacht OO
des seelischen Erlöschens allmählich aller OO
Menschheit drohte, erbarmten die geistigen OO
Hierarchien sich aufs neue der Gefallenen im OO
Erdentiere und erwirkten ihnen Hilfe aus OO
der Geisteswelt: ‒ sandten der Leuchtenden OO
einen mit einer Sendung aus, die vordem OO
keiner noch erfüllen mochte und die auch OO
nach ihm keiner mehr erfüllen könnte.
In unerfaßbarer Liebe hatte er selbst in der OO
geistigen Welt sich zu solcher Sendung dar‐ OO
geboten...
Damit er fähig werde ihr zu entsprechen, OO
hatte er seine Liebeskraft schon im gei‐ OO
stigen Reiche zu höchster Vollendung em‐ OO
porgeläutert, bevor er dem «Tiere» dieser OO
Erde sich vereinte...
Als der Größte aller Liebenden die je OO
die Erde trug, vollbrachte er in seinem Tode OO
was er zu vollbringen übernommen hatte.
In seiner Todesstunde auf Golgatha wurde OO
durch ihn der Erde unsichtbare Aura OO
derart verwandelt, daß allen nun, die OO
ehrlich suchen und in sich den 
Willen von 
OO
der Finsternis zum 
Lichte kehren, 
Erlö‐ 
OO
sung werden muß, so sie mit aller Inbrunst 
OO
in sich selber darum bitten...
Es war nun 
leicht geworden durch ihn, was 
OO
vor seiner Liebestat auf Golgatha die Kraft 
OO
der 
Stärksten kaum erreichen konnte! ‒ ‒ 
OO
Noch blieb die Finsternis zwar an ihrem Ort, 
OO
allein sie hat nicht mehr die Kraft, den 
OO
Menschen der ihr wahrhaft widerstehen 
will, 
OO
wie ehedem zu binden.
Ihre 
stärkste Macht ward durch jene Tat 
OO
der 
Liebe eines Erdenmenschen für 
OO
immerdar 
gebrochen! ‒ ‒ ‒
.Wohl hatte der große Liebende den My‐ 
OO
thos seiner Zeit und seines Volkes 
durch‐ 
OO
lichtet.
Wohl hatte er in ihm die hohe 
Weisheit 
OO
aufgezeigt und sie 
gesondert von dem 
OO
Wahn der sie fast zu erwürgen drohte.
Wohl hatte er, als der Erste seiner Brüder, 
OO
die Lehre des Geistes, die er zu geben hatte, 
OO
rein und 
klar vermittelt ohne sie als 
Bild‐ 
OO
werk einzuweben in den 
Mythos, wie es jene 
OO
Früheren, die einst den Menschen lehrten, 
OO
noch für ratsam hielten.
Allein er konnte nicht verhindern, daß 
nach 
OO
seinem Erdenwallen Andere 
sein eigenes 
OO
Bild dem 
Mythos einverwoben, ja, daß 
die 
OO
Kunde seines Lebens selbst zum My‐ 
OO
thos wurde. ‒
Auch in 
diesem Mythos fand 
ewige Weis‐ 
OO
heit Gleichnis und Bild!
.Auch in 
diesem Mythos aber wurde 
OO
Weisheit so von Wahn umschlungen, daß 
OO
scharfe 
Sonderung nötig ist, soll nicht der 
OO
Wahn die 
Wahrheit dauernd überwuchern! 
OO
Der letzte große Mythos den die 
OO
Menschheit schuf, muß sich zur 
Wirklich‐ 
OO
keit verklären, von der er ausgegangen ist! 
OO
.Jahrtausende diente der Mythos dem 
OO
Menschen, ihm seine Nacht zu erhellen, ‒ 
OO
 
nun aber ist die Zeit der Lehre durch den 
OO
Mythos 
erfüllt, ‒ die Zeit der Erkenntnis 
OO
aus der 
Wirklichkeit ist angebrochen!
‒ ‒ ‒
Der Mensch der kommenden Gezeiten wird 
OO
den 
Mythos, den die Vorzeit schuf, wie 
OO
keiner je vor ihm zu 
ehren wissen, allein 
OO
er wird ihn wie das 
Bild des Spiegels 
OO
werten, das ihm zwar Aufschluß gibt, will er 
OO
sein Antlitz selbst betrachten, und dennoch 
OO
keineswegs sein körperhaftes Dasein in sich 
OO
birgt.
.Die Schöpferkraft des Menschen wird 
OO
sich mählich mehr und mehr in 
anderer 
OO
Weise Anreiz zur Gestaltung suchen, doch 
OO
wenn auch manches 
wirkliche Geschehen 
OO
noch dem 
Mythos dienen mag, so wird 
OO
man dennoch wohl zu unterscheiden wissen 
OO
zwischen 
letzter Wirklichkeit des Seins 
OO
und allem was sich nur durch Bild und 
OO
Gleichnis 
sagen läßt.
.Die 
Macht, die einst der Mythos über 
OO
die Gemüter hatte und die er heute noch zu 
OO
halten weiß wo noch der 
Glaube lebt, den 
OO
er einst formte, wird ihm in einer neuen Zeit 
OO
genommen werden, und 
niemals wird sie 
OO
ihm je wiederkehren können! ‒
Des 
Geistes Leben, das der Mythos nur 
OO
zu 
spiegeln wußte, wird den neuen Men‐ 
OO
schen selbst 
erfüllen, und 
in sich selber 
OO
wird er aller Wahrheit 
innewerden, die 
OO
seinen Vätern nur 
im Bilde durch den 
OO
Mythos nahekam.
Inzwischen aber möge der Mythos der Alten 
OO
die 
Ehrfurcht allenthalben finden, die ihm, 
OO
als dem 
geistigen Werke des Men‐ 
OO
schen, wahrlich gebührt!
*
 
.Die Götter zu ehren, ihnen zu danken OO
oder die unholden zu versöhnen, mußte OO
des Menschen Trachten sein, dessen Glaube OO
der Mythos formte.
Nicht anders schien ihm dies möglich, als OO
durch äußeres Werk.
Bald aber glaubte er auch zu erfühlen, daß OO
bei solchem Tun die Form der Handlung OO
von Bedeutung sei.
Nicht jeglicher Gebrauch bei Opfer, Dank OO
und Lobgesang schien gleichen Wertes in OO
der Götter Wertung.
So sonderte er Formen der Verehrung und OO
des Opfers aus, die nicht der Götter Wohl‐ OO
gefallen fanden, und übte andere Formen, OO
die ihm, wie er glaubte, ihre Gunst bescheren OO
mußten.
Eigener Wünsche Erfüllung größere Gewähr OO
zu schaffen, führte zu strengster Innehaltung OO
scheinbar sicher erprobten Gebrauchs.
Der Kult der Götter hatte seine feste Form OO
gefunden.
.So glaubte man sich den Himmlischen OO
die der Mensch im Mythos einst geschaffen OO
hatte, verpflichtet, bis jene ersten der Leuch‐ OO
tenden erschienen, die den Mythos hell‐ OO
ten.
Sie waren es, die den Kult der Götter zu‐ OO
erst aus Banden dumpfen Aberglaubens OO
lösten, und ihn benutzten, um des Men‐ OO
schen innewohnende magische Kraft zu OO
wecken.
Sie wußten um die Fähigkeit des Menschen, OO
Unsichtbares zu erregen, so daß es nach des OO
Menschen Willen wirken und ihm dienst‐ OO
bar werden muß.
Sie wußten aber auch, daß nur letzte innere OO
Zuversicht solches Werk zum Gelingen OO
bringen kann, und banden so bewußt das OO
magische Tun an den Glauben, den sie je‐ OO
weils fest gegründet fanden.
Als der Götter Gnade und Huld trat so in OO
des Menschen Bewußtsein, was er eigener OO
magischer Kraft zu danken hatte...
Noch war er nicht reif ‒ noch ist er es heute OO
nicht ‒ die Wirkung dieser hohen Kraft, OO
nur auf sich selbst gestellt zu er‐ 
OO
proben.
.Wohl war es nicht augenblickliche 
Zau‐ 
OO
berwirkung die auf solche Weise erfolgte, 
OO
doch zeigte sich nun eine weitaus 
gewissere 
OO
vermeintliche «Erhörung» der Wünsche.
Infolge der Durchlichtung des Mythos er‐ 
OO
wuchs der Kult zu erhabenem Geschehen 
OO
und tiefste seelische Klänge wurden in dem 
OO
Gläubigen erweckt.
Die spätere Zeit des Verfalls und der Erstar‐ 
OO
rung erst zerstörte auch hier das 
Leben und 
OO
hegte nur noch die 
äußere Form als ste‐ 
OO
riles Gehäuse.
.Noch aber blieb 
Erinnerung ‒ ge‐ 
OO
nährt durch die 
Sage ‒ an früheres segens‐ 
OO
reicheres Geschehen.
Der Wunsch, die äußere Natur auch ohne 
OO
harte Arbeit zu bezwingen, ließ Legenden 
OO
wachsen, die der Ahnen «Zauberkräfte» ins 
OO
 
