DAS MYSTERIUM
VON GOLGATHA
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
BÔ YIN RÂ
Joseph Anton Schneiderfranken
4. Auflage
Unveränderter Nachdruck der 1953 in der Kober'schen
Verlagsbuchhandlung erschienenen dritten Auflage.
Erstausgabe Verlag Magische Blätter, Leipzig 1922
Erweiterte Ausgabe Richard Hummel Verlag, Leipzig 1930
© 1973, Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG Bern
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung in
fremde Sprachen und der Verbreitung in Rundfunk
und Fernsehen
Druck: Baumann AG. Menziken
 
DER MUTTER MEINER KINDER!
So, wie mein Buch „Mehr Licht!” aus ge‐
sonderten Abhandlungen entstand, so ist
auch dieses Buch eine Sammlung in sich bis
zu gewissem Grade abgeschlossener Kapitel.
Dennoch möchte ich das, was ich 
hier nun
verbinde, nur im 
Zusammenhang be‐
trachtet wissen, und wenn ich dem ganzen
Buche 
den Titel seiner ersten Ab‐
handlung gebe, so geschieht dies deshalb,
weil alles andere im Grunde 
mit zu die‐
ser Abhandlung gehört.
.Ich vertraue meinen Lesern, daß sie in sol‐
chem Sinne zu lesen wissen und glaube, daß
es wahrlich keines besonderen Hinweises be‐
darf, um den roten Faden zu finden, der hier
alle Einzelkapitel zu einem sich selbst erklä‐
renden Ganzen durchzieht.
Unter denen, die in heutigen Tagen einer
geistigen Erneuerung zustreben, sind unstrei‐
 
tig sehr viele zu finden, denen der hohe Mei‐
ster von Nazareth seit frühester Jugend als
göttlicher Lehrer galt, ‒ denen das „
My‐
sterium von Golgatha” Mittelpunkt
ihres Glaubens war...
.In manchen mag noch heute ein tiefer
Christusglaube 
Leben zeugen, während an‐
dere längst in Seelennot und Zweifel das 
ver‐
loren haben, was ihrer Kindheit 
Licht
und 
Gottesgewißheit gab. ‒ ‒
.Allen diesen aber glaube ich hier manche
Schleier lüften zu können, die vor ihren Augen
bisher verborgen hielten, was ihres Herzens
tiefster Sehnsucht allein die letzte Bestätigung
bringen kann. ‒
.Es gilt, die tiefe Wahrheit zu enthüllen, die
in dem Gottessohn von Nazareth ein 
Leben
formte, das in fernste Zeiten noch des 
Lich‐
tes reine Strahlen senden wird, so sehr auch
diese heutige Zeit gar manche Zweifel an der
Wahrheit dieses Lebens nährt.
Die mannigfachsten Bilder haben im Laufe
der Jahrhunderte das Bild des „großen Lie‐
benden”, des erhabenen Meisters der Evan‐
gelien, verdunkelt.
.Schon damals, als sein Fuß noch durch die
Gaue Palästinas wanderte, gab es nur Wenige,
die wahrhaft wußten, 
wer er war, und
die, von denen uns die heiligen Bücher als
von seinen Jüngern reden, dürfen kaum zu
diesen Wenigen gerechnet werden.
.Was uns erhalten ist an Worten seiner Lehre,
trägt die Farben aller derer, die durch seine
Lehre 
eigenes Wähnen stützen wollten....
.Weniges nur läßt sich auch heute noch als
ungetrübte Kunde seines Lebens werten.
.Und dennoch strahlen selbst die 
Trüm‐
mer der Berichte noch von einem 
Lichte
Kunde, das wahrlich „nicht von dieser Erde”
ist, doch eines „
Menschen-Sohnes” Wir‐
ken brauchte, um dem Menschen dieser Erde
sich zu geben.
Wahrheit und 
Sage haben sich im
Laufe der Zeiten in dieses Lichtes 
Leuch‐
ten gestellt.
.Urtiefe 
Symbole suchten in ihm 
Er‐
hellung.
.Altes und 
Neues mußte es jeweils
beleuchten, aber nur äußerst selten ward es
in seiner 
wahren Wesenheit erkannt.
.Des hohen Meisters göttliche Lehre wird
aber keinem, der die alten Berichte liest, die
tiefsten Tiefen erhellen, solange 
der Mei‐
ster selbst noch hinter den Schleiern
der Berichte 
verborgen bleibt. ‒
.Die sich seine Diener nannten, waren selbst
im Geiste viel zu weit von ihm entfernt, um
ihn zu 
erkennen, und ihre Sorge war
es zumeist: ‒ an alter Kunde nicht zu rühren.
.So konnte es kommen, daß eine neue, ihres
Verstandeswissens allzu sichere Zeit selbst des
Meisters 
Dasein in Frage zog.
Aber der, von dem das Wort berichtet
wird: „
Ich will bei euch bleiben
bis ans Ende der Welt” ‒ war 
an‐
 
deren Maßes als seine 
Diener und
anderen Maßes als seine 
Leugner.
.Wohl dir, 
wenn du beim Lesen
dieses Buches seine hohen, 
rei‐
nen Züge erkennst!
.Auch wenn du dich 
nicht nach seiner
Lehre nennst, oder vielmehr nach der Lehre,
die man in seinem Namen schuf, ‒ so wirst
du ihm dennoch fürder angehören, wenn du
erkanntest, wer er wirklich 
war ‒ und
ist....
.Dann wirst du mit 
anderen Augen die
Berichte lesen, die von ihm erzählen, und alle
Zweifelsgründe werden dir benommen sein. ‒
.Bist du ein Gläubiger der alten Lehren,
die auf 
seiner Lehre 
ihre Dome erbauten,
dann wird dir, ‒ wenn du recht zu lesen
weißt, ‒ sein Licht das Dunkel ihrer Hallen
hellen, und manche Lehre, die dir schwere
Last auf deinen Schultern war, an die du
nur aus Furcht vor Frevel nicht zu rühren
wagtest, wird dir zu lieber Bürde werden, zu
einem Kleinod, das du niemals missen möch‐
test. ‒
 
Woher mir mein Wissen ward, das ich dir
hier gebe, wirst du in diesem Buche erfahren, ‒
und wahrlich wird dir hier ein Wissen werden,
das in 
Wahrheit gründet und jeder Täu‐
schung entrückt ist!
.Ich will dich deinem Glauben nicht ent‐
fremden und ehre wahrlich die frommen Ge‐
fäße der Altäre; ‒ doch will ich deinem Glau‐
ben 
Inhalt geben, und unerschöpfliche
Brunnen will ich erneut zum Fließen bringen. ‒
.So nimm denn dieses Buch und lasse seine
Worte dir zum Segen werden!
.Wenn du manches findest, was dir zuerst
noch 
fremd erscheint, so sei nicht vor‐
schnell zu einer Entscheidung bereit!
.Du wirst 
öfters lesen müssen, bis die
verschütteten Schächte deines Empfindens
frei werden können, ‒ damit die 
leben‐
digen Wasser der Urgrundtiefen deines
Seins empor ans Licht gelangen mögen!
.Bedenke, daß viele Jahrhunderte ihre „Scher‐
ben” in deine Brunnen warfen, und daß nur
du selbst allein diesen Schutt entfernen
kannst. ‒
 
„Toren glauben sich groß, wenn sie 
andere
übersteigen können, der Weise aber macht
sich klein, damit er 
sich selbst übersteige.”
 
Zu den Zeiten des 
Kung fu tse lebte
im Reiche der Mitte ein wundersamer
Weiser, den sie 
Lao tse nannten.
.Kung fu tse, der große Lehrer der
Gesetze des glücklichen Lebens, hörte von ihm
und machte sich auf, ihn zu besuchen. Von
diesem Besuch zurückgekehrt, ging 
Kung
fu tse drei Tage lang schweigend umher,
so daß seine Schüler sich sehr verwunderten.
.Tseu Kong aber machte sein Herz weit
und frug den Lehrer, weshalb er unausgesetzt
schweige?
.Darauf antwortete 
Kung fu tse und
sprach:
.„Wenn ich bemerke, daß ein Mensch sich
seiner Gedanken bedient, um mir wie der
Vogel im Fluge zu entwischen, so bediene
ich mich meiner Gedanken, wie man sich
eines Pfeiles bedient, den man vom Bogen
schnellt.
 
.Unweigerlich treffe ich einen solchen Men‐
schen und werde seiner Meister. ‒
.Will er mir aber entwischen, wie ein hur‐
tiger 
Hirsch, so verfolge ich ihn wie ein
geschickter Jagdhund, hole ihn sicher ein und
werfe ihn nieder. ‒
.Will er mir entwischen wie ein 
Fisch,
der sich in die Tiefe gleiten läßt, so werfe ich
meine Angel aus, fange ihn und bringe ihn
in meine Gewalt. ‒
.Ein Drache aber, 
der in die
Wolken steigt und in der Luft
schwebt, ‒ den kann ich 
nicht ver‐
folgen!
.Ich habe 
Lao tse gesehen und er ist
wie der 
Drache!
.Als er sprach, blieb mein Mund offen und
ich vermochte ihn nicht wieder zu schließen. ‒
.Meine Zunge hing mir vor Erstaunen aus
dem Munde und ich konnte sie nicht zurück‐
ziehen. ‒
 
.Meine Seele aber wurde aufgeregt und ist
noch nicht wieder ruhig geworden!”
Diese wenigen, in den chinesischen Schrif‐
ten erhaltenen Worte sprechen deutlich genug
von dem ungeheuren Eindruck, den die gei‐
stige Weisheit 
Lao tse auf 
Kung fu
tse machte, der wahrlich auch, auf seine
Art, ein Weiser war, aber den Bereich des
Intellekts allein beherrschte, während
jener hoch 
über allem intellektuellen Wis‐
sen seine geistige Heimat fand. ‒
.Es wird berichtet, 
Lao tse sei in hohem
Alter, gegen das Ende seines Lebens, aus
seinem Lande gegangen, ‒ nach Westen zu,
‒ dorthin, von wo er einst seine Lehre er‐
halten habe...
.Im „
Tao te king”, das ihm zugeschrie‐
ben wird, darf man den wesentlichen Nieder‐
schlag seiner Lehre suchen.
.Man hat mit gewissem Recht darauf hin‐
gewiesen, wie nahe diese Lehre den Lehren
 
der 
Pythagoräer und der Philosophie
Platos steht, ja man wollte es wahrschein‐
lich machen, daß 
Lao tse aus alter
ägyptischer Mysterienweisheit geschöpft
habe, und konstruierte einst so die wunder‐
lichsten Zusammenhänge.
.Ein Körnchen Wahrheit liegt, wie fast immer
in ähnlichen Fällen, allen diesen Mutmaßungen
zugrunde, denn 
Lao tse, der von dem
größten weltlichen Weisen seiner Zeit Be‐
staunte, war einer der wenigen wirkenden Mei‐
ster jener geistigen Gemeinschaft, die man
symbolisch: die „
Weiße Loge” nennt,
der alle alten 
Mysterienkulte, der
auch 
Pythagoras und 
Plato ihr
Bestes dankten. ‒
Während aber diese geistige Gemeinschaft
als solche durch alle Jahrtausende hin stets
nur in 
geistiger Weise 
aus völliger
Verborgenheit heraus wirkte, fan‐
den sich doch zu Zeiten, wenngleich 
äußerst
selten, einzelne ihrer Glieder, die „in der
Welt” lebten, bereit und willens, 
auch
durch das gesprochene und 
ge‐
schriebene Wort höchste geistige
Lehre zu erteilen, und einer dieser Sel‐
tenen war eben dieser 
Lao tse.
.Nicht umsonst betont er, daß der Weise sich
in seiner Lehre 
nach Zeit und Um‐
ständen richten müsse, denn es war ihm
wohl bewußt, daß seine Lehre in seinem Volke
und zu seiner Zeit nur verstanden werden
könne in einer Ausprägung, die wenigstens bei
den damals geistig Eingestellten Geltung zu
finden hoffen durfte.
.Nach 
Zeit und Umständen mußte
sich noch 
jeder der ganz wenigen richten,
der als ein in der Welt lebendes Glied der
„Weißen Loge” Lehre in Worte zu fassen
versuchte, und auch jener „
große Lie‐
bende”, der diese Lehre „
die frohe
Botschaft” nannte, war nicht weniger
seiner Sendung als der Pflicht bewußt, 
Zeit
und Umstände zu beachten, und die
Anknüpfung für das Leitseil der Lehre 
dort
zu suchen, wo 
sicherer Halt dafür zu finden
war. Doch, 
sicherer Halt ist immer zu‐
gleich: ‒ 
Widerstand...
 
.Man wird Leben, Tat und Lehre dieses in
seiner Liebe Erhabensten unter denen, die sich
die „
Leuchtenden des Urlichtes”,
die „
Worte des Wortes” nennen, erst
dann in ganzer Größe begreifen, wenn man
erfaßt hat, daß auch er 
Zeit und Um‐
stände weise nützen mußte, und daß er ‒
vielleicht mehr als andere vor und nach ihm ‒
Halt am 
Widerstand zu finden suchte. ‒
Es sei mir ferne, frommen Glauben hier zu
stören, dem der Meister der Evangelien zum
einzigen „Sohne Gottes” ward! ‒
.Wer dieses Glaubens ist und darin Heil zu
finden hofft, der darf gewiß sein, daß seine
Hoffnung ihn nicht trügt, 
wenn er des
Meisters Lehre in sich 
Leben schaffen läßt,
und daß der Segen, der ihm werden kann,
niemals gebunden ist an seine 
Meinung
hinsichtlich der Dinge, die das Erscheinen
seines Meisters einst verursacht haben.
.Fühlt er sich 
stark in seinem Glauben,
dann lese er getrost, was hier gegeben werden
 
soll und lehne alles ab, was seines Glaubens
Wurzeln nicht vertragen können!
.Je 
stärker sein Glaube in Wahrheit ist,
desto sicherer wird er aus diesen Eröffnungen
neue Kräfte ziehen, denn: „
Wer da hat,
dem wird 
gegeben werden, auf daß er
in Fülle habe”; ‒ fühlt er sich aber
schwach und 
schwankend, und ist
ihm sein Glaube nur eine schwache Tröstung,
die dieses Glaubens oft selber zweifelnde Leh‐
rer, zur Pflicht der Belehrung verdammt, zu
geben haben, dann lese er lieber nicht weiter,
denn es steht auch geschrieben, daß: ‒ „dem,
der da 
nicht hat, auch 
das noch genom‐
men wird, was er zu haben 
vermeint”. ‒
.Wer aber die Lebenslehre des in heiliger
Liebe glühenden 
Rabbi Jehoschuah
von Nazareth als eine fromme 
Sage be‐
trachten möchte, oder gar Zweifel hegt, ob
dieser Gottgeeinte jemals lebte, dem soll hier
einiges von dem gesagt werden, was jene von
ihm wissen, deren „Bruder” und Beauftragter
er war, ‒ er, von dem man berichtet, daß
er „anders” lehrte als die Lehrer seiner Zeit, ‒
daß er sprach, „wie einer, der da Macht hat”
‒ weil er eben als das, was er war, gar nicht
anders sprechen 
konnte, wollte er nicht
vor sich selbst unwahr werden. ‒ ‒
.So viel die Berichte über sein Leben und
seine Lehre auch an mystischer Zutat auf‐
nehmen mußten, so bleibt doch hier immer
noch mehr des real Gegebenen zu betrachten,
als rationalistische Kritik, von tieferem Zu‐
sammenhang nichts ahnend, rein äußerlich
genommen, bestehen lassen kann. ‒
Leben und Lehre dieses Mannes, der seit
fast zwei Jahrtausenden den Völkern des
Westens zum „Gotte” ward, wird niemals
nur durch philologische Quellenforschung zu
ergründen sein, und das Gebäude, das als
„Christentum” sich auf dem Grunde dieses
Lebens und dieser Lehre erhob, ist, trotz
mancher abstruser Form, durchaus nicht so
leer an deutbaren Symbolen höchster Erkennt‐
nis, wie manche seiner Verächter gutgläubig
anzunehmen scheinen. ‒
.Freilich darf man die Reinigung, die der
ehrliche, kraftvolle Augustinermönch von Wit‐
tenberg auf seine Weise in heiliger Einfalt er‐
strebte, nicht nun für alle Zeit als gelungenes
Werk betrachten, darf nicht seinem bäuerlich‐
naiven Gottes- und Teufelsglauben jene gei‐
stige Einsicht verehrungsblind zugestehen, die
nötig gewesen wäre, um hier eine 
wirk‐
liche „Reformation” unter sorgsamstem
Schutze ihm unzugänglicher, tiefster Sym‐
bole, durchzuführen. ‒
.Noch ist die Tat, die er getan zu haben
glaubte, einst zu tun, und 
anders zu
tun, als 
er, bei aller Kraft seines großen
Wollens, sie zu tun 
vermochte...
.Er aber mußte 
den Boden schaffen,
auf dem einst 
jener sicheren Stand finden
wird, der diese Tat aus tiefstem Erkennen
heraus vollbringen kann.
.Dann erst werden die urtiefen Mysterien
des Christentums, aus verschütteten Schäch‐
ten gehoben, aller Menschheit einleuchten,
und ihr Licht wird jenes Dunkel endlich
 
hellen, das für so viele den Weg ungangbar
macht, den einst der Meister von Nazareth
in sich selbst, für alle, die ihm folgen wollten,
bahnte.
.Dann erst wird man verstehen, weshalb
dieser weise 
Liebende berechtigt war,
den Seinen zu sagen:
.„
Ohne mich könnt ihr nichts
tun!”
.Weshalb er sich selbst den „
Rebstock”
und die Seinen die „
Reben” nannte, ‒
weshalb er verlangte, daß jeder, der „
das
Leben” in sich haben wolle, 
das in sich
aufnehmen müsse, was 
in ihm selbst,
dem Meister, „
Fleisch und Blut” ge‐
worden war. ‒
Wahrlich, hier ist 
urgründige Weis‐
heit, aber sie kann nur gefunden werden,
wenn man weiß, 
wer dieser „Sohn des
Menschen” war und woher er kam. Wer
es ganz erfaßt, der mag zuletzt mit Staunen
sehen, daß das „
Dogma” durch die 
Wahr‐
heit keineswegs entwurzelt wird!
.Die es seit Jahrhunderten schützen zu müs‐
sen meinen, ahnen nicht, daß seine Wur‐
zeln 
viel tiefer reichen, 
als ihr
Glaube vordringt, und daß unter
dem Flugsand theologischer Spekulation, den
sie wieder und wieder durchsieben, säftequel‐
lendes, ewiges Erdreich zu finden ist, das sie
nur deshalb nicht entdecken, weil sie in un‐
nützem Spiel nicht müde werden, magische
Figuren in den Sand der Oberfläche zu zeich‐
nen, wähnend, daß aus dieser Zeichen Zauber‐
kraft allein das Heil erblühe, das der Meister
allen, die in ihm sich einen wollen, einst ver‐
heißen hat.
Den einzigen „eingeborenen Sohn des Va‐
ters” sieht der gläubige Christ in dem Mei‐
ster, nach dem er sich nennt, aber der Meister
selbst, „voll der Gnade und Wahrheit”, be‐
kennt, daß in seines Vaters Hause „
viele
Wohnungen” sind, daß es 
ihm nicht zu‐
stehe, zu bestimmen, wer zu seiner Rechten
und seiner Linken säße in seines Vaters Reich,
und daß „der Vater 
größer” ist als er. ‒
.„Wenn ich auch 
von mir selbst Zeug‐
nis gebe, so ist 
doch mein Zeugnis wahr,
weil ich 
weiß, woher ich gekommen bin und
wohin ich gehe; ihr aber wisset 
nicht, wo‐
her ich komme oder wohin ich gehe.” ‒
.So wird auch bis auf den heutigen Tag kein
Sinnen und Glauben ihn rein in seiner ur‐
eigensten Wesenheit erfassen, es sei denn, der
also Sinnende und Glaubende 
wisse, „wo‐
her” der Meister kam und „wohin” er ging, ‒
wisse, daß hier einer der „
Leuchtenden
des Urlichtes” vor ihm steht, von sei‐
nen „Brüdern” bis auf diese Stunde als der
größte „
Liebende” unter ihnen voll
Bewunderung verehrt, ausgegangen aus ihrem
Kreise und zurückgekehrt zu ihm, um in un‐
sichtbarer Gestaltung die geistige Aura der
Erde nicht eher zu verlassen, als bis der
letzte der Menschengeister, die hier im Tiere
leben, einging zum Licht. ‒
Was immer einer dieser „Leuchtenden des
Urlichtes” 
von sich selbst sagen mag,
um „Zeugnis von sich selbst” zu geben,
das sagt er 
als Repräsentant der
ewigen, 
geistigen Viel-
Einheit,
in der er steht. Es gilt gleichzeitig, 
von
ihm selbst, 
wie von allen, die
mit ihm 
ver-eint die Gemeinschaft der
„Leuchtenden des Urlichts” bilden. ‒
.Ohne das Sein dieser kosmisch-geistigen
Ver-Einung wäre der geistige „Mensch”,
der durch den „Fall”, durch eigenen Impuls
in eine andere „Dimension” sich verirrte,
längst völlig im Erdenmenschtiere der Um‐
nachtung verfallen, dem ewigen und einzig
wirklichen „Tode”, ‒ der Auflösung seiner
geistigen Individualempfindung, der Rückkehr
in das ungeformte „Chaos”, die Seins-Nacht
des Urgrundes, dem er einst, formgeworden,
entstieg, in diesem ewig sich selbst zur Form
zeugenden Urgrunde „gezeugt”, nicht „er‐
schaffen”! ‒ ‒ ‒
Ewige Liebe, glühend gleich einem unfaß‐
baren Lichtfeuerquell inmitten des urgrün‐
digen „Chaos”, ‒ ewiges „
Urlicht”, ‒
spricht sich selbst zum „
Ur-
Wort” aus,
in unendlichfältigem „
Echo” gleichsam
sich selbst vernehmend in un‐
endlichfältiger Selbstdarstel‐
lung. ‒
.So „ergeht das 'Wort' des Herrn in alle
Lande”, und in 
jedem dieser „Worte” wird
es sich selbst zu anbetender „
Ant-
wort”,
in 
jedem ist es die glühende „Sonne”, die
aus sich ihr „Planetensystem” erzeugt, ‒ die
individualisierte „Gottheit” des individuellen
Geistes, den sie aus sich heraus fortzeugend
gebärt...
.Aus diesem „
Herzen Gottes”, dem
Lichtfeuerzentrum alles Seins, dem Quell‐
grund im ungeformten „Chaos”, den kein
menschliches Wort erfaßt, es sei denn, man
nenne ihn: „
die Liebe, 
die aus sich
selbst ist”, ‒ ‒ stammt der „Heils‐
plan”, 
in der Liebe gegründet
von Ewigkeit her, der die Viel-Einheit
der „Leuchtenden” gestaltet, damit sie rette,
was verloren scheint, in selige Seinsgewißheit
wiederbringe, was sich selbst zerstreute und
so das Empfinden seiner Eigenform verlor. ‒
Gezwungen, in zeitlichen 
Bildern zu
reden, weiß ich wohl, daß mancher, stolz
und gewiß, seines begrifflichen Erkennens
froh, solches Geschehen in dem, was „ewig”
ist, als „absurd” erklären wird, allein das
wirkliche „Ewige” ist ein anderes als
der 
Begriff, den sich 
intellektuel‐
les Vorstellen schuf, und 
keine Weis‐
heit des 
Verstandes wird je 
den Be‐
griff zu bilden vermögen, der sich hier mit
der 
Wirklichkeit deckt...
.In 
tiefstem Fühlen nur läßt sich für
jene, die „guten Willens sind”, 
ein we‐
niges von dem erahnen, was das Ewige
in 
Wirklichkeit ist, und alles speku‐
lative Erdenkenwollen 
muß an 
dieser
Wirklichkeit zerschellen. ‒
.Von allen, die auf Erden leben, kann stets
nur einer, der „
zurückgefunden” hat,
dorthin, von wo er einst als Geistform
ausgegangen war, von dieser „Wirklich‐
keit” wahrhaftes Zeugnis geben.
.„
Keiner kommt zum Vater,
außer durch mich!” ‒ ‒
 
.Der dieses Wort einst prägte, gehört zu den
wenigen, die das Wirkliche „
von Ange‐
sicht zu Angesicht” erfahren hatten,
längst ehe sie auf dieser Erde eines Menschen‐
tieres Körperhülle fanden, aus der sie leib‐
haft lehren können, was „der Vater” sie zu
künden heißt.
Jeder der „Leuchtenden des Urlichtes”,
aber auch 
nur, wer zu ihnen 
aus Kraft
und Sendung des „
Urlichtes” zählt,
darf das 
gleiche Wort aus innerster 
Geist‐
wesensgleichheit von sich aus
mit gleicher Bedeutung gebrau‐
chen, wie es von dem Meister der Evan‐
gelien berichtet wird, und dennoch ehren in
ihm alle seine Brüder 
den, der alle, die
bisher als Menschen über diese Erde schrit‐
ten, übertrifft an 
Liebeskraft. ‒
.So sehr auch 
jeder einzelne, der je zu
der Gemeinschaft zählte, aus der Liebe lebt,
so war doch keiner noch, der 
so sein
ganzes Sein in Liebe überformt
der Welt zu lebendiger Hilfe
 
dargeboten hätte, wie dieser, den sie
selbst „
den großen Liebenden”
nennen.
.Was er der Menschheit gab, ist nur von
Seltenen erahnt worden. ‒
.So sehr übersteigt seine Tat alle mensch‐
liche Fassungskraft, daß jene Ersten, die die‐
ser Tat 
Größe ahnten, ihn vor sich selbst
zum 
Gotte machen mußten, um sich von
solcher Größe des 
Menschen nicht 
er‐
drückt zu fühlen! ‒ ‒ ‒
.Doch sein Erlösungswerk braucht keine
Mythe, die von einem rachelüsternen Stammes‐
gotte zu erzählen weiß, der seinen „Sohn”
als Mensch der Menschheit schickt, damit sein
eigener Rachedurst durch ihre Grausamkeit
befriedigt werde.
.Was dieser „große Liebende” der Mensch‐
heit als ein Erbteil aus dem Reiche des Gei‐
stes darbot, war auch wahrlich anderes als
jene „stellvertretende Genugtuung”, die sich
bequemes Heilsbedürfnis ausersann, um selbst
zu keiner eigenen Tat mehr Pflicht in sich
zu fühlen. ‒
 
.Am Kreuze von Golgatha wurde 
wirk‐
lich die Welt von einer Bindung „
er‐
löst”, wenn auch in durchaus anderer Weise,
als die Ahnenden es zu fassen versuchten! ‒ ‒
Als der Meister von Nazareth den von ihm
in seinen höchsten Stunden stets 
gesuch‐
ten Tod endlich am römischen Kreuzes‐
galgen 
erlitt, vollbrachte er 
ganz un‐
vergleichbar Größeres, als was so man‐
cher vor und nach ihm tat, der das Leben
dieser Erde seiner Überzeugung opferte. ‒
.Der einst auf Golgatha am Kreuze starb,
war an jener Stätte der einzige, der mit aller
Klarheit 
wußte, was geschah, und nur er
allein war auch 
imstande, durch die‐
sen Liebestod die Riegel aufzusprengen, die
das Tor zur Freiheit für den 
Geistes‐
menschen schlossen, seit er, im Tiere
dieser Erde, dieses Tieres Trieb und Neigung
so erlegen war, daß die Er-lösung von des
Tieres Schicksal kaum mehr möglich schien. ‒
.Nur ein „
Wissender” konnte 
er‐
kennen, daß es höchster Liebestat eines
 
Menschen 
möglich sei, eine geistige Kraft
im Bereiche menschlicher Macht aufs neue
zu 
erwecken, ‒ 
so zu erwecken, daß
sie allen 
ergreifbar werde, um die sich
das Schlinggewächs tierhafter Lebensinstinkte
bedrohend festgerankt zeigte, ‒ daß nur einer,
der das Tier mit seinem Geistigen 
zu einem
neuen Sein verschmolzen hatte, die Gasse
bahnen konnte, denen, die ihm folgen woll‐
ten. ‒
.Freilich: ‒ dieser „
Wissende” mußte
zugleich in unerhörtem Maße ein 
Lieben‐
der sein, um die erschaute Tat 
vollbrin‐
gen zu können, denn gar viele vor ihm hat‐
ten das gleiche Wissen und vermochten es
doch nicht, den Schauder vor der Tat zu be‐
zwingen, obwohl auch sie gewiß nicht ohne
Liebe waren. ‒ ‒
So wurde durch 
Jesus von Naza‐
reth der Weg zum Geiste für alle erschlos‐
sen, 
die in sich selbst zum Le‐
ben bringen wollen, 
was sein
Leben war. ‒
.Der 
Gott im Tiere hatte in ihm 
das
Tier sich geeint in jenem 
neuen
Sein, das er den „
Menschensohn” zu
nennen pflegte, der „Sohn”, den der 
Geist‐
mensch im Tiere zeugt, wenn er das Tier,
durch das er gefesselt war, überwunden hat,
indem er ihm seine Kraft und Schönheit
offenbarte. ‒
.In 
jedem der „Leuchtenden des Ur‐
lichts” begibt sich das 
gleiche, aber
keiner fand in sich 
das Übermaß
der Liebe, das ihn dazu geleitet hätte,
nun auch die Tat zu tun, durch die der Mei‐
ster von Nazareth 
eine Kraft zu neuem
Leben weckte, um deren Erlangung sich von
alters her die Weisesten allein ihr Leben lang
mühten, ohne sie andern in gleicher Weise
nutzbar machen zu können. ‒
Nicht 
der Tod als solcher führt
die Erneuerung jener Kraft in der geistigen
Aura der Erde herbei und nicht durch die
Marter, die dem Tode des Meisters voraus‐
ging, wurde sie bewirkt.
 
