DIE EHE
KOBERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
Bô Yin Râ ist der geistliche Name von
Joseph Anton Schneiderfranken
6.Auflage
Erste Auflage: Richard Hummel Verlag Leipzig 1925
Ungekürzte wohlfeile Auflage daselbst 1929
© 1950, 1978, 1986 und 1988
Kobersche Verlagsbuchhandlung AG
3001 Bern
 
ALLEN,
DIE DAS GLÜCK DER EHE
SUCHEN!
 
HEILIG, dreimal heilig, 
die Ver‐
einigung von Weib und Mann
zu engverschmolzener Gemein‐
samkeit des Erdenlebens! ‒
Heilig der Geschlechter 
Inbrunst, sich
zu 
einen! ‒
Heilig das Mysterium des 
Zeugens
und 
Gebärens! ‒
Heilig das 
unsichtbare Band, das
längst 
Gewordenes vereint, auf
daß es 
neuem Werden eine Stätte
schaffe! ‒ ‒ ‒
Glückselig Mann und Weib, die solches
fassen, und sich in liebender Vereinung
zu 
erkennen wissen, so wie 
der Ur‐
sprung alles Seins als „
Mann” 
und
„
Weib” 
sich selbst erkennt, in 
ewig‐
licher Liebeseinung! ‒ ‒ ‒
 
Glückselig ist das Haus, das 
Gottes
hehrster Tempel hier auf Erden wird,
da eine wahre 
Ehe sich in ihm vollzieht,
geschlossen 
vor dem Angesicht der
Ewigkeit, von Menschen, die 
um
ihres Menschtums hohe Würde wis‐
sen! ‒ ‒ ‒
Was hier 
Erfüllung findet, ist 
geheim‐
nisreiches Wunder, Wenigen auf die‐
ser Welt nur kund, und 
denen selbst
verborgen, die es 
wirken! ‒ ‒ ‒
Wie so unsagbar 
töricht klingt es
meinen Ohren, ‒ wie aller Weisheit
wüstenweit entfernt, ‒ so man mir
von „
Vollendung” reden möchte, dort,
wo sich Mann und Weib auf ihren Le‐
benswegen 
meiden, um der vermeint‐
lich höheren Entfaltung ihrer Seelen
willen! ‒ ‒
 
Teilgestaltung wähnt 
Vollendung
sich zu schaffen, ‒ jeder 
Ahnung bar,
daß sie ihr nur 
erreichbar wäre in 
Ver‐
schmelzung mit dem 
anderen, einst im
Geiste ihr 
vereinten, nur hier im 
Er‐
dendasein körperlich von ihr 
getrenn‐
ten Teil! ‒ ‒
Beklagenswert vielmehr der 
Mann,
beklagenswert das 
Weib auf dieser Erde,
wenn es dem 
einen Teile hier in seinem
Dasein 
nicht gelingt, den ihm gemäßen
anderen Teil zu finden, mit dem 
ver‐
eint er erst ein 
Ganzes bilden würde,
er-
gänzt in 
dem, was seines Einzel‐
poles 
Eigenschwingung ihm nicht ge‐
ben 
kann! ‒ ‒
Beklagenswert, wie manches 
Andere
in dieser Erdenwelt, das gleicherweise
sich 
behindert findet, die 
Entfaltung
wirklich zu 
erreichen, zu der 
latent
 
die 
Möglichkeit sehr wohl 
gegeben
wäre...
Oft bietet 
Sehenden in solchen Fällen
sich der 
Anschein dar, als wolle selbst
Natur sich dieser armen, auf ihr uner‐
löstes, 
halbes Menschtum nur Ver‐
wiesenen 
erbarmen, indem sie ihre
schöpferische Phantasie erregt, sich
irgend ein 
Idol des anderen Geschlechts
im 
Außerweltlichen zu schaffen, das den
auf Erden hier vermißten 
Ausgleich
durch den körperlichen Gegenpol, auf
kümmerliche Weise dann 
ersetzt. ‒ ‒
Wer die Geschichte der 
Ekstase und der
Mystik kennt, wird unschwer 
Beispiel
hier auf 
Beispiel häufen können...
Gewiß wird dann das so Erlebte 
umge‐
deutet und als sublimste 
geistige Er‐
fahrung aufgewertet, allein, was solcher‐
art erfahren werden 
kann, ist 
immer
nur aus 
körperlicher Regung und Er‐
regung zu erklären! ‒ ‒ ‒
Kein Mensch der Erde ‒ mag er 
Mann
sein oder 
Weib ‒ der 
körperlich zur
Ehe 
tauglich, und nicht durch unerbitt‐
lich hartes 
Schicksal oder 
unbehebbar
schweren Grund von ihr sich 
ausge‐
schlossen sieht, wird hier auf Erden
schon sein 
Geistiges in 
letzter Klar‐
heit zu 
erleben fähig, solange er 
aus
freien Stücken den realen, hier 
natur‐
gegebenen Ausgleich der Geschlech‐
ter flieht! ‒ ‒ ‒
Hier ist nichts „
abzuhandeln”, 
nichts
zu drehen und zu deuteln!!
Keiner derer, die sich selbst auf Erden
zu „
vollenden” wähnen, und die 
Ehe
als 
Behinderung im Vorwärtsschreiten,
oder gar als etwas 
zu Vermeidendes
betrachten, kann sein Ziel 
erreichen, ‒
sei es, daß nur verkappte 
Eigensucht
ihn zu verblenden weiß, ‒ sei es, daß
„
religiöser” 
Wahn ihn zu dem irren
Glauben führt, ‒ hier, wo 
die Gottheit
sich zutiefst zu ihm herabneigt,
müsse er sich vor des „
Teufels” 
Schlin‐
gen hüten, um einer „
Heiligkeit” teil‐
haft zu werden, die nur als 
tolle Aus‐
geburt phantastischer Asketenhirne
Scheindasein genießt, und leider hier in
dieser Scheinwelt 
wahrlich unheil‐
bringende Verehrung fand, ja stets
noch findet! ‒
Dem 
Wüstling wird 
das heiligste
Mysterium des 
Menschen nur zum An‐
laß, 
Nervenreiz zu schaffen, und in 
Be‐
friedigung des Reizes: 
Lust zu suchen.
Er ist ein 
Verirrter, der 
die Würde
seines Menschtums nicht erfühlt, und
Heiligstes mit 
Schmutz besudelt! ‒
Verirrte aber sind nicht minder 
alle
jene, die auf dem Wege zur Vollkom‐
menheit 
vorangelangen wollen, ohne
zu 
erkennen, daß sie des 
Gegenpols
bedürfen, sollen sie ein 
Ganzes wer‐
den! ‒ ‒ ‒
Verirrte sind die 
töricht Überhebli‐
chen, die gar in ihrer Ehelosigkeit 
Ge‐
währ zu haben glauben, daß sie auf dem
rechten Wege seien, und die sich 
hoch
erhaben wähnen, weil sie, ‒ 
vermeint‐
lich um des „
Himmelreiches” willen, ‒
auf der Ehe Einung mit dem ande‐
ren Geschlecht verzichten! ‒ ‒ ‒
Wohl kann zwar auch der 
Ehelose
seinen 
Weg zur Vollendung wahrlich
allein durchmessen und sein höchstes
Ziel auf 
seine Art dereinst erreichen,
auch wenn ihm 
während seiner Er‐
dentage niemals 
die Erfüllung werden
kann, die nur die 
Ehe ihm 
erreichbar
machen würde. ‒ ‒
Stets kann er nur 
als Teil sich 
Teilvoll‐
endung zu erringen suchen, und wird im
Erdenleben nie zu jener 
Klarheit kom‐
men, die nur erreicht wird, wo der Mensch
die neue Einheit eines Ganzen, ‒
aus 
Männlichem und 
Weiblichem ver‐
eint, ‒ in einer wahren 
Ehe schuf. ‒ ‒
Doch wird 
der Ehelose 
dann nur sich auf
seine Weise 
Teilvollendung schaffen
können, wenn wirklich 
Gründe, die nicht
Menschenwahnwitz erst ergrub, 
vor
Gott die 
Ehelosigkeit als 
nicht ge‐
wollt bezeugen! ‒ ‒
 
Weit seltener jedoch als 
Wahn es will,
sind 
solche Gründe vor dem 
Urteil Got‐
tes aufzufinden...
Keiner möge sich 
auf sie berufen, der
nicht 
in tiefster Einkehr mit sich
selbst zu Rate ging, und nicht 
gewiß
ward, daß er 
Gottes Stimme, in der
Stille ruhevoller Selbstversenkung, 
hör‐
te! ‒ ‒ ‒
Keiner aber möge andererseits 
Verei‐
nigung mit einem Gegenpole ande‐
ren Geschlechts nur aus 
Begier erstre‐
ben, und 
bevor er 
in sich selber sich
belehrt fand, daß solche Einigung 
nur
dann ihm 
Heil verheißt, wenn er sich
willig weiß, 
allein für sie 
die ewige
Verantwortung zu tragen, ‒ 
ganz
einerlei, ob auch der 
andere Eheteil sie
für sich selber tragen will, oder von
solcher Pflicht 
nichts ahnen mag! ‒ ‒
 
Der 
Irrwahn ist 
alt, daß: „
heiraten
gut” sei, „
nichtheiraten” aber „bes‐
ser”, ‒ und der ‒ vor solcher Torheit
nicht geschützt ‒ 
ihn erstmals aus‐
sprach, hatte wahrlich hohe Einsicht in
gar manche geistige Verborgenheiten, so
daß hier 
geistiges Gewicht von unge‐
heuerlicher 
Schwere seitdem 
auf den
Gewissen aller Nachgeborenen
lastet...
Es ist an der Zeit, daß 
endlich hier
der 
Wahn des Weisen seine 
Macht ver‐
liere!
Es ist an der Zeit, daß endlich nun die
Ehe, die man als „
Sakrament”, zu
deutsch ‒ als Mittel, seine 
Heiligung
sich zu erwirken, ‒ betrachtet sehen will,
obwohl man 
Ehelosigkeit als unver‐
gleichbar „
heiligmäßiger” erklärt, der
 
Schändung enthoben werde, die 
darin
ausgesprochen ist, daß man: ‒ das reife
Weib, dem höchstes, heiligstes 
Erfüllen
seines Weibtums 
fremd bleibt, 
höher
stellt, als jede Frau die ihre 
Mutter‐
würde zu erlangen wußte, ‒ den ste‐
rilen 
Selbstling aber, der seine 
Man‐
neskraft in sich 
verzehrt und seines
Blutes Wert der Erde 
raubt, im Wahn
befangen, 
über jeden Mann zu stellen
sucht, der hier auf Erden 
Vater neuen
Lebens wurde! ‒ ‒ ‒
Es ist wahrhaftig 
an der Zeit, daß sich
die 
Ehe ihres 
Heiligsten zu 
wehren
wisse, wenn man den Zeugungsakt: „
Be‐
fleckung” nennt, so daß man sich nicht
scheut, der alten „
Heiden” Wundermär
zu übernehmen, um die Geburt des 
Gott‐
erhabensten der Menschen, nach alter
Mythen Weise, einer „
Jungfrau” zu‐
 
zuschreiben, ‒ nicht ahnend, daß die
alten Mythen von der Gottgeburt 
im
Menschenherzen tiefverhüllte Kunde
geben, ‒ der Geburt des „Gottessohnes”
in der 
Seele, die nur der 
Gottesgeist
befruchten kann...
Hoch aller Ehrung würdig ist wahr‐
haftig 
jene Frau, die 
Mutter eines
Sohnes werden konnte, dessen 
lichte
Lehre aller Welt das 
Heil bereiten wür‐
de, wollte man nach ihr zu 
handeln sich
bequemen, soweit man sie noch wahrhaft
kennt! ‒
Allein, nicht minder sollte man den 
Vater
eines solchen Sohnes ehren, denn: wer
den 
Sohn hier sieht, der sieht auch 
den,
der ihn 
erzeugte, da Bluteserbe sich be‐
reits 
im Dasein finden muß, bevor es
Erbe werden kann! ‒ ‒ ‒
Hier ist die 
Ableugnung der Zeugung
aus des Vaters Blut nur Ausdruck je‐
ner 
Mißachtung, die anderenortes auch
die 
Ehelosigkeit für „
heiligmäßiger”
erklärt, als 
Ehe! ‒ ‒ ‒
„
Ehe” heißt mir freilich 
nicht: ein
dumpfes, triebversklavtes 
Beieinander‐
leben, um gegenseitig 
seiner Sinne
trübe Glut zu löschen! ‒ ‒
„
Ehe” heißt mir nicht die Mischung der
Geschlechter, die im 
Kinde nur das 
Übel
sieht, das ihre 
Lust bedroht! ‒ ‒
„
Ehe” aber ist auch nicht: 
die unver‐
antwortliche Zeugung neuen Le‐
bens, 
dem die Bedingungen zu se‐
gensreicher Selbstentfaltung nicht
gegeben werden können! ‒ ‒ ‒
Wahrhaftig: es gibt auf dieser Erde
keinen Lebenszustand, der 
mehr Be‐
herrschung seiner selbst, 
mehr Mit‐
empfinden mit dem Anderen, 
mehr
Verantwortungsbewußtsein for‐
dern würde, als die rechte 
Ehe! ‒ ‒ ‒
Nur, wer hier 
alle hohe Forderung 
er‐
füllt, darf hoffen, daß er auch das 
Glück
der Ehe finde, das doch so viele 
suchen,
und so wenige 
erfahren, da es die
allermeisten 
heischend ‒ als ihr „
gutes
Recht” ‒ erlangbar glauben, statt ein‐
zusehen, daß es der Mensch ‒ wie 
alles
Glück ‒ sich selber 
auferbauen, sich
selber 
schaffen muß! ‒ ‒ ‒
In diesem Buche wird nunmehr von 
dem
die Rede sein, 
was wahre Ehe ist, und
was sie 
fordert.
 
Ich werde zeigen, daß es zwar 
unbeirr‐
bare Bereitschaft, 
geschulten Willen
und 
erzogene Kraft verlangt, die 
Ehe,
wie sie sein muß, aufzurichten, ‒ daß
es jedoch 
viel leichter ist, 
die wahr‐
haft gute Ehe und ihr Glück zu schaf‐
fen, als die vielen 
unglücklichen Ehen
glauben machen möchten...
Für alle, die noch 
vor der Ehe stehen,
möge das Folgende zur 
Vorbereitung
dienen.
Die längst 
in einer Ehe leben, ‒
sei sie nun 
glücklich, oder 
getrübt, ‒
mögen aus meinen Worten wählen, was
ihnen noch nützen kann!
Wer aber vor der furchtbar ernsten Frage
keinen Ausweg sieht, ob er die 
Ehe, die
er einst in froher Glückserhoffung 
schloß,
nun 
lösen soll, da alle Glückes-
Mög‐
lichkeit ihr längst erstorben scheint, der
frage sich nach der Lektüre dieses Buches,
ob er zu solcher Lösung wirklich sich
berechtigt weiß, und ob er die 
Ver‐
antwortung dafür auch 
vor dem An‐
gesicht der Ewigkeit noch 
tragen
will?! ‒ ‒ ‒
Gewiß soll unrettbar 
Zerrüttetes nicht
jedem 
neuen Glück im Lichte stehen
bleiben!
Gewiß soll man in einem Lebensbunde,
der 
Enttäuschung an 
Enttäuschung
reihte, und nun Tag für Tag nur 
Gram
und 
Unheil schafft, nicht bis zum 
letz‐
ten Fluch verharren!
Allein: ‒ gar manche Ehe wurde unter
Menschen schon 
gelöst, obwohl sie
keineswegs 
vor Gott die 
Schäden
zeigte, die zur Lösung die 
Berechtigung
gegeben hätten...
 
Gar oftmals hätte ernster 
Neubeginn
der Ehe, auch zu 
neuem und nun 
dau‐
erbaren Glück den Grund gelegt, wären
nicht 
vorschnell alle Brücken zuein‐
ander abgebrochen worden, da man
bereits nach neuem Glück an eines 
an‐
deren Menschen Seite schielte. ‒ ‒ ‒
Wer da hören will, 
und fühlt, 
daß
es ihn angeht, ‒ 
möge hören!
Der aber der Ehe 
fernbleiben muß, ‒
sei es nun 
Schicksal, daß sie ihm 
ver‐
sagt bleibt, oder werde er durch 
Pflicht
gezwungen, 
ehelos zu bleiben, weil er
Verantwortung für eine 
Ehe niemals
tragen könnte, ‒ ‒ 
der lege dieses
Buch zur Seite, denn nicht für 
ihn ist
es geschrieben worden! ‒
Ich schreibe hier für Menschen, die durch
keinen unabänderlichen und 
vor Gott
 
gegebenen Grund 
behindert werden,
die Vollendung 
in der Einheit einer
Ehe zu erstreben. ‒
Nur diesen gilt, was hier zu 
Worte
wird!
Wohl sind mir auch 
die Truggespen‐
ster irren Fühlens sehr bekannt, die
an dem Heiligtum der Ehe 
rütteln wie
an altersgrauen Mauern, die man 
stür‐
zen müsse, wolle man den 
Weg zur
Freiheit finden.
Hier aber ist nicht eindringlich ge‐
nug zu warnen, 
vor verhängnis‐
voller Täuschung!
Aus wilder 
Herdengemeinschaft, in
der sich ‒ kurz und derb gesprochen ‒
jedes Weib noch 
jedem Mann 
ergeben
mußte, der es zu 
bezwingen fähig war,
führte 
unsagbar weiter Weg den
Erdenmenschen endlich zu dem 
hohen
Tempel in der Geisteswelt, der 
einen
Mann dem 
einen Weibe eint. ‒ ‒ ‒
Die 
Tierheit ward dem 
Geiste unter‐
tan, auch wenn sie sich noch immer 
sträu‐
ben mag, ihm 
willig zu 
gehorchen. ‒ ‒
Und wenn es auch noch heute 
Millionen
gibt, die 
nicht auf solcher Stufe stehen,
‒ wenn auch noch 
ganze Völker in
dem Weibe einzig die 
Gebärerin und
das Gefäß der Lust erblicken, oder gar
das 
Arbeitstier, das man 
erhandelt
wie das liebe Vieh, so daß 
die Anzahl
Frauen, die der Mann „besitzt”, zum
Zeugnis seines 
Reichtums wird, wie
seine Herden auf der Weide, ‒ so ward
auf 
höherer Stufe doch auch längst er‐
kannt, daß nur die 
Ehe, die das 
eine
Weib dem 
einen Mann 
verbindet,
geistig-
göttlichem Gesetz ent‐
spricht. ‒ ‒ ‒
Wehe denen, 
die in unbezähmter
Gier die eigene Ehe unterwühlen, ‒
nicht fähig, 
einen Menschen anderen
Geschlechts zu sehen, ohne seiner zu
begehren! ‒ ‒
Man nenne es nicht „
Zufall”, sondern
fühle einen 
Willen hier am Werke, wenn
die von jeder 
anderen Geschlechtsver‐
mischung 
sorglichst reingehaltene
Ehe, 
aus dem Geschlechtsverkehr
her, 
unerreichbar bleibt für jene fürch‐
terliche 
Seuche, die aus kurzer Augen‐
blicke unbezähmter 
Lustgier: 
Fluch
und Unheil über Generationen
bringt! ‒ ‒ ‒
Hier zeigt 
Natur mit aller 
Deutlichkeit,
was sie, auch schon 
von sich aus, von
dem Erdenmenschen dieser Tage 
for‐
dert!
Wer es auch sei, und welche 
Gründe
ihn bestimmen mögen, ‒: 
der Mensch,
der an der 
Ehe, die das 
eine Weib dem
einen Mann verbindet, freventlich zu
rütteln wagt, indem er solcher Ehe 
Bin‐
dung und 
Verpflichtung nicht beachtet,
ladet 
schwerste Schuld auf sich: ver‐
sündigt sich 
an aller Erdenmensch‐
heit, und schafft 
kosmische Verwirrung,
‒ ‒ ganz abgesehen von der 
unge‐
heuerlichen Schändung eines Tem‐
pels, der dort, wo eine 
Ehe sich voll‐
zieht, 
im reinen, 
wesenhaften Geiste
aufgerichtet wurde! ‒ ‒ ‒
Nur hohe Gnade kann den so mit
Frevelschuld beladenen Verbrecher
an der Ehe noch entsühnen, und nur:
wenn 
selber er 
die Sühne sucht! ‒ ‒
Doch, 
nicht viel kleiner ist auch 
jene
Schuld, die jeder auf sich bürdet, der
sich vermißt, hier eine 
Form zu 
spren‐
gen, die ihm „
überlebt” erscheint, da
er sie nicht mit wahrem Leben zu 
er‐
füllen weiß! ‒ ‒
Vergeblich bleibt auf dieser Erde alles
Streben, etwa eine 
neue, 
bessere Form
der Einung der Geschlechter zu gestalten,
denn: ‒ 
was die Menschheit in der
Ehe eines Mannes mit dem einen
Weibe zu erringen wußte, 
gründet
in der Gottheit innerster Gestal‐
tung! ‒ ‒ ‒
Wer hier 
zerstören will, was hohe Ein‐
sicht 
auferbaute, der ist sich nicht der
Folge seines Tuns bewußt!
 
