DAS
GESPENST
DER
FREIHEIT
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1930
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL 1930
BUCHDRUCKEREI WERNER-RIEHM IN BASEL
 
.Nicht von der 
wirklichen Freiheit,
so wie sie Dichter und Helden fand, soll
hier vornehmlich jetzt die Rede sein, ‒
mögen auch Dichter und Helden oft, wenn
auch 
unwissentlich, gerade für 
das ge‐
stritten und gelitten haben, wovon wir hier
zumeist nun reden müssen um der Wahr‐
heit willen!
.Nicht das erstrebenswerte Ziel des Seh‐
nens aller, die sich 
unfrei fühlen, soll hier
nun etwa der Entwertung dargeboten werden,
‒ sondern das 
Spottbild will ich uner‐
bittlich aufzulösen suchen, das, mehr als
je, die Freiheitsdurstigen in unseren Tagen
narrt. ‒
.Hier ist nur zu helfen durch 
Erhel‐
lung, und nur 
lebendigem Lichte kann
 
es noch gelingen, einen Trug tagwacher
Träume zu zerstören, der, ‒ getragen von
den schwülen Dünsten allzuerdenhaften Hof‐
fens und Verlangens, ‒ tagtäglich unzählige
Opfer in die hoffnungslose Öde grauen‐
voller Wüsten lockt.
.Aber auch weiterhin wird die Wahrheit
gelten, daß nur denen zu helfen ist, die sich
raten lassen, und so wird denn gewiß mein
Wort nur dort allein zu helfen wissen, wo
der 
Wille bereit ist: ‒ mir 
zuzuhören . . .   
.Weltwende wirkt das Wort, wo es wachen
Willens 
erworben wird, aber wenig ver‐
mag es der Seele zu vermitteln, wo 
Wider‐
stand weisen Erwerb 
verwirkt!
.Nicht immer zeugt es von 
Klugheit,
wenn sich das Ohr warnendem Worte 
ver‐
schließt, und es ist gewiß kein Zeichen
tieferer 
Einsicht, sich von Unerwartetem
wegzuwenden.
.Manches werde ich sagen müssen, was
manchen wenig genehm zu Ohren klingt,
und von Dingen werde ich zu reden haben,
die heute den Allermeisten 
undinglich
wurden.
.Aber nicht alles, was den Einen 
uner‐
faßlich ist, muß darum den Anderen 
un‐
begreiflich bleiben, und es ist wahrhaftig
kein Wahrmal der 
Wirklichkeit, daß sie
auch denen gefallen müsse, die lieber 
träu‐
men, wo sie 
denken sollten, so daß sie
erkenntnisblind werden für alles was die
Höhe ihrer Träume 
überragt.
.Nur solche Wüstenwanderer, die selbst
den Weg zur Oase 
kennen, werden das
Blendwerk der Luft in den heißen Dünsten
rieselnden Sandes von der vertrauten 
Wirk‐
lichkeit zu unterscheiden wissen.
.Mag auch die Reisekarawane, die ein
Wüstenkundiger führen soll, schier unab‐
 
sehbar sein, so fällt doch aller Neulinge
Meinung nicht ins Gewicht gegenüber dem
Wissen aus Erfahrung, das den Sicheren
zwingt, das Frohlocken zu dämpfen, und
als 
Trugbild zu erklären, was nur Trug‐
bild 
ist . . .   
.Ich weiß hier Bescheid und 
weiß zu
raten und zu helfen, denen, die sich noch
raten und helfen lassen 
wollen!
.Wem meine Worte etwa „überheblich”
klingen mögen, der kennt mich noch nicht!
.Ihm bin ich zu sagen gezwungen, daß
ich aus Ländern der Seele komme, in denen
keiner der daselbst bewußt Lebendigen, 
ge‐
sonderter Erkenntnis sich vor Anderen
rühmen könnte.
.Im 
gleichen Lichte lebend und bewußt,
wäre uns jegliches Streben nach 
Vorrang
voreinander arge 
Torheit!
.Um wieviel mehr aber müßte es mir
als ärgerliche Torheit gelten, wollte ich mich
vor 
denen brüsten, die noch 
nicht in den
Ländern des Lichtes lebendig sind!
.Ich würde aber zum Lügner, wollte ich zu
verbergen suchen, daß mir 
noch Anderes
allzeit gegenwärtig ist, als all das, was mir
hier auf Erden nicht näher und nicht ferner
steht, wie 
allen meinen Nebenmenschen. ‒
.Millionen sind in diesen Tagen des
Glaubens, daß ihnen nichts anderes zu
ihrem Glücke, als nur „
die Freiheit” fehle.
.So denkt nicht nur der Sträfling in seiner
Zelle, ‒ so denkt auch der Fürst, der sich
mancher Freiheit begeben mußte, die seine
Vorahnen voreinst genossen. ‒
.Aber fast alle sehen nur ein 
Gespenst
der Wüste locken, das jeden zur Beute
„wilder Tiere” werden läßt, der ihm guten
Glaubens folgt . . .   
 
.Wo leider so Viele eines Glaubens, eines
Hoffens und einer Liebe sind, dort wird
es dem Einzelnen schwer, die Täuschung
zu durchschauen, und nur zu willig läßt
er sich verleiten durch die Allgewalt des
Massenwahns.
.Des 
Un-Heils wahrlich genugsam kundig,
trachtet der Mensch danach, den Ausweg zu
seinem „
Heil” zu finden, und „
heilig”
wird ihm auch jedes 
Truggebilde, das ihm
gleißend verheißt, ihn zu seinem Heil zu
führen.
.So kam das 
Gespenst der Freiheit in
der Menschenwelt zur 
Macht, und droht
schon fast alle in die Irre zu führen, die
nach 
wirklicher Freiheit streben.
.Gar unbestimmt, und nach Weise der
Wolken nebelhaft zerfließend, ist das Schein‐
gebilde, das heute den Meisten als „die
Freiheit” 
gilt.
 
.Wirkliche Freiheit aber tritt nur 
klar
und 
bestimmt in Erscheinung, denn sie
bedarf gefestigter 
Form!
.Nur in solcher Selbstfassung vermag es
echte Freiheit, zu 
bestehen und befreiend
zu 
wirken!
.Nicht in Form gefaßt, würde sie 
sich
selbst aufzehren.
.„
Grenzenlose” Freiheit wäre identisch
mit 
Selbstvernichtung des Freien. ‒
.Freiheit, die nur 
Begriff bleibt und
nicht 
erfühlt werden kann, ist 
wertlos
für den Menschen!
.Erfühlen läßt sich aber nur 
Be‐
grenztes. ‒
.Nur 
Grenze verleiht 
Form, und nur
vor wohlbegrenzter Form bleibt Fühlen be‐
hütet vor dem Zerfließen.
.Form ist 
Ausgleich zwischen allem
„
Zuviel” und allem „
Zuwenig”.
 
.Wo 
wirkliche Freiheit herrscht, dort
kann nicht die Rede sein von „
zuviel”
oder „
zuwenig Freiheit”, denn „zuwenig”
würde ihr Dasein ebenso 
verneinen, wie
„zuviel” . . .   
.Wo solches Messen noch 
möglich ist,
dort herrscht nur das 
Gespenst, dem der
Mensch die Macht „zumessen” kann nach
seiner Willkür. ‒
.Wirkliche Freiheit ist niemals Selbst‐
zweck!
.Wirkliche Freiheit empfängt allen Wert
von den Zwecken, denen sie 
dient!
.Wirkliche Freiheit ist die Frucht erfüllter
Notwendigkeit und soll dazu dienen,
Höheres als Freiheit zu erreichen!
.Niemals wirft sich Freiheit zur Herrin
des Willens auf, denn Freiheit ist 
Dienst
am Willen!
 
.Das 
Gespenst der Freiheit aber sucht
des Willens 
Unterjochung, strebt allen
Willen 
aufzusaugen, um selbst in der
Macht zu bleiben . . .   
.Das 
Gespenst der Freiheit zeugt in allen
die ihm folgen: tolle Sucht ins 
Grenzen‐
lose!
.Das 
Gespenst der Freiheit 
zersetzt alle
Fähigkeit, Form zu 
empfinden!
.So zerstört es alle Sicherheit des 
Er‐
kennens, denn nur wo 
Form empfunden
wird, ist 
Erkenntnis möglich . . .   
.Nicht umsonst aber sprachen die alten
Weisen von der „Nichterkenntnis” als von
einer „
Schuld”, ‒ auf welches Wort ich
auch an anderer Stelle schon zu achten
lehrte . . .   
.Schuld entsteht, wo 
gegebene Kraft
dem Eigner oder seinen Mitgeschöpfen
Schaden schafft, sei es durch 
Mißbrauch,
 
oder aber 
Unterlassung rechter An‐
wendung!
.Wer somit dem Trugbild, dem er sich
versklavte, weiterfolgt, obwohl ihn meine
Worte weckten, 
selbst sich die 
Gewiß‐
heit zu verschaffen, daß ihn nur ein „
Ge‐
spenst” zum Narren hält, der wird sich
schwerlich ledigsprechen können von eigener
Schuld . . .   
.Da alle Schuld jedoch stets ihre 
Folge
fordert und mit aller Sicherheit 
erzwingt,
so wird er sich nicht wundern dürfen, wenn
sich ihm die durch ihn selbst gerufene Folge
an die Fersen heftet, und ihn vielleicht
gerade dann erreicht, wenn er zu 
greifen
glaubt, was nur die Spiegelung der Dünste
dürren Denkens in leerer Luft: ‒ 
speku‐
latives Traumbild, ‒ „
Fatamor‐
gana” war. ‒
.So hoch den alten Griechen ihre Götter
stehen mochten, so kannten die Weisen jener
Tage doch noch ein 
höheres, geheimnis‐
volles Prinzip, dem sie auch die Götter
unterordnet dachten: ‒ „
Ananke”, = die
Notwendigkeit.
.Wer sich abkehren will von der „Fata‐
morgana” allerwärts wechselnden, wesen‐
losen 
Scheines der Freiheit, ‒ wer dem
Gespenst der Freiheit endlich die Gefolg‐
schaft aufsagt, ‒ der mag hier verweilen.
.Die Weisheit der Alten dürfte auch
seiner Seele noch erfühlbar sein . . .   
.Sicherlich suchte er ja 
die wirkliche
Freiheit, als er vormals ihrem 
Gespenst
begegnet war, dem er nur deshalb seinen
 
Glauben dargab, weil er es für die heiß‐
erstrebte, 
wirklichkeitsgezeugte Freiheit
hielt.
.Will er nun endlich das Kennmal wirk‐
licher Freiheit erfahren, dann wird es ihm
aufleuchten hier in ungeahnter Helle, sieht
er die Menschen der Vorzeit ihre Götter:
‒ 
die Freiesten der Freien, ‒ unter‐
ordnen der 
Notwendigkeit. ‒ ‒
.Eilfertig weiß das hirngeborene 
Ge‐
spenst stets das Kennmal der 
wirklichen
Freiheit zu 
beschatten, und mit blenden‐
den Bildern die wahnwirre Hoffnung zu
wecken, daß Freiheit auch frei zu machen
vermöge von aller Forderung des Gebotes
der 
Notwendigkeit . . .   
.Wirkliche Freiheit aber erwächst nur
aus dieses Gebotes vollkommenster 
Er‐
füllung!
.Es ist noch keiner 
wirklich frei ge‐
worden, den die 
Notwendigkeit nicht
„freigesprochen” hätte! ‒
.Wem aber das Trugbild als 
gleichen
Wertes wie die 
wirkliche Freiheit gilt,
der ist wahrlich der Freiheit nicht wert!
.Frei sein, heißt denken, reden und
handeln, wie 
Notwendigkeit es will, ‒
und seine Not zu wenden, weiß, wer solcher‐
weise 
Freiheit sich erwirkt! ‒
.Wahrhaftig! ‒ 
keine Macht wird ihm
die so erwirkte Freiheit jemals wieder rauben
können!
.Wenig aber ahnen die Gespenstgeblen‐
deten von dem, was solche Freiheit einem,
der sie zu erlangen wußte, dann er‐
schließt. ‒ ‒
.Notwendigkeit ist nicht „
Zwang”, ‒
sonst 
könnte ja wahrlich Keiner ihr ent‐
gegenwirken!
.Notwendigkeit ist das höchste, geistige
Ordnende im Menschen, wie in allem
Leben, und das eben wollten die Alten
bekennen, wenn sie „
Ananke” noch 
über
die 
Götter stellten! ‒ ‒
.Zwang ist nur 
irdisch bedingte Gewalt:
‒ das wahre 
Zerrbild der Notwendigkeit!
.Zu gar manchem kann man dich, und
kannst du Andere 
zwingen, was gewiß
nicht der 
Notwendigkeit entspricht. ‒ ‒
.Notwendigkeit ist die gesetzte Ord‐
nung des Allgefüges, 
dem der Einzelne
einbezogen ist.
.Keiner kann diesem Gefüge und seiner
Ordnung sich auch nur für Augenblicke
entwinden, mag er auch alles für seine Vor‐
stellung zu negieren suchen, außer sich selbst!
.Stets bleibt er in Wirklichkeit mit dem
unermeßlichen Ganzen 
vereint, ‒ schädigt
sich selbst, wenn er diesem 
Ganzen nicht
 
entspricht, und schädigt das 
Ganze, wenn
er 
sich selbst nicht aus innerer Ordnung
zu entfalten weiß. ‒
.Nur das 
wirkliche Geschehen aber
ist hier entscheidend!
.Der Träumer, der in seiner Höhle sitzt
und seine Phantasie erhitzt bis sie ihm
jedes Geisterreich nach Wahl in seiner Vor‐
stellung erstehen läßt, ‒ der vornehme
Aesthet, der sich von allem äußeren Ge‐
triebe sondert um nur „in Schönheit” zu
leben und alltagsferne seine Wortewelt zu
gebären, ‒ sie gelten dem unermeßlichen
Ganzen gleichviel wie der brutale Genüß‐
ling, der nur seinen stets erregten Tier‐
sinnen dient. ‒ ‒
.Der solchermaßen Wahnbetörten „
Wirk‐
lichkeit” ist nur ein armer Mensch, der
seiner 
Eigensucht erliegt, und nicht er‐
füllt, was „
Ananke”: die über allen Göttern
alles Leben ordnende 
Notwendigkeit, von
ihm verlangt. ‒
.Wesenlos bleibt, was immer er sich schuf
als seine 
Eigenwelt, mag es ihm auch ge‐
lingen, ihr in tausenden von anderen Men‐
schenhirnen Wiederspiegelung zu schaffen!
.Es ist nichts 
Wirkliches damit erreicht!
.Willst du zu 
wirklicher Freiheit
kommen, so mußt du 
erfüllen, was 
Not‐
wendigkeit jeweilens dich erfüllen 
heißt!
.Das 
Gespenst der Freiheit wird dich
erregen, so daß deine Phantasie alles Den‐
ken überspannt!
.An dich und Andere wirst du Forderung
stellen, die nicht in 
Notwendigkeit be‐
gründet ist, sondern im 
Zwang deines
„überspannten” 
Denkens . . .   
.Weil du 
zu viel „verlangst”, kannst du
nichts, oder 
allzuwenig nur „erlangen”,
und was du dir, giertriefend, dann etwa
zu 
rauben suchst, wird dir alsbald von
 
denen wieder abgenommen, die vordem
deine Gefährten waren . . .   
.Der 
Maßstab der 
allein für alles Leben
gilt, geht Allen 
verloren, die in wilder
Hast dem 
Gespenst der Freiheit folgen!
.„
Berechtigt” nennst du deine 
Kritik,
‒ aber wo in dir willst du ein 
Recht
zur Verwüstung finden? ‒ ‒
.Kritik ist wie eine Sturzflut, die herab
von eisigen Gletschern fällt.
.Man muß ihr 
Dämme bauen, wenn sie
Segen bringen soll! ‒
.Es ist begreiflich, daß du alles um dich
her nach 
deinem Wunsch geordnet sehen
möchtest, ‒ aber bist du denn 
selbst
bereits 
in dir geordnet?!?
.Wie kannst du erwarten, daß das Ganze,
dessen winzige Zelle du darstellst, sich allein
nach 
deinen Wünschen richten könne?!?
.Du wirst erst dann erkennen lernen,
was dir zum Heile dient, wenn du der 
Not‐
wendigkeit vertrauen lernst!
.Sie nur kann dich lehren, was dir
dauernd erhalten bleibt, wenn du es ein‐
mal erlangtest!
.Erfüllung des Gebotes der 
Notwen‐
digkeit kann dir allein die 
wirkliche
Freiheit bringen, nach der du dich sehnst,
auch wenn du noch befangen bist im Wahn,
daß Freiheit sich als 
Willkür dir zu eigen
geben müsse. ‒ ‒
.Grau und düster wurde das Leben noch
allenthalben, wo man 
Freiheit verlangte,
ohne Erfüllung des Gebotes der 
Notwen‐
digkeit!
.Grinsend erhebt sich sodann der Frei‐
heit wesenloses 
Gespenst über weite Lande
und vergiftet mit seinem lebenertötenden
 
Hauch alle Keime 
wirklichen Freiheits‐
willens. ‒
.Alle Tragkraft der Seele übersteigt die
Verantwortung derer, die es, ‒ wenn
auch guten Glaubens, ‒ auf sich nehmen,
Andere einem Trugbild zuzuführen, das
in solche Verzweiflung lockt! ‒ ‒
.Untragbar aber ist auch schon des
Verlockten Verantwortung, der nicht zu
widerstehen wußte, wenn ihm Unmögliches
verheißen wurde, obwohl er wahrlich wis‐
sen konnte, daß doch alles, was sich je‐
mals hier auf Erden nicht der Fügung ein‐
zufügen strebte, die 
Notwendigkeit ihm
darzubieten hatte, unweigerlich zugrunde‐
gehen mußte, mochte auch irdischer Zwang
der Zersetzung oft noch eine Weile wehren . . .   
.Notwendigkeit rechnet mit 
anderen
Zeitwirklichkeiten als jenen, die einem
Erdenmenschenleben überblickbar werden
können! ‒
.Niemals kann sie sich „
verrechnen”,
denn sie ist 
Wert und 
Inhalt aller Zahl!
.Alle 
Wirklichkeit im irdischen und
übererdenhaften Dasein ist in ihr begründet!
.Sie trägt das Firmament der Sonnen‐
schwärme, und ihre ordnenden Gewalten
geben jedem Sandkorn in der Wüste Maß
und Form!
.Vergeblich sucht der Mensch nach einer
Quelle erdenhaften Heils, die 
ohne „Fassung”
solcher festen Fügung, dauernd fließen
könnte! ‒
.Vergeblich strebt nach 
Freiheit, wer
sie 
anders sucht, als in Erfüllung aller
Forderungen der 
Notwendigkeit!
.Nicht nur die 
Götter müssen sich
„
Ananke” beugen, sondern auch ‒ der
Erdenmensch . . .   
 
.Der Mensch bedarf 
auf dieser Erde
der Gemeinsamkeit, so wie er auch 
im
Geiste gleicherweise sich nur 
in Gemein‐
samkeit erleben kann!
.Gemeinsamkeit im 
äußeren Leben
heißt: ‒ was dir 
zu eigen ist als „
Mei‐
nung”, auch 
anderer „Meinung” so zu
einen, daß aus 
Aller Meinen ein gemein‐
samer Besitz erwächst.
.Jeder Einzelne ist eines 
anderen „Mei‐
nens” in dem er das, was bei so manchem
Fischzug seines Denkens 
sein geworden
ist, sich faßbar macht.
.Aber jedes Einzelnen „Meinen” läßt sich
mit dem des Anderen 
ver-
einen, und so
entsteht 
Gemeinsamkeit.
 
.Jeder nimmt dann an des Anderen
„Meinen” seinen An-Teil, und es gestaltet
sich, als 
All-„Gemeintes”: das 
Gemein‐
same.
.Notwendigkeit aber läßt den Menschen
das Gemeinsame auch dort noch suchen,
wo sonst 
verbindsame „Meinung” 
fehlt,
‒ besonders, wenn es 
Not zu wenden gilt,
die 
aller „Meinung” nach, sehr schwer er‐
tragbar ist . . .   
.So besteht in unseren Tagen die 
um‐
fassendste Gemeinsamkeit durch allge‐
meine 
Unzufriedenheit.
.Wenige nur werden hier auszuschließen
sein.
.Vor allem gilt die Unzufriedenheit den
Formen, die das menschliche 
Gemein‐
schaftsleben sich zu eigener Sicherung
erfand, mag solche Sicherung zuweilen auch
den Untergang bedeuten für den Einzelnen.
 