.Die Kraft der Liebe allein ver‐
mochte das Wunder zu vollbringen! ‒ ‒ ‒
.Daß er, der da Marter und Tod erlitt, der
Menschheit „vergeben” konnte, 
vergeben
bis zum letzten Todesröcheln,
das allein war seine wirksame „Erlösungstat”,
denn nach geistigem Gesetz wurde hier der
Geistmensch, wo immer er auf der Erde lebt
und, durch das Tier bezwungen, in Schuld‐
verstrickung gelangt, 
von seiner Ab‐
hängigkeit gelöst durch die Liebe, ‒
sofern er nur die Hand 
ergreifen mag,
die sich ihm zur Hilfe bietet, sofern er 
das,
was des Leuchtenden „
Fleisch und Blut”
geworden war, 
in sich aufnehmen
wird, 
um das Tier in sich dem
Geiste zu einen...
.Nur einer, dem „der Vater 
alles über‐
geben” hatte, konnte 
solche „Verge‐
bung” bringen, die alle Menschheit umfaßt!
.Tiefe Wahrheit birgt sich im Gewand der
Mythe, wenn alte Überlieferung den Meister
nach seinem Kreuztode „hinabsteigen” läßt
zu den Seelen der Gerechten der Vorzeit,
 
denn die 
Folge seiner Tat ist an keine Zeit
geknüpft, wird fühlbar den längst Entrückten,
wie denen, die erst nach Jahrtausenden ge‐
boren werden. ‒
Als abgeschmackte Torheit mag denen, die
nur gelten lassen, was ihre tiergemeinsamen
Sinne betasten, vieles erscheinen, was hier zu
sagen ist.
.Sie können im wörtlichsten Sinne nicht
„
begreifen”, daß 
eines einzigen
Menschen Tat die geistigen Möglichkei‐
ten 
für alles, 
was Mensch heißt,
zu verändern imstande war.
.Wer hier nicht folgen kann, oder mag, den
suche ich wahrlich nicht zu „bekehren”!
.Ich erinnere ihn nur daran, was die ge‐
samte Menschheit dieser Zeit gewissen Ein‐
zelnen auf 
jenen Gebieten dankt, die allen
tiersinnlich wahrnehmbar sind! ‒
.Wie weit folgetragender aber der 
Ein‐
zelne, der Berufung trägt, von 
gei‐
stiger Seite her zu wirken vermag, ent‐
zieht sich freilich dem 
äußeren Blick, und
nur der ist imstande, ein weniges davon zu
fassen, dem 
selbst die Aufgabe ward, 
im
Geistigen und vom Geiste her
zu wirken. ‒ ‒
.Wem aber der Meister von Nazareth aus
tiefstem Ahnen heraus als der große Wirkende
eines Werkes erscheint, das kein anderer je‐
mals für die Menschheit wirkte, der prüfe
und befrage in heiliger Weihestunde sich selbst,
ob er dieses Werkes Frucht zu nutzen willens
sei 
durch eigene Tat: ‒ indem er 
sich
selbst der Kraft verbindet, die der Meister
neu erweckte, indem er 
sich selbst aus
dem Zwiespalt zwischen Gottheit und Tier‐
heit reißt, ‒ dadurch, daß er das, was in
seinem Meister „
Fleisch und Blut”
geworden war, in Kraft und Wahrheit 
in
sich aufnimmt, auf daß es auch 
in
ihm die Einigung des Erdenmenschlichen mit
dem Göttlichen bewirke!
Manche Großtat Edler und Erhabener ist
schon im Laufe der Jahrtausende dem Ge‐
 
dächtnis der Menschheit verschollen, aber die
spätesten Geschlechter dieses Planeten wer‐
den noch um das 
Mysterium von Gol‐
gatha wissen, ja, es steht zu hoffen, daß
sie weit mehr davon empfinden werden, als
bis zum heutigen Tage offenbar werden konnte.
.Als ein strahlendes Lichtmal unfaßbarer
Liebesgröße leuchtet jenes Evangelienwort
durch alle Zeiten: „
Vater, 
vergib
ihnen, 
denn sie wissen nicht,
was sie tun!”
.Nur ein „Leuchtender des Urlichtes” konnte
es sprechen, und dennoch wagte keiner 
das,
was dazu 
Vorbedingung war, außer dem
einen! ‒ dem „
großen Liebenden”..
.Auch 
heute noch und 
bis ans Ende
der Tage des Menschen auf der
Erde ist dieser „
große Liebende”,
in 
geistiger Gestaltung, vereint mit allen,
die gleich ihm jene geistige Kette bilden,
die das 
vergänglich Sinnliche mit dem
Ewigen verbindet, 
den Seelen, 
die ihn
rufen, 
nahe!
.„Wer es fassen kann, der fasse es!” ‒
.Der dies schrieb, gibt von ihm Zeugnis,
wie er von dem Dasein der Sonne Zeugnis
geben könnte...
Kein Glied der Viel-Einheit der „Leuch‐
tenden des Urlichts” ist jemals von den an‐
deren Gliedern dieser geistigen Gemeinsam‐
keit getrennt, keines wirkt allein aus sich!
.Auch 
jener, der einst liebend und ge‐
waltig vor fast zweitausend Jahren die
„
frohe Botschaft” seinen allzu un‐
weisen Schülern kündete, wirkte und wirkt,
wie ehedem, so auch heute noch, 
niemals
nur aus sich allein. ‒ ‒
.Auch er ist gehorsam der Weisung, die
ihm, 
gleich allen seinen Brüdern,
aus dem „
Urworte” wird, dessen „
Worte”
alle 
jene sind, die, ihm vereinigt, hier auf
dieser Erde wirken. ‒
.Auch er ist untertan „
dem Vater”, ‒
der über aller Fassungskraft erhabenen gei‐
stigen Wesenheit, die der eigentliche „Mei‐
 
ster” 
in jedem der „Leuchtenden”, ‒ das
heilige Oberhaupt aller Brüder auf Erden ist,
jenes 
Unnennbaren, der da 
ist wie
er 
ist von Ewigkeit zu Ewigkeit,
‒ im „
Ur-
Wort” verharrend und den‐
noch in einer geistigen Form den „Leuchten‐
den” dieser Erde stets gegenwärtig, ihrem
Schauen enthüllt, und 
durch jeden, ‒
je nach seinen Kräften, seiner Artung, ‒
wirkend das Werk der ewigen
Liebe...
In diesem 
Unnennbaren vereint, in
dem des „Urwortes” 
erstes Selbsterfassen
Form und 
Wirkung wird, ‒ als das
„
Wort”, 
das „
bei Gott” 
und das
„
Gott” in der Gottheit ist, ‒ sind alle
„Leuchtenden des Urlichtes” im Willen und
Bewußtsein ewig nur Eines! ‒ ‒
.Einheit ist Schlußstein und
Krönung fundamentaler Vielheit in 
al‐
lem Leben geistig-kosmischen Seins, wie die
Vielheit der Farben sich vereinigt im reinen
weißen Lichte zeigt. ‒
.Unendlichfältig wirkt sich das
Eine aus, das 
Alles ist, um sich in 
Ein‐
heit wieder zu finden, 
ohne jemals
seine Unendlichkeit zu opfern. ‒
.Liebe ist der innerste 
Ursprung
dieses Seins!
.Liebe ist sein nie endendes 
Leben!
.Liebe ist seine urewige 
Tat!
.Der auf Golgatha starb aber war das
vollkommenste Gefäß dieser 
Liebe,
das je auf Erden sich dargeboten hatte, 
der
Liebe, 
die unendlich ist, 
obwohl
sie in sich selbst ihre Grenzen
kennt...
.Wohl denen, die sein Wort aus aller Ver‐
schüttung 
heraus erkennen!
.Wohl denen, die 
ihn selbst im inner‐
sten Herzen zu finden wissen!
*           *
*
 
Ich rede nicht von den furchtbaren 
äuße‐
ren Kriegen, die 
das „
Tier” im
Erdenmenschen immer wieder zu entfachen
sucht, um Seinesgleichen hinzumorden, ‒ ich
denke vielmehr an einen 
weit grau‐
sameren Krieg, der in jedem Menschen
entbrennen kann, sodann in seinem Inneren
wütet, und bei dem nur selten einer „
Sie‐
ger” bleibt. ‒
.Dieser Krieg beginnt, wenn zum ersten
Male in einem Menschen die Frage sich er‐
hebt: „
Wer bin ich?” ‒ wenn zum
ersten Male dieses sich selbst unbekannte
„
Ich” einer undurchdringlich scheinenden
Finsternis in den gähnend gierigen Rachen
blickt bei seinem Suchen nach 
Grund oder
Zweck des Daseins, nach Spuren seiner
Herkunft oder Vorzeichen seiner 
letz‐
ten Ziele. ‒ ‒
Gewohnt, alle Fragen „
verstandes‐
mäßig” zu lösen, kommt dem Menschen
 
gar nicht der Einfall, die Lösung seiner nun‐
mehr erwachten Fragen könne einer 
an‐
deren Geisteskraft in ihm vorbehalten sein.
.Zwar finden 
müde oder 
allzu be‐
queme Seelen nur allzubald einen Aus‐
weg und nennen ihn „Glauben”, aber was so
unter Glauben verstanden wird, ist nur eine
billigere, leichter zu beschaffende Befriedigung
eines genügsamen 
Verstandes, niemals
jene hohe Kraft, die von den Kun‐
digen aller Zeiten hoch gepriesen wurde, wenn
sie vom „Glauben” sprachen...
.Es 
begnügt sich hier der Verstand mit
einer Lösung aus 
zweiter Hand, weil
er 
selbst nicht zur Lösung durchdringen
konnte.
.Gewaltige Bibliotheken könnte man mit den
Büchern füllen, die alle zum Zwecke solcher
Verstandesberuhigung geschrieben wurden,
ganz abgesehen von den persönlichen Be‐
mühungen derer, die selbst durch Beschwich‐
tigungen aus 
zweiter Hand ihren Verstand
befriedigten und nun sich verpflichtet glauben,
„das Heil”, wie 
sie es gefunden zu haben
meinen, auch ihren Mitmenschen zu predigen.
.So aber kann man immer nur lehren,
was 
der Verstand 
erfassen kann, und
könnte der Verstand die Lösung jener
letzten Fragen unternehmen, dann läge diese
Lösung 
längst schon klar vor aller Augen
in der ganzen Welt.
.Doch der Verstand ist nur ein 
Werk‐
zeug des Menschen und darf nicht zum
Herren seines Besitzers werden, sonst wird
er zu seinem 
fürchterlichsten Feinde.
Der Diamant dient zum Zerschneiden des
Glases, aber er wird unnütz, wenn es gilt,
Bäume zu fällen, und wer Holz braucht, um
ein sicheres Haus zu bauen, der kann mit
seinem Diamanten in Sturm und Wetter er‐
frieren. ‒
.Ihr „
sucht” 
mit dem Verstande und
scheltet die Natur grausam, weil sie euch
kein Auge gab, in ihre letzten, geheimnis‐
vollen Tiefen zu blicken, derweil ihr dieses
Auge 
habt und nicht darum wißt,
in all eurem Reichtum. ‒
.Es gab zu allen Zeiten 
einige unter
den Menschen, die von diesem Auge 
wuß‐
ten und es zu 
nützen verstanden.
.Sagten sie euch Anderen, was sie sahen,
so wurden sie als Narren oder Schwärmer
in Verruf gebracht.
.Erklärten sie euch aber, wie 
ihr selbst
dieses Auge in euch finden und benutzen
lernen könntet, so wurden sie euch unbequem,
denn sie verlangten 
zu viel von euch,
was eurer 
Gemächlichkeit gar wenig
behagte.
.Lieber noch „glaubtet” ihr an der Wissen‐
den Lehren, 
nachdem ihr die Lehrer
ans Kreuz geheftet hattet, ‒
denn nachher konntet ihr jene Lehren deuten,
wie es 
euch gefiel. ‒ ‒
Ihr sagt: „Es waren 
andere Menschen,
die solches taten, ‒ 
nicht wir, ‒ 
nicht
wir!” ‒ aber ich zweifle mit guten Gründen
daran, daß 
ihr heute Jene 
erkennen
würdet, die euch helfen könnten. ‒
 
.In allen Zeiten liebte es der Mensch, lieber
auf das Kommen eines „Helfers” nach 
sei‐
nem Sinne zu warten und wollte nichts von
den 
wirklichen Helfern wissen, die 
in
Güte und Einfalt ihm die Hand zur
Hilfe boten.
.Die 
Phantasie des Menschen schafft
gewaltige „Titanen”, „Götter” und „Heilige”,
wo nur 
der einfach menschlichste
Mensch zum Befreier tauglich ist.
.Zauberkünste galten noch jederzeit
mehr als die segensreichsten Lehren wirklich
berufener Helfer.
.Man will staunend stehen und möchte am
liebsten „das Zaubern” lernen, wo man in
Stille und innerer Einkehr 
zu sich selbst
zu gelangen suchen sollte.
.Mit einem Worte: die „Methode”, jenes
innere Auge zum Sehen geschickt zu machen,
ist dem phantastischen Sinn des Menschen zu
einfach, und seiner Gewohnheit wider‐
streitet es zu sehr, auf solche nüchtern neue
Weise zur Erkenntnis zu kommen.
 
.Zu lange schon ward er zum 
Sklaven
des Verstandes, als daß er noch ahnen
könnte, wie er auch 
ohne Ketten und Blei‐
gewichte an den Füßen 
schreiten kann,
und ach, ‒ das 
Fliegen auf Schwingen
der Seele hat er ja längst verlernt.
Im 
Äußeren hilft der Verstand zu
schwächlichem 
Ersatz für Alles, was die
Seele sucht, und so staunt denn der Mensch
vor den „Wunderwerken”, die ihm der 
Ver‐
stand erklügeln half, und verliert damit
den letzten Glauben an die 
Möglich‐
keit, der Sehnsucht seiner Seele 
see‐
lisch je Erfüllung zu erringen.
.Und doch kann nichts, was ihn der Ver‐
stand im Äußeren finden läßt, jemals den
Schrei der Seele völlig unterdrücken,
der Seele, die genau so ihre Rechte hat in
ihrem Reiche, wie der Verstand die seinen
dort, wo es nur zu 
verstehen gilt. ‒
.Die Erkenntnisse der Seele wollen nicht
„verstanden”, sie wollen 
geschaut, 
er‐
fühlt, 
erlebt und 
erobert werden.
 
.Hier ist mit dem 
Verstande, so scharf
er auch geschliffen sein möge, als Werkzeug
nichts anzufangen!
.Hier muß eine 
neue Kraft in Tätigkeit
treten, die potentiell ein 
jeder Mensch be‐
sitzt, und die doch nur in den 
Aller‐
wenigsten zur Entfaltung kommt!
.Es gibt kein deutsches Wort für diese Kraft,
und die sie in sich entwickelt hatten, erfanden
sich nur „Namen” dafür, die keinem anderen
Menschen etwas sagen können.
.Das, was der Deutsche „Gemüt” nennt,
führt 
vielleicht noch am ehesten in jene
Region, in der ein 
Ahnen dieser Kraft
zu Zeiten möglich ist, allein man verbindet
mit diesem Wort und seinem Inbegriff so viel
Verschwommenes, daß selbst dieser
zage Hinweis schon zu grobem Irrtum führen
kann.
Ich will es versuchen, durch verschiedene
Umschreibung, hier nun die Seele auf
das 
Wesen dieser Kraft behutsam 
hin‐
zuleiten, ‒ vielleicht daß einer oder der
 
Andere etwas leise in sich erwachen fühlt, das,
wie ein Keim die Blume, diese Kraft in ihm
dereinst ans Licht befördert.
.Doch ich weiß, daß ich mir eine Aufgabe
stelle, die kaum je befriedigend zu lösen ist,
wenn nicht auf 
beiden Seiten der ernst‐
liche tiefe 
Wille besteht, über alle Hinder‐
nisse hinweg, das Ziel zu 
erreichen.
.Der furchtbarste 
Feind aber, der uns
auf diesem Wege begegnen kann, ist der
Verstand, ‒ dieses ewige, zur Gewohn‐
heit gewordene 
Verstehenwollen des
Zieles, wo es hier höchstens nur ein Verstehen
der 
Worte geben kann, die zur Zielrich‐
tung 
weisen wollen. ‒
.Wer weiter mit mir gehen will, der mache
sich vor allem zum 
Herren seines Ver‐
standes und gebe ihm keine Rechte dort, wo
seine Tauglichkeit 
zu Ende ist!
Wie aber enthülle ich dir nun das Wesen
dieser namenlosen Kraft, die dir Erlösung
bringen soll!?
.Versuche es, diese Worte wieder und wieder
zu lesen, fern von allem Geräusch und aller
Ablenkung der äußeren Welt, ‒ versuche es
aber auch, dein Gemüt zu beruhigen vor all
den lauten 
Einreden deines Den‐
kens, und gib dich in tiefster Ruhe deinem
nüchternen, selbstgewissen 
Fühlen hin!
.Versuche, bei dem, was du hier lesen wirst,
in aller Stille 
dich selbst zu empfinden!
.Du mußt dich ähnlich so zu empfinden
suchen, wie du dich empfindest, wenn eine
liebe, längst nicht mehr gehörte Melodie dir
unerwartet in der Abenddämmerstunde aus
der Ferne zuströmt, dich ergreift, und dich
im sanften Schweben ihrer Töne mit sich
zieht...
.In solchen Stunden, solchen Augenblicken,
öffnet sich ein wenig jene Pforte, durch die
du dereinst schreiten mußt, willst du ihr wirk‐
lich nahen, ‒ jener Kraft, die dir auf deine
letzten Fragen Antwort geben kann. ‒
.Fasse den leisen Lichtstrahl, der aus dem
Spalt der Pforte fällt, mit liebendem Auge
 
und suche dich an sein mildes Licht zu ge‐
wöhnen!
.Wolle nicht gleich 
auf einmal alle
Helligkeit „erkennen”, die hinter der Pforte
ist, sondern zügle deine Wünsche und mache
dein Auge erst tüchtig, damit es die 
Art
dieses sanften Lichtes von 
jedem ande‐
ren Leuchten 
unterscheiden lernt...
.Du wirst gar bald entdecken, daß du bis‐
her etwas 
vernachlässigt hast, was
wohl sorgsamer Pflege wert gewesen wäre. ‒
Gehe mit mir hinaus in die Natur. Nicht
in der lauten Mittagshelle, obwohl auch die
Stunde, da „der große Pan schläft”, voll der
Geheimnisse ist, für den, der sie zu empfinden
weiß, ‒ ‒ sondern am späten Abend, wenn
alle Laute des Tages ruhen, oder am frühen
Morgen vor Sonnenaufgang.
.Du wirst da etwas fühlen in der weiten
Runde, das dich erhebt und beglückt 
ohne
Denken und Verstandesgründe...
.Gib dich diesem Fühlen hin und laß' es
in dir Wurzel fassen!
Wiederhole das 
oft, damit du 
ver‐
traut wirst mit deinem inneren Fühlen!
.Suche es in seinen differenzierten Nüancen
klar zu unterscheiden!
.Es ist nicht gleichgültig, ob du diese Ge‐
fühle nur in deiner Stube 
reproduzierst,
oder ob du sie, frisch und jedesmal neu, 
im
Freien empfindest. ‒
.Dein Zimmer, wie es auch sei, hat seine
eigene Stimmung, und wenn du auch noch
so klar in deine Erinnerung dich zu versenken
verstehst, so wirst du doch deine gewollte
Stimmung 
unwillkürlich fälschen.
Im geschlossenen Raume hast du 
andere
Möglichkeiten, dich zu stimmen und die ver‐
borgensten Saiten deines Gemüts zum Klin‐
gen zu bringen.
.Musik und Bildnerkunst, nicht
weniger als 
Poesie des Wortes, kön‐
nen dich 
in deinen Räumen zu dir
selber bringen.
.Ob du aber im Freien sein magst, auf
Bergeshöhen oder am Ufer eines stillen Flusses,
ob du die endlose Weite des Meeres auf dich
wirken lassen wirst, oder beim Lampenschein
die Worte eines Dichters lesen und empfangen
magst, ‒ stets wird das Bewegte 
dein
Inneres sein, denn alles, was außen ist,
erteilt nur den 
Anstoß zur Schwingung,
trägt nicht in sich, was deine Seele 
durch
seine Vermittlung 
erfühlt. ‒
.Natur bleibt tot und kalt, und jedes Kunst‐
werk läßt sich fühllos betrachten, wenn du
nicht 
selbst bei der Seele hast, was dir
Natur und Kunst als Bewußtseinswert 
ver‐
mitteln soll.
.Nur in 
dir ist der Zauberbrunnen, aus
dem du deine goldenen Becher füllen kannst. ‒
So bist du nun jener unbenennbaren Kraft
schon um ein beträchtliches näher gerückt.
.Du lernst allmählich, daß 
du dich
selbst „
stimmen” kannst, und alles,  ‒
Nahrung, 
Kleidung, 
Aufent‐
 
haltsort, 
Einsamkeit und 
Ge‐
sellschaft, kann mit der Zeit dir „Stimm‐
gabel” werden...
.Je nach deiner „Stimmung” wirst du ver‐
schiedene „
Klänge” in dir zum Ertönen
bringen, und du wirst dann gar bald ent‐
decken, 
welche Stimmung deinem Wunsche
nach seelischer Klarheit entgegenkommt. ‒
.Du 
arbeitest schon mit jener unbe‐
nennbaren Kraft, doch sind es vorerst nur
ihre 
fernsten und 
dunkelsten Strah‐
len, die du zu deinen Zwecken beherrschen
lerntest.
.Doch hier gibt es ein 
Weiterschrei‐
ten, hinauf, empor, hinein zu 
restloser
seelischer Klarheit! ‒ ‒
.Wer hier 
vorwärts will, der muß zum
Künstler an seinem eigenen Le‐
ben werden. ‒
.Was vordem ihm „Erfüllung” schien, muß
jetzt ihm nur als 
Rohstoff gelten, aus
dem er, dem Bildner gleich, 
das Kunst‐
 