Ein Sanktuarium des Geistes würde
so vernichtet, an dem 
Jahrtausende die
Weisesten der Erde 
bauen sahen!
‒ ‒ ‒
Es müßten 
kommende Jahrtausende
vergehen, sollte es dereinst 
erneut
errichtet werden, so dies 
möglich wäre,
läge es in seinen Trümmern! ‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
*
 
SO, wie der 
Ehe heilighoher Bund,
wie ich ihn sehen lehren will, vor
allem in der 
Liebe sich vollendet, und
ohne Liebe nicht bestehen 
kann, ‒ so
sei auch hier, vor allem Anderen, nun
der 
Liebe ein Betrachtungswort geweiht.
Es wird die Rede sein zuerst von einer
Form der 
Liebe, die zwar im 
Irdischen
zur 
Wirkung kommt, doch tief im
Geiste gründet. ‒
Auch 
im Tiere ist diese 
Liebe zu finden,
wie 
in allem, 
was lebt!
Jedoch, das Tier 
vermag es nicht, die
Geistbegründung dieser Art der 
Liebe
zu 
erfühlen, und so bleibt es beschränkt
auf 
Trieb und 
Brunst, ‒ auf dumpfes
Suchen seiner 
Mutterschaft und 
Sorge
für den „
Wurf”. ‒
 
Nur allzuoft ist aber leider auch der
Mensch der Erde ganz in 
gleicher Weise
seiner Tierverhaftung Sklave: ohne
jede Sehnsucht, sich als 
Herr und Mei‐
ster seiner Tierheit zu bewähren...
Erbarmen faßt den 
Sehenden, erblickt
er 
solche Schmach an 
Wesen seiner
Art, ‒ sieht er die jämmerliche 
Selbst‐
erniedrigung, die sich genügen läßt an
geiler Lust und 
viehischem Behagen,
wo 
Macht gegeben ist, 
die göttlich
reinsten Freuden zu erleben! ‒ ‒
So mancher aber, der zwar 
nicht die
tiefsten Gründe allen Daseins offen sah,
jedoch in sich die Ahnung von der 
Würde
seines Menschtums trug, ward seines
Ekels nicht mehr Herr, sah er den Men‐
schennamen solcherart 
entweiht. ‒
Er wähnte nun, daß alle 
Liebe, die der
Tierheit Kräfte auslöst um sich zu er‐
leben, auf 
gleicher abgrundtiefer
Stufe stehen müsse, und konnte nicht
mehr fassen, daß auch der 
Tierheit
Trieb 
dem Geiste Anlaß eigenen Er‐
lebens werden kann...
Fluchend grollte er dem Schicksal, das
ihn zwang, in seinen Adern „
Tierisches”
zu fühlen, dem er sich niemals ganz ent‐
winden konnte. ‒ ‒
In solcher Wirrnis qualbefangen, über‐
gab er sich alsdann dem Wahn, daß alle
Liebe, die sich in ihm irdisch-tierhaft
äußern wolle, eine 
Ausgeburt der Hölle
sei, und seine 
Seele zu 
vernichten
drohe. ‒
Wo hätte er auch die 
Belehrung suchen
sollen, die seiner Selbstqual 
Auflösung
geschaffen hätte durch 
Erkenntnis?!?
Die 
Einen suchten nur sein Wähnen 
zu
bestärken, da sie selbst im 
gleichen
Wahn befangen waren, ‒ die 
Anderen
‒ ‒ 
verlachten ihn...
Die aber selbst das Glück des seligsten
Gewährens 
kannten, ‒ 
das Glück der
Liebe, 
die das „
Tier” 
der Gottheit
eint: die alle „Ächtung” von ihm nimmt,
indem sie seine Triebe 
läutert und 
zum
Dienste seelischen Erlebens schult,
‒ wußten nur selten über das zu 
reden,
was ihnen 
heiligste Erfahrung war.
‒ ‒ ‒
Wo aber wird Belehrung 
mehr ent‐
behrt, als auf den Wegen durch 
der
Liebe irdische Gefilde, da allenthalben
giftgeschwängerte Gewächse in den
gleichen gluterfüllten 
Farben sprießen,
wie jene reinsten Blütenkelche, die in
ihrer Tiefe 
Tau des Himmels bergen!?
‒ ‒
Man wird nicht lange suchen, will man
Menschen finden, die nur 
ironisch‐
bitter lächeln können, hören sie die
Liebe preisen...
Man wird die 
Ehen leichthin 
zählen
können, in denen Mann und Weib in
solcher Art die 
Liebe kennen, wie sie
jede Menschenehe 
kennen sollte! ‒ ‒
Die Einen glauben, wahre 
Liebe müsse
sich allein im 
Seelischen erschöpfen
lassen, und ihre 
Leiber werden ihnen
gegenseitig fast zum 
Greuel, da sie eben
doch noch 
Anderes heischen...
Die 
Anderen aber glauben ihre 
Liebe
nur in der 
Befriedigung der Triebe
zu genießen, bis sie zuletzt in 
Über‐
sättigung sich voneinander wen‐
den. ‒ ‒
Beides ist freilich 
nicht die rechte Art,
um jene Form der 
Liebe zu erleben, die
eine wahre Ehe 
braucht!
Die Liebe, die allhier allein 
Erfüllung
geistigen Gesetzes schafft, will 
weder
Geistiges, 
noch Tierhaftes in ihrer
Auswirkung 
entbehren.
Das durch die Tiernatur des Erdenmen‐
schen aber einmal nun Gegebene, soll
keineswegs nur 
tierisch, „
viehisch”,
ausgekostet werden, sondern, vom Gei‐
stigen 
durchdrungen und dadurch 
ver‐
wandelt: ‒ 
selbst ins Geistige er‐
hoben, ‒ zu Bewußtsein kommen.
So sollen 
Mann und Weib, 
in geistig‐
körperlicher Einung, sich 
ineinander
 
nun 
erkennen, wie 
Mann und Weib
im Göttlichen vereinigt waren, einst
vor dem „Fall” in diese physisch-sinn‐
liche Erscheinungswelt, ‒ und wie das
Männliche dem Weiblichen 
erneut ver‐
einigt wird, sobald erst beide Mensch‐
tumsteile die 
Erlösung sich erwirkten
in der 
Geisteswelt...
Für diese Worte wird dem geilen 
Wüst‐
ling ganz in 
gleicher Weise das 
Ver‐
ständnis fehlen, wie dem 
Asketen, der
in jeder Regung seiner ‒ durch 
ihn
selbst allein beschmutzten ‒ Tiernatur,
nur „
teuflische” 
Versuchung wit‐
tert. ‒ ‒
Die aber Ähnliches, wie das, was meine
Worte 
darzustellen suchen, auch nur
einmal in sich selbst 
erfahren haben,
werden wahrlich 
wissen, was die Worte
meinen! ‒ ‒ ‒
Wer aber auch 
nicht aus 
Erfahrung
weiß, von welchem 
heiligen Myste‐
rium, ‒ erlebbar in der körperlichen
Leibvereinung, ‒ ich hier rede, der wird,
so er nur 
reinen Herzens ist, 
erahnen
können, was er 
dann erst wissen kann,
wenn er es selbst 
erlebt! ‒
Jegliches Weib, und 
jeder Mann, wird
nur in diesem, hier auf Erden 
höchsten,
körpersinnlich-
geistigen Erleben
neuer Einheit die 
Erfüllung finden,
die ‒ 
ohne jeden schalen Rest an
unbefriedigter Empfindung ‒ erst
völlig jenes heiße 
seelisch-
körper‐
liche Sehnen stillt, das die Geschlech‐
ter, ‒ wo nicht 
Tierbrunst nur Befrie‐
digung erheischt, ‒ 
in Liebe bis zum
Selbstvergessen, 
zueinander zieht!
‒ ‒ ‒
Doch nur in einer wahren 
Ehe, die Mann
und Weib in neuer 
Einheit faßt, und ‒
mindestens dem 
ernsten, 
festen Wil‐
len nach ‒ für beider 
Lebenszeit ge‐
schlossen wurde, kann sich Geschlechts‐
vereinigung 
zu solcher Höhe heben,
da 
hier nur jene 
Einheitsform im we‐
senhaften Geiste sich 
gestaltet fin‐
det, die so 
erlebbar wird. ‒
Immer aber wird nur höchste Zucht
der Sinne, 
höchste Zucht der Phan‐
tasie, 
das Unbegreifliche: 
Ereignis
werden lassen im Erleben! ‒ ‒ ‒
Gewiß ist 
das Kind jeder wahren Ehe
Ziel und 
Wunsch!
Und dennoch ist, 
nach geistigem Ge‐
setz, das durch die 
Ehe zur 
Erfüllung
kommen will, ‒ 
die Zeugung und Ge‐
bärung neuen Lebens erst der 
zweite
Zweck der ehelichen Einung! ‒ ‒ ‒
Ihr 
erster ist die Bildung einer neuen
Geisteseinheit, in der sich Teil und an‐
derer Teil zu jenem 
Ganzen ineinander‐
schmelzen, das nur auf 
geistig-
kör‐
perliche Weise für den Menschen dieser
Erde 
noch empfindbar ist, ‒ 
dann
aber auch, in 
Auswirkung des so Er‐
lebten, ‒ dem ganzen Dasein einen
Kräftezuwachs schafft, den nur das
geistige 
Ganze spenden 
kann, und den
kein Teil, wie immer er sich strebend
recken mag, 
für sich allein erreicht!
‒ ‒ ‒
So ist die 
Ehe, schon um der 
in ihr
allein nur möglichen Erfüllung allen
Sehnens reiner geistig-
körperlicher
Liebe willen, 
eine hohe Hilfe auf dem
Wege zur Vollendung, ‒ 
eine tief
geheimnisvolle Vorbereitung auf
die Rückkehr in das Reich des we‐
senhaften Geistes, ‒ 
eine Pforte,
die zu seligstem Erahnen überer‐
denhaften Lebens alle jene führt,
die willens sind, 
den Schlüssel zu
gebrauchen, der ihnen hier in diesem
Buche 
dargeboten wird! ‒ ‒ ‒
Wäre der Erdenmensch 
nur wesenhafte
Geistgestaltung, so würde wahrlich
alles, was die 
Ehe ihm 
erlebnisnahe
bringt, auch nur in seiner 
Geistgestalt
erlebbar sein.
So aber ist der Mensch, der einst aus sei‐
nem hohen, göttergleichen „
Leuchten”
fiel, um sich in 
physisch-
sinnlicher Er‐
 
scheinungswelt nun zu erleben, ‒ ‒
wie er vermeinte: 
als sein eigener,
seinem Ursprung nicht mehr einge‐
borener „
Gott”, ‒ ‒ allhier dem 
Tie‐
rischen verhaftet worden, so daß ihm
alles, was er noch im 
Geistigen emp‐
finden will, nur 
faßbar wird in 
leib‐
hafter Empfindung durch der 
Tierheit
ihm vertraute Kräfte. ‒ ‒
Und fühlt er sich, ‒ obwohl ihn nur des
Erdentieres Körper 
trägt, solange er auf
Erden lebt, ‒ in eitlem Wahn dem Tier‐
haften 
enthoben, so 
trügt er nur sich
selbst und hindert seine eigene Ent‐
faltung, vermeintlich „
geistiges” Er‐
leben kennend, das ‒ ‒: 
nur des
„
Tieres” 
irrgeleitetes Empfinden
ist! ‒ ‒ ‒
Nichts aber 
schützt vor solcher 
Irre‐
leitung tierhaften Empfindens 
wir‐
kungsvoller, als die rechte 
Ehe, in der
die 
geistig-
körperliche Liebe ihre
reinste, 
höchste Form gefunden hat!
Doch ist die 
Liebe, die in einer wahren
Ehe 
alles lenkt und leitet, keineswegs
allein darauf verwiesen, sich ausschließ‐
lich nur in 
geistig-
körperlicher Art
zu zeigen: ‒ gebunden an die Sehnsucht
der Geschlechter, sich zu einen.
Bleibt diese 
geistig-
körperliche Liebe
auch stets 
Vorbedingung einer ehe‐
lichen Einung, ansonst ein „Ehebund”
zum eklen 
Spottbild seiner selbst her‐
abgeschändet wird, so überstrahlt doch
auch zu gleicher Zeit die 
Liebe noch in
anderer Form das Leben zweier Men‐
schen, die sich in der 
Ehe fanden und um
ihre 
Zweieinheit im 
Geiste wissen...
 
Ich rede hier jetzt von der Liebe 
ohne
Gegenstand der Liebe: ‒ von einer
Form der Liebe, die des 
Gegenstandes
nicht bedarf! ‒
Auch sie wird 
Irdischem nur dann
empfindbar sein, wenn sie durch Ir‐
disches 
vermittelt wird...
Wenn aber 
geistig-
körperliche Liebe,
wie sie zur 
Einung der Geschlechter
in der Ehe führt, stets ihren Liebes‐
Gegenstand benötigt, um sich in Ver‐
einungsglut zu fühlen, ‒ ja, wenn selbst
jene Liebe, die das 
Kind umhegt, und
rückstrahlt auf das 
Elternpaar, nicht
ohne 
Gegenstand der Liebe ist, so han‐
delt es sich 
hier nun um die 
völlig los‐
gelöste Liebe, die 
nichts im Äußeren
begehrt, und auch nicht 
Gegenliebe
fordert, da sie 
Erfüllung findet in sich
selbst, wo immer sie im Dasein ist. ‒ ‒
Nicht allzuvielen ist 
diese Liebe
bekannt!
Nicht allzuoft wird sie im 
Erdenleben
ausgewirkt!
Und doch ist sie 
weit häufiger zu fin‐
den, als jene 
höchste Form der 
ehe‐
lichen Liebe, die es vordem zu um‐
schreiben galt!
Schon 
darum, weil sie 
durchaus nicht
nur in der Ehe sich allein 
Erfüllung
schaffen kann...
Es darf jedoch die 
Ehe, soll sie wahr‐
haft 
glücklich sein, auch diese Liebe
ohne Gegenstand der Liebe nicht ent‐
behren müssen! ‒
Nicht nur im heilighehren Tempel
ehelicher Lagerstätte, ‒ zu dem die
 
kleinste, engste, arme Hütte wird, in der
sich Mann und Weib vereint in jener
höchsten Form der 
geistig-
körper‐
lichen Liebe finden, ‒ wirkt sich das
Leben zweier Ehegatten aus!
Die wahre 
Ehe ist 
Gemeinsamkeit des
Lebens in der 
weitesten Bedeutung
dieses Wortes!
Es läßt sich aber dieses Erdenleben nicht
gemeinsam führen, ohne beiden Teilen
stets auf Schritt und Tritt zu zeigen, daß
sie 
trotz aller geistig-
körperlichen
Einung, doch in der Außenwelt 
noch
zwei getrennte Teile eines 
Geistes‐
Ganzen bleiben, deren 
jeder von Na‐
tur aus 
eigenen Gesetzen unterordnet
ist. ‒ ‒
Zwei 
Eigenleben stehen sich auf solche
Weise gegenüber, und sollen doch 
in
einem neuen Leben der Gemein‐
samkeit vereinigt werden!
Sie müssen 
diese Einung 
ebenso er‐
reichen, ‒ wollen sie ihr 
Glück nicht
von sich jagen, wie sie in ihrer 
geistig‐
körperlichen Liebe eine neue Einheit
wurden...
Hier aber ist die 
geistig-
körperliche
Liebe 
nicht mehr tauglich, 
Einung zu
bewirken, ‒ und so liegt hier die Wur‐
zel jenes Wahnes bloß, der da vom an‐
geborenen „
Hasse der Geschlechter”
zu orakeln weiß. ‒
Ach nein, 
meine Freunde, ‒ 
wahr‐
lich, 
solcher Haß ist nicht begründet
im Geschlecht an sich, wenn er zu‐
weilen 
dort sich zeigt, 
wo Menschen
im Zusammenleben sich begegnen,
 
die 
verschiedenen Geschlechtes sind!
‒ ‒
Stets handelt es sich dann nur um 
den
Widerstreit erotischen Vereinungs‐
willens gegen jenen 
anderen Willen,
der den 
Teil allein als 
Ganzes aner‐
kannt, und 
seines Eigenlebens Norm
allein in Geltung sehen möchte!
Aus solchem Widerstreit kann dann ein
Haß erstehen, den man 
sehr zu Unrecht
so zu deuten sucht, 
als sei er schon
naturgegeben im Geschlecht!
Ihn aber zu 
besiegen ist nur 
jene Art
der 
Liebe fähig, die 
nicht durch einen
Gegenstand der Liebe erst 
entzündet
wird, und die sich 
auswirkt, ohne einen
Gegenstand zu 
suchen, da sie 
in sich
selbst Erfüllung ist. ‒ ‒
Nur diese 
Liebe um der Liebe willen
lehrt auch stets 
die rechte Weise fin‐
den, nach der sich 
Teil und anderer
Teil in einer Ehe immerdar zu for‐
men und zu schleifen suchen müssen,
wollen sie 
in Lebenseinheit zuein‐
anderpassen! ‒ ‒
Selbst manche 
sogenannte „Ehe”, die
von der wahren Ehe nur den 
Namen
borgt, wird oftmals noch zu einer leid‐
lichen Gemeinsamkeit geformt, wenn in
dem 
einen dieser Ehegatten, oder gar
in 
beiden, etwas von der 
Liebe um
der Liebe willen wirkt, ‒ auch wenn
die 
geistig-
körperliche Liebe nie zu
ihrer höchsten Form gefunden hatte, ja
wenn sie selbst in 
niederen Formen
kaum vorhanden war...
Sprichwörtlich ist die „
heiße Liebe”,
die dann später zum „
Erkalten” kam!
Doch: ‒ 
echte Liebe 
kann niemals „
er‐
kalten”, weil sie nur dort 
entzündet
wird, wo ihre helle Lichtglut 
uner‐
schöpflich reiche Nahrung findet! ‒ ‒
Sie kann zum 
wilden Feuer werden,
aber 
niemals, ‒ 
möge man sie auch
mit allen Mitteln zu ersticken su‐
chen, ‒ kann sie 
verlöschen: kann sie
zum 
Erkalten kommen!
Was 
solcher Glut der Liebe aber 
nicht
entspricht, mag 
sinnlicher Rausch sein,
oder 
eine künstlich aufgestachelte
Erotik, ‒ mag 
Freundschaft miß‐
verstehen, mag 
Bewunderung,
mag 
Dankbarkeit vielleicht in „
Liebe”
fälschen, ‒ ‒ mit 
echter Liebe aber hat
dann dieses Fühlen nur 
das Wort ge‐
mein...
Niemand soll sich viel verwundern,
wenn hier 
Pseudo-Liebe früher oder
später zum „
Erkalten” kommt!
Nie aber darf derartig aufgenährtes
Scheingefühl in einem Menschen so zur
Macht gelangen, 
daß er sich selbst
betört und überredet, 
als sei der Un‐
terbau gegeben, 
eine Ehe aufzurich‐
ten! ‒ ‒
Unsägliches Unglück würde auch 
ver‐
mieden, wollten Mann und Weib, die
sich im Leben irgendwie begegnen, 
nicht
gleich aus jeder leisen Regung der
Erotik einen Fetisch machen, den sie
ihre „
Liebe” nennen!
Es ist 
naturbegründet, daß zwischen
jedem Mann und 
jedem Weibe 
Schwin‐
gung der Erotik stets vibriert, und sei
auch 
dieses feine, 
stetige Vibrieren
unsichtbarer Kräftewellen, ‒ wie
bei allen Menschen 
seelisch reiner Art,
‒ 
so leise, 
daß es im Bewußtsein
völlig unbeachtet bleibt.
Gefahr liegt hier nur 
dadurch vor, daß
ungefestigte Naturen, 
deren Phan‐
tasie nicht ahnt, 
was Zucht und Herr‐
schaft eines reinen Herzens heißt,
an solcher leisen Schwingung schon 
die
Freude der Berauschung suchen, 
von
sich aus stetig dann 
die Schwingung
steigern, und nicht eher ruhen, als bis
aus Übersteigerung: ‒ 
Begehren wird...
Dieses 
Begehren aber nennen sie dann
„
Liebe”, und leiten gar das Recht, ein
eheliches Bündnis zu erstreben, aus
solcher Ausgeburt 
haltloser Phanta‐
sie-
Entartung ab, ‒ um Wüstenweite
ferne jeglicher Oase des 
Verantwor‐
tungsbewußtseins, ‒ fast monoma‐
 
nisch nach 
Erfüllung des Begehrens
strebend, ‒ um schließlich, nach 
Errei‐
chung ihres Zieles, dem einst so heiß
begehrten 
anderen Teil der so erstreb‐
ten „Ehe” 
jede Neigung zu entziehen,
da ja längst schon wieder 
anderes Be‐
gehren lockt...
Ich brauche kaum zu sagen, daß es sich
in solchen Fällen meistens nur um 
Män‐
ner handelt, die das 
Weib begehren,
denn 
selten nur ist auch die Phantasie
des 
Weibes so 
entartet, daß sie das
Weib die 
gleichen Wege gehen heißt.
Wer 
anders über Weibesart Bescheid
zu wissen glaubt, der möge sich erinnern,
daß seine Weisheit 
solchenfalles
sicherlich von ‒ ‒ 
Männern stammt,
die allzuunverhohlen 
ihre Wesensart
am liebsten auch im 
Weibe wiederfinden
möchten, ‒ es sei denn, daß er 
selber
nur die 
Dirne kenne, und 
Dirnenart
in 
jedem Weibe wittere! ‒ ‒
Gar vielfach aber läßt sich leider auch
das Weib verleiten eine „Ehe” 
ohne
Liebe anzustreben, um später in die
Klage auszubrechen, daß es „
kein Glück”
in seiner „Ehe” finde.
Doch schafft 
das Weib sein Unheil meist
aus 
anderen Gründen, und vielfach sind
sie 
weit verzeihlicher als die des
Mannes. ‒
Ehrgeiz, den Mann, den es 
bestaunt
in irgend einer Leistung, 
sich vor an‐
deren zu erringen, ‒ der Wunsch,
„
versorgt” zu sein, oder 
dem allzu‐
strengen Elternhause zu entfliehen,
‒ das sind 
zumeist die Gründe, die 
das
 
Weib bestimmen können, eine „Ehe”
einzugehen, ohne 
Liebe zu empfinden,
wenn nur 
die Schwingung der Erotik
soweit 
steigerbar erscheint, daß sie
ihm einen sinnlich-äußeren 
Ersatz für
Liebe bildet. ‒
Auf welcher Seite aber auch die Schuld
am schwersten lasten möge: ‒ stets
wird ein solcher „Lebensbund”, der oft
kaum 
Jahre schlecht und recht noch
überdauert, nur arges 
Zerrbild einer
wahren Ehe sein! ‒ ‒
Das 
geistige Gesetz, das unerbittlich
fordert, daß man 
ihm genüge, wo sich
Mann und Weib zur 
Ehe einen wollen,
ist 
nicht zu „
biegen” und zu „
brechen”,
wie man eine „
Ehe” biegt und bricht,
die da in Wahrheit keine 
ist, und nie‐
 
mals eine 
war, wenn solches sich ereig‐
nen kann, ‒ auch 
wenn die beiden Ehe‐
gatten einstmals 
glaubten, daß sie 
die
Ehe eine, und es 
solange glauben
mochten, bis dann 
Prüfung dieser Ehe
Unterbau erprobte. ‒ ‒ ‒
Wo darum wahre 
Ehe werden soll,
dort frage man vor allem nach der wahren
Liebe! ‒ ‒ ‒
Sie ist 
gar leicht zu 
erkennen, und
unmöglich wird es ihr, sich zu 
ver‐
bergen! ‒ ‒ ‒
Man kann sich aber niemals 
früh genug
aus Träumen reißen, die eine 
Pseudo‐
Liebe hätscheln wollen, und niemals
kann man 
streng genug sich selber
jedes Tun verweisen, das einen Ne‐
benmenschen, der, 
gefühlsbetört, in
solcher 
Pseudoliebe sich gefällt, auch
noch in seinem Wahn 
bestärken
könnte...
Doch, wahre 
Liebe ist nicht nur „
Ge‐
fühl”, und nicht im 
Fühlen läßt sie sich
erschöpfen! ‒
Liebe ist vor allem 
Kraft! ‒
Wer sie mißbraucht, kann diese gleiche
Kraft im ‒ 
Hasse kennenlernen!
Dort wirkt sie dann in ihrer 
Selbst‐
verzerrung...
Wer 
aber Liebeskraft 
in ihrer höchsten
und erhabensten Entfaltung in sich
selbst 
empfindet, der 
strahlt Liebe
aus und wird sie sicherlich auch dort
erwecken, wo sie noch im 
Schlafe ruht,
sobald er fühlt, daß ihm der Mensch be‐
gegnet ist, den ihm sein Schicksal zube‐
stimmte, um in einer wahren 
Ehe sich mit
ihm zu 
einen. ‒ ‒ ‒ ‒
Wo beide Teile fühlend voneinander
wissen, daß sie echte 
Liebe eint, dort
soll wahrhaftig aus der Liebe auch die
Ehe aufgerichtet werden!
Glückselig jede Ehe, 
die auf solchem
Fundamente baut!
Sie wird durch keinen Sturm, der sie um‐
tost, 
erschüttert werden, und keine
Brandung kann sie jemals 
unter‐
wühlen!
*           *
*
AUCH das allerengste 
Beieinander‐
leben zweier Eheleute schafft noch
lange nicht 
Gemeinsamkeit, während
sie 
dort gar oft besteht, wo Mann und
Weib ‒ 
sehr gegen Wunsch und
Willen ‒ 
gezwungen sind, meist lange
Zeit 
in äußerer Entfernung zu ver‐
harren: nur kurz und selten unter glei‐
chem Dach vereint. ‒
Wenn aber auch Gemeinsamkeit nicht
abhängt von der steten Bindung an die
gleichen Räume, so wird doch jede wahre
Ehe 
Raumgemeinschaft zu 
erstreben
suchen, wo immer dies mit der gebotenen
Sorge für des Lebens Notdurft, mit den
Pflichten, die Beruf und Stand erheischen,
zu vereinen ist.
Aber ein Anderes ist das 
Beieinander‐
leben in den gleichen Räumen, nur weil
 