Gigantische erhoben zeigten, und die Götter, 
OO
die man jetzt nicht mehr erreichte, unter 
OO
Menschen wandelnd...
Man ahnte auch wohl, daß in Verborgenheit 
OO
noch Kulte blühten, die das Vermächtnis 
OO
alter Zeit zu hüten wußten.
Da aber die Verborgenen das ihnen Heilige 
OO
nicht profanierten, benützte allenthalben der 
OO
Betrug die Neugier um sich in Respekt zu 
OO
setzen.
Die Geschichte des 
Priestertruges be‐ 
OO
ginnt in jenen, noch 
vorgeschichtlichen 
OO
Tagen!
Was die Geschichte 
heute an alten 
Kulten 
OO
kennt, stammt 
allerfrühestens bereits 
OO
aus der 
Spätzeit ihres Bestehens! ‒
Jahrtausende 
vorher müßten der For‐ 
OO
schung zugänglich sein, sollte sie sichere 
OO
Kunde über die Ausgangspunkte der alten 
OO
Kulte bringen können!
.So Gewichtiges von höchstem Werte 
OO
aber auch verschüttet wurde: ‒ ein kärgli‐ 
OO
cher Rest des einst Gewesenen blieb dennoch 
OO
bis in geschichtliche Tage erhalten, und 
OO
selbst in dieser heutigen Zeit ist noch nicht 
OO
alles von dem was jene Alten kannten, von 
OO
der Erde verschwunden.
Ein in Europa vor kaum zweitausend Jahren 
OO
nur 
scheinbar «neubegründeter» Kult 
OO
führt vieles davon noch heute als Erbgut mit 
OO
und weiß sehr wohl, weshalb er es vor aller 
OO
profanen Betastung schützt, während im In‐ 
OO
neren Asiens ein noch weit jüngerer Kult 
OO
‒ aus guten Gründen dem in Europa einst 
OO
erblühten nur allzuähnlich ‒ nicht minder 
OO
vorgeschichtlichem Erbe 
neue Form und 
OO
neue Deutung gab. ‒ ‒
.Töricht wäre es heute, einen neuen Kult 
OO
zu schaffen, der, wie die hier gemeinten, 
OO
einem 
Mythos seine Tragkraft danken 
OO
würde.
Töricht vor allem: dem Mythos, der seinen 
OO
Kult noch 
besitzt, einen 
neuen Kult nach 
OO
Willkür zu formen.
Wer hindert die neuen Gläubigen des My‐ OO
thos, die einst seinen Kult verließen, ihn OO
nun, befreit von späterer Zutat, aufs neue OO
so zu übernehmen, wie er einst vom Alter‐ OO
tum, für den damals neuen Mythos umge‐ OO
wandelt, übernommen worden war, wenn OO
das Bedürfnis nach einem, von ihrem OO
gläubigverehrten Mythos getragenen Kulte in OO
ihnen heute aufs neue lebendig sein sollte?! ‒ OO
Eine heute vielleicht nicht mehr zu ferne OO
Zeit wird freilich des Mythos nicht mehr OO
bedürfen um sich ihren Kult zu schaffen. ‒ OO
Ihr Kult wird auf dem Wesentlichsten OO
aller alten Kulte fußen, wird reinste Kult‐ OO
Magie und Dienst am Innersten des OO
Menschen sein! ‒ ‒
Aber auch dieser kommende Kult läßt sich OO
nicht, aus Sehnsucht nach ihm, nach bloßer OO
Willkür schaffen.
Erst müssen die Kräfte im Menschen, die er OO
voraussetzt, allüberall in Vielen erweckt OO
und in lauterer Wirksamkeit sein!
Dann wird er gewißlich erstehen, aller OO
Hemmnisse spottend!
Längst ruht der 
Samen im Schoße der 
un‐ 
OO
sichtbaren Erde, aus dem er, mit starkem 
OO
Schafte sprießend, dereinst zum Baume er‐ 
OO
wachsen wird!
Aus seinen Früchten wird eine kommende 
OO
Kultur sich nähren! ‒
Die Sehnsucht der Vielen die ihn ersehnen, 
OO
wird mehr und mehr die Triebkraft des Samens 
OO
wecken aus dem er ersteht....
*
.Aus einem Dienste, den man gleich OO
dem Königsdienst, den Göttern, die man OO
selbst geschaffen hatte, einst zu schulden OO
glaubte, hatten des Urlichtes Leuchtende den OO
Kult zur Kult-Magie erhoben.
Noch aber durften zu selbiger Zeit nur Er‐ OO
lesene hier um letztes Geheimnis wissen. OO
Noch war die Überzahl der Menschen keines‐ OO
wegs herangereift, das Wissen um ihre eigene OO
Geistesmacht ohne Schaden für die Seele zu OO
ertragen.
So sehr bleibt stets der Menschengeist dem OO
«Tiere» dieser Erde, das ihm Zuflucht wurde, OO
unterworfen, daß auch die allermeisten Men‐ OO
schen dieser heutigen Tage an der Seele OO
Schaden leiden würden, wüßten sie um ihre OO
Macht im Unsichtbaren.
Doch braucht die letzte Wahrheit heute OO
trotzdem keine Hülle, da jene, denen sie OO
nicht taugt, sie ihren Augen selbst verber‐ OO
gen, mag auch im hellsten Sonnenlichte sie OO
vor aller Welt erscheinen. ‒
Sicherster Schutz wird ihnen durch ihren OO
entkräfteten Glauben!
.So läßt sich heute denn von vielen Dingen 
OO
reden, die einst die alten Weisen einem 
OO
glaubensstarken und dem Unsichtbaren eng 
OO
verbundenen Geschlecht 
verbergen muß‐ 
OO
ten, wollten sie es vor sich selber schützen.
Auch heute werden es nur die 
Erlesenen 
OO
sein, die das Geheimnis ihrer geistigen Macht 
OO
erfahren, denn 
sie allein sind 
fähig, es 
OO
zu 
fassen! ‒
Nur sind die Erlesenen heute reicher an 
OO
Zahl als jemals vorher in der Zeiten Folge... 
OO
Ihnen allein kann 
Seelengut und 
Er‐ 
OO
lebniserregung werden, was hier zu Worte 
OO
wird! ‒
.Vom 
Kulte sei hier die Rede, soweit er 
OO
als 
Magie sich auswirkt um des 
Menschen 
OO
willen!
Die 
Gottheit, die des 
Menschen bedarf 
OO
um sich dem Menschen zu offenbaren, heischt 
OO
wahrlich keinen Kult um 
ihretwillen, allein 
OO
der Kult, der in 
Magie sich auswirkt, kann 
OO
den Geist des Menschen 
aus dem Schlaf 
OO
 
im «
Tiere» 
lösen und ihm ein Reich des 
OO
Wirkens neu erschließen, das ihn erkennen 
OO
lehrt, daß ihm auch dort noch Hilfe wird, wo 
OO
alle Macht des «Tieres» ihre Grenzen fühlt.
.Das Wort «
Magie» ist sehr in Mißkredit 
OO
gekommen.
Die Charlatane aller Zeiten haben es ent‐ 
OO
wertet.
Und dennoch 
wirkt Magie auf allen Wegen! 
OO
Zum 
Fluche wird sie allen die sie nützen 
OO
wollen, ihren 
Erdentiereswünschen feil 
OO
zu sein...
Zum 
Segen wandelt sich ihr Wirken, wenn 
OO
die 
Liebe ihr begegnet! ‒
Darum ist alle hohe Kultmagie so 
mächtig, 
OO
weil in ihr, verborgen unter manchem dich‐ 
OO
ten Schleier, dennoch die 
Liebe wirkt! ‒
.Von 
Kultmagie kann nur die Rede sein 
OO
wenn 
Viele sich zu magischem Tun in 
OO
 
