DER WEG
MEINER SCHÜLER
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1932
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASLE 1932
BUCHDRUCKEREI WERNER-RIEHM IN BASEL
 
„Daß wir solche Dinge lehren,
Möge man uns nicht bestrafen:
Wie das alles zu erklären,
Dürft ihr euer Tiefstes fragen.”
Goethe
(„Höheres und Höchstes”)
 
.Daß ich gewiß nicht alle, die sich so
nennen, als meine Schüler 
anerkennen
kann, soll denen nicht zum Hemmnis
werden, die sich wirklich in Tat und Ver‐
halten als meine Schüler erwiesen 
haben,
oder bereit sind, sich als wahre geistige
Schüler zu 
bewähren.
.Jeder Mensch ist sein eigener 
Richter!
.Ein Richter über sich selbst, gegen
dessen Wahrspruch es in aller Ewigkeit
keine „Berufung” gibt!
.Und sein Urteil ist nicht eine Rechts‐
findung im 
Denken, sondern Rechts‐
bestätigung durch 
Tat!
.Jeder bestimmt sich selbst durch sein
eigenes Verhalten, so, daß er nichts Anderes
 
zu sein vermag, als eben das, wozu ihn
dieses Verhalten fähig zeigt.
.Die äußere Geste, oder eine Selbstbe‐
zeichnung, kann zwar das eigene Urteils‐
vermögen betören und die Nebenmenschen
täuschen, aber an der durch das eigene 
Tun
bestimmten Stellung im substantiellen gei‐
stigen Leben nicht das mindeste ändern.
.Wer mir wirklich Schüler ist, 
weiß es,
weil er sich 
handeln weiß, wie mein
Lehren 
Alle handeln 
heißt.
.Er braucht nicht meine ausdrückliche
Anerkennung, weil sein 
Tun ihm mit aller
Sicherheit sagt, ob ich ihn den Meinen zu‐
zählen kann, oder nicht.
.Ich kann keinen Menschen der Welt zu
meinem wirklich mit mir im Urlichtgeist
verbundenen Schüler machen, der es nicht
durch sein Denken, Empfinden, Wollen,
Reden und Handeln von 
sich aus 
ist!
.Ob einer meiner Schüler mich persönlich
kennt, ist das Allerunwesentlichste für ihn.
.Der vergängliche, mängelreiche, sich selbst
in allerlei Pein erleidende Körpermensch,
als der ich im Irdischen wese, ist mir für
diese Sichtbarkeit nichts anderes, als was
der sichtbare Uhrzeiger ist für das ver‐
borgene Werk der Uhr.
.Mit der von mir dargebotenen Lehre
hat er nur als Mittler zu schaffen.
.Es ist auch gänzlich bedeutungslos, und
bringt mir keinen Menschen in Schüler‐
nähe, daß einer etwa von sich, auf peinlich
konventikelmäßige Weise, sagt: er „stehe
in der Lehre”, weil er sich so ziemlich alles
„
gemerkt” hat, was in meinen Schriften
steht.
.Solange das aus meinen Worten Auf‐
genommene nur 
Gehirnbesitz bleibt,
 
wird es auch nur so lang Besitz sein, als
das Gehirn es „behalten” kann.
.Nichts davon geht in die 
Dauer ein!
.Nur was umgesetzt wurde in 
Wirken
und 
Lebensform, bleibt für die 
Dauer
erhalten: ‒ dann, wenn kein Atom des
Gehirns mehr in der gleichen Form be‐
steht, die voreinst nötig war, das von mir
Übernommene aufzugreifen. ‒
.Mein Schüler zu sein, ist keine Folge
einer Art 
Auszeichnung, die ich etwa
zu „verleihen” hätte.
.Mein Schüler ist jeder Mensch der sich
in die von mir dargebrachten Lehren 
ver‐
tieft, und sich 
vor sich selbst ver‐
pflichtet: soweit es ihm möglich ist, sein
eigenes Leben fortan nach den Konse‐
quenzen einzurichten, die sich aus meinen
Lehren dem logisch Folgernden ergeben.
.Mit mir hat das nur insofern etwas zu
tun, als ich der sprachliche Former der
Mitteilungen eigener Erfahrung, und der
Ausleger uralter Lehren wurde, deren Wahr‐
heit ich erproben durfte.
.Es handelt sich hier freilich um Er‐
fahrungsbezirke, die keinem meiner Mit‐
menschen auf der westlichen Seite des Erd‐
balls zugänglich sind, ‒ auf der 
anderen
Seite aber auch nur verschwindend Wenigen,
von denen keiner die 
Aufgabe hat, Mit‐
teilungen an die Öffentlichkeit gelangen
zu lassen.
.Ich kann es einem meiner Schüler kaum
verbieten, mich seinen „Meister” zu nennen,
nachdem bekannt ist, daß man in den
Ländern des Sonnenaufgangs Menschen
meiner Art, wie überhaupt jeden geistigen
Lehrer, mit Worten bezeichnet, die diesem
Begriff am nächsten kommen, ‒ ja ich
könnte hier wirklich auf geistig begründete
„Berechtigung” verweisen, ‒ aber ich sehe
in diesen Bezeichnungen 
nur dann Sinn
und Wert, wenn der sie Gebrauchende der‐
gleichen Worte mit seinem Wissen um die
damit bezeichnete 
Wirklichkeit zu er‐
füllen vermag.
.Da das aber nur den Allerwenigsten
möglich wird, bitte ich immer wieder da‐
rum, die Bezeichnung „Meister” zu 
unter‐
lassen, denn keinesfalls tritt man durch die
Bezeichnung oder Anrede mit der man mich
benennt, in ein Verhältnis der Schüler‐
schaft zu mir.
.Es ist keine geringe Torheit, wenn man
eine über alles Erdendasein weit hinaus‐
wirkende, 
rein geistige Beziehung, von
irgend einer äußeren Anerkennungs-Be‐
zeugung abhängig glaubt!
.Eine nicht ganz richtige Auffassung
meiner geistigen Lehrtätigkeit verrät sich
auch dadurch, daß man, in der an sich
lieben Absicht, eine Freude zu bringen, es
sich nicht versagen zu dürfen meint, mir
jede Zeitungsbesprechung, deren Urheber
Gutes über meine Bücher zu sagen hat,
beglückt zuzusenden, während man mir
wahre Kondolenzbriefe schreibt, wenn irgend
ein namenloser Hinterwäldler in einem
Bierbankblättchen, dessen Liebhaber ganz
gewiß 
niemals als Schüler meiner Lehren
in Betracht kommen 
können, sich sein gutes
Recht auf knabenhafte Ungezogenheit nicht
nehmen läßt, das er braucht, will er seinen
Lesern etwas gelten.
.Ich betrachte im allgemeinen die Bücher‐
besprechungen gutgeleiteter Zeitschriften
und Tageszeitungen mit aller nur wünsch‐
baren Ehrerbietung, die man der Meinungs‐
äußerung eines Mitmenschen, der selbst
etwas zu sagen hat, unbedingt schuldet.
.Es ist ja auch meistens am ersten Satz
schon zu sehen, „wes Geistes Kind” der
Rezensent ist, und welchen Grad der Be‐
achtung seine Meinungsäußerung verdient,
auch wenn man 
nicht schon sein Signum
oder seinen Namen kennt.
.Würde ich rein 
dichterische Werke
schaffen, oder wissenschaftliche Bücher
schreiben, dann wären mir die Besprech‐
ungen meiner Bücher schon deshalb recht
wichtig, weil ich mich verpflichtet fühlen
würde, die Widerspiegelung meiner Arbeit
im Urteil urteilsreifer Mitmenschen darauf‐
hin zu untersuchen, ob und wie sie meinem
ferneren Schaffen nutzbar zu machen sei.
.Da ich aber nicht als Dichter und nicht
als Vertreter einer Wissenschaft oder einer
Religionsgemeinde vor der Öffentlichkeit
stehe, sondern nur aus Ergebnissen meiner
individuellen Erfahrungen, und aus einer
mir gewordenen Möglichkeit der Wahr‐
nehmung, die heute in Europa kein ande‐
rer Mensch besitzt, meine Lehrtexte forme,
so hat auch der wohlwollendste Rezensent
es nicht leicht mit dem, was ich schreiben
muß, und mir kann sein Urteil wenig
helfen, wenn seine Besprechung der Bücher
auch sehr viel dazu beitragen kann, daß
 
sie in die Hände derer kommen, die sie
nötig haben und bisher noch suchen.
.Ich glaube aber, daß gerade die vielen
ernst zu nehmenden Rezensenten, denen
meine Bücher auf solche Weise ihre Ver‐
breitung mit 
zu verdanken haben, am
ehesten verstehen werden, daß mein Lehr‐
werk 
erst dann beurteilt werden kann,
wenn der Urteilende bereits begonnen
hat, 
nach meinen Anweisungen zu
handeln.
.Von 
ganz abwegigen Einordnungen
meiner Schriften oder meiner Person lohnt
sich im übrigen nicht zu reden, wenn mir
auch abseits der Öffentlichkeit immer
noch Seltsames genug begegnet: bald in
drolligster Verkleidung, bald mit anmaß‐
licher Gebärde, ‒ in manchen der vielen
Briefe, die ich niemals beantworten
kann.
.Hier dürfte nun wohl der Ort sein,
ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß ich
auch meinen wirklich echten und erprobten
Schülern gegenüber unmöglich die Ver‐
pflichtung zu brieflichem Austausch ein‐
gehen könnte, so daß die Nichtbeantwortung
an mich gerichteter Briefe 
niemals so
aufgefaßt werden darf, als wolle ich nach
dem bekannten Sprichwort: „Keine Ant‐
wort ist auch eine Antwort”, etwa meiner
Beurteilung des an mich gelangten Briefes,
oder gar seines Schreibers, Ausdruck geben.
.Ein Brief kann mich leidenschaftlich
interessieren oder zu brennendem Mitfühlen
zwingen, ‒ ich kann sehr vieles zu seinem
Inhalt zu sagen haben, ‒ und muß mir
doch die Antwort darauf verbieten, weil
sich der gegebene Umkreis meiner Korre‐
spondenz schon längst nicht mehr erweitern
läßt, ‒ ja nicht einmal aufrecht erhalten
werden kann, wenn ich meine wesentlichen
Lebensaufgaben nicht schädigen soll durch
 
Zersplitterung von Kräften, die nach inner‐
ster Konzentration verlangen. ‒
.Das wissen und beachten meine nächsten
Schüler aus eigener Erwägung, aber auch
fernerstehende zeigen die gleiche Einsicht,
was sich aus den zahlreichen Briefen ergibt,
die nur als herzwarmer Gruß genommen
werden wollen, so daß die Absender zu‐
meist nicht einmal ihre Adresse erwähnen.
.Ihnen allen sei an dieser Stelle mein
besonderer Dank gesagt!
.Deutlichst muß ich hingegen einer Auf‐
fassung der Pflichten des Schülers entgegen‐
treten, die sich leider da und dort, auch
bei im übrigen recht bewunderungswür‐
digen und weit vorangeschrittenen Schülern,
findet! ‒
.Ich meine hier das Bestreben, 
Pro‐
selyten machen zu wollen: ‒ das Be‐
streben, für die Aufnahme der von mir
vertretenen Lehren eine Art „Missions‐
tätigkeit” zu entfalten, und sich als „Apo‐
stel” der von mir gegebenen Lehren aus‐
zuzeichnen.
.Nichts kann mir fataler sein, und nichts
steht der ruhig würdigenden, nüchternen
Aufnahme dessen, was ich zu sagen habe,
mehr im Wege, ‒ ja, nichts hat bisher
mein Wirken auch nur annähernd so sehr
gehemmt, ‒ als solcher irrende Eifer ge‐
treuer Schüler!
.Ich verstehe wahrhaftig die gute 
Absicht,
und kenne auch gewiß alle Erwägungen,
die zu derart unlöblichem Übereifer ver‐
führen, aber ich kann solchem ungedul‐
digen Verkündigungswillen leider die bittere
Wahrheit nicht vorenthalten: ‒ daß er
weit mehr Menschen von einer vorurteils‐
losen Beschäftigung mit dem Inhalt meiner
Bücher 
abschreckt, als er jemals zu ihr
hinzuführen vermag. ‒
.Außerdem offenbart sich in dieser Un‐
geduld stets eine kleine, wenn auch ver‐
zeihliche Überschätzung der eigenen 
Kraft,
zu überzeugen, und zugleich eine arge
Unterschätzung der urgeistigen Gewalten,
von denen allein die Auswirkung meiner
Lebensaufgabe abhängig ist.
.Deutlich zeigt mir die Erfahrung, daß
unter allen Menschen, die ich heute als
meine wirklichen geistigen Schüler an‐
erkennen kann, nur ein ganz winziges
Häuflein solcher ist, die zuerst durch einen
„missionierenden” Schüler von meinen
Büchern hörten. Zu allen anderen sind
die Bücher selbst auf irgend eine Weise
„
gekommen”, ‒ mochte es auch auf selt‐
samsten Wegen geschehen, und sich zuweilen
um recht robuste Menschen handeln, denen
jede Absicht fehlte, Geistiges aufzunehmen.
.Manche meiner Schüler sehen offenbar
achtlos über den Unterschied hinweg, der
zwischen ihrer so gut gemeinten Missio‐
nierungsarbeit und der 
kaufmännisch
geforderten Verlagswerbearbeit be‐
steht. ‒
.Hier aber handelt es sich um 
Wesent‐
liches!
.Während bei aller persönlichen Einzel‐
werbung immer die willkürliche 
Auswahl
der Umworbenen 
durch den Werber im
Vordergrund steht, bringt der Verleger
seine Werbung vor die allgemeine Öffent‐
lichkeit, und überläßt es 
der geistigen
Führung eines jeden Einzelnen, wem sie
die Bücher bereits zuführen will, und wem
nicht.
.Alle Verlagswerbearbeit geht von der
Überzeugung aus, daß es unzählige Men‐
schen gibt, die meine Bücher dringend
brauchen könnten, aber noch nichts von
ihnen wissen. Der Verlag richtet seine
Werbung an 
jeden Leser seiner Propaganda,
und hütet sich, irgend eine Auswahl treffen
zu wollen. Die 
Auswahl Derer, denen
meine Bücher durch Verlagswerbearbeit
 
nahekommen, bleibt 
geistig gelenkter
Seelensichtung anheimgegeben, die sich
niemals irrt.
.Demgegenüber ist auch die bestgemeinte
private Einzelwerbung ‒ bis auf seltene
Sonderfälle ‒ ein recht grober Eingriff in
die seelische Rechte-Sphäre des Neben‐
menschen.
.Ein solcher unerbetener und zumeist
unzeitiger Eingriff kann dazu führen, daß
der so voreilig bearbeitete Mensch, dem
meine Bücher vielleicht noch durchaus nicht
gelegen kommen, obwohl mein eifriger
Schüler darüber anders dachte, ‒ nun eine
wahre Abneigung gegen das ihm so dring‐
lich Empfohlene faßt, zumal es ja auch
zahlreiche Leute gibt, die nur 
das gelten
lassen, was sie 
selber für sich gefunden
haben.
.Möglicherweise aber ‒ 
hätte der nun
Abgeschreckte in wenigen Tagen oder
Wochen von 
sich aus meine Bücher 
ent‐
deckt, die er jetzt, durch den Übereifer
meines Schülers veranlaßt, geflissentlich
von sich fern hält, ‒ bis er, vielleicht
dann erst nach 
Jahren, endlich in der ihm
gemäßen Weise zu ihnen hinfindet.
.Ich kann mich leider auf 
zahlreiche
Fälle berufen, in denen allzueifrige Schüler
versucht hatten, andere Menschen für meine
Schriften zu gewinnen, und nur 
heftigste
Abwehr erzielten, bis endlich die auf solche
Weise Behinderten 
doch zu mir hinfanden,
wonach sie mir dann Bericht von ihrem
vorherigen Ergehen gaben.
.Wer also in diesen Dingen richtig han‐
deln will, der überlasse es den geistigen
Mächten, in deren Obhut meine Bücher
stehen, wem sie zugeleitet werden sollen.
.Das heißt durchaus nicht, daß es etwa
schon vermieden werden müsse, von den
Büchern 
auch nur zu reden! Ich will
nichts anderes vermieden sehen, als das
missionierende „Bearbeiten” und „Über‐
reden” Anderer!
.Da es aber zumeist 
sehr bewährte
Schüler sind, die sich 
gedrängt fühlen, nun
auch bei Anderen für das einzutreten, was
ihnen selbst Licht und Erleuchtung brachte,
so sehe ich diesen Hinweis ganz besonders
am Platz.
.Zugleich muß ich hier schon jeden
meiner Schüler davor warnen, 
allzuviel
von sich selbst oder seinen ihm bekannten
Mitschülern 
zu verlangen.
.Ich habe den Weg, auf dem der Schüler
zum substantiellen Geiste und damit in
das sichere Bewußtwerden der eigenen
Geisteszugehörigkeit gelangt, als arbeitsamer
Wegewärter, von sehr vielen Hemmnissen
freigelegt, die ehedem fast übermenschliche
Anstrengung verlangten, um überwunden
zu werden.
.Ich bin aber außerstande, auch alle
Steigungen, die nur mit 
Ausdauer zu
bezwingen sind, aus dem Wege zu räumen,
denn der Weg führt seit Urzeittagen her
über gewachsenen Fels!
.Keinem meiner Schüler kann ich die
Mühe des 
Steigens ersparen, ‒ keinen
kann ich auf meinen Schultern zum Gipfel
tragen!
.Es wird aber jeder steile Anstieg am
ehesten überwunden, wenn der Wanderer
nicht hetzt und drängt, sondern seine Kräfte
stets solcherart in weiser Mäßigung zu ge‐
brauchen weiß, daß er niemals eine Beute
der Übermüdung werden kann. ‒
.Ruhige 
Zuversicht und wacher 
Glaube
an seine eigene Kraft, bringen den Stre‐
benden viel eher seinem hohen Ziele nah,
als alle Willensverkrampfung, zu der sich
der Ungeduldige so leicht verleitet sieht!
 