man 
das Alleinsein nicht erträgt: die
Gegenwart des Anderen 
nicht missen
möchte, ‒ und wieder ein Anderes ist
Gemeinsamkeit! ‒
Gemeinsamkeit ist Einung zweier
Menschen, 
auch in allem Denken, 
al‐
lem Fühlen, 
allem Handeln!
Sie wird nicht durch das nahe Beiein‐
anderleben etwa erst 
erzeugt!
Wo innere und äußere Gemeinsamkeit
nicht schon bestand, 
bevor man Raum‐
gemeinschaft suchte, dort kann das enge
Beieinanderwohnen, statt Gemeinsam‐
keit zu 
fördern, ihr 
die grimmigsten
Gefahren schaffen. ‒ ‒
Es ist darum für Alle, die sich in der 
Ehe
einen wollen, 
bitter nötig, nach 
Ge‐
meinsamkeit, im hier gemeinten Sinn,
zu streben, noch 
bevor sie ihre Ehe
schließen! ‒
Wie vieles 
Unheil wäre schon 
verhü‐
tet worden, hätte man zur rechten Zeit
erkannt, daß diese Forderung sich 
nicht
umgehen läßt, statt sorglos sich dem
falschen Glauben hinzugeben, daß 
Ge‐
meinsamkeit, wie sie 
vonnöten ist in
jeder wahren Ehe, 
sich ganz von selbst
im Eheleben finde! ‒ ‒
Das Streben nach 
Gemeinsamkeit in
allem Denken, allem Fühlen, allem Han‐
deln, wird aber niemals zu Erfolgen füh‐
ren, dort, wo der 
eine Teil den anderen
stets 
durch Wort-
Turniere überzeu‐
gen will, daß er nur 
seiner Ansicht sich
bequemen müsse, um allsogleich „Ge‐
meinsamkeit” mit ihm zu haben...
So kann der 
eine Teil gewiß den anderen
ermüden, und ihn dann endlich 
zwin‐
gen, um des lieben Friedens willen, sich
zu fügen, allein, was so zustande‐
kommt, ist 
alles andere eher, als 
Ge‐
meinsamkeit, und früher oder später
hinkt die böse Folge nach!
Nie kann ein 
Zwang, ‒ und sei es selbst
der „
süße Zwang der Liebe”, ‒ in
einer Ehe die 
Gemeinsamkeit begrün‐
den, die ihr 
nicht minder nötig als die
Liebe ist!
Willst du, o Liebender, 
Gemeinsam‐
keit zu schaffen suchen, die dich mit dem
geliebten Menschen, dem du in der 
Ehe
dich vereinen willst, hinfort nun auch
in allem 
Denken, allem 
Fühlen, allem
Handeln einen soll, dann wirst du dich
vor allem 
selbst an straffem Zügel
halten müssen!
Du mußt dich selber in die „hohe Schule”
nehmen, damit du zu 
Beweglichkeit ge‐
langst und dich auch 
anderer Gangart
anzupassen lernst!
Bisher warst du dir selbst das Maß
der Dinge!
Ob du vom 
Elternhause her die Art
des 
Denkens, 
Fühlens, und des durch
Beides dann bestimmten 
Handelns,
übernommen haben magst, die dir nun
eignet, oder ob 
du selbst dich 
Schöpfer
der Maximen deines Lebens weißt, ‒
stets bist du nur zu sehr geneigt, 
dein
eigenes Ermessen sehr zu überwer‐
ten, und alles, was dir auch entgegen‐
treten mag, 
durch deine selbstgefärb‐
te Brille zu betrachten. ‒ ‒
Hier aber steht, mein Freund, nunmehr
ein 
zweiter Mensch vor dir, dem es
kaum 
anders gehen mag, und der in
gleicher Weise alles nur durch 
seine
Brille sehen möchte!
Ihr werdet 
beide euch entschließen
müssen, eure „Brillen” 
abzulegen, auch
wenn sie euch bisher die Dinge 
in den
denkbar schönsten Farben zeigten,
so daß ihr jetzt kaum glauben wollt,
daß man sie offenen Auges auch noch
anders sehen könne...
Ihr werdet aber nicht erwarten dürfen,
daß ihr 
von heute auf den anderen
Tag euch schon 
verstehen lernen könn‐
tet, denn: wenn ihr auch die gleichen
Worte braucht, so redet ihr doch stets
von anderen 
Dingen, weil jeder noch
die Dinge nur nach 
seiner Weise sieht,
und nur nach 
seiner Weise sie bezeich‐
nen kann!
Es wird euch ja noch kaum recht glaub‐
haft scheinen, daß wirklich jedes Ding
in 
jedem von euch beiden 
anders zu
Bewußtsein kommt!
Noch glaubt ihr, 
von dem gleichen Ding
zu reden, und redet doch 
von völlig
Anderem, da jeder nur 
von seinem
Bild des Dinges redet! ‒ ‒
Hier ist 
Geduld vonnöten, die sich 
nicht
erschüttern läßt, wenn man sich einstens
in der 
gleichen Weise des Betrachtens
finden will!
Es wird hier 
jeder Teil erst zur 
Er‐
kenntnis kommen müssen, daß 
seine
Art zu sehen, ‒ mochte sie ihm auch
bisher als 
Norm erscheinen, ‒ 
keines‐
wegs die einzige, 
ihm mögliche Be‐
trachtungsweise darstellt...
Auch wird man nicht allein die 
Worte
hören dürfen, sondern stets auch zu er‐
fühlen suchen müssen, 
was der Andere
mit 
seinen Worten 
meint, und ob sich
dies auch ganz mit jenen Dingen 
decke,
die man 
selbst mit 
gleichen Worten
meinen würde. ‒
Zu oft nur hört man Menschen bitter
streiten, weil sie 
Gegensätze zu er‐
kennen glauben, die als 
unvereinbar
gelten, wo nur das falsch gewählte 
Wort
den 
Anschein schafft, als 
seien Gegen‐
sätze aufzufinden.
Und oftmals glauben Menschen sich durch
eine „
tiefe Kluft” getrennt, wo nur 
die
Nacht der Nichterkenntnis solchen
Trug ermöglicht, weil sie 
zu sehen hin‐
dert, daß die scheinbar „tiefe Kluft” nur
ein willkürlich, und mit sehr bezweifel‐
barem Rechte, ausgehobener 
seichter
Graben ist, den man mit Leichtigkeit
zu 
überschreiten wüßte...
Mit unbeirrbarer 
Gelassenheit und
liebevollem 
Geltenlassen aber, wird
man 
auch dort zuletzt doch zuein‐
anderfinden, wo 
wirklich Gegensatz
besteht: wo wahrhaft eine „
tiefe Kluft”
für immerdar zu 
trennen schien, weil
man erst 
lernen mußte, sie zu 
über‐
brücken. ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit in allem Denken, al‐
lem Fühlen, allem Handeln, schafft jeder
Ehe eine hohe Mauer sicherster 
Be‐
schützung!
 
Ehe 
verträgt es nicht, daß sie im Außen‐
leben 
ohne sichere Umhegung bleibe!
Die Lebenseinung zweier Menschen in
der 
Ehe darf niemals 
allen Winden,
jedem Wetterwüten, 
jeder Überflu‐
tung offenstehen! ‒
Wie immer auch zwei Menschen, die sich
in der 
Ehe fanden, 
Geselligkeit und
heiteren Verkehr mit anderen Men‐
schen suchen mögen, ‒ stets muß die
sichere 
Umhegung ihnen 
fühlbar blei‐
ben, und 
niemals darf der heilige Be‐
zirk, der ihnen nur 
allein gehört, vor
Anderen 
eröffnet werden! ‒ ‒ ‒
Auch hier ist, ‒ wie bei 
jeglichem Ver‐
hältnis menschlicher Verbundenheit, ‒
das 
Schweigenkönnen eine rechte
„Kunst”, die jeder zu 
erlernen hat, der
sie 
noch nicht beherrscht! ‒ ‒ ‒
Was nur 
die Eheleute selber angeht,
hat 
niemals laut zu werden 
vor den
Ohren Anderer, und wenn die Ande‐
ren auch 
die nächsten Freunde und
Verwandten, ‒ ja selbst 
die Eltern
wären! ‒ ‒ ‒
Sehr 
zweifelswürdig bleibt die
„
Hilfe”, die man vielleicht auf solche
Weise finden mag, ‒ auch 
wenn die
Menschen, denen man sich so 
vertraut,
den redlichsten und reinsten Willen
haben, 
wahre Hilfe darzubieten!
‒ ‒
Weit öfter, als man wirklich 
Hilfe fin‐
det, wird das Unheil, dem man wehren
wollte, nur 
genährt, so daß es erst 
zum
Wachsen und zum rechten Wuchern
kommt, obwohl es anfangs schnell 
im
Keim erstickt gewesen wäre, hätte man
 
sich selbst bemüht, es zu ersticken, und
nicht 
den Anderen vorgeklagt, wie
sehr man schon darunter 
leide! ‒ ‒ ‒
Doch auch sein 
Glück soll man für sich
verwahren und nicht in eitler Rede 
zum
Verströmen bringen! ‒
Auch nicht 
in Worten soll man es 
mit
Anderen teilen wollen! ‒ ‒
Es geht nur 
beide Eheteile an, wenn
sie, als geistgeeintes Ganzes, 
sich ihr
Glück zu schaffen wußten...
Vor allem aber sei man auf der Hut, den
Neid zu wecken, der ‒ oft nur 
künst‐
lich eingeschläfert ‒ sich 
gar leicht
erwecken läßt, wenn eine redefrohe Zunge
allzusehr ein 
Eheglück lobpreist! ‒
Man schädigt sonst den Neider, wie
 
sich selbst, da Neid stets 
eine Kraft
zur Wirkung bringt, die das 
verneint,
was Neid 
erregte, und die sich 
gegen
Neider und Beneideten in gleicher
Weise richtet, da sie 
den Wert ver‐
nichtet sehen will, den der Beneidete
besitzt, der Neider aber 
nur zu gern
besitzen möchte...
Ist aber schon bei Glück wie Unheil‐
drohung: 
Schweigen angezeigt, so
schweige man 
erst recht, wo platte,
widerliche 
Witzelei und ein im „Hän‐
seln” Anderer sich sielendes Behagen,
die 
Ehe in den seichten, trüben Tüm‐
pel kläglich-armer Geistverlassenheit
herabzuziehen suchen, um meckernd
ihre Hintertreppenweisheit anzubringen
und in Bierbankblödigkeiten sich genug‐
zutun!
 
Jeder der dies liest, wird unschwer wis‐
sen, was ich meine...
Nur glaube man nicht, 
daß solche öde
Witzelei doch wohl zu dulden wäre,
wenn sie Menschen üben, 
die sich
gewiß nicht vorzuwerfen haben,
daß sie je im Ernst die Heiligkeit
der Ehe angetastet hätten!
Das Heilige darf 
nie zum Stoff des
schalen 
Witzes werden, wenn es der
Meltau der 
Zersetzung nicht berühren
soll, und selbst 
der gütigste Humor
wird sich hier 
Zügelung gefallen lassen
müssen, auf daß er nicht 
zerstöre, was
er 
nicht zerstören 
will! ‒ ‒
Heilig bleibt dem Menschen 
nur, was
er als „heilig” noch 
empfinden kann:
‒ was stets 
bewahrt bleibt 
vor er‐
niedrigenden Worten, und 
unan‐
tastbar aller Lebensäußerung ent‐
rückt, die nicht mit 
Ehrfurcht ihm zu
nahen weiß...
Der heilige Bezirk, den 
nie ein ande‐
rer Mensch betreten darf, als 
nur
die beiden Ehegatten, ist aber wahr‐
lich 
weiter ausgesteckt als ihres 
Schlaf‐
gemaches Wände!
Es wird von ihm so manches noch um‐
schlossen, 
was durchaus nicht an und
für sich schon Verborgenheit erfor‐
dern würde...
Gemeinsamkeit will manches vor der
Außenwelt 
verborgen wissen, 
auch
wenn es nicht die Ehe selbst be‐
trifft. ‒
Gemeinsamkeit braucht 
unverbrüch‐
liches Vertrauen, und fordert, daß man
 
jederzeit 
vor dem vereinten Men‐
schen stehen könne, 
wie vor sich
selbst! ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit kennt keinen 
Spott
und kein 
Verhöhnen!
Gemeinsamkeit weiß nichts von liebe‐
leerem, überheblichen 
Verlachen!
Gemeinsamkeit ist stets darauf be‐
dacht, daß man sich gegenseitig 
schone:
‒ seine Schwächen zu 
bedecken suche,
und sich 
Hilfe biete!
Ein Leben in 
Gemeinsamkeit ist nur
zu führen, wenn beide Ehegatten 
wis‐
sen, daß 
keiner etwas, 
das er vor sich
selbst gesteht, dem anderen 
verber‐
gen muß. ‒ ‒ ‒
Nur so kann die 
Gemeinsamkeit zu
einer 
äußeren Schule innerer Voll‐
endung werden!
Liebe und 
Nachsicht werden aber 
we‐
nig nur vermögen, solange nicht 
die
absolute Sicherheit besteht, daß dieser
Schule Pforte stetig 
fest verschlossen
bleibt, und sich 
nur beiden Menschen
öffnet, 
die in ihr sich gegenseitig
durch ihr Leben zu belehren suchen!
Es muß erst völlig alle Furcht verschwin‐
den, daß eines Tages unbehütet leichte
Rede 
Andere von Dingen 
hören lassen
könne, die man 
in Gemeinsamkeit be‐
schlossen glaubte!
Niemals darf die 
Gefahr bestehen, daß
Anderen zu Ohren kommen kann, 
was
Ehegatten gegenseitig sich ver‐
trauten!
So manche werdende Gemeinsam‐
keit ist schon durch unbedachte Rede
früh vernichtet worden! ‒ ‒ ‒
 
Gemeinsamkeit erstreckt sich aber end‐
lich auch auf alles 
Ungemach und 
Leid,
von dem man seinen anderen Eheteil be‐
troffen findet, auch wenn man selbst 
nicht
mitbetroffen ist und auch den 
Anlaß
der Bedrückung 
nicht in gleicher Weise
wertet, ‒ sei es, 
daß man den Um‐
fang seiner Auswirkung nicht kenne,
sei es, 
daß man anders ihn empfin‐
den möge.
Hier ist das 
Tragenhelfen oftmals 
gar‐
nicht möglich, aber 
immer wird das
Tragenhelfen-
Wollen möglich sein und
dem von Leid Betroffenen 
Erleichte‐
rung gewähren. ‒ ‒ ‒
Man sage sich nicht los von solcher
willigen Bereitschaft, auch wenn man
sicher weiß, daß man nicht helfen 
kann,
denn schon der 
Wille, Hilfe 
darzu‐
 
bieten, wird dem Anderen Hilfe 
bringen
helfen! ‒ ‒ ‒
Auch läßt sich nicht 
Gemeinsamkeit er‐
halten, solange 
einer beider Eheteile
bitterlich empfindet, wie er mit seiner
Last, ‒ sei sie nun 
wirklich, oder nur
in seiner Vorstellung so drückend
schwer ‒ 
allein zu Berge gehen muß,
und daß der andere Eheteil an solcher
Not kaum Anteil nimmt. ‒
Es ist gewiß nicht mehr als 
selbstver‐
ständlich, daß man des Leides Last 
ge‐
meinsam trägt, 
dort, wo das Schicksal
sie auf 
beider Ehegatten Schultern bür‐
det, allein, 
sehr oft verkennt auch
tiefste Liebe ihre Pflicht zur Anteil‐
nahme, wenn sie sich 
außerstande
sieht, das Leid, dem nur der 
Andere
verhaftet ist, in gleicher Weise 
mitzu‐
tragen oder auch nur zu 
verstehen..
 
Suchst du das 
Glück der Ehe, dann
strebe nach Gemeinsamkeit in 
allen Din‐
gen dieses Erdenlebens, die 
gemein‐
sam sich erleben lassen, und ziehe
diese Grenze 
weiter, als 
der erste
Anschein dich bestimmen könnte, sie
zu ziehen! ‒
Es ist für 
jeden Teil der Ehe 
ratsam,
daß er 
auch dort wo ihn des 
anderen
Eheteiles Angelegenheiten 
nicht von
allem Anbeginn her interessieren, 
in sich
Interesse dafür wecke...
Es ist jedoch 
nicht minder nötig, daß
man den 
anderen Eheteil für die ihm
fremden Angelegenheiten 
einzuneh‐
men suche und ihm 
den Zugang öffne,
so daß er sie 
verstehen lerne...
Doch wisse auch, daß jede Seele ihre
eigenen Bereiche hat, die auch der 
aller‐
 
nächsten anderen Seele sich nicht öffnen
können!
Wisse auch, daß oftmals 
Pflicht gebietet,
gewisse Dinge in Verborgenheit zu hal‐
ten, und 
ehre dann, 
vertrauend, was
deinem Miterleben sich entziehen muß! ‒
Du wirst vertrauen 
können, wenn 
in
allem, 
was Gemeinsamkeit verträgt,
das lauterste Vertrauen zwischen
dir und deinem, 
in der Ehe dir ge‐
einten Gegenpole herrscht! ‒ ‒
Hüte dich vor der 
Neugier, die so gerne
dich verleiten möchte, 
dich in Bereiche
des Erlebens einzudrängen, zu deren
Pforte man den 
Schlüssel nicht be‐
sitzt, oder 
durch Pflicht gehalten ist,
ihn dir nicht darzureichen! ‒
In einer wahren 
Ehe wird auch 
dort, wo
sich 
das eigene, 
gesonderte Erleben
 
der Gemeinsamkeit 
nicht öffnen läßt,
der so Erlebende gewiß den anderen
Teil hinlänglich noch zu 
unterrichten
wissen, 
von welcher Art das jeder
Mitteilung Entrückte ist, so daß auch
hier 
kein Riß durch innigstes Gemein‐
samkeits-Erleben geht...
Wo gegenseitiges 
Vertrauen herrscht,
dort wird sich niemals 
Argwohn zu er‐
heben suchen, auch wenn nur ganz im
Allgemeinen 
angedeutet wird, um was
es sich bei jenen Dingen handelt, die
nicht ausgesprochen werden 
können,
oder die durch 
Schweigepflicht der
Mitteilung entzogen bleiben müssen, ‒
und wahre 
Liebe wird gewiß nicht 
wei‐
terforschen wollen, wo sie erfühlt, 
daß
ernste Gründe die Verhüllung for‐
dern...
Doch treibe man auch nicht mit Dingen,
die sich nicht in Worte fassen 
lassen,
oder die 
Verpflichtung ein für allemal
dem Wort verwehrt, unnötige und
künstliche 
Geheimniskrämerei, um so
die 
Neugier stetig wach zu halten, oder
gar sich selbst mit einem Nimbus des Ge‐
heimnisvollen zu umgeben!
So handelt ärgste 
Torheit nur, und sol‐
ches Handeln 
straft sich selbst durch
Folgen, die gewiß 
sehr weit von seiner
eitlen 
Absicht liegen...
Wenn wirkliche 
Gemeinsamkeit be‐
stehen und 
erhalten werden soll, dann
muß man 
ehren, und zuweilen auch 
ver‐
ehren können, was der Andere ‒ auch
wenn er gerne davon reden würde, so
er könnte ‒ 
verborgen halten 
muß!
‒ ‒ ‒
Dann aber läßt man sich an dem 
ge‐
nügen, was man sich gegenseitig offen‐
baren 
kann, und wahrlich: 
es wird mehr
sein als genug um einer 
Ehe auch im
innersten Erleben beider Teile die 
Ge‐
meinsamkeit zu sichern, die sie braucht,
da ohnehin noch 
keine Seele hier auf
Erden restlos alles 
auszusprechen
wußte, was in ihr 
Erlebnis war! ‒ ‒ ‒
*           *
*
 
ES gab noch niemals eine 
Ehe, die –
allzeit jedem Leid entrückt –
nur 
Freuden kannte.
Leid und Freude mischen dieses Er‐
denlebens ‒ nicht jedem bekömmlichen
‒ Trank, und doch ist es 
an uns: die
Art der Mischung zu bestimmen, auch
wenn wir leider nicht verhindern können,
daß sich nun einmal 
Leid mit Freuden
mischen 
muß!
Besonders aber in der 
Ehe wird es 
tief
bedeutsam sein, wie weit sich 
unsere
Kraft bewährt, das 
Leid zu 
mindern
und die 
Freude zu 
vermehren...
Gewiß bleibt Leid stets 
Leid, auch wenn
so manches Wort uns trösten möchte,
als könne 
Leid sich selbst in 
Freude
wandeln.
Hier weiß das Wort der Rede nur von
 
Aufeinanderfolge: ‒ von Leid-
Ver‐
drängung durch 
der Freude Wieder‐
kehr!
Allein, wir haben 
Macht, der Freude
Wiederkehr zu 
fördern, ‒ wir haben
Macht, der Erde Freuden zu 
vermeh‐
ren!
Es ist gewiß nicht nötig, daß man einen
Menschen etwa lehre, 
Leid zu schaffen,
‒ und auch wenn 
nie ein Mensch dem
anderen 
Leid bereitet hätte, wäre
wahrlich 
Leid genug auf Erden anzu‐
treffen, denn alles, 
was in dieser 
Außen‐
Welt: 
Erscheinung bildet, hat 
Da-
Sein
nur durch 
Leid: ‒ vermag sich nur im
Da-Sein zu 
erhalten, indem es seinet‐
wegen 
Anderes leiden läßt...
Nur dort, wo Güte: ‒ 
träumendes
 
Verlangen, Mitleid: ‒ 
Wahnwitz
zeugte, kann sich des Erdenmenschen
Denken so 
ver-
messen, daß es die
Weise findbar glaubt, das 
Leid aus
dieser 
Außen-Welt, ‒ in der es Folge
ihrer Raum 
verdrängenden und Eigen‐
Raum 
verschließenden Struktur ist, ‒
zu verbannen. ‒ ‒
Wo immer 
Außen-Welt den 
an sich
homogenen Raum 
zerstückelt, dort
ist 
Leid, ‒ und Menschenmacht ver‐
möchte 
dann nur dieses Leid zu 
tilgen,
wenn sie imstande wäre, alle „
Außen”‐
Welt für immer zu 
vernichten, womit
jedoch 
zugleich auch alle „
Innen”‐
Welt Vernichtung fände...
Ist aber diese 
äußerste der „Außen”‐
Welten, die wir, in tierverhafteter Ge‐
staltung, durch den 
Tier-Sinn wahrzu‐
 
nehmen uns gezwungen fühlen, auch
erfüllt von 
Leid, und sind auch weite
unsichtbare Reiche dieser „
Außen”‐
Welt noch ganz in gleicher Weise ‒
manche sogar 
mehr ‒ dem 
Leide aus‐
geliefert, da auch 
dort noch alles 
Da‐
Sein nur besteht in Raum-
Verdrän‐
gung und in Eigen-Raum-
Verschlie‐
ßung, so stehen doch dem gegenüber
unzählbare „
Innen”-Welten, in denen
alles 
Sein, ‒ dem 
homogenen Raume
keineswegs etwa 
entrückt, ‒ sich
gegenseitig 
öffnet und 
durchdringt,
so daß hier jede 
Möglichkeit des Lei‐
den-
Könnens völlig 
fehlt. ‒ ‒ ‒
Nie aber läßt sich eine Welt vom Leid
befreien, die nur 
bestehen kann durch
Leid, ‒ und alles Mühen Einzelner,
durch Da-Seins-
Unterdrückung und
Verzichtleistung auf Da-Sein, dieser
Erde 
Leid zu 
mindern, bleibt 
ergeb‐
nislos: ist nur des 
Mit-
Leids tröstende
Betäubung...
In diesem Erdenleben ist des Menschen
ganze Macht darauf allein beschränkt,
daß er zwar dieser Erde 
Leid ins 
Un‐
gemessene und 
niemals Nötige zu
steigern fähig ist, ‒ doch 
ebenso ver‐
mag, das Leid 
zurückzudrängen in die
urgegebenen Bereiche, aus denen es nicht
lösbar werden 
kann, wenn diese „
Au‐
ßen”-Welt ‒ und mit ihr jede „
Innen”‐
Welt ‒ bestehen bleiben soll, und wahr‐
lich „
sollen” sie bestehen! ‒ ‒ ‒
Es kann sich 
jeder Mensch von vielem
Leid 
befreien, das er in törichter Ver‐
blendung 
selbst sich schuf, ‒ und
vieles Leid kann er 
vermeiden, macht
er nur Gebrauch von seiner Kraft!
In 
gleicher Weise aber hat er 
Macht,
gar manches 
Leid von seinen 
Neben‐
menschen abzuwenden!
Wo immer Menschen sich begegnen
mögen, dort wird es ihnen 
Pflicht, ihr
eigenes wie des 
Nebenmenschen
Leid zu mindern! ‒ ‒
Wenn aber Menschen, die sich nie im
Leben sahen, niemals wiedersehen wer‐
den, hier ein 
Pflichtgebot erkennen
müssen, so gilt es 
heiliger und 
bin‐
dender fürwahr noch für die 
innigste
Vereinung zweier Menschen, die in der
Ehe eine neue 
Lebenseinheit bilden,
um sich gegenseitig durch 
Er-
gänzung
zu vollenden! ‒ ‒ ‒
Und wo ist 
leichter Leid von seinem
Nebenmenschen 
abzuwenden, als hier,
wo Weib und Mann in einem Leben der
Gemeinsamkeit von allen Leidgefahren
wissen, die ihnen 
gegenseitig und 
ge‐
meinsam drohen können!? ‒ ‒
Die Ehe kann 
ein Born der Freude
sein, ‒ man kann sie aber auch 
zu
einem Pfuhl des Leides wandeln!
Wer nicht des 
anderen Eheteiles 
Glück
in seiner 
Ehe als sein höchstes Ziel er‐
strebt, der wird gar leicht sich um sein
eigenes Glück 
betrügen, ohne es zu
ahnen! ‒ ‒
Wer aber wirklich 
in der Liebe ist, der
wird weit eher 
selber leiden wollen,
als daß er 
je den anderen Eheteil im
Leide sehen könnte. ‒ ‒ ‒
Es wird ihm nichts beschwerlich fallen,
wenn er weiß, daß er des 
anderen Tei‐
les 
Leid dadurch 
vermindern kann...
 