werk seines seelischen Gefüges
schafft! ‒ ‒ ‒
.Nicht mehr wahllos, oder nach Laune, darf
er sich dem überlassen, was ihm das Leben
bringt.
.Er muß das Leben selbst formen lernen,
dadurch, daß er sich in 
jedem Augen‐
blick zu „stimmen” weiß, so wie es seinem
letzten Ziel entspricht. ‒
Bis hierher konnte wohl mancher mit mir
gehen, doch an diesem Punkte werden die
meisten scheitern, weil es ihnen 
über‐
menschlich schwer erscheint, die man‐
nigfachen Geschehnisse des Alltags und seine
Nöte also zu meistern...
.Nur die Wenigen, die dazu 
reif geworden
sind, werden hier nicht versagen!
.Sie allein werden auf diesem Wege
auch zuletzt jene Kraft in sich entdecken,
deren Beherrschung 
Vorbedingung ist
für jeden, der den Pfad zum höchsten Lichte,
 
den ihm hohe Meister bahnten, mit Nutzen
betreten will.
.Mit dem Tage, an dem ein Mensch jene
Kraft in sich entdeckt und sie gebrauchen
lernt, beginnt für ihn ein 
neues Leben,
gegen das betrachtet alles, was er 
früher
„Leben” nannte, ihm erscheint wie ein dunk‐
les Frührot gegen mittagshelle Sommersonne.
.Und doch findet dieser Tag ihn erst am
allerersten Anfang jenes Weges, der
zum ewigen Lichte führt, jenes Weges, der
unendlich ist, weil er von Klarheit zu
Klarheit steigt, auf dem 
jedes Erkennen
stets wieder 
überstrahlt wird durch ein
neues, 
tieferes und 
reineres Erfassen,
das nur 
wieder höherer Erkenntnis, tie‐
ferem Erleben, klarerem Erschauen weicht...
.Endlos ist jener Weg, weil sein 
Ziel
unendlich ist und auf unendlichfältige Weise
sich erschauen läßt, ‒ 
endlos ist er, weil
sein Ziel Unendlichkeiten birgt, und 
nie‐
mals, ‒ auch nicht in Milliarden „Ewig‐
keiten” ganz zu ergründen wäre. ‒ ‒ ‒
Niemals aber wird ihn einer finden, der
jene unbenennbare Kraft, jenes geistige Auge
in sich nicht 
vorher entdeckt, von
dem die Weisesten aller Zeiten in mehr oder
minder durchsichtigen Symbolen geredet ha‐
ben, jenes Auge, das auch dort noch zu sehen
vermag, wo das Licht unserer Erdensonne in
einem höheren Lichte verschwindet, wie ein
Funke in lohendem Brand.
.Niemals wird einer jenes Auge in sich ent‐
decken und damit sehen lernen, der sich blen‐
den läßt durch die Feuerwerkskünste seines
Verstandes, ‒ dem der Verstand (in
seiner Region ein verläßliches Werkzeug)
zum 
Herren und damit zum 
furcht‐
barsten Feinde wird! ‒
.Solches wissend aus tiefster Selbsterfahrung,
dankt der hohe Meister dem, den er den
„Vater” nennt, daß er „den 
Kleinen und
Unwissenden” sich offenbare, vor denen
aber, 
die ihres Wissens Sklaven
sind, sich verborgen halte. ‒ ‒
.Solches erkennend, spricht er das Wort von
den „
Kindlein”, denen jeder gleichen
 
müsse, der das „Reich des Himmels” in sich
selbst erfahren wolle. ‒
.Von ihm selbst sagten sie stumpfen Her‐
zens: „Wie erkennt dieser die Schrift, da er
sie doch nicht '
gelernt' hat?”
.Sie ahnten nicht, daß er eine tiefere 
Weis‐
heitsquelle in sich trug, als selbst „die
Schrift” sie jemals ihren Schrift-Gelehrten
offenbaren konnte, die dem 
Verstande
Sklavendienste leisten mußten, da sie nichts
in sich fanden 
außer dem Verstande, ‒
nichts, was ihnen 
helleres Licht und
reinere Klarheit hätte geben können. ‒ ‒
.Es wird die allergrößte, 
allem anderen
übergeordnete Aufgabe kommender Genera‐
tionen werden, die in jedem einzelnen Erden‐
menschen tief verborgene 
geistige Weis‐
heitsquelle 
nützbar zu machen 
für das
irdische Wohl, ‒ ganz davon abge‐
sehen, welche Wirkung die aus dieser Quelle
geschöpften Erkenntnisschätze im unvergäng‐
lichen Leben der erdenleibesledigen 
Seele
schaffen!
Erst dann aber, wenn der Mut erwachen
wird, allen 
Unrat zu entfernen, den Ver‐
standesdünkel über dieser Quelle aufzuhäufen
pflegte durch Jahrtausende hindurch, wird sie
der Mensch der Erde wieder in den heute
kaum erahnten Tiefen seines 
Fühlens
finden.
*           *
*
Liebet eure Feinde! ‒ Tuet wohl denen,
die euch hassen!”
.Es ist unsagbar schwer, ein solches Gebot
zu erfüllen, solange man sich nur, schlechten
Gewissens bewußt, zum Lieben 
zwingen
muß. ‒
.Wie ein Mensch aus guter Kinderstube
frei und 
selbstverständlich sich
in angenehmen Formen zu bewegen weiß,
während der andere, dem gute Formen als
„lästiger Zwang” erscheinen, nur 
tölpel‐
haft und 
ungeschickt sich bewegt,
sobald er in erzogene Gesellschaft gerät, ‒
so wird auch nur ein Mensch mit freier Selbst‐
verständlichkeit zu 
lieben wissen, dem
die Kunst des Lebens, die eine 
Kunst
der Liebe ist, 
so zu eigen wurde,
daß sie Fleisch und Blut bemeistert.
.Wo Fleisch und Blut noch nicht durch
Lebenskunst 
gemeistert sind, dort muß
 
alle 
Liebe, die erzwungen wird, 
um ein
Gebot zu erfüllen, nur 
elende
Grimasse bleiben, ‒ muß zur „
Sünde”
werden wider das eigene Fleisch und Blut, zur
„
Lüge”, die am Mark des Lebens frißt...
.Tausende glauben sich zu dieser Lüge vor
sich selbst „
verpflichtet” und ahnen
nicht, daß es wahrhaftig besser um sie stünde,
wenn sie noch Haß und Feindschaft ohne
Gewissensbisse in sich nähren könnten. ‒
.Sie wollen 
besser vor sich selbst er‐
scheinen, als sie 
sind, und so verbauen
sie sich selbst den Weg, auf dem sie einst da‐
hin gelangen könnten, mit Selbstverständlich‐
keit und ohne jeden Zwang in 
innerer
Wahrhaftigkeit zu handeln, wie das
Gebot befiehlt, dem sie, aus Furcht vor
Schuld, mit Widerstreben Folge leisten.
.Verdunkelte Erkenntnis geht hier irre Wege.
.Während die auf solchen Wegen Wandeln‐
den die Liebe 
lieben lernen wollen, 
has‐
sen sie den Haß!
.Haß aber 
ist nur die Form 
ohnmäch‐
tiger ‒ ihrer Macht nicht bewußter ‒
Kraft: der 
gleichen Kraft, die als 
Liebe
ihre Selbsterlösung findet. ‒ ‒
.Wer Haß noch 
hassen kann, der hat
die Liebe noch nicht erkannt! Wer aber nie‐
mals 
hassen konnte, der wird auch nie‐
mals 
lieben lernen.
In dunkeln, urweltlichen Abgrundtiefen an‐
kert die Kraft, die sich in göttlicher Gestalt
als 
Liebe offenbart, und bildet alldorten
ihren Gegenpol: den 
Haß.
.Haß 
und Liebe sind 
eines Wesens, so
wie die Wurzel eines Weizenhalmes 
eines
Wesens mit der 
Ähre ist, die dem Menschen
krafterfüllte Nahrung gibt.
.Wie aber zwischen Wurzel und Ähre so
mancher Halmknoten liegt, so liegt auch man‐
cher 
Zwischenzustand auf dem Wege,
der, vom naturgegebenen, niederen Trieb zum
Hasse, hinführt zu der Götternähe der
gleichen Kraft, ‒ zur 
Allgewalt
entfaltenden Liebe. ‒
.Keiner dieser Zwischenzustände darf
„übersprungen” werden, wenn ein Mensch in
Wahrheit die Kunst der 
Liebe üben lernen
will. ‒ ‒
Vielleicht bist du erst auf einer dieser 
Zwi‐
schenstufen angelangt?
.Vielleicht bist du zu wahrhafter echter
Liebe noch 
nicht fähig? ‒
.Gräme dich darum nicht und suche nichts
zu erzwingen!
.Bitte vielmehr in dir selbst um die hohe
Gnade, daß sich die Kraft, die dir noch zu
hassen befiehlt, in Bälde in ihrer leuch‐
tendsten göttlichen Form ‒ 
als Liebe ‒
offenbaren möge!
.So allein kannst du die Macht der Liebe
einst 
wahrhaft in dir erfahren, und dann
wirst du gewiß den Haß, die 
niedere Ge‐
walt der gleichen Kraft, in dir nicht mehr
kennen, dann wirst du aber auch den 
Haß
nicht mehr 
hassen können. ‒ ‒
.Solange Liebe noch etwas zum 
Hassen
braucht, und sei es auch das 
Verwerf‐
lichste, solange ist das, was du „Liebe”
nennst, nur ein Wechselbalg betrogenen Stre‐
bens und Gefühls und hat mit der göttlichen
Liebeskraft nicht das mindeste zu schaffen.
In deinem späteren, 
höheren Geistes‐
leben, wenn du den 
Aufstieg begonnen
hast und nach dem Tode des Erdentieres,
das dir diente, in freier, 
geistiger Ge‐
staltung lebst, wird 
jede Möglichkeit
zum Hassen dir fehlen, denn nichts geht ins
Leben des reinen Geistes ein, nichts wird in
den unermeßlichen Reichen des ewigen Gei‐
stes gefunden, was je deinen Haß erregen
könnte.
.Hier aber, solange du noch auf der Erde
„
im Tiere” lebst, gibt es gar viel, was
dich zum Haß verleiten möchte...
.Doch niemals wird dein Haß dich 
för‐
dern können auf dem Wege zu dir selbst,
auf dem Wege zurück zu deiner Urheimat,
zum ewigen wahren Leben im Herzen der
Gottheit, als reiner Geist und „Gottessohn”
im reinen Geiste, im „Vater der Lichter”,
 
dem alles Lebens selige Fülle innewohnt von
Ewigkeit zu Ewigkeit.
.Stets wirst du, wenn du 
Haß in dir
nährst, auch wenn du nur das „Hassens‐
werteste” zu hassen meinst, dich um die
Entfaltung deiner höchsten Kraft, 
der
Kraft der Liebe, betrügen. ‒
.Trotzdem du einst aus dem hohen Leuchten
tief gefallen bist, so daß du dich dem Tiere
dieser Erde einen mußtest, durchdringt dich
doch auch hier diese göttliche Kraft, und es
liegt allein an 
dir, ob du sie, so, wie sie
dir verblieb: in ihrer strahlenden 
gött‐
lichen Form: als 
Liebe, gebrauchen
willst, oder ob du sie in ihre 
Gegenform
verwandelst, als die sie nur der 
niederen
„Natur” entspricht, ‒ dem Leben des uner‐
meßlichen 
physischen Universums, so‐
wohl in seinen 
unsichtbaren Wesen‐
heiten wie im 
Menschen, der dir hier
auf Erden durch die tierhafte Gestaltung
sichtbar wird. ‒
Es gibt gewiß in diesem Weltall 
unsicht‐
bare Intelligenzen, die nur dem
Hasse leben, aber auch sie sollst 
du
nicht hassen, so sehr sie dich auch mit
ihrem Haß verfolgen.
.Als Sieger kannst du ihnen nur begegnen,
wenn du eine 
Liebe ihnen entgegensendest,
die auch ihren grimmigsten Haß 
entkräf‐
tet, so daß sie sich von dir wenden 
müs‐
sen, weil sie an deiner Liebe 
leiden
würden...
.Du kannst das Verachtungswürdige ver‐
achten, das heißt: seinem mangelnden Werte
nach 
ihm deine Achtung entziehen,
aber du sollst es nicht 
hassen zu müssen
glauben! ‒
.Sobald du zu hassen beginnst, setzt du dich
in Verbindung mit allen Wesen dieses physi‐
schen Weltalls, die ihrer Art nach jene ewige
Urkraft 
nur in der Form des Has‐
ses kennen und 
niemals sie in 
Liebe
zu verwandeln wissen werden.
.Du verstärkst die Ströme des Hasses, die
durch sie in 
Menschenherzen geleitet
werden, machst dich schuldig so an allem,
 
was bei den Menschen dieser Erde an Ver‐
derblichem 
aus Haß entsteht, ‒ du
strebst der Tiefe des Abgrunds, der Vernich‐
tung zu, statt dich zu deinem Aufstieg zu
erheben...
Stets kämpfen die mächtigen, unsichtbaren
Intelligenzen der physischen Allnatur, die
nur 
ein zeitlich befristetes Leben
haben, wenn es auch nach Jahrtausenden
zählt, um deinen Besitz, da sie die „Welt”
des 
Geistes niemals erkennen 
können
und dich allein als ihren 
Untertan be‐
trachten. ‒
.Nicht alle sind in 
gleichem Grad
dem Haß ergeben, und manche sind sogar
„guten Glaubens”, dich 
vor einem Irr‐
tum zu behüten, wenn sie versuchen,
dich von deinem Aufstieg zum reinen Geiste
abzuhalten und dich in 
ihrem Macht‐
bereich zu 
binden. ‒
.Du mußt wissen, daß du durch die Kraft
der 
Liebe, die auch ihre 
Besten nicht
kennen, selbst wenn sie 
nicht dem Hasse
ergeben sind, ‒ 
unendlich mächtiger
bist als sie! ‒
.Du mußt wissen, daß du zwar, 
deinem
irdischen Verstande nach, tief
unter den allermeisten dieser Gewaltigen
stehst, daß 
dein Denken ihrem zwingen‐
den Einfluß bis zu hohen Graden 
unter‐
worfen ist, daß du aber 
trotzdem
einer Erkenntnis durch dein innewohnendes
Geistiges fähig werden kannst, die ihnen
allen für alle Zeiten 
verschlossen bleibt,
da sie zum 
Geiste niemals gelangen 
kön‐
nen, weil 
sie selbst nicht „Geist”
sind, und also 
des Geistes Dasein
ihrem Wissen, sei es noch so erhaben, sich
nicht offenbaren kann, so wenig, wie du einem
Tiere dieser Erde die Fülle deiner Gedanken
und Gefühle jemals offenbaren könntest. ‒ ‒
.Lasse dich nicht täuschen und blicke nicht
zu 
allem, was über dir steht, 
hinauf!
.Es gibt nur Eines, das deiner Ehrfurcht,
deines sehnenden Aufblicks 
würdig ist,
und das ist 
über dieser ganzen physischen
Allnatur mit all ihren Heeren gewaltiger, aber
unseren Sinnen unwahrnehmbarer Kraftbe‐
herrscher und hoher Intelligenzen!
.Deiner Urheimat im Reiche des 
reinen
Geistes soll 
allein deine aufwärts
blickende Sehnsucht gehören, und du kannst
sie erreichen, wenn du in der 
Liebe lebst!
Der 
Liebe hat einstmals jener große Lie‐
bende auf Golgatha die Fesseln gelöst.
.Ob du zu seinen Gläubigen (zu denen, die
sich nun nach ihm, der ein „Christos”, ein
„Gesalbter” höchster Weihen war, selbst
„Christen” nennen) gehören magst oder nicht:
‒ der durch ihn gelösten Kraft wirst du
nur dann teilhaftig, wenn du 
selbst
der 
Liebe in deinem Leben Raum und
Wirkungsweite schaffst!
.Ohne Liebe kann dir niemals
Erlösung werden! ‒
.Liebe der innersten 
Liebes-
Sonne
rief dich einst vor Äonen ins Dasein aus sich
selbst, und nur Liebe führt dich auch wieder
in deine 
Urheimat zurück.
Man spricht nicht umsonst von dem
„
Wachstum” der Seele, denn „die
Seele” ist, wie ich an anderen Orten schon
genugsam dargelegt habe, 
ein nur den höch‐
sten 
inneren Sinnen erkennbarer 
Orga‐
nismus, gebildet aus 
unzähligen
Einheiten: den „
Seelenkräften”,
oder den richtig aufgefaßten „
Skandhas”
indischer Terminologie. ‒
.Im Leichnam auf dem Seziertisch kann ge‐
wiß kein Anatom die Seele finden, wohl aber
in sich selbst, wenn er sein Selbst‐
erfühlen nicht verkümmern ließ!
.Die Seele 
ist des 
Wachstums fähig,
wie sie der 
Abnahme fähig ist, ja wie
sie, selbst während des körperlichen Lebens,
fast völlig entschwinden kann,
ohne deshalb die Funktion der körperlichen
Organe 
unmöglich zu machen.
.Das Wachstum der Seele kann auch zum
Stillstand kommen, und es kann eine
 
gewisse Sterilität eintreten, die jedes weitere
Wachstum ausschließt.
.Nicht umsonst ruft frommer Glaube dem
Menschen zu: „Rette deine Seele!” ‒ ‒
.Oder: „Was nützte es dem Menschen, wenn
er die ganze Welt gewönne, aber Schaden
litte an seiner Seele!”
Ja, man 
kann wahrlich an seiner Seele
„Schaden leiden”, und 
sehr viele leiden
Schaden an der Seele, ohne auch nur im min‐
desten dessen zu achten, ja sie glauben gar
oft, sogar mitten im seelischen Wachstum zu
stehen und ahnen nicht, daß das, was sie
für ihre „Seele” halten, nichts anderes ist,
als 
der feinere unsichtbare Or‐
ganismus ihres physischen Er‐
denkörpers, ein Organismus, der wohl
segensreich wirken 
kann, wenn er durch
die Kräfte der Seele 
geleitet wird, wenn
er der Seele 
dient, der aber das Wirken
der Seele auch unsäglich 
hemmen kann,
wenn er 
selbstherrlich in einem Men‐
schen sich Geltung verschafft.
.Jeder, 
der das gemeinhin als „religiös” be‐
zeichnete Streben seiner Seele umzulenken
sucht und beispielsweise in der 
Kunst,
im 
ästhetischen Empfinden, im
wissenschaftlichen Erkennt‐
nistrieb, oder in der 
Freude an der
„
Natur” seine „Religion” sieht, ist ein
Sklave dieses feineren physischen Organismus
geworden und schwebt in größter Gefahr, zum
Mörder an seiner Seele zu werden. ‒
.Wenn auch ein Teil seiner Seelenkräfte noch
weiter in ihm tätig ist, so vermag er sie doch
nicht in sich als 
individuelle Seele zu
runden, und wenn ihm dereinst mit dem
physischen Körper auch dessen feinere Kräfte
entzogen sind, wird er Zeiträume, die 
nach
Jahrtausenden irdischer Zeitbestim‐
mung zählen, in einem dumpfen, quälenden
Halbbewußtsein zubringen müssen, bis es sei‐
nen hohen Helfern möglich wird, seine Seele
wieder zum 
Leben zu „erwecken”, damit er,
„erwacht” wahrhaft zu leben beginne, dort, wo
nur der in voller Bewußtseinsklarheit zu le‐
ben 
vermag, dessen 
Seelenkräfte sich in
ihm zur 
individuellen Seele einten. ‒ ‒
 
Deshalb ist gesagt: „
Wirket, solange es
Tag ist, denn es kommt die 
Nacht, da
niemand wirken 
kann.” ‒
.Sie kommt aber nur 
für den, der das
ihm anvertraute Gut der Seelenkräfte hier
nicht zu 
mehren verstand.
.Jedem, der 
hat, wird 
gegeben, daß
er 
im Überfluß habe, dem aber, der
nicht hat, wird noch 
genommen,
was er allenfalls zu haben 
glaubt, ‒ wie
wenig es auch sei! ‒
.Wer, wie „der getreue Knecht”, das von
seinem Herrn Empfangene zu 
vermehren
weiß, dem gilt das Wort: „Weil du über
weniges getreu gewesen bist, will ich dich
über vieles setzen.”
.Wer aber sein Pfund 
vergräbt und nur
wiederbringt, was ihm von Anfang an ge‐
geben war, der wird nach den ewigen Ge‐
setzen „die äußerste Finsternis” erleben müs‐
sen: die aller Seelenwärme beraubte Region,
in der „Heulen und Zähneklappern” herrscht
vor innerer Kälte und Verdüsterung. ‒ ‒
 
Die hier herangezogenen Worte der Evan‐
gelien sind nichts anderes als bildhaft ge‐
staltete, lebendige Darstellungen der Wir‐
kungsweise ewiger Gesetze.
.Körperliches können wir auch wahr‐
nehmen 
ohne die Seele, wenn auch die
durch 
die Seele geleitete körperliche
Wahrnehmung wesentlich 
andere Bewußt‐
seinseindrücke ergibt, als sie die 
feineren
physischen Kräfte vermitteln können.
.Der Glaube des Volkes, der kein Leben
des Körpers ohne „Seele” kennt, meint hier
irrigerweise mit dem Wort „Seele” nur jene
feineren, 
fluidischen, 
physi‐
schen Kräfte, auch wenn dabei gleichzeitig
diesen Kräften Eigenschaften zugeschrieben
werden, die nur der wirklichen 
Seele zu‐
kommen.
.Möchte nur der Körper, 
seelenlos
geworden, auch „
leblos” sein, ‒ dann
würden nicht so viel Seelenlose dieses Erden‐
dasein um seine Wärme bringen, und die War‐
nungen der Evangelien wären gegenstandslos
gewesen!
 
.Während aber de facto der 
Körper auch
ohne Seele sein 
Bewußtsein hat, wäh‐
rend auch der Seelenlose sich selbst als kör‐
perlich bedingtes „Ich” ‒ etwa im Sinne
Stirners ‒ empfindet, ist es 
völlig
unmöglich für uns, das Reich des reinen
Geistes, 
die realen geistigen
Welten, ohne 
Seele wahrzunehmen. ‒
Jenes „
Ich”, das allein 
auch dort
wahrzunehmen vermag, 
ist 
selbst eine
Seelenkraft, die von einem Funken 
ewigen
Geisteslichtes durchlebt und durch‐
leuchtet wird für alle Ewigkeit, sobald sie
einmal die Fähigkeit in sich erwachend er‐
kannte, diesem ewigen Geistesfunken ewiger
leuchtender „Leib” zu werden, sobald, um
mit anderen Worten zu reden, der „lebendige
Gott” sich in diesem „Ich” die „Geburt” be‐
reiten konnte.
.Um dieses „
Ich” müssen alle anderen
Seelenkräfte sich kristallisieren, ‒ 
ihm müs‐
sen alle Seelenkräfte 
geeinigt werden,
soll der Mensch vollbewußt das ewige Reich
des wesenhaften Geistes betreten können! ‒
 
.Was im gewöhnlichen Sprachgebrauch als
„Geist” bezeichnet wird, ist 
Verstand oder
Klugheit, 
Intellekt und 
äußeres
Wissen. ‒
.Es sind die Äußerungen der 
feineren
physischen Kräfte, die im Erdenkörper
verborgen sind!
.Mit der „wesenhaften”, 
substantiel‐
len Region des ewigen Geistes,
von dem ich hier rede, hat dieser „Geist”
des alltäglichen Sprachgebrauchs 
nicht das
mindeste zu schaffen, so wenig wie das,
was man die „Seele” der 
Tiere nennt,
in irgendeiner Beziehung zu dem 
ewigen,
flutenden Meere der Seelen‐
kräfte steht, von dem hier die Rede ist,
wenn ich vom 
Wachstum der Seele
zu sprechen habe. ‒ ‒
.Es gibt eine Menge angeblich „seelischer”
Regungen auch des „Menschentieres”, in denen
es von manchen anderen Tierarten sogar 
er‐
heblich übertroffen wird, aber diese
„
Seele” 
des Tieres, die auch dem phy‐
 
sischen Menschen natürlich eignet, macht we‐
der Mensch noch Tier zum Erleben des 
gei‐
stigen Reiches fähig, wie gleicherweise auch
der hochentwickelte 
Intellekt zur Er‐
reichung des Bewußtseins 
im wesenhaf‐
ten Lichte des Geistes „nichts
nütze” ist.
Man läßt sich allzu sehr dadurch täuschen,
daß das 
Gehirn während unseres irdischen
Lebens für 
alle Bewußtseinsarten zum Trans‐
formator wird, so daß sowohl die Äußerungen
der 
feineren physischen Kräfte
des Körpers, mögen sie irrtümlich als
„geistige” oder als „seelische” Äußerungen
gewertet werden, wie auch 
das wirkliche
Erleben des ewigen Reiches der
Seele und 
das Erleben des we‐
senhaften Geistes, stets 
im Ge‐
hirn registriert werden, solange ein gesun‐
des, lebendes Gehirn vorhanden ist.
.Wenn aber hier das 
gleiche Instrument
recht 
verschiedene Bewegungen 
re‐
gistriert, so darf man eben darum nicht
alle 
Unterscheidung beiseite lassen,
muß vielmehr in sich selbst „ablesen” lernen,
welche Art der Bewegung jeweils den Ge‐
hirnapparat berührt.
.Will man für das 
Wachstum der
Seele sorgen, so muß man wohl oder übel
allen Wert darauf legen, möglichst für eine
solche Einstellung des Gehirns zu sorgen,
der keine echte seelische Regung, kein Be‐
rührtwerden durch die Kräfte der Seele je‐
mals entgeht.
.Es ist darum durchaus nicht nötig und wäre
auch nur sehr unvollkommen möglich, daß
man die Empfindlichkeit des Gehirns für
andersartige Bewegungen 
abstumpft,
denn während wir hier als Erdenmenschen
leben, sind auch die Bewegungen der feineren
physischen Kräfte des 
Körpers, wie auch
seine 
gröberen Kräfte, für uns von Wich‐
tigkeit und sollen der Wachsamkeit des Ge‐
hirns 
keinesfalls entgehen.
.Aber: „
Suchet vor allem das Reich
Gottes” und das, was es verlangt: „
seine
Gerechtigkeit”, als Folge der rechten Erfül‐
lung ewiger Gesetze, „so wird euch 
alles
übrige beigegeben werden”.
Es zeigt eine bedenkliche 
Schwäche an,
wenn man glaubt, dem Leben der Seele nur
dann gerecht werden zu können, wenn man
„die böse Welt mit ihren Händeln” 
flieht,
um ja durch nichts anderes gestört zu werden!
.Nur durch steten 
Gebrauch und durch
stete 
Übung an Widerständen er‐
starken 
körperliche Kräfte, und mit
den 
Kräften der Seele ist es in
diesem Punkte 
nicht im mindesten
anders bestellt!
.Wer nicht mitten im Alltags‐
leben, 
ohne Absonderung und
ohne weltverneinende Allüren,
dem Wachstum seiner Seele zu
dienen weiß, 
der wird gewiß kein
seelisches Wachstum erreichen
und würde er auch der Genosse
der Tiger und Schlangen in in‐
dischen Dschungeln, 
oder ließe
er sich auch für den Rest seines
Erdenlebens in tibetanischen
Klöstern vermauern! ‒
.Ich könnte, wenn es mir vom Lebensurgrund
meines ewigen Geistbewußtseins her erlaubt
wäre, ganze Bände füllen mit Berichten mei‐
ner Erlebnisse in jenseitigen Erkenntnisbe‐
reichen, soweit sie den Zustand solcher Büßer
und Walderemiten nach erfolgtem Verlassen
des Körpers der Erde erhellen.
.So viel ist mir aber zu sagen verstattet: ‒
daß 
kein einziger dieser Unglücklichen
nach seinem Übergang jenes Ziel fürs erste
erreicht, das er hier schon erreicht zu
haben 
glaubte, nachdem es ihm die
Äußerungen seiner 
feineren fluidi‐
schen Körperkräfte glaubhaft 
vor‐
gegaukelt hatten. ‒
Mitten im Weltleben, wohin man auch ge‐
stellt sein mag, muß man dem Wachstum
seiner Seele dienen!
 