.Und hier ist Unzufriedenheit gar oft 
im
Recht!
.Es ist Torheit, das Gemeinschaftsleben
aufzubauen, unbekümmert um das Wohl
des Einzelnen der doch des Ganzen 
Bau‐
stein darstellt, und der Gemeinschaft 
dann
nur freudig dienen kann, wenn sie ihm da‐
zu dient, sich selber zu erhalten.
.Es ist jedoch die gleiche Torheit, wenn
der Einzelne sich selber so verkennt, daß
er 
um seines bloßen Daseins willen
schon ein Recht zu haben glaubt, Gemein‐
schaftsdienst für sich zu fordern, sei es in
hoher Sonderstellung, oder um der Not‐
durft seines Lebens zu begegnen . . .   
.Ich meine 
nicht das Gleiche, wenn ich
von „
Gemeinschaft” spreche, oder von
„
Gemeinsamkeit”!
.Was der 
Gemeinschaft angehört, ge‐
 
hört nicht 
mir, ‒ wohl aber das, was ich
mit Anderen 
gemeinsam habe.
.Vor allem aber ist für mich „
Gemein‐
schaft”: ‒ 
äußere Zusammenfassung, wäh‐
rend „
Gemeinsamkeit” die 
Seele an‐
geht. ‒
.So kann der Einzelne denn auch nicht
Anspruch stellen, daß die 
Gemeinschaft,
nur 
um seines Daseins willen mit ihm
teile, was an Werten ihr gehört!
.Er selbst muß erst 
durch seine eigene
Leistung „Mitbesitzer” werden am 
ge‐
meinschaftlich verbundenen Besitz, ‒
und seinen „Anspruch” wird der 
Wert be‐
stimmen, den die 
Gemeinschaft seiner
Leistung zuerkennt.
.Unsinnig ist es, will man hier ein 
an‐
deres Wertmaß fordern!
.Stets wird die Gemeinschaft hoch zu
werten wissen, was sie 
entbehren würde,
bliebe es ihr versagt.
.Wie könnte man jedoch erwarten, daß
sie 
tausendfältig dargebotenes Talent 
so
hoch bewerten solle, wie irgend eine 
Son‐
derleistung, deren sie 
bedarf!? ‒
.In 
keiner Gemeinschaftsform kann das
anders sein!
.So mag der Einzelne zur Unzufrieden‐
heit ein Recht besitzen gegenüber der Ge‐
meinschaft, ‒ doch die Gemeinschaft bleibt
nicht minder auch bei 
ihrem Recht.
.Suchst du zu leisten, was sonst die Ge‐
meinschaft, ohne dich, 
entbehrt, dann wird
sie dir in 
gleichem Maße „Mitbesitz” an
ihrem Eigentum gewähren, wie sie durch
deine Leistung sich „
bereichert” fühlt. ‒
.Die 
Zahl, nach der man deine Leistung
wertet, bestimmt deine „
Bezahlung”! ‒
.Sagst du jedoch, du 
könntest das, was
die Gemeinschaft braucht, nicht leisten, so
gibst du selbst dein 
Unvermögen zu, und
darfst dich nicht beklagen, wenn man dir
 
keinen 
An-
Teil bietet, wo du nichts 
mit‐
zuteilen, oder darzubieten hast, was man
zu werten weiß! ‒
.Es wird dir wenig nützen, 
klagst du
über die „
geringe Einsicht” der Ge‐
meinschaft, die deine Leistung nicht nach
dem von 
dir bestimmten Werte schätzen
könne. ‒ ‒
.Anders bezeugt sich 
Gemeinsamkeit!
.Hier wird man das, was du zu bringen
hast, als Zeugnis deiner Fähigkeiten achten,
auch wenn man es gewiß niemals entbehren
würde, und zugleich wird man von dir
erwarten, daß du auch die Leistung jedes
Anderen zu achten weißt, sofern sie nicht
zurückbleibt hinter dem Vermögen seiner
Kraft.
.Man wird dir zu helfen suchen, soweit
man 
kann, wird aber auch auf 
deine Hilfe
bauen, wo 
du helfen kannst.
.Aber vor allem wird man danach fragen:
wer du bist?! ‒
.Gemeinschaft fragt nur nach der 
Lei‐
stung, ‒ 
Gemeinsamkeit fragt nach dem
ganzen Menschen!
.Erst dort, wo sich Gemeinschaft 
nicht
in ihrer Form 
bescheidet, sondern sich
zu seelischer Gemeinsamkeit erhebt,
wird alle Unzufriedenheit verschwinden, ‒
obwohl die 
Ungleichheit bestehen bleiben
muß, da sie natur- und geistbedingt ist
in 
Notwendigkeit! ‒ ‒
.Unser 
Gemeinschaftsleben krankt an
der 
Verhärtung der Arterien die ihm Blut
zuführen sollen zur Erhaltung . . .   
.Es wird nur gesunden können, wenn
es mehr und mehr sich wandeln läßt zu
wahrer 
Gemeinsamkeit!
.Auch jetzt schon glaubt man ja so
manches „in Gemeinsamkeit” zu tragen,
 
oder zu besitzen, ‒ aber das Wort Ge‐
meinsamkeit ist da nur bloße Scheidemünze,
und was es rechtens bezeichnet, fehlt noch
allzusehr. ‒
.Noch ist man weit davon entfernt, die
„Meinung” eines Anderen zu achten, weil sie
das „Seinige”: ‒ weil sie 
sein Eigentum
darstellt!
.Noch wird die 
Leistung allenthalben
nur nach ihrer materiellen, momentanen
Wertvermehrungsfähigkeit gewertet, und der
Mensch bleibt ohne jegliche Beachtung,
wenn er nicht etwa mitbenötigt wird um
seine Leistung 
darzubieten vor der ihn
für die Darbietung entlohnenden Gemein‐
schaft.
.Es fehlt noch 
gar viel, soll aus der Ge‐
meinschaft die Gemeinsamkeit erstehen! ‒ ‒
.Der Mensch in der 
Gemeinsamkeit
ist seines eigenen Wertes 
wohlbewußt und
schöpft 
aus diesem Selbstbewußtsein
alle Achtung, die er auch dem 
Andern
zugesteht.
.Er weiß, daß er nur in dem gleichen
Maße seiner 
eigenen Entfaltung nahe kom‐
men kann, wie er auch 
Anderen zu helfen
sucht, zu 
ihrer Selbstentfaltung zu ge‐
langen.
.„Gemeinsamkeit” 
bedingt wahrhafte
Freiheit im Gefüge der 
Notwendigkeit,
während „Gemeinschaft” keinesfalls davor
bewahrt, die Beute des 
Gespenstes der
Freiheit zu werden!
.Gemeinsamkeit gleicht alle 
Gegen‐
sätze aus, da sie nicht minder 
das Ge‐
ringe eingefügt weiß der 
Notwendigkeit,
wie das die Menge 
Ueberragende!
.In der 
Familie findet seelische Gemein‐
samkeit ihr erstes Wirkungsfeld.
.Gesegnet sind die Glieder der Familie,
die es zu benützen wissen!
.Weiter dehnt sich dieses Wirkungsfeld
dann über 
Gemeinde, 
Land und 
Länder
aus . . .    
.Allem Menschenleben bietet es Raum
und Gedeihen!
.Allen vermag es 
wirkliche Freiheit
zu sichern, in der Fügung der 
Notwen‐
digkeit!
.Ist Freiheit aber allen 
gemeinsam, so
wird sie wahrlich keiner dem anderen mehr
entziehen wollen.
.Sie ist gesichert, als eines 
jeden Einzelnen
unbedrohtes „
Eigentum”!
.Sie ist 
Besitz geworden, ‒ ist nun
nicht mehr Traum der Sehnsucht!
.So kann auch keiner mehr verleitet wer‐
den, dem 
Gespenst der Freiheit nachzu‐
jagen, und wo es ihm begegnet, wird er
nur verlachend ihm den Rücken kehren.
 
.Dann wird auch Keiner seine Freiheit
je 
geschmälert glauben, lehrt ihn 
Not‐
wendigkeit, mit vielen Anderen sich einem
Willen unterordnen, in dem Gemeinsamkeit
die 
vielen Willen 
eint! ‒ ‒
.Urbeginn der Vielheit ist die 
Ein‐
heit, ‒ aber auch 
der Vielheit höchste
Krönung!
.Nur 
unter einer Einheit kann in
Vielheit wahre 
Freiheit sich erhalten!
.Einheit aber bleibt 
starr und 
steril,
ragt sie nicht über einer ihr vereinten 
Viel‐
heit auf! ‒
.Aus Vielheit 
erhebt sich 
Einheit, um
Vielheit in sich zu 
einen!
.So 
vollendet sich 
Gemeinsamkeit! ‒
.So baut 
Gemeinsamkeit sich selbst
zur 
Pyramide auf, und krönt sich selbst
in ihrer höchsten 
Einheit! ‒ ‒
 
.Nicht 
Wahl und 
Willkür aber darf
bestimmen, was hier nur wahre 
Freiheit
aufzurichten weiß!
.Und nur nach Ordnung 
eingefügt dem
Ganzen, wird der 
Einzelne zum 
Träger
jener 
Einheit, zu der 
Gemeinsamkeit
sich aus sich selbst 
erhebt, ist sie in sich
vollendet! ‒
 
.Menschen sah ich am Werke, die Un‐
erhörtes forderten von allen 
Anderen, ‒
aber nicht vermochten, auch nur die ge‐
ringste Forderung an 
sich selbst zu stellen.
.Andere sah ich, die fast Übermensch‐
liches von sich verlangten, das Gleiche aber
auch von Anderen erwarteten.
.Beides ist unmöglich, wo 
wirkliche
Freiheit herrscht!
.Beides kann keine Rechtfertigung finden
vor den Geboten der 
Notwendigkeit!
.Einer mag dem Anderen also gleichen,
daß man beide fast verwechseln könnte,
und doch ist Keiner irgend eines Anderen
seelisches Ebenbild!
 
.Daß du ein 
Maß dir selbst geschaffen
hast, für das, was du von 
dir verlangst,
gibt dir kein Recht, das gleiche Maß auch
anzuwenden, wenn es sich um deinen
Nebenmenschen handelt!
.Eines jeden Menschen Maß wird nur
bestimmt durch die ihm 
eingeborene
„Maßgerechtigkeit”!
.Viel wird verdorben in der besten Ab‐
sicht, weil man sich „
Rechte” zugesteht
auf Grund erfüllter Pflichten, ohne sich zu
fragen, 
wo denn das „Recht” begründet sei,
die freie Forderung die man an 
sich zu
stellen und auch zu erfüllen weiß, auf 
An‐
dere zu übertragen?? ‒
.Mit Recht sträubt sich vielmehr das Kind
schon gegen solche aufgedrungene Belastung,
‒ mit Recht verwehrt sich ihr der jugend‐
liche Mensch, soweit er nicht durch Zwang
dazu bewogen wird, sich grollend ihr zu
fügen . . .   
 
.Es ist gewiß hier nicht die Rede von der
Beispiels-Einwirkung, die dem, auf den
sie wirkt, noch alle 
Freiheit läßt, sondern
von jener argen Art, die das, was sie an
sich als wertvoll achtet, auch mit Ingrimm
Anderen beizubringen sucht, ‒ ganz ohne
Ahnung, daß die 
wahren Werte dieser
Anderen vielleicht ihr selber ewig 
artfremd
und daher ganz 
unerkennbar sind. ‒
.Wie der von seinem Werte Überzeugte
aber tausendmal das Blatt gewendet hat,
so soll es nunmehr auch der Andere wenden,
über den ihm Macht gegeben wurde . . .   
.Zahllos sind die Beispiele des alltäg‐
lichen Lebens, die Lust am Zwang in solcher
Art am Werke zeigen, aber zahlreich auch
die halbzerstörten Leben, die kaum noch
zur Entfaltung kommen können, weil ihnen
voreinst allzuviel Besorgnis, oder einge‐
steifter Eigensinn, die Freiheit „
auszutrei‐
ben” wußte . . .   
 
.Wo aber Freiheit „ausgetrieben” wird
durch Zwang, dort wird alsbald der Zwang
zum 
üblen Führer: ‒ zum 
Verführer
werden, der dem 
Gespenst der Freiheit
Folge leisten lehrt. ‒
.Autorität läßt sich mit 
Freiheit derer,
die sich selbst ihr unterordnen, unbedingt
vereinen, und unvereinbar bleibt ihr nur
das 
Trugbild, das nur eine Freiheit 
vor‐
täuscht, die der ewigen 
Notwendigkeit
entrückt erscheint! ‒
.Zwang aber ist ein wühlender 
Ver‐
nichter jeglicher Autorität, denn seine
starre Form der Forderung ist Einbruch in
des Anderen 
Selbstbestimmungsrecht!
.Selbst dort soll man den Zwang nach
aller Möglichkeit zu meiden suchen, wo des
zu Zwingenden Wohl ihn streng zu fordern
scheint!
 
.Zwang bleibt stets ein schlimmer 
Not‐
behelf, ‒ auch dort, wo seine Anwendung
zu Zeiten nicht umgangen werden 
kann!
.In ungezählten Fällen wäre Zwang je‐
doch 
vermeidbar, bestünde 
wirkliche
Autorität, als selbstgewollter Ausdruck in
Notwendigkeitserfüllung ihrer selbst gewisser
Freiheit. ‒ ‒
.Wo noch der 
Zwang vonnöten ist, „
Au‐
torität” zu stützen, dort ist zu fragen: ‒
ob denn 
wirklich noch Autorität 
bestehe,
oder nur ihr 
Spottbild, das sich zwänglich
zu erhalten strebt?!
.Autorität ist nur zu gründen auf in
Freiheit dargebotenes 
Vertrauen!
.Wo die Gewißheit fehlt, 
sein eigenes
Wohl gewahrt zu sehen, dort ist für jeden
freien Menschen schon 
zerstört, was wirk‐
liche Autorität als 
Unterbau benötigt.
 
.Wie alles, was in Sicherheit gefestigt
stehen soll, bedingt ist durch den Boden,
der es trägt, und durch die in den Boden
eingesenkten Fundamente, so auch Autorität,
‒ und dann nur wird sie unbedroht be‐
stehen bleiben, wenn keine Flut sie unter‐
spülen, kein Nachtgetier sie unterwühlen
kann . . .   
.Nicht was sich selbst berechtigt: ‒ An‐
deren „
Autorität” zu heißen, 
ist dadurch
Autorität, jedoch wird man vergeblich die
Entfaltung irgend einer menschlichen Be‐
fähigung erwarten, wo nicht 
Autorität das
Recht der 
Lenkung übt! ‒ ‒
.Auch alle, die berechtigte Autorität zu
stürzen suchen, unterstellen sich bewuß‐
ten Willens einer 
eigenen Autorität, die
strengste Folgeleistung fordert. ‒
.Es muß sich dann zuletzt erweisen, wo
die 
wirkliche Autorität besteht, und wo
nur 
Zwang und 
Überredung Rechte zu
 
erhalten suchen, die das Vertrauen voreinst
zwar gegeben hatte, aber fürder nicht mehr
zuerkennen kann . . .   
.Lange mag Entscheidung sich in solchem
Fall verzögern, ‒ zuletzt jedoch siegt die
Notwendigkeit, die 
dort allein Autorität
bestehen lassen kann, wo 
Freiheit und
Vertrauen sie begründen.
.Wo das 
Gespenst der Freiheit Folge
fand, dort wütet alsbald auch die fressende
Sucht, bestehende Autorität zu stürzen, um
eigene mit Zwangsgewalt an gleicher Stelle
aufzurichten.
.Es kann recht lange währen, bis die
fürchterliche Folge solcher Seuche die Be‐
törten endlich zu der Einsicht zwingt, daß
sie zerstörten, was sie hätten 
nützen
sollen . . .   
.Noch niemals aber ist der Tag der Ein‐
sicht ausgeblieben, und wehe denen, die als‐
dann der Trümmerhagel trifft, wenn ihre ei‐
gene Autorität in sich zusammenstürzt! ‒ ‒
.Jedoch noch immer wußte die 
Not‐
wendigkeit auch wieder wirkliche Auto‐
rität, in wahrer Freiheit fest gegründet durch
Vertrauen, 
aufzurichten, wenn sie auch
nicht die Opfer rückerstatten konnte, die
irrendes Verlangen vordem forderte.
.Das Leben weiß die unumgänglichen Ge‐
setze seiner Selbsterhaltung immer wieder
zu behaupten, auch wenn sich Willkür an‐
maßt, ihre eigenen Gesetzestafeln aufzu‐
stellen . . .   
.Auch 
reinste Absicht muß zuletzt zu‐
schanden werden, will sie Änderung an
dem bewirken, was 
Notwendigkeit ver‐
langt, soll Leben nicht sich selbst zer‐
setzen. ‒ ‒
.Da sich Erkenntnis aber nicht erhandeln
läßt, und allzuoft auch 
bloßer Geltungs‐
trieb sich durchzusetzen sucht, im Wahne,
Wandlung zu bewirken nach der Weise die
er sich erträumte, so fordert schon die
bloße 
Klugheit, niemals blind 
Autori‐
tätsberechtigung zu geben, wo Sturz 
be‐
stehender Autorität als Mittel angeraten
wird, zur Freiheit zu gelangen. ‒
.Stets darf man sicher sein, daß denen,
die mit solchem Rat Gefolgschaft werben,
nur das 
Gespenst der Freiheit „vorschwebt”,
dem sie, selbstgeblendet, folgen, nicht das
Unheil ahnend, dem sie sich und Andere
entgegenführen!
.Wo aber wirkliche Autorität 
besteht,
gegründet im Vertrauen derer, die in ihr
sich selber Leitung setzen, dort wird die
ihrer selbst gewisse Einsicht keineswegs
die selbstbestimmte Unterordnung als 
Ver‐
minderung der 
Freiheit fühlen.
.Auch ist die wirkliche Autorität stets
in sich selbst gesichert vor Erstarrung, weil
sie bewegt bleibt durch die Einzelwillen
aller, die sich ihr in freier Anerkennung
einen.
.Gesetzt in der Erkenntnis des Gebotes
der 
Notwendigkeit, schafft sie den ihr
Vertrauenden die Hilfe, deren sie bedürfen
zur 
Erfüllung des Gebotes, aus der die
wahre Freiheit sich allein ergeben kann. ‒
.Fast unsühnbare Schuld ist darum
jeder 
Mißbrauch aufgetragener Autorität,
‒ doch richtet solcher Mißbrauch stets sich
selbst, indem er das 
Vertrauen unterwühlt,
in dem allein Autorität 
Begründung fin‐
den kann, so daß, wo Mißbrauch sich er‐
eignet, früher oder später in sich selbst
zusammensinken muß, was seinen Fortbe‐
stand verwirkte.
.Urtief begründet in der menschlichen
Natur ist das Zusammenstreben derer, die
nach gleichem Ziele trachten, zur 
Ver‐
einigung.
.Was Einzelwille nie bewirken könnte,
wird durch die Sammlung 
vieler Willen
oftmals doch noch Wirklichkeit, und eigene
Überzeugung findet Selbstgenuß, wenn sie
der gleichen Überzeugung auch in Anderen
begegnet.
.Vielfältige Betrachtungsweise aber kann
dem gleichen Gegenstande gelten, und recht
verschiedentlicher Sehnsucht Ziele er‐
scheinen Menschen als erstrebenswert.
.So ist es denn gewiß nicht widersinnig,
wenn 
mancherlei Vereinigung sich bildet,
 