Nun aber 
ist es keineswegs damit
getan, daß man sich nur darauf be‐
schränke, 
allem Leid zu wehren, dem
man 
wehren kann! ‒
Erst dort ist höchste, schönste Menschen‐
pflicht 
erfüllt, wo man das 
Leid des
Anderen durch 
Freude, die man in sein
Leben bringt, verdrängt!
Wo aber läßt sich 
schöner noch, als in
der 
Ehe, solche Liebespflicht erfüllen?! ‒
Es sind im Leben einer Ehe 
viele Dinge
aufzufinden, die der 
Freude Anlaß wer‐
den können, sich zu äußern und ein
großes 
Leid im Keime zu 
ersticken...
Doch ist es hier vonnöten, daß man zu
erfühlen suche, 
was der Andere 
er‐
sehnt: was 
er als Freude zu 
empfin‐
den weiß, denn allzuleicht kann hier
auch 
bester Wille irren, wenn er dazu
verleitet, nur das 
eigene Empfinden und
Ersehnen als das allgerechte Maß der
Dinge anzusehen. ‒ ‒
Was 
dir gewißlich 
höchste Freude
wäre, kann deinem Gegenpole 
kaum
beachtsam scheinen, und 
seine Freude
mag vielleicht 
nur dort erstehen, wo
dein Empfinden völlig 
unberührt ge‐
blieben wäre...
Wie aber dem auch sei, und wie gar sehr
du auch „
daneben greifen” magst, so
darfst du doch in 
keinem Falle eine
„
Kränkung” darin sehen, daß dein Be‐
streben nicht zum Ziele führte, weil deine
liebevoll erdachte 
Freude für den An‐
deren 
nicht als solche 
aufgenommen
wurde! ‒ ‒
 
Soll dir 
Erfahrung wirklich 
Nutzen
bringen, dann wirst du mit dir selbst zu
Rate gehen müssen, um am Ende zu er‐
kennen, daß du verabsäumt hattest, dich
in 
anderes Empfinden 
einzufühlen,
denn wenn auch 
innigste Gemein‐
samkeit euch beide eint, so bleibt doch
jeder von euch beiden noch in seinem,
ihm nur eigenen Empfindungs-Leben,
und dessen Ablaufsrhythmus wird be‐
stimmen, was er, im jeweils sich erge‐
benden Moment, 
als Freude werten
kann...
Suche also nicht 
dich selbst, in deinem
Willen, 
Freude für den Anderen zu
bereiten! ‒
Wer 
sich stets 
Freude schaffen will, der
suche stetig 
seine Freude 
darin: Ande‐
ren 
auf ihre Weise Freude zu bereiten!
‒ ‒ ‒
 
Vergeblich aber wirst du 
Freude
spenden wollen, solange du noch
Zweifel hegst an deiner 
Kraft, die
Freude zu 
erzeugen! ‒
Nie darfst du etwa glauben, daß dir
nicht gelingen könne, was dir, aus
irgend einem Grunde, leider 
oftmals
nicht gelang!
Du mußt 
dich selber aber erst zur Freude
„
stimmen”, bevor du dem mit dir ver‐
einten Menschen Freude 
bringen willst!
‒ ‒
Nur, wer im Überflusse „
hat”, kann
Freude 
überfließen lassen 
in den An‐
deren! ‒
So suche denn vor allem eine Quelle
steter Freude 
in dir selber zu erschür‐
fen, so daß du 
unabhängig wirst von
 
allem äußeren Geschehen, und nicht der
Freude 
Anlaß erst von außenher 
er‐
warten mußt, 
auch wenn du solchen
Anlaß, wo er sich auch immer 
bieten
mag, stets 
nützen sollst! ‒
Du wirst jedoch am besten 
jene Freude
übertragen können, für die du 
keinen
Grund im Außenleben anzugeben weißt!
Durch 
solche Freude wirst du 
mehr be‐
glücken können als durch jede 
andere
Art der Freude, die 
von außenher ver‐
anlaßt wird! ‒ ‒ ‒
Vergesse aber trotzdem auch die 
klei‐
nen Freuden nicht, zu denen 
jeder Tag
dir ja so manchen 
Wink und 
Hinweis
bringt!
Achte nichts als 
zu gering, wenn es dir
dazu dienen kann, auch nur die 
aller‐
kleinste Freude zu bereiten! ‒ ‒
Oftmals gebar die kleinste Freude
schon ein großes, 
lang ersehntes
Glück! ‒ ‒ ‒
Im Leben einer 
Ehe gibt es täglich „tau‐
send” Möglichkeiten, 
kleine Freuden
zu 
er-
finden, die gegenseitige 
Be‐
glückung bringen, und sei es auch für
kurze Augenblicke nur...
An 
keiner solchen Möglichkeit darf man
vorübergehen, 
ohne sie zu nützen! ‒ ‒
Wo immer du das 
Glück in einer Ehe
dauernd heimisch weißt, dort wirst du
auch bemerken, daß man sehr erfinde‐
risch die 
kleinen Freuden zu gestalten
sucht, zu denen jede Stunde neuen An‐
laß bringt...
Der gute Gärtner wird in seinem Blüten‐
garten auch die 
allerkleinsten Blüm‐
lein niemals 
übersehen, mögen sie auch
recht bescheiden scheinen, neben jenen
hochgestielten Farbenwundern, deren
Beet sie rings umfassen.
So aber ist auch in der 
Ehe: selbst der
kleinste Freuden-Anlaß 
nicht bedeu‐
tungslos, und darf nicht 
übersehen
werden, will man des ehelichen Blüten‐
gartens schönste 
Harmonie gestalten!
‒ ‒ ‒
Ist aber 
Ehe einer Zweiheit wahre 
Ei‐
nung, und muß 
Leid ertragen werden
im Verlauf des Lebens, das oft nur in
Vereinung zweier Willen noch ertrag‐
bar ist, ‒ so bleibt auch 
Freude zu er‐
streben, wie sie die Zweiheit 
dann nur
schaffen kann, wenn sie 
Verschmelzung
fand in 
neuer Lebenseinheit. ‒ ‒
Hier ist dann 
jeder Teil der 
Schen‐
kende und der 
Beschenkte, und beide
nur 
gemeinsam sind imstande, 
diese
Freude, die der 
Einheit Farbe trägt, zu
mehren!...
Nur wo der 
Wille beider Teile völlig
sich 
geeinigt findet, ist solcherart dem
Leide zu begegnen, und kann in gleicher
Weise höchste 
Freude aus der Einung
sprießen! ‒
Die Ehe, die hier 
weiß um ihre Macht,
und sie 
gebraucht, wird 
nie im Leide
Schaden nehmen können, und 
nie an
Freude Mangel leiden! ‒ ‒ ‒
Sie kennt die Kunst, das 
Leid in seine
engste Grenze einzubannen!
Sie weiß von einer 
Freude, die auch
alles 
Leid nicht mehr 
verdunkeln kann!
Und solche 
Freude, solche 
Kraft der
Leidverdrängung wird aus dieser 
Ehe
auch auf alle 
anderen Menschen über‐
strahlen, die mit den Ehegatten in Be‐
rührung kommen...
So wird dann diese Ehe 
segensreiche
Wirkung schaffen, 
weit über ihren
eigenen Bereich hinaus, und wahrlich
unvergleichlich 
mehr an Gutem för‐
dern als so mancher andere Ehebund,
in dem die beiden Ehegatten längst 
ver‐
lernten, sich noch 
gegenseitig Freude
zu bereiten, und von der Freude, die 
aus
ihrer Einung kommen könnte, 
keine
Ahnung haben, ‒ weil sie vor lauter
Sorge, 
anderen Menschen 
in geschäf‐
tiger Betätigung zu 
helfen, nicht mehr
die 
erste Pflicht erkennen, 
ihre eigene
Ehe erst harmonisch zu gestalten.
‒ ‒ ‒
Im stärksten 
Gegensatz zu einer sol‐
chen 
irrig überwerteten Geschäftig‐
keit, die ihre Pflicht zur „
Nächsten‐
liebe” bei den 
Allerfernsten erst be‐
ginnen fühlt, und 
Andere beglücken
will, derweil sie 
alles Glück aus ihrem
eigenen Hause scheucht, ‒ wird eine
Ehe, die das Glück der Einheit 
in der
Freude aus der Einung kennt, kaum
wissen, daß sie 
Anderen hilft, indem
sie, nur 
in ihrem eigenen Bereich, 
das
Leid der Erde mindert, und das den‐
noch 
unvermeidbar bleibende 
durch
Freude zu verdrängen sucht. ‒ ‒ ‒
Solche Ehe aber ist ein wahres 
Heilig‐
tum der Freude, aus dem noch fernsten,
 
kommenden Geschlechtern 
Segen strö‐
men wird! ‒ ‒ ‒
Ein Heiligtum der 
Freude in der Welt
des 
Leides aber sollte 
jede Ehe hier
auf Erden sein, und eine 
jede Ehe 
kann
zu solcher Höhe sich erheben, so es nur
nicht am 
Willen beider Eheteile fehlt,
die reine, hehre Freude zu gestalten, die
nur in der geeinten Zweisamkeit der
Ehe sich gestalten 
läßt! ‒ ‒
Soll diese Erdenmenschheit einst zu der
Vollendung kommen, die ihr auch hier:
in dieser „
Außen”-Welt schon werden
kann, ‒ dann wird allein die wahre 
Ehe
dieses Wunder wirken müssen: ‒ 
die
Ehe, 
die sich selbst in Freude zu
vollenden weiß! ‒ ‒ ‒
Damit sie es auch wirken 
könne, muß
sie 
vertausendfacht erstehen, 
wis‐
send um die hohe Macht, der Erde 
Leid
zu 
bannen und der Erde reinste 
Freu‐
den zu 
vermehren! ‒ ‒ ‒
*           *
*
WO 
Liebe eine 
Ehe schuf, dort ist
die 
Einheit beider Eheteile so
gegründet und 
umhegt, daß 
selten
nur von außenher noch 
Störung gegen‐
seitigen Empfindens kommen kann...
Und doch bleibt 
keine Ehe 
so geschützt,
daß ihr 
Versuchung nicht zu nahen
wüßte!
Stets aber wird es sich beim Nahen der
Versuchung 
zeigen, ob eine Ehe 
wirk‐
lich in der echten 
Liebe wurzelt, oder
ob nur 
Neigung Mann und Weib zu‐
sammenführte, ‒ 
Neigung, die auf bei‐
den Seiten auch sehr leicht durch 
andere
Neigung wieder zu 
verdrängen ist...
Wo eine Ehe wurzelfest in echter 
Liebe
gründet, dort wird auch 
heftigste Ver‐
suchung ihr nicht 
Schaden bringen
können!
 
Selbst wenn Versuchung nur durch
schweren 
Kampf sich noch besiegen
läßt, wird doch zuletzt die 
Liebe Sieg
erringen, denn alle Kräfte der Versu‐
chung sind nicht fähig, weiter 
Wider‐
stand zu leisten, sobald sich echte 
Liebe
ihrer 
Kraft bewußt wird, und aus dieser
Kraft heraus 
bekämpft, was sie be‐
drohen will! ‒ ‒
Trotz allem aber sollst du 
wachsam
sein, und nicht erst warten, bis Versu‐
chung so 
erstarkt, daß sie 
nur noch
durch schweren Kampf besiegbar ist!
Du kannst dich selbst zu solcher Wach‐
samkeit 
erziehen, so wie du dich auch
leichten Sinnes der Versuchung 
über‐
lassen kannst, bis sie dich 
hart be‐
drängt und 
starke Gegenwehr er‐
fordert. ‒ ‒
Versuchung kann dir 
allerorten nahen,
auch wenn du sie gewiß 
nicht suchst,
ja 
dann auch, wenn du sorglichst deine
Wege wählst, um ihr nur ja nicht zu be‐
gegnen, da sie deine 
Furcht erregt. ‒
Versuchung aber ist 
noch keine
„
Schuld”!
Erst, wenn du anfängst, 
ihr Gehör zu
schenken, ‒ sie dir 
zu nahe kommen
läßt, ‒ sie 
hegst und 
mit ihr spielst,
‒ wirst du dich wahrlich 
nicht mehr
schuldfrei wähnen dürfen! ‒ ‒
Auch wenn du noch zu gutem Ende
Sieger bleibst, hast du dich doch mit
schwerer Schuld beladen, und wirst
nunmehr nicht ruhen dürfen, bis alle
Folge dieser Schuld aus deinem Leben
schwindet! ‒ ‒ ‒
Vielleicht wirst du dir selbst gestehen
müssen, daß du gar oft 
nicht wachsam
warst, wo 
Wachsamkeit von dir 
ge‐
fordert werden konnte? ‒
Vergeblich wäre es, wenn du dich nun
in 
Selbstqual winden wolltest!
Du wirst nun jetzt mit allen 
Selbstvor‐
würfen nichts mehr 
ungeschehen ma‐
chen können, und deines Fehlers 
Spu‐
ren kannst du nur aus deinem Leben
tilgen, wenn du dafür sorgst, daß alles
Übel, das aus ihm entstand und noch
entstehen könnte, 
an seiner Auswir‐
kung verhindert wird. ‒ ‒
Aus jeglicher 
Erfahrung sollst du 
Lehre
ziehen, und so wird dich dein 
Strau‐
cheln lehren können, wie du durch
Wachsamkeit dich künftig 
frei von
Schuld erhalten kannst, auch wenn du
 
nicht imstande sein wirst, der 
Versu‐
chung immer auszuweichen...
Die leiseste Empfindung mußt du
kontrollieren lernen, mußt sie 
wägen,
und 
im selben Augenblicke von dir
weisen, in dem du fühlst, daß sich in
ihr bereits 
Versuchung zu verbergen
trachtet!
Erkennst du so das Feindliche 
so‐
gleich, 
wenn es sich naht, dann wird
es immer 
leicht sein, es zu 
überwin‐
den, und niemals wirst du wirklich ‒
in des Wortes letztlicher Bedeutung ‒
„in Versuchung 
fallen”! ‒ ‒ ‒
Nur, wenn du 
Wohlgefallen an der
ersten Regung der Versuchung findest,
wird 
Versuchung dir zur 
Schuld!
Es kann dir großer 
Kraftzuwachs aus
 
der Versuchung kommen, wenn du stets
wachsam bleibst und sie in jeglicher
Verkleidung zu 
erkennen suchst, um ihr
den Zugang in dein Inneres zu wehren.
‒ Ein jeder Mensch hat irgendeine
„
schwache Seite”, und stets wird die
Versuchung 
seine Schwäche auszu‐
spüren wissen. ‒
Begegnest du jedoch 
dem ersten Na‐
hen schon mit 
Abwehr, und mit einem
„
Nein”, das kein 
Paktieren kennt, dann
wirst du immer mehr, ‒ gerade dort, wo
Stärkung dir 
vonnöten ist, ‒ 
erstar‐
ken! ‒ ‒
Du wirst durch deine 
Wachsamkeit dich
gänzlich 
wandeln, so daß dir jegliche
Versuchung 
ungefährlich wird, weil
Abwehr dir 
Gewohnheit wurde, und
die Versuchung dann 
vergeblich eine
unbewachte Pforte sucht, durch die sie
Einlaß zu dir finden könnte!...
Dann aber erst bist du 
geborgen, und
dann erst darf man dir 
Vertrauen
schenken!
Dann erst wird deine 
Ehe so 
behütet
sein, daß sie dir alles geben 
kann, was
sie, 
in unerschöpflich reicher Fülle,
Mann und Weib, die 
wert sind, ihr My‐
sterium zu 
erleben, stetig neu zu geben
hat! ‒ ‒ ‒
Du trägst nicht nur 
für dich allein die
heiligste 
Verantwortung, sobald du
dich dem Anderen verpflichtet hast, mit
ihm die Geisteseinheit einer 
Ehe aufzu‐
richten!
Die 
Ehe ist auch nicht nur: ‒ „
mensch‐
licher Vertrag”, obwohl der 
andere
 
Eheteil ein 
un-
bedingtes Recht an dich
erlangte, und du ihm 
dann selbst noch
die „
Treue” schuldest, 
wenn er be‐
trügerisch sie bricht. ‒ ‒ ‒
Ein jegliches Gelöbnis zwischen Mann
und Weib, in dem sich beide Teile 
ehe‐
liche Einung dargeloben, stellt vielmehr
ein kosmisches Geschehen dar, und
bindet nicht nur 
beide Ehegatten, ‒
bindet nicht nur 
aller Menschheit ge‐
genüber, sondern reicht mit seinem
„
Jawort” auch hinein 
in höchste Gei‐
steswelt! ‒ ‒ ‒
Es 
wird nur 
lösbar, wenn der „
Tod”
die beiden Eheteile scheidet, oder, wenn
‒ 
durch triftigste und schwerste
Gründe ‒ beide Teile sich gezwungen
sehen, sich gegenseitig voneinander zu
befreien, indem sie, ‒ 
ebenso gemein‐
sam, 
wie es einst geschlossen wur‐
de, ‒ ihr 
Gelöbnis vor einander,
vor aller Menschheit, wie auch 
vor
dem wesenhaften Geiste wider‐
rufen, ‒ es sei denn, daß der 
eine Teil,
auch 
ohne solchen Widerruf, 
den an‐
deren verlasse, oder 
sonstwie ihm
unmöglich mache, das Gelöbnis 
auf‐
rechtzuerhalten...
Solange also dein Gelöbnis noch 
zu
Recht besteht, bist du 
in dreifacher
Verpflichtung, aus der 
kein „
Gott”
dich zu befreien wüßte! ‒ ‒
Es wird 
Verantwortung von dir ge‐
fordert werden, auch wenn du während
dieser kurzen Spanne Zeit, ‒ die auch
das 
längste Erdenleben darstellt vor
der 
Ewigkeit, ‒ dich jeglicher Verant‐
wortung 
entzogen wähnst! ‒ ‒ ‒
Daß 
Andere Versuchung 
suchen und
 
ihr keinen Widerstand entgegensetzen,
kann niemals 
dich von 
deiner Schuld
entlasten!
In deiner Ehe bleibst du 
für dich selbst
verantwortlich, und 
Niemand kann dir
helfen die Verantwortung 
zu tragen,
‒ 
Niemand kann sie von dir neh‐
men, ‒ wenn man dich hier auf Erden
auch 
entschuldbar finden mag!
Auch 
vor dem Angesicht der Ewig‐
keit magst du vielleicht „
entschuld‐
bar” sein, 
und doch bleibst du verhaftet
der 
Verantwortung, so daß du 
alle
Folge deiner selbstgeschaffenen Im‐
pulse tragen mußt, bis auch der letzte
seine 
Auswirkung erreichte in der
Kette des Geschehens! ‒ ‒ ‒
Einst lehrte Einer, der dies wahrlich
aus dem Geiste lehren durfte, daß da
ein Jeglicher schon 
Ehebruch begehe,
der durch den Anblick eines Weibes sich
verführen lasse, es auch leiblich zu 
be‐
gehren.
Man hat an diesem Wort vielfach sehr
wenig Wohlgefallen, und suchte es zu
drehen und zu deuteln, da es so manchen
nicht behagen will. ‒
Ich aber muß 
dir sagen, daß auch schon
jedes Hegen und 
geflissentliche
Steigern der naturbedingten
Schwingung der Erotik zwischen
Mann und Weib, ‒ sobald es einem
anderen Menschen, als dem 
eigenen
Ehegatten gilt, ‒ die Ehe 
schändet,
auch wenn sich solche Steigerung noch
keineswegs dem leiblichen 
Begehren
nähert, und somit noch 
nicht zum 
Ehe‐
bruch im Unsichtbaren führt! ‒ ‒ ‒
 