.Absonderung kann 
zu Zeiten von
Nutzen sein, sobald man zu fühlen beginnt,
daß die Einstellung auf das Empfinden wirk‐
licher Seelenkräfte verloren zu gehen droht,
aber die Absonderung soll nur 
kürzeste
Zeit währen und nur dazu dienen, „
die
Einstellung wieder zu 
finden.” So‐
bald man sie gefunden hat, kehre man wieder
zu seinem gewohnten Leben zurück!
.Es sind nur sehr wenige Menschen auf
Erden, denen 
dauernde Absonderung
nicht schadet, und diese wenigen leben trotz
aller Absonderung doch 
im Zusammen‐
sein mit ihresgleichen und würden
nicht abgesondert leben, wenn sie nicht
Dinge zu vollbringen hätten, zu deren Voll‐
bringung ein äußerer Zustand geschaffen wer‐
den muß, der im Welttreiben sich nicht auf‐
rechterhalten läßt.
.Sie sind nur in der Einsamkeit, weil sie in
einem „Tempel” wirken, der allen Geräuschen
der Welt entrückt sein muß, und sie bleiben
nur so lange in dieser Weltferne, als jeweils
ihr 
Werk es verlangt, suchen sie aber keines‐
 
wegs etwa als „Flüchtlinge vor dem Leben”
auf. ‒
.Das Wachstum der Seele wird auch nicht
gefördert durch 
tiefgründige Stu‐
dien, durch 
philosophische Er‐
kenntnisse, oder durch das 
For‐
schen nach den unbekannten
Kräften der Natur!
.Dies alles kann man treiben und dabei
längst seine Seele 
verloren haben!
.Ein Ackerknecht etwa oder ein Lastträger,
kann das höchste Wachstum der Seele genau
so erreichen wie der Gelehrteste unter den
Männern der Wissenschaft, ‒ aber 
keiner
kann es erreichen, 
der sich den Pflich‐
ten seines Standes entzieht,
in der irrigen Meinung, man könne dem
Wachstum seiner Seele 
besser dienen,
wenn man die Welt oder wenn man Beruf
und Stand verläßt! ‒
„
Wer da suchet, seine Seele zu erhalten,
der wird sie verlieren; und wer sie verlieren
wird, der wird ihr zum Leben verhelfen!”
.Dieses dunkle Wort will unter anderem sa‐
gen, daß ein „Verlassen der Welt”, um die
Seele zu finden, 
nie ans Ziel führen
kann, daß das Wachstum der Seele viel‐
mehr nur 
dort zu finden ist, wo man es
am wenigsten zu finden hofft: ‒ 
mitten
im tätigen Leben der Welt. ‒
.Nur durch das 
praktische Verhal‐
ten im Alltagsleben können wir un‐
sere Seele zum Wachstum bringen! ‒
Es gibt 
keine Möglichkeit, der Seele 
al‐
lein zu dienen und dabei das Leben des
Alltags auszuschließen!
.Es ist nur Feigheit und Bequemlichkeit oder
eine irrige Philosophie, wenn man sich ein
Leben erträumt, das ausschließlich dem Wachs‐
tum der Seele gewidmet und der Welt abge‐
wandt, 
das zu erreichen vermögend sein soll,
was für den Menschen der Erde nur 
im
steten Ringen mit den Kräften
der Welt erreichbar ist. ‒
.Man kann wohl die 
sterblichen,
feineren, 
fluidischen Kräfte
 
des Körpers fördern, wenn man dem
Leben der Welt entflieht, aber 
niemals
wird je ein Mensch 
seiner Seele zum
Wachstum verhelfen, wenn er nicht
täglich aufs neue ihre Kräfte 
er‐
probt, an den 
Widerständen, die
ihm die „Außenwelt”, die ihm das Treiben
der Vielen, die ihn umgeben, schafft! ‒
So ging auch der „große Liebende” in seinem
Erdenleben oftmals „auf den Berg” oder in
die Einsamkeit, um zu „beten”.
.So lehrte er: „Wenn du beten willst, gehe
in deine Kammer und schließe die Türe zu.” ‒
.Aber 
niemals lehrte er den Alltag flie‐
hen, 
niemals hat er 
selbst das rege
Leben seiner Zeit und seines Volkes feige
gemieden.
.Er aß und trank, was andere aßen und
tranken, und feierte mit ihnen ihre Feste.
.Bei „Sündern und Zöllnern” war er zu
Gast, wie bei denen, die sich für die Frömm‐
 
sten hielten. ‒ Bei Schriftgelehrten liegt er
zu Tische, wie im Hause der früheren He‐
täre. ‒
.Allüberall ist ihm „
das Himmel‐
reich nahe”, da es 
in ihm ist...
.Er 
lebt die Lehre, die er seinen Schülern
kündet, ‒ 
zeigt ihnen, wie der Seele
Wachstum 
Leben braucht und 
Tat.
*           *
*
Unzählige sind es, die in diesen Tagen nach
geistiger Führung verlangen, und
wiederum Unzählige, die unter „geistiger Füh‐
rung” zu leben 
glauben, während sie doch
nur Einflüssen unterstehen, die in dem wei‐
ten Gebiet „medialer” Manifestationen ihren
Ursprung haben.
.Es tut not, wieder „die Geister unterschei‐
den” zu lernen! ‒
.Nicht jede Stimme, die im Innern ver‐
nehmbar wird, ist die Stimme eines geistigen
Führers, die Stimme göttlicher Leitung!
.Weit mehr als die meisten ahnen, ist heute
eine Abart medialer Bekundungen verbreitet,
die es den lemurenhaften Bewohnern des un‐
sichtbaren Teiles der physischen Welt nur
allzu leicht macht, ihrem Trieb nach Aner‐
kennung im Bewußtsein des Menschen Erfolg
zu sichern, indem sie die Fähigkeit des Schrei‐
benkönnens bei ihren Opfern mißbrauchen,
 
bald unter 
Ausschaltung der Gehirn‐
kontrolle, bald durch usurpierte 
Benützung
der Gehirntätigkeit.
.Im Grunde kann 
jeder Mensch zum
spiritistischen „Medium” werden, wenn auch
die Grade der Mediumschaft außerordentliche
Verschiedenheit aufweisen.
.Es ist dabei völlig gleichgültig, ob man sich
bewußt als spiritistisches Medium „ent‐
wickeln” 
will, oder ob man glaubt, 
fern
von allen, dem sogenannten „Spiritismus” zu‐
zuzählenden Erscheinungen zu stehen.
Jeder Mensch, der einer „inneren Stimme”
vertraut, die 
Passivität von ihm ver‐
langt, ‒ die ihn also bestimmen will, daß
er sich ihren Einsprachen 
füge, daß er sie
als suggerierten 
Rat, ja gar als inneren
Befehl betrachte, setzt sich der Gefahr aus,
ein Höriger jener Lemurenwesen, ein spiri‐
tistisches „Medium” zu werden, und er 
ist
es in jedem Falle bereits, wenn seine Hand
gar schon „automatisch” zu schreiben be‐
ginnt, einerlei, welchen Inhalt das Geschrie‐
bene aufweisen mag. Je nach der Art seines
Weltbildes werden sich ihm die seiner Kon‐
trolle spottenden Wesen der Zwischenwelten
darzustellen suchen.
.Der Frommgläubige wird von „Engeln”
und „Heiligen”, ja von „Christus” oder gar
„Gott-Vater” Führung zu erhalten glauben,
der Anhänger der neueren „Theosophie” wird
sich unter der Leitung hoher „Mahâtmas”
fühlen, und andere wieder werden zu dem
Glauben verleitet, ihr eigenes „höheres Ich”,
ihre ewige aus dem Urborn Gottes entströ‐
mende Geisteswesenheit gäbe sich ihnen auf
solche Weise kund.
.(Als bezeichnendes Kuriosum möchte ich
hier die Tatsache erwähnen, daß mir von
nicht wenigen Fällen durch die Betroffenen
selbst berichtet wurde, in denen jene lemuren‐
haften Zwischenwesen es für gut hielten, ihren
Opfern den Glauben beizubringen, ihr „gei‐
stiger Führer” sei „Bô Yin Râ”. ‒ ‒ Wie
man sieht, kann man zu Würden kommen,
von denen man wirklich nichts ahnt!
.In 
einem solchen Falle hatten die Be‐
troffenen noch niemals meinen Namen ge‐
hört, ‒ wurden erst durch ihre vermeintliche
„geistige” Leitung auf meine Bücher verwie‐
sen, ‒ trugen erst Scheu, sie beim Buch‐
händler zu verlangen, während sie dann, als
es sich herausstellte, daß wirklich ein Autor
dieses Namens existiert, natürlich felsenfest
überzeugt wurden, unter meiner geistigen Füh‐
rung zu stehen...
.Die mir später vorgelegten, vermeintlich von
mir selbst bei der geistigen Leitung des Me‐
diums übermittelten Kommentare zu meinen
Schriften waren nicht einmal schlecht, hielten
sich aber freilich ganz auf dem Vorstellungs‐
niveau der automatisch Schreibenden.
.In einem anderen Falle wurde ich gar mit
den unflätigsten Briefen traktiert, als ich den
auf spiritistische Weise entstandenen Irrtum
aufzuklären suchte, und man leistete sich
allen Ernstes die köstliche Behauptung, ich
sei gar nicht „
der wirkliche” Bô Yin
Râ: „der verehrungswürdige Meister”, den
man selbst als „
Führer” kenne und 
der
meine Bücher geschrieben ha‐
 
be, ‒ wobei freilich ein gewisser Teil dieses
Satzes 
durchaus der Wahrheit entsprach.
.Zu solchen Torheiten können Menschen, die
sonst sehr wohl über Urteilsvermögen ver‐
fügen, durch die Beeinflussung ihrer „Spirits”
veranlaßt werden.)
Gutgläubige „Spiritisten” haben sich nun
die wunderschöne Lehre ersonnen, daß es un‐
ter ihren „Geistern” wohl recht betrügerische,
ja auch alberne und possenhafte Naturen gäbe,
aber ebenso fänden sich solche voller Güte,
Liebe und Erhabenheit.
.Als Unterscheidungsmerkmal werden in aller
Naivität die „Offenbarungen” der „Geister”
selbst angesehen, und wenn gar noch in sol‐
chen Äußerungen 
vor Schlechtem ge‐
warnt oder 
Gutes angeraten wurde,
dann gilt es den rechtgläubigen Seelen als
einwandfrei erwiesen, daß sie es mit „guten”
Geistern zu tun hätten.
.Ach, 
wäre nur alles so einfach, wie es
sich in manchen Gehirnen darstellt! ‒
 
.Vielleicht wäre die in solchen Konventikeln
geächtete „Wissenschaft” dann doch nicht tö‐
richt genug, die spiritistische Hypothese ab‐
zulehnen, und wäre längst mit fliegenden
Fahnen zu den spiritistischen Gemeinden über‐
getreten!? ‒
.Statt dessen aber gibt selbst ein Forscher
wie 
Crookes am Ende seiner erfolgreichen
Experimente die Erklärung ab, daß er wohl
überzeugt sei, oft 
mit unsichtbaren
Wesen experimentiert zu haben, daß er
aber die spiritistische Hypothese, es handle
sich um gestorbene Menschen, bzw. deren
weiterlebende Seelen, 
keineswegs gel‐
ten lassen könne. ‒ ‒
.Und 
Crookes gilt jedem waschechten
Spiritisten seltsamerweise auch heute noch als
hervorragender Eideshelfer!
.Man möchte ja mit Freuden den fanati‐
sierten Gläubigen spiritistischer Zirkel ihr
Heiligtum unangetastet lassen, wenn nicht
ein Strom des Unheils von ihm
ausginge, von dem 
Psychiater und selbst
 
die 
Kriminalistik ein sehr trauriges
Lied zu singen vermögen. ‒ ‒
.Deshalb kann man es gar nicht oft genug
betonen, daß an 
echten spiritistischen Ma‐
nifestationen 
nichts anderes Beweis‐
kraft hat 
als die Tatsache der Ma‐
nifestationen an sich, und sie be‐
weist lediglich, was auch 
Crookes mit
Recht als bewiesen ansah, 
daß unsicht‐
bare Wesenheiten unter Benut‐
zung menschlicher Organe ge‐
wisse Wirkungen hervorbringen
können, 
die das Bewußtsein des
Erdenmenschen zu beeindrucken
vermögen.
.Das ist aber auch alles „Bewiesene”! ‒ ‒
Über die 
Art dieser unsichtbaren Wesen‐
heiten vermag das Experiment 
keine Klar‐
heit zu schaffen, und geradezu kindlich-töricht
ist die Annahme, die durch ein Medium er‐
haltenen 
Äußerungen dieser Wesen oder
ihre 
Angaben über sich selbst seien
hinreichend, um über ihre 
Art sichere Aus‐
kunft zu geben. ‒
.Ich glaube doch auch nicht ohne weiteres
einem Menschen, der mich telephonisch an‐
ruft und behauptet, „der Kaiser von China”
zu sein.
.Bei „spiritistischen” Manifestationen liegen
aber für den, der die Fehlerquellen und Be‐
trugsmöglichkeiten kennt, so gut wie 
gar
keine Sicherungen dagegen vor, durch den
Kommunikator in unverschämtester Weise
düpiert zu werden.
.Wahrhaftig, die „Unterscheidung der Gei‐
ster”, von der Paulus spricht, als von einer
Gabe des Geistes Gottes, ist denn doch 
et‐
was anderes, als eine derart übergläu‐
bige Bescheidung! ‒ ‒
Ihr werdet von den unsichtbaren, lemuren‐
haften Zwischenwesen des unsichtbaren Teiles
der physischen Welt ebenso die 
erhaben‐
sten Belehrungen erhalten, wie die 
tri‐
vialsten Äußerungen, ja die 
gemein‐
sten Unflätigkeiten, je nachdem es
den unsichtbaren und jeder Kontrolle ent‐
zogenen Kommunikatoren mehr Behagen be‐
reitet.
.Stellt nur einmal eure erhabenen „geistigen
Führer”, von denen ihr nur die salbungs‐
vollsten Reden gehört habt, auf die Probe, ‒
sagt ihnen, daß sie 
Betrüger sind, wenn
sie sich als gestorbene Menschen oder geistige
Lehrer ausgeben, daß ihr 
nichts mehr
mit ihnen zu tun haben wollt,
und ‒ ihr werdet zu eurem Entsetzen sehen,
welchen „Freunden aus der Geisterwelt”
ihr euch anvertraut hattet! ‒ ‒
.Es fehlt nicht an ehemaligen „Spiritisten”,
die durch recht drastische Erfahrungen doch
noch geheilt wurden, und sie alle können be‐
stätigen, was ich hier sage.
.Trotzdem 
verstehe ich, wenn ihr der
Täuschung erliegt!
.Ihr werdet Äußerungen erhalten, die es sehr
begreiflich erscheinen lassen, wenn ihr glaubt,
mit „lieben Verstorbenen” in Verbindung zu
 
sein, denn diesen Wesen ist gar manches wie
ein aufgeschlagenes Buch, was euch dicht ver‐
schleiert ist, und ihrer Schlauheit ist es ein
Leichtes, herauszufinden, was euch am besten
überzeugen könnte. ‒
.Es ist ihnen nichts „heilig”, sie kennen
kein „Gut” und kein „Böse”!
.Sie sind nur erfüllt von dem Drange, von
euch 
als reale Existenzen aner‐
kannt zu werden und euch gehörig zu
imponieren, einerlei, ob sie dies durch er‐
habene Reden, durch gemeine Scheltworte,
durch Prophezeiungen und gute Ratschläge
oder durch Foppereien und Albernheiten er‐
reichen.
.Glaubt ihr, auf diese Weise mit euren Ver‐
storbenen in Verkehr zu kommen, ‒ auch
im Zweifel kann schon der 
Wunsch, dies
glauben zu 
können, verborgen sein, ‒ so
werdet ihr auch nach 
dieser Richtung hin
vorzüglich bedient werden, wobei allerdings
auch die 
Möglichkeit immerhin besteht,
daß die euch täuschenden Zwischenwesen des
Unsichtbaren der physischen Welt die 
Über‐
mittler von „Botschaften” werden, die
aus dem 
Vorstellungsvermögen
Gestorbener stammen, deren Aufstieg aus nie‐
derer geistiger Entwicklungsstufe noch nicht
begonnen hat.
.Niemals aber werdet ihr 
mit den
Gestorbenen selbst, einerlei, welcher
Stufe der Geistesentfaltung sie angehören, auf
solche Weise in Verkehr gelangen!
.Niemals!! ‒ ‒
Solange die Erde Menschen trägt, waren un‐
sichtbare Wesenheiten der physischen Welt
auch bestrebt, sich als „geistige Führer” an‐
zubieten, wo immer nach solcher Führung ver‐
langt wurde.
.Ja, noch 
weit höhere Ambitionen wur‐
den ihnen durch den Erdenmenschen erfüllt,
und so mancher „Wunder” wirkende „Gott”
alter und, in gewissen Kulturkreisen, auch
gegenwärtiger Zeit, ist in ihren Reihen zu
suchen, die gar viele 
Artunterschiede
kennen, vom tierhaften Trieb bis zu weit
über Menschenmaß entwickelter Intelligenz. ‒
 
.Es ist oft sehr verständlich, daß der Nicht‐
unterrichtete sich ehrfurchtsvoll und vertrau‐
end der 
hypnotischen Einwirkung
dieser Wesen ‒ und um nichts anderes han‐
delt es sich im Grunde ‒ hingibt.
.Er beachtet es nicht oder hält es für selbst‐
verständlich, daß seine anscheinend so er‐
habene „geistige” Führung immer mehr Be‐
schlag legt auf seinen ‒ 
Willen, daß sie
in wohlberechneter Steigerung sich dieses Wil‐
lens zu 
bemächtigen sucht. ‒
.Zuerst mögen oft überraschend 
richtige
Ratschläge, besonders solche, die das
äußere Leben betreffen, gegeben werden,
oder auch 
Voraussagungen, deren
richtiges Eintreffen noch weit mehr in Stau‐
nen setzt.
.Ist das Opfer dann hinreichend in seinem
Vertrauen gefestigt, dann ergehen nicht selten
„
Aufträge”. ‒
.Es wird ihm eingeredet, daß es „eine be‐
sondere Mission” habe, daß es dies oder jenes
vollbringen müsse, und die seltsamsten Tor‐
 
heiten sind schon infolge solcher vermeintlich
„geistiger” Aufträge zur Durchführung ge‐
langt.
.In anderen Fällen aber, wo allzu unge‐
stümes Vorgehen dazu führen könnte, daß
das schon gut umgarnte Opfer sich dem Ein‐
fluß der unsichtbaren Parasiten noch entwin‐
den würde, begnügt man sich, nur die Rolle
des erhabenen „geistigen Führers” zu spielen
und unterläßt wohlweislich alles, was den Ge‐
nasführten stutzig machen könnte.
.Der Unkundige ahnt nicht, mit welcher in‐
stinktiven 
Schlauheit seine anscheinen‐
den „geistigen Freunde” zu Werke gehen. ‒
Er ahnt nicht, daß sie um seine geheimsten
Neigungen und Wünsche wahrlich besser Be‐
scheid wissen, als er selbst, und daß sie alles
ausnützen, was ihn dazu bestimmen kann,
sich freiwillig als Beute zu übergeben. ‒ ‒
.Diese 
Freiwilligkeit ist aber nötig,
wenn ein Mensch den unsichtbaren Zwischen‐
wesen der physischen Welt anheimfallen soll,
und damit ist auch zugleich gesagt, wie eine
derartige Abhängigkeit mit aller Sicherheit
vermeidbar wird. ‒
Wer wahrhaftige 
geistige Führung sucht,
der werde vor allem 
seiner selbst sicher
und wisse, daß ihm niemals ein wirklicher
„Führer” 
aus der Welt des Geistes
nahen wird, solange er sich selbst genügen
läßt an einer Pseudoführung, wie ich sie hier
ausführlich schildern mußte!
.Wirklich im 
Geistigen „führen” 
kann
nur einer aus dem Kreise der 
Leuchten‐
den des Urlichtes auf dieser Erde,
und da wieder jeweils 
nur der, dem solche
Führung im Einzelfalle anvertraut ist, weil
seine eigenen Seelenschwingungen denen des
Suchenden entsprechen, weil beider Empfin‐
dungsrhythmus sich in parallelen Bahnen be‐
wegt. ‒ ‒
.Niemals aber wird ein 
solcher „Füh‐
rer” auf irgendeine Art heimlich den 
Wil‐
len des Suchenden dem seinen unterzuord‐
nen bestrebt sein, niemals wird er diesen Wil‐
len auf irgendeine Weise auszuschalten suchen!
.Stets wird er es dem eigenen Willensent‐
scheid des 
Suchenden überlassen, ob er
der stillen Ein-Gebung, die ihm vermittelt
wird, folgen mag oder nicht.
.Seine geistige und fast unmerkbare „Füh‐
rung” ist immer ein 
Teilnehmenlassen
an der eigenen Erkenntnis, niemals ein auf‐
gedrungener Rat, obwohl sie indirekt voll
guten Rates ist. ‒
.In 
keinem Falle wird er dem Suchen‐
den irgendeine Handlungsweise, irgendein Ver‐
halten „suggerieren”.
.Nie wird 
solche Führung den Suchen‐
den mit einer angeblichen „Mission” betrauen,
nie wird sie ihn zu irgendwelchen Großtaten
in der Außenwelt aufrufen, nie wird sie sein
äußeres Dasein irgendwie zu beeinflussen su‐
chen...
.Sie wird auch niemals durch „Vorhersagen”
oder ähnliches sich Kredit verschaffen wollen,
wird keinen „Namen” mitteilen und keine Rat‐
schläge in bezug auf irdische Geschehnisse
geben.
 