Einem einen, und solche Einigung bedarf 
OO
der 
Liebe. ‒
Hier wird das Mysterium enthüllt, das in den 
OO
Worten noch erhaltener Kultfragmente im‐ 
OO
mer wiederkehrt, wenn jenes neueren Kultes 
OO
Priester die Gemeinde segnen:
«Der Herr sei mit euch!»
und wenn dieser Segen dann aus der Vielheit 
OO
stets zurückhallt:
«Und mit deinem Geiste!» ‒
.Mag auch für die Allermeisten, die ge‐ 
OO
meinsam sich bei solchem Kulte finden, 
OO
längst dieser Segensspruch zu bloßem For‐ 
OO
melwort entwertet sein, so bleibt er doch als 
OO
Hinweis auf die Vorbedingung aller hehren 
OO
Kultmagie bedeutungsvoll...
Hier soll in altgegebener Form die 
Seelen‐ 
OO
einigung sich vollziehen, durch die dem 
OO
magisch Wirkenden die Kräfte 
aller die an 
OO
seinem Wirken Anteil nehmen, liebend 
über‐ 
OO
tragen werden. ‒
Mit dieser ungeheuren aufgetürmten Seelen‐ 
OO
 
kraft beginnt nun und vollendet hier der 
OO
Einzelne, in sich vereinigend den Willen 
OO
Aller, das hohe magische Werk. ‒
Die 
Deutung, die man diesem Werke gibt, 
OO
liegt hier 
weit außer dem Bereich der 
OO
Wirksamkeit!
Was hier geeinter 
Wille, glaubensstark und 
OO
in dem magischen Geschehen durch die 
OO
Liebe, die den eigenen 
Glauben in dem 
OO
Anderen liebt, verbunden, heiß erstrebt, ist 
OO
durch kein «
Dogma» zu berühren! ‒
Die 
Gottheit, die durch diese Kultmagie 
OO
veranlaßt werden soll, dem Menschengeiste 
OO
sich für Augenblicke innerlich, als in diese 
OO
Welt der Erdensinne nun erfaßbar einge‐ 
OO
gangen, zu bezeugen, ist wahrlich aller Wir‐ 
OO
kung solchen magischen Geschehens sehr 
OO
entrückt, allein der Gläubige wird dennoch 
OO
letzte 
Wirklichkeit erleben.
.Der uralt heilige Kult, der hier zu neuem 
OO
Leben kam, sah in dem 
Brote, das der 
OO
Mensch als Nahrung braucht, und in dem 
OO
Weine, der als Trank der Kräftigung galt, 
OO
da er der Sinne Leben steigerte, die irdischen 
OO
Substanzen, die am meisten würdig waren, 
OO
die 
Gottheit in sich aufzunehmen, sollte sie 
OO
magisch sich der 
Materie einen.
Zwar war es der 
Mensch, der 
für sich 
OO
selber diese Einigung suchte, allein: noch 
OO
sinnlich ungebrochen, konnte sie ihm nur 
OO
Erlebnis werden durch die 
sinnliche 
OO
Erfahrung.
Wie anders sollte der Gott sich mit ihm 
ver‐ 
OO
einen, als durch 
Speise und Trank, da 
OO
nur durch Trank und Speise Fremdes sich 
OO
ihm einverleiben konnte!
.Hier ist nicht zu fragen: wie etwa 
Ma‐ 
OO
terie durch Magie 
verändert werden 
OO
könne, ‒ hier ist nur bedeutungsvoll, was 
OO
im 
Bewußtsein des Gläubigen sich voll‐ 
OO
zieht, der Brot und Wein in sich aufnimmt, 
OO
nicht als irdische Materie, sondern als 
OO
die ihm sinnlich faßbaren 
Träger der Gott‐ 
OO
 
heit, wie immer er sie auch 
benennen 
OO
mag. ‒ ‒
Wer in den Reichen des Unsichtbaren be‐ 
OO
wußt und erlebnisfähig wurde, der weiß auch, 
OO
daß sich der inbrünstig Gläubige bei solchem 
OO
Kultmahl keineswegs betrügt.
.Nicht 
Brot und 
Wein bewirken freilich 
OO
die 
für die Zeit der höchsten Konzen‐ 
OO
tration nach ihrem Genusse mögliche 
OO
«Schwingungsänderung» der eigenen Gei‐ 
OO
stessubstanz, so daß sie 
für diese Mo‐ 
OO
mente wahrhaft 
göttlichgeistiges Le‐ 
OO
ben aufzunehmen fähig werden kann, son‐ 
OO
dern allein die 
magische Kraft, die der 
OO
Glaube aus sich erzeugt. ‒
.Noch haben nur wenige erkannt, was 
OO
diese magische Kraft vermag, wenn sie 
zu‐ 
OO
gleich von 
Vielen ausgeht, die alle des 
OO
gleichen 
Willens und des gleichen 
Glau‐ 
OO
bens sind. ‒
Es ist diese 
akkumulierte Kraft, die 
zu‐ 
OO
 
rückströmt auf jeden 
Einzelnen der des 
OO
gleichen Glaubens und Willens ist, selbst 
OO
dann, wenn er 
nicht bei ihrer Erweckung 
OO
während der Kulthandlung beteiligt war. ‒ 
OO
.So baut denn auf wahrlich 
gut gesicher‐ 
OO
tem Boden, was als ältesten Kultes Erb‐ 
OO
teil heute in neuerer Gestaltung noch vor‐ 
OO
handen ist und vielen derart befremdlich 
OO
dünkt, daß sie nur finstersten 
Aberglauben 
OO
zu erkennen wähnen. ‒
Die 
Deutung aus seinem, ihm unantast‐ 
OO
baren 
Mythos, die dem Gläubigen unum‐ 
OO
stößlich gewiß erscheint, obwohl nur 
sie 
OO
allein den Kult der Sphäre menschlichen 
OO
Irrens nahebringt, ändert nicht das Min‐ 
OO
deste daran, daß 
Kräfte hier zur Auswir‐ 
OO
kung gelangen, die durch den Kult 
erweckt, 
OO
sonst tief 
verborgen im 
Menschen ruhen. 
OO
‒
.Der Weckung dieser Kräfte dient die 
OO
eigentliche Kult-
Magie: eine Magie der 
OO
 
Zeichen, die von dem sie Ausübenden ver‐ 
OO
langt, daß 
sein eigener Körper nach 
OO
streng bestimmtem Rhythmus und in streng 
OO
gegebener Folge 
selbst sich zu 
magischen 
OO
Zeichen forme, ‒ eine Magie der 
Laute, 
OO
die ebenso streng bestimmte 
Lautfolgen 
OO
und solcher Lautfolgen öftere Wiederholung 
OO
fordert.
Der 
begriffliche Sinn der Gebete, in 
OO
die sich diese Lautmagie verhüllt ‒ 
nicht 
OO
alle Gebete, die der Kult verlangt, sind sol‐ 
OO
chen magischen Charakters ‒ kommt für die 
OO
erstrebte Wirkung keineswegs in Betracht.
Aus dieser 
Lautmagie erklärt es sich, daß 
OO
die Hälfte des noch erhaltenen Kultes 
ver‐ 
OO
nichtet wäre, wollte man das gesprochene 
OO
Wort, das er fordert, nicht mehr in jener 
OO
alten Sprache sprechen, aus der er hervor 
OO
gegangen ist...
.Ob jene, die den Kult noch üben, 
wis‐ 
OO
sen, was sie tun, ist ebenso belanglos wie die 
OO
Deutung, die sie ihm zu geben haben, und 
OO
 
wie die Gründe, die sie geltend machen, wol‐ 
OO
len Neuerer ihn verändern.
.Kultmagie ist keine bloße «
Sym‐ 
OO
bolik»!
Kultmagie ist ein Wirken nach 
OO
strengen Gesetzen, 
zur Auslösung 
OO
magischer Kräfte, 
die im Menschen 
OO
verborgen sind!
.Altehrwürdig und 
um Jahrtausende 
OO
älter als man zugestehen möchte ‒ 
OO
vorausgesetzt, daß man es erahnt ‒ ist jener 
OO
Rest eines alten Kultes, der diesen heutigen 
OO
Tagen noch erhalten blieb! ‒ Altehrwürdig 
OO
ebensowohl in dem seit fast zweitausend 
OO
Jahren bestehenden Kulte, auf den hier vor‐ 
OO
nehmlich meine Worte deuten, wie in dem 
OO
zeitlich jüngeren, den man noch im Inneren 
OO
Asiens übt! ‒ ‒ ‒
.Daneben aber sind noch gar manche 
OO
Fragmente alter magischer Kulte bei den 
OO
verschiedensten Völkern der Erde zu finden. 
OO
Oft hält man für einen Kult «auf primitiver 
OO
Stufe», was nichts anderes ist, als ein solches 
OO
degeneriertes Teilstück aus einem hohen 
OO
Kulte 
vorgeschichtlicher Zeit, ‒ wie 
OO
denn auch die Völker, um die es sich handelt, 
OO
keineswegs erst am 
Anfang, sondern am 
OO
ruhmlosen 
Ende ihres ehedem unvergleich‐ 
OO
lich höheren Geisteslebens stehen. ‒ ‒
Wie hohe 
Kultur der 
Vertiertheit wei‐ 
OO
chen mußte, so trat dann an die Stelle hohen 
OO
magischen 
Kultes, finsterer 
Fetisch‐ 
OO
dienst und 
Zauberbrauch.
Im 
Zerrbild endet, wenn der Mensch dem 
OO
«
Tiere» und damit dem Dämon dieser Erde 
OO
sich ergibt, was er einst schuf, auf daß es ihn 
OO
der 
Gottheit nahe bringen sollte...
*
 