.Was ich unter „
Geist” verstanden
wissen will, dürfte in allen meinen Büchern
klar erkennbar sein.
.Da aber im alltäglichen Sprachgebrauch,
und selbst in der Terminologie der Ge‐
lehrten, das gleiche Wort auch als Bezeich‐
nung für die Funktionen des menschlichen
Gehirns, und ihre Resultate, gebraucht
wird, so sehe ich immer wieder den oder
jenen meiner Schüler das Wort: „
Geist”,
wo es ihm in meinen Büchern begegnet,
gewohnheitsmäßig 
mißdeuten.
.Das ist gewiß nicht verwunderlich, da
man ja im Alltag doch von „geistiger” Ar‐
beit, „geistiger” Ermüdung, „geistvoller”
Diktion, „geistreichen” Bemerkungen, „gei‐
 
stiger” Frische, wie auch von „geistiger”
Umnachtung spricht, und bald den 
solcher‐
art gemeinten „Geist” auf den höchsten
Thron erhebt, bald ihm, zu Gunsten der
Seele, den 
Krieg erklärt.
.Was aber da mit dem Worte „Geist”
bezeichnet wird, ist 
Gehirnarbeit, ‒ ist
Äußerung angeborener und durch stete
Übung vervollkommneter 
Gehirnfunk‐
tion, ‒ Zeugnis besonders 
rascher Arbeit
des Gehirns, oder seiner anhaltenden 
Lei‐
stungsenergie, wie andererseits das, was
man „
Geisteskrankheiten” nennt, 
Ge‐
hirn-Krankheiten sind, mögen diese Er‐
krankungen durch 
erkennbare physische
Ursachen, oder durch Einwirkungen 
okkul‐
ter Art entstanden sein.
.Es ist nur ein Zeichen der eigenen
Geistferne, daß der aus dem bewußten Sein
des substantiellen Geistes „gefallene” Erden‐
mensch die Manifestationen seines Gehirns
als etwas „Geistiges” empfindet, so daß man
von einem „regen Geiste” spricht, wenn man
ein regsames 
Gehirn meint.
.Nur dort, wo das Wort „Geist” ein
normalerweise unsichtbares, entkörpertes
Einzelwesen: eine „Erscheinung aus dem
Jenseits”, bezeichnen soll, flimmert noch
der letzte, vom Dunkel fast aufgesogene
Strahl eines Urerlebens 
substantiellen
„Geistes” auf, mögen auch die Vorstellungs‐
bilder, die sich der Erdenmensch schuf, um
sich Unsichtbares faßlich zu gestalten, mit‐
unter recht phantastisch-schauerlich-groteske,
abgeschmackte Formen zeigen.
.Hingegen wird in den Bezirken europäi‐
sierter Religionen zwar sehr viel vom Geiste
gesprochen, ‒ hört man aber auf der
Worte wirklich erfühlten Ton, so gewahrt
man alsbald, daß 
auch dann nur eine sub‐
tilere Art der 
Gehirnfunktion als „Geist”
bezeichnet wird, wenn vom Geiste der 
Ewig‐
keit, vom Geiste 
Gottes, vom „
heiligen”
Geiste die Rede ist.
.Gott ist zwar Geist, und „die ihn
anbeten” sollen ihn „im Geiste” und somit
in „Wahrheit” anbeten, aber unter diesem
Geiste, der 
Gott ist, wird nur eine, der
menschlichen Gehirnerfahrung analoge, ins
Gigantische gesteigerte gehirnmäßige Be‐
wußtheit verstanden, und das 
Anbeten im
Geiste wird nicht viel anders, als ein An‐
beten 
in Gedanken aufgefaßt.
.Vom 
substantiellen ewigen Geiste,
als dessen durchleuchtende Strahlung uns
Gott allein 
in uns lebendig erfahrbar
werden kann, hat man keine Ahnung.
.Kein Wunder, wenn sich Kampfstimmen
erheben gegen die Suprematie des in so
vielerlei verdächtigen Farben schillernden
„Geistes” der 
Gehirne!
.Kein Wunder, wenn man der 
Seele
Rechte ihm gegenüber zu verteidigen sucht!
 
.Impuls zu solchem Kampfe gibt die er‐
fühlte Gewißheit, daß der irdische „Geist”
der Gehirne unmöglich das höchste uns
innerlich erlebbare Gut sein kann.
.Mit „hellfühlenden” inneren Sinnen
tastet man sich der 
Seele zu, in deren
Äußerungen eine Kraft erspürt wird, die
dem Gehirnwissen um sich selbst unendlich
weit überlegen ist.
.Man 
muß, notgedrungen, das Wort des
Paulus verwerfen, daß der Geist alles durch‐
dringe, selbst „die Tiefen der Gottheit”,
‒ solange man bei diesem Ausspruch an
„Geist” denkt, der nichts anderes ist, als
Resultat der Gehirnzellenbewegung. ‒
.Daß hier jedoch vom substantiellen, das
Gehirn aus sich erst 
schaffenden, in
keiner Weise 
gehirnabhängigen, ewigen
Geiste die Rede geht, ist leider längst Ge‐
heimnis geworden...
 
.Immer differenzierteren Denkaufgaben
hat sich der Erdenmensch zugewandt, stets
im Banne des Irrglaubens, daß sein gehirn‐
bedingtes Denken „
Geist” sei vom Geiste
der Ewigkeit, ‒ und nur in Seltenen konnte
sich noch eine leise Ahnung erhalten, daß
Erkenntnis möglich sein müsse, die niemals
durch Gehirnarbeit erreichbar werden könne,
‒ Erkenntnis aus dem wirklichen 
Erleben
des Geistes, ‒ nicht aus verstandesmäßigem
Folgern, Erschließen und Erspüren.
.Wie man aber zu dieser geahnten Er‐
kenntnis gelange, wußte kaum einer zu
sagen, obwohl es nicht an Zeugnissen fehlte,
daß solches möglich sei.
.Möglich ist es aber zu allen Zeiten nur de‐
nen geworden, die „in den Geist” gelangten:
„
in” den substantiellen, aus sich selbst
lebendigen, unzerstörbaren, unveränder‐
lichen Geist der Ewigkeit!
 
.Dieser „Geist” ist ebensowenig im ge‐
hirnlichen 
Denken, wie mit irdisch‐
tierischen Sinnen zu fassen.
.Wir müssen „
in” ihm sein, wenn wir
in 
ihm erkennen, ergründen, erforschen
wollen, und wir 
können in ihn gelangen,
weil wir ‒ auch physisch ‒ von ihm 
durch‐
lebt werden: ‒ weil er in 
uns „lebt”,
auch wenn wir noch 
nicht in 
ihm zu leben
vermögen...
.Niemals aber können wir mit Hilfe
irgend einer Art 
Gehirntätigkeit „in den
Geist” kommen!
.Es handelt sich ja um ein 
Geschehen,
und nicht um ein Erdenken oder Vorstellen!
.Dieses Geschehen kann zwar vom Gehirn
„registriert” und dann als gesichertes Faktum
ins Denken 
einbezogen, aber unmöglich
durch das Gehirn 
herbeigeführt werden.
 
.Wie man dahin gelangt, es zu erleben,
zeige ich in meinen Büchern.
.Nur um das hier Nötige 
aufzuzeigen,
habe ich sie 
geschrieben! Wahrlich: mit
meinem 
Herzblut geschrieben!
.Da es aber 
viele Möglichkeiten gibt,
das hier gemeinte Geschehen auszulösen,
so zeige ich auch die 
Besonderheiten der
einzelnen, individuell verschiedenen 
For‐
men, den Weg zu durchschreiten, der zum
Ziele führt.
.Dem Aufzeigen des Weges, so, daß jeder
Einzelne, der ihn beschreiten will, mit
wenig Mühe, die seinen Befähigungen ent‐
sprechende Form, ihn zu bewältigen, finden
kann, dient jedes Wort, das ich geschrieben
habe, auch wenn ich nicht nur den Weg
abstecke, sondern zugleich manchen 
Aus‐
blick schaffe, der sich von gewissen Weg‐
stationen, oder vom Endziel des nur so
Wenigen bekannten Weges her ergibt.
 
.Es ist ein nicht ganz unbedenklicher
Irrtum, wenn manche Leser meiner Schriften
glauben, ihre Fähigkeiten seien 
unbe‐
grenzt, so daß es in des Einzelnen Belieben
stünde, in dieser 
und jener, von mir ge‐
wiesenen Form, oder auch in allen 
zugleich
den Weg zu beschreiten.
.Jeder Mensch bringt eine 
andere Ver‐
anlagung mit auf diese Erde, jeder wird
dann, von Jugend auf, durch Menschen und
Verhältnisse, durch Erfahrungen, wie durch
eigene und fremde Vorstellungsbilder be‐
stimmt, so daß sich aus alledem auch ergibt,
nach welcher 
Form er den Weg beschreiten
muß, will er „in den Geist” gelangen.
.Ich glaube deutlich genug in meinen
Büchern zu zeigen, was jeweils der 
einen,
und was wieder einer 
anderen Form Be‐
dingnisse sind.
.Menschen meiner Art, die, ebenso wie
ich, die verschiedenen Formen, den Weg
zu durchschreiten, kennen, aber in der
 
unerbittlichen, uns „grausam” erscheinen‐
den Zucht östlicher Weisheitslehrer auf‐
gewachsen sind, empfinden den Inhalt meiner
Schriften als „allzu leicht verstehbar”, da
sie der Ansicht sind, der Weg, in den
Geist zu kommen, könne gar nicht genug
mit Hindernissen verbaut werden, weil nur
der des Zieles würdig sei, der sich auch
durch das furchtbarste Hindernis nicht ab‐
schrecken lasse.
.Ebenso dachten die echten Eingeweihten
antiker „Mysterien” in China, Indien,
Babylonien, Persien, Aegypten, Griechen‐
land und Rom, soweit es sich noch um
ein wirkliches Wissen der gleichen Gescheh‐
nismöglichkeiten handelte, von denen in
meinen Büchern gesprochen wird.
.Man darf mir aber, trotz alledem, nicht
zutrauen, daß ich so „deutlich” wurde, wie
ich es in meinen Texten bin, ohne ver‐
antwortungsgültige Gründe dafür zu haben!
.Wohl lag hier die Entscheidung nur
bei mir, aber ich wußte zugleich, weshalb
sie gerade mir anheimgestellt blieb.
.Ich bin weder ein Mensch der Antike,
noch ein Asiate, obwohl ich, zeitlich wie
räumlich, 
beide Lebenskreise 
geistsub‐
stantiell in den meinen 
einbezogen finde,
‒ aber als Europäer des nach der christ‐
lichen Zeitrechnung zwanzigsten Jahrhun‐
derts, weiß ich leider um die 
Ungeduld,
als Charakteristikum der Menschheit meiner
Zeit, und weiß damit auch, daß nur recht
Wenige der gleichzeitig Lebenden Hoffnung
hegen dürften, aus meinem Lehrwerk Nutzen
zu ziehen, wollte ich in meinen Lehrworten
eine geheimnisverbündete Sprache sprechen,
und möglichst verbarrikadieren, was ich
allen zugänglich machen möchte.
.Wohl aber handelt es sich in all meinem
Schriftwerk um Dinge, die sich gewiß nicht
willig 
der Sprache ergeben.
 
.Was ich zu sagen habe, mag sich nicht
gerne 
in Worte einfangen lassen.
.Auch habe ich es nicht etwa mit einer
genügend 
vorbereiteten Leserschaft zu
tun, denn bei aller Vulgarisierung jeglichen
Wissens um vergangene oder westferne
Kulturkreise, weiß man doch selbst unter
den hier in Betracht kommenden Gelehrten
nicht um die Merkmale, die innerhalb solcher
Wissensgebiete Aberglaube von echter 
Wirk‐
lichkeitserkenntnis abscheiden könnten.
.Um diese Merkmale können nur Men‐
schen wissen, die bereits „in den Geist”
gefunden haben und somit „aus dem
Geiste” zu erkennen vermögen.
.Aber für solche Menschen schreibe ich
nicht, und sie können meine Mitteilungen
leicht entbehren.
.Wer jedoch mein Schüler sein will,
weil es ihm darum geht, in seiner ihm
 
wesenseigenen Weise den Weg „in den
Geist” zu finden, der wird gut tun, wenn
er die verschiedenen Formen, 
wie dieser
Weg zu erwandern ist, nicht willkürlich
untereinander vermengt, sondern sich
aussucht, was ihn besonders anspricht, wo‐
nach er dann unbesorgt die anderen von
mir aufgezeigten Möglichkeiten auf sich
beruhen lassen kann.
.Ich gebe nicht Kunde vom substantiellen
Geiste, um eine harte Lehre aufzustellen,
der nur die Härtesten zu folgen vermöchten.
.Ich zeige aus dem Geiste der die 
Liebe
ist, die Weise der Liebe und allewig un‐
erschöpfbaren Barmherzigkeit: ‒ den Weg
des sich selbst verströmenden Erbarmens.
.Ich weise nicht nur den Weg, sondern
gebe auch seine Merkmale an, soweit der
Suchende sie kennen muß.
.Jeder kann die ihm am 
leichtesten
faßbare Wegmarke sich merken, und soll
sich dann nicht beirren lassen durch die
Zeichen, denen 
andere Sucher besser zu
folgen vermögen.
.Was ich in meinen Schriften mit dem
Worte „Geist” bezeichne, läßt sich irdisch
Bekanntem nicht vergleichen.
.Es ist die 
wesensgemäßeste Darstel‐
lungsform für das 
Ur-
Sein aus dem alles
Dasein ausgeht, ‒ von dem alles Dasein
„
Leben” empfängt, solange es bestehen
bleibt in seiner jeweiligen Eigenform.
.Wenn ich sage: es ist wie freie, unfaß‐
bar hochgespannte Elektrizität, die jeden
in ihr Kraftfeld gebrachten Körper 
durch‐
dringt, und je nach seiner Eignung sich
in ihm manifestiert, ‒ so ist das gewiß
kein Vergleich, wohl aber doch ein brauch‐
bares Bild, das Irrtum verhüten helfen
kann.
.Wir tragen ein Erlebnisvermögen für
dieses Ur-Seiende in uns, aber ohne unser
bewußtes Mitwirken vermag auch keine
„Gnade” das hier gemeinte Vermögen so
zu entfalten, daß es uns die ihm zugäng‐
liche Welt des wesenhaften substantiellen
Geistes zu offenbaren imstande ist.
.Diese Welt des urewigen Geistes, die
wieder unzählige Einzelwelten in sich faßt,
ist kein unwandelbar Starres, kein unge‐
ordnetes Chaos, sondern ein stets Beweg‐
tes: ‒ ein Kosmos klarster, in steter Ver‐
wandlung begriffener, dennoch im Sein mit
sich selbst identischer Formen.
.Wer im Geiste die Welt des Geistes
erleben lernen will, der muß zuvor in sich
selbst die Hemmungen beseitigen, die ihm
aus der Vorstellung erwachsen sind, als
sei das dem irdischen Auge unerfaßbare
Geistige in keiner Weise sinnengemäß, viel‐
mehr ein flüchtiges, in sich ungegliedertes
Wehen und Wogen ohne bestimmte For‐
menerzeugung.
.Er wird sich klar darüber werden müssen,
daß seine eigene letzte 
Lebensursache
der Geist ist, ‒ daß auch in irdischer Ver‐
körperung der Organismus des 
geistigen
„Leibes” zur Tätigkeit kommen kann, und
daß dann rein 
geistige „Sinne” an Stelle
der Körpersinne sich entfalten.
.Allerdings wird sich der Suchende auch
sagen müssen, daß im Geiste nur erlebt
werden kann nach 
geistiger Anschauungs‐
weise, genau so, wie die uns hier auf Er‐
den umgebende und leibvertraute physische
Welt nur infolge 
physisch-sinnlicher
Anschauungsart erlebbar ist.
.Und wie in der physischen Welt das
Welterlebnis durch die 
physischen Sinne
bedingt ist, so kann auch im Geiste 
nur
das erlebt werden, was der jeweilige Ent‐
faltungszustand der 
geistigen Sinne des
Einzelnen erlebensmöglich werden läßt.
.So, wie nun in unserer physischen Er‐
denwelt die irdischen Sinne ganz verschie‐
 