um jeweils 
anderem Ziele zuzustreben, und
reiches Leben kann aus solcher Vielheit
sich erheben, trachtet sie danach, die Einzel‐
körperschaften 
wieder in Vereinigung zu
fassen: einem Ziele zugewandt, das aller
einzelnen Parteiung sonderliche Ziele 
über‐
ragt.
.Es ist nicht schwer, ein solches Ziel zu
finden, wird es nur dort gesucht, wo 
aller
Wohl es finden lehrt, als solches das 
vor
allen Sonderzielen erst erreicht sein muß,
und 
nach ihrer Erreichung dann auch das
Erreichte 
sichert.
.So, wie dem 
Einzelnen gar vieles un‐
erlangbar bleibt, was die 
Vereinigung der
Vielen noch erlangt, so bleibt auch jeglicher
Vereinigung noch vieles unerfüllt, dem eine
überragende „
Vereinung der Vereini‐
gungen” zur Erfüllung helfen kann.
.Selten aber ist solche Sammlung, obwohl
sie die Regel bilden sollte!
.Allzuselten sind noch die Einzelnen, in
denen jene blinde Gier des Tieres 
über‐
wunden ist, das sich auf seines Artgenossen
Futter stürzt, auch wenn es die ihm selber
dargebotene Nahrung dabei wild zertram‐
pelt . . .   
.Zu selten ist noch 
Achtung fremder
Meinung, ‒ zu selten die Erkenntnis,
daß dem etwa Irrenden nur dann geholfen
werden kann, wenn er schon seines Irrtums
in sich selber kundig wurde. ‒
.Jeder glaubt sich selbst allein des 
besten
Wissens sicher, und sieht in jedem Anderen
der sich auf 
gleiche Weise gut beraten
glaubt, nur noch den 
Feind. ‒
.So wird 
Zersetzung und 
Zersplitte‐
rung bewirkt, wo nur die stete 
Sammlung
dereinst aller Einzelmeinung wahren 
Wert
zutagefördern könnte. ‒ ‒
.Man hat sich mit den Gleichgesinnten
vielfach nur vereinigt um die eigene Einzel‐
 
stimme, wie ein Echo, tausendfältig zu ver‐
nehmen, ‒ da man durchaus nicht so ge‐
wissen Wissens ist, wie man zuweilen meint,
und allzubald an seiner Sicherheit den
Zweifel nagen hören würde, übertönte ihn
nicht immerfort der Chor der Vielen, die
auf gleiche Weise ihre Selbstgewißheit zu
erhalten suchen . . .   
.Es wird dann jede 
andere Vereinigung
verachtet und befehdet, da die 
ihr Ange‐
hörigen zur jeweils gleichen „
Melodie”
sich 
anderen Text ersonnen haben, der
ihnen als nicht minder inhaltsreich, und
gut begründet gilt.
.Da aber jeder Mensch sein 
eigenes
Meinen hat, das sich auch immer noch in
mancher Art von dem des scheinbar gänz‐
lich Gleichgesinnten 
unterscheidet, so
läßt sich jegliche Vereinigung, soweit nicht
Zwang sie künstlich noch zusammenhält,
in immer kleinere Splitter spalten, bis zu‐
letzt der Einzelne nur noch 
für sich allein
„Partei” zu nehmen fähig ist.
.Nur durch das Walten der 
Notwen‐
digkeit, der 
kein Bezirk des Lebens sich
entziehen 
kann, wird solche letzte Spaltung
doch verhütet.
.Es ist jedoch nicht zu verhindern, daß
der Trieb zur Sonderung 
inmitten der
bereits gesonderten Vereinigungen argen
Schaden schafft, indem er die Vereinigten
derart verblendet, daß sie selbst nicht mehr
erkennen, was Vereinigung bewirken kann,
bleibt sie getreu gegebener Naturbegründung,
die 
Zusammenfassung fordert. ‒ ‒
.Was immer auch der Glaubenssatz be‐
sagen mag, der die Vereinigten verbündet,
‒ wie immer sich die Gleichgesinnten lös‐
bar denken, was nach Lösung schreit, ‒
so bleibt doch aller 
Wert vereinten Wirkens
stets bedingt durch lebenskräftigen Beweis,
daß die gewählten Wirkungsmittel 
Dauer‐
bares zu gestalten mächtig sind, und nur
die stete 
Überprüfung vorgefaßter Mei‐
nung kann aus ihr den Weizen sondern
von der Spreu. ‒
.Gerade aber diese stete 
Überprüfung
vorbestimmten Meinens wird unmöglich, wo
Splittertrieb in immer neuen Thesen sich
Befriedigung zu schaffen sucht!
.Wo man nur flüstern sollte, wird als‐
dann 
geschrien, und wo man sorglichst
sieben sollte, häuft man Schutt auf die in je‐
der denkgerecht durchpflügten Menschenmei‐
nung auffindbaren keimkräftigen Körner!
.Vergessen ist, daß alle menschliche 
Ver‐
einigung nur dort ein 
Lebensrecht in sich
besitzt, wo sie zu 
sammeln sucht. ‒ ‒
.Soll jemals wirkliche 
Gemeinsamkeit
erstehen, so wird sie nur der geistgeborene
Sinn für 
Sammlung zu erzeugen wissen, in
notwendigkeitsbedingter wahrer 
Freiheit!
 
.Altgeheiligte Kunde läßt den göttlichsten
der Erdenmenschen sagen:
.„Wer nicht mit mir 
sammelt, der 
zer‐
streut!”
.Wenn je ein Menschenwort: „
Wort
Gottes” war, so ist es hier gesprochen
worden! ‒ ‒
.Nicht sammeln, ‒ 
nicht zu sammeln
suchen, ‒ 
ist schon an sich selbst: 
zer‐
streuen! ‒
.Alle Einwirkung des übererdenhaften
Geistes, die dem Menschen hier auf Erden
seelisch faßbar werden kann, sucht stets „zu
sammeln, was verloren war”, ‒ und wenn
du das, was andere als 
übererdenhaft
erkennen, da es ihnen so erlebnisnahe
kam wie eigenes Selbsterleben, ‒ beeng‐
ten Blickes, nur in 
Irdischem begründet
glaubst, so wirst du doch 
auch dann noch
zugestehen, daß der Sinn für 
Sammlung
wahrlich einer 
höheren Artung ist, als jener
 
dunkle Trieb, der das organisch in sich
selbst Gesammelte stets wieder zu zerstreuen,
zu zersetzen strebt. ‒
.Wahnsinn würdest du am Werke wissen,
wollte einer eines jener hehren Marmor‐
bilder die in alter Zeit ein großer Bildner
schuf, in scharfen Säuren aufzulösen suchen,
mit der Begründung, daß alsdann aus dem
zersetzten Stein gewiß ein neues Werk ent‐
stehen werde, das den Verlust des solcherart
vernichteten alsbald verschmerzen ließe . . .   
.So ist auch wahrlich viel zu wertvoll,
was im 
Geistigen gereifte Bildnerkraft
voreinst zu formen wußte, auf daß der
Erdenmenschheit Bestes sich in ihm erhalte,
‒ um es nunmehr schnellfertiger 
Zer‐
störung auszuliefern! ‒ ‒
.Zu wertvoll ist, was hohe Menschen‐
geister in Jahrtausenden zu sammeln wußten,
als daß es, ohne schauerliche Schuld an
allen kommenden Geschlechtern, der 
Zer‐
streuung dargeboten werden dürfte! ‒ ‒
.Wie deine Finger in der Hand verbunden
sind, obwohl sie einzeln sich bewegen können,
so sind wir Erdenmenschen einer Zeit, auf
unsichtbare Weise in Verbindung.
.Auch wenn du in die Wüste fliehen magst,
oder in Meeresfernen eine öde Insel findest,
die noch nie ein Mensch bewohnte, wirst
du dich dieser unsichtbaren Lebens-Allver‐
bindung nicht entziehen können!
.Zerstörst du um dich her auch alles
Zeugnis gleichzeitigen 
anderen Menschen‐
lebens, so wird doch dieses allgemeine Leben,
durch den Rhythmus feinster Vibrationen,
die es selber mitbedingen, dich stets zu
erreichen wissen, und was du denken oder
fühlen magst, wird nie das Signum deiner
Zeit verlieren!
.Du kannst deiner Zeit heute nicht ent‐
fliehen, auch wenn du dich im Fühlen und
im Denken tief in längst vergangene Zeit
„versenkst”, ‒ und wirst kein „Steinzeit‐
leben” führen können, auch wenn du allen
Formen der Kultur dich zu entziehen
suchst! ‒
.Wohl aber kannst du wählen zwischen
Wert und 
Wahn, denn jede Zeit läßt
Menschheitsförderndes 
zugleich erkeimen
mit Verderblichem.
.Du 
mußt nicht zur Beute kosmischer
Dissonanzen werden, auch wenn zu deiner
Zeit solches Geschehen hier auf Erden nun
in Menschenhirnen seinen fernsten Aus‐
klang findet . . .   
.Nicht zum ersten Male ereignet sich Ähn‐
liches hier auf Erden, aber immer fanden
sich auch Einzelne, die sich zu 
sichern
wußten vor den tollen Süchten, die das
Kreisen der Materie im Weltenraum zu‐
 
weilen wecken kann im Blut des Erden‐
menschen . . .   
.Sei diesen 
Einsichtigen gleich, und
wahre dir vor der Parteisucht, die dich
rings umgibt, ‒ dein 
Selbstbestimmungs‐
recht! ‒ ‒
.Nur 
du wirst dermaleinst dir 
vor dir
selber Rechenschaft zu geben haben über
all' dein Tun im Ablauf dieses Erdenlebens,
‒ und zu nichts wird dir dann nützen, daß
du endlich einsiehst, wie es arge Torheit
war, um einer „Zukunft” willen, die mit
jedem Tage weiter flieht, die eigene 
Gegen‐
wart dahinzugeben! ‒
.Willst du dich selber nicht 
verneinen,
so mußt du, selbstbestimmt, auch 
Anderer
Dasein in dir 
fremden Formen, ebenso
entschieden wie dein 
eigenes Dasein „
wol‐
len”, denn jeder Einzelne ist durch die
Anderen, ‒ erscheinen sie ihm auch ganz
unerfaßlich „fremd”, ‒ zu seiner Zeit 
be‐
dingt und ihnen stets verbunden. ‒
.„
Haßt” du jedoch, was 
anders ist, als
du, dann bist du unbewußt 
dein eigener
Feind, denn nur aus dem, was 
nicht du
selber bist, kannst du dich selbst in Zeit,
wie Ewigkeit 
erhalten . . .   
.Im Grunde wird es durch das 
nämliche
Gesetz bestimmt, ob der wohl 
winzigste,
wirtschaftlicher Verbände: ‒ der kleine
Haushalt eines jungen Paares, ‒ erfreulich
prosperiert, oder der 
größte Volksver‐
band: ‒ ein menschenreicher 
Staat!
.Soll 
Sorge fernebleiben, so wird hier
wie dort gerechnet werden müssen mit den
Mitteln, die verausgabt werden 
dürfen,
weil sie in gleicher Zeit aufs neue zu 
er‐
werben sind, ‒ und hier wie dort wird
man auch für die Tage 
außerordentlicher
Forderungen, denen der gleichzeitige Erwerb
nicht 
Ausgleich schaffen kann, im voraus
Zuschuß sichern müssen . . .   
.Das alles läßt sich im kleinsten Verbande
kaum leichter bewirken, wie im größten,
 
wenn auch mit der Größe eines jeglichen Ver‐
bandes 
parallel die 
Kompliziertheit in
der 
Form des durch 
Notwendigkeit be‐
dingten Ausgleichs wächst.
.Hier wie dort ist wahre 
Freiheit nur
erreichbar, wo mit größter Sorgfalt aller
Abgang an zeitweiligem Besitz durch neuen
Zugang ausgeglichen wird, ‒ und hier wie
dort lockt ständig das 
Gespenst der Frei‐
heit zur Verausgabung von Mitteln, denen
kein 
Ersatz im Haushalt folgen kann, durch
den gegebenen regelmäßigen Erwerb!
.Während aber in den 
engbegrenzten
menschlichen Verbänden meist nur 
Wenige
zu Schaden kommen, wenn die hier Ver‐
antwortlichen sich verlocken lassen, dem
Gespenst der Freiheit nachzulaufen, muß
der 
Staatshaushalt in gleichem Falle 
Tau‐
sende und Millionen schädigen, die äußere
Lebenssicherheit im Staat behütet glaubten.
.Verhängnisvoll wird solche Täuschung
des Vertrauens, die zugleich dem Einzelnen
sein wirtschaftliches Selbstvertrauen raubt,
weil ihre Auswirkung 
kein Ende findet
und die Tatkraft aller 
derer lähmt, aus
deren Arbeitsleistung doch allein noch Aus‐
gleich kommen könnte. ‒
.Daneben aber zeugt sie noch den Wahn,
als ob „
der Staat” nur jenes unpersön‐
liche Gebilde wäre, das stümperhaft geübte
Staatskunst wahrlich, seiner Außenform
nach, aus ihm machen kann, ‒ und läßt
vergessen, daß „
der Staat” ‒ als Wirk‐
lichkeit ‒ nichts anderes ist, als nur 
die
Summe aller Staatsgenossen, die in ihm
verbunden sind . . .   
.So kommt es denn dazu, daß viele
Menschen, die im kleinen Umkreis ihres
Alltagswirkens über allen Zweifel sicher
stehen als 
gewissenhaft und 
rechtlich
Handelnde, doch plötzlich sich von 
anderen
Maximen leiten lassen, sowie „
der Staat”
‒ statt eines Staatsgenossen, ‒ ihnen
gegenübersteht!
.Menschen, die gewiß nicht fähig wären,
sich zu unrechtmäßigem Gewinn zu drängen,
käme er auf Kosten eines 
Einzelnen, sind
da zuweilen allsogleich bereit, zu nehmen,
was sich nur erreichen läßt, erscheint „
der
Staat” als Contrahent, oder ist Möglich‐
keit gegeben, sich aus 
Staatsvermögen
irgendwelchen, rechtlich ungemäßen Vor‐
teil zu verschaffen.
.Gut entschuldigt glaubt man dann die
eigene Handlungsweise durch den Hinweis,
daß der unrechtmäßige Gewinn ja nur „
auf
Staatskosten” erfolge, und man hält es
nicht für nötig, auch zu fragen: ‒ woher
denn nun „
der Staat” die Mittel 
in Ver‐
waltung habe, die man so leichthin ihm
entzieht?? ‒
.Unbedacht, und ohne das Gewissen son‐
derlich beschwert zu fühlen, läßt man sich
so ‒ und zwar durch die kompakte Majestät
des Staatsbegriffes selbst ‒ dazu verleiten,
sich allein 
auf Kosten seiner Staats‐
genossen unrechtmäßig zu bereichern . . .   
.Man weiß nicht, oder will nicht wissen,
daß man doch nur 
alle Einzelnen beraubt,
wenn man vom Staate 
nimmt, was nicht
erworben ist durch 
eigene Gegenleistung
an die Anderen! ‒
.Schnell aber weiß man, daß da 
Unrecht
vorgeht, sieht man 
Andere auf gleiche
Weise handeln, weil man doch instinktiv
erfühlt, daß man als Staatsgenosse 
mitge‐
schädigt wird durch 
jeden Schaden, den
„
der Staat” erleidet.
.Freilich glaubt auch mancher, „Unrecht”
solcher Art am Werk zu sehen, den nur
der 
Neid plagt, daß vielleicht ein 
Anderer
das Staatsschaf scheren könne, dem die
Wolle auch gewachsen wäre für den Übel‐
tatenspäher, hätte er nur selbst an sie her‐
angekonnt . . .   
.Allzuviele Formen unachtsamer Schädi‐
gung der Staatsgenossen durch ein unbe‐
denkliches Verhalten gegen alles, was „
der
Staat” verwaltet, ließen sich bezeugen, als
daß es praktisch wertvoll wäre, alle hier
nun aufzuzählen.
.Ich will ja meinen Lesern auch in meinen
Büchern stets nur neuen 
Hinweis geben
auf die Dinge, deren sie mit Nutzen achten
sollten, und denke nicht daran, den Ruhm
zu suchen, daß ich allerwärts „
erschöpfe”
was das jeweils aufgenommene Thema in
der Seele und im Denken allbereits schon
angesammelt findet!
.Nur 
schlecht wird lesen, was ich nieder‐
schreibe, wer nicht 
mitliest, was in jeder
Satzwendung mit Willen „
eingeschlossen”
ist, damit es jene Leser 
selber finden mögen,
die noch nicht im Drang der Alltagshast
verlernten, 
mitzudenken wenn sie lesen . . .   
.So wird auch jeder, der mit wachen
Sinnen liest, was ich hier vorzubringen habe,
keiner Beispielansammlung bedürfen, um
zu wissen, wovon hier die Rede ist.
.Jeder Tag bringt da des üblen Beispiels
wahrlich schon 
zuviel, und man wird nicht
erst 
suchen müssen, was allerwege 
uner‐
wünschterweise uns begegnet . . .   
.Wo aber 
nicht beachtet, und vielleicht
noch nicht einmal 
begriffen wird, daß
alles, was „
der Staat” verwaltet und ver‐
geben kann, nur dargeboten ist von denen,
die ihn selber 
formen, dort wird bald eine
arge 
Wirrnis der Begriffe alle Seelen‐
klarheit überwuchern.
.Als „
staatserhaltend” gilt dann alles,
was die durch den Staat allein 
Erhaltenen
betreiben, um das stete Fließen 
ihrer Nah‐
rungsquelle sich zu sichern, 
ohne Rück‐
sicht auf die Staatsgenossen, die doch erst
zusammenströmen lassen, was den Staat
erhält. ‒ ‒
.Als „
Anspruch” an den Staat wird dann
von Anderen wieder jede 
Forderung be‐
zeichnet, die Keiner, der noch sein Ge‐
wissen hört, an alle 
Einzelnen zu stellen
wagen würde, die mit ihm zusammen erst
den „Staat” 
ergeben. ‒ ‒
.Als „
Staatspflicht” wird erklärt, wo‐
zu 
kein aus vernunftgezeugtem Denken
aufgebautes 
irdisches, und noch viel weni‐
ger ein 
geistiges Gesetz, je eine Korporation
von Einzelnen verpflichten könnte. ‒ ‒
.Und alles das nur, weil das „Staatsver‐
mögen” losgelöst empfunden wird von allen
Einzelnen, die es zu jeder Zeit erst 
bil‐
den durch den 
Einzelbeitrag den sie sich
als Staatsgenossen, um des Ganzen willen, auf‐
erlegen lassen!
.Wahnwitziges Verkennen sieht dabei
die Staatsgenossen, die des Staates Gut 
ver‐
walten, als die unumschränkten 
Herren
dieses Gutes an, und wendet ihnen irre
Wut entgegen, wenn sie außerstande sind,
nach Willkür jedes Maß zu füllen, das nur
Erfüllung finden 
könnte, wäre diese Erde:
‒ ein „
Schlaraffenland”, und nicht mehr
einbezogen dem Gefüge der 
Notwendig‐
keit . . .   
.So muß es denn auch aus 
Notwendig‐
keit zu 
Fehlwirtschaft verführen, wagen
die Staatsgenossen, denen zur 
Verwaltung
anvertraut ist, was aus ihrer und der anderen
Staatsvereinten ‒ vielfach 
schwer ent‐
behrtem ‒ Beitrag: „
Staatsvermögen”
wurde, dieses Staatsgut allem 
heischen‐
den Verlangen darzubieten, obgleich sich
eine neue 
Bei-
Steuer, die das Vergebene
ersetzen könnte nur erlangen läßt, durch
zweckwidriges 
Abgraben der Zufluß‐
adern, die allein die 
Quelle aller 
Bei‐
 