.Die magischen Riten der alten Kulte OO
sind wahrlich von Weisen geformt, die um OO
die Gesetze alles geistigen Geschehens wuß‐ OO
ten.
Hier waren Wirkende am Werke die im OO
Geisteslicht erkannten, daß der Mensch mit OO
beiden Füßen fest auf dieser Erde Boden OO
stehen müsse, wenn er mit weitgespreiteten OO
Armen himmlische Gestirne in die Macht OO
seiner Hände zwingen wolle...
Gleichweit entfernt von selbstgeschaffener OO
Ekstase wie von jenem engen, erdgebundenen OO
Blicke der sich über seine nächste Umwelt OO
nicht erheben kann, erlebten sie im Innersten OO
die unvergleichliche hohe Einung aller OO
Seelenkräfte, die alles Äußere ins Innere OO
bringt und die kein «Außen» kennt, das nicht OO
der sichtbarliche Ausdruck innersten Ge‐ OO
schehens wäre. ‒
So wußten sie ein äußeres Tun zu formen, OO
das Allerinnerstes erreichen mußte, um OO
durch dies Allerinnerste das Äußere zu OO
wandeln.
Den geistigen Gesetzen untertan, suchten OO
sie Menschen und Dinge aus 
erdenhafter 
OO
Bindung zu 
erlösen.
Sie lehrten äußere Kräfte so 
gebrauchen, 
OO
daß Allerinnerstes, 
durch sie zur Wir‐ 
OO
kung angeregt, die Banden 
sprengte, 
OO
die anders nicht zu lösen waren.
Selbst hohe 
Magier, lehrten sie 
Magie 
OO
der 
göttlich höchsten Art und wurden 
OO
so zu 
Erlösern ihrer im Tiere schlafenden 
OO
Brüder.
Nicht jene 
irdische Erkenntnis wollten sie 
OO
vermitteln, die, als Frucht des 
Denkens, 
OO
zwar 
hohe Werte fördern, aber 
nie zu 
OO
geistigem Erwachen tauglich machen 
OO
kann.
Ihr Wirken galt dem 
geistigen Erkennen, 
OO
dem 
jene Dinge sich entschleiern müssen, 
OO
die 
nie dem 
Denken sich enthüllen kön‐ 
OO
nen, da sie dem 
Schein entrückt, als letzte 
OO
Wirklichkeit im 
Sein allein sich finden. ‒ 
OO
.Alles 
Denken menschlicher Gehirne ist 
OO
für immerdar in der 
Erscheinungswelt 
OO
verankert, der die Gehirne, mögen sie auch OO
über rein Abstraktes fabeln, selbst als OO
Teile angehören.
So wie da keiner sich selbst überspringen OO
kann und wenn er auch der beste Springer OO
wäre, so kann kein Denker jemals dem Be‐ OO
reich des Denkens ‒ der irdischen Er‐ OO
scheinungswelt ‒ sich selbst entziehen, OO
und wenn er es versucht, wird er mit aller OO
Arbeit seines messerscharfen Denkens sich OO
nur selbst zum Narren haben ohne solches zu OO
bemerken...
Alles aber, was zu dieser irdischen Er‐ OO
scheinungswelt gehört, ist jenes «Außen», OO
dem ein Innerstes entspricht, das nie im OO
Denken zu erreichen ist, da alles Denken, OO
mag es sich auch noch so hoch erheben, OO
Funktion bleibt der Erscheinungs‐ OO
welt, in ihr beschlossen und verhaftet, mag OO
auch der Gegenstand des Denkens an OO
sich selbst hoch über aller irdischen Er‐ OO
scheinung liegen. ‒
Als Material des Denkens ist des Gegen‐ OO
standes vages Abbild nur gegeben. Er OO
selbst bleibt wo er war und kann dem 
OO
Reiche irdischer Erscheinung niemals sich zu 
OO
eigen lassen.
.Der Denker kann nicht Dinge letzter 
OO
Wirklichkeit erfassen.
Er setzt für sie 
Gedanken, die als 
Ge‐ 
OO
bilde der Erscheinungswelt 
in ihr be‐ 
OO
schlossen bleiben. ‒ ‒
Auch alle 
Geisteswelten sind 
Erschei‐ 
OO
nungs-Welten, wenn auch von weit subli‐ 
OO
merer Art als die Erscheinungswelt der kos‐ 
OO
mischen Materie.
Und auch in ihnen kann das 
Denken nie 
OO
das 
Innerste ‒ 
die letzte Wirklich‐ 
OO
keit ‒ erreichen. ‒
Wohl ist das Denken dort an 
geistige Or‐ 
OO
gane nur gebunden und so mannigfacher 
OO
Hemmung frei, die irdische Gehirne fesselt. 
OO
Allein auch jene 
geistigen Organe sind nur 
OO
Teile geistiger 
Erscheinungswelten und 
OO
was sie fassen können, bleibt in geistiger Er‐ 
OO
scheinungswelt beschlossen.
 
Soll aber 
letzte Wirklichkeit der sicheren 
OO
Erkenntnis sich enthüllen, dann gibt es nur 
OO
ein Inne-
Werden dessen, was es zu erkennen 
OO
gilt!
Nur im 
Erleben ist die letzte 
Wirklich‐ 
OO
keit zu fassen! ‒ ‒ ‒
.Es ist dies ein 
Erleben, das, der 
Kraft 
OO
nach, 
über allem Denken steht, der 
Art 
OO
nach aber 
jenseits allen Denkens. ‒
Solches 
Erleben zu bewirken lehrten die 
OO
hohen Meister vorgeschichtlicher Tage einst 
OO
die reine 
Magie, die sie im Kulte zu ver‐ 
OO
ankern suchten.
Es wurde jene 
Kultmagie der Welt gege‐ 
OO
ben, die sich noch jetzt in letzten Resten auf 
OO
der Erde findet...
.Die Fundamente alter 
Tempel die 
OO
einst solchen Kult am Werke sahen, haben 
OO
ernste Forscher ausgegraben.
Sie fanden auch so manches 
Kultgerät, 
OO
fanden mannigfache Spuren bildgefaßter 
OO
Darstellung der alten Lehre, allein des OO
Kultes heiliges Mysterium ging einst mit OO
jenen Menschen unter, die es in ferner Vor‐ OO
zeit als der Götter Gabe streng vor jeglicher OO
profanen Neugier schützten. So sorgsam war OO
dieser Schutz, daß aller Forschungsfleiß ver‐ OO
geblich ist, will er aus den Fragmenten die OO
gefunden wurden, Schlüsse auf die Art des OO
einst geübten Kultes ziehen.
Nur jene letzten kultischen Reste die sich in OO
der Sprache Roms sowie im Innern Asiens OO
erhalten haben, könnten hier spärlichen Auf‐ OO
schluß geben. ‒
Auch hier aber würde wohl allzuleicht der OO
rote Faden, der des Labyrinthes Ausgang OO
finden lassen könnte, verloren.
Nur der verliert ihn nicht, der klar erkannte, OO
daß die alte Kultmagie nicht Lehre als Ge‐ OO
dankengut vermitteln wollte, sondern OO
Menschen zum Erleben dessen führte, was OO
anders nicht zu fassen ist als nur im inner‐ OO
sten Erlebnis höchster Art. ‒
In solchem Erleben nur wird Erdenmen‐ OO
schen jene Erkenntnis, die auch der Tod OO
des Erdenleibes nicht erschüttern oder gar 
OO
vernichten kann! ‒
.Nur 
solche Erkenntnis aber lohnt des 
OO
Erdenmenschen Streben nach gesichertem 
OO
Erkennen!
Dem so Erkennenden wird jegliche Erschei‐ 
OO
nungswelt ‒ sei es die Welt der kosmischen 
OO
Materie oder eine jener Welten 
geistiger 
OO
Substanz ‒ zum 
Ausdruck und zum reinen 
OO
Bilde letzter 
Wirklichkeit.
Nur er wird jegliche 
Erscheinung aus dem 
OO
Innersten des 
Seins heraus verstehen, sei es 
OO
in diesem Erdenleben, oder in den mannig‐ 
OO
fachen Lebensformen, die der Menschengeist 
OO
durchlebt, wenn er vom Körper dieses Erden‐ 
OO
tieres bereits abgeschieden ist! ‒
.Uralte, aus des Menschen Erdennot ge‐ 
OO
zeugte Fabeln wollen ihn bereden, daß er 
OO
nach diesem Erdenleben sogleich die volle 
OO
Klarheit in den Sphären übererdenhaften 
OO
Lichtes fände.
Der Mensch aber möge sich 
fernehalten 
OO
solcher wunschgeborenen 
Täuschung! ‒ 
OO
Was nicht auf dieser Erde in des Erdenlebens 
OO
kurzen Tagen ihm geworden ist, wird ihm 
OO
auch 
nach dem Scheiden aus der irdischen 
OO
Erkenntnisform erst einstens 
werden müs‐ 
OO
sen aus dem 
gleichen innersten 
Erleben, 
OO
das ihm auch 
während dieses Erdendaseins 
OO
hätte werden können, 
bevor er von der 
OO
Erde schied. ‒
Es kann ihm nichts 
erlassen werden, wo 
OO
immer er sich auch finden mag, denn hier 
OO
heischt 
ewiges Gesetz Erfüllung!
.Wohl kann der Menschengeist Jahrtau‐ 
OO
sende in Geisteswelten glückerfüllt durch‐ 
OO
leben, allein zuletzt wird ihn das gleiche 
OO
Grauen fassen, das ihn hier auf Erden faßt, 
OO
empfindet er in großen Augenblicken, daß 
OO
über aller höchsten Seelenregung noch ein 
OO
höchstes 
Innerstes ihm 
unerreichbar 
OO
bleibt. ‒
Dann wird er 
dort wie 
hier der hohen 
OO
Helfer Hände suchen müssen, soll er 
ins 
OO
Innerste des Seins geleitet werden...
Er selber aber muß sich erst erlebnis
fähig 
OO
machen, soll ihm das Erlebnis 
werden! ‒ ‒ 
OO
Ist es ihm 
geworden, so wird er zwar ver‐ 
OO
bleiben in seiner geistigen Erscheinungswelt, 
OO
jedoch als ein 
Wissender, den nichts mehr 
OO
trügen kann, ‒ nicht anders als wie er 
hier 
OO
auf Erden gewiß die Erdenwelt nicht 
ver‐ 
OO
lassen wird, nachdem ihm Erkenntnis aus 
OO
dem 
Erleben wurde. ‒
.Entgegen jenen Fabeln, die dem Men‐ 
OO
schengeiste ein 
erleichtertes Erkennen 
OO
nach dem Scheiden von dem Erdentieres‐ 
OO
körper prophezeien, muß ich bekunden, daß 
OO
vielmehr dem Menschengeiste der des 
Er‐ 
OO
dentieres Kräfte 
noch in diesem Er‐ 
OO
denleben meistert, das innerste 
Erle‐ 
OO
ben, das allein zu der Erkenntnis letzter 
OO
Wirklichkeit verhilft, gar sehr 
erleich‐ 
OO
tert ist, ‒ ja daß er 
ohne dieser Erde Leib 
OO
unsagbar 
Schwereres erfüllen muß, will er 
OO
 