.Solche Führung wird für den Suchenden
stets nur ein 
Teilnehmen an dem in‐
neren Leben eines in Gott Voll‐
endeten sein, genau dem Grade der Emp‐
findungsfähigkeit angepaßt, der bei dem Su‐
chenden bereits gegeben ist.
.Der „Führer” wird mit seiner quasi „pas‐
siven” Ein-Sprache da sein, wenn das Ver‐
halten des Suchenden ihn „ruft”, und der
Suchende wird nichts von dem Dasein des
Führers bemerken, sobald er seiner Führung
entraten zu können glaubt.
.Wie ein im Innersten verbundener, mit ihm
Eines gewordener Freund wird er den Su‐
chenden geleiten, ohne sich selbst anders als
durch 
sein eigenes Innenleben im
Geiste zu offenbaren, als „Vor-Bild” des Su‐
chenden, als Einstrahlung eines geistigen Seins,
das durch 
seine Existenz allein wirkt,
ohne eines Frage- und Antwortspieles zu be‐
dürfen. ‒ ‒
Wer solche wahrhaft 
geistige Führung
sucht, der halte sich ferne jeder Neugier hin‐
 
sichtlich des individuellen Außendaseins seines
Führers!
.Der Suchende vermeide alle „
Fragen”,
die sich auf seine oder seines geistigen Führers
äußeren, irdischen Lebensumstände beziehen
oder gar auf sonstige Geschehnisse der Außen‐
welt!
.Ja, er stelle auch in 
rein geistigen
Dingen niemals „
Fragen”, sondern warte
ruhig, in innerer Sammlung, bis ihm durch
Ein-Sicht in seines geistigen Lehrers inner‐
stes Erkennen 
Aufschluß wird über
jene Dinge, die ihm bislang noch ungeklärt
erschienen.
.Der wahrhafte 
geistige Führer weiß
ohne jede Anfrage, 
was in dem Suchen‐
den nach Klarheit verlangt, aber er ist auch
gehalten, 
Zeit und Situation zu be‐
achten, die für den Suchenden die Bedingungen
bieten, restlose Klärung in sich aufnehmen zu
können, denn 
nicht zu jeder Zeit
und in 
jeder Lage ist die Seele fähig,
das Bild, das die Strahlen geistigen Lichtes
ihr dauernd einprägen können, ohne Ver‐
zerrung wirklich in sich aufzunehmen.
.Man darf auch gewiß nicht etwa die gei‐
stige Leitung durch einen der Leuchtenden
des Urlichtes auf dieser Erde erwarten, so‐
lange man noch selbst in dem Dünkel be‐
fangen ist, man sei im Besitz unfehlbar rich‐
tiger Erkenntnis, und der Führer müsse sich
selbstverständlich dieser so ungemein „logi‐
schen” Erkenntnis unterordnen.
.Auch 
dann darf man keine wirkliche
geistige Führung zu erreichen glauben,
wenn man sie 
nur so nebenher ge‐
nießen möchte und dem 
Geistigen noch
so ferne steht, daß man den 
realen Geist
mit Gehirnakrobatik verwechselt, ihn erreich‐
bar glaubt 
auch ohne Führung, ja im
Grunde gesonnen ist, die erwartete Führung
einer spitzfindigen Dialektik als Material aus‐
zuliefern. ‒ ‒
.Nur „
wer aus Gott ist, 
hört Got‐
tes Wort”, und die Lichtfülle des „
Wor‐
tes”, das „bei 
Gott” und das „Gott” 
ist,
wird 
allein vermittelt, wenn ein wahr‐
haft 
geistiger Führer im Leben einer
Seele in Erscheinung tritt. ‒
Möchten meine Worte, die 
aus der Er‐
fahrung gesprochen sind, und nachdem
es gelang, so manchem zu helfen, recht viele
aus der polypenhaften Umklammerung be‐
freien, in die sie sich selbst begeben haben!
.Möchten durch diese Worte möglichst viele
Suchende, die dazu reif sind, einer echten
geistigen Leitung entgegengeführt wer‐
den!
.Wer aber sein Heiligstes verletzt glaubt
durch das, was ich hier sagen mußte, der
möge mir einstweilen verzeihen und seines
ehrlichen Strebens bewußt, noch geduldig
warten, bis auch ihm 
die Augen ge‐
öffnet werden!
.Auch von dem hohen Gesalbten aus Na‐
zareth wird erzählt, wie ihn „der Teufel”
mehrfach versuchte.
.Hartes Fasten hatte in dem Geweihten
unerwartet „mediale” Situation bewirkt.
.Er aber 
widerstand der Versuchung,
und von da an wußte er ‒ „Teufel 
aus‐
zutreiben”, die nichts anderes waren, als
eben jene Lemurenwesen des unsichtbaren
Bereiches der physischen Welt, vor denen
ich hier zu warnen habe.
*           *
*
 
Seitdem der grobkörnigste philosophische Ma‐
terialismus abgewirtschaftet hat und die
Naturwissenschaften nicht mehr als allein‐
seligmachende Erkenntnisquellen gelten, tritt
so mancher, der früher den Himmel „Engeln
und Spatzen” überlassen zu können glaubte,
den Problemen des Übersinnlichen nahe, und
da er von seinem früheren Forschen her eine
Arbeitstechnik mitbringt, die dort zu Erfolgen
führte, so glaubt er auch ohne weiteres, diese
Technik, diese „Methode”, auf das ganz an‐
dersartige Gebiet des 
Übersinnlichen
übertragen zu können.
.Was er aber bestenfalls dabei erreicht, läßt
ihn nur zu bald erkennen, daß er hier mit
untauglichem Werkzeug hantiert.
.Entweder gibt er dann sein Forschen über‐
haupt auf, in der Meinung, dort, wo 
sein
Werkzeug nicht brauchbar sei, könne auch
nichts Reales zutage gefördert werden, oder
 
aber, er experimentiert weiter und verfällt
der unsichtbaren Region der 
physischen
Welt, die er dann für das gesuchte „Geistige”
hält. Da sie ihm nur sehr spärliche, zweifel‐
hafte Resultate liefert, so fängt er dann
früher oder später an, nachzuhelfen, indem
er durch spekulatives 
Denken ersetzt, was
ihm die 
Wirklichkeit schuldig bleibt.
Hier handelt es sich aber immer noch um
sehr ernst zu nehmende Leute, während sich
gleichzeitig auch ein Typus breit macht, der
nur den 
Schein der Wissenschaftlichkeit
raffiniert benutzt, um ein wüstes Mystagogen‐
tum zu propagieren, um Anhänger für die
liebe eigene Person oder für irgend einen in
seinem früheren, noch wirklich wissenschaft‐
lichen Streben sich nicht genug gewürdigt
fühlenden Gernegroß zu werben.
.Nun wird da schleunigst aus allem, was
man an mehr oder minder einwandfreier
Quellenliteratur zusammengelesen hat, eine
„Geisteswissenschaft” gebraut, und an diesem
Zaubertrank erlaben sich alle, bei denen es
rein wissenschaftlich trotz Doktorat und Wür‐
den doch nicht so recht auslangen wollte, und
die nun hier ein Gebiet vor sich sehen, auf
dem man sich nach dem gefeierten Vorbild
des „großen Lehrers”, recht frei von jeder
wissenschaftlichen Kontrolle, ergehen kann,
und, mir nichts, dir nichts, in den Ruf eines
großen „Eingeweihten” gelangt, wenn man
nur die „Übungen” recht eifrig betreibt, die
der Herr „Geheimlehrer” vorschreibt und de‐
ren er für jeden, der zu ihm kommt, eine reiche
Auswahl auf Lager hält. ‒ „Übungen”, die
aus den Exerzitien des Ignatius von Loyola,
aber auch aus den übelsten Traktaten okkul‐
tistischer Sudelköche des Orients und Okzi‐
dents mit gleicher Fingerfertigkeit und mit
gleicher Verantwortungslosigkeit herausgegrif‐
fen wurden. ‒
Was schadet es, wenn hier und da einer der
„Geheimschüler” im Irrenhaus landet, wenn
die armen Mädchen nahezu kanonischen Al‐
ters, die den „Geheimlehrer” umschwärmen,
hysterisch werden, oder wenn die allzu harm‐
losen Gläubigen völlig an Geist und Körper
zugrunde gehen!
.Die „Geheimwissenschaft” will ihre Opfer
haben, und der Herr Geheimlehrer hat sich
seine Getreuen ja längst so erzogen, daß sie
wie auf Kommando über den armen Ver‐
lorenen herfallen, und ihm alle Schuld an
seinem Mißgeschick aufbürden; denn beileibe
darf es nicht gewagt werden, an der Infalli‐
bilität des „großen Lehrers” zu zweifeln, sonst
könnte ja Gefahr drohen, daß man selbst
seine eigene schöne Position als Kardinal eines
solchen neuen Papstes verlieren würde, ja,
die ganze Zirkuspantomime, die da aufgeführt
wird, könnte ein ungewollt frühzeitiges Ende
finden.
.So regnet's denn „Übungen” auf „Übungen”
immer weiter, und die Massenpsychose steckt
an wie der Keuchhusten, denn es finden sich
ja immer noch genug hornartig widerstands‐
fähige Gehirne, die all diese Prozeduren aus‐
halten, und wer sie wirklich auszuhalten ver‐
mag, der ist dann 
dauernd gewappnet
gegen jede Einrede des gesunden Menschen‐
verstandes, gegen jede ernsthafte psycholo‐
gische Kritik an dem, was in ihm vorgeht; ‒
er 
kann gar nicht mehr anders wollen, als
 
der „große Lehrer” will, und dieser will be‐
scheidenerweise ja nichts anderes, als die Welt
zu seinen Füßen sehen, auf 
welche Art
das auch erreicht werden mag.
Doch sehen wir einmal von solchen Clowns‐
possen ab, die schließlich nur entstehen konn‐
ten, weil die Zeit reif dazu war und weil un‐
sere Zeit 
krank ist, 
elend krank,
‒ so daß sie sich in ihrer Not, aus der ihr
die ordentlichen Ärzte nicht mehr recht hel‐
fen können, gierig auf die Pillen und Schmier‐
pflaster der Quacksalber stürzt.
.Wir wollen hier vielmehr ganz im allgemei‐
nen untersuchen, welcher wirkliche Wert viel‐
leicht doch „okkultistischen Übungen” zu‐
kommen 
könnte, denn auch außerhalb
der oben gekennzeichneten Kreise gibt es ja
genug Leute, die alles Erdenkliche und Un‐
erdenkliche von „okkultistischen Übungen”
erwarten, oder sich selbst mit den törichte‐
sten Zeremonien und seelischen Turnkunst‐
stücken abquälen, weil sie hoffen, auf diese
Weise der Weltordnung ein Schnippchen zu
schlagen und „das Zaubern” zu lernen, ‒
zum mindesten aber so klug wie die Schlange
des Paradieses zu werden, die bekanntlich
wußte, wie man „
wie die Götter” wird.
Ihre gläubigen Schüler haben nur offenbar den
berühmten Apfel nicht „
in der richtig‐
gen Weise” gegessen, wodurch der Unter‐
richt nicht so ganz die rechten Erfolge brach‐
te. ‒
Das 
ist'
s eben mit den „Übungen”: ‒ man
darf 
ja nichts versehen dabei, sonst
wird halt das Gegenteil von dem erreicht, was
man erreichen wollte, und das ist dann schlimm.
.So sagen sie 
alle, die großen „Adepten”
der Magie, die zwar selbst keinen Strohhalm
auf andere Weise bewegen können, wie Hinz
und Kunz, die aber alle Riten, Zeremonien,
Formeln und Übungen kennen, die dazu nötig
sind, alle Weltgesetze im lustigen Wirbel nach
ihrer Pfeife tanzen zu lassen.
.Es wäre ein leichtes, aus dem Schrifttum
über „Magie”, soweit es von alter Zeit her
erhalten ist und soweit es die neuere Zeit
vermehrte, eine Riesenbibliothek zusammen‐
zustellen; aber man zeige mir 
auch nur
einen einzigen aus den begeisterten
Verehrern dieser Schriften, der dahin gelangt
wäre, wirklich und jeder Kritik standhaltend,
irgend eines der Resultate zu erzielen,
die dem Novizen dort mit geheimnisvoller
Umständlichkeit versprochen werden, wenn
er die Anweisungen genau befolgt, von denen
ihre Urheber sagen, 
sie hätten dadurch Re‐
sultate erlangt. ‒
.Alle die zum Teil doch auch 
recht ge‐
scheiten Köpfe, die sich ihr Hirn
durch solche Lektüre verwirren ließen und
nichts dabei sonst erreichten, haben es eben
„
nicht richtig” gemacht. ‒
Aber da war einmal Einer, der sagte: „Wenn
ihr 
Glauben habt wie ein Senfkörnlein
nur, so könnt ihr zu diesem Berge sagen:
'Geh' von da dorthin!' und er wird dahin
gehen, und 
nichts wird euch unmöglich
sein.”
.Und an anderer Stelle berichtet man das
gleichsinnige Wort von ihm: „Wenn ihr einen
Glauben wie ein Senfkorn habt, so könnt
ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: 'Reiß dich
aus und setze dich ins Meer!' und er wird
euch gehorsam sein.”
.Auch er hatte 
Schüler, und sie
baten ihn: „Stärke uns den 
Glauben!”
.Und hier sind wir endlich an dem 
Kern‐
punkt der 
echten Magie, der 
prak‐
tischen Geistes-
Weisheit!
.Auch hier gibt es „Übungen”, aber sie sind
recht wesentlich 
anderer Art, und sie
führten noch 
jeden zu greifbaren Resul‐
taten, der ihnen oblag, ‒ nur sind das keine
„okkultistischen” Übungen, so geheimnisvoll
ihr Bereich auch bleibt, und wer sie betreibt,
der braucht weder Zeremonie noch Ritual,
braucht keine Beschwörungsformeln, noch
abenteuerliche Zitationen, und wirkt doch
durch die „Magie des Wortes”, durch die er
das „
Urwort” erreicht, in dessen „Namen”
er alles vollbringt. ‒
 
Aber dieser „Name” ist nicht ein Wort aus
irgendeiner Sprache, das nur auf eine geheim‐
nisvolle Weise betont werden muß, sondern
eben jene erhabene 
Kraft, die der Meister
der Evangelien den „
Glauben” nennt, und
des „Namens” geheimnisvolle „Aussprache”
ist die Kunst aller Künste: ‒ die Kunst, diesen
„Namen” 
in sich zu erleben. ‒
.Alle „Übungen” dieser 
wahren Magie
zielen einzig darauf hin, den Glauben in sich
erleben zu lernen und wollen 
nicht
etwa „okkulte Künste” lehren, wollen 
nicht
angebliche „Hellseher” oder Fakire bilden.
.Allerdings sind wirkliche 
geistige Übun‐
gen auch, einesteils zwar leichter, andernteils
doch etwas schwerer zu vollbringen, als das,
was man „
okkultistische” Übungen
nennen muß, denn sie verlangen nicht nur
wie diese eine stundenweise „Konzentration”,
sondern sie wollen 
den ganzen Men‐
schen, 
all sein Tagewerk, 
sein
ganzes Tun und Lassen; ‒ sie
wollen einen „
neuen” Menschen aus dem
Material erstehen sehen, das bis dahin der
 
Darstellung des „
alten” diente, und der
Umwandlungsprozeß darf keine Schlacken
übrig lassen.
.Alles, was bis dahin der Auswirkung des
Lebens diente, muß nun sich selbst aufgeben,
um 
aus dem „
Glauben” zu leben. ‒
Wie versteht man doch das Wort vom „
Glau‐
ben” falsch, wenn man annimmt, dieser
hier geforderte Umschwung, der den Men‐
schen fähig machen soll, im „
Glauben”
zu leben, sei eine „
Meinungsänderung”,
beziehe sich auf das im Vulgärsinn „gläubige”
oder „ungläubige” Verhalten irgendwelchen
Berichten „heiliger” Bücher gegenüber, ‒ sei
bestimmt durch Ablehnung oder Zustimmung
in bezug auf gewisse Behauptungen religiöser
Lehrer! ‒
.Wenn 
der „selig” wird, 
der da „
glaubt”,
so wird er es wahrlich nicht, weil er irgendeine
metaphysische Lehre für richtig hält, sondern
weil er die Kunst erworben hat, die 
Kraft
zu gebrauchen, von der hier die Rede ist, weil
er aus dem „Glauben”, aus der Kraft des
„Namens” 
lebt, der das Wort ist, das „bei
Gott” und das da „Gott” ist!
.Man „
glaubt” 
in rechter Weise, weil man
den „
Glauben” hat, wie man 
lebt,
weil man 
das Leben hat.
Vor dir liegt eine Rübe auf dem Felde. Ich
bringe dich in Hypnose und 
zwinge dich
durch meine Suggestion, zu „glauben” (hier
nicht im alltäglichen Sinne gemeint), du
seiest außerstande, die Rübe aufzuheben, und
du wirst dich vergeblich mühen, sie vom Erd‐
boden auch nur zu lockern. ‒
.Ich 
befreie dich aus der Bindung der
Hypnose, und du hebst die gleiche Rübe mit
Leichtigkeit auf, ja, du wirst jeden verlachen,
der an dieser deiner Fähigkeit zweifeln wollte,
denn jetzt 
glaubst du nicht mehr (im
alltäglichen Sinne) nur an die Richtigkeit des
Satzes: „ich 
kann eine Rübe vom Acker
aufheben”, ‒ an diesen Satz glaubtest du
ja im Sinne des Fürwahrhaltens auch in der
Hypnose, 
trotz meiner gegenteiligen Sug‐
gestion, sonst hättest du dich gar nicht be‐
müht, es dennoch zu 
versuchen, ‒
sondern jetzt „glaubst” du wirklich, d. h.
du fühlst in dir 
die Kraft, die Rübe auf‐
zuheben, und diese Kraft, mittels der du
auch tatsächlich jederzeit diese Rübe aufheben
kannst, 
ist nichts anderes als der von
dem Meister der Evangelien verlangte „
Glau‐
be”. Allerdings soll er auf etwas wichtigere
Dinge angewandt werden, als auf diese arme,
im Bilde nun schon fast zu Tode gehetzte
Rübe! ‒
.Dieser „Glaube” ist 
nicht die durch
Erfahrung gewonnene 
Gewißheit, daß
man etwas tun könne, sondern 
die
Kraft, mittels der man es tatsächlich tun
kann!
.Es liegt eine unsagbar feine Ironie in dem
doppelsinnigen Wort, das der Meister von
Nazareth an den ungläubigen Thomas rich‐
tet: „Weil du 
gesehen hast, Thomas,
hast du geglaubt” (den Bericht für richtig
befunden), „selig aber sind, die da 
nicht
sehen” (nicht durch Erfahrung Gewißheit ha‐
ben), „und 
doch glauben.” ‒
.Ein wunderbares Wortspiel des Meisters
mit dem Wort „glauben”, wobei er es 
zu‐
erst im alltäglichen Sinne gebraucht,
dann aber am Schluß 
auf die Lehre
anspielt, die er jahrelang verkündet
hatte. ‒
.Mag der Ausspruch „historisch” sein oder
nicht, so zeigt er doch mehr als manches an‐
dere, in welcher überlegenen Art der Meister
zu lehren pflegte, wie er den Scharfsinn der
Seinen anzuspornen wußte und keineswegs
immer auf Wortspiel und Ironie verzichtete.
.Es liegt hier aber 
durchaus nicht
der einzige Ausspruch dieser Art vor,
und manches Wort, das die gleiche Prägung
zeigt, hat im Laufe der Zeit zu wildem Dogmen‐
streit den Anlaß gegeben....
Wie aber verhält sich denn die von ihm ver‐
kündete 
Kraft, die er aus guten Gründen,
trotz aller Irrtumsmöglichkeit, den „
Glau‐
ben” nennt, zu dem, was „
okkultisti‐
sche” Übungen zutage fördern wollen?
.Da gilt es nun vor allem, sich klar darüber
zu werden, daß es 
zwei ganz ver‐
schiedene Arten erdensinnlich uner‐
faßbarer Kräfte gibt, je nach dem Lebens‐
bereich des universalen Seins, dem sie an‐
gehören.
.Beide sind ‒ jeweils in 
ihrer Region ‒
„
das einzig Wirkliche”, das aller
Erscheinung zugrunde liegt, und beide stehen
in ihrem Bereich um eine Stufe 
tiefer,
als das, was durch sie vermittelt wird.
.Wenn ich sage, daß diese Kräfte in ihrem
Bereich allen „Erscheinungswelten” (es gibt
deren physische wie geistige) 
zugrunde
liegen, so will ich das so verstanden wissen,
wie wenn ich sagen würde, daß jedem Ge‐
mälde, gleichgültig, 
was es darstellt, die
Farben zugrunde liegen, daß die 
Far‐
benmaterie an ihm „das einzig Wirk‐
liche” ist, obwohl das durch die Farbe 
Dar‐
gestellte von einer 
weit bedeuten‐
deren Wirklichkeit Kunde zu geben ver‐
mag, ‒ die aber 
hier nur 
durch die
Farbenmaterie mir bewußt werden kann. ‒
.So wird uns das ganze physische Universum
nur bewußt, weil ihm, ‒ hinter allen Formen
„einzig wirklich” ‒ die okkulten Kräfte 
der
physischen Natur zugrunde liegen,
weil wir, 
als Teil dieser Natur, dem 
Kör‐
perlichen nach, 
selbst eine dieser
physischen okkulten Kräfte 
sind, und
in unserem anscheinend „grobstofflichen”
Körper das Instrument, der 
feineren,
fluidischen Körperkräfte besitzen, das
den meisten schon als die Seele gilt, das aber
auch die anderen Tiere dieser Erde mit uns
gemeinsam haben, wenn auch in sehr ver‐
schieden starker Ausprägung seiner Fähig‐
keiten. ‒ ‒
.Wie nun aber das ganze 
physische
Universum sich nur darstellt als Wirkung
physischer okkulter Kräfte, so stellen
sich auch die 
geistigen Welten nur
dar als Wirkung real 
geistiger okkulter
Kräfte, und diese wieder sind ‒ für sich
 
betrachtet ‒ nichts anderes als: das Reich
der flutenden 
Seele, das zwischen 
phy‐
sischer Weltdarstellung und 
geistiger
Erscheinungswelt mitteninne liegt.
.Wie wir in der physischen Welt nur wahr‐
nehmen, nur „bewußt” sein können, weil
wir selbst eine ihrer 
physischen ok‐
kulten Kräfte 
sind und in unserem Körper
die feineren fluidischen Kräfte dieser Welt
tragen, so auch können wir 
Geistiges
nur wahrnehmen, ‒ können wir im 
Gei‐
stigen nur bewußt werden, ‒ weil 
wir
selbst auch gleichzeitig eine der 
gei‐
stigen okkulten Kräfte sind und in uns
einen 
geistig-okkulten oder 
Seelen‐
organismus tragen, ohne den die gei‐
stigen Welten, deren „Substanz” diese Seelen‐
kräfte sind, uns niemals wahrnehmbar sein
könnten, ohne den wir niemals im 
Geiste
bewußt zu werden vermöchten.
Wenn man nun das treibt, was man eigent‐
lich unter „okkultistischen Übungen” ver‐
steht ‒ es gehört dazu alles, was die Inder
„
Hâta-
Yoga” nennen, und vieles andere,
was schon seit alter Zeit auch bei uns im
Okzident gepflegt wurde ‒ dann bedient man
sich lediglich der 
feineren, 
fluidi‐
schen Kräfte des Körpers, wirkt
lediglich auf die okkulten Kräfte der 
phy‐
sischen Welt auf diese Art ein, und man
wird, nach unwandelbaren Gesetzen des 
phy‐
sischen Universums, dadurch den Wesen‐
heiten dienstbar und verhaftet, die in dem
unsichtbaren Bereiche der 
physischen
Natur ihre Wirkungsfelder haben, man ver‐
fällt unfehlbar der „Besessenheit” ‒ man hat,
wie der Volksmund sagt, ‒ seine Seele „dem
Teufel verschrieben”, ‒ denn die eigentliche
Seele, der okkulte 
geistige Organismus,
wird im gleichen Grade 
geschädigt, in
dem die feineren fluidischen Kräfte des 
Kör‐
pers diesen Wesenheiten, die jenseits von
gut und böse, ohne Verantwortung und Moral
sind, ausgeliefert werden. ‒
.Es tritt ein 
Schwinden, ein allmäh‐
liches 
Loslösen aller wirklichen 
Seelen‐
kräfte ein, die den individuellen, ewigen
Seelenorganismus bilden sollten, und als deren
Diener allein die feineren fluidischen Kräfte
des Körpers hätten wirken sollen.
.Man kann tatsächlich zu staunenswerten
Fähigkeiten gelangen durch Hâta-Yoga oder
ähnliche „Übungen”, bei denen nicht zuletzt
ein gewisses Atem-Training in Verbindung mit
Fasten, sexueller Enthaltsamkeit, vegetabiler
Diät und ähnlichem eine große Rolle spielt,
aber ‒ den Welten des 
Geistes kann man
so 
niemals nahen, ja 
man verschließt
sich selbst die Pforte, 
die zum
Reiche des wesenhaften Gei‐
stes führt, und keine Macht der Erde ver‐
mag sie für dieses Erdenleben jemals wieder
zu öffnen.
Es ist ein Glück zu nennen, daß diese
„Übungen” denn doch nicht so leicht 
aus‐
zuführen sind, als die Zauberlehrlinge
glauben, ja, daß die wirksamsten Methoden
dieser Art ‒ obwohl sie manche Orientalen
kennen, ‒ zum wenigsten auf der westlichen
Seite dieser Erde fast unbekannt sind.
 