Selbst wenn du durch ein 
Abbild dich
verleiten läßt, 
geschlechtsbewußte
Regung zu empfinden und dich ihr
zu überlassen, ‒ 
schändest du die
Ehe! ‒ ‒ ‒
Du mußt dich selbst dazu erziehen,
Schönheit auch am anderen Ge‐
schlecht bewundernd zu betrachten,
ohne auch die leiseste Erregung der
Erotik ins Bewußtsein einzulassen!
Jeder wahre 
Künstler, dem die mensch‐
liche Gestalt zum Vorbild seiner Schöp‐
fung wird, muß 
solcherart sein Vor‐
bild sehen lernen und kann dir sagen,
daß in seinem, 
von Erotik völlig los‐
gelösten Schauen, 
wundersame see‐
lische Beglückung möglich ist, die
jedem sich versagt, 
der hier ge‐
schlechtsbewußte Regung hegt, 
und
niemals dem Begehrenden erreich‐
bar wird...
Daß du auch Künstler finden kannst, die
selbst ihr Können noch zum Makler
der Begehrlichkeit erniedrigen, kann
dir nur zeigen, daß auch 
Künstlertum
nicht 
schützt vor 
niedriger Verskla‐
vung an die Tiernatur, wenn sich der
Mensch nicht selbst aus solcher Skla‐
verei befreien 
will. ‒ ‒ ‒ ‒
Du kannst 
nicht streng genug dich
selber 
kontrollieren, willst du dich
lösen aus der 
Hörigkeit, und dein
Geschlechtliches 
beherrschen lernen!
‒ ‒ ‒
Jede dich umschleichende Empfindung,
die vor 
allerstrengster Prüfung 
nicht
 
bestehen kann, mußt du entweder 
von
dir weisen, oder aber sie in Bahnen
zwingen, die sie völlig der Geschlecht‐
lichkeit 
entziehen!
Laß' dich nicht irreführen durch die laxe
Art, in der man meistens diesen Dingen
gegenübersteht und sie als leichthin läß‐
lich „
Menschliches” betrachtet, ohne
sich der 
Schmach bewußt zu werden,
die man 
schon durch das Wort allein
auf seinen 
Menschennamen wirft! ‒ ‒
Wo immer du es 
nicht vermagst, die
Anderen aus ihrer Tiergebundenheit in‐
soweit loszulösen, daß 
sie selbst zu
Willen kommen um sich 
völlig ihr
dann 
zu entwinden, dort sollst du 
Nach‐
sicht üben, bis auch einst noch 
ihre
Stunde schlagen wird!
Wo sie jedoch 
dich selbst behindern
wollen, deine 
Freiheit zu erringen,
dort ist 
Abkehr heilig-hohe 
Pflicht!
‒ ‒ ‒
Ich lehre nicht, daß man Versuchung
immer 
meiden könne, sondern zeige,
wie man ihrer sich 
erwehren kann!
Auch wenn du aus der Welt 
entfliehen
wolltest, würde dich Versuchung 
noch
in deiner fernsten Einsamkeit zu
finden wissen...
Du mußt dich so erziehen, daß du ihr
allerorten und zu jeder Zeit begeg‐
nen kannst, ‒ des 
Sieges schon im
voraus 
sicher, ‒ nicht mehr 
erregbar,
mag sie auch mit allen Künsten locken:
‒ 
gelassen in der Abwehr, 
und be‐
stimmten Willens!
Dann wirst du nicht nur deine 
Ehe heilig
 
halten und vor jeglicher 
Beschmutzung
wahren, sondern dir und dem mit dir
vereinten Menschen auch 
gar vieles
Leid ersparen, selbst wenn es nur das
Leid 
vorübergehender Betrübung
wäre, was der nächste Tag schon wieder
wenden könnte. ‒ ‒ ‒
Noch 
andere Gefahr jedoch, ‒ kaum
minder groß als die 
Versuchung, die
von außenher zu kommen 
scheint, da
du im Äußeren den 
Anlaß ihrer Aus‐
lösung gewahrst, ‒ kann aus Empfin‐
dungstiefen her der Ehe 
Glück bedrohen.
Auch hier ist 
Warnung nötig, und auch
hier ist vieles Unheil leicht noch 
abzu‐
wehren, wird 
sogleich erkannt, daß
Pflicht besteht, 
Gefahr zu bannen...
Es gibt in jedem Menschen dieser Erde
einen inneren Bereich, den er 
kaum sel‐
ber kennt, und den er noch viel weniger
vor irgend einem Nebenmenschen 
völlig
offenbaren kann, ‒ nicht, weil hier
Heimliches verschwiegen werden
müßte, oder 
zu Erhabenes sich nicht
in Worte fassen ließe, ‒ sondern:
weil der Mensch hier selbst zu we‐
nig von sich selber weiß...
Nun kann es kommen, daß die Einung
zweier Menschen in der 
Ehe sie 
ver‐
leitet, auch noch dort nach gegenseitiger
Entschleierung zu streben, wo unab‐
weisliches Gebot: 
Verhüllung heischt,
‒ und daß sie dann urplötzlich in Ent‐
setzen sich vor einer gegenseitigen 
Ent‐
täuschung sehen, die sie selbst herauf‐
beschworen haben, und der nur 
selbst‐
geschaffene Phantome, die das Eigen‐
bild in wahrheitswidriger 
Verzerrung
zeigen, 
mehr als fragliche Gewähr
verleihen. ‒ ‒
Man glaubt, man müsse sich einander
bis ins Innerste enthüllen, und
schreckt alsdann zurück, wenn man sich
endlich 
seelisch nackt zu sehen meint,
‒ nicht ahnend, daß man vor einander
gegenseitig nur 
Popanze schuf und
ihnen nun 
mehr glaubt als aller Wirk‐
lichkeit. ‒
Zwei Menschen, die sich stets im Aller‐
tiefsten nur als 
Eines fühlten, werden
sich nun 
fremd, weil sie in 
Worten wahr
sein wollten, dort, wo Worte nie die
Wahrheit 
wissen können...
Ein äußeres Geschehen, ein Begegnen,
oder sonst ein Anlaß, der von außen
kam, läßt unversehens 
Zweifel keimen:
ob man sich noch ganz „
gehöre”, und
allsobald 
mißtraut man aller Sicher‐
heit des Fühlens, um in sich zu wühlen
und zu bohren, bis man sich endlich nun
in Herz und Nieren 
aufgefunden wähnt.
Lebendigen Leibes hat man sich 
seziert,
und da man sich auf diese Weise nie‐
mals finden 
konnte, formte man aus
eigenen Eingeweiden 
das Phantom, in
dem man so recht eigentlich 
sich selbst
zu 
haben meint. ‒
So 
zeigt man nun einander diese Aus‐
geburt des Wahns, und, schreckerfüllt,
fühlt man sich von dem Anblick 
abge‐
stoßen. ‒ ‒
Gar arges 
Unheil ist auf solche Art aus
reiner 
Torheit nur geschaffen worden,
und manche 
Ehe, die vor Gott 
bestehen
bleiben sollte, wurde so 
zerstört durch
einen 
Wahrheitswillen, der zum 
Irr‐
tum führen 
mußte, da er 
den Worten
mehr vertraute, als der inneren 
Ge‐
wißheit fühlenden Erlebens, in der
allein die 
Wahrheit für ihn 
auffind‐
bar gewesen wäre...
Es ist jedoch nicht nur 
nicht nötig, daß
man alles voreinander auszukramen
suche, was dort, wo man sich selbst kaum
kennt, 
als dunkle Regung das Ge‐
fühl beirren will: ‒ es ist vielmehr in
jedem Fall 
verderblich, diese Dinge,
die im Lichte eigenen Bewußtseins noch
molluskenhafte Formen zeigen, und
bald hell, bald dunkel, 
in der wider‐
streitendsten Verfärbung schillern,
geflissentlich 
hervorzuzerren, um sie
in die Form bestimmter 
Worte einzu‐
pressen! ‒ ‒
Schnell ist ein Wort 
gesprochen, dessen
Folgen selbst in einem langen Menschen‐
leben 
nicht mehr auszumerzen sind!
Bei solchen 
dunklen Regungen jedoch,
die keine klarbestimmten Formen zeigen
können, wird außerdem das 
Wort stets
fälschen, wird 
vergröbern und 
ver‐
stärken müssen, soll es das noch 
Un‐
sagbare, 
Ungeformte formen und zu
sagen suchen...
Es werden Worte dann gesprochen, vor
denen man 
erschrickt, noch während
sie die Zunge schrill hervorzustoßen sich
gezwungen fühlt, als hetzten sie Dä‐
monen...
Im nächsten Augenblicke möchte man
das so Gesagte auch schon 
widerrufen,
hätte man nicht, 
ungewollt, schon wie‐
der 
weit verletzenderes Wort auf
seinen Lippen...
Worte, die man gar nicht sagen
wollte, tauchen aus Tiefen auf, 
um die
man niemals wußte, und diese Worte
haben 
überzeugende Gewalt, für
uns, wie für 
den Andern, obwohl sie
alles Andere eher, nur nicht der 
Wahr‐
heit Zeugnis sind...
Wurden sie jedoch nun einmal 
ausge‐
sprochen, so holt sie keine Macht der
Erde wieder 
in das Unerkennbare zu‐
rück, und selbst dem späteren, ernsten
Widerruf wird man nur 
zögernd
schwachen Glauben schenken können.
‒ ‒
Und doch hat man sich gegenseitig nur
aus einem tollen Wahn heraus 
belo‐
gen, ‒ derweil man sich nun endlich,
‒ so als ob es 
nie geschehen wäre, ‒
„
die Wahrheit” sagen wollte! ‒ ‒
 
Besonders dann, wenn gar noch 
Zorn
und 
Heftigkeit den Worten 
Wirkungs‐
kraft zu sichern suchten! ‒ ‒ ‒
Bei ruhigem Betrachten wird man
bald bemerken, wie der 
Schein der
Wahrheit solchen Worten 
schwindet,
‒ ja, oft wird man entdecken, daß nur
das Gegenteil von dem, 
was man in
seinem Wahn als „
wahr” 
empfun‐
den hatte, der Wahrheit 
unverfälschte
Darstellung geschaffen hätte...
Nun aber kommt Erkenntnis leider 
viel
zu spät, und 
Reue wird jetzt 
wenig
ändern können. ‒ ‒
Will man das 
Unheil, das sich aus zu
früh geborenen Worten immer neue
Nahrung saugt, dann 
wieder aus der
Welt zu schaffen suchen, so hat man
 
wahrlich seine bittere Not, ‒ und 
schafft
man es auch endlich fort, so wird es 
doch
noch immer 
Spuren hinterlassen, die
niemals gänzlich zu verwischen
sind. ‒ ‒
Unendlich leichter aber wäre es ge‐
wesen, 
sich die Rede vorher zu ver‐
wehren, und Dinge, die 
kein Recht be‐
saßen, 
Wort zu werden, 
niemals aus‐
zusprechen! ‒ ‒ ‒
Was sich in jenem inneren Bereich, in
dem der Mensch sich selber 
fremd
bleibt, 
zu verbergen trachtet, das hat
guten Grund, Verborgenheit zu for‐
dern, und niemals soll man es gewalt‐
sam 
in das grelle Licht des Tages
zwingen wollen!
Was 
Ruhe braucht, wird man am besten
stets in seiner Ruhe lassen, damit es
nicht in wilder Wut 
zerstöre, was es
auferbauen soll! ‒ ‒
Auch in dem Streben, 
seine eigene
Tiefe zu ergründen muß man sich 
be‐
meistern lernen, damit man nicht ver‐
sucht wird, Tiefen auszuloten, die 
grund‐
los sind, ‒ und 
dort das Leben störe,
wo es erst nach Formung drängt,
die nur 
in steter Ruhe sich gestalten
kann...
Dann aber wird sich 
jede dunkle Re‐
gung innerer Beirrung als ein 
Durch‐
gangsstadium völlig andersartiger
Empfindungsbildung zeigen, ‒ denn
stets, wenn sich Empfindung 
feste Form
erschaffen will, bedarf sie eines 
Gegen‐
satzes, den sie 
sich selber setzen
muß, um ihn zu 
überwinden! ‒ ‒ ‒
Zwei Menschen, die in ihrer Ehe 
ihrer
Liebe sicher sind, und 
doch sich täglich
neu 
erproben wollen, um sich auch 
in
Worten ihre Liebe zu „
beweisen”,
begeben sich nur in 
Gefahr, das 
Glück,
das sie sich schaffen sollen, zu 
zerstö‐
ren, noch bevor es sich aus seinen Fun‐
damenten frei erheben kann! ‒
Was dir dein innerstes 
Gefühl beweist,
dem sollst du nicht noch 
Wortbeweis
zur Seite stellen wollen!
Auch dann nicht, wenn dich eine dunkle
Regung unklar wogenden Empfindungs‐
webens 
in dir selbst beirrt, so daß,
was vorher im Gefühl 
gesichert war,
dir nun zur 
Frage wird! ‒ ‒
Warte gelassen in dir selber Ant‐
wort ab, und übe 
Schweigen, bis du
sie 
erhalten hast!
 
Im 
Schweigen wirst du alle Störung
deines Fühlens 
sicher meistern!
Im 
Schweigen wird dir 
deine Ruhe
wiederkehren, und bald wirst du erneut
auch wieder 
deines Fühlens sicher
sein!
Dann aber wirst du dich 
vor jedem
Wort entsetzen, das da 
vordem schon
auf deiner Zunge schwebte!
Dankbar wirst du deinem Schwei‐
gen sein!...
Vor vielem Unheil hat es deine Ehe
dir 
behütet. ‒ ‒ ‒
Jetzt aber wirst du wahrlich 
reden
dürfen!
Glück und 
Freude hast du 
neu errun‐
gen, und 
von Glück und Freude wird
nun jedes deiner Worte zeugen!
Nur schaudernd denkst du noch zurück
an jenen dunklen Tag, der dich schon in
Versuchung und Gefahr sah, zu 
verflu‐
chen, was du nunmehr aus ganzer Seele
segnen mußt! ‒
Wahrhaftig: ‒ daß du 
schweigen konn‐
test, wo die Rede 
Fluch gewesen wäre,
‒ das wird nun 
deiner Ehe Segen!
‒ ‒ ‒
*           *
*
UNZÄHLIG sind die „
unglückli‐
chen Ehen”, in denen sich einst
beide Teile als 
zu allem Glück berech‐
tigt glaubten, bis dieser Traum in 
Reue
und 
Verzicht sein armes Ende fand. ‒ ‒
Es gibt ja leider 
nur zu viele Gründe,
die zu so bitterer 
Enttäuschung führen
können! ‒
Doch geht man sicherlich nicht fehl, wenn
man 
sehr vieler Ehen vornehmlich‐
stes Unglück darin grundverankert
sucht, daß beide Teile 
in der Ehe die
Erfüllung eines Lebenswunsches zu
erreichen glaubten, der, ‒ 
durch Ver‐
stiegenheiten töricht-
lebensferner
Vorstellung genährt, ‒ im Glück der
Ehe sich 
ein Glück des steten fest‐
lichen Erlebens vorbehalten sah. ‒ ‒
Die 
Ehe aber ist gewiß 
kein ewiger
 
Feiertag und läßt sich niemals aus dem
Zwang des Alltags lösen!
Man kann in ihr nicht immer 
Feste
feiern und, 
beglückt im Liebesrausch,
die Welt vergessen! ‒
Gedeihliches Leben braucht seinen
Rhythmus: braucht 
Steigerung und
Senkung seines Ablaufs, 
ohne Unter‐
laß! ‒
So aber muß auch in der 
Ehe steter
Lebensrhythmus herrschen!
Auch dort, wo aller 
Reichtum dieser
Erde zur Verfügung steht, kann eine
Ehe nur 
gedeihen, wenn sie, 
außer
ihren 
Festen, einen 
Alltag kennt! ‒
So aber ist auch da, 
wo sich die Not
des Daseins solchen Alltag zu er‐
zwingen weiß, durchaus kein Grund
 
gegeben, einer Ehe Glück 
gefährdet zu
erachten, wenn nur die beiden Ehegatten
diesen 
Zwang des Alltags so zu
nützen suchen, daß er dem inneren Le‐
bensrhythmus ihrer Ehe 
Kräfte bringt,
aus denen ihm auch 
Feste einst erstehen
werden. ‒ ‒
Wohl ist es freilich 
leichter, sich im
Festgewande zu gefallen, als im 
All‐
tagskleide! ‒
Und 
leichter ist es, sich gemeinsam
heiterem Genießen hinzugeben, als
des Alltags schwere Forderungen
zu erfüllen! ‒
Die 
Ehe aber kann kein stetes „
Arm‐
in-
Arm”, ‒ kein stetes 
Liebeskosen
sein und wenn auch jeder Eheteil dem
anderen 
nur zu gerne stete Zärtlich‐
keit bezeigen möchte, so wird gar oft
die Sorge um des Lebens Notdurft, oder
sonstige Verpflichtung, 
Anderes erhei‐
schen, und Liebesstunden werden 
Feier‐
stunden bleiben! ‒ ‒
Hierfür fehlt aber allzuoft das rich‐
tige Verstehen!
Man möchte auch den 
Alltag in der Ehe
nur als 
Fest erleben, und fühlt sich „
um
sein Glück betrogen”, wenn er sich
als Alltag zeigt. ‒ ‒ ‒
Zu allem Überfluß läßt es sich meistens
nicht verhüten, daß 
jeder Eheteil in sei‐
nem Alltag einem 
anderen Bereich des
Lebens dienen muß.
Nun kann es sich ereignen, daß der 
eine
nach getanem Werke 
sich auf einer
Wellen-
Höhe des Empfindens fühlt,
indessen sich der 
andere in einer Nie‐
derung weiß, die er erst 
überwinden
muß, um 
seine Höhe wieder zu 
er‐
reichen.
Wenn man sich nun begegnet, und nicht
liebendes Verstehen alsbald aus‐
zuspähen sucht, 
wie es dem ande‐
ren Teil zumute ist, dann 
müssen
beide Teile 
aneinander leiden, ob‐
wohl sich dieses Leid so leicht 
vermei‐
den ließe, würde man nicht gar zu sehr
von seinem 
eigenen Erleben einge‐
nommen sein. ‒ ‒
So mancher 
Zwist wird nur hervorge‐
rufen, weil der 
eine Eheteil nur 
seinen
Alltag kennen will, und 
für den Alltag
seines Gegenpoles kein Verstehen
zeigt!
Man spricht da 
aus verschiedenen Er‐
lebnishöhen zueinander, und ist „
ge‐
kränkt”, wenn man sich 
nicht ver‐
standen sieht, statt erst einmal 
des
Anderen Erlebnislage zu 
erfassen...
Dies alles aber ist nur Folge einer Sucht,
den Alltag um sein Recht zu brin‐
gen: ‒ sich 
seinen Forderungen
möglichst zu entziehen! ‒ ‒ ‒
Die Sitte, seine Ehe, nach erfolgter äuße‐
rer Bestätigung, sogleich mit einer 
Reise
zu beginnen, mag manches 
für sich
haben, und doch trägt sie recht oft die
Schuld daran, wenn 
glückliches Be‐
ginnen in 
Enttäuschung endet. ‒ ‒
Frei von Alltagspflicht, und nur allein
dem heiteren Genießen hingegeben, be‐
ginnt ein Ehepaar auf solcher Reise sein
Gemeinsamkeitserleben unter Vorbedin‐
gungen, die selten oder nie im Leben
wiederkehren.
 
Zu leicht wird man verführt, in diesem
ungestörten Beieinandersein nunmehr
des Ehelebens Inbegriff zu sehen.
‒ ‒
Die Tage dieser Reise schaffen eine holde
Täuschung, der man gerne sich ergibt,
und die man nie beendet sehen möchte. ‒
Doch, ist das Ehepaar, das nun schon
glaubt, 
die Ehe recht zu kennen, end‐
lich 
heimgekehrt, so meldet sich zu‐
meist auch schon der 
Alltag an und
heischt die Pflicht 
gesonderten Er‐
lebens.
Die eigenen vier Wände sind der jungen
Gattin fremd wie eine Gasthofstätte, ‒
nur ist 
der eigene Haushalt jetzt da‐
zugekommen und macht das Leben nicht
mehr ganz so leicht, wie es erschienen
war, solange auf der Reise 
Andere für
alles sorgten, was man zum Behagen
brauchte. ‒
Zum erstenmal ist in der jungen Ehe
viele Stunden währende, ja oftmals
tagelange Trennung beider Ehegatten
nötig, und jeder Teil sieht sich vor Auf‐
gaben gestellt, die dem bisherigen Er‐
leben seiner Ehe völlig fremd geblieben
waren. ‒ ‒
Schon hier beginnt zuweilen 
die Er‐
nüchterung des ersten Liebesrau‐
sches, und wahre 
Liebe sieht sich schon
vor ihrer ersten Probe stehen...
Es ist nicht gar so leicht, sich aus der
Übersteigerung der Freuden seiner
Reisetage nun zu 
lösen und den „
All‐
tag” zu bezwingen! ‒ ‒
In vielen Fällen hätte sicherlich sich
Besseres ergeben, wenn die Ehe erst
im Alltag aufgerichtet worden wäre,
bevor man sie in stetem 
Feiertage,
und 
losgelöst von jeder Alltagspflicht,
erlebte. ‒ ‒ ‒
Wie aber dem auch immer sei, so läßt
sich doch hier sagen, daß recht Erheb‐
liches gelungen ist, wenn sich das junge
Paar allmählich auch vertraut mit seinem
Alltag zeigt, denn 
Ehe findet stets 
erst
dann sich in 
Bewährung, wenn sie den
Alltag zu bemeistern weiß. ‒
Ihr, die der 
Ehe heilig-hehre Bindung
nun 
vereint, wart euch vielleicht vor
gar nicht langer Zeit noch völlig 
fremd!
Jeder von euch Beiden lebte noch sein
eigenes Leben, und der Kreis von Men‐
 
schen, der ihn dort umgab, war ihm ver‐
traut, wie er dem Kreise...
War es bisher das 
Elternhaus, das euch
umhegte, dann mag auch innigstes Ver‐
bundensein euch täglich neu umfangen
haben, und treue Eltern- und Geschwi‐
sterliebe war um euer Wohl besorgt.
Vielleicht jedoch wart ihr schon längst
dem Elternhaus 
entwachsen und eure
Freunde waren in der 
Fremde euch er‐
standen?
Jetzt aber habt 
ihr Beide euch gefun‐
den, und damit trat ein 
neues Fühlen
nun in seine Rechte, das 
anderer Ar‐
tung ist als 
Eltern- 
und Geschwister‐
liebe, ‒ 
anderer Artung als die tiefste
Freundschaft, und das 
allein euch
Beiden gegenseitig gilt: 
niemals mit
Anderen zu teilen ist...
Glaubt nicht, daß dieses neue Fühlen nur
bedingt sei durch das erdenhafte Glück
des 
körperlichen Angehörens!
Wenn echte 
Liebe euch vereint, dann
ist hier wahrlich 
Anderes in euch er‐
blüht, das euch zwar nun auch 
körper‐
lich vereint, zugleich jedoch die körper‐
liche Einung 
überstrahlt mit über‐
erdenhaftem Lichte! ‒ ‒ ‒
Nun seid ihr 
für das Erdenleben, ‒
zumindest eurem 
Willen nach, ‒ 
ver‐
einigt, ‒ doch noch sind hier 
zwei
Leben, die sich keineswegs von einem
Tage auf den anderen so 
verschmel‐
zen lassen, daß sie schon wirklich jenes
eine neue Leben auch im äußeren Da‐
sein bilden könnten, das höchstes 
Ziel
und hehrste 
Hoffnung eurer jungen Ehe
ist! ‒ ‒
Vorerst müßt ihr euch noch 
gedulden,
und alles Streben muß darauf gerichtet
sein, in gegenseitigem Gewähren zu 
er‐
fühlen, wo sich: ‒ die 
Trennungs‐
punkte eurer beider Lebensläufe zeigen,
und: ‒ wo etwa der eine schon dem
anderen 
Einungspunkte darzubieten
habe...
Der Zwang des Alltags wird euch
hier ein guter Lehrer sein! ‒
Ihr werdet sicher 
sehr viel mehr an
Trennendem gewahren, 
als euch lieb
und wünschenswert erscheint, ‒
doch, wenn die 
Liebe eure Augen schärft,
dann werdet ihr auch bald bemerken, wo
das eine Leben sich dem anderen am
ehesten 
vereinen kann...
Was aber eure Leben bisher 
trennte,
 