dene Entwicklungsmöglichkeiten aufweisen,
wodurch denn das Welterlebnis eines je‐
den Menschen 
anders bestimmt wird, je
nachdem der eine oder der andere Sinn
die Führung übernimmt, so ist auch das
Geisterlebnis von der in jedem Menschen‐
geist anders geordneten Entfaltungsfähigkeit
der 
geistigen Sinne abhängig.
.Soll die Reihe der Analogien, die ich
hier aufzeige, aber vollständig sein, so muß
ich den Schüler noch auf eine sehr wesent‐
liche Gleichheit aufmerksam machen, die
zwar alles Vorgenannte 
voraussetzt, aber
für die Beurteilung geistigen Erlebens
keineswegs etwa erst an letzter Stelle steht.
.Ich meine hier die Tatsache, daß wir
das Geistige ebenso wie das Physischsinn‐
liche sowohl 
kalt-
sachlich erkennend,
wie auch mit der ganzen Wärme 
seelischen
Einklangs erleben können.
.Beim 
erdensinnlichen, wie beim
geistsinnlichen Erleben handelt es sich
immer nur um das Erleben von verschie‐
denen 
Aspekten der gleichen 
Urkraft,
die ich in einem meiner Bücher daher gerade‐
zu als „
das einzig Wirkliche” bezeich‐
net habe.
.In dieses „
Einzigwirkliche” vermag
in aller Ewigkeit kein anderes, als sein
eigenes „Bewußtsein” einzudringen, so
daß es selbst den höchsten, irdisch schon
unvorstellbaren Stufen ewigen Geistesmen‐
schentums wie nicht vorhanden wäre, be‐
wirkte sein Dasein nicht die Influenz-Er‐
scheinung der 
Seelenkräfte, die sich so‐
wohl im physisch-sinnlichen wie im
geistsinnlichen Leben in uns auszuwirken
trachten, wenn wir dieses Wirken nicht
selbst unterbinden.
.Darum ist es so überaus bedeutsam,
welche Seelenkräfte wir in unserem innersten
Wollen zu 
einen, ‒ 
mit diesem Wollen
zu 
identifizieren wissen. ‒
.Nicht nur für unser erdenzeitliches, son‐
dern in noch weit höherem Maße auch für
unser 
geistig-
ewiges Erleben!
.Darum ist es Denen, die in den Geist
gelangen wollen, höchste und strengste
Pflicht, ihre Seelenkräfte vor „Schaden”
zu wahren, damit nicht höchstes Streben
mit dem „
Tode” der Seele ende, denn
jenes kalt-sachliche Erkennen, dem die
Inbrunst der Seele fehlt, ist 
Selbstver‐
dammnis die sich nicht eher endigen läßt,
als bis sich das Individualbewußtsein im
Laufe von Aeonen darin verbrauchte...
.Darum sind die ungestümen Streiter für
die 
Seele, denen es darum geht, daß der
„Geist” der 
Gehirne nicht die Seele töte,
zwar in Unkenntnis des 
ewigen substan‐
tiellen Geistes, aber innerhalb ihrer Er‐
lebnisweite keineswegs im Irrtum. ‒
.Das Erleben des ewigen, substantiellen
Geistes ist an sich gänzlich unabhängig
 
vom „Geist” der Gehirne: ‒ vom Denken
und gedanklichen Erschließenkönnen.
.Nur zur 
Widerspiegelung und 
Mit‐
teilung des geistig Erlebten bedürfen wir
hier, im physisch-sinnlichen Zustand, der
Arbeit des Gehirns.
.Hingegen sind die 
Seelenkräfte, die ‒
wenn ich ohne Gefahr, irriges Verstehen
zu begünstigen, so sagen darf ‒ in unserem
geistgeformten „Ich” 
an Stelle des phy‐
sischen Gehirns treten, erst dieses Erlebens
ewige Rechtfertigung.
.Nach allen diesen Erörterungen, die
dazu dienen sollen, meinen Schülern
die Lebensgestaltung nach den Anweisungen
meiner Bücher zu 
erleichtern, muß ich
aber doch wieder darauf hinweisen, daß es
mir selbst am meisten bewußt ist, wie alle
menschliche Sprache nur ein recht unzu‐
längliches Mittel bildet, um geistige Wirk‐
lichkeit zur Darstellung zu bringen.
.Ich muß also darum bitten, daß sich
mein Schüler nicht das billige Vergnügen
mache, an meinen Worten seinen unzweifel‐
haft vorhandenen Scharfsinn zu üben, indem
er aufzuspüren sucht, ob man ihnen nicht
auch vielleicht 
anderen Sinn geben könne,
als den von mir gemeinten, den ich immer‐
hin deutlich genug bestimmt zu haben glaube.
.Es ist nun einmal nicht anders möglich,
von einem Erleben, das man 
erfahren haben
muß, um es zu kennen, anders zu sprechen,
als in Umschreibungen, Bildern und Gleich‐
nissen.
.Ich muß den aufrichtigen 
Willen zum
Verstehen bei meinen Schülern voraussetzen!
.Andererseits kann ich kaum scharf genug
davor warnen, meinen Büchern gegenüber
einen starren 
Wortkultus zu treiben.
.Mein Schüler soll aus meinen Worten
den gemeinten 
Sinn erfühlen lernen und
diesem Sinne gemäß 
handeln.
 
.Ich will wahrlich keine neue Orthodoxie
ins Leben rufen!
.Jeder mag ruhig meine Worte in seine,
ihm persönlich näherliegende Sprache über‐
setzen, wenn ihm das zur Erleichterung
des Verständnisses hilft.
.Je weiter aber dann der Suchende auf
seinem Wege voranschreitet, desto weniger
wesentlich wird ihm alle Gleichniswahl,
oder die gegebene Unzulänglichkeit der auf
irdisch-äußere Verhältnisse eingestellten
Worte der Sprache sein, denn was er be‐
reits aus eigener Erfahrung bestätigt fand,
wird ihm für alles Kommende als auf‐
schlußgewisser Schlüssel dienen.
 
.Die meisten Menschen des abendländ‐
ischen Kulturkreises ‒ einerlei welcher
Religionsgemeinschaft sie zugehören ‒
wissen nichts von der Möglichkeit, hier
schon, während des irdischen Lebens, den
substantiellen geistigen Organismus, der uns
nach der Beendung erdenkörperlichen Da‐
seins allein noch Bewußtseinsträger ist, zur
Erlebnisfähigkeit zu entfalten.
.Andere haben wohl von solcher Ent‐
faltungsmöglichkeit gehört, ‒ wenn auch
von fragwürdigster Seite her, ‒ und ver‐
mögen es nicht, daran zu glauben.
.Noch andere endlich ahnen, daß die
auf eigenes Erleben gegründete Kenntnis
der 
nicht mit erdenkörperlichen Organen
erfahrbaren Welt: ‒ der Welt des ewigen
 
Geistes ‒ 
möglich ist, und suchen ver‐
geblich nach einer „Methode” um zu sol‐
cher Kenntnis zu gelangen.
.Weit verbreitet ist unter diesen Suchen‐
den der Glaube, als handle es sich bei dem
Ziel ihres Suchens um eine „Vergeistigung”,
‒ und da sie nichts anderes an sich kennen,
als ihre erdenkörperlich bedingte Art des
Daseins, so glauben sie ihrem Ziele am
ehesten sich zu nähern durch eine ver‐
meintliche Vergeistigung des Erdenleibes.
.Dieser arme Erdenleib aber ist zwar nur
im Leben durch den Geist, kann aber
niemals Geist 
werden.
.Da man nun sehen muß, daß er sich
gegen die ihm ungemäße Zumutung auf
seine Weise wehrt, so strebt man danach,
ihn zu „
überwinden” und hält es für
seine Besiegung, wenn man des geistbelebten
Körpers beste Kräfte endlich „
abgetötet”
zu haben meint.
.Die in solcher „Abtötung” besonders Ge‐
waltsamen gelten nun als die am meisten
„Vergeistigten”, und sie selbst werden in
diesem Wahn vor sich bestärkt durch die
Halluzinationen und sonstigen vermeint‐
lichen „Begnadungen”, die in Wahrheit
nichts anderes sind, als Folgen der dem
Körper ungemäßen, feineren oder gröberen
Folterung.
.Die Geschichte aller Religionssysteme ist
reichlich bedacht mit Beispielen solcher
Sinnverkehrung, und leider auch mit Zeug‐
nissen ihrer Verherrlichung.
.So sehr der Mensch aber auch bewun‐
dern mag, daß einer seinesgleichen den
Mut zur Selbsttortur zu finden wußte, so
wenig 
ist solches Unmenschentum bewun‐
derungswürdig.
.Wir Menschen hier auf Erden sind weder
dazu im Leben, um 
nur das, was des 
Tieres
an uns ist, zu pflegen, und uns durch die
 
Lustsucht, oder die Bequemlichkeitsliebe
des tiergleichen Körpers bestimmen zu
lassen, noch haben wir die Aufgabe, die
Tiernatur in uns zu 
quälen.
.Wohl aber handeln wir richtig, wenn
wir den erdenhaften Körper dazu erziehen,
Ausdruck des uns belebenden substan‐
tiellen Geistes zu werden.
.Dazu ist aber alles andere eher tauglich,
als Selbstquälerei und Körpertortur!
.Ich rede hier nicht etwa wie einer, der
seinem Körper nichts zu versagen vermag.
.Vor Zeiten einst selbst der Meinung ver‐
bunden, „Fasten und Kasteien” sei „gott‐
wohlgefälliges” Tun, hielt ich viele Jahre
lang nicht nur die vorösterliche vier‐
zigtägige Fastenzeit weit strenger als ein
Büßermönch, sondern wußte es auch zu
anderen Zeiten durchzuführen, mich tagelang
jeder Nahrung, außer Quellwasser, zu ent‐
halten.
.Es mag in solchen Künsten Geübtere
geben, und ich lasse ihnen gewiß gerne
jeden Vorrang, denn mit meinem Erwachen
im Erleben des substantiellen, ewigen Gei‐
stes, ist mir jeglicher Ehrgeiz auf dem Ge‐
biet der Askese abhanden gekommen.
.Ich weiß seitdem, daß alle Motive as‐
ketischen Lebens auf folgenschweren Irr‐
tümern beruhen, ‒ ja, daß es nur 
eine
einzige Berechtigung zur Askese gibt: ‒
ihre Forderung durch die Therapeutik, zum
Heile des Erdenkörpers selbst. ‒
.Dahin gehört auch die persönliche Nei‐
gung Einzelner zu frugaler oder gar spar‐
tanisch-strenger Lebenshaltung, solange diese
nur durchgeführt wird um ‒ vermeintlich
oder tatsächlich ‒ die Gesundheit und
das Gedeihen des irdischen Körpers zu
fördern.
.Sobald jedoch das Motiv solcher Lebens‐
haltung aus der Meinung erwächst, asketisches
 
Leben könne dem ewigen 
Geiste näher‐
bringen, ist sie verwerflich.
.Was die Athleten der Askese für „Er‐
lebnisse im Geistigen” halten, ist, ohne jeg‐
liche Ausnahme, recht bedenklicher Natur!
.Entweder handelt es sich dabei um Re‐
aktionen des geschwächten Körpers auf das
Gehirn, oder aber: der mißhandelte Kör‐
per ist schon zur Beute lemurischer Ge‐
walten der unsichtbaren 
physischen Welt
geworden, die ihr armes Opfer gutwillig
nicht mehr loslassen, es aber mit allem
zu „unterhalten” suchen, was sich ihnen
geeignet erweist, seine Kritikfähigkeit nicht
aus ihrem Schlaf zu erwecken...
.Was der Getäuschte dann für ein Er‐
leben des 
Geistigen hält, ist Nervener‐
regung, und gespenstiger Spuk recht wenig
erfreulicher, ihrer Natur nach dem körper‐
lichen Auge unsichtbarer Halbtierwesen,
die zur physischen Welt gehören, auch wenn
sie durch kein Ultramikroskop jemals „nach‐
gewiesen” werden können.
.Über ihre Lebensauswirkung, ihre na‐
turhaft geforderte Betätigung, wie über
deren perverses Ausarten, durch Anreize
von seiten des Erdenmenschen her, habe
ich in verschiedenem Zusammenhang die
deutlichsten Aufklärungen in meinen
Büchern gegeben.
.Wer etwa glauben sollte, es erübrige
sich, solche Dinge ernsthaft zu erörtern,
der ahnt nicht, wie 
viele seiner Mitmen‐
schen in den Fußangeln der unsichtbaren
physischen Wesen 
hängen, von denen
hier die Rede ist. ‒
.Aber nicht nur vor der asketischen
Selbstpeinigung des Erdenleibes und den
aus ihr erwachsenden psychischen Gefahren
habe ich zu warnen, sondern auch vor
einer anderen Art Selbstquälerei zu der viele
Suchende neigen.
.Es sind durchaus nicht die Schwächlich‐
sten der zum Lichte Strebenden, die am
meisten in Gefahr sind, ihre Kräfte zu über‐
schätzen!
.Aus solcher Überschätzung heraus mei‐
nen sie ihren Weg 
in wilden Sprüngen
zurücklegen zu dürfen, und bilden sich allen
Ernstes ein, in wenigen Monaten schon das
Ziel erreichen zu können, zu dessen Er‐
langung Andere viele Jahre, ‒ öfters gar
ein ganzes Menschenleben, ‒ brauchten.
.Die tobende Ungeduld des Gehirnbe‐
wußtseins, ehestens erfahren zu wollen, wie
das Erleben des substantiellen ewigen Geistes
empfunden werde, erzeugt dann eine
Unrast, die nur dem psychischen wie dem
physischen Leben schwere 
Schädigung
bringen kann, aber 
niemals zu 
dem führt,
was man, verquält und fast verzweifelnd,
erstrebt. ‒
.Bei dieser Art von Suchenden besteht
die unnötige Selbstquälerei in einem un‐
 