zu seinem unentrinnbar festgesteckten Ziele 
OO
hingelangen. ‒
.Die 
Leuchtenden des Urlichts, die 
OO
da ehedem den Kult der Götter einst zur 
OO
Kultmagie erhoben, 
wußten um die 
OO
Kräfte dieser Erde, die der Menschen‐ 
OO
geist sich dienstbar machen kann auf diesem 
OO
Weg.
Darum vereinigten sie 
die Erde dem 
OO
Himmel, ‒ darum schufen sie den 
kulti‐ 
OO
schen Gebrauch, der irdische Kräfte: 
OO
Zeichen, 
Laut und 
Ton, dazu benützt, 
OO
das 
Innerste des Menschen zu erreichen, 
OO
in dem allein das heilige Erlebnis letzter 
OO
Wirklichkeit zur 
Wahrheit werden 
OO
kann. ‒
.Wahrlich, der Mensch dieser Tage darf 
OO
es gar sehr beklagen, daß ihm 
der Weg des 
OO
Kultes, will er sich nicht Dogmen beugen, 
OO
die er als krauses Gemächte menschlichen 
OO
Hochmuts erkennt, schon seit Jahrtausenden 
OO
verschüttet ist! ‒
Und dennoch ist ihm der Weg zum 
Erlebnis 
OO
keinesfalls verschlossen.
Es ist ein 
anderer Weg bereitet worden, 
OO
der über den Schutt der Tempeltrümmer hin‐ 
OO
weg 
ins Innerste des heiligen Landes 
OO
der Seele führt...
.In mancherlei Lehre habe ich diesen Weg 
OO
beschrieben.
Ich setzte Wegmarken für alle die ihn finden 
OO
wollen.
Die diesen Weg beschritten haben, erfahren 
OO
mehr und mehr, daß sie dem Ziele näher 
OO
kommen, und viele sind des Zieles schon 
OO
innegeworden.
Sie missen nicht mehr die 
Tempel der 
OO
alten Kulte, und nicht die Förderung 
OO
durch 
Kultmagie, obwohl sie, erkennend 
OO
was der 
Geist erkennen lehrt, in manchem 
OO
alten Tempel wesenhaften 
Geistes Spuren 
OO
fanden und wahrlich die 
Magie der alten 
OO
Kulte hoch zu ehren wissen.
.Der Weg ins 
Innerste des Inneren, wie 
OO
er für 
alle gangbar ist zu allen Zeiten, ist 
OO
für jeden Einzelnen 
verschieden, obwohl 
OO
er stets der 
gleiche Weg 
für alle bleibt.
Die 
eigene Artung des Menschen be‐ 
OO
stimmt diesen Weg, so daß jeder den 
seinen 
OO
findet auf der gleichen Spur die auch der 
OO
andere geht. ‒
Am 
Ziele erst wird jeder gewahr, daß er in 
OO
seiner Art den 
gleichen Weg gegangen 
OO
ist wie alle anderen die das Ziel erreichten, ‒ 
OO
daß keine Weise, ihn zu gehen, etwa leichter 
OO
oder schwerer ist...
Wer immer aber diesen Weg durchwandelt, 
OO
wird von 
Erkenntnis zu 
Erkenntnis in 
OO
sich selber schreiten, bis er, am Ziele an‐ 
OO
gelangt, 
sich selbst erkennt und in sich 
OO
selbst das Heiligtum gewahrt, in dem die 
OO
Gottheit wirkend sich bezeugt als sein 
le‐ 
OO
bendiger Gott. ‒
*
 
.Versunken in die Finsternis des «Tieres», 
OO
erkannte einst der Menschengeist 
sich 
OO
selbst und sein Geschick in fahlem 
Bilde 
OO
und stellte dieses Bild aus sich heraus als 
OO
Mythos. ‒
Gar spärlich war dieser Strahl des inneren 
OO
Lichtes und dennoch ließ er jenes Weges 
OO
ersten Anfang finden, der den Geist des 
OO
Menschen aus des «Tieres» Banden, wieder 
OO
zu sich selber führt.
Die wenigen, die diesen Weg erkannten, fan‐ 
OO
den in früher Vorzeit schon ‒ wenn auch 
OO
nur tastend und erahnend ‒ in sich empor 
OO
zu jenem 
wesenhaften Lichte, das sich 
OO
niemals völlig von dem Menschengeiste 
OO
scheiden konnte, ‒ fanden des Weges 
Ziel: 
OO
‒ erlebten 
in sich selbst ihren 
leben‐ 
OO
digen Gott, auch wenn sie solches Erleben 
OO
nur irrig zu 
deuten wußten. ‒
Es ist auch hier nicht die 
Deutung, die des 
OO
Erlebens Wert bestimmt, sondern allein des 
OO
Erlebens 
Wirklichkeit!
Die aber solchen Erlebens Wirklichkeit 
OO
nicht innewurden, schufen sich aus den 
OO
 