.So treibt gar mancher, der nach „okkulten
Kräften” strebt, gefährliches Spiel, nur macht
er es, trotz aller Anstrengung, 
glücklicher‐
weise „nicht richtig”, und die solche
„Übungen” weitergeben, haben auch nur
„etwas läuten hören”, während ihnen, zum
Heile der Menschheit, 
doch das Wesent‐
lichste verborgen blieb. ‒
.Aber auch bei allem Zufallserfolg, der mit‐
unter eintreten kann, hat der Unglückselige,
der solche „Übungen” praktizierte, doch nichts
anderes erreicht, als daß er mit Hilfe von
Wesenheiten, vor denen ihn Entsetzen packte,
könnte er sie sehen, wie sie 
sind ‒ irgend‐
welche okkultistische Kunststücke zuwege
bringt (meist nur zum Schaden seiner Neben‐
menschen!) oder den tollsten Täuschungen
erliegt, die ihm durch die Einwirkung solcher
Wesen vorgegaukelt werden.
.Es ist eine Art 
aktiver „Spiritismus”,
wenn man die medianime Betätigung der
„Spiritisten” 
passiven „Spiritismus” nen‐
nen will.
.Das Ende eines Menschen, der diesen Weg
einmal betreten hat, ist niemals erfreulich und
 
noch weit schlimmer zumeist, als das Ende
der meisten „Medien”.
.Ich habe an anderen Orten genugsam da‐
von gesprochen...
Im schärfsten Gegensatz, sowohl zu der 
Me‐
thode als zu dem 
Resultat solcher
Praktik im Bereich der okkulten Kräfte der
physischen Welt, steht die Betätigung
der magischen Kräfte des 
Geistes, die
Benutzung der 
Seelenkräfte zu wah‐
rem magischen Werk.
.Schon bei 
Heliodor finden wir im drit‐
ten Buche seines auch literarisch hochge‐
schätzten Romans „Aethiopica” die von höch‐
ster Weisheit zeugende Stelle:
.„Die 
eine Magie ist 
für den Pöbel
und wandelt sozusagen immer 
niedrig
auf der Erde; sie hat mit 
Gespen‐
stern zu tun und balgt sich mit Leichen.
Die 
andere aber, die 
wahre Weis‐
heit, um die wir Priester und Propheten
uns von Jugend auf mühen, blickt 
zum
Himmel empor, verkehrt mit den
Göttern und hat 
Teil an der Natur der
machtvollen Wesen...”
.Wer wollte hier noch im Zweifel sein,
welche Art Magie der hohe Meister aus
Nazareth lehrte! ‒ ‒
.Und die Anweisungen, die er gibt, um zu
dieser wahren Magie zu gelangen, führen von
Stufe zu Stufe aufwärts.
.Man lese die 
Bergpredigt, und man
wird wissen, welche allgemeine „
Vorübun‐
gen” ihm ganz unerläßlich erscheinen; wenn
man aber nach „Übungen” 
für die Fort‐
geschrittenen sucht, dann spricht jedes
seiner Gleichnisse für Bände, ganz abgesehen
davon, daß er sehr deutlich zu seinen eigent‐
lichen Schülern sagt:
.„Euch ist es gegeben, das 
Geheimnis
des Reiches der Himmel zu erfassen, den
andern aber wird es 
nur durch Gleich‐
nisse.”
In den Gleichnissen sagt er 
das, was als
„Übung” 
allein nötig ist: Die 
Einstel‐
lung des Bewußtseins auf die Re‐
gungen der Kräfte der 
Seele, und die
Folgeleistung, die der Wille diesen
Anregungen schuldig ist.
.Seinen eigentlichen 
Schülern aber
zeigte er auch die 
Wirkungsweise der
geistigen Gesetze.
.Ihnen zeigte er, 
weshalb das getan wer‐
den muß, was im Gleichnis anempfohlen wird.
.Ihnen gab er auch Aufschluß darüber, wie
man „böse Geister” 
vertreibt, eben jene
Zwischenwesen des unsichtbaren Teiles der
physischen Welt, sobald sie der Seele
Schaden zufügen.
.So führt er, ‒ bald 
verstanden, bald
mißdeutet von den Hörenden, ‒ seine
Schüler ein in gar manche Weisheitslehre, die
dem Kleinsten und Unmündigen „offenbart
werden” kann, den Neunmalklugen und Auf‐
geblasenen aber „verborgen bleibt”. ‒
 
.Und trotzdem sagt er das Wort: „Ich hätte
euch 
noch vieles zu sagen, aber ihr könnt
es jetzt noch nicht tragen” und weist die so
Belehrten darauf hin, daß für jeden wahr‐
haft Vorbereiteten „der Geist der Wahrheit”,
der 
wahrhaftige göttliche Gei‐
stesfunke in das wahre 
Seelen-
Ich
komme: ‒ der „
lebendige Gott”, ‒
der sie „alle Wahrheit” lehre, der nur aus
dem „
Seinigen” nähme, auch wenn er
einst aus 
anderem Munde reden werde. ‒
.Geheimnisreich bleibt dieses Wort in seinem
Doppelsinn, weil alles, was der Gesalbte selbst
gegeben hatte, aus dem Meere der geistigen
Schätze des „
lebendigen Gottes” war,
den er in sich trug und mit dem er vollbe‐
wußt sich vereinigt hatte, wie jeder der
„
Seinen”, die er 
nach sich kommen sah.
.„Wenn ich 
aus mir selbst reden würde,
wäre ich ein Lügner, aber ich rede 
nicht
aus mir selbst, sondern was 
der Vater
mir gesagt hat, 
das sage ich euch!”
.Keiner derer, die aus der Wahrheit re‐
den, sagt das, was er lehrt, 
aus sich
 
selbst und niemand ist berechtigt, den
Weg der Einigung im Geiste zu zeigen, wenn
er 
den Vater nicht lebendig in sich trägt:
wenn er nicht vollbewußt mit seinem „le‐
bendigen Gott” in Ver-
Einung lebt. ‒
Es ist nicht nötig, daß ich hier aufs neue
alle Anweisungen wiederhole, die ich an so
vielen Stellen und in so vielerlei Weise be‐
reits gegeben habe.
.Es war mir verstattet, auch manches zu
sagen, das einst der Meister von Nazareth
seinen Schülern, seinen „Jüngern” noch nicht
geben konnte, weil es „
zu schwer” für sie
gewesen wäre, und ich durfte dies nur des‐
halb, weil alles dieses längst seither, wenn
auch in 
verzerrter Form, der Allgemein‐
heit bekannt geworden ist, ohne daß sie dessen
achtet.
.Ich 
mußte über diese Dinge Aufschluß
geben, weil die verzerrte Form, in der bis‐
lang der Menschheit davon Kunde kam, un‐
sagbares 
Unheil schon verschuldet hat und
 
weil diesem Unheil endlich 
Einhalt ge‐
boten werden sollte. ‒
.Es ist aus diesem Grunde wichtig, die Er‐
kenntnis zu verbreiten, daß die okkulte Welt
der 
physischen Natur nur von 
sol‐
chen allenfalls gefahrlos betreten werden
kann, die von Geburt an Eignung dazu be‐
sitzen und dann von einem berechtigten Füh‐
rer 
zur sicheren Beherrschung der
hier wirkenden Kräfte 
geschult wurden.
.Führer aber sind hier allein die 
Leuch‐
tenden des Urlichts, die „Meister”
der „Weißen Loge”, die freie 
Beherrscher
der okkulten Kräfte physischer Natur werden
mußten, bevor ihnen die Schlüssel in die‐
sem Erdendasein überantwortet werden konn‐
ten, die allein jene Pforte öffnen, durch wel‐
che für alle Menschen dieser Erde der Weg
zu den Reichen des Geistes führt. ‒ ‒
.Wer die Fähigkeit, durch die Kräfte des
feineren, fluidischen Körpers zu wirken, auf
diese Weise rechtmäßig erworben hat, der
kann auch durch sie im gegebenen Falle
Segen schaffen.
.Allen anderen aber müssen diese
Kräfte zum Unheil gereichen.
Was aber 
allen, ohne Ausnahme, 
Se‐
gen bringt, das ist die Entfaltung der ok‐
kulten 
geistigen Kräfte, der Kräfte der
Seele.
.Wie man diese Kräfte gebrauchen lernt
unter sicherer innerer Führung, die für jeden
sich einstellt, der selbst in ehrlicher ernster
Weise 
durch die Tat beginnt, diese
Kräfte zu üben, das lehrt in ausführlichster
Weise die von mir aufgezeichnete Lehre, die
aus keiner anderen Quelle schöpft, als aus
dem Born der ewigen Weisheit, den der hohe
Meister aus Nazareth, den „
Geist der
Wahrheit” nannte, und den er als ewig
unversiegbar kannte: ‒ auch noch den fern‐
sten Geschlechtern Segen spendend.
*           *
*
 
Es scheint sehr schwer für die Betroffenen
zu sein, bei mediumistischen Äußerungen
völlig davon abzusehen, welches Resultat die
Manifestationen der in Frage stehenden un‐
sichtbaren Wesenheiten zutage fördern. ‒
.Erhält man „erhaben” klingende Mittei‐
lungen oder gar Ratschläge für den Alltag,
die sich einmal gut 
bewähren, so ist
man sofort bereit, den Eingriff „hoher gei‐
stiger Führer” anzunehmen, was unter Um‐
ständen so weit gehen kann, daß Lebens‐
schicksal und materielle Zukunft den Ein‐
flüssen dieser vermeintlichen hohen „Geistes‐
wesenheiten” blindlings anvertraut werden.
.Man merkt nicht, daß man sich in einer
Art Hypnose befindet und ergibt sich gefügig
den Impulsen eines fremden Willens.
.Welcher Art die hier in Rede stehenden
Wesenheiten 
wirklich sind, habe ich in
meinem „
Buch vom Jenseits”, im
 
„
Buch der königlichen Kunst”
und auch in diesem Buche ausführlich dar‐
gelegt. Es handelt sich weder um „liebe
Verstorbene”, noch um höhere oder niedere
„
Geisteswesenheiten”, sondern um
unsichtbare Wesen eines uns im allgemeinen
unerschlossenen Teiles der 
physischen
Welt. ‒
.Diese Wesen sind weder „gut” noch „böse”,
sondern 
amoralisch. Es ist ihnen ledig‐
lich darum zu tun, 
sich für den Menschen
zu 
manifestieren, und gewisse Men‐
schen mit besonders geeigneter psychophy‐
sischer Veranlagung sind ihnen dazu dienliche
Apparate, dienen nur ihrer Selbstbefriedigung.
.Die Wesen, um die es sich hier handelt,
wirken, 
der kosmischen Ordnung
gemäß, als 
gestaltende Former
innerhalb der physischen Erscheinungswelt.
.Darf es da Wunder nehmen, daß sie auch
bei ihren 
irregulären Versuchen, sich
am quasi „ungehörigen” Ort zu manifestieren,
formenbildend wirken?
Es gibt eine ganze Reihe von Manifestationen
solcher Wesen, bei denen sie als 
Formen‐
bildner ihrer Art nach in Erscheinung
treten, und dazu gehört auch die Benutzung
ihres Mediums zur Darstellung zeichnerischer
oder malerischer Gebilde, ein in der Ge‐
schichte des Mediumismus überaus häufig
beobachteter Fall.
.Ich selbst habe genügend solche Mani‐
festationen beobachtet, und noch weit stau‐
nenswertere Dinge ähnlicher Art erlebt, nur
mit dem einen Unterschied: daß ich die das
Medium gebrauchenden Wesen 
in meiner
Gewalt hatte, so daß sie tun mußten, was ich
ihnen gebot.
.Gerade die Manifestationen auf dem Gebiet
der Malerei erscheinen nun auf das erste
Anschauen hin als ziemlich harmlos, aber dem
ist durchaus nicht so.
.Jede Äußerung der hier in Betracht
kommenden Wesen verlangt von dem Medium
ein völliges oder doch nahezu völliges 
Auf‐
geben der eigenen Willensim‐
pulse, liefert die Kräfte des Mediums an
 
Wesenheiten aus, die ohne jedes Verant‐
wortungsgefühl 
nur ihre eigene Be‐
friedigung suchen, einerlei, ob das Medium
dadurch seelisch intakt bleibt oder nicht.
.Diese Wesen suchen und finden instinktiv
jederzeit bei ihrem Opfer 
den Punkt des
geringsten Widerstandes.
.Sie werfen jedem den Köder hin, auf den
er anbeißt...
.Auf die Kräfte der 
Seele, die sie be‐
nutzen, wirken diese Wesen genau so ver‐
derblich, wie Bazillen und andere Mikroben
auf die Kräfte des physischen 
Körpers.
.Es kann daher 
nicht frühzeitig
genug die Gefahr 
erkannt werden,
mögen die Phänomene auch noch so „schön”,
noch so „erhaben” oder „interessant” sein.
.Wenn auch im Augenblick keine Schädigung
bemerkt wird, so bleibt sie doch 
niemals
aus, und in den meisten Fällen, in denen man
nicht 
zeitig der Gefahr begegnete, sind
die Schädigungen irreparabel.
.Man kann gar nicht genug vor solchem
Spiel mit jeder Kontrolle entzogenen Wesen‐
heiten warnen!
Gewiß ist jeder wahrhafte 
Künstler
beim Schaffensvorgang ein Diener seines in‐
neren Gottes! Gewiß kennt er das Hören
nach Innen und die „innere Stimme”!
.Gewiß weiß auch er nicht zu sagen, von
wannen der Geist kommt, der ihn erfüllt!
.Aber 
wann und 
wo hat je ein schaffen‐
der Künstler sich diesem Geist überlassen
müssen 
in der Art eines Mediums,
‒ 
mechanisch seine Hand be‐
wegt fühlend, und Werke gestaltend,
die nicht erst durch eigenes 
Können be‐
dingt waren? ‒
.Wo ist der Schaffende, von 
Dante bis
Goethe, von 
Giotto bis zu unseren
modernsten Malern, der nicht um den
Ausdruck des ihn innerlich Bewegenden
hätte 
ringen müssen, der nicht in jahre‐
langen Studien sich die Grundlage hätte er‐
 
werben müssen, durch die er erst zu einem
Diener seines Gottes 
werden konnte?!? ‒
.Niemals nimmt die „Inspiration” des
Künstlers ihm die 
Herrschaft über
sich selbst, niemals wird er nur 
me‐
chanischer Apparat, sondern das
direkte Gegenteil tritt ein! ‒
.Alles mühsam erworbene 
Können wird
aufgerufen, 
jede seelische Quali‐
tät des Schaffenden wird 
in gestei‐
gertem Maße bewußt und lebendig, alle
Kräfte der Seele werden leicht und
frei, während 
das eigene „
Ich” in
ganz unerhört krafterfüllter Weise so schaltet
und waltet, daß der Künstler, wenn er später
wieder dem Alltag gehört, 
sich selbst
fremd vorkommt und zu der Annahme
neigt, er könne gar nicht der gleiche sein, der
in so souveräner Weise in den Stunden des
Schaffens all seine Seelenkräfte ans Licht zu
bringen wußte.
.Wo ist hier etwas von der 
Passivität
des Mediums, das nur bewegt wird wie die
Froschschenkel, durch die 
Galvani den
elektrischen Strom wirken sah, ‒ das kaum
hinzusehen braucht auf die Arbeit, zu der es
seine Hand herleiht, und dessen „Ich” die
ganze Geschichte im Grunde überhaupt nichts
angeht, da ja der eigentliche Wirkende sein
Opfer viel besser ausplündern kann, wenn es
möglichst gar nicht auf ihn achtet, ‒ am
besten im richtigen „Trancezustand”, also
bei völliger Aufgabe des Bewußtseins! ‒ ‒
Dabei ist das, was diese Wesen durch ihr
Medium hervorbringen, 
niemals Origi‐
nal, denn sie sind wohl von Natur aus
Formen-
Bildner, aber nicht Formen‐
Schöpfer, sind 
keines eigenen
Gedankens, 
keiner eigenen Formidee
fähig, und müssen sich ihr Material dort, wo
sie 
nicht, 
ihrer Ordnung nach,
kosmischen Impulsen dienen,
also wenn sie ein „Medium” zu beherrschen
suchen, aus den 
Vorstellungsbildern
zusammenklauben, die 
durch mensch‐
liche Gehirne zur Gestaltung kamen!
.Mitunter bringen sie solche Vorstellungs‐
bilder noch 
intakt zur Reproduktion, so
daß es leicht nachzuweisen ist, 
woher sie
ihren Raub holten.
.Meistens aber sind es nur 
bunt zu‐
sammengewürfelte Bruchstücke,
aus denen sie ihre Darstellungen weben, mag
es sich um gedankliche „Offenbarungen”, oder
um medianime Malereien und Zeichnungen
handeln.
.Es ist notwendig, hier auf 
reinliche
Klarheit in der Unterscheidung zwischen
künstlerischem Schaffen und 
me‐
dialer Betätigung zu halten, sonst
geraten wir in eine geradezu teuflische Ver‐
wirrung der Begriffe.
.Hier erwächst mir die 
Pflicht, aus
sicherster Kenntnis der in Rede stehenden
Vorgänge heraus, der Wahrheit gemäß zu
reden, um so mehr, als auch 
diese Abart
lemurischer Besessenheit nur allzuoft als himm‐
lische „Begnadung” angestaunt wird, und
wir in diesem Buche 
reinlich schei‐
den wollen, was niemals sich vereinen läßt! ‒
Wahrlich, es ist nötig, in immer 
neuen
Bildern von der 
Wahrheit zu zeu‐
gen, der Wahrheit, die ohne Bild und Gleich‐
nis nicht 
faßbar werden kann, da sie 
Wirk‐
lichkeit ist, 
Ursein der Dinge,
Quelle alles Lebens! ‒
.Nichts wehrt in unseren Tagen der Ver‐
wirrung der Geister.
.Jedwedes Zeugnis inneren Erlebens wird
aus dem Moder der Grüfte, aus dem Staube
der Bibliotheken ans Licht gezogen und den
bebenden Händen der Suchenden wie ein
Orakelspruch dargeboten.
.Von überallher nimmt der Suchende, was
sich findet und finden 
läßt. Fiebernd
durchwacht er die Nächte über umfangreichen
Folianten, in seinen Taschen trägt er die
fragwürdigsten Traktätchen mit sich wie ein
Heiligtum, ehrfürchtig lauscht er allerorten
dem dunklen Worte unberufener Lehrer, und
 
glaubt so am Ende doch einst den Weg zu
finden, der hin zur 
Quelle des
Lebens führt!
.Die Köpfe sind angefüllt mit den skurrilsten
Phantastereien der abenteuerlichsten Mysta‐
gogen; seltsamste „Wissenschaft” von Dingen,
die niemals Wissenschaft 
werden können,
gibt sich in Wort und Schrift mit großer
Gebärde einer erstaunten Welt, die Rüst‐
kammern menschlichen Aberglaubens aller Zei‐
ten werden durchstöbert und geleert, wüstester
Spuk wird wieder modern!
.All diese Wirrnis aber wird genährt durch
eine brennende 
Sehnsucht verschmach‐
tender Herzen, und gar viele, die da jeweils
hinter dem neusten Jahrmarktspropheten in
trunkener Geste herlaufen, waren ja nur
gekommen, weil sie um keinen Preis etwas
versäumen wollten, das ihrem irren 
Suchen
Richtung geben könnte...
Es sind durchaus nicht die Schlechtesten,
die so das Opfer verantwortungsbarer Wirr‐
köpfe und dreister Schwätzer werden!
.Gar manchem der sich nasführen ließ,
gehen aber doch noch zur rechten Zeit die
Augen auf und er sieht dann mit Entrüstung
und Scham vor sich selbst, daß er sich einer
„Führung” überlassen hatte, die selbst des
Weges nicht kundig war, ja, daß er „Führern”
folgte, denen nie an seiner Führung wirklich
lag, ‒ die nur die Torheit ihrer Neben‐
menschen schlau durchschauten, die nur der
Sehnsucht Suchender den 
Köder zu be‐
reiten wußten, um sie ins Garn zu locken.
.Auch unter den Lesern dieser meiner Worte
dürften nicht wenige solcher schwer Ent‐
täuschten sein!
.Sie ahnen aber vielleicht 
trotz aller
Enttäuschung, daß es 
dennoch einen
Weg für sie geben müsse, auf dem sie das Ziel
ihrer Sehnsucht 
erreichen könnten.
.Ihnen sollen vor allem diese Worte gelten!
Wer bereit ist, 
trotz aller erkannten
Irrtumswege 
nicht eher nachzulas‐
sen in seinem Streben, als bis er gefunden
 
hat, wonach seine Seele sucht, der kann den
Weg ins Freie finden, 
den schmalen
Pfad, der zum 
wesenhaften Lichte
führt!
.Ich habe diesen Weg schon gar oft gezeigt
und ich zeige ihn hier wieder für alle, die ihn
finden wollen.
.Führung ist 
nötig auf diesem Wege,
denn er führt durch manchen dichten Dschun‐
gel, in dem den arglosen Wanderer sehr
gefahrvolle Seitenpfade locken, ‒ führt durch
Wüsten, in denen jede Wegspur sogleich vom
Sande verweht wird, so daß der Weg für jeden
von neuem bereitet werden muß. ‒
.Torheit wäre es und 
Anmaßung
zugleich, wollte der Suchende glauben, hier
aus 
eigenem Ermessen den rechten
Pfad zu 
unterscheiden!
.Torheit und 
Anmaßung wäre es
aber auch, wollte er sich verwegen 
fähig
dünken, sein 
höchstes Ziel zu erreichen,
ohne die 
Prüfungen seiner Kräfte
erst zu bestehen, die auf den einzelnen Stadien
seines Weges neu an ihn herantreten werden. ‒
.Torheit und 
Anmaßung wäre es
endlich, wollte er in sich selbst sein höchstes
Ziel, 
das Bewußtsein der Ein‐
heit mit der Urquelle allen
Lebens, zu erreichen hoffen, 
ohne die
Hilfe solcher, die dieses Ziel schon er‐
reichten. ‒ ‒
.Er würde dann einem Bergsteiger gleichen,
der den 
höchsten Gipfel des Gebirges
von der Ebene aus erreichen möchte, ohne
die 
Vorberge zu ersteigen, die den
Hauptgipfel umlagern, und von deren Höhe
aus ihm erst der 
richtige Weg zur er‐
sehnten 
höchsten Höhe des Gebirges
gezeigt werden 
kann.
Unkritisch hörenden Ohren klingt es recht
tapfer, wenn einer sagt: zwischen ihn und
seinen Gott dürfe sich „
nichts dazwi‐
schen” stellen; aber der „Gott”, der so
vermeintlich erfühlt wird, ist ein 
trügeri‐
scher Gott, ein 
Gebilde eigener
Vorstellung, dessen Realität eben nicht
weiter reicht, als die Realität 
aller Vor‐
stellungsbilder. ‒
 
.Wohl mag ein solcher „
Gott” eines from‐
men Träumers eine Zeitlang seinem an ihn
verhafteten Gläubigen Trost gewähren, ‒
wohl mag er Kräfte in ihm erregen, die ihn
noch mehr in der Täuschung bestärken, hier
habe er es mit der 
Urquelle allen Le‐
bens zu tun, allein in der ewig 
bleiben‐
den Wirklichkeit ist ein solcher „Gott”
nur 
Trugbild, und niemals vermag er
auch nur das allergeringste an den 
realen
Gegebenheiten dieser 
absoluten
Wirklichkeit zu ändern. ‒
.Der Mensch, der mit dieser Art 
Pseudo‐
Gotteserlebnis zufrieden ist, wird noch
weniger jemals seinen „
lebendigen Gott”
in sich finden, wie der sogenannte „Gottes‐
leugner”, der in den meisten Fällen nur darum
das „
Dasein” Gottes verneint, weil er den
frommen Trug auf irgend eine Art im
wesentlichen 
durchschaut, in den der
andere sich versenkt, der mit „Gott” auf du
und du zu stehen glaubt und doch nur ein
Gebilde seiner 
Phantasie anbetet. ‒
.Wohl ist der „Gottesleugner” sehr im Recht,
wenn er das Dasein eines 
solchen Gottes
 
leugnet, und sein ganzer Irrtum besteht nur
darin, daß 
er, der den Schemen als Schemen
erkannte, es nun 
unterläßt, nach
der 
Wirklichkeit zu forschen. ‒
.Immerhin kann ihm noch eines Tages das
echte Erleben des 
wahrhaftigen, 
in
sich selbst lebendigen Gottes
vorbehalten sein, indes der Gläubige, der sich
an seinen selbsterzeugten 
Scheingott
band, nur gar selten sich noch aus der eigenen
Fessel zu erlösen vermag.
Es gibt aber noch 
andere Täuschungs‐
möglichkeiten, und viele Suchende sind ihnen
schon verfallen.
.Von einer der wichtigsten, die im Leben
der meisten „Mystiker” eine mehr oder we‐
niger bedenkliche Rolle spielt, soll hier die
Rede sein.
Ohne jegliche Führung, 
ohne
jede Hilfe geistig Erwachter
kann 
jeder Mensch ein 
geistiges
Licht in sich gewahren, das Bild eines
flammenden Sterns, das die Mön‐
che des Athos nicht anders genugsam wür‐
digen zu können glaubten, als dadurch, daß
sie es das „heilige Licht der Gottheit” nannten.
.Aber nicht nur 
die Mönche der Athos‐
klöster, auch viele andere Mystiker und
Gottsucher ließen sich verführen, in 
diesem
Lichte die Gewißheit der Vereinigung ihrer
Seele mit dem 
lebendigen Gotte
bestätigt zu sehen.
.Indessen war alles, was sie erlebten, nur
ein vager Abglanz 
ihrer eigenen höch‐
sten Lebensform; ‒ sie waren zu
Selbstanbetern geworden, wo sie die
Gottheit gefunden zu haben wähnten...
.Sie schauten in sich nur 
jene Lebens‐
form ihres Geistes, 
die erst
dann zu ewigem Leuchten erwachen
kann, wenn der „
lebendige Gott”, voll
Kraft und Wirklichkeit, sie zum Throne seiner
Herrlichkeit macht, ‒ wenn er sich selbst
„als Kind der Jungfrau” im Menschen dieser
Erde die „Geburt” bereitet, verkündet von
den „
Hirten”, die da die „Nachtwache”
 
halten, ‒ angebetet von den „Weisen des
Morgenlandes”, den Priesterkönigen aus dem
„innersten Osten”, die allenthalben den „Stern”
zu sehen vermögen, sobald er über einem
„Stalle” aufleuchtet, in dem „zwischen un‐
vernünftigen Tieren” der 
König geboren
wird, der Israel „
erlösen” will.
.Viele sprachen in trunkener Rede von der
„Wiedergeburt”, ‒ von der innigen „Freund‐
schaft” ihrer Seele mit „Gott”, ‒ von der
„geistigen Hochzeit” mit dem „himmlischen
Bräutigam”, ‒ ‒ viele glaubten das Werk
getan und das „
Nirvana” erreicht, ‒ und
hatten 
doch nur in sich das Bild des „
flam‐
menden Sterns” gesehen, der erst zu
ewigem Leuchten die Kraft empfangen muß,
die nur das „
Urwort” geben kann und die
keiner je erlangt, der nicht den Weg beschrei‐
ten mag, den 
das „
Urwort” 
selbst
dem gefallenen Sohn des Geistes bereiten
mußte, damit es erneut für ihn erreichbar
werde.
Wir Menschen stehen nicht 
isoliert im
Dasein! Wir sind alle nur Auswirkung ewiger
Schöpferkraft, und als solche Auswirkung
durch tausend geheime Fäden miteinander
verbunden.
.Was immer es zu erreichen gilt, ‒ niemals
kann der 
eine ohne den 
anderen fertig
werden, und in der harmonischen Wechsel‐
wirkung des einen auf den andern werden
alle großen Ziele menschlichen Strebens er‐
reicht. ‒
.Wollen wir um jeden Preis 
allein und
ohne Hilfe anderer etwas erreichen, so zei‐
gen wir dabei nur, daß wir uns selbst noch
nicht als 
das verstehen, was wir nun ein‐
mal 
sind und auch 
vor unserem „Falle”
von Ewigkeit her waren. ‒ ‒
.Wir 
müssen dann in die Irre gehen,
auch wenn wir mit lauterstem Willen, mit
reinstem Herzen das Höchste erstreben mö‐
gen...
.Auch des Menschen 
höchstes Hochziel,
das Erleben der Vereinigung
mit seinem „
lebendigen Gott”
voll Kraft und Wirklichkeit,
ist für ihn niemals erreichbar, wenn er der
Führung entbehren zu können glaubt, die
ewige Weisheit und Barmherzigkeit in Liebe
für ihn bestellte.
.Er 
bedarf dieser Führung, weil es nun
einmal so 
im kosmischen Leben des
Ganzen begründet ist, und er wird keines‐
wegs an Wert verlieren dadurch, daß er sich
Hilfe erbittet, so wenig der andere
etwa dadurch an Wert gewinnen kann, dem
es obliegt, die geistige Hilfe zu 
spenden,
nachdem auch 
ihm dereinst geholfen werden
mußte, bevor er Anderen Hilfe spenden
konnte. ‒
.Hier reicht stets eine Hand der andern
weiter, was sie einst selbst empfing, und keiner
hat etwa 
allein aus sich, was er den
andern nun zu geben hat!
Nur aus dem strahlenden „
Urwort” geht
„das Wort des Herrn in alle Lande” und
schafft zu aller Zeit die 
Leuchtenden
der Erde, die ihren noch nicht erwachten
Brüdern 
Licht ins Dunkel bringen 
kön‐
nen, denn der Mensch, der nicht 
berei‐
tet wurde, ‒ längst ehe er als seiner Mutter
Sohn auf dieser Erde geboren ward, ‒ ver‐
mag es nach dem „Falle” 
nicht mehr,
ohne Hilfe jenes Licht zu fassen, das dem
„
Urwort” nur 
allein entströmt, und das
nur den zum „
Worte” werden lassen kann,
der schon Jahrtausende, bevor die Erde ihm
den Leib des Tieres zur Verhüllung gab, aus
freiem Willen eine Bürde auf sich nahm, die
schwer zu tragen ist für einen Erdenmenschen,
und die nur selten einen findet, der dem
„
Fall” erlegen war, und sie dann doch noch
aus Mitleid und Erbarmen mit der Erden‐
menschheit auf sich nimmt.
.Nur wer so zum „
Worte” 
berei‐
tet wurde, hat das 
Recht, seine Ne‐
benmenschen nun zu 
belehren, wo es
höchste Lehre gilt, und es ist der Mensch‐
heit noch zu allen Zeiten solche 
gesicherte
Lehre geworden, durch Lehrer, deren
Wort 
in Gott begründet war.
.Kein einziger Mensch, den jemals,
seit Jahrtausenden, diese Erde trug und
nährte, hat je sein 
höchstes Ziel erreicht,
keiner ist je zum 
Bewußtsein der
 