‒ in der ganzen 
Auffassung des Le‐
bens, ‒ das sollt ihr klug, und völlig
eures Tuns 
bewußt, stets mehr und
mehr zu 
übersehen suchen, ‒ doch,
was zur 
Einung eurer Beider, bis vor
kurzem noch getrennten Leben führen
kann, muß ebenso bewußt 
gesucht und
gegenseitig dargeboten werden.
‒ ‒ ‒
Der Alltag wird euch manche harte 
Probe
bringen, die ihr nur dann 
bestehen
werdet, wenn ihr euch 
Beide in dem ste‐
ten Streben findet: ‒ das 
Einigende
eurer Beider Art, dem Leben zu begeg‐
nen, in und an euch 
aufzusuchen, das
bisher 
Trennende jedoch zu 
ignorie‐
ren!
Die neue 
häusliche Gemeinsamkeit
schon bringt so manche, oftmals nicht
ganz leichte Probe, die 
bestanden
werden will...
‒ Solange ihr im 
Einzel-Leben wart,
bewohnte jeder von euch Beiden seinen
eigenen Raum, den er nach 
seiner Weise
schmückte, und in dem er alles, was ihm
lieb und wertvoll war, nach 
seiner Weise
unterbrachte.
Jetzt aber lebt ihr in den 
gleichen Räu‐
men, und wenn auch äußere Bedingungen
es euch erlauben sollten, daß dennoch
jeder außerdem sich einen 
eigenen Be‐
reich für sich allein gestalten kann, so
wird 
auch das gewiß 
nicht ganz das
Gleiche sein, wie 
eure frühere Allein‐
herrschaft in dem euch zugemessenen
Raum...
In allem seid ihr Beide 
aufeinander
angewiesen, und eure 
Liebe schon
wird euch bewegen, euer Heim doch
wohl zu 
gegen-seitigem Gefallen aus‐
zubauen. ‒
Manche liebgewordene Gestaltung wird,
‒ aus welchen Gründen immer es ge‐
schehen möge, ‒ letzten Endes doch 
dem
Anderen zuliebe aufgegeben werden
müssen, und manche alte Neigung wird
zu 
wandeln sein, wenn eure Räume
wirklich eurer 
Beider Heimstatt werden
sollen, in der sich 
jeder Eheteil „
zu‐
hause” fühlt! ‒ ‒ ‒
Nicht minder wichtig als die Woh‐
nung ist die Speise!
Ich rede 
nicht hier von der Frage, ob
man 
Tierisches genießen solle, oder
alles, was vom Tiere stammt, 
zu meiden
habe, ‒ und auch nicht von 
anderen
„Reformen” der Ernährung!
Wer sich 
der Sünde fürchtet, ‒ ein
Tier zu schlachten, oder zu erjagen, der
unterlasse solches, aber er glaube nicht
etwa, ein 
besserer Mensch zu sein,
und öde Andere nicht an mit Lehren,
die allzubillig sich erhandeln lassen
auf dem bunten Jahrmarkt mensch‐
licher Verstiegenheiten! ‒ ‒ ‒
Ich aber rede hier nunmehr nur von der
Zubereitung dessen, was dem Erden‐
körper neue Aufbaustoffe bieten soll.
Ihr stammt aus zwei verschiedenen El‐
ternhäusern, vielleicht sogar aus von ein‐
ander weit entfernten Heimatsgauen, ‒
und in jedem dieser, 
schon durch Lan‐
desart vielleicht bestimmten Eltern‐
häuser herrschte eine 
andere Art der
Nahrungszubereitung.
Was jeder aber stets 
gewohnt war,
schätzt er über alle Maßen, ‒ und wie
die Speise 
zubereitet wurde, die man
ihm von Kindheit auf zu reichen wußte,
so will er sie 
auch weiter zubereitet
sehen...
Auch hier gibt euch der Alltag reich‐
liche Gelegenheit euch anzuglei‐
chen!
Mag man auch lächeln, finde ich hier diese
Dinge der Erwähnung wert, so wird
doch manche Ehe leider 
aus Erfahrung
wissen, daß schon oft ein sorglichst
wohlbereitetes Gericht 
die Zwietracht
an den Tisch des Hauses brachte. ‒ ‒
Ihr seid nunmehr 
zu Zweien, und ver‐
pflichtet, 
euch einander anzupassen,
obwohl da jeder nur auf 
seines Eltern‐
hauses Küche schwört, und jeder 
seine
eigenen Vorlieben und Abneigungen
gegenüber manchen Speisen hegt.
Sehr oft jedoch ist 
eines Ehegatten
„Lieblingsspeise” 
darum nur 
dem an‐
deren ein Greuel, weil sie im Aufbau
seines Körpers 
nicht die gleiche Wir‐
kung zeitigt, ‒ und manche 
Ableh‐
nung der Zubereitung resultiert aus
instinktivem Fühlen, 
daß sie dem
physiologischen Bedürfnis eigener
Natur 
zuwiderläuft...
Da man jedoch 
gemeinsam speisen will,
so ist es oft recht schwer, weit ausein‐
anderstrebendes Bedürfnis zu befriedi‐
gen, zumal, da vielfach der 
Geruchsinn
schon durch diese oder jene, nicht der
eigenen Natur gemäße Speise 
bis zur
Unerträglichkeit gefoltert wird. ‒
Hier wird nun jeder Eheteil erst zu 
er‐
fühlen suchen müssen, was dem ande‐
ren 
Gewohnheit lieb zu machen wußte,
oder was er 
aus Instinkt begehrt, und
aus dem gleichen, gut begründeten In‐
stinkt, 
zu meiden strebt. ‒
Auch hier wird jeder von euch Beiden
auszuspüren haben, wo die „
Tren‐
nungspunkte” liegen, und wo ihr euch
von selbst 
beim gleichen Wählen und
Verwerfen findet!
Glaubt nicht, daß 
solches gegensei‐
tige Verstehen etwa 
überflüssig wäre,
oder, daß ich gar 
von jenen wunder‐
lichen Ehen rede, in denen nur des
Mannes Gaumenlust bestimmt, was auf
den Tisch des Hauses aufgetragen wer‐
den darf! ‒ ‒
Der 
Zwang des Alltags: stetig wieder
neue 
Nahrung darzubieten, gibt für
beide Teile einer Ehe reichliche Gele‐
genheit, 
sich gegenseitig Freude zu
bereiten und die eheliche Harmonie
zu fördern, ‒ denn 
körperliches
Wohlbehagen löst auch 
seelisches Be‐
hagen aus! ‒ ‒ ‒
So mag man, wo es 
möglich ist, auch
zu gewissen Tagen dafür Sorge tragen,
daß 
nicht nur Allernötigstes den
Tisch des Hauses decke, obwohl ich 
weit
davon entfernt bin, hier etwa der 
Es‐
sens-
Schwelgerei das Wort zu re‐
den...
Es läßt sich aber oft mit 
kleinen Dingen
recht viel Freude schaffen, ‒ beson‐
ders wenn aus ihrer Darbietung ersicht‐
lich wird, daß man sich gegenseitig
Freude 
bringen wollte, durch 
Erfül‐
lung irgend eines kleinen Lieb‐
lingswunsches, der sich mit Leichtig‐
keit erfüllen ließ. ‒ ‒
Wie hier die 
Frau des Hauses 
ihres
Gatten Neigung liebevoll erspähen
wird, so möge aber auch 
der Mann ver‐
suchen, ihr 
die kleinen Überraschun‐
gen zu bieten, 
die Frauen meist so
sehr zu schätzen wissen! ‒ ‒
Ein wenig „
Überfluß” ‒ und halte er
sich auch 
in sehr bescheidenen Gren‐
zen ‒ wird in der 
Ehe, wie auch sonst
in diesem Erdendasein, stets das Mit‐
einanderleben 
freudiger und 
leichter
machen, so daß man dort, wo er sich ir‐
gend noch 
bereiten läßt, gewiß nicht
von „
Verschwendung” reden darf!
‒ ‒ ‒
Hier aber führt ein Schritt nur uns zu
 
einer gegensätzlich 
anderen Art, den
Zwang des Alltags in der Ehe zu
empfinden, ‒ und wahrlich: ‒ hier ist
bitterer Zwang!
Ich denke an den oft so 
schweren
Kampf, um auch nur 
unentbehrlichste
Ernährung aufzutreiben, ‒ an den
Zwang zu 
unerbittlichster Erschöp‐
fung aller Kraft, um soviel zu verdie‐
nen, daß man die 
dringendsten Er‐
fordernisse seines Lebens 
gerade noch
bestreiten kann. ‒ ‒
Wahrlich: ‒ die 
Ehe, die mit 
solchem
harten 
Zwang des Alltags rechnen
muß, sieht beider Eheteile 
Liebe täglich
neu vor 
ernster Prüfung stehen! ‒ ‒ ‒
Zugleich ist aber beiden Teilen hier ‒
wie nirgends sonst ‒ Gelegenheit ge‐
schaffen, sich ihre 
Liebe zueinander
täglich neu zu offenbaren durch die
Tat: ‒ sich gegenseitig 
Hilfe darzu‐
bieten, und sich das Allzuschwere ge‐
genseitig zu 
erleichtern, wie nur 
Liebe
hier erleichtern 
kann. ‒ ‒ ‒
‒ 
Mehr noch, als in 
erfreulicheren
Lebenslagen, werdet ihr euch 
seelisch
ineinanderschmiegen müssen, wenn
sich der 
Zwang des Alltags eurer 
Ehe
in so 
harter Weise fühlbar macht!
Gebt 
nicht dem leisesten Empfinden
in euch Raum, das euch gerade 
hier die
innere Gemeinsamkeit 
verlieren lehren
könnte, wo sie 
am allernötigsten ge‐
fordert wird, wollt ihr als 
Sieger einst
aus solchem Kampfe schreiten!
Auf Schritt und Tritt könnt ihr euch 
hel‐
fen, ‒ selbst, wenn es nicht 
von
außen her geschehen kann, wenn nur
 
der 
eine Eheteil auf 
seine Weise stets
des 
anderen verbrauchte 
Kraft in Liebe
zu 
erneuern: ‒ des anderen Teiles
schon gesunkenen 
Mut aufs neue 
auf‐
zurichten sucht! ‒ ‒ ‒
Vergeßt 
jedoch auch nicht, daß ihr euch
zum 
Verhängnis werden könnt, wenn
beide Teile, ‒ statt sich aneinander im‐
mer wieder zu 
erheben, ‒ einander
niederziehen, weil euch die 
Not ver‐
führt, zu glauben, daß sie 
leichter trag‐
bar sei, wenn man sie stetig sich 
vor
Augen halte, und auch Sorge trage,
daß 
der Andere sich 
ja nicht etwa da‐
zu aufzuschwingen wisse, 
seiner Last
zu spotten! ‒ ‒ ‒
Ihr könnt euch 
dann nur wirklich hel‐
fen, wenn 
Einer stets im Anderen
lebt, und ihr die Zwangslast, die der
Alltag auf euch bürdet, 
gemeinsam zu
ertragen sucht, ‒ 
verbergend, 
daß
sie euch in gleicher Weise wie den
Anderen drückt! ‒ ‒
Nichts ist törichter, als 
einen Zustand
zu bejammern und durch stete Kla‐
gen unerträglich zu gestalten, den
man 
durch eigenes Tun nicht ändern
kann!
Ist man jedoch 
imstande, ihn zu 
än‐
dern, dann wird 
erst recht die stete
Klage 
nichts verbessern, sondern nur
den Antrieb hemmen, der 
in ganzer
Kraft vonnöten ist, will man aus sei‐
ner üblen Lage sich 
befreien. ‒ ‒ ‒
In welcher Weise aber auch der
Zwang des Alltags sich in eurer Ehe
äußern mag: ‒ er kann in 
jeder Form
euch 
Segen bringen, wenn ihr ihm
richtig zu genügen wißt!
Und ist auch 
anderes Leben in ihn ein‐
bezogen, so wird auch 
dieses Leben
Segen oder 
Fluch erfahren, je nach
eurer Art, dem Alltag 
zu begegnen...
Man kann nicht 
segnen und 
zugleich
auch an der gleichen Stelle 
fluchen, ‒
und so auch kann man 
anvertrautes
Leben nicht mit 
Segen und mit 
Glück
erfüllen, wenn man zugleich sein 
eige‐
nes Leben ‒ durch das eigene Verhal‐
ten ‒ nur mit 
Fluch belädt, und ihm
auf solche Weise 
jede Glückesmög‐
lichkeit entzieht! ‒ ‒ ‒
Erfüllung aller eurer Wünsche aber
wird euch werden, wenn ihr dem
Zwang des Alltags so Genüge leistet,
daß ihr zuletzt ihn ganz 
beherrschen
lernt!
Dann werdet ihr auch 
Feste feiern kön‐
nen, so, wie sie zu feiern 
sind, soll
euch aus ihnen wieder neue Kraft er‐
stehen, um den Alltag zu 
ertragen,
‒ ‒ den gleichen 
Alltag, der doch
letzten Endes immer wieder eurer
Feste frohen 
Anlaß schafft! ‒ ‒ ‒
*           *
*
ES 
könnte so unendlich viel mehr
Glück in mancher Ehe sich entfalten,
würde man sich mehr 
bemühen, stets
nach 
Einigkeit zu streben! ‒ ‒
Man 
unterschätzt gar sehr 
den Wert
der Eintracht, 
als Erhalterin des
Glückes, sonst würde man sie nicht so
oft um eitler Dinge willen 
stören: ‒
um „
Meinungen” und „
Ansichten”
zum Sieg zu bringen voreinander, die
wahrlich 
wenig wiegen, wägt man in
der anderen Hand sein 
Glück! ‒ ‒ ‒
Durch jegliche 
Lappalie bringt man
seiner Ehe 
Eintracht in Gefahr, ‒ und
wenn sich alle Eheleute, die ihr Glück in
Scherben gehen sahen, 
fragen wollten,
was der dann folgenden Zertrümmerung
einst 
ersten Anlaß dargeboten habe,
dann würde sich, weit öfter als man
 
glauben möchte, zeigen, daß meist 
ganz
lächerliche Störungen der Einigkeit
Vernichtung ehelichen Glückes
wirkten, ‒ auch wenn man 
später dann
noch 
andere Gründe schuf, 
die nie
geschaffen worden wären, hätte man
sich vorher nicht entzweit. ‒ ‒ ‒
Ich rede nicht nur von „
Rechthaberei”
und „
Eigensinn”, die beide nur als
Wehr der Dummheit, oder als das
kläglich armselige Schild 
verknöcher‐
ter Erstarrung anzusehen sind, als
welche sie bekanntlich ja in 
allen
Lebensbindungen zum „Schrecken” aller
Denkbeweglichen und 
seelisch
Freien werden: ‒ zu einem „Schrecken”
den nur 
Mitleid bannt und 
Ironie ver‐
scheucht! ‒ ‒
Ich rede hier vielmehr von 
jener Art
der 
Eintrachtstörung bei der die
Gegensätze tatsächlich 
bedeutsam sind,
und dennoch 
Ausgleich möglich wäre,
würden 
Klugheit und 
Vertrauen
liebevoll versuchen, 
die Basis der
Vereinungsmöglichkeit zu finden, ‒
und schließlich rede ich von einer 
Tor‐
heit, der ihr Weltbild schon vernichtet
scheint, wenn um der 
Eintracht willen,
Weiß als „
Schwarz” und 
Schwarz
als „
Weiß” bezeichnet werden soll!
‒ ‒
Selbst wenn ganz unbestreitbar alles
„
Recht” auf 
deiner Seite ist, wirst
dennoch du versuchen müssen, einen
Ausgleich herzustellen, ‒ auch wenn
der Augenblick erfordert, daß du 
um
der Eintracht willen auf dein „Recht”
verzichtest, bis es der Andere 
aus
freien Stücken dir dann später viel‐
leicht 
zugesteht!
Betrachte, 
was dein eheliches 
Glück dir
gilt, und wäge dann 
den Wert der
Dinge, 
die es in Gefahr zu bringen
suchen! ‒
Dann wähle, was dir 
mehr am Herzen
liegt! ‒ ‒
Sehr selten wird es sich um Dinge
handeln, 
die so bedeutsam sind, daß
sie dich in Bereitschaft finden 
müssen,
selbst dein 
Eheglück zu opfern, 
wenn
sie nicht 
in solcher Weise zwischen
euch Entscheidung finden, daß ihre
strenge Forderung 
auch im Bestehen
deines Glücks erfüllbar bleibt. ‒
Zu allermeist wird eheliche Eintracht
nur gestört durch Streiten über Fragen,
die sehr wohl 
Antwort der ver‐
 
schiedensten Gestaltung finden
können...
Es kommt nur darauf an, daß du den
Anderen alsdann 
gewähren läßt, wie
er nun einmal 
will, und ruhig 
wartest,
bis er seinen Irrtum einsieht, oder
‒ ‒ 
bis du selbst erkennst, 
daß du
im Irrtum warst. ‒ ‒ ‒
So wird dann 
Harmonie erhalten und
euer 
Eheglück wird durch ein wenig
Selbstbeherrschung der Gefahr ent‐
zogen.
Wille zur Einigkeit muß euch 
zur
unbedingten Forderung des
Glückes werden, und 
keiner beider
Teile darf sich dieser Forderung 
ent‐
ziehen wollen!
 
Es hängt zu viel von ihrer stetigen
Erfüllung ab! ‒ ‒
Bei jeder 
Möglichkeit, die zur 
Ent‐
zweiung führen 
könnte, ‒ und sei es
auch Entzweiung nur für eine kurze
Stunde, ‒ müßt ihr euch klar zu machen
suchen, daß doch 
der Mensch vor
allen Dingen steht, so daß die Auf‐
fassung der 
Dinge, die in Frage
kommt, doch wahrlich erst in 
zweiter
Linie der Beachtung würdig bleibt, wenn
sie nicht 
ganz und gar belanglos
wird, wo 
Menschenglück Beachtung
heischt!...
Ihr dürft auch 
nie vergessen, daß diese
Auffassung der 
Dinge, die euch heute
„
wichtig” scheinen will, zu einer
anderen Zeit ganz 
in Bedeutungs‐
losigkeit versinken kann! ‒ ‒
 
Vor allem aber lernt erkennen, daß
Gegensatz nicht 
aus der Welt zu
schaffen ist durch 
Streit! ‒ ‒ ‒
Auch dort, wo ihr empfindlich 
leiden
möget, weil euch plötzlich 
Gegensätze
zu Bewußtsein kamen, die als 
völlig
unvereinbar gelten, werdet ihr mit
allem 
Streiten, allem 
Überzeugen‐
wollen nichts gewinnen! ‒ ‒
Ihr werdet euch nur selbst auf solche
Weise schließlich um die Möglichkeit zu
bringen wissen, eine 
Brücke aufzu‐
richten, 
auf der ihr euch begegnen
und erneut vereinen könntet...
So manche Ehe wäre heute 
nicht zer‐
stört, wenn man den Gegensatz, der zur
Zerstörung führte, einst 
in sich be‐
ruhen hätte lassen, ‒ 
der Zeit und
ihrer Ausgleichswirkung sich ver‐
trauend, ‒ statt sich in Kämpferstellung
aufzurecken und sein 
vermeintlich
oder 
wahres „gutes Recht” in Wort
und Tat zu suchen, ‒ Verletzung 
durch
Verletzung fordernd, ‒ bis das
letzte Fünklein 
Liebe sich in 
Haß ge‐
wandelt hatte. ‒ ‒ ‒
Ihr aber, die ihr eure 
Ehe erst 
be‐
ginnen wollt, ‒ 
ihr habt die Macht
noch in den Händen, die so mancher
anderen Ehe längst 
verloren ging: ‒
‒ die Macht, euch bitterste Enttäuschung
zu 
ersparen! ‒ ‒ ‒
So hütet euch denn vor dem ersten
Streit! ‒ ‒ ‒
Sobald ihr 
einmal nur im 
Streite
euch begegnet seid, 
habt ihr schon
viel von eurer Macht verloren!
 
Zwar mag der Streit durch eure 
Liebe
bald 
geschlichtet werden, aber in den
dunklen Schächten 
unbewußten Füh‐
lens bleibt 
Erinnerung zurück, auch
wenn 
im Denken alles längst ver‐
gessen wurde...
Bei jedem 
neuen Anlaß, der zum
Streite führen 
könnte, fühlt ihr euch
aus dem Unbewußten nun zur 
Wieder‐
holung aufgefordert, und ihr 
erliegt
dem dunklen Raunen, ohne recht zu
wissen, wie euch das geschieht...
Wo 
einmal Streit war, 
will er immer
wiederkehren, wie sehr der Mensch
sich auch 
dagegen sträuben mag, ‒
und stetig wird er 
neue Gründe auszu‐
heben wissen, aus denen er gespenstig
sich beleben kann, wenn man ihn nicht
begräbt, 
noch während er versucht,
aufs neue zu erstehen! ‒ ‒ ‒
Darum: ‒ solange ihr den 
ersten Streit
vermeiden könnt, 
strengt alle eure
Kräfte an und sucht ihn zu ver‐
meiden! ‒ ‒ ‒
Es wird euch 
weitaus schwerer,
seine 
Wiederkehr ihm zu versagen,
als es euch schwer sein mag, ihm
seinen ersten Eintritt in das Leben
eurer Ehe zu verwehren!
Habt ihr ihm 
einmal Rechte 
zuge‐
standen, so wird er sie zu 
wahren
wissen, ‒ und schließlich wird es euch
unmöglich scheinen, in eurer Ehe 
ohne
Streit zu leben...
Es gibt genugsam Menschen, die es
niemals fassen können, daß auch der
kleine Streit, der ihnen längst 
alltäg‐
liche Gewohnheit wurde, aus einer
Ehe zu 
verbannen ist, wenn 
beide
Teile ernstlich ihn verbannen 
wollen!
So, wie dem Fuchs der Fabel jene
Trauben „sauer” heißen, die er sich nicht
holen kann, so suchen sie nun sich
und anderen Eheleuten einzureden, daß
eine 
Ehe, die nur 
Eintracht kennt, für
sie 
ganz unerträglich wäre, und wohl
nur bei Menschen möglich werden könne,
die 
zu keiner resoluten Lebens‐
äußerung befähigt seien...
So töricht solche Rede ist, 
so frevel‐
haft ist es, den 
Streit gleichsam 
als
integrierenden Bestandteil ehe‐
lichen Lebens aufzufassen!
Wie 
oft ward leider schon der 
kleinste,
halb aus 
Scherz geführte 
Streit, zum
ersten Anlaß ehelicher Auseinander‐
setzungen, die endlich alles Glück 
zer‐
rütten mußten! ‒ ‒
Wo solches aber 
möglich ist, da ist
fürwahr die 
Pflicht gegeben, 
alle
Kräfte aufzubieten, um die 
Eintracht
stetig in der Ehe zu 
erhalten! ‒ ‒ ‒
Doch, auch das beste Wollen mag zu‐
weilen 
unterliegen, wenn 
Affekt es
plötzlich rücklings überfällt...
Ist so der Streit 
hereingebrochen,
gleich einer Wasserflut, die ihre Dämme
brach und nun das blühende Gefilde
plötzlich in ein Schlammfeld wandelt,
dann muß es eure erste Sorge sein,
so bald als irgend möglich solchen
Zustand wieder aufzuheben, ‒ und
nie ist es zu früh, will man die alte
Ordnung 
wiederkehren sehen...
Jetzt ist es 
mehr als sonst noch nötig,
daß ihr Beide 
guten Willens seid und
gegenseitig euch zu helfen sucht,
damit euch 
Harmonie in eurer Ehe
wiederkehre!
Nie darf es dazu kommen, daß der 
eine
Eheteil dem anderen 
weiter grollt,
auch wenn er dessen Absicht sieht, 
Ver‐
söhnung anzubahnen!
Doch sollt ihr euch auch jetzt nicht 
vor‐
einander reinzuwaschen suchen,
ängstlich bestrebt, nur ja die liebe eigene
Eitelkeit vor Schaden zu bewahren!
Und noch viel weniger sollt ihr nun‐
mehr beginnen, festzustellen, wen die
Schuld an dem Zerwürfnis trifft: ‒ wer
etwa 
mehr, wer 
nicht so sehr im Un‐
recht war!
Es ist töricht, und kann nur zu leicht zu
neuem Streite führen, wenn ihr nunmehr
mit vielen Worten euch beweisen wollt:
‒ „
warum” ‒ „
weshalb” ‒ „
wie‐
so” ‒ 
ihr euch vergessen konntet!
Stets sucht dann nur die 
Eitelkeit des
Einzelnen, ‒ und sei es auch nur völlig
unbewußt ‒ zu Wort zu kommen, und
will 
um jeden Preis verhüten, 
daß
sie bei dem Friedensschluß etwa
„
Terrain verliere”...
Oft ist der 
eine Eheteil schon längst
bereit, 
den Frieden anzubieten, und
nur die Furcht, 
durch Abweisung in
seiner Eitelkeit gekränkt zu wer‐
den, hält ihn zurück, und läßt ihn nicht
zum 
ersten guten Worte kommen. ‒ ‒
So steht ihr Beide euch dann gegenüber,
und keiner wagt, 
sich selbst zu über‐
winden, ‒ keiner will „
der Erste”
sein, der sich 
versöhnlich zeige...
In kindlich lächerlicher „
Pädagogik”,
wollt 
ihr, die ihr euch eben noch so
unerzogen zeigtet, nun euch gegen‐
seitig 
zu erziehen suchen, wobei ihr
ganz im Stillen hofft, 
erneuten Streit
am besten 
dadurch abzuhalten, daß
ihr euch jetzt, ‒ im Herzen längst ver‐
zeihend, ‒ 
nach außenhin recht un‐
versöhnlich zeigt, da so der Andere
sehen könne, wie es 
schwer sei, 
nach
dem Streite wieder 
Frieden zu er‐
langen...
Ihr solltet euch fürwahr ein wenig vor‐
einander 
schämen, ‒ vielleicht, daß
dann die 
Scham euch schneller zu‐
einander führen könnte! ‒ ‒
In 
eurer Art, 
Versöhnung zu ver‐
 
suchen, werdet ihr euch gegenseitig nur
stets 
weiter quälen und wenn kein
äußeres Geschehen euch zuhilfe
kommt, 
das euch zu zwingen weiß,
euch wieder zu vereinen, dann könnt
ihr 
tagelang so weiterschmollen, ohne
euch zu finden! ‒ ‒
Ihr 
kompliziert das ohnehin euch nicht
ganz einfach Scheinende 
in eurer Vor‐
stellung nur immer mehr, und 
immer
schwerer wird es euch, 
Nächst‐
liegendes zu tun, indem ihr gegen‐
seitig eines jeden Mund, ‒ 
der doch
nicht weiß wie er die erste Rede
formen soll, ‒ mit einem resoluten,
heißen 
Kuß verschließen würdet...
Damit es aber 
niemals euch begegnen
kann, daß ihr wie trotzig-ungezogene
Kinder aufeinander wartet: ‒ „
Wer
wird nun der Erste sein, 
der nach‐
gibt?” ‒ so will ich euch raten, daß ihr
gegenseitig euch in 
guten Tagen 
streng
gelobt, 
euch niemals abzuweisen,
wenn, nach einer Trübung eures Einver‐
nehmens, der 
eine Eheteil 
den anderen
versöhnen will! ‒ ‒
Ihr sollt euch dabei 
feierlich ver‐
pflichten, daß eure Aussöhnung auch
niemals durch die liebe Eitelkeit
behindert werden darf, und daß 
der
Erste, der Versöhnungswillen zeigt,
nicht etwa fürchten muß, sich durch sein
Wiedernahenwollen 
als am meisten
schuldhaft zu bekennen! ‒ ‒
Ihr sollt euch weiter 
streng geloben,
daß nach erfolgter 
Aussöhnung, der
„
Grund” des beigelegten Streites 
nicht
mehr Gegenstand erklärender Erör‐
terungen werden darf, und daß es 
nie
für einen von euch Beiden etwa „
Unter‐
werfung” heißen soll, wenn er, 
als‐
bald nach einem Zwist, 
dem anderen
Teile in Versöhnlichkeit zu nahen
sucht! ‒ ‒
Wenn es euch schon unmöglich wurde,
stete Eintracht zu erhalten, so wird
euch wenigstens nun 
das bestehende
Gelöbnis helfen, 
Trotz und Eitel‐
keit zu überwinden, wenn sie euch
hindern wollen, euch 
erneut in Eintracht
zu begegnen. ‒ ‒ ‒
Besser freilich ist es, ihr erzieht euch
gegenseitig durch das 
Beispiel und die
Tat, und gegenseitig 
wissend, daß ihr
euch dazu erziehen 
wollt: ‒ zum 
Wil‐
len zur Einigkeit!
 