Steuer bewahren vor endgültigem 
Ver‐
siegen. ‒ ‒
.In gleicher Weise muß es 
Fehlwirt‐
schaft ergeben, wenn der Staatshaushalt
Unzählige, als Helfer der Verwaltung, einer
produktiven Tätigkeit entzieht, der sie
sehr wohl gewachsen wären.
.Zugleich auch schafft es schwere 
Demo‐
ralisierung, wird dem Einzelnen der
Glaube anerzogen, als besitze er, durch Staats‐
verbundenheit, vor anderen ein Recht auf
staatliche Ernährung, ‒ sei es nun im
Amte eines leicht entbehrlichen Verwal‐
tungshelfers, oder nur, weil er den Staat
zu zwingen weiß, sich loszukaufen von verant‐
wortungsentäußertem Zerstörungswillen . . .
.Es ist 
entwürdigend, ein Amt nur um
Erwerbes willen weiter zu verlangen, wenn
man nur allzuleicht erkennen kann, daß
intensive Arbeit einer weit 
geringeren
Verwalterzahl den Staatshaushalt bereits in
 
bester Ordnung halten könnte, ‒ und es
entwürdigt Jeden 
vor sich selbst, ver‐
läßt er sich auf seine Macht, das Staats‐
gedeihen zu 
verhindern, um seine Staats‐
genossen so zu zwingen, jeweils den 
Nicht‐
gebrauch der nur durch 
Massenübermaß
erlangten 
Über-Macht ihm 
abzukaufen,
um den Preis der immer weiter um sich
fressenden 
Verwüstung aller Arbeits‐
möglichkeiten, die dem in seinem Macht‐
rausch arg Betörten wieder Brot und aus‐
kömmlichen Wohlstand durch Bewertung
seiner 
eigenen Leistung darzubieten hätten,
würden sie nicht solcherweise durch ihn
selbst zerstört . . .   
.Allüberall verwirrt das gleißende 
Ge‐
spenst der Freiheit die Gehirne, und man
glaubt leicht die ‒ wahrlich nicht geringe
‒ 
Not zu 
wenden, weil man ja die Ge‐
bote der Notwendigkeit straflos 
umgehbar
glaubt, die auch im Wirtschaftsleben 
nie‐
mals sich umgehen lassen, ohne in der Folge
weitaus drückendere Not zu zeugen! ‒ ‒
.Die gleiche Lockung trugerfüllter Spiege‐
lung verirrten Hoffens und Verlangens hat
auch längst in allen Landen alles 
Wirt‐
schaftsleben schwer durchseucht.
.Die wirtschaftliche Not ist allenthalben
derart angewachsen, daß die in ihr schon fast
Erstickenden nur allzusehr bereit sind, jedem
hirnverkrampft gezeugten 
Fehlschluß zu
vertrauen, und die letzte Fähigkeit zu ei‐
genem vernunftbedingten Denken eiligst
aufzugeben, scheint die heiß ersehnte Ret‐
tung nahe . . .   
.In fieberhafter Angst vor immer weiterer
Bedrückung durch die Sorgenlast des Da‐
seins, wird verkannt, daß nur „
Fatamor‐
gana” ist, was allzu selbstgewisse Führung
als die längst erstrebte, alle Nöte stillende
Oase anzupreisen weiß . . .   
.Längst hat die wirtschaftliche Not, die
alles ringsumher verdunkelt, alle 
Unter‐
scheidungskraft gelähmt, so daß man gerne
 
sich betören läßt, auch wenn noch letzte
Regung richtiger Instinkte, immer wieder
an der Seele Pforte pocht, um schlafgebannte
Einsicht aufzuwecken, daß sie verhüte,
was sich noch verhüten 
läßt!
.Daß man auch selber wahrlich 
mitver‐
schuldet ist an solcher Not, wird nur 
den
Wenigsten bewußt . . .   
.Zu sehr entspricht es künstlich hochge‐
züchteter Kritiksucht, alle 
Schuld am selbst‐
gezeugten Übel nur bei 
Anderen zu suchen!
.Ist es nun dort der unpersönlich auf‐
gefaßte „
Staat”, dem man die Folge eigener
Torheit überbürden möchte, so sind es im
internen Wirtschaftsleben 
kleinere, aus
Einzelmenschen sich gestaltende Gebilde,
die in gleicher Weise als der Wurzelboden
allen Unheils gelten, und, ‒ da der Fehl‐
schluß sich im Kreis zu drehen liebt, ‒
glaubt man der Nöte Wende schnell er‐
reichbar, würde nur der 
Staatsverwaltung
unterstellt, was zwar die 
Sicherheit be‐
nötigt, die ihm zweifellos 
der Staat ge‐
währen kann, doch, 
aller Eigenart und
Proportion nach, 
nur zu früchtetra‐
gendem Gedeihen kommt, wenn es, ‒
im Außenrahmen staatlicher Gesetze, ‒ sich
nach 
eigenem, notwendigkeitsbegründeten
Gesetz entfaltet . . .   
.So aber auch, wie man das „Staatsver‐
mögen” als ein 
Niemandsgut betrachtet,
läßt man sich hier verleiten, das im wirt‐
schaftlichen Leben 
produktiv gemachte Gut
der 
Einzelnen, von menschlicher Bezieh‐
ung 
losgelöst zu denken.
.Wie man sich gut entschuldigt glaubt,
vermag man, 
ohne wertgleich angesetzte
Gegenleistung, sich „
auf Staatskosten”
Bereicherung und unrechtmäßige Bevortei‐
lung zu sichern, ‒ so glaubt man sich zu
jeder 
Aus‐„
Beutung” des Gutes 
Anderer
berechtigt, sobald der 
Einzelne zurücktritt
hinter einen 
Wirtschaftsorganismus, dem
er freiwillig zur 
Verwaltung anvertraut, was
nur steril und ohne Produktionskraft bleiben
müßte, wollte es der Einzelne bei sich ver‐
wahren.
.Es gibt gar viele, die nur solchem 
pro‐
duktiv gemachten Gut aus dem Besitze
Einzelner 
Ernährung und 
Erhaltung
danken, und gewiß auch niemals fähig wären,
widerrechtlich das bestimmte Gut des 
Ein‐
zelnen sich anzueignen, ‒ die aber kaum
noch ihr Gewissen hören wollen, gilt es
Gut der Anderen zu schmälern, das in
einem wirtschaftlichen Organismus 
Arbeits‐
werkzeug wurde, um mit seinem Eigen‐
tümer, auch zugleich noch manche seiner
Nebenmenschen zu erhalten . . .   
.Die „
Firma”, die „
Gesellschaft” wird
als etwas 
Unpersönliches betrachtet, und
was 
persönliches Besitztum 
Einzelner
allein aus freien Stücken auferbaute, er‐
scheint so manchem, der in solchem Aufbau
seine Stellung fand, als 
Freigut, das er
unbedenklich 
eigener Nützung dargeboten
glaubt, soweit nur staatliches Gesetz ihn
nicht zu hindern weiß.
.Engstirniges Verkennen eigener Lei‐
stungswerte läßt dabei den Fehlenden noch
vor sich selbst Beschwichtigung des eigenen
Gewissens finden, in der Scheinbegründung
eines „Rechtes”, sich „
bezahlt zu machen”,
wo 
vereinbarte Entlohnung der verlang‐
ten Tätigkeit, dem Arbeitleistenden 
nicht
auszureichen scheint als Gegenwert.
.Ob seine Arbeit aber auch 
dem wirt‐
schaftlichen Organismus, der 
allein sie
erst zu einem produktiven Faktor macht,
die Werte einbringt, die vonnöten sind,
um sich auf solcher Höhe zu erhalten, daß
er selbst die ehedem 
vereinbarte Ent‐
lohnung auf die Dauer darzubieten hat,
‒ danach wird selten einer fragen, obwohl
von der Beantwortung, die diese Frage findet,
alle Zukunft abhängt für die Unterneh‐
mung selbst, wie den, dem sie Erwerb ver‐
schafft . . .   
.Auch das private Wirtschaftsleben wird
zur 
Fehlwirtschaft, wenn nicht zum 
Aus‐
gleich kommt, was „
aus-
gegeben” und
was „
ein-
genommen” werden kann!
.Auch hier ist es 
entwürdigend für
jeden Einzelnen, sucht er die Stellung, die
er innehat, sich zu erhalten, nur um des
Erwerbes willen, obwohl er sieht, daß er
nicht 
nötig ist, und daß der wirtschaft‐
liche Organismus, der ihn nährt, 
zu Scha‐
den kommt, weil die vorhandenen Arbeits‐
kräfte 
überzählig sind, im Hinblick auf
die Arbeit, die zu leisten ist.
.Das bleibt gewiß im Einzelfall für den
Betroffenen schwer einzusehen, besonders,
wenn er Weib und Kind ernähren und den
eigenen Hausstand wirtschaftlich erhalten
soll, obgleich ihm 
anderer Erwerb nicht
dargeboten 
scheint.
.Jedoch: wo unbezweifelbarer Arbeits‐
Wille ist, dort findet sich zu jeder Zeit
auch bald ein 
Weg, um sich auf neue,
würdigere Art Erwerb zu sichern, auch
wenn die 
Form der Tätigkeit 
gewechselt
werden muß.
.Wenn früher viele nur in 
fernem,
fremden Lande über weitem Meere, sich
Erwerb zu schaffen wußten, weil sie lernten,
Arbeit, die man 
brauchte, auszuführen,
obwohl sie 
nicht der altgewohnten Tätig‐
keit entsprach, so ist die Zeit nun nicht
mehr ferne jetzt, in der man sich des glei‐
chen Strebens auch in seinem 
Heimat‐
lande keineswegs zu „schämen” haben wird!
.Wirklicher Arbeits-
Wille schafft in
diesen Tagen schon an allen Orten auch
die neue Arbeits-
Möglichkeit!
.Arbeit 
gebührt ihr Lohn, und auch
in dieser schweren Zeit wird echter Arbeits‐
Wille sich gebührende 
Entlohnung
 
sichern, versteht er nur sich freizumachen
von dem überlebten Zwang der Konvention,
der in der „alten” Welt Europas noch so
viele bindet, und sie festzubannen sucht
in ausgefahrenen Geleisen! ‒ ‒
.Wird Arbeit „
schlecht bezahlt” so ist
das immer nur ein Zeichen, daß gerade
dieser Arbeit ein zu großes 
Angebot von
Arbeitswilligen verfügbar bleibt, und jeder,
der sich weiterhin darauf versteift, nur eben
diese Art der Arbeit weiterhin zu leisten,
obwohl sie längst genug der Köpfe oder
Hände 
fand, wird nur zum 
Schädling
für die hier bereits Beschäftigten, obgleich
er selbst dabei auch nicht das mindeste
gewinnt und sich nur selber seinen Weg
verbaut! ‒
.Es gilt, die Arbeit 
dort zu suchen, wo
sie sich 
finden läßt!
.Auch wenn es eine Arbeitsart ist, die
dir wenig „
angepaßt” sein mag, und die
du ehedem 
ver-achtet hast, kann sie dich
doch zuletzt zu einem Ziele bringen, das dir
keineswegs zu unbedeutend wäre, könntest
du es 
heute, ‒ ohne Übergang, ‒ 
so‐
gleich erreichen! ‒
.Es fehlt auf dieser Erde nie an Arbeits‐
Möglichkeit, ‒ hingegen aber fehlt es
allzusehr an Menschen, die sich 
jeder Ar‐
beitsmöglichkeit 
bequemen wollen! ‒ ‒
.„
Gesunden” aber kann das Wirtschafts‐
leben nur, wenn alle 
Scheinbetätigung
fortan 
unmöglich wird, ‒ und auch der
Staatshaushalt in allen Landen wird nur
auf die 
gleiche Weise zur Gesundung
kommen!
.Wo heute noch mit abgebrauchtem Pa‐
thos von dem „
Recht auf Arbeit” phra‐
senrauscherfüllt gesprochen wird, dort ist
zu fragen: ‒ ob man wirklich auch 
die
Arbeit meint, und nicht etwa nur die ver‐
meintliche Berechtigung, auf Grund der
Geste scheinbar dargebrachter Arbeitswillig‐
keit, 
Versorgung zu erhalten, die doch
nur durch Ertrag der Arbeit 
Anderer be‐
wirkbar werden könnte . . .   
.Das 
Recht auf Arbeit muß nicht erst
zu einer „Forderung” erniedrigt werden,
da die 
Pflicht zur Arbeit 
keinem Erd‐
geborenen 
erlassen werden kann! ‒ ‒
.Nur glauben Allzuviele dieser Pflicht
schon zu genügen, wenn sie nur dem bloßen
Schein zur Not genügeleisten . . .   
.Wahrer 
Arbeitswille aber sieht aus
gutem Recht nur mit 
Bedauern auf den
Scheinbeschäftigten hinab, der äußer‐
liche 
Geste darzubieten sucht, statt geistbe‐
dingter 
Selbstverwirklichung der Seele,
wie sie in 
jeder, auch der 
gröbsten Ar‐
beit sich zum Ausdruck bringt!
.Daß Arbeit auch ein Mittel ist, 
Erwerb
zu schaffen, ist nicht anders in der 
Geist‐
natur des Erdenmenschen eingegründet,
wie der 
tierischen Natur die 
Wollust
eingeboren ist, um aller Tiergestaltung 
Fort‐
pflanzung zu sichern. ‒ ‒
.Wer arbeits-
fähig ist, und nicht die 
Ar‐
beit, als die Selbstdarstellungsweise seiner
Seele, 
liebt, der ist noch weit davon ent‐
fernt, sein 
übererdenhaft bedingtes Sein
in sich zu 
ahnen, ‒ auch wenn er eines
anerzogenen Seelenglaubens eifrigster Ver‐
fechter sein mag! ‒ ‒
.Auch das 
Wirtschaftsleben dieses
Erdendaseins ist in allen seinen Äußer‐
ungen streng bedingt durch die 
Notwen‐
digkeit!
.Was sich der Ordnung des Gefüges der
Notwendigkeit nicht einzuformen weiß,
das muß 
zugrundegehen, mag auch
Wissenschaft und kühnste Technik ihm zu
anderem Unterbau verhelfen wollen! ‒
.Alles Leben ist ein stetes 
Nehmen und
ein stetes 
Geben!
.Ewiggültiges Gesetz allein kann hier
bestimmen, ob der rechte 
Ausgleich sich
ergibt.
.Was Menschenwahnwitz aber sich 
er‐
klügelt, um sich dem Bereiche des Ge‐
setzes zu 
entwinden, schafft nur 
Schein‐
gebilde, so vergänglich, wie der Wolken
stets verwandlungsunterworfene Gestaltung.
.Bleibendes, das erst 
nachdem es
Generationen Wohlfahrt kennen lehrte,
mählich und der Menschheit kaum ver‐
merkbar, neue Form aus sich erzeugt, ‒
kann nur erstehen, wo sich ewigkeitsgemäßer
Ausgleich einstellt, dem sich jeder Ein‐
zelne miteinbezogen weiß.
.Nur wenn der Einzelne erkennt, daß
er 
sich selber Schaden zufügt, wo er 
An‐
deren um seines Vorteils willen 
Nach‐
teil schafft, wird alle 
Fehlwirtschaft die
heute ganze Völker zu entkräften droht,
verschwinden!
 
.Hier helfen aber keine wohlerdachten
Theorien, mögen sie auch in sich selber
gut gegründet scheinen!
.Hier kann nur 
praktisches Erproben
zur Erkenntnis führen, und 
Erfahrung
lehrt im Großen wie im Kleinen dann am
sichersten, wie zu 
vermeiden ist, was
Fehlwirtschaft ergeben müßte . . .   
 
.Wo der Form nach gleiche Leistung
von 
verschiedenen Menschen dargeboten
wird, dort ist es keinem Menschen, der auf
solche Leistung Wert legt, zu verargen,
wenn er auch auf die 
Qualität der Leistung
achtet, und der besseren den Vorzug gibt.
.Es ist dabei ganz einerlei, ob es sich
nur um 
Arbeitsleistung handelt, oder
das 
Erzeugnis einer Arbeit, ‒ ob es um
niedere Dienste und 
geringen Klein‐
kram geht, oder um 
hohe Fähigkeiten
und 
erhaben großes Werk.
.Aller Zuwachs menschlichen Vermögens:
‒ geschickten 
Könnens, weisen 
Ordnens,
bis zu höchster, 
künstlerisch begründeter
Gestaltungsfähigkeit, ‒ ist stets in
hohem Maße mitbedingt durch den zu allen
 
Zeiten dem Vollkommenen gewährten Vor‐
rang vor dem Unvollkommenen.
.Dient 
Leistung, oder ihr 
Erzeugnis,
dem 
alltäglichen Gebrauch, so zwingt
schon eigener 
Schutz vor 
Schaden zur
Bevorzugung des Besten, und soll die Lei‐
stung 
höherem Bedürfen gelten, so wird
Kenntnis dessen, was schon 
Andere zu
leisten wußten, sich nicht mit 
Geringem
begnügen.
.Die Folge solcher steten Auswahl ist
der Wettbewerb der Leistung 
Bietenden
um Gunst und Wahl der Leistung 
Brau‐
chenden.
.Soweit ist Konkurrenz begründet in
Notwendigkeit, und Ausdruck wirklich‐
keitsgezeugter 
Freiheit!
.Es steht dir 
frei, zu 
wählen, was dir
dienen soll, und was du dir 
erwerben
willst durch Darbietung bestimmten 
Gegen‐
wertes, ‒ doch ebenso bleibt es dir frei‐
gestellt, die Leistung, die du selbst zum
Markte bringen willst, den Forderungen
anzupassen, die man dort an sie zu stel‐
len weiß.
.Du wirst kein Unrecht leiden, geht der
Wählende an deiner „
Leistung”, ‒ deinem
„
Werk”, 
vorüber, weil er 
Besseres
finden kann!
.Auch 
du hast ja die Wahl, ob du be‐
quem bei 
minderer Leistung dich be‐
scheiden, oder dein 
Bestes bieten willst!
.Entscheidest du dich aber auch, aus
freien Stücken, oder durch Notwendigkeit
bestimmt, 
dein Bestes darzubieten, so wird
sich doch erst zeigen müssen, ob du auch
den Umfang deiner Leistungs-
Fähigkeit er‐
kennst, ‒ ob du auch an dich selbst den
rechten 
Maßstab anzulegen weißt . . .   
.Du klagst mir über „
Mißerfolg”, und
findest bittere Worte für das „Unrecht”
das man, 
deiner Meinung nach, an dir
begeht, ‒ jedoch: du fragst dich nicht, ob
du dich selber nicht an dir 
vermessen
hast, und eine Leistung darzubieten suchst,
der du gewiß niemals „gewachsen” sein
wirst! ‒
.Vielleicht kannst du in 
kleinem Rah‐
men 
Allerbestes leisten, während du ver‐
geblich dich bemühst, im Wettbewerb mit
denen zu obsiegen, die 
von Natur aus
schon zu weitaus Größerem befähigt sind! ‒
.So glauben Ungezählte sich „vom Miß‐
geschick verfolgt”, und schielen neidvoll
auf die Anderen, die ihnen vorgezogen
werden, weil sie besser wußten, 
welcher
Forderungshöhe ihre höchste Leistung noch
entsprechen könne. ‒ ‒
.Unzählige erleiden Schiffbruch, weil sie
zwar ein gutes, aber 
allzukleines Boot
besitzen um damit den Ozean zu über‐
queren, und doch dem Ehrgeiz nicht ge‐
bieten können, der sie verleitet, sich aufs
hohe Meer zu wagen. ‒
.Wer sich in einen Wettbewerb begeben
will, der muß vor allem 
seine Mitbe‐
werber kennen! Er darf sich nicht mit
denen messen wollen, die nach gänzlich
anderem Maß als er zu messen sind!
.Er darf nicht in den Mitbewerbern seine
„
Feinde” sehen, nur weil sie ihn zu 
über‐
flügeln fähig sind!
.Er darf nur dort für sich den Sieg er‐
hoffen, wo seine Kräfte wahrhaft den 
Ver‐
gleich ertragen, mit denen, die mit ihm
zugleich den Sieg erstreben.
.Besser ist es gewiß, im 
allerkleinsten
Rahmen das 
Vollkommene zu leisten, als
mit Unzulänglichem zu konkurrieren, wo
nur größtes Ausmaß eigener Kraft auf Sieg
ein Anrecht geben kann! ‒
.Jeder trägt in sich die Macht, auf irgend
einem Tätigkeitsgebiet, das ihm wahrhaft
entspricht, 
Vollkommenes zu leisten!
.Jeder kann erleben, daß sich seine
Kräfte 
steigern, wenn er sie sorglichst zu
entfalten strebt!
.Aber nur mit dem, was 
dir zu eigenem
„Besitz” 
gegeben ist, wirst du zu rechnen
haben!
.Du kannst zwar in beschränktem Maße
Anderes 
dazu erwerben, aber immer wer‐
den Art und Spannung deiner 
einge‐
borenen Kräfte streng bestimmen, was
dir zukommt, und was dir sicher uner‐
reichbar bleiben muß!
.So wirst du auch im Wettbewerb nur
dann zum Siege kommen, wenn du 
deine
Grenzen kennst, und fern dem Wahne
bleibst, als ließen sie sich je nach Willkür
weitern, nur weil du 
siegen möchtest!
 