Vereinigung mit seinem „
le‐
bendigen Gott” gelangt, 
ohne die
geistige Hilfe dieser, vom „
Urwort” zum
Helfen Verordneten!
.Ihnen allein ist zu 
vertrauen, ‒
und ob man tatsächlich auch einen aus ihnen
vor sich hat, darüber läßt die Stimme des
Herzens niemals einen Zweifel zu, solange sie
nicht übertönt wird von trügerischen Lehren,
denen man sich, ohne zuerst zu fragen, wahn‐
betört dereinst gefangen gab.
Nicht 
Wundertaten geben hier den
Ausweis, und niemals wird ein wahrer Helfer
seiner Brüder sich mit 
Fakirkünsten
brüsten.
.Wohl kann es sich ereignen, daß er Kräfte
meistert, die den meisten „übermenschlich”
erscheinen und „wunderbar”, ‒ allein solche
„Zeichen und Wunder” sind 
auch dann
nur sekundäre Nebenerschei‐
nungen seines Wirkens und neben an‐
derem nur durch besondere Eignung seines
psycho-physischen Organismus bedingt, ‒
 
aber niemals kann 
solches Wirken ihn als
Berufenen erweisen.
.Das Akkreditiv des wahrhaft zur Hilfe Ver‐
ordneten wird stets nur in jenem 
aller‐
innersten Inneren der 
Hilfe‐
suchenden gefunden, das kein Senkblei
mißt und in das die Tagesmeinung und das
Vorurteil des Gedankens niemals dringt.
.Wer 
dort, die Worte seines Lehrers prü‐
fend, 
Antwort sucht, durch keiner selbst‐
geschaffenen Lehre Wahn beirrt, und keiner
Meinung anderer verhaftet, ‒ wird niemals
sich durch 
falsche Lehrer trügen lassen.
.Man wird ihn zu der 
Quelle des Le‐
bens führen, zu jenem „
Urlicht”, das
sich selbst als „
Urwort” erkennt und das
seine „
Worte” als 
lebende Geistes‐
wesenheiten „spricht” von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
Wie ein Dichter, aus Worten der mensch‐
lichen Sprache, Gesänge, Epen und Hymnen
formt, so formt sich das „
Urwort” aus
seinen „
Worten”, aus eigener Schöpfer‐
kraft, seinen 
ewigen Preisgesang
in Gestalt unermeßbarer 
Hierarchien
geistiger Wesenheiten, und jener
Hierarchien letzter 
Ausklang findet sich
in den Brüdern der „
Weißen Loge”,
die seit Urzeittagen auf dieser Erde 
Licht
zu verbreiten sucht, und deren Glieder 
al‐
lein die 
Vollmacht des Geistes be‐
sitzen, aus 
innerstem „
Wissen”, aus
tiefster Erfahrung heraus, 
vom
Geiste zu zeugen.
.So gehen vom „
Worte”, das „
Gott”
ist, von der 
Selbstaussprache des
ewigen „
Urlichts”, alle Strahlen aus,
die je auf Erden 
Licht zu zünden suchten!
.Das erscheint 
nur denen unfaßbar oder
des Zweifels wert, die 
noch keine in‐
nere Einsicht in jenes über alle Dar‐
stellungskraft erhabene 
Sein besitzen, das
in 
höchster Formung seiner selbst sich
als „
Gott” erkennt. ‒
Man muß von den 
Stufen dieses 
ewigen
Lebens, von seinen 
Daseinsformen
einiges wissen, will man ergründen, was
„
Gott” in Wahrheit 
ist, und wie der
lebendige, 
wirkliche Gott in unend‐
licher Zeugung seiner selbst sich aus dem
eigenen Sein zu ewig erneuter Seins-Form
entringt.
.Man muß wissen, was 
Ihn, 
der über
alle Höhen und Abgründe herrscht,
da er alles, 
was ist, 
in sich
faßt, von dem, ‒ ach so oft in wunder‐
lichster Gestalt erträumten „Gotte” 
mensch‐
licher Vorstellung unterschei‐
det. ‒
.Es wurde von manchem schon gesagt:
„
Alles ist Gott!” ‒ und: „
In je-
dem Atom dieser Erscheinungswelt sollt
ihr 
Gott entdecken!” ‒ „Alles Äußere
dieser Welt ist nur 
Schein und in Wahr‐
heit sind alle Dinge nicht Dinge, sondern
Gott!” ‒
.Gewiß läßt sich solches sagen, und 
wenn
man es im rechten Sinne ver‐
stehen will, kann es als 
Wahrheit
gelten, auch wenn diese Wahrheit 
sehr
verfänglicher Auslegung zugäng‐
lich bleibt.
.Für das Erfassen des menschlichen Geistes
wird solches Spiel mit Worten aber wenig
Fruchtbares haben.
.Will man zu höchster Erkenntnis der
Wahrheit kommen, dann müssen die
Dinge, trotzdem sie nicht 
sind, was
sie 
scheinen, immerhin 
Dinge für
uns bleiben und dürfen 
auch nicht in
sublimster Weise von uns 
ver‐
göttert werden. ‒
.Wir laufen sonst Gefahr, einer 
Dar‐
stellungsform des ewigen 
Lebens,
aus dem sich die Gottheit ewig neu gestaltet,
göttliche Ehre zu erweisen, nur weil sie die
Fassungskraft des Menschen überragt, und
können uns auf solcher Stufe derart binden,
daß es für uns unmöglich wird, der 
wirk‐
lichen „
Gottheit” 
in ihrer strah‐
lenden Majestät jemals zu begegnen.
Dreifach äuß
ert sich dieses ewige 
Le‐
ben, das der Gottheit „Nahrung” bildet,
 
in seinen jeweiligen Darstellungsformen: ‒
als 
physische Allnatur, als Reich
der 
flutenden Seele und als das
Königreich des Geistes!
.Kein „
Schöpfer” hat eines dieser Reiche
„geschaffen”!
.Alles ist nur 
Darstellungsform des
einen, ewigen 
Lebens, das 
über allen
diesen drei Darstellungsformen erhaben, 
sich
selbst in seinem 
höchsten Bewußtsein
kristallisiert als das „
Urlicht”, als der
Inbegriff dessen, was der Mensch in Wahr‐
heit als 
Urquelle alles Lebens er‐
schauernd in sich zu empfinden vermag, ‒
als seinen 
lebendigen „
Gott”.
Ursache seiner selbst in allen
seinen Darstellungsformen fin‐
det dieses ewige 
Leben doch nur sein höch‐
stes 
Sein erst 
über aller Darstellungsform
erfüllt, obwohl auch jede seiner 
Dar‐
stellungsformen jeweils 
seines We‐
sens ist, aber gleichsam nur als 
Ozean
der Erneuerung dient, aus dem es
sich selbst, 
aus sich selbst,
stets neu 
erzeugt, durch die 
eigene,
selbst gegebene Kraft. ‒
.Darüber ist gesagt: „
Als Nahrung
hat Brahma diese Welt gebil‐
det” ‒ nur darf man hier nicht, in exo‐
terischer Denkart befangen, an einen Bildner
und sein Gebilde denken, denn dieses Wort
der 
Veden sagt dem 
Wissenden er‐
heblich 
mehr, ‒ es enthüllt ihm die ab‐
grundtiefe 
Wirklichkeit, enthüllt ihm
das 
inhaerente Gesetz der Selbst‐
erzeugung „
Brahmas”, das Wesen
des 
einen, 
absoluten Seins, das da
ewiges 
Leben ist 
aus sich selbst,
und das seiner 
höchsten, allumfassenden
Selbsterkenntnis als „
Gottheit”,
in seinen 
Darstellungsformen zur
„Nahrung” dient...
Urewig schöpfungsträchtig wirken die inhae‐
renten Kräfte der Darstellungsform des ewigen
Lebens als 
physische Allnatur
formgestaltend und formzerstörend, um neue
Form zu gestalten.
 
.Welten entstehen und Welten zerstäuben
im All zu jeder Zeit, aber niemals hat es da
einen „Anfang” gegeben, der ein Anfang 
des
Alls gewesen wäre, niemals gibt es einen
„Untergang” dessen, das in sich selber 
Le‐
ben ist, das in sich selber als Leben schöp‐
ferisch sich auswirkt und aller Welten Wer‐
den und Vergehen in sich schließt für alle
Ewigkeit. ‒
.Wie es Kraftzentren gibt in 
dieser Dar‐
stellungsform des ewigen Lebens, die kein
Mikroskop und kein noch so verfeinertes In‐
strument der Forschung dem Menschen-Sinn
je erschließt, so gibt es hier auch unsichtbare
Träger höchster 
Intelligenz, deren
Fähigkeiten die Kraft des gewaltigsten mensch‐
lichen Denkens übersteigen, wie das Denken
eines 
Urwaldnegers von der Denkkraft
eines Philosophen vom Range Spinozas oder
Kants überstiegen wird.
.Gleichzeitig aber gibt es in dieser
selben Darstellungsform des Lebens auch un‐
sichtbare Wesen, denen kaum die „Intelli‐
genz” der Tiere innewohnt, die der Mensch
als Lasttiere braucht.
 
Alle diese unsichtbaren Wesenheiten sind je‐
doch keineswegs „
geistiger” Natur, sind
auch in ihren höchsten Formen,
obwohl ihre individuelle Lebensdauer Jahr‐
tausende betragen kann, noch keineswegs „un‐
sterblich”. ‒ ‒
.Für die 
höchsten dieser Wesenheiten,
‒ in vielen Kulten alter Zeit wurden sie
als „Götter” verehrt, ‒ gibt es 
keiner‐
lei „Rätsel” der Natur.
.Alles, was die physische ‒ sichtbare wie
unsichtbare ‒ Darstellungsform des ewigen
Lebens ausmacht, ist ihnen, die durch
und durch 
Intellekt sind, bis ins klein‐
ste erschlossen.
.Aber alles, was 
über diese Darstellungs‐
form 
hinausreicht, ‒ das ganze un‐
ermeßliche 
Reich der flutenden
Seele und das 
Reich des Geistes,
ist ihnen nur absolutes 
Nichts. ‒ ‒
.Sie kennen keine „Gottheit” und sie ver‐
achten das ihnen bekannte, intellektuelle Stre‐
ben des Menschen, einen „Gott”, ein „Dasein
Gottes” 
beweisen zu wollen, da sie wis‐
 
sen, daß 
für den Intellekt tatsäch‐
lich kein „Gott” existiert...
.Ihrem Einfluß ist jede Überschätzung des
menschlichen Denkens, jede Hy‐
pertrophie des 
Intellekts in der Mensch‐
heit zuzuschreiben.
.In der 
physischen Darstellungsform
des ewigen 
Lebens erkennt sich das Leben
selbst nur als 
physische Allnatur,
ohne seiner 
höheren Darstellungsformen
als 
Seele und 
Geist in sich selbst be‐
wußt zu werden.
Scharf von der Darstellungsform als 
phy‐
sische Allnatur geschieden, durch un‐
überbrückbare Kluft der Empfindungsfähig‐
keit 
von ihr getrennt, und dennoch
diese erste Darstellungsform 
durchdrin‐
gend, offenbart sich das Reich 
der flu‐
tenden Seele mit seinen unendlichfäl‐
tigen Formen empfindender Kräfte und We‐
senheiten.
.Ihnen allen ist sowohl das Dasein der
physischen Allnatur wie das Dasein
des 
geistigen Reiches „bewußt”, im
Sinne einer 
Empfindung der Wir‐
kungen, die sie aus beiden Reichen
wahrzunehmen fähig sind.
.Von dem 
Reiche der flutenden
Seele wieder 
scharf getrennt, wie
auch von dem Reiche der 
physischen
Allnatur, obwohl beide Darstellungsfor‐
men des ewigen Lebens 
durchdringend,
ist das 
Reich des Geistes mit seinen
unermeßlichen Hierarchien 
selbstbewuß‐
ter, 
selbstempfindender, 
den‐
kender, 
fühlender und in di‐
rekter „
Anschauung” 
erkennen‐
der, 
ewiger, 
der Vergänglich‐
keit ihrer Individualität 
entrückter,
reiner 
Geisteswesen, ‒ der 
höch‐
sten Form des 
Vielheitsempfin‐
dens im ewigen 
Leben.
In unermeßlicher Stufenfolge erhebt sich
ein Kreis der Vollkommenheit über dem
anderen, bis, in menschlicher Weise ge‐
sprochen, 
die höchste Spitze dieses
Lichtkegels im 
Eigenbewußtsein des
ewigen Lebens in 
höchster Er‐
kenntnis seiner 
selbst, 
die sein gan‐
zes Sein umfaßt, erstrahlt, im „
Ur‐
licht” bewußt geworden, des Urlichtes
Sein erlebt, und in ihm zum „
Urworte”
wird, zur 
Selbstaussprache des
absoluten Seins, die wieder 
Leben
wirkt 
in allen drei Darstellungs‐
formen, die dem ewigen Leben eignen.
.Hier sind wir an der 
Quelle des Le‐
bens angelangt, an jener Quelle, die ewig
aus sich selber strömt, und ewig 
in
sich zurückfluten läßt, was ihr
entquoll.
Ich bin mir des Mangels wohl bewußt, daß
menschliche Sprache unweigerlich zum Stam‐
meln werden muß, will sie versuchen, diese
nur im Geiste und nur durch 
direkte
„
Anschauung” faßbaren Dinge zu be‐
schreiben, und dennoch glaube ich, daß für
manchen, der diese Worte lesen wird, etwas
wie fernes 
Ahnen aufdämmern mag, das
ihm sein Innerstes im freudigen Widerhall 
be‐
stätigt, ‒ und das ihm den Weg zum höch‐
 
sten Menschengeistesziele, den ich so mannig‐
fach zu zeigen suchte, besser erschließen wird,
als wenn ich geschwiegen hätte. ‒ ‒
.Gewiß ist hier alles nur durch 
Andeu‐
tung gegeben, allein man vergesse nicht,
daß sich hier das meiste 
völlig der Rede
entzieht, sodaß es 
auch dann noch
ein Geheimnis bleiben müßte, wenn ich
über jedes hier berührte 
Wort ein dickes
Buch zu schreiben gedächte. Aus tiefster
Ehrfurcht vor meiner Rede unergreifbar er‐
habenem Gegenstand, bin ich auch möglichst
allen konventionellen Wortprägungen ausge‐
wichen, die sich das menschliche Denken
schuf, wo es Ewiges 
spekulativ zu er‐
kennen versuchte. ‒
Ich glaube gehalten zu haben, was der Titel
dieser Betrachtung versprach, doch wird 
nur
der aus meiner Lehre Nutzen ziehen, der
selbst sich aufmacht, um nach der
Quelle des Lebens zu suchen und
nicht rastet, bis er ihre Spur in sich gefunden
hat, auch wenn ihr „lebendiges Wasser” ihm
nur durch 
jene Kanäle zuströmen kann,
die es 
sich selber bahnte, um für den
Menschengeist auf dieser Erde, trotz seines
„Falles”, noch 
faßbar zu werden, damit er
mehr davon verlange, um so nach Äonen
einst 
des ewigen Lebens ganze
Fülle durch alle Ewigkeiten zu genießen.
.Der einst auf Golgatha sein Leben ließ
und sterbend höchste 
Liebeskraft aus
Urgrundtiefen neu ins irdische
Dasein lenkte, hat allen, die ihm
wahrhaft folgen wollen, den Weg 
gebahnt,
der zu den 
Quellen des Lebens führt.
.Was er einst für die Menschheit wirkte,
kann erst 
der erfassen, der seinen 
eige‐
nen Erlösungsweg beschritten hat
und dann die 
Kraft erfühlt, die durch
das Werk des „großen Liebenden” ihm zu‐
strömt auf dem Wege, den er wählte...
.Ein solcher wird auch wissen, was des
hohen Meisters Wort besagt:
.„Und ich, wenn ich von der Erde 
er‐
höht bin, werde alles an mich ziehen.”
.Ein solcher wird allein erst imstande sein,
die „magnetische”, in das Ursein zurück‐
ziehende Kraft zu gebrauchen, die einst jener
Leuchtende aus ihrer Fessel riß durch seine
unbegrenzte Liebe!
Trotzdem ich an so vielen Stellen immer
wieder in der deutlichsten Weise Art und
Wesen jener geistigen Gemeinschaft erörtert
habe, als deren Glied mir die geistgegebene
unausweichliche Aufgabe wird, ihre 
Lehren
zu verbreiten, finde ich stets wieder aufs neue
Anfragen vor: „unter welchen Bedingungen”
man in diese Gemeinschaft, also in die
„
Weiße Loge”, aufgenommen werden
könne?
.Manche der so Anfragenden wissen auch
seltsamerweise zu berichten, irgend jemand
habe ihnen gesagt, er sei durch mich in die
„Weiße Loge” aufgenommen worden. ‒
.Ich kann wirklich kaum verstehen, daß
unter den hier in Betracht kommenden Per‐
sonen auch nur eine einzige sein könne, die
solchem Irrtum verfallen wäre.
.Wie dem aber auch sei, so diene allen hier
ein für allemal die unumstößliche Feststellung
 
zur Kenntnis, daß ich 
niemals irgend
eine Person, 
wer es auch sei,
in die geistige Gemeinschaft,
die man die „
Weiße Loge” 
nennt,
„
aufnehmen” 
könnte, 
niemals
irgend einer Person daher sa‐
gen konnte, 
sie sei durch mich
in die „
Weiße Loge” „
aufgenom‐
men”, 
und daß ich niemals ir‐
gendwelche Personen als An‐
wärter zur Aufnahme vorschla‐
gen kann.
.Eine solche Feststellung scheint nötig zu
sein, trotzdem ich doch wahrlich keinen Zwei‐
fel offen ließ, daß während seines Erden‐
lebens 
kein Mensch jemals in die
„Weiße Loge” „aufgenommen” werden 
kann,
daß vielmehr jedes ihrer Glieder bereits als
solches 
geboren wird, nachdem es in sei‐
ner geistigen Existenz, Jahrtausende vor sei‐
ner erdenmenschlichen Geburt, 
die Ver‐
pflichtungen eingegangen war,
die allein die Zugehörigkeit zu
diesem geistigen Kreise bestim‐
men. ‒
Man sollte meinen, dies alles sei für einen
Menschen, der sich überhaupt mit geistigen
Dingen befaßt, doch nicht allzuschwer zu
verstehen.
.Vor allem aber sollte man eine etwas ge‐
klärtere Auffassung voraussetzen dürfen in
bezug auf die Änderungen des 
geistigen
Lebensbereiches, die eine „Aufnahme”
in die „
Weiße Loge” doch mit sich brin‐
gen 
müßte, wenn sie tatsächlich während
des Erdenlebens 
möglich wäre. ‒ ‒
.Glaubt man denn wirklich, eine solche
„Aufnahme” ‒ einmal 
angenommen,
sie 
wäre möglich, ‒ würde keine anderen
Wirkungen zeitigen, als etwa die Aufnahme
in irgend eine Religionsgemeinde?!
.Jeder, der das, was ich geschrieben habe,
jemals las, muß doch wissen, daß da von
den verschiedensten 
geistigen Kräften
die Rede ist, die den wirklichen Gliedern
der „Weißen Loge” eignen, von den verschie‐
densten 
geistigen Fähigkeiten,
und vor allem, von der 
steten geistigen
Kommunikation untereinander!
 
.Einfachstes logisches Denken muß daher
doch auch dem in so seltsamen Irrtum Be‐
fangenen sagen, daß er all dies 
in sich
gewahr geworden sein müßte, wenn
er ein Glied der „Weißen Loge” 
gewor‐
den wäre. ‒
.Es zeigt sich da eine 
äußerst naive
Beurteilung 
realen geistigen Le‐
bens! ‒ Man verwechselt ganz offenbar das
geistige Erlebnis, dessen „Wirklichkeit” weit
stärker empfunden wird als die scheinbar noch
so kompakte Realität 
physischer Er‐
lebnisse, mit irgendwelchen Phantasievorstel‐
lungen, mit einer Art wachen Träumens, mit
Halluzinationen oder Wirkungen „spiritisti‐
scher” Einflüsse, ohne zu ahnen, daß ein
Mensch, der bewußt in den realen 
geisti‐
gen Welten zu leben fähig ist, ein 
völlig
andersartiges Leben kennt, dem ge‐
genüber 
alles, was man so im allgemeinen
Sprachgebrauch „geistiges” Leben nennt,
durchaus verblaßt, schattenhaft, künstlich und
unwirklich erscheint!
.Man kann sich, wenn man es nicht 
selbst
lebt, dieses reale geistige Leben 
nicht
 
einmal „
vorstellen”, aber man dürfte
doch wenigstens nach den sachlichen Schilde‐
rungen, die ich davon an so vielen Stellen
meiner Schriften gebe, sich einigermaßen auch
auf 
intellektuelle Weise darüber klar
werden, daß es sich da um das höchste 
Wirk‐
liche handelt, das je erlebt werden kann! ‒
Die Frage um die „
Aufnahmebedin‐
gungen” der „Weißen Loge” und das An‐
erbieten, „Tochterlogen” gründen zu wollen,
zeigt weiter, daß sonst mit allerlei „okkulten”
Dingen vertraute Leute hier der Ansicht sind,
es handle sich um irgend eine äußere, der
Pflege der Mystik, oder des Okkultismus er‐
gebene Gesellschaft, etwa nach der Art der
alten Illuminatenorden oder der Logen der
Freimaurerei.
.Dazu kann allerdings die Bezeichnung
„Weiße Loge” beigetragen haben, die be‐
kanntlich 
nicht von mir gebildet wurde,
die ich aber beibehielt, eben weil mir doch
in weiten Kreisen ein Begriff damit verbun‐
den schien, der gerade die obigen Irrtümer
ausschließen müßte.
 
.Im großen und ganzen zeigte es sich ja
auch, daß die Beibehaltung dieses Wortes
nötig war, weil sich sonst die verwirrende
Ansicht hätte bilden können, es gäbe 
neben
der geistigen Gemeinschaft, aus der ich spreche,
noch eine 
andere geistige Gemeinschaft,
die sich eben die „
Weiße Loge” nenne.
.Damit aber auch hier jede letzte Möglich‐
keit eines Irrtums schwindet, sei in dürren
Worten ein für allemal folgendes gesagt:
.Die geistige Gemeinschaft, deren Glied ich
bin und von der ich künde, ist eine 
real‐
geistige Vereinigung, ‒ eine 
Viel-
Ein‐
heit von geistigen Wesenheiten, da‐
von die meisten entweder niemals den Erden‐
körper getragen haben oder längst ihn der
physischen Erde zurückließen, während zu je‐
dem Zeitalter auch einige wenige 
im Er‐
denkörper des Menschen dieser
Erde leben und wirken, im äußeren in
keiner Weise und durch 
keinerlei Be‐
freiung von den naturgesetzlichen Gegeben‐
heiten von ihren Mitmenschen unterschieden.
.Ein fundamentaler Unterschied besteht aber
in bezug auf das 
innere Leben!
 
.Während unsere Mitmenschen nur die äußere
physische Welt und das Leben der Seelen‐
kräfte wahrzunehmen vermögen, jedoch das
Dasein der realen 
geistigen Welten höch‐
stens 
ahnend gewahr werden, sind uns die
Welten des realen substantiellen Geistes bis
zu den höchsten Stufen, die ein gleichzeitiges
Leben im Erdenkörper noch zulassen, voll‐
bewußt erschlossen.
.Wir erleben zu gleicher Zeit die äußere
physische Welt, die Welt der Seelenkräfte
und die reale geistige Welt, ohne einer an‐
deren Vorbereitung zu bedürfen, als der be‐
wußten Einstellung auf dieses oder jenes Blick‐
feld.
Wir erleben die geistigen Welten nicht etwa
in „Ekstase” oder in einem sonstigen ab‐
normalen Zustand, sondern nüchtern und
wachend, ohne daß auch nur irgendwelche
äußeren Merkmale dem zufälligen äußeren Be‐
obachter verraten könnten, daß unser Be‐
wußtsein sich im gegebenen Moment nicht
allein auf das Äußerlich-irdische richtet.
 