Kräften des «Tieres» ein 
äußeres Licht, 
OO
und all ihr Streben war darauf gerichtet, 
OO
diesem Lichte, das die äußere Nahrung des 
OO
gehirnlichen 
Denkens braucht, stets neue 
OO
Nahrung zuzuführen, so wie man das Öl auf 
OO
den Docht der Lampe gießt. Allmählich 
OO
brannte dieses Licht sodann für viele 
viel 
OO
zu hell, als daß sie noch nach jenem 
in‐ 
OO
neren Lichte, das allein des 
Geistes Weg 
OO
erhellen kann, Begehr getragen hätten...
So ging selbst das Wissen um jenes inneren 
OO
Lichtes 
Dasein den allermeisten 
völlig 
OO
verloren, und viele, die noch darum wuß‐ 
OO
ten, achteten es mehr und mehr 
gar sehr 
OO
gering, geblendet von dem grellen Schein 
OO
der Leuchte, die sie sich selbst geschaffen 
OO
hatten um die 
Außendinge zu erhellen.
Die Finsternis, die ringsum sie umgab, ließ 
OO
dieser Leuchte Schein so hell erstrahlen, daß 
OO
sie nicht glauben konnten, eines anderen 
OO
Lichtes zu bedürfen...
.Auch heute sind gar viele von diesem 
OO
äußeren Lichte geblendet, so daß es ihren 
OO
Augen schier als 
allen Lichtes Inbegriff 
OO
erscheint.
Jedoch die 
Seele bleibt bei diesem äußeren 
OO
Lichte stets in 
Dämmerdunkel und nicht 
OO
für alle Zeit läßt sich der Seele banges Rufen 
OO
überhören. ‒
So wird gar mancher doch an seines selbst‐ 
OO
geschaffenen Lichtes Allgewalt im Laufe sei‐ 
OO
nes Lebens irre und sucht auf oftmals wun‐ 
OO
derlichen Wegen jenes 
innere Licht zu fin‐ 
OO
den, von dem ihm Kunde aus der Vorzeit, 
OO
und das Wissen derer, die es in sich selbst zu 
OO
finden wußten, sagen.
So mancher alte 
Mythos wird befragt, ob 
OO
er nichts sagen könne von der Weise, 
wie 
OO
dieses 
innere Licht 
erlangbar sei, und 
OO
dem Geheimnis alter 
Kulte sucht man auf 
OO
die Spur zu kommen, um hier vielleicht be‐ 
OO
lehrt zu werden.
.Zwar sind nun 
Mythos sowohl, wie 
OO
alles, was noch an Resten alter 
Kulte lebt, 
OO
erfüllt von Wissen um die rechte Art, in der 
OO
das innere Licht erfahren werden kann, je‐ 
OO
doch man sucht auch hier stets nur von 
OO
außen her, im Lichte seiner selbstgeschaf‐ 
OO
fenen Leuchte. ‒
So führt auch 
dieses Suchen nur zu 
äußer‐ 
OO
lichen Dingen, und ihre 
Deutung gibt 
OO
dem 
Irrtum Zuwachs. ‒
.Es könnte mancher 
Mythos deutliche 
OO
Fingerzeige geben, wüßte man ihn zu be‐ 
OO
trachten, wie einst die Wissenden ihn be‐ 
OO
trachtet wissen wollten: ‒ 
als Bild eines 
OO
inneren und innersten Geschehens 
OO
im Menschen selbst...
Vor allem aber kann hier jeder letzte Rest 
OO
von 
Kultmagie, der noch erhalten oder 
OO
auch nur durch Berichte alter Schriften noch 
OO
erkennbar ist, die Augen öffnen, will man die 
OO
Art und Weise finden, wie das innere Licht 
OO
aufs neue zu erlangen ist. ‒
.In aller Kultmagie ist Äußeres dem Inne‐ 
OO
ren 
vereint und 
durch das Äußere wird 
OO
Innerstes erreicht. ‒
Das Äußere ist ihr niemals 
um seiner 
OO
selbst willen da!
Die kultischen Gebräuche mögen äußerer Be‐ 
OO
trachtung wohl an sich 
genügen: was ihre 
OO
Schönheit, ihre 
Wirkung auf die Sinne, 
OO
ihre 
Kraft des Ausdrucks anbelangt, ‒ 
OO
allein dies alles ist nur 
Mittel um das 
In‐ 
OO
nere des Menschen zu erreichen, damit es 
OO
fähig werde, in sich selbst das 
Allerinner‐ 
OO
ste in eigenem 
Erleben zu erfahren. ‒ ‒ 
OO
.Hier ist die hohe Lehre aufgezeigt, die 
OO
aus den Resten alter Kultmagie auch noch 
OO
dem Menschen dieser Tage werden kann! 
OO
Hier gilt es zu erfassen, daß alles 
Äußere 
OO
dem 
Inneren verbunden ist und darum nie‐ 
OO
mals anders als nur 
bruchstückweise sich 
OO
erkennen läßt, solange man es nur von 
OO
außen her beleuchtet! ‒ ‒
Hier gilt es zu erfassen, daß ein jegliches Ge‐ 
OO
 
schehen in der 
Außenwelt zurück auf die 
OO
Innenwelt wirkt! ‒ ‒
Hier gilt es zu erfassen, daß auch des Men‐ 
OO
schen 
Alltagsleben sich zur 
Kultmagie 
OO
erheben läßt, wenn er in allem seinem Tun 
OO
bestrebt ist, auf sein 
Inneres in 
solcher 
OO
Weise einzuwirken, daß dieses Innere all‐ 
OO
mählich zum 
Erwachen kommt! ‒
.Noch sind nur Seltene sich der Verant‐ 
OO
wortung bewußt, die sie für jeden leisesten 
OO
Gedanken, jedes 
Wort und jede 
Tat in 
OO
dieser Außenwelt zu tragen haben...
Die Allermeisten wissen nicht ‒ und manche 
OO
wollen es nicht wissen ‒ daß 
Worte und 
OO
Gedanken für die Wirkung in das 
Innere 
OO
des Menschen fast 
gleichen Wertes sind 
OO
wie die vollbrachte 
Tat, und daß sie stets 
OO
durch all ihr 
Denken, 
Reden oder 
Tun 
OO
nicht nur ihr 
eigenes Inneres in guter oder 
OO
übler Weise formen, sondern auch der Innen‐ 
OO
welt der 
anderen entweder zum 
Segen 
OO
werden oder zum 
Fluch...
.Hier möge jeder, der diese Worte liest, 
OO
sich selber fragen, ob er hinfort sein ganzes 
OO
Wirken so gestalten will, daß es ihm selbst 
OO
und allen, die in seiner Mit- und Nachwelt 
OO
leben, zum Segen werde! ‒
Nur wenn er solchen Willens ist, wird er die 
OO
Vorbedingung schaffen, die 
von ihm selbst 
OO
allein geschaffen werden 
kann und die von 
OO
ewigem 
Gesetz gefordert wird, soll sich das 
OO
innere Licht ihm offenbaren! ‒ ‒ ‒
.Gar viele sind des eitlen Glaubens, sie 
OO
müßten «große Dinge» tun in dieser Außen‐ 
OO
welt, damit ihr Wirken ihnen selbst und an‐ 
OO
deren ein Heil erwirke, das meistens nur in 
OO
ihrem eigenen Wahn als «Heil» 
erscheint, 
OO
‒ zuweilen aber auch, selbst schon in dieser 
OO
Außenwelt, mehr 
Unheil ist als Heil. ‒ ‒ 
OO
Sie achten sehr auf solches Tun, das 
allen 
OO
sichtbar wird, doch sind sie weit davon 
OO
entfernt, ihr Denken, Reden oder Handeln 
OO
dort zu zügeln, wo sie es vor der Welt 
ver‐ 
OO
borgen glauben. ‒ ‒
 
So fühlen manche sich berufen, ganze Völker 
OO
zu beglücken, obwohl sie selbst nur Sklaven 
OO
ihrer eigenen Gedanken sind.
.Wahrlich, ‒ wer solcherart noch sich 
OO
selbst betört, darf 
nicht erwarten, daß das 
OO
innere Licht ihm werden könne!
Wer es erlangen will, wird all sein Tagewerk 
OO
‒ sei es nun weithin sichtbar oder still ver‐ 
OO
borgen ‒ 
verantwortungsbewußt voll‐ 
OO
bringen müssen, ‒ sich selbst bewahrend 
OO
vor dem Wahn, daß 
jene Taten nur zu 
OO
zählen seien, die dereinst in Chroniken ver‐ 
OO
zeichnet werden. ‒
Und führte ihn sein Lebensweg zu einem 
OO
Wirken, das für 
Viele in der Außenwelt 
OO
Verantwortung zu tragen hat, so lasse er 
OO
erst recht sich nicht verführen, jene 
an‐ 
OO
dere Verantwortung gering zu schätzen, die 
OO
ihm obliegt bei 
allem Alltagstun, auch 
OO
wenn es so verborgen ist, daß nie ein Anderer 
OO
darum weiß!
.Was die Magie der alten Kulte nur für OO
Feierstunden zu bewirken wußte: ‒ die OO
Einwirkung des äußeren Tuns auf OO
unsichtbare Kräfte ‒ das wird dem Su‐ OO
chenden, der jenen freien Höhenweg, den OO
ich ihm zeige, zu betreten weiß, zur Heili‐ OO
gung des ganzen Erdenlebens werden! ‒ ‒ OO
Er wird durch all sein Denken, Reden OO
oder Tun sich magisch wirkend wissen, OO
und wird gar bald erkennen, daß nichts in OO
dieser Außenwelt geschehen kann, das OO
ohne Wirkung bleiben könnte im Bereich OO
des Unsichtbaren.
So wird er seine Seele zum Erwachen brin‐ OO
gen und in sich selbst erfühlen, daß ihm ‒ je OO
nach seines Strebens Inbrunst ‒ eine Gei‐ OO
steshilfe nahekommt, von deren Dasein er OO
vordem kaum wußte, oder deren Wirken ihm OO
vor seinem Selbsterleben, außer aller Mög‐ OO
lichkeit zu liegen schien, so daß er jede OO
Kunde, die ihm davon sagte, in das Reich OO
der «frommen Fabeln» wies...
Durch solche Geisteshilfe wird er sich auf OO
seiner Bahn alsdann geleitet wissen, bis OO
seine Seele so bereitet ist, daß sie des 
inne‐ 
OO
ren Lichtes endlich 
teilhaft werden 
OO
kann...
In diesem 
inneren Lichte wird er dann 
OO
sich selbst für alle Ewigkeit geborgen fin‐ 
OO
den, und allen seinen letzten Fragen nach 
OO
des Menschendaseins Sinn wird unbezweifel‐ 
OO
bare Antwort aus dem eigenen 
Erleben 
OO
kommen...
*
.Der Menschengeist, der sich in dem un‐ 
OO
gestüm heischenden «Tiere» der Erde selbst 
OO
verloren hat, bleibt dennoch für alle Zeit 
OO
seiner geistigen Urheimat verbunden, auch 
OO
wenn er nicht darum weiß.
In dichtester Verfinsterung wird ihm zu Zei‐ 
OO
ten stets ein zarter Strahl des 
Lichtes wie‐ 
OO
derkehren, aus dem er einst sich selbst durch 
OO
eigene Willensabkehr löste. Es sind nur we‐ 
OO
nige Sekunden jeweils, die ihn wie Erinne‐ 
OO
rung an längstgeträumte Träume noch er‐ 
OO
ahnen lassen, daß er von Ewigkeit her 
An‐ 
OO
deres ist als dieses «Tier» der Erde, dem er 
OO
hier sich so verhaftet fühlt, daß er ihm seinen 
OO
ewigen 
Namen gab. ‒
Aus solchen wenigen Sekunden wird ihm 
OO
dann der Drang, 
sich selbst im Erdentiere 
OO
wieder aufzufinden.
.Gewohnt, allein des «
Tieres» Kräften 
OO
zu vertrauen, beginnt er so sein Suchen nach 
OO
sich selbst in 
gleicher Weise, wie er 
die 
OO
Dinge dieser Erde zu ergründen sucht.
 