ausgesetzten Zermartern des Gehirns, das
doch gerade zur 
Ruhe gelangen muß, und
zu bewußtem geduldigen Zuwarten-
Wol‐
len, wenn der Weg, der „in den Geist”
führt, wirklich beschritten werden soll. ‒
.Ungeduld und ungezügelte Sehnsucht
leiten nicht nur vom Wege 
ab, der zum
Ziel führt, sondern fördern auch die gleiche
Gefahr, getäuscht zu werden, wie sie für
den Asketen besteht. ‒
.Zwar wurde einmal das Wort geprägt,
vom „Reich Gottes”, das nur jene an sich
zu ziehen vermöchten, die „
Gewalt” ge‐
brauchten, ‒ aber was hier als „Gewalt”
bezeichnet ist, läßt sich nur dann richtig
erkennen, wenn man die Worte des mit
dem Engel ringenden Jakob zum Vergleich
heranzieht: „Ich lasse dich nicht, bevor du
mich gesegnet hast!”
.Es ist keine „Gewalt” im Sinne des
Überwältigenkönnens gemeint, sondern ein
zähes Festhalten, bei allem Wissen um die
eigene Ungewalt, Schwäche und Kleinheit.
.Fühlt sich ein Suchender aber diesem
Wort so verhaftet, daß er nicht davon los‐
zukommen vermag, dann ist ihm zu raten,
die „Gewalt”, die er nicht entbehren zu
können meint, auf die dauernde Nieder‐
haltung aller in seinem rastlos grübelnden
Gehirn erzeugten 
Hemmnisse zu lenken,
die ihm das Erreichen seines Zieles er‐
schweren wollen.
.Wer, als mein Schüler, den Weg zu
seinem Ziel, den ich ihm zeige, auf die
seiner Art entsprechende Weise einmal be‐
schritten hat, für den darf es kein 
Hasten,
Drängen und 
Jagen nach dem Ziele geben!
.Mit sicherer Zuversicht muß er einen
Schritt an den andern reihen, ausdauernd
und mit Bedacht, immer auf seine ihm
eigene Weise, wie er sie in meinen Worten
beschrieben fand und sonach wählte, ‒
denn dieser „Weg” wird beim endlichen
Erreichen des Zieles nicht „aufgegeben”,
wie etwas, das man nun nicht mehr braucht,
sondern wird ewiger geistiger 
Besitz des
zum Ziele Gelangten.
.Der 
bedarf dieses, nun für 
ihn ‒ weil
durch ihn ‒ „geöffneten” Weges, soll sein
erlangtes ewiges Geistesbewußtsein mit dem
vereinigt bleiben, was ihm die Identität
verbürgt in seinem geistigen und irdischen
Erleben...
.Das „Durchschreiten” des Weges, der
in den Geist gelangen läßt, ist ein „Schrei‐
ten” in der äußeren 
Zeit, aber im 
eigenen
inneren, geistigen 
Raum!
.So ist auch das Ziel zwar in der äußeren
Zeit, jedoch nur im inneren, geistigen
Raum zu finden. ‒
.Darum nutzt es nichts, 
nach außenhin
zu suchen, und es ist verkehrt, zu glauben,
daß sich das Ziel an einem Orte leichter
erlangen lasse, als an einem anderen.
.Das Gleichnis des „
Weges” ist aber für
das Vorwärtsgelangen im eigenen Innern,
und während des ununterbrochenen Ab‐
laufs der äußeren Zeit, durchaus nicht will‐
kürlich gewählt.
.Nicht „zufällig” gebrauchten, seit den
ältesten Zeiten, alle „aus dem Geiste” Leh‐
renden immer wieder den Hinweis auf die
hier bestehende Analogie.
.Obwohl der Suchende sein Ziel nur im
eigenen inneren, geistigen Raum finden
wird, kann er doch im gleichen inneren
Raum noch unendlich 
fern von seinem
Ziele sein. ‒
.Er muß 
die äußere Zeit „
erwandern”,
die ihn Tag um Tag näher an den Tag
der Erlangung bringt.
 
.Es sind erfühlbare Zustände des Empfin‐
dungsvermögens, die sich da aneinander
reihen.
.Jeder folgende ist durch den zu Bewußt‐
sein gelangten vorhergehenden bedingt, und
keiner kann etwa „übersprungen” oder er‐
lassen werden!
.So ist es denn auch unnötige Selbst‐
quälerei, wenn der Suchende sich sorgt,
weil er nur langsam vorwärts kommt, oder
weil ihm deutlich bewußt ist, daß er erst
noch am Beginn steht, während er den
Tag der Erlangung lieber heute als morgen
erleben würde.
.Es ist nur 
fördernd, zu wissen, 
wo
man wirklich steht, während der allzu hoch‐
gemute Glaube, man habe wohl schon den
größten Teil des Weges durchmessen, zu
arger Enttäuschung umschlagen kann...
.Manche, die schon der Meinung sind,
meine Schüler zu sein, weil sie alles „kennen”
 
was ich geschrieben habe, verschärfen sich
ihre unnötige Selbstquälerei auch noch, in‐
dem sie danach trachten, ihr ureigenes
Tempo zu beschleunigen, durch oft sehr
fragwürdige Befeuerung aus allerlei philo‐
sophischer, oder okkultistischer Literatur,
die mit 
dem, was 
ich lehrend in Worte
forme, weder in der Strebensweise, noch
in Bezug auf das zu erreichende Ziel, nur
das allermindeste zu tun hat, mögen auch
die dort gebrauchten 
Worte zugleich zu
meinem Sprachgut gehören.
.Ich könnte lächelnd, wie man törichtes
Tun urteilsunreifer Kinder betrachtet, vor‐
übergehen an diesen Versuchen: selbst
„nachzuhelfen”, indem man von ander‐
wärts her zuzufügen sucht, was ich ver‐
meintlich vorenthielt, ‒ wenn ich nicht
immer wieder gewahren müßte, wie sich
die so Beflissenen ihren Weg verbauen...
.Daher muß ich denn wohl oder übel,
im allereigensten Interesse der Suchenden,
deutlichst jede Verantwortung ablehnen für
das, was aus solchem „überklugen” Zu‐
sammenkleistern des niemals Vereinbaren
resultiert, und naturnotwendig zu gröbster
Selbsttäuschung der Eigenmächtigen führt!
.Wer dennoch glaubt, auf eigene Faust
besser voranzukommen, als wenn er meinen,
im Wissen um meine ewige Verantwortung
gegebenen Anleitungen ‒ und diesen, 
so
wie sie gegeben sind ‒ folgt, dem ist
nur zu raten, meine Bücher ungelesen zu
lassen, damit er sich wenigstens nicht ihres
Mißbrauchs schuldig mache.
.Es könnte aber mancher, der sich als
mein Schüler fühlt, obwohl er das Meine
mit allerlei unverantwortlichem Gedanken‐
wust in einem Atem nennt, vielleicht doch
eine Lehre daraus ziehen, daß unter den
von mir anerkannten Schülern, die ich heute
am weitesten vorangekommen sehe, kein
einziger ist, der sich nicht in strenger Selbst‐
disziplin darauf konzentriert hätte, den von
mir gegebenen Anweisungen ‒ und 
nur
ihnen allein ‒ bei der Gestaltung seines
Strebens Gehör zu schenken.
.Das ist gewiß nicht verwunderlich, da
die Lehren, denen ich Wortgewandung schuf,
so wie ich sie gegeben habe, erprobt sind
seit Jahrtausenden.
.Aller Folgerichtigkeit im Geistigen zu‐
widerlaufend aber ist es, zu glauben, man
erlange 
noch mehr, als durch die in meinen
Büchern enthaltenen Anleitungen zu er‐
langen ist, wenn man zugleich auch jedwedes
menschliche Meinen und Wähnen sich zur
Richtschnur dienen lasse...
.Jede menschliche Mitteilung, die aus
nicht allgemein zugänglichen Bezirken
stammt, hat mit Schwierigkeiten der Über‐
tragung sowohl, wie auch im Aufnahme‐
vermögen der Angesprochenen, zu rechnen.
.Verstärkt werden diese Schwierigkeiten,
wenn es sich um Berichte über Erfahrungen
handelt, die 
anders sind als das, was all‐
gemein zu erfahren ist, so daß direkter
Vergleich fast ausgeschlossen bleibt, und
die Verständigung nur möglich wird durch
Umschreibung, bildhafte Rede und Gleichnis.
.Es kann nicht dem leisesten Zweifel
unterliegen, daß bei dem, was ich zu sagen
komme, alle diese Schwierigkeiten vorliegen.
.Würde mein Lehrwerk nur asiatischen
Völkern gelten, denen viele der Begriffe,
 
die ich voraussetzen dürfen sollte, seit
Jahrtausenden 
lebendig sind, wenn sie
nicht gar zum Urerbe der Rasse gehören,
dann wäre mir Pflicht und Aufgabe weit‐
aus leichter gemacht, aber keineswegs wären
alle Schwierigkeiten etwa behoben.
.Sie würden nur 
wechseln, indem sich
die irrigen Auffassungen meiner Worte,
vermeintliche Bestätigung aus 
anderen re‐
ligiösen und philosophischen Vorstellungs‐
welten zu holen berechtigt sehen möchten.
.Die Männer, von denen ich, als von meinen
geistigen „Brüdern” zu sprechen habe, und
die alle in 
Asien leben, wenn auch nicht
alle asiatische 
Arier sind, wissen das ganz
genau, und halten es darum für ein 
Opfer,
das nicht die entsprechenden Früchte
bringen würde: auch nur 
versuchsweise
mit gleicher Lehre vor ihre Völker zu treten.
.Sie sind sogar des Glaubens, daß weit
eher die durch mich bewirkte Verkündigung
von Europa her ihr Heimatland erreichen
und dort in beträchtlichem Umkreis die
dafür reifen Seelen ergreifen könne, als
daß es einem Asiaten möglich wäre, alle
die durch religiöse Vorstellungen bedingten
Irrtümer und grotesken 
Deutungen des
wunderlüsternen 
Aberglaubens fernzu‐
halten, die seiner Selbstoffenbarung auf
dem Fuße folgen würden, wollte er das
Gleiche sagen, was ich in meinen Büchern
vorzubringen habe.
.Finden sich also die Verhältnisse selbst
dort derart gelagert, wo seit Jahrtausenden
unzählige Menschen, die allerdings über
kontinentgroße Länder hin 
verstreut sind,
durch Erbmitteilung und selbsterlangte
Schülerschaft von den Dingen 
wissen, die
ich in meinen Büchern dem europäischen
Kulturkreis verstehbar darzustellen suche, ‒
um wieviel sicherer darf dann die durch
mich verbreitete Lehre damit rechnen, auf
der 
westlichen Erdhälfte erheblichen, wenn
auch 
andersartigen Schwierigkeiten in
den Gehirnen zu begegnen.
.Ich betrachte diese Schwierigkeiten aber
keineswegs als „unüberwindbar”, wenn ich
auch bekennen muß, daß es mich ebenso
wenig von meinem Lehrauftrag befreien
könnte, sähe ich mein Lehrwerk mit pessi‐
mistischen Bedenken an, und zweifelte an
seiner Durchführbarkeit.
.Auch 
ich würde vermutlich, ‒ wenn
ich nicht der 
wäre, der ich nun einmal
ohne mein irdisches Zutun 
bin, ‒ gewiß
große Schwierigkeiten in mir gewahren,
sähe ich mich unvorbereitet, und an alt‐
überkommene 
Apriori-
Annahmen reli‐
giöser und philosophischer Art gefesselt,
dem Lehrwerk gegenüber, das heute meinen
Namen trägt.
.Es darf keiner glauben, ich könne viel‐
leicht selbst nicht nachfühlen, wie schwer
es einem Menschen der westlichen Welt in
diesen Tagen werde, ‒ angefüllt bis oben‐
hin mit einem vermeintlich todsicheren
Wissen um die Ursachen allen Geschehens,
 
‒ nun alles das auch nur von Anfang an
„ernst zu nehmen”, was ich ihm zu sagen
habe!
.Ich bin ja doch selbst ein Mensch dieser
Übergangszeit, kenne ihre Bildungsbezirke,
die Formen ihres wissenschaftlichen Denkens,
ihre wirklichen Verdienste und ihre allzu‐
sicheren Ambitionen, wozu aber ‒ ich kann
es nicht leugnen ‒ noch die Tatsache
kommt, daß ich infolge der in mir wir‐
kenden substantiellen 
geistigen Organe,
auch Zusammenhänge und Gegebenheiten
zu durchschauen vermag, die 
nicht gerade
jeder durchblickt, auch wenn er noch so
sicher zu sein meint, daß vor seinem Scharf‐
sinn sich nichts zu verbergen vermöge.
.Ich weiß also nur zu gut, was europäisch,
oder auch amerikanisch gezüchtetes Denken
an 
Schwierigkeiten zu überwinden hat,
wenn es wirklich das erfassen will, was in
den Lehrtexten meiner Bücher dargeboten
wird: ‒ 
dargeboten in meinen Worten,
aber wahrlich nicht erst von mir 
erdacht,
sondern vorgefunden im ewigen Geiste, wo
es seit Beginn der Menschenverbreitung
auf diesem Planeten allen zugänglich war,
die sich zu meiner Art rechnen durften.
.Daß das zu jeder Zeit nur 
sehr wenige
Menschen waren, ist geistig geforderter
Notwendigkeit Folge.
.Aber die Schädeldecken der mensch‐
lichen Häupter bilden durchaus keinen her‐
metischen Abschluß der Gehirne gegen ge‐
hirnlich wahrnehmbare Außenschwingungen,
‒ und die Kräfte aus denen sich organisch
die Seele formt, lassen sich nie und nimmer
so vollkommen isolieren, daß sie dem All‐
bewußten, Allfühlenden, Allerlebenden im
unermeßlichen Meere der 
bindungsfreien
Seelenkräfte unzugänglich würden.
.So kommt es denn dazu, daß jedem
Menschen viel mehr 
bekannt ist, als er
weiß, auch wenn dieses hier gemeinte „Be‐
kannte” erst einen Anruf braucht, um be‐
wußt zu werden, ‒ sei dieser „Anruf” ein
Wort, ein sichtbares Ding, oder ein inneres
Erleben.
.Und auf diese Weise ist einer unver‐
krüppelten Seele denn auch von dem, was
ich ihr nahezubringen habe, bereits weit
mehr „bekannt”, als der nur gehirnerleuch‐
tete Mensch beim Schein seiner immerfort
unruhig flackernden Lichtquelle sich träumen
läßt...
.Um aber vielleicht naheliegende 
Irr‐
tümer zu vermeiden, muß ich betonen,
daß sich die Begriffe des „
Unbewußten”,
unter der „Schwelle des Bewußtseins” Ge‐
lagerten, oder auch des „
Kollektivbe‐
wußten”, wie sie heutigentages durch die
Popularisierung der Psychoanalyse und ihrer
Seitenzweige weithin zu begrifflichem Klein‐
geld geworden sind, in keiner Weise mit
dem hier von mir Gemeinten decken.
.Es handelt sich hier auch durchaus nicht
um etwas, dem Gehirnbewußtsein einst‐
mals Zugängliches, das ihm 
abhanden ge‐
kommen wäre, sondern um der ewigen
Seele Bekanntes, das aber 
noch nicht
vom Gehirnbewußtsein erfaßt werden konnte.
.Am wenigsten wird man in Gefahr ge‐
raten, sich irrtümlichen Vorstellungen hin‐
zugeben, wenn man ruhig meine Weise,
etwas Erlebtes zu erklären, 
für sich be‐
stehen läßt, und ganz davon absieht, das
von mir Vorgebrachte, einer, den Begriffs‐
inhalt immerfort wechselnden, wissenschaft‐
lichen Terminologie anzupassen.
.Ich vermöchte gewiß, mich einer solchen
Terminologie anzubequemen, befinde mich
aber wohler dabei, wenn ich mir die Frei‐
heit lasse, die Worte, als Mittel zur Ver‐
ständigung, jeweils nur nach ihrer 
von mir
erfühlten Brauchbarkeit zu wählen, und
sie den Meinigen einzuordnen, unbeküm‐
mert um ihren konventionellen Wert.
.Es ist schon manche Schwierigkeit aus
dem Wege geräumt, wenn man sich klar
macht, daß ich in 
allererster Linie mit
dem von mir charakterisierten, noch nicht
dem Gehirn Faßbaren, aber der Seele be‐
reits „Bekannten”, als Verständigungsfaktor
rechne.
.Wenn der Leser meiner Bücher ‒ einst‐
weilen ‒ den stets vordringlichen, immer
vorlauten Einreden des seiner selbst so
ahnungslos „sicheren” Verstandes einiger‐
maßen zu wehren weiß, so daß jenes der
Seele „Bekannte”, wenn auch dem Gehirn‐
bewußtsein noch nicht Nahegekommene,
überhaupt aufgerufen werden 
kann, dann
hat er sich selbst den Zugang geöffnet, um
auf den Weg „in den Geist” zu gelangen,
wie meine Worte ihn zeigen und beschreiten
lehren.
.Dann wird er schwerlich noch beson‐
deren „Schwierigkeiten” begegnen, voraus‐
gesetzt, daß er die 
Ausdauer wirklich be‐
sitzt, die unerläßliche Vorbedingung für
Alle ist, die den Weg in den Geist be‐
schreiten lernen wollen.
.Gewiß muß das, was ich mitzuteilen
habe, solange auf Treu und Glauben an‐
genommen werden, bis der Schüler selbst
zu inneren Einsichten gelangt ist, die ihm
ein Urteil 
möglich machen.
.Gewiß wird der Suchende, in seinem
eigenen Interesse, sich auf seine Weise klar‐
machen müssen, was ich in meinen An‐
leitungen ihm nahelege, und wird es nicht
mit 
anderweitigen Anweisungen ‒ aus
welcher Quelle sie ihm auch zufließen
mögen ‒ 
vermengen dürfen.
.Selbst Anweisungen, denen gegenüber
nicht der leiseste Zweifel erlaubt ist, daß
sie von den lautersten und erhabensten
Menschen stammen, muß der Schüler, der
zu 
eigener Einsicht kommen will, vorläufig
auf sich beruhen lassen, wenn die Befolgung
meiner Anleitungen ihm nützen soll.
.Erst wenn er selbst 
erlangte, was ihm
zu erlangen möglich wird, können ihm die
weisen Ratschläge, wie er sie etwa in der
 