.Bewerb um Vorrang vor den Mitbe‐
werbern muß aber keineswegs zum „Kampf”
erniedrigt werden!
.(Ich rede freilich nicht von 
jener Art
des Wettbewerbes, die nur in Kämpfen
ausgetragen werden 
kann, weil „
Kämpfer”
ihre Kräfte messen wollen.)
.Hier soll allein die Forderung der
Leistung uns bewegen, die der 
Alltag aller‐
wärts von 
allen heischt!
.Da aber ist der „
Kampf” der Kon‐
kurrenz gewiß 
vermeidbar!
.Ich weiß zwar, daß ein solches Wort
bei Allen, die in eben diesem Kampfe stehen,
nur ein müdes Lächeln lösen wird, ‒ aber
ich weiß auch, daß sich vieles rascher
wandeln läßt als viele glauben, wenn nur
der 
Wille sich zu wandeln weiß . . .   
.Kaum dürfte es gewagt sein, zu be‐
haupten, daß heute schon die Meisten,
 
die im „Konkurrenzkampf” bluten, 
wider
Willen kämpfen, weil sie längst erkannten,
daß die Kräfte, die der Kampf sie kostet,
besser anzuwenden wären. ‒
.Noch aber gilt auch hier das gleißende
Gespenst der Freiheit für die Freiheit
selbst, und lockt Unzählige in Zahlen‐
wüsten, allwo sie, seelisch ausgedörrt, zu
Mumien erstarren, denen aller Goldsand,
der sie überhäuft, der Seele freies Leben
nicht mehr rückerstatten kann . . .   
.Machtlos aber wird das Gespenst, so‐
bald erneut erkannt wird, daß nur dort,
wo man der 
Seele ihre Rechte läßt, 
wirk‐
liche Freiheit sich entfalten kann!
.Es ist 
erbärmlich, und gewiß nicht
eines 
Menschen würdig, läßt sich der Wer‐
ber um die Gunst des Käufers derart von
der Gier des Tieres in sich packen, daß
er den Mitbewerber wirtschaftlich zugrunde
richtet, oder doch nach solchem Endziel
schamlos 
strebt!
.Es ist 
erbärmlich, wird der Wettbe‐
werb in einer Art betrieben, die auch die
Lüge nicht mehr scheut, läßt sich ein
Strick aus ihren eklen Fäden drehen, um
den Mitbewerber zu 
erdrosseln!
.Unwürdig und zugleich auch 
töricht
ist es, eigenen 
Erfolg zu suchen, der nur
erlangbar wird, nachdem 
in Trümmer
fiel, was andere 
auferbauten!
.Man wird mir sagen wollen, daß doch
sehr erhebliche Erfolge sich durch solche
Handlungsweise möglich machen ließen,
und daß das so Bewirkte heute „fest ge‐
gründet” stehe.
.Auch das ist mir gewiß nicht fremd,
allein ich rechne hier mit anderen Zeit‐
begriffen, und weiß um sichere Gesetze,
deren Auswirkung es selten eilt . . .   
.Nicht nur der 
Einzelne, der sich um
solchen Preis Erfolg ergatterte, für sich und
seine Sippe, die ihn nutzt, kann dieser
Auswirkung sich nicht entziehen, sondern
auch 
den Wohlstand ganzer Länder,
ganzer Kontinente, bringt sein Handeln
in Gefahr! ‒ ‒
.Es ist noch lange nicht das Schlimmste,
wenn ein dunkler Börsentag zusammen‐
schlägt, was seelenlose Gier auf Trümmern
ehrsam auferbauter Speicher zu errichten
wußte! ‒
.Wo menschliche Gemeinschaft nicht zu
hemmen weiß, was Menschenseele 
schän‐
det, dort werden noch die 
Enkel und der
Enkel 
Söhne, teuer zu „
bezahlen” haben,
was ein Einzelner, auch wenn er 
nicht
der so Betroffenen 
Ahne war, voreinst
verschuldet hat!
.Der aber, der sich solcher grauenvollen
Schuld nicht 
scheute, wird, auch wenn
 
er auf dem Totenbett sich noch als Sieger
fühlte, 
keinen finden in der Ewigkeit, der
seiner sich erbarmen dürfte, ehe alle 
Aus‐
wirkung der Schuld, auf Erden hier, 
er‐
loschen ist . . .   
.Gottgezeugte 
Liebe darf nur dort 
Ver‐
gebung schaffen, wo auch die 
Schuld,
der 
Liebe Folge war!
.Auch dort, wo 
tierbedingte „Liebe”
einen Menschen „
schuldig” werden ließ,
wird „
Gottesliebe” ihn 
ent-
schulden,
sobald der Selbstbeschuldete 
entlastet
wurde durch den 
Mitverschuldeten der
gleichen Schuld! ‒
.Wo aber 
Eigennutz zur Schuld ver‐
führte, dort kann auch nur die 
eigene
Entlastung Schuld-
Befreiung bringen!
.Nicht eher aber kann der, seiner
Selbstsucht Wahnverhaftete, sich seiner
Taten 
Folge frei entwinden, als bis 
er‐
schöpft ist, was er selbst 
erzeugte, um auf
Erden seinem Trieb zu 
dienen! ‒ ‒
.Es läßt sich nie und nimmer 
eine
Scheidewand errichten, zwischen den 
Im‐
pulsen, die der Erdenmensch 
in seinem
Alltag schafft, und ihren 
Folgen, die erst
Auswirkung erlangen, wenn er längst
schon aus dem Erdendasein ausgeschie‐
den ist! ‒
 
.Weniges hat noch im menschlichen
Gemeinschaftsleben so viel Schaden ange‐
richtet, wie das „
Schlagwort”: ‒ diese
Mißgeburt aus Denkträgheit und Über‐
redungswillen!
.Opfer über Opfer fordert es in allen
Lebens- und Erlebnisreichen dieses Erden‐
daseins!
.Vor allem aber hindert jedes Schlag‐
wort die ihm Hörigen, zu eigener 
Denk‐
selbständigkeit zu kommen.
.Willig läßt sich jeder Denkbequeme
fangen, wird nur das rechte Schlagwort‐
lasso über seinen Hals geworfen, und ist
er einmal dieser Schlinge Beute, dann wird
frühere Freiheit schnell vergessen . . .   
 
.Es wandelt aller Widerstand sich schnell
zu ausgeprägt perverser 
Unterwürfigkeit,
und schließlich wird es wahre Wollust, stets
der Leine Zug zu folgen, bis ein Pferch
erreicht ist, den die Schlagwortmatadore
ihrem Fange vorbereitet halten. ‒
.Aus solchem Pferche gibt es selten ein
Entrinnen, und selten kommt auch nur
der 
Wunsch zur Flucht in den dort Ein‐
gepferchten zum Erwachen.
.Die Meisten fühlen sich in schöner
„Sicherheit”, und alle Denkselbständigkeit
kam ihnen längst abhanden.
.So werden sie auch denen, die noch
außerhalb des Pferches sind, zu ständiger
Gefahr, in gleicher Weise, wie gezähmte
Elefanten sich gebrauchen lassen, um die
noch freien Tiere ihrer Gattung einzu‐
fangen . . .   
.Vieles kann ein Schlagwort zu umfassen
scheinen, was keineswegs in seinem Sinn
 
enthalten ist, ‒ und was als „Schlag” emp‐
funden wird, dem man sich, innerlich ge‐
troffen, beugt, ist meist nur 
Übertölpe‐
lung der 
Denkbequemlichkeit. ‒
.So zweifellos gewiß das Denken auch
zum ärgsten 
Feind des Menschen werden
kann, so nötig ist es ihm als 
Waffe, überall,
wo Worte 
wehrlos machen wollen.
.Das Schlagwort aber ist nichts anderes,
als ein Wort, das 
wehrlos machen will durch
Lähmung sinngerechten Denkens!
.Es kann nur siegen, wo kein 
Wider‐
stand sich gegen seine „schlagende Gewalt”
zu 
wehren wagt!
.Weiß einer aber ihm mit wachen Sinnen
zu 
begegnen, und die Waffe konsequenten
Denkens wehrhaft zu gebrauchen, dann
ist dem Schlagwort schnell die Macht 
ent‐
wunden, und als wunderlicher Wechsel‐
balg fällt es in sich zusammen . . .   
.Was es bewirken wollte, zeigt sich dann
als leerer 
Wahn, ‒ und nur die Willig‐
keit, dem Wahn zu 
folgen, war wirklich
vordem drohende 
Gefahr . . .   
.Sie sind kaum alle aufzuzählen, die
solchem Wahn, der sich 
in mannigfache
Form zu wandeln weiß, getreu Gefolg‐
schaft leisten müssen, weil sie versäumten,
sich zu 
wehren, als ein Schlagwort sie zu
überrumpeln suchte! ‒
.Männer und Frauen, Weise und Un‐
weise, Alte und Junge, Dumme und ge‐
waltiglich Gescheite sind in diesem uner‐
meßlich langen Zuge der durch Schlagwort‐
wahn Genarrten aufzufinden, und immer
neuer Zustrom wendet sich dem Zuge zu,
weil nur die Allerwenigsten sich noch des
freien 
Denkens zu bedienen wagen, sobald
das rechte Schlagwort sie geschickt zu über‐
fallen weiß . . .   
 
.Unüberschätzbare 
Gefahr bringt diese
Willigkeit zur Folgeleistung, wo ein Schlag‐
wort einbricht, über alles Menschenleben!
.Es ist in vielen Fällen niemals wieder
gutzumachen, was solcherart in großen und
auch kleineren Verbänden, die sich mensch‐
liches Zusammenleben schuf, an Schaden
angerichtet wird!
.Und selbst im kleinsten der Verbände,
‒ der Verbindung zweier Menschen in der
Ehe, ‒ richtet oft genug der Schlagwort‐
wahn sein arges Unheil an. ‒ ‒
.In die Familie bringt der kleinste Knirps
schon, als Geschenk der Schulgenossen,
sein, ihm selbst noch unfaßbares Schlag‐
wort mit, ‒ Kinder und Eltern lassen
sich betören und zu kämpfenden Parteien
machen, deren jede einem anderen Schlag‐
wort folgt.
.Am schauerlichsten wird dann aber die
Gefahr, dort, wo 
das ganze öffentliche
 
Leben sich widerstandslos durch ein Schlag‐
wort gängeln läßt! ‒
.Durch alle Spalten dringt das Schlag‐
wort dann in jedes Haus, und hindert,
daß sich wache Gegenwehr zum Wider‐
stande rüste.
.Hilflos können 
ganze Völker solchem
Schlagwortwahn verfallen, zum Triumphe
derer, die ihr Denken 
nicht zuschanden
werden ließen, und keine Mühe, keinen
Hirnzwang scheuten, um zur Meisterschaft
als Schlagwortwerfer zu gelangen . . .   
.Was hilft es dann den schwer 
Ge‐
schädigten, wenn sie zuletzt sich 
doch noch
ihrer Knechtschaft zu erwehren suchen?!
.Allzulange hatten 
selbst sie sich der
Schlagworte bedient, um 
Andere zu gängeln,
bis sie nunmehr ihre Meister fanden, die
besser noch verstanden, Schlagworte zu
werfen . . .   
 
.Nur die bewußte, 
strengste Abkehr
von der Täuschungswelt des Schlagwort‐
wesens, kann hier Rettung bringen! ‒ ‒
.Es ist wahrhaftig an der Zeit!
.Zu lange war man dem 
Gespenst der
Freiheit nachgefolgt, ‒ zu lange war man
selbst in seinem Bann, und suchte Andere
durch manches Schlagwort zu betören, um
Gefolgschaft zu erhalten.
.Jetzt muß man endlich doch erkennen,
daß Schlagwortwahn niemals zu 
wahrer
Freiheit führen kann.
.Noch aber ist man seiner alten Schlag‐
wortweisheit so verhaftet, daß man unwill‐
kürlich, auch um 
anderem Schlagwort‐
wahn zu 
wehren, erneut den Schlagworten
verfällt, die man voreinst zu prägen wußte,
um sie Anderen zuzuschleudern . . .   
.Zu selbstgewisse Überheblichkeit ist noch
dabei der sehr naiven Meinung, daß der
 
Gegner es „
nicht merken” würde, wenn
man 
seinem Schlagwort nur das 
eigene
entgegenwirft, weil man nicht anders sich
des Angriffs zu erwehren weiß.
.Die aber 
Meister ihrer Schlagwort‐
Kampfesweise wurden, weil sie Meister‐
schaft erlangen 
wollten, ‒ erkennen sehr
genau, daß ihnen nur mit 
Schlagworten
begegnet wird, die 
weniger schlagkräftig
als die ihren wirken . . .   
.So sind sie ihres Sieges schon im vor‐
aus sicher, ‒ es sei denn, ihre Gegner
könnten sich doch noch entschließen, 
end‐
lich auf das Kampfesmittel zu 
verzichten,
das sie ja doch nur 
halb beherrschen, weil
sie ihr ‒ 
Gewissen nicht zu sehr be‐
schweren wollen, um der Schlagkraft ihres
Schlagworts willen. ‒ ‒
.Gewissen-
los muß der sein, der das
Schlagwort meistern will, denn wer noch
ein Gewissen in sich trägt, der ist nicht
fähig, 
die Belastung zu ertragen, um deren
Preis allein im Schlagwortkampf der Sieg
erreichbar wird! ‒
.Denen, die erkannten, daß das Schlag‐
wort nie zur 
Freiheit führen kann, ist
heute nur zu helfen, wenn sie konsequent
das Schlagwort 
meiden!
.Andere Waffen müssen ihrer Abwehr
Wirkung sichern!
.Ihre Worte müssen fortan wohl „
er‐
wogen” sein, und dürfen nur durch 
Wahr‐
heit wirken wollen!
.Nicht 
jede Wahrheit aber ist zur 
Ab‐
wehr wirksam, denn nicht jede Wahrheit
läßt sich von dem ungeübten Blick sofort
erkennen. ‒
.Nur dort, wo Wahrheit 
augenblick‐
lich sich empfinden läßt, kann sie dem
Irrwahn wirklich 
wehren, den das Schlag‐
wort zu verbreiten sucht!
.Wer endlich sich zu der Erkenntnis
durchgerungen hat, daß hinter allem Schlag‐
wortwahn sich nur die 
Wüste weitet, ‒
wer das 
Gespenst der Freiheit hier in
einer seiner fürchterlichsten Formen wüten
weiß, ‒ der wird wahrhaftig sich auch
gleicher Mühe, 
gleicher Anspannung zu
unterziehen wissen um der 
Wahrheit
zweckgerechte Form zu finden, wie jene,
die das 
Schlagwort schleifen bis zur
schärfsten Schärfe, sie sich auferlegen ohne
Unterlaß. ‒ ‒
.Sein Wort darf nicht nur 
Selbstbe‐
rauschung wirken, ‒ darf nicht billige
Bestätigung der 
eigenen Meinung sein!
.Niemals darf er vergessen, daß er noch
zu „
Feinden” spricht, die ihm erst durch
Erkenntnis Freunde werden sollen!
.Er wird vermeiden müssen, 
anzugrei‐
fen, und nur durch 
Abwehr wirken dürfen,
‒ durch eine Abwehr, die der Gegner
 
achten muß, selbst wenn er Gegner 
blei‐
ben sollte. ‒
.Man kann von denen, die in einem
Schlagwortwahn sich wohlgefallen, nicht
etwa erwarten, daß sie allsogleich der 
Wirk‐
lichkeit zurückgewinnbar wären!
.Gleichwie ein Arzt, der das umnachtete
Gehirn des 
Irren wieder heilen will, vor‐
erst gezwungen ist, dem Wahn des Kranken
sich zu 
fügen, soll der noch Gesundungs‐
fähige sich wiederfinden in der Wirklich‐
keit, ‒ so wird auch jeder, der die Seele
seines Nebenmenschen einem 
Schlagwort‐
wahn entreißen will, bedenken müssen,
daß dem Wahnbetörten noch als „
Wahr‐
heit” 
gilt, was er verlassen soll, um wieder
zu sich selbst zu kommen! ‒ ‒
.Noch ist der Arme, durch die 
Sugge‐
stionsgewalt des Schlagworts Eingefangene
nicht 
fähig, sich aus den ihn engum‐
schnürenden Gedankenfesseln zu befreien!
 
.Noch 
wagt er nicht, nach 
eigener Er‐
kenntnisfähigkeit sich einzustellen!
.Das Schlagwort hält ihn allzufest im
Bann, und wenn er auch sich zu 
befreien
sucht, so fehlt ihm doch der 
Mut, der
Freiheit 
dort zu folgen, wo sie allzuweit von
dem geliebten Schlagwort sich entfernt. ‒ ‒
.Man wird den so Verirrten nicht mehr
anders retten können, als durch ein gütiges
Beachten seiner Torheit, und nur wenn
man ihm zeigt, daß man ihn 
gelten läßt,
wird er zuletzt doch auch 
die Kraft in
sich erwecken, die ihm Einsicht bringt,
daß nur ein 
Schlagwort ihn am Gängel‐
bande hielt, wo er vermeinte, wohlbe‐
gründeter 
Erkenntnis frei zu folgen.
 
.Nicht die Schlechtesten sind es, die gerne
„
mehr” sein möchten, als sie vor ihren und
anderen Augen 
gelten.
.Dennoch aber schwebt den meisten dieser
Unzufriedenen mit sich selbst, eine „Fata‐
morgana” vor, ‒ dennoch läßt sich auch
hier so mancher von dem 
Gespenst der
Freiheit gerade dorthin verlocken, wo es
keine echte Freiheit für ihn gibt, so daß
er seine Erdentage in 
Verbitterung be‐
endet, weil seine Mitmenschheit ‒ nach
seiner Meinung ‒ ihm nicht zugestand,
was ihm gebührte . . .   
.Der eine haßt die Stellung, die er aus‐
füllt um sich seinen Lebensunterhalt zu
sichern, weil er sein 
Wissen und sein 
Kön‐
nen höher einschätzt als die Forderung,
 
die seine Stellung an ihn stellt, ‒ der An‐
dere geht nur voll Überdruß an seine Ar‐
beit, weil sie ihm nicht 
entlohnt erscheint,
wie er sie selbst bewertet sehen möchte.
.Einer hadert Tag für Tag mit seinem
Schicksal, weil es ihm die 
Vorbildung ver‐
sagte, deren Ausweis er besitzen müßte,
wollte er den Wirkungskreis erobern, der
allein ihm angemessen scheint, ‒ ein an‐
derer flucht aller Menschheit, weil ihm nicht
die 
Erdengüter von Geburt an mitgegeben
wurden, die er sich selber zuzusprechen
wissen würde, hätte er die Macht dazu.
.Jeder glaubt ein 
anderes Ziel für sich
verloren, ‒ einig aber fühlen alle sich in
ihrer starken Überzeugung, daß sie „
mehr”
sein könnten, als sie sind, ‒ und diese Über‐
zeugung ist gewiß 
begründet, wenn auch in
anderer Weise als die Überzeugten meinen!
.Du willst „
mehr” sein, als du bist?!
.Demnach „
bist” du zu wenig! ‒
.Zu wenig an dir „
ist”! ‒ ‒
.Du fühlst, daß du „
mehr”, aber wohl
auch „
weniger” sein kannst, als die Geltung
ausmacht, die du vor dir selbst und anderen
zu erlangen wußtest.
.Du fühlst, daß eine 
Vielheit sich in
dir empfindet, ‒ daß diese Vielheit „größer”
oder auch „geringer” 
werden kann. ‒
.Willst du also „mehr” sein, als du bist,
so 
werde mehr!
.Lass' es nicht dabei, so „wenig” zu 
sein,
wie du heute 
bist!
.Begnüge dich nicht mit 
Wünschen, son‐
dern 
werde „mehr”, weil du „mehr” sein
willst!
.Es ist noch viel mehr in dir als du auch
nur zu ahnen wagen würdest!
.Gar vieles ist aus Urzeittagen her auch
heute noch in dir, was du gewiß nicht mehr
 
zu 
sein verlangst, und du wirst ihm dein
Sein sogar mit aller Macht 
entziehen
müssen, willst du 
dich selbst nicht zer‐
stören, indem du 
Andere zerstörst . . .   
.Unnennbar vieles aber ist 
zugleich in
dir, was du bis heute noch 
nicht zu er‐
langen wußtest, und Vieles ist dabei, um
das du auch in deinen kühnsten Träumen
noch nicht weißt! ‒ ‒
.Zwischen dem, was du nun 
nicht mehr
sein sollst, und diesem anderen, das du 
noch
nicht bist, liegt jenes Wenige das heute dir
mit Recht als „
viel zu wenig” gilt um
deine Selbstdarstellung zu bestimmen . . .   
.Es ist 
der Geistesfunke Gottes, der
sich in deinem eigenen „
Ich” erlebt, und
wahrlich weiß, daß du viel „mehr” sein
könntest, als du bisher bist!
.Du nimmst nur in dein irdisches Bewußt‐
sein auf, was in den 
innersten Bereichen
deines Seins empfunden wird.
.Dort aber dürstet dein Sein nach Er‐
füllung mit allem, was es noch nicht 
ist!
.Darum willst du „mehr” sein in den
Formen der 
Vergänglichkeit, ‒ darum
strebst du „mehr” zu werden in deinem
Alltagsleben, allwo 
Notwendigkeit al‐
lein bestimmt, was dir erlangbar wird! ‒
.Hier aber wirst du nur „mehr” werden
können als du heute bist, wenn du in dir
„mehr” 
aufzunehmen weißt in deinem
Sein!
.Du mußt mehr von dir 
verlangen,
wenn du mehr erhalten willst!
.Klaren, selbstsicheren Willens mußt du
in dir selber das als 
Anspruch fordern,
was du „
sein” willst, ‒ mit jenem Willen,
den jeder Sportsmann kennt, wenn er von
 
sich weiß, daß ihm sein Training ein ge‐
wisses 
Recht gibt, seine „Klasse” zu be‐
haupten!
.So, wie der Sportsmann, aber wirst du
auch alles aufbieten müssen, um stets „bei
Form” zu bleiben, ‒ was dir wie ihm nur
möglich ist, durch Verzicht auf so Manches,
das zwar Anderen erlaubt sein kann, nicht
aber dem, der „mehr” zu 
werden strebt,
‒ selbst wenn er schon vieles 
ist! ‒ ‒
.Hinter dem Wunsche, „mehr” zu sein
als „
Andere”, versteckt sich nur der An‐
trieb, mehr zu sein, als 
du selber bist,
denn noch bist du, gleichwie die Anderen:
‒ nur zum 
geringsten Teil, was du zu
sein 
vermagst! ‒
.Es handelt sich um den Gebrauch von
Kräften, die 
allen Menschen dieser Erde,
ausnahmslos, in Freiheit stets erlangbar sind.
.Diese „
Seelenkräfte” aber kann kein
Mensch „gebrauchen”, solange er noch nicht:
sie seinem eigenen Sein zu 
einen wußte.
.Man muß 
selbst zu der Seelenkraft
werden, die man gebrauchen, und durch
die man seine Selbstdarstellung bestimmt
sein lassen will!
.Auch über 
niedere Kräfte in dir kannst
du nur dann verfügen, wenn sie dein 
Sein
erfüllen und dadurch mit dir identisch
wurden.
.Nur was du selber „
bist”, ist dir 
hörig:
‒ es „
gehört” zu dir und „
hört” auf
deinen Willen!
.So wenig du zu 
Gott gelangen kannst,
es sei denn, Er habe sich selbst deinem
eigenen Sein 
geeint, ‒ so wenig kannst
du auch aus einer 
Seelenkraft wirken,
die du aus dir selbst nicht 
geeinigt hast
in deinem 
Sein! ‒ ‒
 