Notwendig muß er die Erfahrung machen, 
OO
daß all sein Suchen nach sich selbst auf 
OO
solche Art 
vergeblich bleibt und nur die 
OO
Dunkelheit 
verdichtet, die ihn vordem 
OO
schon umgab. ‒
Wü
rde 
Hilfe ihm nicht, die 
allein hier 
OO
helfen kann, ‒ die Hilfe aus der 
Urheimat 
OO
des Geistes, dargeboten durch die hohen 
OO
Helfer die dazu verordnet sind, ‒ so müßte 
OO
der Mensch daran verzweifeln, jemals 
sich 
OO
selbst, als den 
ewigen Menschengeist, 
OO
im «Tiere» dieser Erde wieder zu finden, und 
OO
den Dämon dieser Erde ‒ den «Fürsten der 
OO
Finsternis» ‒ zu bezwingen...
.Die sanften Strahlen uranfänglichen Lich‐ 
OO
tes, die ihn zu Zeiten erreichen, vermögen es 
OO
wohl, in ihm die 
Sehnsucht nach dem 
OO
Lichte zu erwecken, allein: ‒ noch läßt sich 
OO
die 
Fessel nicht lösen, die das «
Tier» um 
OO
den Menschengeist, der in und mit ihm lebt, 
OO
zu schlingen wußte. ‒
Noch wird sich der Mensch der 
Weite seines 
OO
Geistes, noch wird er seiner Höhe und OO
Tiefe nicht bewußt, denn was er bis hierher OO
seinen «Geist» zu nennen pflegte, ist nichts OO
anderes als sein gedankliches Bewußtsein OO
um sein tierisch-irdisches Erleben. ‒
Hier aber findet er sich eingeengt in viel‐ OO
facher Bindung, so daß er alles was nicht OO
gleicher Bindung unterworfen ist, als außer OO
sich und über sich empfindet. So schafft er OO
sich seinen Gott und seine Götter, auf daß OO
sie Träger seien dessen, was seiner Erd‐ OO
gebundenheit sich scheinbar nicht vereinen OO
läßt, und noch nicht erkannt wird als des OO
eigenen, ewigen Wesens Inbegriff...
So schafft er sich seinen Mythos ohne vor‐ OO
erst auch nur zu ahnen, daß er nur die Ge‐ OO
schichte seines eigenen Daseins dar‐ OO
zustellen weiß. ‒
So schafft er aus dem Mythos sich den Kult, OO
und wird sich nicht bewußt, daß hier das OO
Erdentier, gezwungen sich dem Menschen‐ OO
geiste endlich zu beugen, nur eine Ausflucht OO
fand, um seine Herrschaft doch in dieser OO
Form zu wahren...
.Wü
rde der Mensch erkennen 
wer er ist, 
OO
dann wäre es um des «Tieres» und des Erden‐ 
OO
dämons Macht in ihm geschehen, ‒ so aber 
OO
stellt er sein Bestes 
über sich hinaus und 
OO
fühlt sich nur um so mehr in des «Tieres» 
OO
und seines kosmischen Despoten Gewalt.
Die 
Leuchtenden des Urlichts, die 
OO
einst den Kult zur Kult-
Magie erhoben, 
OO
suchten zwar ihre irrenden Menschenbrüder 
OO
solcherart aus dieser Macht des «Tieres» zu 
OO
erlösen, doch viel zu fest hält diese Macht 
OO
den Menschengeist gebunden, als daß er je‐ 
OO
mals sich ihr ganz entwunden hätte.
Der 
größte Liebende ging über diese 
OO
Erde und lehrte klaren Wortes, daß dem 
OO
Menschen «alle Gewalt» gegeben sei, des 
OO
«Tieres» und der dämonischen Kräfte 
Herr 
OO
zu werden und aller selbstgeschaffenen Götter 
OO
Herrlichkeit in sich zurückzunehmen, ‒ 
OO
allein man verstand nicht seine Lehre und 
OO
formte sie in solcher Weise um, daß man im 
OO
«Tiere» zwar fortan den «
Feind» erblickte, 
OO
doch einen Feind, den man zwar 
foltern, aber 
OO
niemals 
gänzlich überwinden könne.
 
Erstickt ward jegliche Regung, sich des 
OO
«Tieres» Kräfte zu 
einen und als des «Tie‐ 
OO
res» 
Herr sich seiner zu bedienen, wie man 
OO
ein Lasttier braucht, das man zwar gut bei 
OO
Kräften hält und wohlernährt, doch sicher 
OO
dorthin lenkt, wo es dem Eigner Dienste 
OO
leisten soll...
.Die Kunde von des hohen Meisters Le‐ 
OO
benstagen ward zu einem neuen 
Mythos, 
OO
der alsbald auch einen 
Kult zu tragen hatte, 
OO
geformt aus 
Überresten alten kulti‐ 
OO
schen Besitzes, denen man aus Worten die 
OO
der Meister 
hell und 
klar gesprochen hatte, 
OO
willkürlich 
dunkle, eigener verworrener 
OO
Erkenntnis angepaßte 
Deutung gab. ‒
Bedeutsam aber bleibt auch heute noch, was 
OO
so entstanden ist, da es die Reste alter 
Kult‐ 
OO
magie verwahrt, die sonst verloren wären. 
OO
Unzählige sind noch in heutigen Tagen nur 
OO
durch diese Reste alter Kultmagie dem 
Gei‐ 
OO
stigen verbunden und 
Geisteshilfe weiß 
OO
sie zu erreichen, sei auch die eigentliche 
OO
Quelle solcher Hilfe ihren Augen dicht ver‐ OO
hüllt durch jene bilderreichen Schleier, die OO
der Mythos ihres Glaubens, wunderlich und OO
arabeskenhaft verschlungen, um alle letzte OO
Wirklichkeit zu weben weiß...
Nicht denen, die in solcher Art Ge‐ OO
nüge finden, gelten meine Worte!
Sie mögen zu bewahren suchen was sie haben, OO
und dürfen immerhin gewiß sein, daß der OO
Weg den ihres Glaubens Lehre sie zu gehen OO
heißt, zwar oftmals «Umweg» ist und sie OO
durch dunkle Gründe leitet, jedoch zu‐ OO
letzt, wenn sie das Reich der bloßen Bilder OO
einst durchwandelt haben, das höchste OO
Ziel dennoch erreichen läßt, ‒ so sie auf OO
diesem Wege, voll des gläubigen Ver‐ OO
langens, letztlich nach dem Geiste stre‐ OO
ben. ‒
Anderen aber gilt meine Rede!
Jenen Anderen, die keine Kultmagie er‐ OO
reicht, da sie der Deutung die der Kult er‐ OO
heischt, sich längst entwachsen wissen, auch OO
wenn sie noch erfühlen, was wie ferner Glok‐ OO
kenklang aus dieses Kultes Liturgien tönt, OO
als letztes Zeugnis längst dahingegangener 
OO
Geschlechter. ‒
.Der Weg den ich zu künden komme, läßt 
OO
den Suchenden der ihm vertraut, das Land 
OO
der 
Wirklichkeit erreichen, ohne seinen 
OO
Blick durch jene Mauern einzuengen, die ein 
OO
furchtgeborener Glaube angstumschnürter 
OO
Herzen zu errichten wußte... Wer immer 
OO
diesen Weg betritt, wird 
in sich selber 
OO
sichere 
Führung finden, so er nur selbst 
OO
sich solcher Führung 
würdig macht durch 
OO
eine 
Willenswandlung, die da 
alle seine 
OO
Seelenkräfte 
einigt in unwandelbarem Stre‐ 
OO
ben nach dem höchsten Ziele. ‒
Wer aber diesen Weg betritt, wie er auch vor‐ 
OO
dem andere Wege fruchtlos zu erforschen 
OO
strebte ‒ sei es um der Neugier willen, oder 
OO
um sein 
erdenhaftes Wissen zu bereichern 
OO
‒ der wird 
allein gelassen werden und gar 
OO
bald des Weges rechte Spur 
verlieren!
Desgleichen duldet dieser reine Höhenweg 
OO
die Füße dessen nicht, der noch das «Tier» 
OO
in sich nicht zu 
bezwingen wußte, mag er 
OO
auch seiner Seele Kräfte allem Hohen dienst‐ 
OO
bar machen wollen...
Hier ist kein 
Paktieren möglich mit des 
OO
«Tieres» nimmersatten Trieben, und keine 
OO
Folge triebversklavten Handelns läßt sich 
OO
tilgen! ‒ ‒ ‒
.Das «Tier» im Menschen wird ihm täg‐ 
OO
lich tausend gute Gründe bringen, seiner 
OO
Triebe scheinbar «gutes Recht» zu wahren. 
OO
Des «Tieres» Stimme wird mit holden Wor‐ 
OO
ten schmeicheln, ‒ wird geflissentlich den 
OO
Menschen zu betören suchen, als sei «belang‐ 
OO
los», was er ihm gewähre, bleibe seiner 
Seele 
OO
Sehnen nur auf 
Geistiges gerichtet...
Es sucht das «Tier» mit allen Listen seine 
OO
Macht zu wahren und duldet selbst 
Ver‐ 
OO
achtung und Verachtung seiner 
Wünsche, 
OO
wenn der Mensch um diesen Preis nur sich 
OO
ihm ergibt. ‒
.Wer 
aber den Weg, der ihn zur 
Selbst‐ 
OO
erkenntnis führen sollte, nicht im Wege 
OO
zur 
Vernichtung enden sehen will, der hüte 
OO
sich, des «Tieres» Stimme zu vertrauen!
Er sei gut zu dem Tiere und wisse ihm zu 
OO
sagen: «Wahrlich, ich danke dir, du mein 
OO
Tier, daß du solcherart stark in mir bist, 
OO
allein deine Kraft sei nun allein in 
meiner 
OO
Macht! ‒ Wisse: du sollst mir 
gewandelt 
OO
werden, und gefügig mir fortan 
dienen als 
OO
deinem 
Herrn!» ‒
.Wie Donnerschlag ist solches Wort dem 
OO
«Tiere», so daß es daran 
sterben muß, ‒ 
OO
jedoch, wie eine ekle Raupe zwar 
als Raupe 
OO
stirbt, um dann 
als farbenreicher Falter 
OO
zu erstehen, so ist auch des «Tieres» Sterben 
OO
nur vonnöten, damit es zu 
neuer Art des 
OO
Lebens ‒ 
geläutert und durchlichtet 
OO
in sich selbst ‒ gewandelt werde...
Der aber ehedem ein 
Höriger des «Tieres» 
OO
war, ist dann sein 
Eigner und es 
dient 
OO
ihm willig aus seiner 
erneuten, 
hochge‐ 
OO
wandelten Kraft! ‒ ‒
 