mittelalterlichen, und ‒ anders gefärbt
‒ in der 
östlichen Mystik findet, in ihrer
ganzen Tiefe erfaßbar werden.
.Gleichzeitig aber wird er auch dann die
unbewußt zwischen diese Bekundungen der
Wahrheit geratenen zahlreichen 
Irrtümer
erkennen, und bei aller Ehrfurcht vor den
Zeugnissen geistnahen, oder geistgeeinten
Menschentums, sich nicht zu scheuen brau‐
chen, die „Spreu”, auch wenn sie reichlicher
vorhanden ist, als er vordem ahnte, vom
keimlebendigen „Weizen” zu 
sondern. ‒
.Bevor er aber einmal soweit ist, wird
er gut tun, alles, was ihm etwa an solchen
Anweisungen bekannt ist, zeitweilig zu
vergessen.
.Daß er die Entwicklungsrezepte neuerer
Mystagogen, denen er etwa bisher folgte,
für immer beiseite legen muß, ist eine
Selbstverständlichkeit!
.Wenn ich nun auch im Namen dessen,
was ich niederschrieb, ein gewisses Vertrauen
 
zu verlangen habe, bevor die eigene Urteils‐
fähigkeit des Schülers einsetzen kann, so
ist hier doch keinesfalls ein „Glaube” im
Sinne einer endgültigen Entscheidung ge‐
fordert, sondern nur das gleiche 
Vertrauen‐
wollen, wie man es beispielsweise einem die
hohe See befahrenden Schiffskapitän entgegen‐
bringt, von dem man ohne weiteres gläubig
annimmt, daß er die Schiffahrtswege kenne,
und die ihm Anvertrauten in den rechten
Hafen zu bringen wisse, ‒ oder auch einem
verantwortungsbewußten Bergführer, der
sehr wohl weiß, daß von seiner sicheren
Wegekenntnis und Beurteilungskraft das
Leben des Touristen abhängt.
.Wie man nun aber dem Bergführer
das Recht zugesteht, Ratschläge über das
beste Verhalten beim Klettern im Fels, oder
schon bei schwierigeren Gletscherübergängen,
zu erteilen ‒ so und nicht anders wird
mein Schüler die Ratschläge gutzuheißen
haben, denen er in meinen Büchern be‐
gegnet.
.Ich weiß von den 
Gefahren seines
Weges, und weiß ihm zu raten, wie sie 
zu
überwinden sind!
.Hingegen steht mir nichts ferner, als
die Forderung eines blinden „Kadaverge‐
horsams”, zu der ich mir weder ein Recht
erteilen würde, noch sie von irgend einem
Standpunkt her, als im Interesse des Schülers
liegend, oder auch nur als wünschenswert,
betrachten könnte.
.Soweit es nur irgend 
möglich ist, soll
der Suchende wissen, oder doch sich vor‐
stellen können, was er zu erhoffen hat, und
weshalb ich ihm diesen oder jenen Rat‐
schlag zu erteilen habe, ‒ 
weshalb ich
ihn vor einer Gefahr warne.
.Es steht in meinen Büchern sehr vieles
zu lesen, was mir 
unsagbar schwer nie‐
derzuschreiben war, weil es mich nötigte,
mit dürren Worten eigenes Erlittene, Er‐
lebte und Empfangene zu berühren, das
 
ich so unbeschreiblich hoch über allem sonst
irdisch Erlebbaren, Erleidbaren und Em‐
pfangbaren weiß, daß ich mich selbst der
Erinnerung daran nur nach würdiger
Vorbereitung zu nahen wage...
.Ich hätte mir die „Selbstzermalmung”
sparen können, die nötig war, um auch
nur 
einen der Sätze, auf die ich hier deute,
darzubieten, wenn ich mich vor der geistigen
Pflicht, dem Suchenden sozusagen „stereo‐
skopischen”, plastischen Einblick in geistige
Vorgänge zu vermitteln, auf andere Weise
hätte verantworten können!
.Alle diese Dinge sind dem Leser meiner
Bücher nur deshalb dargeboten, weil er 
nicht
in bloßer Vertrauenseligkeit den Ratschlä‐
gen folgen soll, die ich ihm zu geben habe,
sondern 
in freier Entscheidung vor sei‐
nem Gewissen, nachdem es ihm ermög‐
licht wurde, die geistigen Zusammenhänge,
auf denen meine Ratschläge beruhen, wenig‐
stens in der Vorstellung zu erfassen.
.Unerbittlich muß ich jedoch darauf be‐
stehen, daß der Suchende bei seiner Ent‐
scheidung 
nur vom textlichen Inhalt
meiner Bücher ausgeht, und mich als
außenmenschliche Person gänzlich unbeach‐
tet läßt!
.Wenn er mein Schüler sein will, so
muß er wissen, daß ich mich ihm in mei‐
nen Lehrtexten 
ohne jeden Vorbehalt
dargeboten habe, und daß er nur in 
dem
Sinne „
mein” Schüler ist, als er 
Schüler
dieser Lehrtexte zu sein vermag, deren
absolute Wahrheit, als Darstellung substan‐
tiellgeistiger Wirklichkeit, ebensowenig je‐
mals erschüttert werden könnte, 
wenn
diese Bücher 
nicht aus tiefster geistiger
Verantwortung heraus, von einem 
seiner
Sinne Mächtigen, niedergeschrieben wor‐
den wären, sondern wenn sie, ‒ falls es
möglich wäre! ‒ ein 
Narr geschrieben
hätte! ‒ ‒
.Bei dem Worte: „
geistsubstantiell”
bitte ich zu bedenken, daß ich überall, wo
 
ich vom 
substantiellen Geiste spreche, ‒
im Gegensatz zu dem Geistbegriff, der den
menschlichen 
Verstand und die Äußer‐
ungen der 
Gehirnbewegungen meint ‒
unter den Worten geistige „Substanz” das
Allerwirklichste: ‒ die Fülle aller Ur‐
seinskräfte, verstanden wissen will!
.Diese Geistes-„Substanz” ist nichts Starres,
sondern aus sich selbst heraus das 
Aller‐
freieste, durch nichts zu Behindernde,
ewig Bewegliche, 
ewig sich Bewegende.
.Sie ist nicht etwa „geschaffen”, sondern,
‒ 
ohne besonderen Willensakt, ‒ 
gege‐
ben durch das bloße 
Vorhandensein des
„
Urseins”, wie ich das Allerinnerste des‐
sen, was „
ist”, nennen muß, wenn es be‐
zeichnet werden soll.
.Auch die, heute kaum erst von genialen
Theoretikern der Physik erahnten 
aller‐
subtilsten Kräfte des Weltalls sind nur
als eine Art „Induktionswirkung” der
von mir gemeinten geistigen „Substanz”
zu verstehen, während die „gröberen” ir‐
dischen Kraftäußerungen, wie etwa alles,
was wir elektrische oder magnetische Er‐
scheinungen nennen ‒ um nur ein Bei‐
spiel zu geben ‒ erst gleichsam 
Reflex‐
wirkungen dessen sind, was ich, ‒ in
bildmäßiger Erinnerung an die Induktions‐
spule, in der ein 
indirekt bewirkter elek‐
trischer Strom entsteht, ‒ als „Induktions‐
wirkung” bezeichne...
.Es ist mir unmöglich, hier noch deut‐
licher zu werden, aber ich habe Anlaß zu
glauben, daß die kommende wissenschaftliche
Forschung zu irdisch belegbaren Erkennt‐
nissen gelangen wird, die das von mir gleich‐
sam nur stammelnd Bedeutete in einen
ganz neuen, umfassenden Darstellungsbe‐
reich einführen werden.
.Das wirkliche 
Bewußtwerden in der
Substanz des ewigen Geistes steht aber
außerhalb aller Wissenschaft, und selbst
die größten und höchsten wissenschaftlichen
Erkenntnisse werden 
niemals auch nur um
Haaresbreite dem eigenen 
Erleben des
substantiellen Geistes näher bringen können.
.Es dürfte begreiflich sein, daß der Su‐
chende, der „in den Geist” gelangen will,
‒ außer dem Deuter und Wegbereiter, als
der ich in meinen Lehrworten zu wirken
habe, ‒ auch noch 
andere Hilfe braucht,
sobald er sich, wenn auch fast überreich
belehrt, selbst auf dem Wege findet!
.Für diese Hilfe aber ist dann gesorgt,
und um ihrer habhaft zu werden, braucht
es nur die innere Haltung der Zuversicht
eines im voraus Dankenden.
.Dem 
Menschen kann aber kein „Gott”
unvermittelt helfen, sondern nur der 
Mensch,
und, wenn es sich um „göttliche” Hilfe
handelt: ‒ nur ein Mensch, der zum Trans‐
formator substantieller geistiger Kräfte wurde!
.Was dann den Menschen an geistiger
Hilfe erreicht, ist seiner Aufnahmefähigkeit
angepaßt, und 
bleibt ihr angepaßt, bis
er selbst das substantielle ewige Geistige,
in seinem, aus der Latenz erweckten geistigen
Organismus zu erleben vermag, ‒ einerlei,
ob der dazu nötige Prozeß während des
irdischen Leibeserlebens schon beendet wer‐
den kann, oder ‒ wie zumeist ‒ hier nur
begonnen wird, um in nachirdischen Er‐
lebenszuständen seine Vollendung zu finden.
.Es gibt da 
unzählige, verschiedene
Stufen der Entfaltung, und das Gleiche gilt
von dem einzig möglichen, wahrhaft 
wirk‐
lichen Gotteserlebnis, das dem Menschen
werden kann: ‒ dem Erleben seines „leben‐
digen” Gottes in der eigenen Seele. ‒ ‒
.Dieses einzige wirklich „reale” Gott‐
erlebnis („Gott” ist nicht nur „Geist”, son‐
dern, vergleichungsweise gesagt: die subtilste
Eigengestaltung des Geistes! ‒) ist keines‐
wegs erst zu erlangen nach der 
Vollendung
des substantiellgeistigen Organismus, wohl
 
aber muß dieser tatsächlich „erweckt” worden
sein, so daß er bereits das distinkte Bewußt‐
sein der Identität des „
Ich” (als der singu‐
lären Erlebensform aller ewigen Bezirke) in
der Seele zum Aufleuchten bringen konnte.
.Der Mensch, dem dann solches Erleben
wirklich wird, 
fragt nicht mehr, und 
kann
nicht mehr fragen, ob es ihm nun auch
wahrhaft 
geworden sei, oder ob er nicht
nur einer Selbsttäuschung erliege, denn was
er erlebt, durchstrahlt seine Ich-Form mit
der 
unangreifbar sichersten Gewißheit,
die es in Zeit und Ewigkeit gibt!
.Wer sich aber ‒ wenn auch nur in
seinen, zeitweise im Erdenleben unvermeid‐
baren, dunkleren Stunden ‒ überhaupt
noch der 
Frage gegenübersieht, ob denn
sein erhabenes Erlebnis etwas 
Wirkliches
gewesen sei, der darf sicher sein, daß er
vorerst selber „nachgeholfen” hatte, und so
denn in einer der vielen Fallen der Selbst‐
täuschung hängen blieb, aus der er sich
gar nicht bald genug befreien kann, will er
dereinst doch noch zum 
wirklichen Er‐
leben seines lebendigen Gottes kommen...
.Dieses einzige 
mögliche reale Gott‐
erleben ist auch kein Überstürzen der Seele
mit einem Erlebniszwang, den sie kaum
auszuhalten vermag, sondern, wo immer
es Ereignis wird, ist es der jeweiligen
Eigenart des Menschen entsprechend.
.Darum ist in meinen Lehrworten gesagt:
daß jeder nur 
seinen lebendigen Gott er‐
leben kann, und daß er seinen lebendigen
Gott 
niemals, hier auf Erden und in aller
Ewigkeit, seinem Bruder zu zeigen vermag.
.Jeder Versuch, dieses Erleben „
mit
Gewalt” herbeiführen zu wollen, 
muß
zur Selbsttäuschung führen!
.Wenn man hingegen das so viel miß‐
brauchte (und darum von mir fast niemals
verwendete) Wort: „
Gnade”, hier um der
Verdeutlichung willen heranziehen, und 
so
verstehen will, daß es eine 
Beglückung
bedeutet, für die man 
die Voraussetzung
erfüllt hat, so daß eben diese Beglückung
eintreten 
muß, weil sie von 
keinem, auch
nicht von einem 
göttlichen Willen zurück‐
gehalten werden 
kann, ‒ dann kommt
man in Wahrheit dem Verständnis für
dieses Erlebendürfen ziemlich nahe...
.Ob es einer 
einmalig, immer 
erneut,
oder für die Dauer 
ununterbrochen zu
erleben vermag, hängt nur von ihm selbst:
‒ von seinen seelischen Möglichkeiten ab,
aber jeder, dem es in der für ihn möglichen
Weise einmal wurde, tritt damit in ein
neues Leben ein und findet sich in einer
Erneuerung, die nur von dem, der sie weiß,
empfunden, aber niemals in Worten dar‐
gestellt werden kann.
.Es ist ja eigentlich eine Binsenweisheit,
daß jegliches menschliche Bestreben nur
dann 
erfolgreich wird, wenn der 
Glaube
an die 
Möglichkeit, ja an die 
Sicherheit
des Erfolges hinter ihm steht.
.Wer es nicht 
an sich selbst erfahren
hat ‒ und es wird 
wenige geben, die es
nicht im Laufe ihres Lebens wieder und
wieder erfahren mußten ‒ der wird in
seinem Umkreis nicht lange zu suchen
brauchen, um Menschen zu finden, die ihm
sowohl 
Beispiel wie 
Gegenbeispiel
liefern.
.Stärkste Begabung, die zu allen Hoff‐
nungen berechtigt hatte, versagt, und er‐
reicht nicht ihr Ziel, nur weil der 
Glaube
fehlt an die eigene Kraft, während da‐
neben der kaum mittelmäßig Talentierte
 
von Erfolg zu Erfolgen schreitet, geführt
von dem 
Glauben an sein Können...
.Und wie gar oft wird eine Idee, an deren
Verwirklichung ein Leben verblutete, erst
nach dem Tode ihres Schöpfers zum Siege
geführt, aufgegriffen durch selbst un‐
schöpferische Naturen, die aber den 
Glau‐
ben mitbringen, den der erfolglose Ur‐
heber, bei aller Energie seines Strebens,
vermissen ließ. ‒ ‒
.Obwohl aber solche Erfahrung wahrlich
leicht zu erlangen ist, kann man dennoch
auf allen Gassen Unzähligen begegnen, die
zwar recht guten Willens sind und mit
aller Zähigkeit einem Ziele zustreben, da‐
bei aber selbst kaum 
glauben, es jemals
erreichen zu können.
.Ist es verwunderlich, daß da so wenige nur
jenes Ziel erreichen, zu dem ich in allen
meinen Büchern den Weg aufweise, und
das doch allen erreichbar ist, die den
Glauben in sich tragen: ‒ den 
Glauben
an sich selbst!? ‒
.Das Sprichwort redet die Wahrheit,
wenn es zu sagen weiß:
.„
Hilf dir selbst, 
so hilft dir Gott!”
.Hier wird göttliche Hilfe keineswegs 
in
Frage gestellt, aber die 
Bedingung wird
aufgezeigt, die erfüllt werden muß, soll
göttliche Hilfe 
ermöglicht werden. ‒ ‒
.So ist auch aller vorgebliche „Glaube
an Gott” nur 
Selbstbetrug, so lange er
nicht durch den felsenfesten 
Glauben an
sich selbst gerechtfertigt wird.
.Glaube aber ist 
Wille, und jene wissen
nichts vom „Glauben” die ihn nicht als eine
Form des 
Willens kennen!
.Hier ist jedoch der Torheit zu wehren,
die den eigensinnig und krampfhaft gehegten
Wunsch als „Wille” wertet. ‒
.Wohl mag der Sprachgebrauch auch
leichthin vom „Willen” reden, wo nur der
ungezähmte Wunsch ein Ziel erstrebt,
 