Auch da muß aber 
alle Eitelkeit von
vornherein beseitigt werden!
Es muß 
unmöglich sein, daß einer von
euch Beiden etwa „
triumphiert”, weil
er den anderen 
in Schwäche sah, und
nur durch 
eigenes kluges Handeln
einen Streit vermied! ‒ ‒
Ihr sollt vielmehr, ‒ des Glückes einge‐
denk, daß ihr euch helfen 
könnt, ‒ in
jedem Augenblicke eures Lebens euch
auch helfen 
wollen, ohne aber jemals
euch zu 
überheben, wenn ihr helfen
durftet! ‒
Der einen Streit 
vermeiden half, weil
er in kluger Weise „
einzulenken”, ‒
„
nachzugeben” wußte und nicht noch
Öl ins Feuer goß, darf sich wahrhaftig
seiner Kraft der Mäßigung er‐
freuen, ‒ allein, in gleicher Weise
wird der 
andere Teil, der sich 
zur
Ruhe wenden ließ, auch wenn ihn
schon 
Erregung fassen wollte, 
sich
in Freude fühlen dürfen, weil es ihm
gelang, 
sich selbst erneut in eigene
Gewalt zu bringen. ‒ ‒
Nur dann seid ihr in rechter Auffassung
der Dinge, wenn ihr euch 
gegenseitig
immerdar zu danken wißt, 
daß es
durch eurer Beider guten Willen
wieder möglich war, 
die Glücksge‐
fahr zu bannen!
Es ist jedoch 
auch hier nicht gut, etwa
nachher davon zu sprechen, 
wie man
der Gefahr entronnen sei, ‒ 
wo
sich der Fehler finde, der sie immer‐
hin 
heraufbeschwor, und wer wohl
richtiger gehandelt habe...
Auch 
ohne jegliche Erwähnung 
weiß
der Teil, der sich vorher „
vergessen”
hatte, 
daß er fehlte.
Er wird dir 
sehr zu 
danken wissen,
wenn du es 
ihm allein nun überlassen
willst, in sich die rechte Art und Weise
aufzufinden, 
wie solches Fehlen künf‐
tig meidbar werden könne! ‒ ‒
Nichts aber rächt sich bitterer in
einer Ehe, 
als ein Zwang, 
sich ge‐
genseitig voreinander zu ernied‐
rigen!
Demütigungen voreinander sind 
das
fürchterlichste Gift für eine jede Ehe,
und 
nach Jahrzehnten noch kann die‐
ses Gift zur 
Wirkung kommen! ‒ ‒ ‒
Ihr sollt euch gegenseitig nur 
in Ehr‐
furcht sehen wollen, und 
müßt ihr
euch zuweilen auch in euren Schwä‐
chen sehen, so dürft ihr doch die 
Ehr‐
furcht voreinander 
nicht verlieren!
Überseht, 
bewußt, die Schwächen, ‒
redet 
nie davon, ‒ und 
zeigt einander
nicht, daß einer um des anderen Schwäche
weiß! ‒ ‒ ‒
Stärkt ständig gegenseitig euer
Selbstvertrauen, und lehrt euch, durch
die Art, wie ihr euch zu begegnen wißt,
die Achtung vor euch selbst! ‒ ‒ ‒
Verpflichtet euch, daß ihr allein das
Gute, 
Starke und 
Erfreuliche an euch
beachten, ‒ was 
fehlerhaft und
schwach ist, aber 
ignorieren wollt!
‒ ‒ ‒
In 
keinem menschlichen Verhältnis ist
es so 
verhängnisvoll, dem Neben‐
menschen 
seine Fehler vorzuhalten,
als in einer 
Ehe...
 
Was man sich in der Ehe gegenseitig
lehren kann, das muß für jeden beider
Teile 
aus dem eigenen Erleben re‐
sultieren!
Nie darf man etwa gegenseitig sich „
be‐
lehren” wollen, so wie der 
Lehrer
seinen 
Schüler lehrt! ‒ ‒ ‒
Es ist zu tief schon im 
Geschlechtlichen
begründet, daß jeder Teil vom anderen
nur in der denkbar schönsten Form
gesehen werden will, als daß ein stetes
Lehrenwollen, oder gar ein täppisch‐
tölpelhaftes stetes 
Fehlerkorrigieren,
nicht die 
unheilvollsten Folgen haben
müßte, selbst wenn sich diese Folgen
nicht im Augenblicke zeigen! ‒ ‒ ‒
Wie sollen in der 
körperlichen Einung
sich 
die Seelen einen können, wenn
stetig der Gedanke Störung schafft, daß
 
hier nur 
körperlicher Trieb befriedigt
werden will, derweil dem anderen Teil
nichts recht an einem ist, ‒ es sei
denn eben dieser 
Leib, der sich 
miß‐
braucht fühlt, wird er nur 
zum Spiel‐
ball der Begierde von dem Anderen
herabgewürdigt!? ‒ ‒ ‒
Kein Mensch ist ganz von allen Fehlern
frei, doch ist es nur 
naturbedingt, daß
er sie dort, wo er 
Geschlechtsverei‐
nung sucht, von seinem Gegenpole
übersehen wissen will! ‒
So mancher 
Ehebruch ist nur begangen
worden, weil ein Mensch in seiner eige‐
nen 
Ehe sich 
um seiner Mängel wil‐
len so gering geachtet wußte, daß es
ihm wie „
Erlösung” schien, als er den
anderen Menschen 
außer seiner Ehe
fand, der ihn ‒ 
trotz seiner Mängel ‒
schätzte, und ihn 
in jener Art zu
sehen suchte, 
wie er selbst gesehen
werden wollte...
Gewiß ist hier zu sagen, daß das Leben
einer 
Ehe einen Menschen 
anders zeigt,
als er sich 
dort gibt, wo 
kein rechter
Anlaß ist, der seine Fehler offenbaren
könnte!
Allein: ‒ gerade 
so, wie er sich 
ohne
seine Fehler gibt, will 
jeder Mensch
von Anderen „
genommen” werden...
Da es nun in der 
Ehe aber 
unvermeid‐
bar bleibt, daß man sich auch 
in seinen
Fehlern kennenlernt, so ist da nur zu
helfen, wenn man 
gegenseitig sich
verpflichtet, daß man 
mit aller Ab‐
sicht seine Fehler übersehen will.
‒ ‒ ‒
So nur wird man sich 
vieles Leid er‐
sparen und sich gegenseitig wirklich
Glück ins Leben bringen!
Versteht ihr, 
was es heißen will, ein
Glück der 
Einheit als ein 
Glück zu
Zweien in der innigsten Vereinung
aufzurichten, dann wird es euch gewiß
gelingen, 
eure Ehe rein zu halten von
Verärgerung und Zwist!
Ihr werdet jeglicher Gefahr 
begegnen
können, wenn ihr nur euch vereinigt
wißt im 
Willen zur Einigkeit! ‒
Auch hier wird bloßer „
Wunsch” nur
wenig helfen können!
Es wird nur selten Menschen geben, die
nicht „
wünschen” würden, Einigkeit in
ihrer Ehe zu erhalten...
Wenn es nun 
trotzdem so viel 
Streit
 
und 
Zank in manchen Ehen gibt, und
auch die scheinbar „guten” Ehen sich
noch 
Überfluß an Leid durch manche
Trübung ehelichen Einvernehmens schaf‐
fen, so ist das 
daran nur gelegen, daß
der 
Wille mangelt! ‒ ‒ ‒
Meist ist man solchen Mangels 
nicht
bewußt, da man den „Wunsch” schon
für den 
Willen hält...
Wille zur Einigkeit lebt aber nicht, wie
jeder bloße „
Wunsch”, nur aus der
Hoffnung, daß 
vielleicht gelingen
möge, was man wünscht!
Wille zur Einigkeit ist unverbrüchliche
Gewißheit, daß man Einigkeit erhal‐
ten 
kann und Einigkeit erhalten 
wird!
‒ ‒ ‒
Wille zur Einigkeit 
kennt keine
Grenze des Vertrauens zu sich
selbst, und weiß sich 
unbesiegbar
auch wenn ständig ihn 
Gefahr um‐
droht! ‒ ‒ ‒
Von solchem 
Willen aber, ‒ nicht von
„Wünschen” hängt es ab, ob eurer Ehe
stete 
Einigkeit erhalten bleibt! ‒
So werdet ihr euch nun entschließen
müssen, diesen 
Willen aus dem „Wun‐
sche” zu 
erwecken und ihn stetig in
euch 
wach zu halten! ‒ ‒ ‒
Seid ihr im wahren 
Willen zur Einig‐
keit, dann wird 
Zwietracht eure Ehe
nicht erreichen können!
Nichts wird euch 
gleichen Wertes dün‐
ken, wie euer 
Glück, das nur errichtet
werden kann, wenn Eintracht in der Ehe
unverletzlich bleibt! ‒ ‒ ‒
Dann aber wird die 
Liebe erst in eurer
 
Ehe die 
Erfüllung finden, die sie in
jeder Ehe finden sollte!
Dann ist die 
Liebe eurer Ehe wahrlich
„
stärker als der Tod”, und 
bleibt
bestehen, 
wenn auch dieses Erd‐
balls Trümmer längst im Raum zu
Weltenstaub zermahlen wurden! ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
*           *
*
WO jemals hier auf Erden Glück
erstand, da mehrte es die Glückes‐
Möglichkeiten dieser Erde noch für
fernste Generationen!
Glück aber läßt sich in 
gewissem Sinne
auch „
vererben”, und wie sich 
erden‐
hafter Reichtum fortvererben läßt auf
Kind und Kindeskinder, so kann ein
Elternhaus sein 
Glück: ‒ 
das Glück
der wahren Ehe, allem was aus ihm
hervorgeht, 
hinterlassen...
‒ Von seinen frühesten Tagen an wird
es dem Kinde einer Ehe 
fühlbar
werden, ob seiner Eltern Lebensbund
mit Glück gesegnet ist, wie es auch
fühlen muß, ob 
Hader und 
Zerwürf‐
nis beide Menschen trennt, die ihm sein
erdenhaftes Leben gaben. ‒ ‒
Wohl kommt es dem Kinde noch nicht
 
zu Bewußtsein, was es fühlt, und doch
ist es, ‒ noch 
nicht imstande, sein
Empfinden sich 
zu deuten, ‒ 
ge‐
zwungen, 
jede Schwingung auf‐
zunehmen, die aus dem Blute 
derer
kommt, die sich in ihm 
auf Erden
irdisch weiterzeugten...
Man weiß sehr wohl, daß sich im Blute
Kraft wie 
Krankheit fortvererben: ‒
Begabung und 
Talent, wie stumpfes
Unvermögen, allein man ahnt zur Zeit
noch nicht, 
daß Blut Aussender und
Empfänger feinster Strahlen ist, für
die das Instrument, das sie 
bezeugen
könnte, noch nicht erfunden wurde, ‒
vielleicht auch nie erfunden werden
kann. ‒ ‒
So weiß man denn auch nicht, 
daß
dieser Strahlen Schwingungsart
 
bestimmt wird durch das Eltern‐
paar, ‒ durch 
Zeit und 
Ort der väter‐
lichen 
Zeugung, wie der mütterlichen
Schwangerschaft, ‒ und daß natur‐
gegebene 
Verbindung zwischen Kind
und Eltern 
bleibt, solange dieser Eltern
Erdenleben währt. ‒ ‒ ‒
Man weiß nicht, daß hier 
steter
Schwingungsaustausch wirkt, durch
den der 
Vater unbewußt des Kindes
Seele formt, die 
Mutter aber 
noch
weit stärker dieser Seele Formung
mitbestimmt vom ersten Tage an. ‒ ‒
Auch wenn das Kind 
erwachsen ist,
bleibt dieser Schwingungsaustausch stets
bestehen, mag ihm dann auch des
Kindes 
Eigenleben stärkere 
Verdrän‐
gung schaffen, oder mag er nach wie
vor in 
gleicher Weise 
aufgenommen
werden. ‒
 
Nur dann ist eine Art der 
Trennung
hier bewirkbar, wenn das Kind 
bewußt,
durch eine neue intensive Einstellung
des Fühlens, sich einem 
anderen Men‐
schen durch die Strahlungen des Blutes
zu verbinden sucht.
Dann wird der Austausch zwischen Kind
und Eltern zwar nicht völlig 
auf‐
gehoben, jedoch 
in seiner Wirkung
ausgelöscht.
Doch kann er jederzeit 
erneut in Wir‐
kung treten, durch bloße 
Willens-Ein‐
stellung. ‒
Von diesen Dingen wußten immer nur
sehr Wenige auf Erden, obwohl auch
Andere sie 
erahnten, so daß man von
dem „
Band des Blutes” sprach, und
„
Blutsfreundschaft” besiegelt wähnte,
wenn zwei Menschen sich zusammen‐
fanden und symbolisch Tropfen ihres
Blutes mischten...
Soll ich hier aber geben, was zu geben
ist, so muß ich das Bestehen dieser
Strahlungen des Blutes vorerst zur
Erwähnung bringen, da auf ihnen jene
Möglichkeit beruht, das Kind vom ersten
Tage seines Daseins an 
zur Glücks‐
gestaltung anzuregen, wie auch, der
Kindesseele Kräfte 
umzukehren, so
daß sie dann in seinem ganzen Leben
triebhaft alles aufzusuchen streben, was
dem Kinde 
Unheil bringen muß. ‒ ‒ ‒
Sobald das 
Kind ins Dasein tritt, wird
einer Ehe 
neue unerhörte 
Pflicht er‐
wachsen, 
durch Verantwortung für
neues Leben, dem man 
Glück nur dann
„
vererben” kann, wenn man 
sich
selber Glück zu schaffen wußte...
Während 
irdischer Besitz dem über‐
lebenden Geschlechte aber 
dann erst
„
Erbe” werden mag, wenn die Voran‐
gegangenen von dieser Erde 
scheiden,
wird 
Glück und 
Unglück schon 
vom
Mutterleibe her „
vererbt”. ‒ ‒
Und stets wird 
dieses Erbe dann 
ver‐
mehrt, und auch 
vermindert werden
können, bis an der Eltern Lebensende
auf der Erde...
Ausschlaggebend aber bleibt, was 
in
der Kinderzeit dem neuen Leben dar‐
geboten wurde!
Zwar kann das Kind auch später 
gegen
dieses Erbe kämpfen, ‒ mag es
sein Glückeserbe 
nicht zu schätzen
wissen, oder sich aus seinem Unheils‐
erbe 
lösen wollen, ‒ allein, was ihm
die Eltern 
in der Kinderzeit „vererb‐
ten”, wird 
niemals gänzlich zu ver‐
nichten sein, ‒ ‒ wie mancher dank‐
bar anerkennen wird, 
der sich sein
Glück zu schaffen wußte auf dem
Unterbau, 
den ihm das Elternhaus
bereitet hatte, und was auch leider
mancher täglich neu bestätigt findet, 
der
schwer zu kämpfen hat, 
um sich
von seinem Unheilserbe zu be‐
freien. ‒ ‒ ‒
Ich muß jedoch ausdrücklich hier beto‐
nen, daß ich noch immer von dem „
Erbe”
rede, das 
durch des Blutes Strahlung
jedem Kinde mitgegeben wird, und daß
es sich dabei 
um weitaus Wichtigeres
und Bedeutenderes handelt, 
als
alles darstellt, 
was durch äußere Er‐
ziehung dargeboten werden kann!
‒ ‒ ‒
Wo eine 
Ehe sich ihr 
eigenes Glück
noch nicht zu schaffen wußte, dort ist
das Kind sehr in Gefahr, durch Strahlun‐
gen geformt zu werden in der Seele, die
aus dem Blute noch sehr 
schwanken‐
der und 
disharmonischer Erzeuger
kommen, so daß es dann ein „
Erbe”
mit durchs Leben schleppen muß, 
das
ihm wahrhaftig nicht viel Segen
bringen kann...
Nicht unbekannt ist vielen Ehepaaren,
die arm an äußeren Gütern sind, die
Sorge, ob sie auch ein Kind 
ernähren
könnten, ‒ und manches neue Leben
muß durch solche Sorge seiner Zeuger
schon im Mutterleib erfahren, daß es
unerwünscht ins Dasein treten wird.
 
Viel wichtiger jedoch als 
diese Eltern‐
sorge, die ja doch dann meistens irgend‐
wie noch 
zu beheben ist, muß stets
die Sorge bleiben um das 
Glückeserbe,
das man seinem Kinde darzubieten hat.
‒ ‒ ‒
Doch ist auch 
diese Sorge weitaus
leichter aus der Welt zu schaffen,
wenn man nur selbst sich zur Erkenntnis
durchzuringen weiß, daß man 
ver‐
pflichtet ist, sein 
Eheglück sich zu ge‐
stalten, wodurch man dann auch seinem
Kinde Glück „
vererben” kann. ‒ ‒
Wie aber Eheglück 
zu schaffen ist, das
wurde hier in mannigfacher Weise
wahrlich schon genugsam dargelegt.
‒ ‒
Zwar weiß ich nur zu gut, daß dieses
 
Buch 
nicht all' 
die tausendfältigen
Gegebenheiten in Betrachtung zie‐
hen kann, die da 
im Einzelfall von
denen, die es angeht, weise zu beachten
sind, ‒ doch sind hier 
alle Einzelfälle
durchaus einbezogen, so daß sich jede
Ehe das, was ihren Sonderfall betrifft,
leicht aus des Buches Worten abzuleiten
wissen wird...
Ich aber weiß auch, daß es mir 
unmög‐
lich bleibt, durch Worte der Belehrung
nun auf einmal 
allen Ehen, 
die bisher
ihr Glück versäumten, 
ohne Zutun
der zunächst Beteiligten, 
das große
Glück zu bringen. ‒
Bei 
keiner menschlichen Beziehung hier
auf Erden 
läßt sich von außenher so
wenig helfen, 
Glück zu schaffen, als
bei der Ehe!
Hier finden 
die nur Hilfe, die sich lehren
lassen wollen, 
wie sie selbst sich hel‐
fen können! ‒ ‒ ‒
Ihnen nur ist dieses Buch gewidmet!
Wo wahres Eheglück 
besteht, dort
wird das 
Kind der Ehe aber nicht nur
jenes Glückeserbe mitbekommen, das
aus dem 
Blut der Eltern auf das neue
Leben überstrahlt und 
seinem Blute
Rat und Richtung gibt, sondern solches
Erbe wird auch 
Zuwachs finden in dem
Außenleben eines Elternhauses. ‒
So wie das 
Wort nur dann „
erzieht”,
wenn es durch 
Beispiel die 
Bestäti‐
gung empfängt, so wird, was 
Gutes
aus dem 
Blute überstrahlt, 
verdoppelt
wirken, wenn das Elternhaus in dem ein
Kind heranwächst und in dem es selbst
als mitbeteiligt sich erlebt, 
von Glück
und Frieden zeugt und ihm den Ein‐
druck in die Seele prägt, 
daß eine an‐
dere Art zu leben, 
als sie hier sich
auswirkt, 
gar nicht möglich sei.
‒ ‒
Mag auch dann später arges Ungemach
in eines solchen Kindes Leben treten, so
wird es dennoch 
über dem Geschehen
stehen, denn, was das Elternhaus ihm
mitgegeben hat, 
bleibt starker Halt,
auch dann, 
wenn alles Andere wankt!
Wer da aus eigener Erfahrung aus dem
Elternhause her noch weiß, wie reich die
Glückes-
Möglichkeiten dieses Erden‐
lebens sind, 
der wird dem Leben nie‐
mals fluchen können, auch wenn, ‒
verschuldet, oder unverschuldet, ‒ 
bit‐
teres Leid durch Andere ihm wider‐
fahren mag! ‒
Er findet in sich selbst die Kraft zum
Neubeginn, und wird sich, ‒ selbst
aus Trümmern noch, ‒ sein 
neues
Glück zu schaffen wissen! ‒ ‒ ‒
Alles Glückeserbe trägt ja dadurch in
sich selbst den hohen Wert, daß es den
„Erben” 
lehrt, 
sein eigenes Glück zu
schaffen! ‒ ‒
Es ist ein „
Erbe”, 
das man nur ge‐
nießt, 
indem man es benützt zu eige‐
nem Wirken! ‒ ‒ ‒
Vergeblich suchen 
die nach 
Glück, die
immerfort nach neuen Wegen Ausschau
halten, auf denen sie ihm wohl 
begeg‐
nen könnten! ‒
Vergeblich wird man auch das Glück
erwarten, so als ob es eines Tages
 
kommen 
müsse, weil man 
ein Recht zu
haben glaubt auf Glück! ‒ ‒
Man hat kein „
Recht” auf Glück, ‒ wohl
aber hat ein jeder Mensch die 
Pflicht,
sein Glück 
zu schaffen, was schon das
Volkswort ahnt, wenn es von einem,
den es „glücklich” nennt, zu sagen weiß:
Er hat sein Glück „
gemacht”! ‒ ‒ ‒
Nirgends wird man wahres Glück
auf Erden finden, ‒ 
es sei denn,
daß es einer sich geschaffen hätte!
‒ ‒ ‒
Auch jenes Glückeserbe, 
das dem Kinde
durch die Eltern werden kann, muß
erst 
geschaffen werden 
von den El‐
tern! ‒ ‒
Es wird erst dann dem Kinde 
wirken‐
der Besitz, wenn sich das Kind, bereits
herangewachsen, nicht mehr nur an sei‐
nem Glückeserbe 
freut, sondern er‐
kennt, daß ihm nun 
Pflicht erwächst,
sein Erbe zu 
gebrauchen, und auf ihm
sein eigenes Glück sich zu erbauen.
‒ ‒
Die aber werden es am besten bauen
lernen, 
die schon im Elternhause mit‐
erlebten, 
wie ein Glück sich aufer‐
bauen läßt...
Die werden nie die Kraft verlieren,
neues Glück zu schaffen, auf die in ihrer
Jugend einst die Kraft von Eltern über‐
strömte, 
die da selbst das Glück zu
schaffen wußten! ‒ ‒ ‒
So wird das Glück der guten 
Ehe noch
auf Kindeskinder überströmen, und
immer wieder 
neue Glückesmöglichkeit
erzeugen!
Selig die Ehe, die auf solche Art zu
einem Schatzhaus wird, das seinen
Glückesreichtum 
nie vermindert sieht,
wie überreich er sich auch in die Welt
ergießen mag!
‒ Und alles, was man sonst auf dieser
Erde finden kann, bleibt nur 
ein klei‐
nes neben jenem 
Glück, das in der 
Ehe
aufgerichtet werden soll! ‒
Was hier auf Erden sonst noch als be‐
gehrenswert erscheint, ist selten in des
Menschen freie Macht gegeben.
Stets zeigt es sich bedingt durch
Außendinge: ‒ 
kann durch Andere
behindert und vernichtet werden!
Das wahre Glück der 
Ehe aber ist im
inneren Leben nur zu gründen, und
ward es da auf festen Fundamenten 
auf‐
erbaut, dann 
kann nichts Äußeres
 
es jemals mehr zerstören, ‒ ja selbst
den 
Erden-
Tod wird es zu 
über‐
dauern wissen, wollen die es 
sich er‐
halten sehen, die es sich einst schufen!
‒ ‒ ‒
So aber wird auch 
eines Kindes
Glückeserbe aus der guten Ehe sei‐
ner Eltern tief verankert sein im 
in‐
neren Leben, und keine Macht der Erde
wird dem Kinde je sein „Erbe” 
rauben
können, das ihm 
erhalten bleibt, selbst
in der 
Ewigkeit! ‒ ‒ ‒
*           *
*
 