.Wir stehen ferner in permanenter, bewuß‐
ter, geistiger Verbindung untereinander, so,
als ob ein steter gleichmäßiger elektrischer
Strom uns immerfort alle ‒ auch die 
nicht
im Erdenkörper Lebenden ‒ durchkreisen
würde.
.Ob wir uns im Erdenkörper äußerlich be‐
gegnen oder nicht, ist gleichgültig.
.Wenn wir uns begegnen, so gilt die äußere
Begegnung auch nur dem äußeren Erden‐
menschen.
.Auf 
geistig-reale Weise können wir uns
alle einander 
sichtbar und 
vernehm‐
bar machen durch bloßen Willensakt.
.Wir haben wohl eine Art „Zentralpunkt”
auf Erden, an dem stets einige aus uns in
tiefster Isolation von der übrigen Welt zu‐
sammenleben, aber wir haben keinerlei äußere
„Versammlungen”, schon weil das durch un‐
sere ständige geistige Kommunikation völlig
unnötig ist.
.Wir befolgen daher auch 
keinerlei
äußere Riten, kennen 
keinerlei
Zeremonien!
 
.Wer zu uns gehört, wissen wir ohne irgend‐
welche äußere Zeichen.
.Niemand 
kann zu uns gehören, der nicht
schon, wie oben bereits gesagt, vor seiner Ge‐
burt im Erdenkörper zu uns gehörte.
.Die „Aufnahme” ist nichts anderes als die
Folge einer Jahrtausende vor der Geburt frei‐
willig übernommenen Verpflichtung.
.Diese Verpflichtung geschieht in einem
geistigen Zustand, der dem Erdenmen‐
schen bewußtseinsfremd bleibt, obwohl ihn
jeder auf Erden Geborene einst durchlaufen
hat.
.Auch die Glieder unserer 
geistigen Ver‐
einigung wissen nur in ihrer rein 
geistigen
Wesenheit durch direkte Erinnerung von die‐
sem früheren Zustand ihres Seins.
.Der Erdenkörper und die seelischen Fähig‐
keiten eines solchen Menschen müssen erst
nach und nach, unter Anleitung Vollendeter,
tauglich gemacht werden zur Übertragung der
geistigen Kräfte und Fähigkeiten auf die Be‐
wußtseinssphäre seines Willens, aber diese
 
„Schulung” geschieht 
von innen her,
auch wenn der die Entfaltung leitende „Bru‐
der” äußerlich sichtbar in seinem Erdenkörper
in Erscheinung tritt.
.Die auf Erden lebenden Glieder dieser gei‐
stigen Vereinigung sind keine „Heiligen” und
menschlichem Fehlen nicht entrückt.
Wir sind ebenso wenig etwa „Fakire”, d. h.
wir geben uns, obwohl uns die betreffenden
Möglichkeiten durchaus bekannt sind und ob‐
wohl wir jederzeit des Erfolges sicher sein
könnten, 
niemals und 
unter keinen
wie immer gearteten Umständen
mit irgendwelchen „okkulten Künsten”, mit
zeremonieller Magie und ähnlichen Dingen ab.
.Unser Wirken kennt nur die Kräfte der
real-geistigen Welten, d. h. wir schaffen nach
streng verpflichtenden 
geistigen Gesetzen
jeweils 
geistige Ursachen, deren Fol‐
gen in der seelischen und physischen Welt
gewisse wohltätige Änderungen für die Mensch‐
heit zeitigen.
.Wir handeln dabei keineswegs nur nach
eigenem Ermessen, sondern als Ausführende
höherer geistiger Befehle, die wieder ganz be‐
stimmten Bedingungen entsprechen und nur
höchst selten durch unsere Wünsche modifi‐
ziert werden können.
.Man sieht, es handelt sich hier wahrhaftig
nicht um „Adeptenzirkel”, um eine mehr oder
weniger religiös gefärbte „geheime Gesell‐
schaft”, um eine Schule des „Geheimwissens”
oder überhaupt um eine „
äußere”, durch
Konstitutionen oder Satzungen zusammenge‐
haltene Korporation!
.Wohl stellten sich zu Zeiten solche 
äußere
Vereinigungen 
unter die Leitung die‐
ser rein geistigen Vereinigung, aber 
nie hat
eines ihrer Glieder einer solchen äußeren Ver‐
einigung im äußeren Leben 
angehört, ‒
es sei denn als 
geistiger Leiter!
Wie geheimnisvoll daher die Berichte über
äußere, geheime Gemeinschaften auch lauten
mögen, so darf man doch niemals vermuten,
man habe es mit der „Weißen Loge” zu tun.
 
.Es handelt sich hier um etwas 
so we‐
sentlich anderes, um etwas 
so
einzig Dastehendes und 
so Ver‐
borgenes, daß alles Suchen im äußeren
menschlichen Gemeinschaftsleben nur Irrtum
und Verwirrung zutage fördert.
.Lediglich die 
Folgen des wohltätigen
geistigen Wirkens dieser geistigen Viel-Einheit
lassen sich von dem sorgsam suchenden Be‐
obachter der Geschichte der Menschheit zu‐
weilen feststellen.
.Um schließlich noch letzte Irrtumsmöglich‐
keit zu zerstreuen, sei ausdrücklich bekannt,
daß die Glieder dieser geistigen Vereinigung
zwar des öfteren auch 
durch das ge‐
schriebene Wort in der Menschheit
wirkten, daß aber, bevor man mir den geistig
verpflichtenden Auftrag gab, 
noch zu
keiner Zeit in einer allen ver‐
ständlichen Sprache offen über
alle diese Dinge gesprochen
oder geschrieben wurde, wie es
jetzt durch mich geschieht, und daß mehr als
nur ein Jahrtausend vergehen wird, bevor ein
 
späterer meiner Brüder im Geiste diese meine
Arbeit fortsetzen kann. ‒
.Daß auch dieses äußere Wirken seine 
Be‐
gründung in dem Gesamtplan 
gei‐
stigen Wirkens findet, dem die „Weiße
Loge” dient, bedarf für den Einsichtigen kei‐
ner besonderen Erörterung. ‒
Soviel mir aber auch 
zu sagen geboten
ist, so leugne ich doch keineswegs, daß 
weit
mehr, auch heute noch, 
Geheimnis
bleiben muß und für immer ein Ge‐
heimnis 
bleibt, weil es nur denen auf
Erden vertraut werden kann, die nach eigenem
Wollen eine Jahrtausende dauernde Erprobung
durchlaufen haben, bevor sie des Menschen
irdisches Kleid in einer Mutter Leib erhalten
konnten.
.Ich hoffe, daß diese Darlegungen genügen
werden, um endlich die Frage aus der Welt
zu schaffen: wie man „Mitglied” der „Weißen
Loge” werden könne, und daß sie darüber
hinaus noch manche Klärung bringen, die
vielen erwünscht sein mag. ‒
Die durch mich vermittelten Lehren 
tra‐
gen ihre Wahrheit in sich selbst,
aber sie können ihr Tiefstes stets nur 
denen
enthüllen, die diese Wahrheit im eigenen Da‐
sein 
erleben wollen... Möge auch dieses
Buch für Viele auf solche Weise zum Erlebnis
werden!
.Nur wenn es 
Erlebnis wird, nur wenn
seine Lehren aus der Sphäre theoretischer
Erwägungen herausgehoben werden, um das
Alltagsleben zu durchdringen, kann es
seinem Leser die Augen öffnen für die 
Er‐
lösung aus der Nacht der Nichterkennt‐
nis...
.Das 
Wissen um eine Lehre die zum
Leben führt, wird erst dann zum Heil, wenn
der also Wissende die Lehre 
auswirkt
in 
Leben und 
Tat.
.Der einst als wahrhafter Hoherpriester den
tiefgeheimnisvollen Segen herabzog auf alles,
was Menschenantlitz trägt, ‒ er, der auf
Golgatha die höchste Liebestat vollbrachte, ‒
 
was wollte er anders, als daß in 
tätigem
Leben seine Lehre zur 
Auswirkung
gelange!
.Wenn dieses Buch dir das Mysterium der
Liebe faßbar machen soll, das jener unver‐
gleichlich Liebesstärkste einst in seinem Erden‐
tode wirkte, so werden alle meine Worte den‐
noch nichts vermögen, solange du nicht selbst
in Tat und Wirken meiner Worte Wahrheit
zu 
erleben suchst.
.Aus 
gleicher Quelle strömte 
seine
Lehre, wie das Wort, das 
ich dir gebe!
.Wenn du erfassen willst, was hier zu fassen
ist, dann mußt du willens sein, dein ganzes
Leben einer 
Wirklichkeit zu weihen,
die keinem je erkennbar wird, der sie nicht
schlicht und alles Wissensdünkels ledig 
in
sich selbst zu finden sucht, 
in eige‐
nem Erleben. ‒
.Dann aber wirst du für alle Zeiten 
in
der Wahrheit geborgen sein!
.Dann wirst du erfahren, was es heißen will:
im ewigen Leben zu stehen!
.Dann wirst du selbst 
der Wahrheit
Zeuge werden!
*           *
*
 
Gehorsam dem Ursprung meines geistigen
Seins, sehe ich mich hier verpflichtet,
vor einer Art „Weltanschauungsliteratur” ein‐
dringlichst zu warnen, die immer breiteren
Raum für sich beansprucht und immer weitere
Kreise von Suchenden suggestiv erfaßt, ‒ bei
Licht besehen aber nichts anderes darstellt
als eine jeweils auf neue, kuriose Weise um‐
geschichtete 
Aufspeicherung un‐
ausgereifter Lesefrüchte.
.Manche der Urheber solcher Literatur‐
erzeugnisse gehören zu der seltsamen Men‐
schensorte jener Selbstberufenen, die keine
fünf Bücher zu durchstöbern vermögen, ohne
die Gewißheit in sich zu verspüren, berechtigt
und reif zu sein, nun ein sechstes Buch über
ähnliche Materie selbst schreiben zu dürfen.
.Andere aber haben wirklich so ziemlich
alles gelesen, was jemals eines Menschen Hand
niederschrieb als erdachte oder geglaubte
 
Lösung 
jener Fragen des Verstandes wie
des Herzens, die hinausverlangen über eine
Welt, in der Leid und Tod, wie schreckende
Gespenster, hinter aller Freude lauern.
.Bestaunenswerte Belesenheit verbindet sich
dann oftmals mit wohlgeübtem spekulativen
Denken und einer nicht minder bedeutenden
Kraft des Sagenkönnens, aber der Schrei‐
bende mag in solchem Falle selbst nicht be‐
merken, daß er sich nur vom Herzen schreibt,
was er innerlich „loswerden” will, ‒ daß
sein Gehirn die wunderlichsten Gedanken‐
sprünge wagt, nur damit der Kopf endlich
frei werde von dem Wust gedächtnismäßig
angehäufter, angelesener Fallfrucht aus allen
Feldern des Denkens, allen Gärten mensch‐
licher Glaubenslehren.
.Selbst ehrfurchtgebietendes Wissen 
im
strengsten Sinne nüchterner
Wissenschaft schützt in keiner Weise
vor gleicher, notgetriebener Selbstberuhigung,
die allzu sicher Hand in Hand mit der Ein‐
rede läuft: ‒ so wie die auserdachte 
For‐
mulierung „müsse” auch die 
Wirk‐
lichkeit gestaltet sein.
Die Wirklichkeit ist aber in jeder Weise 
un‐
abhängig von den Vorstellungsbildern
und Gedankenkonstruktionen, die sich das
Menschenhirn reproduzierend schafft und aus
denen es 
seine Welt erbaut.
.Die Fülle der irdischen Erkenntnis, die der
Gedanke zu 
erarbeiten, die Vorstellung
zu 
erklären vermag, darf nicht zu der
Mutmaßung verführen, daß man im 
Denk‐
resultat und in der 
Erklärung nun
etwa Werkzeuge gewonnen habe, mit denen
die 
Wirklichkeit gewandelt werden
könne.
.Unveränderbar, ihrem eigenen Gesetz ge‐
treu, spottet sie jeglicher Absicht, ihr 
an‐
dere Formung schaffen zu wollen, und
keine menschliche Geisteskraft vermag das,
was wahrhaft Wirklichkeit 
ist, zu 
wan‐
deln, wenn auch recht geringe Weisheit
schon ausreicht, um in törichten Erfin‐
dungen sich zu ergehen, durch die der
Mensch sich die Wirklichkeit hörig zu machen
glaubt.
 
.Um solche törichten Erfindungen handelt es
sich ausnahmslos in einer Art Literatur, auf
die meine Worte hier deuten.
Relativ ungefährlich bleiben diese Schriften
und Traktätchen noch, wenn die Torheit so
zutage liegt, daß auch der Unbelehrte und
Nichtgewarnte sie alsbald entdeckt.
.Weit mehr Unheil aber bringen solche
Bücher, wenn in ihnen ein fanatischer Geist,
geübt in denkgerechter Darstellungsmethode,
die Gallerte seiner hirngeborenen Erfindungen
mit allerlei Erkenntnisfragmenten 
mischt,
die wahrhaftes Bildstück der Wirklichkeit
sind.
.Der Leser fühlt dann bei jedem solchen
Bruchteil, den er in der weichen Masse findet,
etwas 
Festes, ‒ fühlt mit Sicherheit,
daß 
diesem Stück der Darbietung eine
Wirklichkeitswahrheit entsprechen müsse,
und wagt daraufhin den unvorsichtigen Schluß,
daß dann auch wohl das ganze schwabbernde
 
Gemenge wahrhaftes Zeugnis der Wirklich‐
keit sei. ‒
.Die nächste Folge ist 
Furcht, durch
eigenes Prüfen und Wägen einer Wahrheit
verlustig zu gehen, und einmal im 
Banne
solcher Furcht, erlahmt zuletzt alle 
Fähig‐
keit zu eigener Kritik, die allenfalls den
geschickt Geköderten noch von der Angel
hätte befreien können.
.Es gibt recht viele hochachtbare Männer
und Frauen, die voreinst als ehrliche Suchende
das Wahrheitsbild der Wirklichkeit zu finden
hofften, und dann auf die geschilderte Weise
für ihre ganze Lebenszeit auf Erden der
Freiheit verlustig wurden.
.An die Vergeudung des Nationalvermögens,
die in fast allen „zivilisierten” Ländern der
Welt getrieben wird um die Köpfe solcherart
zu verwirren, und 
Angst in die Herzen
zu pressen, mag hier nur andeutungsweise
erinnert werden...
Keiner der Autoren der hier gemeinten
Literaturgattung scheint sich die Frage zu
stellen, ob er auch nach seinem irdischen Tode
noch 
verantworten könne, was er in
seinen Erdentagen mit so suggestionsbereiter
Stimme lehrt, und vielleicht auch vor sich
selbst für verantwortlich 
hält. ‒
.Vielen wird eine solche Frage auch wenig
Kopfzerbrechen bereiten, da sie 
im Ver‐
borgensten ihres Denkens der These
folgen, daß doch mit dem Tode des Erden‐
körpers ohnehin alles Erleben beendet sei.
.Aber auch dort, wo der 
Erfinder zu‐
gleich 
Sklave seines selbsterzeugten Vor‐
stellungsweltgemenges ist, scheint nichts ferner
zu liegen als auch nur der leiseste Gedanke
des Zweifels am eigenen Recht zur 
Ver‐
kündigung.
.Es fehlt da wie dort leider allzusehr am
Verantwortungsbewußtsein, und
bitter schmerzlich wird es mir, hier auszu‐
sprechen, daß auch bewunderungswürdige
dichterische Gestaltung keineswegs im‐
stande ist, die Giftwirkungen zu paralysieren,
denen der seelische Organismus allenthalben
sich ausgesetzt findet, wo über die letzten
Dinge ohne Ruf und Recht gesprochen wird,
als ob da ein Thema gegeben sei, das man
nach Geschmack und Laune abwandeln
könne...
Es läßt sich zur Not vielleicht noch ver‐
stehen, wenn der im Dienste einer Glaubens‐
gemeinschaft wirkende, auf 
ihren Vor‐
stellungsvorrat angewiesene Versorger der
Seelen weiterhin lehrt wie man ihn lehrte,
daß er lehren 
müsse, trotzdem sein Er‐
kennen längst schon solche Lehre 
über‐
wuchs, ‒ aber kaum wird ein freier Wort‐
gestalter, der nur seiner Kunst verbunden ist,
auf das gleiche Verstehen und ‒ Verzeihen
rechnen dürfen, verwendet er urheilige Be‐
griffe und der Menschheit gottesnächste Worte
um dem Tag zu dienen, wenn der Tag, ver‐
ehrungsfern, Dekoration verlangt, die trübe
Tünche trügerisch verstecken soll. ‒
Die Menschheit dieser Zeit ist wahrlich noch
nicht „entartet,” auch wenn das berufs‐
mäßige Nörgler gern wahrhaben möchten.
.Selbst die bisherige Unfähigkeit der Völker,
einander auf 
andere Weise Achtung ab‐
zugewinnen, als nur durch die Angsterzeugung
vor den schauerlichsten Vernichtungsmitteln,
‒ ist wirkliche „
Unfähigkeit”, nicht
Entartung!
.Diese Menschheit ist noch nicht 
fähig,
den 
Sinn ihrer mechanischen Eroberungen
während der letzten hundert, ‒ und noch
weniger: während der letzten 
fünfzig
Jahre, ‒ zu 
begreifen!
.Sie ist eben dadurch auch nicht fähig, die
genannten Eroberungen wirklich als 
Besitz
zu 
beherrschen, sondern wird vielmehr
von dem, was ihr zu erobern gelang, vorerst
„besessen”...
.Ist dieser gespenstische Zustand erst ein‐
mal überwunden, dann wird sich auch Fähig‐
keit einstellen, die urgründigen 
geistigen
Lehren zu entdecken, die hinter allen tech‐
nischen Erfindungen der neuesten Zeit auf
Entdeckung 
warten. ‒
 
.Aber auch heute schon könnte offener Sinn
aus den Bezirken technischer Eroberungen
die Lehre mit nachhause nehmen, daß
bloßes Wissen um die Handbuchthesen
der Mechanik keineswegs genügt, um auch
hier die 
Wirklichkeit wahrzunehmen,
die erst 
erkannt werden muß, bevor der
rechnende Ingenieur an sein Werk gehen
kann, will er zum Erfolg seiner Mühe gelangen.
.Nur wenn er der unbeeinflußbaren Wirk‐
lichkeit sich sorgsam 
anzupassen weiß,
werden die von ihm ersonnenen Maschinen
brauchbar sein.
So aber ist auch jede Erfindung allzureger
Phantasie völlig unbrauchbar wenn 
jene
Dinge Darstellung finden sollen, die unseren
heute allein bekannten und gewohnten Tier‐
leibsinnen unzugänglich bleiben müssen.
.Auch hier muß einer erst der 
Wirk‐
lichkeit kundig sein, bevor ihm die Ge‐
wißheit werden kann, daß seine Darstellung
die Seelen nicht im Dickicht wildester Ver‐
wirrung enden läßt.
 
.Es sind aber zu jeder Zeit, unter allen
Millionen Menschen der verschiedenen Rassen,
nur ein paar Männer, die derart vorbereitet
geboren werden, daß sich die Wirklichkeit
ihnen 
zeigen, und daß sie den Anblick
der Wirklichkeit 
ertragen können. ‒
.Das Wort der Alten: ‒ „
Wer Gott
sieht, 
muß sterben!” ‒ hat, für
fast alle Menschen, seine tiefe Berechtigung,
und selbst die winzige Gruppe wirklich Be‐
reiteter muß sich diesem Satze beugen, wenn
sie seine Wahrheit auch nur zu empfinden hat
in abgeschwächter Form...
.Ich bin ja, so wenig, wie irgend ein anderer
Erdenmensch, wahrlich nicht 
Urheber
dieser Gegebenheiten, sondern vermag nur,
mitteninne stehend, sie zu 
bezeugen.
.Daß menschliche Phantasie sich das alles
auch 
anders „vorzustellen” vermag, än‐
dert nicht das Geringste daran, daß die Wirk‐
lichkeit bleibt, wie sie 
ist, und daß sie nur
ihrem eigenen, innewohnenden Gesetz ent‐
spricht.
 
Wenn ich hier zu warnen habe vor unbe‐
rufenen Lehrern, so will ich doch, menschlich
mitfühlend, hoffen, daß kaum ein einziger
auch nur ahnt, was er seinen Gedanken da
als Spielzeug überläßt.
.Wirkliches Wissen um die in Jahr‐
tausenden noch nicht aufzulösenden 
Fol‐
gen, würde auch selbst den gewissenlosesten
literarischen Glücksritter unbedingt davor
bewahren, die Erfindungen seiner Vorstellungs‐
kraft als Wahrbild der 
Wirklichkeit
in Kurs zu bringen...
.In Mythe und Sage, wie in Legenden und
mancherlei Lehren alter Religionen ist dieses
Wahrbild der Wirklichkeit noch zu finden,
wenn es auch heute derart übertüncht und
kerzenrauchgeschwärzt ist, daß wohl schon
Mühe und Sorgfalt aufgeboten werden müs‐
sen um es noch leidlich zu erkennen.
.Immerhin harrt hier Vieles noch der Ent‐
decker, die mit kundiger Hand das heute fast
Unerkennbare wieder sichtbar zu machen
wissen, denn 
die Errichter der alten hohen
 
Kulte wußten, daß „wer Gott sieht, sterben
muß”, und schufen daher die Wahrheits‐
Bilder der Wirklichkeit, für alle, die ihren
lebendigen Gott 
in sich selbst zu
finden hofften, wo er nicht „gesehen”, ‒
wohl aber in jedem Atom der Seele, in jeder
Zelle des Körpers, 
empfunden werden
kann: 
Segen, 
Kraft und 
Erleuch‐
tung spendend. ‒
Auch der große Liebende, der Held von
Golgatha, hatte Gott „
gesehen”, als ein
zu seiner Zeit dafür Bereiteter, ‒ und da er
wußte, daß er seinem Volke nur in Wahrheits‐
Bildern Anschauung der ihm bekannten
Wirklichkeit vermitteln könne, lehrte er fast
stets in Bild und Gleichnisrede.
.Zuweilen aber suchte er auch Bild und
Gleichnis noch zu übersteigern durch Worte,
die seine Schüler kaum von ihm erwartet
hatten.
.„Du hast harte Worte, ‒ wer kann sie
hören!?”
.So war es auch wirklich ein gar „hartes”
Wort für sie, wenn der Meister mit mathe‐
matischer Schärfe lehrte:
.„
Das Reich Gottes ist in euch!”
.Sie hatten sich das 
anders „vor‐
gestellt”. ‒
.Nicht weniger wurde es ihnen schwer, ihm
zu folgen bei seinen Worten:
.„Ich und der Vater sind 
Eines! Wer
mich sieht, der sieht auch 
den Vater!”
.Aber:
.„Der Vater ist 
größer als ich!”
.Fast beängstigend nahe kommen solche
Worte an die Wirklichkeit heran, so daß sie
gewiß den „Kleingläubigen” recht bedenklich
erscheinen mußten, besonders, da sie ja noch
nicht ahnen konnten, wie schön dereinst
christliche „Gottesgelahrtheit” solche Sätze
zu interpretieren wissen würde.
.Man wird nun heute sehr 
bewußt wie‐
der solche Interpretation 
vergessen
 
müssen, will man die Sätze selbst erfassen
lernen. ‒
.Aber weit wichtiger als das selbstgesteckte
Ziel: was von des hohen Meisters wirklichen
Worten heute noch übrigblieb, auf rechte
Weise zu deuten, ist die Umstellung des ganzen
eigenen Erdenlebens auf das „Reich der
Himmel” 
in uns selbst!
.Auch wenn kein anderes Wort des großen
Liebenden erhalten wäre, würde allein der
Hinweis genügen, daß das wahre Reich der
Himmel für jeden Erdenmenschen nur 
in
ihm selbst zu finden ist, ‒ so, wie
gerade 
er es 
erleben, so wie gerade
seine Kraft es erfassen kann. ‒
.Hier aber hat sich denn auch jede Deutel‐
sucht respektvoll fern zu halten!
.Es handelt sich um 
das Reich der
Himmel, ‒ um das Reich der Welten
wesenhaften, ewigen Geistes, ‒ nicht etwa
um ein frommes Gefühl vermeintlicher Gott‐
wohlgefälligkeit! ‒
.Und 
nur 
in uns selbst sind uns die
Himmel offen, die uns ewig dereinst Heim‐
statt werden sollen. ‒ ‒
.In uns ist der Eingang zu allen Geistes‐
regionen, weil unser eigenes Geistiges von
allen durchdrungen wird.
.Doch auch 
in dir selbst wirst du
nur in 
den „Himmel” aufgenommen, der
deiner eigenen Bewußtseinsfähigkeit ent‐
spricht, die nur 
durch Tat und Wir‐
ken in der dir gemäßen Umwelt Signatur
und Gradbestimmung sich verschaffen kann!
.Sobald dereinst dein Erdenleib dir nicht
mehr dienstbar ist, wirst du mit 
jenem
„Himmel” dich begnügen müssen, dem dein
Verhalten gegen dich und deine Neben‐
menschen dich vereinbar werden ließ, und
erst in irdisch unbegreifbar langen Zeiten
wirst du derart zu wandeln sein, daß dir auch
eine höhere Region der wesenhaften Geistes‐
welten dermaleinst erfaßbar werden kann.
.Nicht 
nur dir selbst sollst du in diesem
Erdenleben deine Kräfte, deine Macht und
 
deine Sorge widmen, aber auch nicht 
nur
den Anderen!
.Auch hier mußt du mit unerbittlichen Ge‐
setzen rechnen...
.Je näher du der Harmonie, die 
geisti‐
ges Gesetz von dir verlangt, zu kommen
weißt, desto mehr wirst du an Bleibendem
gewinnen.
.Möge es dir gelingen auch dein 
geistiges
„Soll und Haben” derart in Ordnung zu
halten, wie es der gute Kaufmann innerhalb
der Welt der Erdenwerte von sich verlangt,
dann wirst du gewiß das Werk deiner Erden‐
tage niemals zu bereuen haben!
*           *
*
ENDE