während der 
Wille, der es 
erreichen
könnte, tief im Schlafe ruht.
.Wenn aber gesagt wird: „Glaube ist
Wille”, so ist auch weiter zu sagen: ‒
Wille, wie er 
hier gefordert wird, ist
nichts anderes als 
die hohe Kraft der
„
Imagination”, durch die der Mensch in
seinem Innern sich die Form seines Schick‐
sals 
gestaltet, sei es in Bezug auf sein
äußeres Dasein oder im Hinblick auf das
Erreichen seines höchsten Zieles in der
geistigen Welt. ‒ ‒
.Man weiß das längst, wo es gilt, Ge‐
breste des 
Körpers zu heilen, und kluge
Ärzte suchen vor allem in solchem Sinne
den 
Willen zur Gesundung im Kranken
von den Fesseln zu befreien, in die ihn
der Kranke selbst geschmiedet hat.
.Ob „wunderbare” Heilungen einst dem
Asklepiosheiligtum zu Epidauros ho‐
hen Ruf verschafften, oder ob heute 
Lour‐
des für seine Gläubigen in gleichem Rufe
steht: ‒ in beiden Fällen ist die Anregung
des 
Willens zur Gesundung, die Auslösung
der 
Imagination, der 
Glaube an die
Möglichkeit der Genesung das „wunder‐
wirkende” Agens, auch wenn es nur die
Vorbedingung erfüllt, um helfenden Kräften
anderer Art den Weg frei zu machen. ‒ ‒
.Zu allen Zeiten hörte man in gleicher
Weise nicht nur von „
heiligen” 
Stätten,
an denen Kranke Genesung fänden, sondern
auch von 
Menschen, die da noch zu heilen
wußten, wo Tränke und Mixturen nichts
erreichen konnten, und auch bei dieser
Menschen oft sehr segensreichen Wirk‐
samkeit ist das „Wunder” nur darin zu
sehen, daß es ihnen gelang, den echten
dynamischen Glauben in den Kranken
zu erwecken, den Glauben, der da „
Wille”
zur Gesundung ist und das Bild der wieder‐
zuerlangenden 
Gesundheit an die Stelle
des Bildes der Krankheit setzt, wie es vor‐
 
dem der gleiche Wille ‒ nur mißleitet ‒
geschaffen hatte.
.Gewiß war zu 
keiner Zeit eine 
jede
Krankheit auf solche Weise heilbar, und
gar zu leicht übersehen Enthusiasten, daß
sowohl menschliche 
Heiler wie jene „
Gna‐
denstätten” 
frommer Gläubigen so
manchen geplagten Kranken wieder ziehen
lassen mußten, 
ungeheilt, oder nur dem
augenblicklichen 
Scheine nach gebessert. ‒
.Torheit aber nur wird leugnen wollen,
daß die Macht des 
Glaubens ganz erstaun‐
licher Wirkung auf den Körper eines
Menschen fähig ist. ‒
.Was nun dem dynamischen Glauben
aber möglich ist, dort, wo es gilt, auf
Körperliches einzuwirken, wird weit
übertroffen durch die Wirkungen, die
rechtgeleiteter Glaube 
im unsichtbaren
Organismus des Geistes hervorzubringen
vermag. ‒ ‒
.So, wie jedoch der 
körperlich Kranke,
dessen Krankheit von einer Art ist, die
durch den Glauben geheilt werden kann,
das Bild der 
Gesundheit in sich aufrich‐
ten muß, und zwar aus gleicher Kraft, durch
die er bisher in sich das Bild der Krank‐
heit aufgerichtet hatte, so muß auch der
Suchende, der 
sein höchstes Ziel im
Reiche des Geistes erreichen will, aus
der Kraft des 
Glaubens in sich selbst 
die
geistige Form erschaffen, in die er sich
wandeln will...
.Noch nie hat auch der glühendste
Wunsch aus einem 
Suchenden einen 
Fin‐
der werden lassen im Reiche des Geistes!
.Auch hier muß die 
Möglichkeit des
Findens erst zur 
Gewißheit geworden
sein, bevor das hohe Ziel erreicht werden
kann.
.Der Glaube an sich selbst ist der
einzig wirksame 
Wille zu Gott, und dieser
formgebende Wille allein errichtet „das
 
Bildnis dessen, was er werden soll”, im
Innern des Suchenden. ‒
.Nach diesem Bildnis wandelt sich dann
der unsichtbare geistige Organismus des
Suchenden dergestalt um, daß er mehr und
mehr des Findens 
fähig wird.
.Verkehrte Lehre und ärgster 
Mangel
des Vertrauens zu sich selbst haben
den Glauben der Allermeisten dazu miß‐
leitet, daß er in ihrem eigenen Innern das
Bild ihrer selbst errichtet, als das eines,
seiner Natur nach, von höchstem und
sicherem geistigen Erkennen 
Ausgeschlos‐
senen, und 
richtig geleiteter Glaube
muß anstelle dieses Irrtumsbildes das Bild
des 
Berufenen ‒ 
des Berufenen zur
Gottvereinigung ‒ setzen!
.Vertrauen und Gewißheit, daß sein
höchstes Ziel für ihn 
erreichbar ist, muß
zu allererst in einem Menschen lebendig
werden, wenn er dem Reiche wesenhaften,
reinen Geistes und dem, was dort seiner
wartet, wirklich nahen will!
.Alle 
Zaghaftigkeit ist vom Übel, denn
das ewige Heil läßt sich nun einmal 
nicht
„in Furcht und Zittern” erwirken, auch
wenn man solchen, aller Wirklichkeit un‐
endlich fernen Worten seit Jahrtausenden
gewichtige Bedeutung hier auf Erden gab!
.Unzählige haben da ihr Leben lang 
ge‐
sucht und konnten doch nicht finden, nur
weil sie einem solchen üblen Worte sich
vertrauten und also alles 
Selbstvertrauen
in sich niederhielten!
.Es ist aber ohne den 
Glauben, von
dem ich hier rede, keinem Erdgeborenen
möglich, wieder 
in den Geist zu gelangen,
und dieser dynamische 
Glaube kann nur
in rechter Weise wirksam werden, so er
den Menschen im unerschütterlichsten 
Ver‐
trauen zu sich selber findet ‒ im Ver‐
trauen darauf, daß er fähig ist, sein 
gei‐
stiges Hochziel zu erreichen.
.Alle geistige, hohe Hilfe, die dem Men‐
schen stetig dargeboten ist, damit sie er‐
setze, was ihm noch mangeln muß, wenn
er, aus irdischer Dunkelheit heraus, sich
auf den Weg zum Lichte wendet, bleibt
völlig 
machtlos, so lange sie nicht 
das
Vertrauen zu sich selbst in dem Su‐
chenden wirksam findet. ‒
.Nur einer, der 
sich selbst vertraut,
vermag es auch, der hohen 
Hilfe zu ver‐
trauen, die er auf seinem steilen Höhenpfade
nicht entbehren kann. ‒
.Nur einer, der 
sich selbst vertraut, ist
des rechten dynamischen Glaubens 
fähig:
‒ steht im 
Willen zu seiner Erlösung,
entwunden dem bloßen 
Wunsche!
.Bei allen meinen Anweisungen und
Ratschlägen, setze ich dieses 
Jasagen zu
sich selbst, ungeachtet aller Fehler und
Mängel um die er wohl wissen soll, bei
meinem Schüler voraus.
.An vielen Stellen meiner Bücher wird
aufs deutlichste gezeigt, wie der Mensch
erst dessen gewiß werden muß, daß er aus
dem ewigen, substantiellen Geiste 
stammt,
bevor er Hoffnung hegen darf, wieder „in
den Geist” 
zu gelangen.
.Es ist dem Suchenden, auch beim besten
Willen, nicht einmal 
möglich, die ihm von
mir erteilten Anweisungen zu gebrauchen,
solange er noch nicht in sich den festen
Glauben an sich selbst und seine ewige
Geistigkeit geschaffen hat.
.Dieser Glaube darf aber nicht ein Für‐
wahr-halten sein, oder eine bloße Annahme.
.Nur der 
dynamische Glaube: ‒ dieser
Glaube, der Kraft 
ist und Kraft aus sich
erzeugt, ‒ kann auch die innere 
Sicher‐
heit geben, die jeder besitzen muß, der
den Weg in den Geist beschreiten will.
 
.Hingegen ist das „Glauben” an irgend‐
welche 
Vorstellungsbilder ‒ mögen sie
nun der Wirklichkeit entsprechen oder nicht
‒ eher ein Hemmnis als eine Hilfe. ‒
.Nicht um Vorstellungsbilder im Gehirn
des Schülers schaffen zu helfen, versuche ich
die dem physischen Auge entrückten Welten
in Worten darzustellen, sondern um eine
Brücke zu schlagen für das voraufgehende
Verstehen der Forderungen, die ich im Inter‐
esse des Suchenden an seinen Tatwillen stel‐
len muß.
.Wo man in solchen Darstellungen „
Wider‐
spruch” zu finden glaubt ‒ was zuweilen
nicht schwer ist, ‒ dort lasse man vorerst
alles auf sich beruhen, bis eigener 
dyna‐
mischer Glaube scheinbaren Irrtum auf‐
zulösen lehrt.
.Dynamischer Glaube ist gesichert 
in
sich selbst und kann niemals durch Fehl‐
deutung eines Wortbildes erschüttert werden.
 
.Das ärgste Hindernis auf seinem inneren
Wege ist für den Suchenden nicht etwa
eine allezeit zu vorschnellem Zweifel be‐
reite, hypertrophierte Skepsis, sondern die
in vielerlei Masken ihn bedrängende ‒
Angst!
.Selbst die vermeintliche Skepsis ist aller‐
meist Angst, die sich nur im Mantel der
Zweifelsucht zu verstecken trachtet.
.Angst, einem Irrtum, oder gar Schlim‐
merem anheimzufallen, ‒ 
Angst, sein
eigenes Weltbild revidieren zu müssen, ‒
und schließlich 
Angst, etwa von Anderen
verlacht zu werden.
.Die Menschen nennen einander gar zu
gerne große und beachtenswerte Gründe
 
für ihr Tun, indessen sich hinter ihm nur
irgend eine Form der 
Angst verbirgt.
.Oder, sie verstecken sich vor ihr hinter
hohle Wortvorwände, um sie nicht sehen
zu müssen...
.Es gibt mehr Opfer der 
Angst in der
Welt, als je eine mörderische Seuche an
Menschenopfern für sich verlangte!
.So ist es kein Wunder, daß auch der
Suchende nach sich selbst und seinem in
ihm verborgen thronenden 
lebendigen
Gott, von mancherlei Formen der Angst
bedrängt wird und harte Hemmung durch
sie erfährt.
.Es wird nicht Allen ganz leicht, alle
Angst zu besiegen, ‒ doch ist es weitaus
leichter als das 
Aufspüren der Angst
in ihren vielen, und sie gar gut verber‐
genden 
Masken...
.Der Suchende kann nicht sorgfältig ge‐
nug prüfen, ob sich hinter dem, was er
seine Gründe, seine Motive, seine Absich‐
ten nennt, nicht irgend eine Form der
Angst verbirgt.
.Übersieht er auch nur 
eine solche
Maskierung, dann hat er dauernd die Be‐
feindung quasi: „im eigenen Haus”, und
vermag sie nicht hinauszuweisen, da er sie
als solche ja nicht 
erkennt.
.Die Angst ist für viel mehr Torheit
und Greuel in der Welt verantwortlich,
als die Verängsteten ahnen, und zugeben
möchten. ‒
.Wo man auch hinsehen mag, dort wird
man in unzähligen Fällen hinter den Ent‐
scheidungen der Menschen die 
Angst ge‐
wahren!
.Angst um dieses und jenes, ‒ Angst
um tausenderlei, ‒ Angst in den trüge‐
rischsten Masken.
 
.So quält sie den Suchenden vor allem
gerne als „
Gewissensangst”, weil er nicht
zu fassen vermag, daß ihm, 
trotz seinen
Fehlern und Mängeln, der Zugang zum
ewigen Geiste offenstehen soll.
.Aber „Gewissensangst” hat es durchaus
nicht immer mit dem 
Gewissen zu tun!
.„Gewissensangst” hat nur zu viel „auf
dem Gewissen”, womit Gewissenhaftigkeit
den Menschen nie belastet haben würde. ‒
.In solchen zeitweiligen Nöten tut der
Suchende gut, seine innere Entfaltung
einige Zeit 
unbeachtet zu lassen, und sich
in keiner Weise mit 
sich selbst zu be‐
schäftigen, bis es ihm gelang, die offene
oder verkappte 
Angst zu 
besiegen, und
sie dann von ihm gewichen ist.
.Er wird dadurch nicht das Geringste
verlieren, denn: ‒ niemals kann aus der
Angst 
Gutes kommen!
 
.Hat ihn die Angst verlassen, ‒ einerlei
in welcher Form sie zu ihm gekommen
war, ‒ dann wird er gewahren, daß seine
Entfaltung in der selbstauferlegten Warte‐
zeit keineswegs wirklich unterbrochen war.
.Angst ist nur, wo Mangel an Vertrauen
in die eigene Selbstberechtigung aufkommen
konnte, ‒ aber in Zeiten solchen Ver‐
trauensmangels zu sich selbst, soll man
nicht an sich arbeiten wollen!
.Vergebens wird man die ganze Welt
durchsuchen nach irgend einer fördernden
Tat, die 
in Angstbesessenheit gewirkt
worden wäre!
.Dort, wo man behauptet, irgend ein
Gutes sei aus irgend einer 
Angst hervor‐
gegangen, liegt nur ein Übersehen vor,
weil man nicht beachtet, daß das spätere
Gute keineswegs aus der Angst, sondern
aus dem dazwischenliegenden Moment plötz‐
 
licher 
Angstüberwindung seine Kraft
empfing um ins Dasein zu kommen.
.Angst ist 
schlimmer noch als bloße
„
Furcht”, weil sie alle Lücken stopft,
durch die noch der 
Mut Zugang finden
könnte, der von der Furcht nur „vergessen”
wird, um, im Moment des Wiedererinnerns,
oft plötzlich mit erneuter Kraft herbeige‐
rufen zu werden.
.Angst aber 
will keinen Mut! ‒
.Der geängstete Mensch betrachtet den
Zuruf: seine Mutlosigkeit von sich abzutun,
als feindliche Einmischung in seine ver‐
meintlichen Rechte.
.Angst ist wie ein Zustand der Selbst‐
hypnose, aus dem es nur dann ein baldiges
Erwachen gibt, wenn es zu angstfreier Zeit
energisch „befohlen” wurde.
.Der irgendwelchen Formen der Angst
leicht Zugängliche kann sich kaum oft ge‐
nug solchen Befehl erteilen.
.Der Schüler im Geistigen aber würde
allen Erfolg seiner Arbeit an sich selbst in
Frage stellen, wollte er Angstzustände in
sich gewähren lassen.
.Immer wieder muß er sich selbst be‐
lehren, daß es tatsächlich 
nichts gibt, vor
dem er Angst haben müßte.
.Solange sein Wille nicht sein hohes
Streben verneint, sind ihm außerdem jeder‐
zeit hohe Helfer zur Seite, die seine Abwehr
durch ihre eigenen Kräfte auf höchste Wirk‐
samkeit steigern.
.Hat der Suchende seine Angst 
über‐
wunden, dann wird er jedesmal aufs neue
entdecken, daß all sein Sich-ängsten nur
durch ein von ihm selbst erzeugtes Schreck‐
gespenst verursacht war.
.Durch solche selbstgeschaffene, ihre Kräfte
zersprengende Bedrohung haben sich schon
viele Menschen selbst 
getötet, ohne es zu
wollen!
 