ALLES Glücksverlangen, das hin‐
aufreicht über niederes irdisches
Begehren, ist nur 
Sehnsucht nach Ver‐
einigung der Geister in dem Geistes‐
Urgrund, der sie ewig 
zeugt, und ewig
sie 
aus sich entläßt, um ewig wieder
sie in sich zurückzunehmen...
Noch aber ist der Menschengeist der
Erde 
Irdischem verhaftet, das dort, wo
seine Sehnsucht 
Einung will, nur 
Tren‐
nung schafft. ‒ ‒
Freundschaft entsteht, und sucht die
Trennung 
aufzuheben, ‒ aber siehe:
‒ Freund und Freund verbleiben den‐
noch 
Einer nur und 
Einer, die sich beide
nie im Innersten zu 
Einheit ineinander‐
schmelzen können! ‒ ‒
Nur die 
Ehe, die 
das Männliche dem
 
Weiblichen vereint, schafft 
wirklich
eine neue Einheit! ‒ ‒ ‒
Hier ist nun Mensch und Mensch zu
übererdenhaftem 
Ganzen neu ver‐
schmolzen, so wie einst beide 
vor dem
„Fall” in irdische Erscheinungswelt ver‐
einigt waren! ‒ ‒ ‒
Mag das auch den Vereinten 
nur in sel‐
tenen hohen Fällen zu Bewußtsein
kommen, so ändert dies nicht, daß die
Einung nun erneut 
im gleichen Ur‐
grund allen Seins Ereignis wurde,
in dem sie einstmals 
urgegebenes Er‐
eignis war. ‒ ‒ ‒
Das 
Allerwenigste von dem, was
wirklich ist, wird Menschen je „
be‐
wußt”, und was im 
Un-
Bewußten,
Un-
Gewußten bleibt, ist dennoch 
für
den Menschen mehr bestimmend,
 
als alles was ihm 
zu Bewußtsein
kommt. ‒ ‒ ‒
Sobald auf dieser Erde 
Mann und
Weib sich gegenseitig angeloben, ‒
im festen Willen, 
ihr Gelöbnis immer‐
dar bis an das Ende ihres Erden‐
daseins aufrecht zu erhalten, ‒ er‐
steht im wesenhaften Geiste eine neue
Einheit: der 
Form nach völlig 
jener
Einheit gleich, in der einst 
jeder dieser
beiden, auf der Erde nun geeinten Men‐
schengeister, 
im Geistigen mit seinem
urgegebenen Gegenpol vereinigt 
war.
Für diese Erdenzeit ist stets 
der leib‐
lich sichtbare, dem anderen Teile 
ehe‐
lich verbundene Gegenpol, 
allein in
Wirksamkeit, 
ganz einerlei, 
ob es
sich, ‒ wie in äußerst seltenen Fällen,
‒ 
wirklich um zwei Pole handelt,
die dermaleinst vereint gewesen
waren und in der Zeiten Fülle wie‐
der sich für alle Ewigkeit vereinen
werden, oder um zwei 
urgegeben
„
fremde” Pole! ‒ ‒ ‒
Jeder Eheteil hat darum 
nur in dem ihm
hier auf Erden angelobten anderen
Eheteile seinen ihm vereinten Ge‐
genpol zu sehen, 
da während die‐
ser Erdenzeit kein anderer sich ihm
einen kann...
Nur mit ihm hat er die 
Geistes-
Ein‐
heit aufgerichtet, von der allhier die
Rede ist, und 
niemals weiß hier auch
der Weiseste mit aller Sicherheit,
ob dieser, 
für die Erdenlebenszeit
vereinte Gegenpol ihm nicht auch
ewig als sein urgegebener Er-
gän‐
zungsteil verbunden bleiben wird.
‒ ‒ ‒
Nur ganz bestimmte geistige Erfah‐
rungsfähigkeit kann da zuweilen, ‒
wenn auch nicht ganz leicht, ‒ 
den
Schleier lüften...
Um aber keiner Frage Raum zu lassen,
muß ich hier erwähnen, daß 
auch dort,
wo sicherste Gewähr besteht, 
daß
zwei im Urzustand einst in Verei‐
nung geistgezeugte Gegenpole sich
als 
Erden-Menschen hier begegnet sind,
‒ die 
neue Einheitsform von der ich
rede, 
nur dann zu schaffen ist, 
wenn
diese beiden Erdenmenschen sich in
einer wahren Ehe hier für dieses
Erdenleben einen. ‒ ‒ ‒
Es ist diese „
Einheitsform” eine gei‐
stige Gestaltung, die gleichsam 
latent,
 
im Geiste stets 
als Möglichkeit gege‐
ben ist, doch aber nur, wenn 
Ehe‐
wille sie erneut „
erregt”, zur 
Seins‐
wirkung gelangt, wonach sie dann
bestehen bleibt, solange dieser Ehe‐
Wille sich erhält. ‒ ‒
Erlischt er durch den 
Tod des Erden‐
körpers eines beider Eheteile, oder
durch die 
Lösung einer Ehe, so tritt
auch diese Einheitsform nun 
in Latenz
zurück, um stetig wieder 
neu zur
Seinswirkung zu kommen, wo
immer neuer, 
anderer Ehe-
Wille sie
„erregt”. ‒ ‒ ‒
Man wähne nicht, 
im Ewigen sei
solches Werden und Vergehen, 
Ver‐
sinken und dann wieder 
Auferstehen
bestimmter Formen doch „
unmöglich”,
da 
Ewiges doch keinen „
Anfang” und
kein „
Ende” dulde! ‒
Hier tat der menschliche 
Verstand dem
Menschen wahrlich 
schlechten Dienst,
wenn er ihn zu verleiten wußte, sich nach
seinen, 
nur im Irdischen begründeten
Gesetzen, ein 
Bild des Ewigen zu
konstruieren!...
Da 
hier auf dieser Erde, wie im gan‐
zen sichtbarlichen Kosmos, alles, was da
„
Anfang” nimmt, auch „
Ende” finden
wird, ‒ da 
hier, was sich aus „Ele‐
menten” einst 
zusammenfügte, auch
unerbittlich wieder 
auseinanderfallen
muß, ‒ so glaubt der 
irdische Verstand
sich sehr berechtigt zu dem billigen
Schluß: ‒ daß 
Ewiges dann nur 
im
Gegensatz zum Irdischen bestehen
könne, ‒  ‒ 
falls es überhaupt bestehe.
Und die in solcher Weise klügelnd kal‐
kulieren, ‒ ihrer „Weisheit” froh, die
sie in unerschütterbaren „
Denkge‐
setzen” felsenfest gegründet wähnen,
‒ ahnen nicht, 
daß sie mit einem
Maße messen, das im Ewigen 
nicht
existiert, da nur 
der wesenlose
Schein gewisser Denkvorgänge ihm
den Schein des Daseins schenkt.
‒ ‒ ‒
Mag es für irdisch-menschliche Gehirne
aber auch als völlig „
unbegreifbar”
gelten, so bleibt doch 
Ewigkeit, ‒ und
„Ewigkeit” ist nur 
das Sein des we‐
senhaften Geistes ‒ anfang- und
endlos immerdar nur Sein 
als stets
bewegtes Leben, von dem das
„Leben” dieser Erdenwelt, wie alles
physisch-kosmische Geschehen, nur 
fer‐
ner, 
letzter Abglanz ist, 
getrübt
durch der „
Materie” rauhen, dunklen
Spiegel. ‒ ‒ ‒
In wesenhafter 
Ewigkeit, ‒ im reinen
Geiste, ‒ ist die 
Ehe zweier Erden‐
menschen nur allein 
begründet! ‒ ‒ ‒
Wäre diese letztliche Begründung 
nicht
gegeben, dann wäre füglich nicht von
„
Ehe” mehr zu reden, sondern nur von
der Verbindung der Geschlechter: 
aus
eigenem Wohlgefallen aneinander,
und, um dieser Erdenmenschheit 
Nach‐
wuchs zu erzeugen...
Dann bliebe freilich alles Miteinander‐
leben der Geschlechter auch am besten
freier Willkür überlassen, ‒ nur dort
etwa noch eingedämmt, wo Dämme auf‐
zuwerfen wären um der 
Gesamtheit
Wohl nicht zu gefährden. ‒
Nun aber 
ist es Erdenmenschen 
mög‐
lich, in männlich weiblicher Verschmel‐
zung einen 
Tempel aufzurichten, der
bis ins Innerste der Gottheit ragt!
‒ ‒ ‒
„
Mann und Weib und Weib und
Mann, 
reichen an die Gottheit an”
‒ singt Weisheit wie aus Kindermund
in einem Texte, den ein naiver „Wissen‐
der” dem größten Künstlergenius seiner
Zeit zur Tongestaltung bot. ‒ ‒ ‒
Im 
reinen Geiste wird die 
Ehe zweier
Erdenmenschen 
geistiges Geschehen!
Auf 
solche Art, und 
nicht etwa durch
Priesterwort, noch weniger gar durch die
Anerkennung staatlicher Behörden, die
allein der Ordnung 
irdischen Geschehens
dient, empfängt die 
Ehe ihre hohe
Weihe in der 
Ewigkeit! ‒ ‒ ‒
Dunkles Ahnen dieses 
wirklichen Ver‐
bundenwerdens in der Ewigkeit, spricht
Volksweisheit im Sprichwort aus, wenn
sie zu sagen weiß, daß „Ehen 
im Him‐
mel geschlossen” würden...
Und selbst die machtbewußte 
Kirche
Roms hat längst entschieden, daß 
das
Versprechen zwischen Mann und
Weib, 
einander bis zum Tode in der
Ehe zu gehören, 
an sich bereits die
Ehe schließt, und daß der Weiheakt
des Priesters nur die so 
geschlossene
Ehe 
segnen könne, ‒ ‒ auch wenn
man es geflissentlich vermeidet, diese,
nach dem Dogma 
durch den „
heiligen
Geist” 
gegebene, Konzilsentscheidung
allem Volk bekanntzugeben. ‒ ‒
Noch wirkt die alte Weisheit Wissender
auch dort sich aus, wo man 
den
Schlüssel längst 
verloren hat, der
heutigen und kommenden Geschlechtern
uralt hehre Tabernakel öffnen
könnte...
Doch auch im innersten 
Gefühl des
Menschen, 
der die Ehe kennt, 
wie
sie Gestaltung hier auf Erden finden
soll, wird leise zu ertasten sein, daß
ein 
Mysterium in der wahren 
Ehe sich
erfüllt, ‒ ‒ auch wenn man nicht die
letzte 
Wirklichkeit erschaut, die strah‐
lend über jeder wahren Ehe auf zum
Himmel ragt. ‒ ‒ ‒
Diese 
Wirklichkeit jedoch wird jedes
Ehepaar allmählich mehr und mehr 
er‐
fühlen lernen müssen, wenn es er‐
kennen will, daß es 
im Ewigen ver‐
bunden ist. ‒ ‒ ‒
Im 
Irdischen herrscht Auswirkung des
kosmischen, unbeugsamen 
Gesetzes,
und 
Liebe kann hier nur 
begrenzt ins
Dasein wirken. ‒
Was man auf Erden „
Liebe” nennt, ist
nur ein schwacher Wiederschein 
der
Liebe, die 
des Geistes Ewigkeit im
Sein durchflutet: ‒ der 
Liebe, die 
in
Gott und 
Gottes Leben ist, ‒ die alles
was das kosmische 
Gesetz erstrebt und
nie erreichen kann, erst zur 
Erfüllung
bringt! ‒ ‒ ‒
Ihr 
wirkungsvollster Wiederschein
auf Erden wird 
Erlebnis in der wahren
Ehe!
Ihn zu 
erleben und erlebend zu 
emp‐
finden, ist der Ehe höchstes, 
ihr allein
nur vorbehaltenes 
Glück! ‒ ‒ ‒
Wo immer dieser reinste Wiederschein
der 
Liebe, die da 
Gottes Leben ist, in
Einheit geistigkörperlicher Ineinander‐
schmelzung zum 
Erlebnis wird, dort
hat 
das Reich des wesenhaften Gei‐
stes sich dem Irdischen verbunden,
‒ und ‒ wie einst 
alle Menschen‐
geister sich in 
Liebe einen werden in
der 
Ewigkeit, so wurden 
Mann und
Weib, 
die solches heiligste Erleben
kennen, 
hier auf Erden schon ge‐
eint. ‒ ‒ ‒
Wo aber diese 
Geistereinigung ein‐
mal 
besteht, dort wird sie auch 
nicht
aufgehoben, wenn in der 
Ewigkeit
dereinst sich 
jene urgegebenen Pole
 
wiederfinden, die 
hier getrennt und
meist 
nicht umeinander wissend, im
Menschentieresleibe über diese Erde
schreiten. ‒ ‒ ‒
Im Geistigen 
durchdringt das Ein‐
zelne sich gegenseitig, und so auch
lebt der Geistesmensch, der in Vereini‐
gung mit seinem Gegenpol den urgege‐
benen Zustand seines 
Seins zurück‐
errungen hat, 
in gegenseitiger Durch‐
dringung aller anderen erneut Ge‐
einten. ‒ ‒ ‒
Es ist nicht etwa so, daß eine 
Ehe, die
sich hier auf Erden in der höchsten
Glücksvollendung fand, obwohl die
beiden Eheteile 
keineswegs etwa
auch urgegebene Einheitspole wa‐
ren, nun in der 
Geisteswelt durch un‐
gewollte 
Trennung leiden könnte!
 
Nur, was getrennt sein 
will, ist dort ge‐
trennt, und schon der Wille 
eines Teils
genügt, um solche Trennung zu bewir‐
ken, bis einst 
beide Teile auf der glei‐
chen 
höchsten Stufe stehen, auf der es
keinen Trennungs-
Willen gibt...
Auf jenen 
niederen Stufen geistig‐
wachen Seins jedoch, die nach dem „Tode”
dieses Erdenkörpers erst durchschritten
werden müssen, herrscht in gleicher
Weise 
Trennungs-, wie 
Vereinungs‐
wille. ‒
Wenn aber 
Trennungswille wirksam
ist, 
durchdringt das Einzelne einander
ohne gegenseitig seiner Gegenwart
bewußt zu sein, wogegen der 
Ver‐
einungswille gegenseitiges 
Erleben
im 
Durchdringen schafft, das 
über jede
erdenhafte Vorstellung erhaben ist,
und sich in Worten niemals schildern
lassen würde. ‒ ‒ ‒
Schwacher Abglanz solchen geistigen
Erlebens mag sich noch 
erahnen lassen
in der Vorstellung, als könne man hier
auf der Erde seinen Erdenleib verlassen,
um in dem geliebten Menschen, ‒ 
mehr
noch als ihm selbst je zu Bewußt‐
sein käme, ‒ 
jegliche körperliche,
jede Seelenregung intensiv und
klarbewußt mitzuempfinden...
Höchstes Sehnen aller wahrhaft
Liebenden auf dieser Erde 
findet so
im Geistes-
Sein Erfüllung! ‒ ‒ ‒
Es ist die wahre 
Ehe wahrlich 
niemals
lösbar, und auch 
in aller Ewigkeit
wird sie 
bestehen bleiben!
Jedoch ist sie auch keineswegs in einem
Menschenleben auf der Erde 
einmal
nur erlebbar!
Wo „Tod” die irdische Verbindung schei‐
det, dort kann der Überlebende sehr
wohl auch eine 
neue Ehe schließen, und
somit 
eine neue Einigung im Geiste
schaffen, die der ersten keinen Abbruch
anzutun vermag. ‒ ‒
Die geistige Durchdringung derer, die 
in
Liebe ewiglich verbunden bleiben,
kennt keine „
Eifersucht”, da 
nichts im
Geiste ist, das sie 
begründen könnte,
‒ wie denn alle Eifersucht der Lieben‐
den auf Erden 
letzten Endes aus der
Seele banger Sorge kommt, erstrebte
Einung könne in 
Gefahr geraten, 
nicht
bewirkt zu werden...
Im Geiste aber 
ist die Einigung 
bewirkt
und 
nichts kann sie gefährden!
In gegenseitiger Durchdringung ist
im Geiste 
alles in 
Ver-
Einung, was
sich nur jemals auf der Erde hier in wah‐
rer 
Liebe fand! ‒ ‒ ‒
Was aber einmal in der 
Ehe hier auf
Erden schon zur 
Einung kam, das kann
durch Erdentod zwar 
körperlich ge‐
schieden werden, doch ist es 
niemals
mehr 
im Geistesreich zu trennen!
‒ ‒ ‒
Dort 
mehrt es nur den 
Einungswillen,
der einst 
aller Erdenmenschheit 
Geist‐
vereinung schaffen soll, und 
der in
jeder neuen wahren Ehe Mann und
Weib bereits zu solcher Einung
führt. ‒ ‒ ‒
So schafft die wahre 
Ehe wahrlich
ewige Verbundenheit, ‒ und nicht
 
nur 
zwischen beiden Menschenpo‐
len, 
die sie geistig eint, sondern, in
anderer Weise, dann auch 
zwischen
ihnen und den schon im wesenhaf‐
ten Geist Geeinten in der Ewigkeit!
‒ ‒ ‒
Wohl denen, 
die hier fassen, 
was
da zu erfassen ist!
Wohl denen, die es 
in der Ehe zu er‐
leben wissen!
An allen Orten dieser Erde sollten „
Tem‐
pel der Ehe” sich erheben, ‒ Weihe‐
stätten, deren Priesteramt nur Menschen
führen dürften, 
die um die Möglich‐
keit der Geisteseinung in der Ehe
wissen, und 
gewillt sind, 
sie mit
allen Kräften zu erstreben!
Hier sollten alle Dinge 
würdige Bera‐
tung dann erfahren, die irgendwie ge‐
eignet scheinen, um in dieser Welt: 
der
Ehe hehrer Heiligkeit zu dienen!
Von hier aus sollte man versuchen, allen
Ehen auch die 
äußeren Bedingungen
zu schaffen, unter denen sie 
gedeihen
könnten!
Von solchen hohen Weihestätten sollte
alle Sorge um die Jugend ihren Aus‐
gang nehmen!
Hier sollten 
alle Liebenden die sich
zur Ehe einen wollen, 
gütigen Er‐
fahrungsrat empfangen!
Hier sollte 
allen denen Hilfe darge‐
boten werden, 
die ihrer Ehe Glück
nicht schaffen konnten und sich vor
der 
Lösung ihrer Ehe sehen!
Wahrhaftig, ‒ hier wäre 
Großes
noch zu tun, und 
aller Menschheit
würde 
Segen über Segen kommen
aus dem Wirken derer, die 
als wahre
Sorger um die Seelen, ‒ 
frei von
jeder Sucht nach Seelenfang für eine
Glaubensmeinung, ‒ hier zu helfen
suchen wollten, 
daß die Ehe werde,
was sie hier auf Erden sein kann,
weiß man von ihrer geistigen Be‐
gründung vor dem Angesicht der
Ewigkeit!!
Noch hat die Erdenmenschheit aber 
nicht
erkannt, 
daß alles Heil ihr aus der
Ehe werden könnte...
Noch sucht man nur „
Verbesserung”
zu schaffen da und dort mit redlichstem
Bemühen, und niemand scheint zu sehen,
daß der Menschheit nur zu helfen
wäre, 
würde diese Hilfe aus der
wahren Ehe sich von selbst erge‐
ben! ‒ ‒ ‒
Niemand scheint zu wissen, daß 
die
menschliche Vereinung die das Leben
zeugt, natur- und geistgewollter 
Aus‐
gangspunkt für seine rechte 
Führung,
seine rechte 
Lenkung ist! ‒ ‒ ‒
Wenn 
Übel in der Menschheit zu be‐
kämpfen sind, ‒ und wer vermöchte
das zu leugnen? ‒ ‒ dann sind 
die
Wurzeln dieser Übel dort zu suchen,
wo man nicht um die hehre Heilig‐
keit der Ehe weiß, ‒ oder 
wo geile
Gier in Wort und Bild und Tat sie
schänden darf, ‒ oft noch des Beifalls
Solcher sicher, die ihre 
eigene Ehe
rein zu halten wissen! ‒ ‒ ‒
Hier muß 
Wandlung werden, soll die
Menschheit nicht in 
Lüsternheit und
seichtem Wohlbehagen an der steten,
nur zu gern gesuchten 
Überreizung im
Geschlechtlichen zugrunde gehen! ‒
Vor allem aber wird das 
neue Leben, ‒
wird die 
Jugend, 
selbst sich schützen
müssen vor Verfall, und das kann
nur geschehen, wenn sie selbst 
die Ehr‐
furcht vor der Heiligkeit der Ehe in
den Herzen zu erwecken sucht!
‒ ‒ ‒
Nur einer Generation 
die um die Hei‐
ligkeit der Ehe weiß und so 
in tief‐
ster Ehrfurcht vor dem hocherha‐
bensten Mysterium des Menschen
steht, kann 
jene Menschheitszukunft
werden, die, von den Besten aller Völker
längst herbeigesehnt, gewiß 
erreichbar
ist, ‒ jedoch 
nur dann, wenn man sie
selber ‒  ‒ 
schafft! ‒ ‒ ‒
Der Wille nur, ‒ 
niemals der Wunsch!
‒ ‒ kann hier das hohe Wunder 
wir‐
ken!! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Dann wird so manche „Frage” 
lösbar
werden, die heute noch 
unlösbar
scheint, ‒ und 
großes Leid wird
aus der Erdenwelt verschwinden!
‒ ‒ ‒
Noch sind wir leider 
allzuweit von
dieser 
neuen Zeit die jedem Men‐
schen seines Menschtums heilig‐
hohe Würde zu Bewußtsein brin‐
gen wird! ‒
Und doch wird diese Zeit dereinst
erscheinen, ‒ wenn jeder Mensch der
hier 
zur Einsicht kommt, in sich die
Pflicht empfindet, alles was an 
seinen
Kräften liegt 
daranzugeben, um so
bald als möglich 
sie herbeizuführen!
Keiner glaube etwa, daß an 
seinen
Kräften 
allzuwenig nur gelegen sei!
Hier wird Jeder zum Verstärker 
eines
Willens, der schon in der Welt 
vorhan‐
den ist, und dieser so geeinte 
Wille
wird sich seine Wege 
schaffen, um den
Willen 
Aller zu erreichen! ‒ ‒ ‒
Heilig wird dann 
allen heißen: ‒ 
der
Geschlechter Inbrunst, 
sich zu
einen! ‒ ‒ ‒
Heilig: ‒ 
das Mysterium des Zeu‐
gens und Gebärens! ‒ ‒ ‒
Heilig, ‒ 
dreimal heilig: ‒ 
die Ver‐
einung die das Weib dem Manne
eint, 
zu engverschmolzener Ge‐
meinsamkeit für Zeit und Ewigkeit!
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
*           *
*
ENDE