.Doch darfst du hier gewiß nicht etwa
schematisch verfahren wollen, indem du
die Seelenkräfte gleichsam einzeln aufzu‐
rufen beginnst, die fortan dein Sein er‐
füllen sollen!
.Du darfst 
die auslösende Macht nicht
unterschätzen, die stets in dir zur Aus‐
wirkung erwacht, wenn du vor einem bloß
Erahnten stehst! ‒ ‒
.Achte in dir auch das, was sich dir
noch 
verhüllt! ‒
.Es ist nichts anderes dir vonnöten, willst
du hohe Seelenkräfte, die noch nicht in
deinem 
Sein lebendig wurden: ‒ die du
demnach noch nicht „
bist” ‒ dir dereinst
einen, als daß du deine allgemeine 
Ziel‐
richtung zu wahren weißt!
.Auch unter Verbrechern gibt es solche,
die „mehr” als andere sind, ‒ aber ihr
Zielen geht nach der Abgrundstiefe tier‐
haften 
Vormenschentums auf dieser Erde,
 
während 
dein hohes Ziel 
der ewige
Geistmensch ist, in dem du dich dereinst,
nach dieses Erdenlebens stetem Ringen
mit dir selbst, geeinigt allen Geistgeborenen,
wiederfinden willst! ‒
.Hältst du dein 
Ziel stets im Auge, dann
kannst du sicher vorwärts schreiten, ohne
Besorgnis und ohne Ängstlichkeit!
.Du wirst dir während deines Erden‐
lebens dann immer mehr der Seelenkräfte
einen, deren du zu deinem höchsten Auf‐
stieg einst bedarfst!
.Je mehr du aber selbst in deinem Sein
dich zu erfüllen weißt mit hohen Seelen‐
kräften, desto leichter wird es dir gelingen,
zu erkennen, daß du dich in 
allen Gel‐
tungsstufen dieses Erdenlebens frei zur
Selbstdarstellung bringen kannst!
.Kein menschlicher Beruf ist so gering,
als daß er eines Menschen der sich viel
zu einen wußte, 
wirkungsweite Selbst‐
darstellung nicht ertragen würde!
.In 
jeglichem Beruf, ‒ in 
jeder Stel‐
lung, die Notwendigkeit zur Zeit dir dar‐
zubieten hat, ‒ kannst du weit „mehr”
sein, als du 
scheinen magst!
.Du wirst dich aber auch nicht wundern
dürfen, wenn du bald bemerkst, daß auch
die 
Anderen dein reiches 
Sein erkennen,
und dich dann allein nach 
seiner Fülle
Strahlgewalt bewerten, wie immer auch
der Geltungswert der Stellung, die du hier
auf Erden einnimmst, sich bemessen las‐
sen mag! ‒ ‒
.Du bist dann 
wirklich „mehr” ge‐
worden als die Andern, und wirst Anderen
zum Antrieb dienen, „mehr” zu werden,
als sie vorerst sind, ‒ so wie ein Mensch,
der auszog, Gold zu graben, und reich zu‐
rückkam, Anderen den Willen wecken wird,
ein Gleiches zu beginnen.
.Irrend, weil du deine Unzufriedenheit
allein 
im Äußeren begründet glaubtest,
hast du bisher nur stets 
Vergebliches ver‐
sucht um deinem Triebe, „mehr” zu sein
als was du 
bist, Befriedigung zu schaffen.
.Sie bleibt dir aber keinesfalls versagt,
wenn du nunmehr dein Streben in 
dein
Inneres verlegst!
.Hier, wo du selber eine Vielheit dar‐
stellst, die sich 
mehren oder 
mindern
kann, ‒ hier wird dir keine äußere Macht
die 
Freiheit schmälern, ‒ und bist du
wirklich „mehr” geworden, als du bis zu
diesem Tage werden konntest, dann wird
auch deine 
Selbstdarstellung in der
Außenwelt dich nur mit 
Glücksgefühl
und innerer 
Zufriedenheit erfüllen!
.Erst wenn du alles darzustellen weißt,
was du verborgen in dir trägst damit es
sich in dir 
vollende, ‒ erst dann hast
du 
dich selbst erreicht und bist wahr‐
haftig nun 
zu dir gekommen! ‒
 
.In deiner 
Selbstdarstellung schaffst
du dir die 
ewig währende Bewußtseins‐
form, die du in deinen heimlichsten und
innerlichsten Bitten an dein Schicksal dir
ersehnst . . .   
.Nur 
du allein jedoch bist 
Bildner
deines Schicksals, ‒ und wie du hier auf
Erden auszukosten hast, was du dir 
vor
dem Fall ins 
irdische Bewußtsein zube‐
stimmtest, so wirst du auch 
nach deinem
letzten Atemzuge dich nur in der 
von
dir selbst gewirkten Form des Selbstbe‐
wußtseins: ‒ deiner Selbstdarstellung, ‒
dereinst wiederfinden. ‒ ‒
 
.In Asien, dem Mutterschoß Europas, und
dem Urquellgrunde aller großen Religionen,
fließt verborgen eine stille Quelle, die 
alles
speist, was in der Erdenmenschheit je an
echtem religiösen Fühlen keimte und
erwuchs, wie alles, was in diesen Tagen
noch die Kruste materiell gebundenen Den‐
kens zu durchstoßen weiß.
.Auch in der fernsten Zukunft wird aus
gleicher Quelle 
gleiches Fühlen Nahrung
nehmen!
.Wie nirgends wahrnehmbar wird, was
dem Leben seine 
Keimkraft gibt, und
Keimkraft dennoch sich bezeugt durch das,
was ihr entsprießt, so ist auch diese Quelle
allen echten religiösen Fühlens nur in
ihrer 
Auswirkung bezeugbar, und selten
nur wird Seltenen 
sie selber kund.
 
.Bis in die neuesten Tage zwar geht
lächerlichste Zaubermär durchs Land und
findet Gläubige, die ihrer wahrlich „wert”
sein müssen, allein die Wundermeister all‐
zukenntlichen Gewandes, die in solchen
„
Märchenbüchern für die Allzuvielen”
sich ergehen, leben nur in den geschäfts‐
gewandten Köpfen ihrer, mit dem Zubehör
des Zaubers niemals geizenden Erzeuger.
.Wirkliche Meisterschaft berufenen Er‐
kennens ist romanhaften Gebilden solcher
Spekulanten auf die Lesegier der Wunder‐
süchtigen so wenig ähnlich, daß jeder Maß‐
stab der Vergleichung fehlt, auch wenn die
rührigen Erfinder wundersamer Meister‐
mären sich aus allenthalben zugänglichen
fremden Schriften Material zu „borgen”
wußten, wo es galt, den allenfalls erregten
Argwohn harmlos gläubiger Gemüter zu
betäuben.
.Es ist wahrhaftig kein erfreulicher Ge‐
danke, daß sich zu dieser Zeit noch, ‒
 
mitten im Getriebe der modernen Welt,
‒ nicht wenig Menschen finden, deren
Hirne ohne jeden Widerstand die würde‐
lose Vorstellung ertragen, 
das Licht der
Ewigkeit bekunde sich in Fakirwundern
und geheimen Künsten, wie man sie allen‐
falls dem Magus einer alten Zauberoper
zugestehen kann! ‒
.Ich bin genötigt, diese peinlich wunder‐
lichen Blüten jahrmarktsmäßiger Romantik
zu zerpflücken, damit man das, was ich
nunmehr zu sagen haben werde, nicht 
miß‐
brauchen kann, indem man sich aus
meinen Worten Eideshelfer macht für irgend‐
welchen Wahn!
.Wir Menschen hier auf dieser Erde
leben keineswegs 
nur unser individuelles
Eigenleben, sondern sind mit 
allem denk‐
bewußten Dasein, ‒ nicht nur dem, was
dieser Erdball trägt, ‒ tiefinnerlich 
ver‐
bunden!
.Wirkt diese 
Allverbundenheit sich
schon bedeutsam in uns aus, so wird, was
sie bewirken kann, doch weitaus 
über‐
troffen durch die Wirkungskraft des 
erd‐
begrenzten Lebens denkbewußter Wesen
dem wir hier irdisch einverwoben sind!
.Weit folgenreicher noch als 
All- und
Erdverbundenheit an sich ist für den
Einzelnen jedoch die durch 
Impulsver‐
wandtschaft scharf umgrenzte 
Gruppe,
der er seelisch zugehört! ‒
.Ihren unsichtbaren Einwirkungen ist er
ohne Unterbrechung ausgesetzt, wie alle,
die der 
gleichen Gruppe zugehören, ständig
auch durch 
seine Einwirkung beeinflußt
werden! ‒ ‒
.Zu solcher „
Gruppe” können Menschen
eng verbunden sein, die nie in diesem
Erdendasein sich begegnen werden, nichts
hier im Außenleben voneinander wissen,
keine Sprachgemeinschaft haben, und in
 
gänzlich fremden Vorstellungsbereichen auf‐
gewachsen sind. ‒ ‒
.Alle Weiten werden in den Gruppen
der Impulsverwandten überbrückt!
.Entfernung bildet für die gegenseitige Be‐
eindruckung der Gruppenzugehörigen kein
Hindernis . . .   
.Wie elektrische Wellen heute den ganzen
Erdkreis umspannen, und doch nur von
Antennen aufgenommen werden können,
die für gleiche „Wellenlänge” eingerichtet
sind, so strahlen unsichtbare Kräfte auch
von jedem Erdenmenschen aus und bringen
jede Menschheitsgruppe der jeweils Impuls‐
verwandten in die sicherste Verbindung,
ohne anderen Gruppen wahrnehmbar zu
werden.
.Es ist ganz einerlei, an welchem Ort
der Erde du zu finden bist: ‒ du wirst
auf alle Fälle dort erreicht von 
allen Ein‐
wirkungen 
deiner Gruppe, mögen die dir
so Verbundenen in deinem, oder irgend
einem anderen Erdteil leben!
.Es liegt auch keineswegs in deiner Macht,
die so geschaffene Verbindung 
aufzuhe‐
ben, ‒ es sei denn, daß du die Impulse,
denen du zu folgen pflegst, zu 
wechseln
weißt, so daß du „automatisch” einer anderen
Gruppe dich verbindest. ‒
.Dem 
Umfang und der 
Art nach 
sehr
verschieden, durchsetzen viele Tausende
von solchen unsichtbar vereinten Seelen‐
gruppen alles Menschendasein auf der Erde,
‒ 
verbinden räumlich weit 
Getrennte,
wie sie auch recht oft die räumlich 
Nächsten
voneinander 
scheiden . . .   
.An 
allem nimmst du, ohne es zu ahnen,
Anteil, was in jeder Seele vorgeht, die in
deiner Gruppe der Impulsverwandten sich
erlebt! ‒ ‒
.Du glaubst in dir nur 
eigene Seelen‐
regung zu vernehmen, und bist doch, mehr
als du vermuten könntest, bewegt durch
seelisches Geschehen, das in einem, 
deiner
Gruppe Zugehörigen zur Zeit erfahren
wird, so wie auch 
dein Erleben 
allen dir
Impulsverwandten fühlbar wird zu jeder
Zeit! ‒ ‒
.Was ich dir hier begreiflich nahe bringen
will, kann dir gar viel erklären, das oft,
und bis zu diesem Tage dir so manches
„Rätsel” aufzugeben hatte . . .   
.Du hast nun Einsicht in die 
innere
Struktur der 
Formen seelischer Verbun‐
denheit, und weißt zugleich, daß du 
be‐
stimmen kannst, was dich am stärksten
mitbestimmen soll in deinem seelischen Er‐
leben, ‒ denn: läßt 
du selber die Impulse
fahren, die dir 
unerwünscht erscheinen,
kommen sie zu dir 
als Einwirkung Im‐
pulsverwandter, so 
entschwindest du
der Gruppe, der du eben noch verbunden
warst, und findest allsogleich dich einer
anderen geeinigt, die 
dem entspricht, was
du in dir nun hegst. ‒ ‒
.Verantwortung für all dein Denken,
Reden, oder Handeln trägst 
nur du allein,
auch wenn die dich bestimmenden Impulse
dir von 
anderer Seite unsichtbar und un‐
vermerkt vermittelt wurden!
.Auch die Impulsverwandten deiner See‐
lengruppe, die von 
dir beeindruckt werden
ohne es zu ahnen, tragen in der gleichen
Weise die Verantwortung für 
ihr Ver‐
halten.
.Leicht kannst du dir nun aber sagen,
daß die tausendfältig unterschiedenen Seelen‐
gruppen sich in Tausenden verschiedener
Erlebnisstufen „übereinander” schichten,
und daß du nur zu einem 
höheren Er‐
leben deiner Seele kommen kannst, wenn
du dich unermüdlich selbst dazu bestimmst,
die niederen Impulse aufzugeben, und
stets 
höhere in dir zur Auswirkung zu
bringen! ‒
 
.Vielleicht wirst du auch jetzt verstehen,
was ich von der stillen „
Quelle” sagte,
die heute noch, wie vor Jahrtausenden,
vom Urquellgrunde aller geistbelebten Reli‐
gionen her das 
echte religiöse Fühlen
in der Erdenmenschheit speist, ‒ aus
welcher Form der Vorstellung auch solches
Fühlen keimen mag! ‒ ‒
.Vielleicht wirst du nunmehr begreifen,
daß ich deutlichst warnen mußte vor den
Ausgeburten aberglaubenübersättigter Phan‐
tasterei! ‒
.Vielleicht erkennst du jetzt auch schon,
daß ich von einer „Quelle” spreche, deren
Wasser aus dem 
Innersten des 
Lebens
quellen, und daß hier von nichts anderem
die Rede ist, als von der 
höchsten und
zugleich auch 
kleinsten Seelengruppe irdi‐
scher Impulsverwandter, die hineinreicht
in den Lichtkreis urgewissen 
Seins, ‒
weil sie in ihm schon im Bewußtsein war,
 
längst ehe 
irdisches Bewußtsein sie er‐
reichte! ‒ ‒
.Du wirst wohl auch begreifen, daß ihr
Einfluß 
denen nur zustatten kommen kann,
die sich zum Lichte sehnen, ‒ auf 
welcher
Stufe auch die Gruppe der Impulsver‐
wandten stehen mag, der sie verbunden
sind. ‒
.Nicht durch die engere Impulsverwandt‐
schaft, die die Wenigen der Lichtvereinten
unter sich verbindet, können sie den
anderen Gruppen sich vernehmlich machen,
sondern nur allein kraft jener 
allgemeinen
inneren Verbindung, in die 
alle Erden‐
menschen einverwoben sind, ‒ und wohl‐
verstehbar wird es dir erscheinen, daß sie
auch da nur Seelen nahekommen können,
die bereits ihr ganzes Streben 
aufwärts
führt!
.Hier handelt es sich nur um 
Aller‐
innerstes, und keine Neugier, keine Art
des Wissenstriebes, keine Macht der Erde,
kann hier 
mehr erspähen, als was der
Seele zuströmt, die sich selbst bereitet, um
die 
geistgezeugten „Sendewellen” zu emp‐
fangen, die aus dieser Gruppe Lichtver‐
einter ohne Unterlaß zu allen ihren Mit‐
menschen auf Erden strömen! ‒
.Unzählige sind diesem Lichtkreis längst
verbunden, mögen sie auch das, was sie
erreicht, nach Weise ihrer angestammten
Glaubenslehren 
deuten!
.Die „Quelle”, die hier fließt, kann 
jede
Form erfüllen, die sich ein geistbelebter
Glaube schuf, ‒ und 
jedes würdige Ge‐
fäß wird wertgeachtet, aufzunehmen, was
es „fassen” kann . . .   
.Unfähig zu empfangen, sind nur die
mit Erdenschlamm 
gefüllten „Becher”, und
die „Siebe”, die nichts in sich selbst 
be‐
wahren können!
.Es werden deine 
Glaubenslehren aber
dich 
gewiß nicht hindern, und dein 
Be‐
kenntnis kann dir nur die 
Fassungs‐
fähigkeit erweitern, für das 
Lebendige,
das es hier aufzunehmen gilt . . .   
.Nur wirst du mit dem 
Herzen zu be‐
kennen wissen müssen, und dein Glaube
darf nicht nur 
gehirnbegründetes Ver‐
messen sein!
.Gehe deinem Glauben 
auf den Grund
und prüfe, ob er auch in deiner 
Seele
Wurzel faßte!
.Siehst du ihn so begründet und im Leben
stehen, dann werden ihm gewiß die licht‐
durchströmten Wasser wachen Wissens nie‐
mals schaden, sondern ihn vielmehr erst
zum 
Erblühen bringen und alsdann zur
Frucht! ‒ ‒
.Allen 
Aberglauben wirst du freilich
sorgsam 
roden müssen, denn er 
raubt, um
 