.Tod aus bloßer 
Angst ist viel weniger
selten, als gemeinhin angenommen wird.
.Angst ist nichts 
außer uns Seiendes,
sondern empfängt all ihr Leben nur durch
den Menschen.
.Angst ist natürlich nicht gar etwas
„Geistiges”, und ebensowenig etwas „Seeli‐
sches”, obwohl man das Wort „Seelenangst”
geprägt hat!
.Diese „Seelenangst” ist wie alle andere,
als solche 
erkennbare, oder 
maskierte
Angst, nichts anderes als eine Art „Krampf”
gewisser allerfeinster 
Nerven, der durch
die Rückwirkung bestimmter 
Vorstellun‐
gen auf die Gehirnbewegung erregt wird:
‒ also eine 
nur in der 
Physis und dem
rein physischen 
Gehirnbewußtsein sich
abspielende Störung. ‒
.Daß es sich bei den 
Vorstellungen,
deren Rückwirkung den speziellen Angst‐
 
krampf auslöst, um solche aus dem 
gei‐
stigen, oder dem 
seelischen Gebiet 
eben‐
so handeln kann, wie um solche aus dem
Gebiet der 
physisch-
sinnlichen Welt, darf
nicht dazu verführen, das Phänomen der
Angst in seelische oder gar geistige Bereiche
zu 
projizieren!
.Die 
Bekämpfung der Angst wird nur
dann erfolgreich vor sich gehen, wenn die
im jeweiligen Fall wirksamen, angsterzeu‐
genden 
Vorstellungen klar erkannt, und
die 
angstbewirkenden Momente dieser
Vorstellungen durch nüchterne Betrachtung
zur Zersetzung gebracht werden.
.Da diese Vorstellungen nicht nur in den
einzelnen angstanfälligen Menschen ver‐
schieden sind, sondern auch im Einzelnen
selbst vielfältig wechseln können, so ist es
ratsam, sich immer wieder den schon er‐
wähnten Gehirnbefehl zu geben, sofort aus
dem eingetretenen Angstkrampf zu „er‐
wachen”.
.Danach aber muß unbedingt die angst‐
bewirkende Vorstellung gedanklich isoliert
und auf ihre angsterzeugenden Momente
hin untersucht werden.
.Hat man diese Momente genau festge‐
stellt, dann sind sie leicht im Denken 
auf‐
zulösen und können dann fernerhin nicht
mehr zur Wirkung kommen.
.Ich will hier nicht Dinge erörtern, die
den 
Arzt angehen, sondern nur meinem
Schüler Anweisung geben, wie er das ärgste
Hindernis seines inneren Voranschreitens
auf seinem Wege zu beseitigen vermag.
.Das ist umsomehr nötig, als auch die
im Außenleben mutigsten Menschen zuwei‐
len in die wunderlichsten verkappten Angst‐
zustände verfallen, nachdem sie begonnen
haben, an der Entfaltung ihres geistigen
Organismus ernstlich zu arbeiten.
.Erklärbar wird das, wenn man sich vor
Augen hält, daß zwar viele Menschen ge‐
 
wohnt sind, ihren 
physischen Körper
irgendwie zu trainieren, andere, ihr 
Gehirn
auf die höchste Leistungsfähigkeit zu bringen
suchen, und wieder andere ihr 
seelisches
Empfinden pflegen, ‒ daß aber für die
Allermeisten der eigene 
substantiell-
gei‐
stige Organismus, ‒ vom Erdentier her
instinktiv gemieden, ‒ durchaus im Latenz‐
zustand bleibt, so daß er eine vollkommen
unbekannte, dem Gehirnbewußtsein „un‐
heimliche” Region darstellt.
.Das Ungekannte, nicht Durchforschte,
bildet jedoch immer den 
unbestimmtesten,
und darum 
am liebsten vorgestellten
Schauplatz aller durch die Angst erzeugten
Schreckbilder menschlicher Phantasie.
.Solange solche Schreckbilder, ‒ aus
den im Gehirn verbliebenen Ablagerungen
frühgehörter 
Kindermärchen, einst ge‐
glaubter 
Behauptungen des überkom‐
menen Religionssystems, und den Vor‐
stellungen selbstbegangener, vermeintlicher
oder wirklicher „Schuld” gebildet, ‒ nicht
endgültig gebannt sind, ist ein resolutes
Weiterschreiten auf dem Innenwege, der
„in den Geist” führt, noch kaum möglich.
.Daher erwächst 
dem Suchenden die
Pflicht zu tagtäglich wiederholter Über‐
prüfung der 
wirklichen Motive seines
Denkens, Redens und Handelns, um so
allmählich die 
Angst in allen ihren Mas‐
kierungen zu 
erkennen, und aus ihren
Schlupfwinkeln zu treiben.
.Das ist wahrhaft 
fördernde Kontrol‐
lierung des innern Lebens, und hilft weit
mehr, als alle „Gewissenserforschung”, die
nach jedem Splitterchen wirklicher oder
nur eingebildeter „Schuld” sucht, und da‐
durch zu einem Fluch werden kann, dem
gerade die 
gewissenhaftesten Naturen am
ehesten zum Opfer fallen...
.Weniges verträgt wirkliche geistige Schüler‐
schaft so schlecht, wie den 
Ehrgeiz!
.Während bei allem anderen menschlichen
Tun das Bestreben, 
mehr zu wissen, 
mehr
zu können als Andere, den so Beflissenen
voranbringen kann, wirkt für den Schüler
im 
Geistigen schon der leiseste Wunsch,
seine Gefährten und Mitstrebenden 
über‐
flügeln zu wollen, 
retardierend.
.Eine Regung des 
Neides gar, die nicht
augenblicklich 
bekämpft und zum dauern‐
den 
Verlöschen gebracht wird, bringt
alles geistige Wachstum zum 
Stillstand,
‒ wie sehr sich der Schüler auch weiter‐
hin mühen möge...
.Erst wenn er auch die letzte Neidregung
in sich 
spurlos ausgetilgt hat, darf er
auf wirkliches Weiterschreiten hoffen.
 
.In diesen Dingen gibt es keine „Aus‐
nahme”: ‒ keine Sonderstellung für ein‐
zelne Menschen, ‒ mögen sie auch an er‐
habenster Stelle stehen, oder sich in be‐
wunderungswürdigster Weise um die ganze
Erdenmenschheit verdient gemacht haben. ‒
.Was sich mit solcher Unerbittlichkeit
auswirkt, ist das allem substantiellen gei‐
stigen Leben innewohnende, ihm selber
entstammende, und von ihm nicht geson‐
dert zu denkende „
Gesetz” allen geistig
realen Geschehens, das in aller Ewigkeit
keinen Übertreter zu befürchten hat.
.Es 
kann niemals im Bereiche geistigen
Geschehens ‒ bis an seine äußerste Pe‐
ripherie hin ‒ 
auch nur das Geringste
geschehen, was diesem „Gesetz” 
nicht
entsprechen würde, das inhärente und inte‐
grierende 
Bestimmtheit des substantiellen
ewigen Geistes ist.
.Dem hier gemeinten eigenen „Gesetz”
des substantiellen, ewigen Geistes gegen‐
 
über gilt nur 
das am Menschen, was des
Geistes ist.
.Ob das, was an ihm „des Geistes” ist,
bereits zu seinem 
Bewußtsein erwachte,
ist zwar für den einzelnen 
Erdenmen‐
schen wichtig, aber niemals für den 
Geist,
dem es ja angehörig bleibt, auch wenn es
nicht in einem Menschenbewußtsein ver‐
nehmbar wird.
.Man darf sich nicht irreführen lassen,
durch die zwar Dichtern allenfalls erlaub‐
ten, aber so wenig wirklichkeitsnahen ele‐
gischen Träumereien von einer Gottheit,
die des Menschen 
Leid als das 
ihre er‐
lebt, und vom Menschen her ihre eigene
Erlösung erwartet!
.Die Dinge liegen in Wirklichkeit recht
wesentlich anders...
.Stets soll sich der Schüler gegenwärtig
halten, was ich von unser aller 
ewigem Seins‐
grund zu sagen suche, wenn auch gerade
bei 
diesem Sagenwollen die Unzulänglich‐
keit aller erdenmenschlichen Worte noch
quälender empfunden und dennoch hin‐
genommen werden muß, als bei jedem
anderen Darstellungsversuch...
.So über alle Begriffe erhaben 
das auch
ist, von dem ich da in meinen Büchern
immer wieder zu handeln habe, so darf
doch der natürliche Drang des Menschen,
sich von Allem 
Vorstellungen bilden zu
wollen, nicht ganz ohne Hinweis und An‐
deutung gelassen werden.
.Ich spreche in erlebender Ehrfurcht von
einer 
höchsten Triade, die ich: 
Ursein,
Urlicht und 
Urwort nenne, ‒ von ihrer
Selbstdarstellung, die ich in Menschen‐
worten faßlich zu machen suche in der
Trias: 
Urlicht, 
Urwort, 
Ur-
Geistes‐
mensch, ‒ und ich zeige, wie das, was
ich voll erschauernder Anbetung als „Ur‐
Geistesmensch” zu benennen versuche,
 
„
Vater” ist ‒ und auch „Mutter” zugleich:
‒ der 
erscheinenden Dreiheit des 
gei‐
stigen, 
seelischen, und 
verstandesartig
begreifenden Menschen...
.Ich versuche, zu zeigen, wie solcher‐
weise der wirkliche „
Mensch” hinauf- und
hineinreicht in die innerste 
Gottheit, die
sich ihm liebend erlebensfaßbar macht, als
sein, ihm 
individuell vereinter „
leben‐
diger” 
Gott...
.Ich habe schließlich darzulegen, wie in‐
folgedessen begriffen werden muß, daß das,
was man auf Erden als den „Menschen”
bezeichnet, nicht etwa 
der ewige Mensch
ist, sondern 
das erdgehörige Tier, in dem
sich ewige Menschenemanationen zu erleben
suchen, die 
über den Kulminationspunkt
ihres Individualzustandes 
hinausgelang‐
ten, was für sie ein 
Fallenmüssen zu
bedeuten hatte, ‒ einen „sündhaften”,
weil 
verschuldeten „Fall” aus höchstem
Leuchten, ‒ für den es keinen, den Wieder‐
aufstieg ermöglichenden Ausgleich gibt, als
die Inkarnation in einem der 
schuldfreien,
physischen Wesen des Weltalls: ‒ einem
Tiere, ‒ wobei allerdings nur eine Tier‐
form in Betracht kam, die Eignung zeigte,
ewig Menschlichem dereinst 
Ausdruck
werden zu 
können.
.Wir kennen diese Tierform nur zu gut
aus eigenem physischen Erleben! ‒
.So gut wir aber auch unsere Tierform:
das „Menschtier”, in seinen Bedürfnissen,
Neigungen und Trieben selbsterlebend
kennen, so sehr finden wir uns bereit, ihm
vieles 
abzusprechen, was ihm in Wahr‐
heit 
zukommt, ‒ nur, weil wir es schwer
ertragen, daß wir weit mehr, als wir wün‐
schen könnten, mit den anderen Tieren ge‐
meinsam haben, während gerade das 
Eine,
was wir ‒ als Tiere ‒ 
nicht mit unseren
Mit-Tieren zusammen uns zurechnen dürfen:
‒ 
die Schuldlosigkeit ‒ Gegenstand
heißen Sehnens für uns wäre, 
könnten
wir hieran noch Anteil haben, nachdem
die in rein tierhafter Unschuld verbrachten
allerersten Kindheitsjahre hinter uns lie‐
gen. ‒
.Nicht nur, daß wir unseren gehirnbe‐
stimmten irdischen Verstand gar zu gerne
aus dem Bereiche der Tierheit lösen möch‐
ten, wie ein reichgewordener Emporkömm‐
ling sich gerne aus seinem Herkunfts-Milieu
zu lösen sucht, ‒ sondern es liegt uns
auch recht nahe, unseren Mit-Tieren 
das
abzusprechen, was wir nach landläufigem
Gebrauch unsere „Seele” nennen, und was
sich nur 
durch bewußte Entwicklung
über die primitivere Region, die es in an‐
deren Tieren bildet, in uns erhebt. ‒
.Um hier sich kein Hindernis der Ent‐
faltung zu schaffen, muß der Schüler er‐
kennen, daß 
fast alles, was wir gemein‐
hin „seelische” Regungen nennen, noch der
vergänglichen 
Tierseele zugeschrieben wer‐
den muß, die wir mit allen anderen Tieren
gemeinsam haben, auch wenn sie in uns, ‒
durch die Influenz der nur dem 
Menschen
eigenen, aus 
unvergänglichen Kräften
der Gottheit hervorgegangenen Seele, ‒
für ihre irdisch begrenzte Lebensdauer
eine reichere Empfindungs- und Ausdrucks‐
fähigkeit erlangt.
.Aus der 
tierischen „Seele”, und 
nur
aus ihr, stammt aller Ehrgeiz, alle Wett‐
bewerbsucht und aller Neid, die dem Schüler,
der die Entfaltung seines 
Geistigen er‐
strebt, so überaus verhängnisvoll werden
können! ‒ ‒
.Es liegt auf der Hand, daß es Sache
des Schülers sein muß, die vergängliche
tierhafte „Seele” den 
ewigen Seelen‐
kräften, die ihm als gottgezeugten seeli‐
schen „
Menschen” eignen, so weit es nur
möglich wird, zu 
unterordnen.
.So müssen 
alle tierseelischen Regungen,
die mit der erstrebten Einung der ewigen
Seelenkräfte in der Erlebensform ‒ „
Ich”
‒ 
übereinstimmend gefunden werden,
während dieser erdbegrenzten Lebensdauer
des Tiermenschenleibes 
erhalten, gepflegt,
und zur Erleichterung des Einheitserlebens
der 
ewigen Seele eingesetzt werden.
.Alle Regungen der Tierseele aber, die
der Einung 
ewiger Seelenkräfte in der
Identitätsform: ‒ „Ich” ‒, oder der Ent‐
faltung des substantiellen, ewigen mensch‐
lichen Geistorganismus 
entgegen wirken,
müssen nach und nach zum austönenden
Abklingen gebracht werden, ‒ und wenn
auch dieser Prozeß mit der alle Verwand‐
lung fördernden Zeit zu rechnen hat, so
muß doch schon 
vom Anfang an allem
Störenden 
gewehrt werden.
.Das Trachten nach der 
Überflügelung
des Mitstrebenden in der geistigen Schulung,
oder gar der 
Neid auf den Grad geistiger
Entfaltung, den der Andere bereits erreichte,
sind bloße Äußerungen der 
Tierseele,
und haargenau dem 
Kampf der Tiere um
das Futter, und dem wohlbekannten Futter‐
neid gleichzusetzen.
.Der Suchende aber muß nicht nur 
Herr
über derart niedere Tierseelenregungen sein,
sondern die 
gegenteiligen Empfindungen
in seiner 
ewigen Seele erwecken.
.Er darf nicht rasten, bis es ihm gelingt,
beglückende 
Freude zu empfinden bei der
Wahrnehmung, daß seines Mitschülers gei‐
stige Entfaltung schon viel weiter gediehen
ist, als die eigene!
.Es muß ihm zur Selbstverständlichkeit
werden, dem hinter ihm Zurückbleibenden
alle nur mögliche 
Hilfe zu bringen!
.Auch 
die Menschen, die als „Meister”
der Kunst des Lebens in den drei Welten
(‒ der Welt des verstandesartigen Begrei‐
fens, der Welt der Seelenkräfte, und der
Welt des substantiellen ewigen Geistes! ‒)
angesprochen werden, handeln niemals
anders.
.Sie sehen einzelne ihrer „Brüder” in
fast unerreichbaren 
Höhen wandelnd, und
andere noch in 
Niederungen, die sie
selbst lange schon überstiegen haben, oder
niemals zu durchmessen hatten.
.Würde es mir, oder einem aus meinen
Brüdern, auch nur noch 
möglich sein,
die glühende 
Freude vermissen zu lassen
beim Hinaufblick zu dem 
erhöhten Bru‐
der, oder den brennenden Helferwillen dem
vorerst noch 
durch seine Tiefen schrei‐
tenden gegenüber, ‒ so hätten wir auf‐
gehört, das zu sein, was wir sind, und un‐
ser Leuchten im Urlicht wäre unmöglich
geworden. ‒ ‒
.Eine weitere Regung der 
Tierseele,
die der Geistschüler von allem Anfang an
überwinden lernen muß, ist der hämische
Trieb, die 
Fehler und 
Mängel des Mit‐
strebenden zu entdecken, und sie womög‐
lich Anderen auch noch aufzuzeigen.
 