Im 
gleichen Leibe geschah sein «Sterben» 
OO
und sein Auferstehen, und doch sind 
alle 
OO
Atome dieses Leibes geistig 
erneut!
.Wer solcherart das «Tier» in sich zu 
OO
wandeln weiß, den wird des «Tieres» Leben 
OO
nicht mehr hindern können.
Dem Leben des 
Geistes wird es sich völlig 
OO
einen! 
OO
Wie das Gehäuse der Laute Resonanz dem 
OO
Klang der Saite gibt, so wird der 
tierische 
OO
Leib dem Menschen 
dienen, seines 
Gei‐ 
OO
stes Kraft zu voller Entfaltung zu bringen. 
OO
Es wird fürderhin nur der 
Geist alle Herr‐ 
OO
schaft üben!
Ausgelöscht ist des «Tieres» 
Eigenwille, 
OO
der vordem des Geistes 
Feind und steter 
OO
Widersacher war...
.Nun erst ist die Gefahr beschworen, die 
OO
einem Jeden stetig droht, der sich vermißt, 
OO
zur Höhe aufzusteigen, bevor das «
Tier» in 
OO
ihm 
erstarb und wieder ihm 
erstand, in 
OO
heilig hehrer 
Wandlung hingegeben nun 
OO
des Geistes Willen! ‒ ‒
.Zwar hat es zu jeder Zeit auch Menschen 
OO
gegeben, die, ihrer Geistigkeit bewußt, zu 
OO
hohen Stufen vorgedrungen waren, 
ohne des 
OO
«Tieres» sichere Eigner zu sein, allein, ‒ 
OO
man lasse sich durch hohen Erdenruhm nicht 
OO
täuschen.
Kein einziger aus ihnen hat sein 
höch‐ 
OO
stes Ziel erreicht auf dieser Erde, 
kein 
OO
einziger aus ihnen erlebte während dieses 
OO
Erdenlebens in sich selbst, in seinem Aller‐ 
OO
innersten, seinen 
lebendigen Gott! ‒ ‒ 
OO
Wohl hat ihr Geist in herrlich hohen Worten 
OO
sich bekundet, allein sie selber blieben stets 
OO
im Zwiespalt bis zum Ende! ‒
.Wer dieser geistig Hochgelangten weise 
OO
Worte in sich aufzunehmen weiß, tut wohl, 
OO
doch wahrlich darf er nicht ihr 
Leben sich 
OO
zur Richtschnur dienen lassen, wenn er zum 
OO
Vollbewußtsein seiner 
höchsten Daseins‐ 
OO
form im 
Göttlichen gelangen will! ‒ ‒ ‒ 
OO
Gar mancher Mensch, der in Verborgenheit 
OO
sein Leben lebte und dessen Name keine 
OO
Kunde nennt, hat unbeschreiblich Höheres 
OO
erreicht als auch der Größte derer, die zwar 
OO
hohe Geistesstufen zu ersteigen wußten, aber 
OO
nicht vermochten, aus des «Tieres» Fesseln 
OO
sich zu lösen...
.Nur dort, wo das «Tier» 
verwandelt 
OO
und vollkommen dem Geiste 
geeinigt 
OO
wurde, ‒ nur dort werden die Geheimnisse 
OO
nicht mehr nur 
geahnt, sondern in klarem, 
OO
wachen, eigenen Erleben 
erlebt! ‒
Solchem Erleben aber kann jede 
OO
Seele erschlossen werden.
Es bedarf dazu nicht des Glaubens an einen 
OO
Mythos, noch ist ein 
Kult dazu vonnöten, 
OO
der aus einem Mythos erwuchs.
.Wird 
Kult in seiner höchsten Form zur 
OO
Kult-
Magie, so läßt sich von des Erden‐ 
OO
menschen 
Alltagsleben sagen, daß es erst 
OO
lebens-
wert und lebens-
würdig wird, so‐ 
OO
bald der Mensch erkennt, daß all sein Tun ein 
OO
magisches Geschehen auslöst, mag er 
OO
darum wissen oder nicht... 
Erst dann ist die 
OO
höchste Form des Lebens erreicht, wenn 
alles 
OO
Denken, Reden oder Tun 
bestimmt wird 
OO
durch das Wissen um die Wirkung in der 
OO
unsichtbaren Welt des 
physischen Ge‐ 
OO
schehens, und weiter: durch das Wissen um 
OO
die Wirkung jeglicher 
Impulse auf die 
OO
eigene 
Geistsubstanz. ‒ ‒ ‒
.Von 
außen her wird hier auf Erden alles 
OO
Innere erreicht!
Von 
außen her allein vermag der Mensch 
OO
sein Inneres zu 
formen, auf daß es fähig 
OO
werde, 
Allerinnerstes dann in sich selber 
OO
zu 
vernehmen!
Es gibt nichts Äußeres, 
das hier ge‐ 
OO
ring zu achten wäre! ‒
 
.Bewußtseinsfremd geworden seiner Ur‐ 
OO
heimat im Geiste, findet der Menschengeist 
OO
sich nunmehr nur bestätigt durch sein Den‐ 
OO
ken, Reden oder Tun in dieser 
Außenwelt, 
OO
und nur 
von hier aus kann er füglich auch 
OO
zurückgelangen zu 
sich selbst.
Alles 
Äußere muß ihm zum Mittel werden, 
OO
sein 
Inneres wieder zu erreichen! Nur so 
OO
macht er von aller Außenwelt den rechten 
OO
Gebrauch: ‒ er, dem sein eigener Körper auf 
OO
dieser Erde schon «Außenwelt» ist! ‒
.Man ruft in diesen erdgefesselten Zeiten 
OO
nach dem «neuen Mythos», und man meint 
OO
im Grunde den neuen 
Kult...
Nicht eher aber wird der neue Kult der 
OO
Menschheit werden, als bis 
Magie in ihrer 
OO
heilighöchsten Form 
alles Erdenleben 
OO
durchlichtet hat. ‒
Die geistige 
Daseinswirklichkeit des 
OO
Menschen wird dann an die Stelle des 
OO
Mythos treten, und aus dem 
Leben wird 
OO
die kommende 
Kultmagie erstehen! ‒
*
 
ENDE