sich zu nähren, deinem Glauben nur die
Kraft, aus der er sich entfalten soll! ‒
.Doch darfst du hier gewiß nicht 
bloßen
Scherz und 
alter Vätersitte harmlosen
Gebrauch mit 
wüstem Wahn verwechseln,
der 
die Seele überwuchern will! ‒
.Noch weniger sollst du die Formen
alten Glaubens zu vernichten suchen, die
dir nur „fremd” geworden sind, weil sie
Symbole in sich bergen, die du nicht mehr
deuten kannst!
.Torheit allein reißt alles was sie nicht
erkennt, gleich aus dem Boden, und zer‐
trampelt wild, was sie nicht nützen kann!
.Auch Religion kann nur in wahrer
Freiheit sich entfalten, obgleich zumeist
die Bahnen 
vorgezeichnet sind seit alter
Zeit, in denen sich die unterschiedlichen
Gebilde religiöser Formgestaltungsfreudig‐
keit allein 
beweglich und 
als Lebens‐
überformer zu erweisen wissen.
.So kann auch Religion in ihrer Aus‐
wirkung gewiß zu wahrer Freiheit 
führen,
und dir deine Freiheit 
sichern! ‒
.Tief in 
Notwendigkeit begründet ist
die vielfache 
Verschiedenheit der Lehren
und der Kulte!
.Es ist nur 
Selbsttäuschung, glaubt
man Verschiedenheit des 
religiösen Füh‐
lens dadurch ausgetilgt, daß man die Formen
einer 
einzigen Lehre und die Formen
ihres Kultes über manches Land ver‐
breitet hat! ‒
.Worte können wohl an 
allen Orten
ihre „
Diener” finden, und nur 
begriff‐
liches Erfassen heischende Symbole lassen
sich gewiß von 
allen Völkern in der
gleichen Weise deuten.
.Das 
religiöse Fühlen aber wird sich
immer ‒ trotz erzielter äußerlicher Gleich‐
heit in Bekenntnisform und Kult ‒ aus
Seelensicherheit heraus die 
eigenen Wege
bahnen, die 
seiner Sonderart entsprechen
in 
Notwendigkeit.
.Äußerlich scheint ja in 
vielerlei Lan‐
den 
gleiche Religion zu herrschen, weil
gleicher Kult sich auswirkt und die
gleichen Worte überall erklingen, ‒
innerlich aber bleibt bestehen, was schon
vor Jahrtausenden bestand und 
niemals
auszutilgen ist, da es in 
tieferen Tiefen
wurzelfest gegründet steht, als die viel‐
leicht ihm „seelenfremde” 
Lehre und ihr
Kult. ‒ ‒
.Es war 
nicht, wie die Heutigen meinen,
törichter „Götzendienst”, wenn alte Völker
ihre 
Landesgötter zu ehren wußten! ‒
.Wirkliches wußten sie so erreichbar,
und dieses 
gleiche Wirkliche wird auch
in vielen Landen und an vielen Orten dieser
Erde 
heute noch erreicht, wenn auch die
Vorstellung sich andere 
Bilder schuf, um
es zu fassen, und das äußere Bekenntnis
neue 
Namen für die ihm verhüllten Mächte
fand! ‒ ‒
.Gar wenig kommt es darauf an, was von
dem sagenhaften „
Helden” eines Volkes auf‐
gezeichnet steht, und was die Heiligenlegende
von dem „
Heiligen des Ortes” weiß!
.Held, wie 
Heiliger sind „
Wahrheit”
nur: als 
Bild der Vorstellung, und 
hin‐
ter solchem Bilde steht die geistgezeugte
Wirklichkeit, für die es ganz belanglos
ist, ob sie den Irdischen in 
diesem oder
jenem Bilde faßbar wird, ‒ ob man dem
Göttlichen in ihr Altäre baut, oder den
Geistes-
Menschen in ihr ehrt und ihm
als „Schutzpatron” des Landes Kirchen
weiht. ‒ ‒
.Es ist darum 
nicht immer richtig, Re‐
ligion von alledem zu „
reinigen”, was
noch in ihr an Formgebilden lebt, die einer
Vorzeitreligion ihr Dasein danken! ‒
.So wie ein altes Bild, das unter Kerzen‐
ruß und Kirchenstaub kaum noch erkenn‐
bar ist, nur durch die Hand des 
Kundigen
gereinigt werden darf, soll es in seiner
alten Pracht erneut erkennbar werden, ‒
so ist auch 
mehr, als nur der Drang nach
rationeller Klarheit nötig, soll Religion
„
gereinigt” werden von der Trübnis die
ihr klares Antlitz zu zerstören droht . . .   
.Zu teuer ist der Preis, um den die Lehre
„
Reinigung” erreicht, wenn allzugleich
dabei in törichter Verkennung „
Zeichen”
ausgewaschen werden, die man in späteren
Tagen dereinst wieder mühevoll dem Bild
der Lehre 
einzufügen haben wird, soll
sie auch noch zu denen sprechen, die als‐
dann erneut zu 
deuten wissen werden, was
einer Zwischenzeit nicht deutbar war! ‒ ‒
.Höher aber als die Lehre, steht das
Leben!
 
.In deinem 
Alltagsdasein kann sich erst
erweisen, ob die Lehre, der dein Herz er‐
geben ist, 
wirklicher Freiheit dich ent‐
gegenführt, oder ob du einer Lehre Knecht
bist, die dich 
blendet, damit du nicht
gewahrst, daß nur 
Gespenst ist, was sie
dir als „Freiheit” zeigt! ‒ ‒
.„Nicht um des Sabbaths willen lebt der
Mensch auf Erden, sondern der Sabbath
ist nur 
um des Menschen willen ein‐
gesetzt!”
.Erst wenn die Lehre eingeht in das
Leben, kann sie sich 
bewähren!
.Bekenntnis, das nur im 
Gehirnver‐
stande ankert, ist nicht viel mehr als
jedes „
auswendige” Wissen, das nur Wert
besitzt, ‒ wenn man ihm Wert „
ver‐
leiht”. ‒ ‒
.Solange noch dein Leben nicht „
durch‐
drungen” ist mit Religion, solange weißt
du dein Bekenntnis nicht zu 
nützen! ‒
 
.Nur dann „
lebt” Religion in dir, wenn
sie vom ersten Augenblicke deines Wieder‐
findens im Erwachen, bis zum letzten kla‐
ren Selbstempfinden, das der Schlaf als‐
dann verhüllt, dir ständig 
gegenwärtig
ist! ‒
.Nur dann, wenn 
jegliches Geschehen
deines Tages 
überstrahlt wird durch dein
religiöses Fühlen, ‒ gleichviel in wel‐
cher 
Form du es zu fassen suchst, ‒ darfst
du gewiß sein, daß du dem, was „
ewig”
ist in dir entsprichst! ‒ ‒
.Vorher bist du nur selbst ein 
Hemm‐
schuh deiner 
Seele, weil du sie hinderst,
sich 
in diesem Erdenleben auszu‐
wirken! ‒
.Vorher bist du nur 
tierhaft deiner
selbst bewußt, auch wenn du 
glaubst, im
Geistigen dich zu erkennen! ‒
.Auch wenn dich alle Welt als einen
ihrer Großen ehren mag, so bist du doch
 
im Geiste dem Geringsten unterordnet, der
sein Tagewerk in krafterfüllte Strahlen 
ech‐
ten religiösen Fühlens einzutauchen weiß,
um so mit allem was er tun mag, seiner
Seele neue 
Nahrung darzubieten! ‒ ‒
.Aus 
solcher innerer 
Durchdringung
allen Tagewerks mit 
Religion, ist hier auf
Erden 
jede der Kulturen vormaleinst ge‐
boren worden, die du heute hoch bewun‐
derst und kaum mehr erreichbar glaubst . . .   
.Auch 
unsere Zeit verlangt nach neuer
Weltkultur, ‒ doch sucht sie nur Kultur
zu „
konstruieren”, wie man eine Eisen‐
brücke konstruiert . . .   
.Erst dann jedoch wird diese Zeit 
Kul‐
tur aus sich „
gebären” können, wenn sie
wieder sich mit 
echtem religiösen Füh‐
len zu 
durchdringen weiß! ‒ ‒
.Du aber, der du selbst, als „
Kind der
Zeit”, heute auf Erden hier im Dasein
stehst, ‒ beginne 
bei dir selbst! ‒
.Hast du erst 
selbst dein Dasein 
ein‐
getaucht in 
Religion, dann wirst du bald
auf Schritt und Tritt auch 
Anderen be‐
gegnen, die aus bloßen Erdentieren wieder
geistgeeinte Menschen werden wollen . . .   
.Ihnen wird alsdann 
dein Leben beste
Lehre sein, ‒ und 
wenig Worte wird
man brauchen, diese Lehre zu 
bekräf‐
tigen! ‒
.Wenn man auch deinen Worten Glauben
schenken mag, so glaubt man doch viel mehr
noch deinem 
Tun!
.So, wie du 
vorzuleben weißt, was dich
im Innersten erfüllt, so werden es die An‐
deren 
nacherleben können!
.Du sollst jedoch gewiß kein „Spielver‐
derber” sein, wo andere die kargen 
Freu‐
den ihres Erdenlebens irdisch auszukosten
suchen, ‒ und nicht als „Frömmler” sollst
du dich mit himmelwärts verdrehten Au‐
 
gen über jede harmlos-tolle Torheit Fröh‐
licher „entrüsten”!
.Ist all dein Alltagsdasein 
wirklich durch
die dir gemäße Religion bestimmt, dann
wirst du wahrlich auch zu 
lachen wissen,
wo sich sündlos lachen läßt!
.Bald wirst du dann entdecken, daß ein
heiteres Wort denn doch noch Besseres
vermag als alle sauertöpfisch-überernste
Mahnung und Belehrung.
.Wahre Religion ist frohgemute 
Freiheit!
.Mißtraue darum allem, was als „religiöses”
Fühlen gelten möchte, ohne in der 
Heiter‐
keit des Herzens sich 
bestätigt zu er‐
weisen! ‒ ‒
.Aller 
Erkenntnis weltweise 
Mutter
ist die 
Sprache!
.Weit aber wurde der Weg von dem
lallenden Lautegebell, das unseren tierhaften
Vorahnen voreinst 
Verständigungsmittel
kümmerlichsten Verstandes war, bis zum
ersten geistgezeugten 
Wort!
.Nicht eher konnte bloßer Stimmklang
„
Sprache” werden, als bis die Urmensch‐
tiergehirne sich soweit beeindruckbar ge‐
staltet hatten, um den Splitterregen 
körper‐
lichen Lichtes, der sie allenthalben über‐
sprühte, in sich 
umzuformen zu 
Erfas‐
sungskräften, die auch 
Ungreifbares zu
umschließen wissen.
.Es ist nicht etwa nur ein sprachlicher
Vergleich allein, wenn man vom „
Lichte”
 
des 
Verstandes, der 
Vernunft, des 
Den‐
kens, und vom „
Licht” des 
Geistes
spricht! ‒
.Was uns als 
körperliches Licht der
Sonne und der 
Sterne durch das körper‐
liche 
Auge wahrnehmbar wird, ‒ was der
Mond an abgeschwächter Sonnenstrahlung
wiederspiegelt, ‒ das alles ist 
zugleich
auch 
geistige Substanz, die zwar dem un‐
erschlossenen Gehirn der anderen Tiere
unwahrnehmbar bleibt, jedoch im längst
dafür empfindlichen Gehirn des Erden‐
menschentieres 
aufgenommen und 
ver‐
wandelt wird zu einer Kraft, aus der die
Seele sich ihr inneres 
Erkenntnis-Reich
gestaltet. ‒ ‒
.Wir würden selbst im 
Außendasein
kaum viel mehr erfassen können als den
höchstentwickelten der bloßen 
Tiere dieser
Erde faßbar wird, wenn sich die 
Seele
nicht aus reiner, umgeformter 
Lichtkraft
denkfaßbare 
Bilder aller Außendinge schaf‐
fen könnte. ‒
.Mit Hilfe dieser „
Bilder” äußerer Ge‐
staltung können wir uns erst „
begreiflich”
machen, was unsere Nebentiere, ‒ seien
sie auch auf der höchsten Stufe tierhafter
Entwicklung angelangt, ‒ 
niemals, den
sinnlich unerkennbaren Zusammenhängen
nach, 
begreifen.
.„
Denken” aber, dessen Gegenstände
nicht mehr Wiederspiegelungen 
außen‐
weltlicher Gestaltung, sondern 
unsere ei‐
gene innere Schöpfung sind, wäre erst
recht unmöglich, hätten wir die umgewandelte
Substanz des körperlichen 
Lichtes nicht in
unserem Gehirn in reicher Fülle zur Ver‐
fügung.
.Jegliche „
Vorstellung”, die sich im
Innenleben eines Erdenmenschen bildet, ‒
jeglicher 
Gedanke, den ein Mensch erfassen
kann, ‒ ist nur ein 
Bild aus 
umgeformter
körperlicher Lichtsubstanz, und nur
in solcherart erzeugtem „Niederschlag” kann
seelische und geistsubstantielle 
Wirklich‐
keit uns hier auf Erden faßbar werden.
 
.Die 
lautgemäße Wiedergabe dieser
inneren Bilder aber ist die 
Sprache, deren
Sonderart bestimmt wird, durch den, jeder
Einzelvolksgestaltung eingeprägten Lebens‐
rhythmus.
.Nun lassen sich aus dieser in Gehirnen
umgeformten Lichtsubstanz, ‒ die immer‐
fort in Wellenwogen 
unerfaßlich kleiner
körperlicher Lichtkraftsplitter alles
Erdenkörperliche zu 
durchdringen weiß,
‒ die mannigfaltigsten Gebilde formen,
die keineswegs auch irgend einem 
Wirk‐
lichen entsprechen müssen, sei es ein nur
allgemeinem Sprachgebrauch nach „Wirk‐
liches” der 
Außenwelt, oder das 
abso‐
lute Wirkliche, das nur in 
seelischen und
geistsubstantiellen Formen seinsgewal‐
tig ist. ‒
.Erfahrung ließ daher den denkbewußten
Erdenmenschen schon in alter Zeit gewahren,
daß die innere Bildnerkraft 
in strenger
 
Zucht gehalten werden müsse, damit sie wahr‐
haft 
Wirkliches erkenntnisnahe bringe.
.Fehlschluß, oder 
falsches Urteil,
waren jederzeit die Folge unbesorgter Art
des inneren Gestaltens.
.Es bedurfte aber einer Selbstkontrolle un‐
gezählter Einzelner in langen Generationen‐
reihen, um endlich die 
Gewißheit zu er‐
langen, 
welche innerlichen Formbildungs‐
methoden dauernd 
auszuscheiden seien,
wenn das 
Resultat des Denkens und Er‐
schließens zum 
gesicherten Erkennen des
Geschehens im Bereiche einer 
Wirklich‐
keitsbezeugung führen solle.
.So erst entstand, was man zu Recht als
„
Wissenschaft” bezeichnen darf.
.Da aber solche strenge 
Selbstzucht,
wie man hier sie in 
Notwendigkeit be‐
gründet fand, gar manche liebgewordene
Illusion zerstörte, konnte es auch nicht
an Selbstbetörten fehlen, die 
nicht ge‐
 
sonnen waren, ihre Art des 
hemmungs‐
losen Bildgestaltens aufzugeben, und aller‐
orten kann man darum hohlem Wahn be‐
gegnen, der sich aller strengbedingten Wissen‐
schaftlichkeit 
enthoben glaubt . . .   
.Man fühlt die „
Freiheit” seines Den‐
kens durch die Wissenschaft bedroht, und
merkt nicht, daß man dem 
Gespenst der
Freiheit folgt, weil man sich der 
Notwen‐
digkeit entwinden möchte, die auch alles
innere Gestalten ordnen muß, soll es ein
Bild der 
Wirklichkeit ergeben . . .   
.Gewiß sind manche Diener der „exakten”
Wissenschaft nur arme „
Kärrner”, die
nicht über ihres kleinen Karrens Last 
hin‐
auszublicken wissen!
.Gewiß muß vorgebliche „Wissenschaft”
auch manchen 
Dünkel decken!
.Wenn aber auch ein Werkzeug 
schlecht
gehandhabt wird, so ist damit noch keines‐
wegs erwiesen, daß es nicht zu rechtem
Werke 
taugt!
.Es ist nur 
Torheit, glaubt man echtes
religiöses Fühlen durch die Denkgesetz‐
lichkeit der Wissenschaft 
bedroht, ‒ und
Torheit nur wähnt wahrer Wissenschaft
den Weg verbaut zu höchstem 
geistigen
Erkennen, nur weil die 
Vorsicht heute
noch den wissenschaftlich Denkenden ver‐
hindert, sich auch in Bereiche vorzuwagen,
die man „wissenschaftlich” erst durch‐
dringen kann, wenn man sie im 
Erlebnis
sich 
eröffnet hat. ‒ ‒
.Unwissenschaftlich wäre es, zu fol‐
gern, daß sich niemals wissenschaftlich
Wirkende dazu entschließen könnten, geistige
Erlebnismöglichkeiten in sich aufzu‐
suchen, nur weil heute noch den Meisten
alles, was sich nicht 
erdenken läßt, da
es 
erlebt sein will, im Anruch alten 
Aber‐
glaubens steht . . .   
.Wer freilich Wissenschaft in einer Weise
treibt, die ihn dem wachen 
Leben fremd
macht, dem allein das Denken 
dienen
sollte, der ist in gleicher Weise 
seiner
Träume Narr, wie irgend ein Besessener
der Ausgeburten wirrer Wahnideen!
.Alles menschliche Beginnen muß dem
Leben dienen, muß das Erdendasein zu
bereichern trachten, soll der Mensch nicht
selbst zum 
Sklaven werden, wo er 
Herr‐
schaft aufzurichten sucht!
.Da alle Wissenschaft sich aus der 
Sprache
nährt, die wiederum nur lautgerechte 
Dar‐
stellung der inneren Gestaltung umgeform‐
ter körperhafter Lichtkraft ist, so hängt
auch 
wissenschaftliche Entfaltung in
erheblich hohem Grade von der ihr gemäßen
Ausfragung der 
Sprache ab. ‒
.Viel zu wenig wird solche „Ausfragung”
betrieben, wo sie als zuverlässigstes Mittel,
 
neue Intuitionen zu erlangen, längst be‐
kannt sein sollte . . .   
.Nicht alle Erkenntnis ergibt sich aus
dem Verhalten der zu erprüfenden Stoffe
in Retorten und Gläsern, oder erschließt
sich allein nur der steten Beobachtung!
.Wichtigstes wurde entdeckt, weil 
ein
Wort den 
Gedanken weckte, der darum
wußte, wo die von Vielen gesuchte Er‐
kenntnis sich verborgen hielt. ‒
.So wird auch vieles noch zu finden sein,
zu dem die 
Sprache dem die Wege weisen
wird, der sie in rechter Weise „
auszufra‐
gen” weiß!
.Es gibt in diesem Erdenleben schlecht‐
hin keinerlei Erkenntnis, deren rechter Zu‐
gangsweg nicht aus der 
Sprache zu er‐
fahren wäre!
.Auch wenn wir glauben, 
mit den
Dingen selbst zu tun zu haben, sind es
doch nur die aus umgeformter Lichtkraft
nachgeschaffenen 
Innenbilder, die uns als
Beobachtungsobjekte zur Verfügung stehen,
und ihre lautgerechte 
Darstellung besitzen
wir dann in der 
Sprache.
.Du meinst, dein äußerliches Auge 
sähe
doch die Dinge und gewahre noch die
feinsten Formenteilchen ihrer Oberfläche?! ‒
.Jedoch, dein „
Sehen” ist nur eine 
kon‐
zentrierte Umwandlung der Lichtkraft‐
splitter in die 
Formsubstanz aus der sich
deine ganze „
Innenwelt” erbaut, ‒ in
der 
allein du 
wirklich lebst, auch wenn
du glaubst, nur in der 
Außenwelt zu leben.
.Die „Linse” deines Auges sammelt aus
der dich umgebenden Lichtsplitterstrahlen‐
masse stets ein unbezeichenbar 
Vielfaches
von dem ein, was stets auch 
ohne sie die
Aufnahmemembranen deines Hirnes er‐
reichen würde, ‒ sendet aber dieses Einge‐
sammelte dann 
konzentriert, sogleich der
„Netzhaut” zu, die ein System von „
Rastern”
ist, und gleichsam automatisch, jeden körper‐
lichen Lichtkraftsplitter, augenblicklich zu
gestaltungsbildender Substanz gewan‐
delt, 
dorthin weiterleitet, wo das innere
Bild der Außenform seiner 
bedarf. ‒ ‒
.So lebst du nur in einer unbegreiflich
reichen, wechselvollen Welt von inneren
„
Bildern”, und nur als 
Folge dieser stets
belebten Innenwelt empfängst du all dein
Fühlen, 
Denken und 
Empfinden! ‒ ‒
.„
Wissenschaft” ist nun nichts anderes,
als Aufnahmebereitsein für die aus 
Not‐
wendigkeit bestimmte 
Ordnung innerer
Bildgestaltung, bei gleichzeitiger Enthaltung
von der Aufnahme 
willkürlichkeitser‐
zeugter Bilder.
.Jeder, dem das Streben nach Erkenntnis
nicht nur 
Spiel bedeutet, treibt schon für
sich selber „
Wissenschaft”, auch wenn
sein anerlerntes Wissen nur gering, und
nicht etwa die Frucht der hohen Schulen ist.
.Sich von wissenschaftlich strenggefügtem
Denken 
abzuwenden, wo es sich um das
Erkennen 
außenweltlicher Zusammen‐
hänge handelt, bedeutet 
selbstgewollte
Täuschung, selbstbereiteten 
Betrug des
eigenen 
Erkenntniswillens!
.Wo es sich aber um Erkenntnisresultate
handelt, die nur im 
Erlebnis zu gewinnen
sind, dort wird der wissenschaftlich streng
geregelte Prozeß des denkgerechten Prüfens,
dem, der ihn auch als 
Erlebender des
Übererdenhaften zu 
beherrschen weiß,
nur stets willkommene Kontrolle eigener
Erlebens-Sicherheit verschaffen.
.Was nicht zuletzt auch noch dem folge‐
recht geschulten Denken standzuhalten weiß,
so wie es Wissenschaft von ihren Dienern
streng verlangt, das ist gewiß auch im 
Er‐
lebnis nicht begründet, und vermag nur
für begrenzte Zeit ein 
Scheinbild wirk‐
licher Erkenntnis 
denen vorzutäuschen, die
sich lieber täuschen lassen 
wollen, als der
 
ihnen un-heimlichen „
Wissenschaft” die
hohe Stelle im Erkenntnisstreben dieser
Erdenmenschheit zuzubilligen, die solcher
schwer erzielten Zucht des Denkens hier
unweigerlich gebührt.
.Es ist nicht sehr erfreulich, daß man
diese Binsenwahrheit erst noch feierlich
bezeugen muß, wenn es auch leider bitter
nötig ist um jener Vielen willen, die am
Gängelbande wirrer Schwärmer laufen,
denen alle „Schulweisheit” gar sehr ver‐
dächtig scheint, weil sie auf Denkprämissen
fußt, die keine 
Selbsttäuschungen dulden.
.Kann man gewiß auch nicht behaupten,
daß sich Wissenschaft zu jeder Zeit von
allem Irrtum freigehalten habe, so wurde
doch noch jeder Trugschluß, dem sich wissen‐
schaftlich Forschende ergeben hatten, früher
oder später durch die 
gleiche Wissenschaft
als 
unzulässig aufgezeigt.
.Wie 
alles erdenmenschliche Erkennen,
ist auch Wissenschaft der Möglichkeit des
Irrens unterworfen.
.Aber dort, 
wo 
wirklich reine 
Wissen‐
schaft betrieben wird, ‒ und nicht nur
Götzendienst vor ihren 
Dienern, ‒ dort
ist noch immer 
weitaus mehr Gewähr für
sichere Erkenntnis dargeboten, als jemals
jene wilden Wüsten darzubieten haben wer‐
den, in die sich urteilslose Eigenbrötelei
durch das 
Gespenst der Freiheit allzuleicht
verlocken läßt.
 
.Jeder, 
seines Denkvermögens und der
Sinne mächtige der Erdenmenschen, glaubt
auf seine Art sich 
seiner selbst bewußt,
da er um 
seinen Körper weiß, und um die
durch Organe dieses Körpers wahrnehm‐
baren 
Reaktionen aus der 
Außenwelt, die
ihn umgibt.
.Des weiteren weiß jeder um den 
Namen,
den ihm voreinst Andere gegeben haben,
und kennt bis zu bestimmten Graden die
Familienzweige, denen er, als Frucht der
Einigung, sein körperliches Dasein zu ver‐
danken hat, selbst wenn er eher denen
fluchen möchte, die es ihm gegeben haben . . .   
.Er weiß um seine Stellung in der Welt,
‒ weiß, was er tätig zu 
erwerben wußte,
 
und was noch an Erwünschtem ihm 
ver‐
sagt zu bleiben scheint.
.Ganz sicher weiß er auch um seine 
Titel
und 
Bevorrechtungen, falls ihm solche von
Geburt an, oder im Verlaufe seines Erden‐
wandels dargeboten wurden . . .   
.Mit alledem jedoch weiß er noch keines‐
wegs um seine 
Wirklichkeit, denn alles
was er an sich kennt, ist nur zeitweilig 
An‐
genommenes, das mit ganz unbezweifel‐
barer Sicherheit dereinst ihm wieder 
ab‐
genommen werden wird. ‒ ‒
.Es gibt jedoch etwas, das keiner 
an‐
zunehmen, oder abzulegen braucht, da er
es ewig 
war und 
ist und 
sein wird, selbst
wenn er die Macht 
verwirkt, sich ewig mit
dem so Bestimmten als 
identisch zu emp‐
finden . . .   
.Es gibt etwas in uns, das 
nicht von
dieser Erde ist, auch wenn es sich in unserem
Erdendasein nur in 
erdenhaft bestimmter
Form 
erfassen läßt. ‒ ‒
.Dieses gilt es zu 
ergründen!
.Dieses, vor allem, gilt es 
an sich
wahrzunehmen!
.Wer dieses 
Eine nicht in sich ergründet
hat, der ist gleich einem Bettler, der durch
dunkle Gassen zwischen wohlverschlossenen
Häusern irrt, und in Verzweiflung aufspäht
zu den hellen Fenstern, die ihm zeigen, daß
die Anderen ihr Fest begehen, ‒ während
er zu 
seinem Feste längst noch nicht „ge‐
laden” ist . . .   
.Es gibt so viele, die gleich einem solchen
Bettler noch in „dunklen Gassen” irren,
und sich in jeder „Kellerkneipe” seelischer
Betäubungsgifte zu 
berauschen suchen, um
ihr Elend zu 
vergessen, während andere
sich seiner kaum noch schämen, und es brüsk
zur Schau zu tragen trachten. ‒
.Wenn 
Egoismus, guten Rechtes, als 
ver‐
werflich gilt, soweit er Selbstbetonung ist
die 
neben sich nichts gelten lassen will,
so ist man doch versucht, nach ihm zu fragen,
sieht man, wie so viele Tausende sich selbst
„
vergessen”, und wahrlich nicht, um An‐
deren dadurch zu nützen . . .   
.Eingekeilt in eine Masse, deren Einzel‐
glieder, bis auf Wenige, die leicht zu zählen
wären, längst schon 
sich „
vergaßen”, und
statt dessen sich genannt zu haben glauben,
wenn sie ihre äußerlichen „Namen” sagen,
gewahrt der Mitgerissene nur selten, daß er
um 
sich selbst nicht weiß, und nur die
zeitlich zugefügten bunten Fetzen kennt, die
ihn „
bezeichnen”. ‒
.Es liegt wahrhaftig 
allzuviel Genüg‐
samkeit in dieser Selbstaufgabe, nur um
jener Anderen willen, die in gleicher Weise
auch nicht um sich selber wissen!
.Hier könnte Egoismus „
Tugend” heißen,
sofern der Einzelne, durch Sorge um sich
 
selbst zum Anlaß würde, daß auch 
Andere
Ermutigung empfingen, nach sich selbst zu
suchen . . .   
.Fast bleibt es unbegreiflich für den Nüch‐
ternen, daß sich in diesem Erdendasein
Millionen an dem 
Maskenkram berauschen,
den sie sich ersonnen haben, weil sie nicht
mehr wissen, wer sie 
sind!
.Wo aber 
Wirkliches dem bloßen 
An‐
schein weichen muß, dort triumphiert in
Sicherheit der 
Trug, ‒ und selbst betrügt
sich 
jeder, der nicht mehr weiß, 
wer
er von Ewigkeit her 
ist!
.Die höchste Ehrung, die das äußere Ge‐
meinschaftsleben zu vergeben hat, kann
immer nur wie eine Mantelhülle, oder wie
ein Schmuck getragen werden.
.Als was der Träger dann 
erscheint,
das „
gilt” er denen, die auf seine Ehrung
„
Wert” zu „legen” trachten, doch was er
ist, wird keineswegs durch solchen Wert
verändert. ‒
.Fühlt er in dem ihm zugestandenen Ge‐
wande sich etwa 
erhabener, als in der
Nacktheit seiner Menschentiergestaltung,
dann lebt er nur in einer Traumwelt, als
das arme Opfer der Hypnose seiner Eitel‐
keit, und ist noch himmelweit davon ent‐
fernt, auch nur zu „ahnen”, 
wer er ist! ‒
.Aus längst vergessenem Bewußtsein seiner
selbst erreicht den Erdenmenschen noch die
leise Ahnung, daß alles, was ihn heute 
un‐
frei macht, ihm 
ungemäß, und 
nicht in
seinem wahren Sein beschlossen ist.
.So wird ein unbewußtes Streben zu 
sich
selbst, verwandelt in den wohlbewußten
Drang nach 
Freiheit.
.Durch diesen Drang jedoch weiß hier,
wie überall im Erdendasein, das 
Gespenst
der Freiheit alsobald sich aufgerufen, um
die Klarheit wachen Denkens zu umnebeln
durch die Truggebilde gleißender Verheis‐
sungen, die nie Erfüllung finden können.
 
.Nun sucht der Mensch auch hier nach
einer „Freiheit”, die nicht in 
Notwendig‐
keit begründet ist, ‒ und als die „
Wirk
lichkeit” gilt ihm das Scheingebilde irgend‐
einer irren Theorie, das ihn von Tag zu
Tag nur immer weiter von der Wirklich‐
keit hinwegverlockt.
.Wenn nicht zuletzt noch schreckerfüllte
Einsicht doch zur 
Umkehr zu bewegen
weiß, dann ist das Ende eines solchen armen
Wüstenwanderers ein elendes 
Verschmach‐
ten seiner Seele, oder ihr 
Ersticken in
den sturmgepeitschten Glutsandschwaden
auferweckten Urzeitwahns . . .   
.Solchem Ende gilt es aber wahrlich doch
zuvorzukommen durch die aus vernunftge‐
mäßem 
Denken schon erschließbare Er‐
kenntnis, daß sich 
wirklichkeitsgezeugte
Freiheit nur erreichen läßt bei wacher
Nüchternheit, die alle unbegründete Ver‐
heißung, mag sie auch die farbenprächtigste
 
Gestaltung zeigen, allsogleich als leeren 
Trug
durchschaut.
.Wie sollte 
Freiheit eines Menschen
Fundgut werden, der sich 
selbst in Fesseln
legt um seinen instinktiven Widerstand zu
überwinden, sobald ein wahngezeugter Spuk
erregten 
Eigendünkel zu betören sucht!?
.Wie sollte 
Freiheit zu erlangen sein für
einen Menschen, der sich selbst die Ketten
emsig 
schmiedet, denen er entfliehen
möchte!? ‒
.Alles Streben nach erahnter 
Freiheit
aber gilt ja hier doch nur dem 
Wieder‐
findenwollen seiner selbst! ‒
.Man wagt sich selbst nicht zu 
gestehen,
daß man 
sich „verloren” hat, und so 
ver‐
steckt man seine Not denn hinter bitter‐
licher Klage um die 
Freiheit, die nur in
Verlust geraten 
konnte, weil man in dem
Maskenwogen äußerlichsten Geltungstriebes
auch 
sich selbst verlor . . .   
.Zwar kennt man seine Maske noch, doch
weiß man nicht mehr in dem 
Wirklichen
bewußt zu werden, dem diese Maske nur als
irdische 
Verhüllung dient! ‒
.Und längst hat man sich so in seine
Maske „
eingelebt”, daß man sich selbst
mit ihr 
identisch fühlt.
.Man weiß nicht mehr, und 
will es nicht
mehr wissen, daß man doch noch 
An‐
deres als seine Maske „
ist”. ‒ ‒
.Zuweilen freilich kommen doch die
Zweifel, ‒ aber ist man nur erst wieder
mitten in dem langgewohnten Mummen‐
schanz, dann ist auch jede Frage bald ver‐
flogen, jeder Zweifel bald zerteilt!
.Von Jugend auf daran gewohnt, sich
immerfort in seiner 
Maske zu bewegen,
fürchtet man, sie abzulegen.
.In allen Spiegeln sah man sich bisher,
wie man sich sehen 
wollte, und argwöhnt
 
nun, sich selbst 
nicht mehr zu kennen,
legte man die wohlvertraute Maske ab.
.Es ist jedoch auch ganz unsagbar 
schwer,
sich heute wieder unter seiner Maske zu
entdecken!
.Von allen Seiten stürmen auf den Suchen‐
den, der seiner Urnatur sich vergewissern
will, die wunderlichsten Lehren, ‒ meist
aus 
unberufener Lehrer Munde, ‒ ein,
und alle treten mit dem Anspruch auf, als
unbestreitbare, gewisse „
Wahrheit” Aner‐
kennung zu verdienen.
.In allen diesen Lehren, ob sie nun die
Weisheit 
alter Zeiten neu beleben wollen,
oder den Gehirnen 
Heutiger erwachsen
sind, ‒ kann man gewiß auch manchen
Niederschlag 
bedingter Wahrheit 
finden.
.So manche Weisheitsworte sind da auf‐
gezeichnet ‒ neugestaltet, oder aus dem
Schatze alter Völker übernommen, ‒ die
von jedem ehrlich Suchenden gewiß „
er‐
wogen” werden wollen.
.Wie wenig aber hat das alles dennoch
mit der 
Wirklichkeit zu tun, in der des
Erdenmenschen 
stärkste, 
tiefstreichende
Wurzeln gründen!? ‒
.Wir müssen dieser Wirklichkeit in uns
bewußt zu werden trachten, wollen wir
nach den Jahrtausenden der steten 
Raub‐
tierbalgereien um den Fraß, zuletzt denn
doch noch Lebensformen Ausdruck schaffen,
die uns zum wenigsten soweit erheben, daß
des Menschen Nebentiere dieser Erde, ‒
hätten sie des Menschen Urteils-
Fähigkeit,
‒ sich seiner nicht für alle Zeit zu
schämen brauchten. ‒ ‒
.Um solches 
Wirklichkeitsbewußt‐
sein zu erlangen, bedarf es weder einer
Glaubenslehre, noch der 
philosophi‐
schen Systeme!
.Noch keine Glaubenslehre wußte zu
verhüten, daß die Menschen sich 
er‐
schlugen, oder noch viel grausamer zer‐
 
fetzten 
vor der endlichen Erlösung durch
den Tod, als je ein Tiger seine Nahrungs‐
beute hungergierberauscht zerriß! ‒
.Kein Denkergebnis aus der hochgemuten
Hirnarbeit der großen Philosophen war
imstande, Völker von der gegenseitigen Zer‐
fleischung 
abzuhalten, sobald durch 
Haß
und 
Neid und 
Herrschsucht in Drei‐
einigkeit, die Tierinstinkte 
überreizt, und
die Gedanken 
dem Vernichtungstrieb
verflochten wurden! ‒
.Wir müssen 
tiefer graben, wollen wir
die nährungsfrohe Erde in uns finden, in
der wir Alle 
allverwachsen sind!
.Wir müssen endlich 
tiefer denken,
wollen wir auch die Bewußtheit in den
Wurzeln unseres Seins erreichen, die erst
erkennen lehrt, wie wir 
uns selbst die
Lebensadern unterbinden, schnüren wir, im
Trieb uns hochzuranken, 
Anderen den
Lebenszustrom ab . . .   
.Voll Ehrfurcht müssen wir das 
Wirk‐
liche in uns ergründen, um den „Grund”
zu einer 
Willenswandlung zu erfühlen,
die aller Erdenmenschheit 
unerläßlich
bleibt, will sie nicht in rapider Rückbildung
zu einem Schuttgezücht des Tiergestaltungs‐
willens dieser Erde werden. ‒ ‒
.Der blutbesudelte, vom Schlammschleim
der Verwesung überspülte Weg zu solcher
Rückbildung in eine Tierart, der die Ur‐
waldaffen dermaleinst als hohe „Götter”
gelten müßten, ist leider heute schon von
Scharen selbstbetörter Erdenmenschen längst
beschritten, so daß es wahrlich an der
Zeit ist, laut vor der Gefahr zu 
warnen, die
durch kein Verlachen aus dem Munde tollen
Irrmuts aufzuhalten ist! ‒ ‒
.Willst du, der diese Worte liest, zu
Wirklichkeitsbewußtsein kommen, dann
mußt du jegliche Vermutung fahren lassen,
als sei das hier dem Streben deines Wil‐
 
lens dargezeigte Ziel etwa erreichbar durch
absonderliche Hirnverrenkung, oder irgend‐
welche Akrobatenkünste der Gedanken, bei
denen meistens der vermeintliche „
Be‐
herrscher” des Gedankenlebens zum 
Be‐
herrschten wird: ‒ besessen von dem
Wunschgedanken nach geheimer Macht!
.Du mußt auch keineswegs ein Wissen
dir erwerben, wie es 
Wissenschaft verlangt!
.Wer das Bewußtsein seiner 
Wirklich‐
keit in sich zu suchen unternimmt, der
kann nur dann zu dem von ihm erstrebten
Ziele kommen, wenn er vom Anfang an
den Weg verfolgt, den ihm die Wirklichkeit
in seinem Erdendasein dargeboten hat.
.Hier gilt es nicht, in Parallele zu der
Frage des Pilatus, nun die Frage aufzu‐
werfen: „
Was ist Wirklichkeit?” ‒
.Wir wollen das getrost den „
Neunmal‐
weisen” überlassen, die beim 
zehnten‐
male stets zu 
Toren werden!
.Hier soll dir vorerst 
das als „wirklich”
gelten, was auch ein 
Kind als seine Wirk‐
lichkeit empfindet!
.Benenne ruhig diese „Wirklichkeit” mit
Worten, die dir deine Schulung an die Hand
gab um der Unterscheidung der im Denken
nötigen „Begriffe” willen!
.Auch wenn du solcher Unterscheidung
denkgeübter Meister bist, wirst du dein
intellektuelles Wissen wahrlich nicht zu
opfern brauchen, denn auch die 
Aus‐
wirkung der Wirklichkeit darf um des
hier erstrebten Zieles willen einmal hin‐
genommen werden als das 
erdensinnlich
faßbar „Wirkliche” . . .   
.Auch wenn du 
nicht mehr „wirklich”
nennen magst, was deine Körpersinne dich
erkennen lassen, so bleibt doch dieses körper‐
sinnenhaft Erkannte Ausgangspunkt für den
Begriff der Wirklichkeit, wie hoch du ihn
auch denkend überhöhen mochtest. ‒
 
.In gleicher Weise muß dir jetzt das
erdensinnlich „
Wirkliche” zum 
Aus‐
gangspunkte deines Weges werden!
.Das 
allernächste erdensinnlich „Wirk‐
liche” ist dir 
dein eigener Erdenleib,
und nur von ihm aus wirst du sicheren,
geraden Weges weiterkommen, willst du
schließlich auch das 
absolute Wirkliche
erreichen. ‒ ‒
.Es ist ein ziemlich langer Weg, den du
bedachtsam und 
gemessenen Schrittes
nun erwandern mußt!
.Das Ziel jedoch, dem du auf solche Weise
immer näher kommst, wird dir auch Kraft
verleihen, auf dem Wege auszuharren. ‒
.Beginne mit der Sicherheit, die jedes
menschliche Bestreben fordert, wenn man
es erfolgreich einstens enden will!
.Auch hier gilt jene alte Sprichwort‐
weisheit, daß nichts schwerer, als der 
An‐
fang ist.
 
.Es steht dir aber frei, die Weise des
Beginnens 
selber zu bestimmen.
.Verlangt wird nichts von dir, als daß
du 
deinen ganzen Körper von den Füßen
bis zum Scheitel 
in dein Selbstbewußt‐
sein aufzunehmen suchst!
.Du wirst zwar meinen, das sei längst
geschehen und bedürfe keiner Mühe mehr,
‒ allein, du darfst mir dennoch glauben,
daß du sicherlich dich irrst!
.Wenn du den Weg der hier beschritten
werden soll, noch nicht betreten hast, dann
weißt du noch nicht, was er von dir fordert.
.Es ist ein Anderes, ob deine 
Körper‐
zellen dir 
gehirnbewußt sind, oder ob
dein ganzer Erdenleib 
durchströmt von
deinem Selbstbewußtsein ist!
.Was hier 
Notwendigkeit verlangt, er‐
fordert 
vieles Mühen, äußerste 
Beständig‐
keit und unermüdbare 
Geduld!
 
.Dann aber wirst du auch dein Ziel mit
aller Sicherheit 
erreichen, und endlich an‐
gelangt, wird all dein Mühen dir nur als
ein gar geringer Preis erscheinen für den un‐
verlierbaren Gewinn, den du errungen hast!
.Die 
höchste Form der 
Freiheit hast
du im gesicherten 
Bewußtsein deiner
ewigkeitsgezeugten Wirklichkeit er‐
reicht, und schaudernd nur wirst du der
Tage noch gedenken, die auch dich vor‐
einst inmitten der Betörten sahen, denen
ein 
Gespenst aus Grüften irrenden Ver‐
langens für die heißersehnte Freiheit galt . . .      
 
ENDE