.Auch 
diese Regung bildet ein 
verhäng‐
nisvolles Hemmnis wirklicher geistiger
Entfaltung, und ehe sie nicht 
bis auf die
letzte Spur getilgt ist, bleibt alles ver‐
meintliche „Weiterschreiten” auf dem Wege,
nichtige Selbsttäuschung...
.Der Schüler, der vom ewigen, substan‐
tiellen Geiste her Belehrung und Hilfe er‐
wartet, darf die 
Fehler und 
Mängel seines
Gefährten nicht einmal 
sehen wollen,
und wenn sie ihm 
unvermeidbarerweise
dennoch bekannt geworden sind, dann hat
er die 
Pflicht sie zu 
ignorieren!
.Sollte es sich aber um Dinge handeln,
die dem Fehlenden selbst und Anderen
wesentliche 
Schädigung bringen könnten,
sodaß sie also 
nicht ignoriert werden 
dür‐
fen, dann möge der unfreiwillige Ent‐
decker solcher Mängel sie nur 
solchen
Menschen offenbar machen, von denen er
mit aller Bestimmtheit weiß, daß sie kein
anderes Bestreben leiten wird, als den Feh‐
 
lenden 
vor sich selbst und die Anderen
vor ihm zu schützen.
.Es findet sich auch da eine Parallele
zu den im Urlicht Leuchtenden.
.Da es sich bei ihrer biologischen We‐
sensart um Jahrtausende vor der irdischen
Geburt erlangte 
Bestimmtheit des Da‐
seinswillens handelt, so muß im vorausge‐
gebenen Zeitpunkt Geburt angenommen
werden, die 
alle psychophysischen
Voraussetzungen für die übertragene
Aufgabe verbürgt, 
auch wenn in ihr
zugleich Erbteil mitgegeben ist, das der
Geborene während seines Erdendaseins
nur gerade im Zaum zu halten suchen
kann, weil er seine Kräfte 
anderwärts
braucht, und weil zugleich ein 
Nieder‐
ringen des Nichtgewollten, so wünschens‐
wert es auch wäre, die physische Basis
seines Wirkens in nicht zu verantworten‐
dem Grade 
verengen würde.
.Die in seiner vergänglichen physischen
Natur ihm solcherart „mitgegebenen” offen‐
sichtlichen Fehlneigungen können auf je‐
dem Gebiet erdenmenschlichen, durch die
physisch-tierischen Kräfte bedingten Han‐
delns sich bis zu einem gewissen Grade
zeigen, auch wenn der Leuchtende des Ur‐
lichts immer erneut Barrieren aufrichten
wird, um allzudrastische Äußerungsformen
unmöglich werden zu lassen.
.Kein Leuchtender im Urlicht 
hatte
jemals den kinderhaft törichten, eitelkeit‐
genährten Ehrgeiz, als ein „Heiliger” gelten
zu wollen, und keiner wird je solchen Ehr‐
geiz in sich nähren 
können!
.Wehe aber dem Leuchtenden, ‒ und
stehe er auch auf menschlich kaum vor‐
stellbarer geistiger Höhe, ‒ der die Äußer‐
ungen physisch-erdenmenschlicher Mängel
an einem seiner geistigen „Brüder” etwa
in 
anderer Art aufnehmen wollte, als
mit humorgetränkter, wissender 
Nachsicht!
 
.Da eine andere Haltung in diesem gei‐
stigen Kreise 
unmöglich ist, darf es hier
nur als dem Verstehen dienende 
Fiktion
aufgefaßt werden, wenn ich, um der gei‐
stigen Bedeutung dieser Dinge willen er‐
klären muß, daß auch schon die leiseste
Neigung eines Leuchtenden im Urlicht,
sich über den in physisch-irdischen Dingen
fehlbar gewordenen Bruder „
erhaben” zu
fühlen, die Selbstvernichtung des eigenen
Geistesorganismus bedeuten müßte...
.Der Schüler des substantiellen, ewigen
Geistes kann nur dann auf den wirklichen
Erfolg seiner Mühen rechnen, wenn er in
jedem Mitstrebenden, ‒ sei er ihm per‐
sönlich nahe, oder ganz unbekannt, ‒ alles
vergängliche, physischirdisch Bedingte, in
wahrer Herzensgüte und verstehender Nach‐
sicht betrachtet, jedoch mehr und mehr dahin
gelangt, zu begreifen, daß der individuelle
Geistorganismus, den sein 
Gefährte in
sich bewußtseinsnahe erreichen will, 
glei‐
cher Substanz ist, wie sein eigener.
 
.Wer ein großes Erbe in einer bestimmten
irdischen Geldwährung erhalten soll, der
wird schwerlich darauf ausgehen, eben diese
Währung zu 
entwerten, nur weil ihm ei‐
nes Anderen Gehaben wenig zusagt, der
Reichtümer in der gleichen Geldwährung
besitzt, oder zu gewärtigen hat.
.Wenn aber schon aus diesem Beispielsfall
klar hervorgeht, daß sich ein unvernünftiger
Erbe um sein ihm zugedachtes Gut bringen
würde, gelänge es ihm, die Geldwährung sei‐
nes Erbes zu schädigen, so dürfte erst recht
begreifbar sein, daß man im Geistigen nicht
das, wonach man 
selber in sich strebt, ‒
für sich selbst bejahen, im Anderen aber
zugleich 
verneinen kann. ‒
.Es handelt sich hier um ein Gut, das
zwar mit dem Gut des Anderen keineswegs
identisch, wohl aber seiner Qualität und
seinem Ursprung nach, dem Gut des Anderen
in jeder Beziehung „
gleich” ist!
 
.Wer die Erlangung dieses urgeistigen
Gutes einem Anderen verwehrt sehen möchte,
der entzieht es sich damit selbst.
.Wurde nun bisher bezeichnet, was ver‐
mieden werden muß, so sei hier jetzt ge‐
sagt, was sein soll:
.Die Erlangung identischen Bewußtseins
im 
verstandesartig-
begrifflichen, im
seelischen, und im 
substantiell-
geisti‐
gen Erfassen ist gewiß ein Postulat der
substantiell-geistigen Welt, aber keineswegs
lautet diese Forderung etwa dahin, daß der
Inhalt des verstandesmäßig-begrifflichen
Bewußtseins einfach nur 
gewechselt werden
solle, so daß fortan lediglich 
Begriffe von
geistsubstantiellen Dingen aufzunehmen
wären.
.Es handelt sich vielmehr um drei, 
dis‐
tinkt in ihrer Erlebensart voneinander
geschiedene Bewußtseinsarten, die in der,
selbst dem innersten Göttlichen eigenen,
 
Erlebnisform: ‒ „Ich” ‒ gemeinsamer
Besitz eines Individuums werden sollen!
.Darum hängt so Außerordentliches hier
vom Willen des Menschen ab: ‒ von seiner
Bereitwilligkeit, 
ganz neue Bewußtseins‐
formen in sich kennenzulernen, die mit dem
ihm bisher bekannten 
verstandesartig‐
begrifflichen Bewußtsein sehr wenig ge‐
meinsam haben, und sich auch in Worten
nicht schildern lassen, da sie nur durch
eigenes „
Innewerden” erfahrbar sind.
.Es würde den Suchenden aber in keiner
Weise weiter bringen, wenn er sich nun
darauf verlegen wollte, sich allerlei „aus‐
zumalen” um zu irgend einem Begriff von
der besonderen, ihm noch nicht bekannten
Eigenart des Bewußtwerdens in den ewigen
Kräften der 
Seele, und im substantiellen,
ewigen 
Geiste zu gelangen.
.Was wirklich 
vom Geiste her von je‐
dem Schüler des Geistes erwartet wird, liegt
auf physisch greifbarem Gebiet, wenn die
Auswirkungen auch bereits weit darüber
hinaus in rein seelische und geistsubstan‐
tielle Gefilde reichen.
.Hier ist nun die Rede von der Ver‐
pflichtung eines jeden Geistes-Schülers, im
Leben der Außenwelt, und den ihm etwa
verbundenen Gleichstrebenden gegenüber,
seiner, wenn auch noch in der Latenz ver‐
harrenden Geistigkeit jederzeit ein würdiger
und währender Ausdrucks-Schöpfer zu sein.
.In dem Augenblick, in dem sich ein
Mensch entschließt, Schüler des Geistes zu
werden, um sein ewiges 
seelisches, und
das Bewußtsein des ewigen 
Geistes im
eigenen geistigen Organismus zu erreichen,
hat er zugleich, auch wenn das Selbstver‐
ständliche hier keine Gelübde benötigt,
sich 
willentlich von allen Daseinsäus‐
serungen seiner Mitmenschen 
zurückge‐
zogen, die der Entfaltung seines geistigen
Organismus 
hemmend im Wege stehen,
oder sie ganz 
unmöglich machen.
.Das alltägliche Vergnügungsleben unserer
Zeit ist eine wahre Sammlung von „Schul‐
beispielen” solcher, die Erlangung des Be‐
wußtwerdens im Geiste sabotierenden Da‐
seinsäußerungen des zu mancherlei Raffine‐
ment gediehenen Menschentieres, ‒ aber
auch auf anderen, sehr ernst zu nehmenden
Gebieten, fehlt es nicht an Daseinsbekun‐
dungen, die kaum noch auf der Höhe der
Tierseele stehen.
.Wer mich verstehen 
will, der 
wird
mich verstehen! ‒
.Dem allem aber soll der Schüler des
Geistes 
nicht kämpferisch begegnen, son‐
dern nur dadurch, daß er Derartiges für
seine Person 
ignoriert, ‒ daß er dem
ewigen Geiste 
Entsprechendes an die
Stelle des 
Abgeschmackten, 
Tierbrün‐
stigen, und der 
manischen Lebensver‐
zerrung zu setzen sucht, soweit es in 
sei‐
nen Kräften steht, ‒ und daß er nicht
müde wird, im eigenen Verhalten Anderen
 
zu zeigen: wie es sich bei alledem über‐
haupt nicht um wünschbare und beachtens‐
werte Dinge des Lebens 
handelt.
.Nur bitte ich dringend darum, mich
nicht falsch zu verstehen!
.Ich kann 
keine Art der Ablehnung
geistig geächteter Lebensäußerungen ernst
nehmen, der das 
Lachen und 
Auslachen‐
können nicht mehr recht gelingen will!
.Sauertöpfisches Abseitsstehen, Nörgeln
und Räsonnieren sind 
schlechte Mittel,
Anderen die Augen dafür zu öffnen, daß
sie Sklaven törichter Selbstsuggestionen und
überreizter Nerven wurden! ‒
.Wirksamer als alles Andere vermag
immer das 
Beispiel zu wirken, und 
bei‐
spielgebend voranzugehen, ist daher die
vornehmste Aufgabe eines Menschen, der
„in den Geist” gelangen will.
.Eine einzige beispielhafte Handlung kann
dem 
Gefährten weit wertvollere Lehre
 
sein, als stundenlange Disputation, und so
wird auch das Wirken eines Geistschülers
in engerer oder weiterer 
Öffentlichkeit
desto wertbringender sein, je mehr er sich
ganz auf die Wirkung seines 
Beispiels
verläßt, und infolge eigener straffer Selbst‐
erziehung auch jederzeit verlassen 
kann...
.Der Schüler wird scharf der Tatsache
bewußt werden müssen, daß er tief im
trüben Nebel törichten Verstandesdünkels
steckt, solange er noch glaubt, ein Sieg in
der Disputation mit seinen Gefährten sei
etwa gleichbedeutend mit dem Besiegen
eigener innerer Finsternis. ‒
.Nicht durch Worte, sondern nur durch
sein 
Beispiel kann er erweisen, daß er in
sich selber wirklich Sieger wurde.
.Daß Suchende nur insofern „meine”
Schüler sein können, als sie sich bei der
Richtung und eigenen 
Bestimmung ihres
Strebens an die in meinen Büchern nie‐
dergelegten Mitteilungen, Anweisungen und
Lehrtexte halten, ohne in meiner Person
anderes sehen zu wollen, als den berufenen
Vermittler und 
Former der dargebotenen
Einblicke und Ratschläge, habe ich hin‐
reichend deutlich ausgesprochen.
.Es handelt sich um ein 
rein geistiges
Schülerverhältnis, bei dem ich für jeden
Suchenden, der sich in solcher Weise nach
meinen Lehren richtet, daß er wahrhaft
ein 
Recht hat, sich meinen „Schüler” zu
nennen, ewige Verantwortung trage.
.Das ist hier nicht etwa gleichzusetzen
mit dem von allen gewissenhaften Seel‐
 
sorgern der Religionsgemeinschaften gefühl‐
ten und geäußerten „Verantwortungsbe‐
wußtsein” gegenüber ihren Gläubigen, ‒
sondern meine Verantwortung für den Su‐
chenden, der 
exakt den von mir erteilten
Ratschlägen 
folgt, um „in den Geist” zu
gelangen, besteht in einer unablösbaren
Verpflichtung, die auch in den kommen‐
den 
nachirdischen Zuständen weiter ihre
Forderungen stellt, und nicht eher 
erfüllt
ist, als bis der Suchende, der sich meinen
Lehren anvertraute, 
erreicht hat, was ich
ihm versprechen konnte. ‒
.Allerdings muß ich darum bitten: ‒
genau unterscheiden zu wollen, was ich
in meinen Büchern als geistig 
möglich,
und unter gewissen, klar gezeigten Vor‐
aussetzungen 
erlebbar bezeichne, und nur
darstelle, um die verschiedenen 
Stufen
geistigen Erlebens zu schildern, die ganz
fraglos 
nicht allen Menschen schon auf
Erden erreichbar werden 
können, ‒ und
was ich deutlich und ganz unmißverständ‐
lich von 
jedem Geistschüler während seines
irdischen Lebens erreicht sehen will.
.Daß ich den Strebenden lebendigen An‐
teil nehmen lasse, auch am Erleben der
höheren, ihm möglicherweise hier auf
Erden noch unerreichbaren Stufen geistiger
Erlebensfähigkeit, ist nötig, um ihm zu
ermöglichen, sich selbst „
Richtung” zu
geben, heißt aber gewiß nicht, daß ich ihm
das Erreichen dieser Erlebensfähigkeit im
Geiste etwa 
versprechen könne.
.Alles, was ich als erreichbar aufzeige,
setzt einen gewissen geringeren oder höheren
Grad der Entfaltung des substantiell-gei‐
stigen Organismus voraus, und an jeder
Stelle meiner Bücher, die von im geistigen
Leben erreichbaren Erlebnissen handelt,
zeige ich auch auf, 
was jeweils bereits er‐
reicht sein 
muß, soll die nächst höhere
Stufe des geistgemäßen Erlebens ersteigbar
sein.
.Der Schüler im Geistigen kann nach
aufnahmebereitem Lesen meiner Schilder‐
ungen 
selbst genau erkennen, wo er steht,
wobei er sich natürlich hüten muß, die
Charakteristiken der jeweiligen Erlebens‐
fähigkeit, die ich unmißverständlich gebe,
zu seinen Gunsten umzumodeln.
.In 
irdischen Dingen kann einer mit‐
unter Grade der Vollendung 
vortäuschen,
so, daß Andere glauben, er besäße sie be‐
reits, ‒ aber im 
geistigen Leben muß
jeder Versuch, sich „emporzutäuschen”, er‐
barmungslos mißlingen, da ja der zu solcher
Vortäuschung Bereite, nur ‒ 
sich selber
täuschen kann.
.Die geistige Stufe, die er wirklich er‐
reicht hat, ergibt sich 
allein aus seiner er‐
langten 
Erlebensfähigkeit im substan‐
tiellen ewigen Geiste.
.Daß es sich nicht um „Stufen” oder
„Grade” handelt, die etwa nach einer fest‐
gesetzten „Rangordnung” einmal für alle‐
 
mal starr bestimmt wären, sollte dem
Suchenden außer Frage stehen.
.Nachdem ich aber immer wieder sehen
muß, daß man gar zu gerne die Stufen der
Jakobsleiter „
numeriert” sähe, und weil
ich dabei einem Fehlverstehen auf die Spur
kam, das unbedingt behoben werden muß,
sei hier das Folgende gesagt:
.Geistiges kann nur 
Geistigem „be‐
wußt” werden!
.Geistiges wird nur 
erlebt in der 
Ver‐
einung, und was sich Geistigem vereinen
will, muß 
selbst des Geistes sein.
.Alles 
Nichtgeistige ist dem Geiste
nicht „real”: ‒ nicht „wirklich”!
.(‒ Ich rede vom ewigen, substantiellen,
allein wahrhaft unzerstörbaren, 
ewigen
Geiste, ‒ nicht von den Resultaten der
Bewegungen verweslicher Gehirne! ‒)
.Niemals könnte der Erdenmensch „in
den Geist” gelangen, wäre er nur das, was
an ihm auf Erden sinnenfällig in Erschei‐
nung ist.
.Nur weil er zugleich 
substantieller,
ewiger Geist ist, kann er nach vollbrach‐
ter 
Vereinung Geistiges 
erleben, ‒ kann
er in sich selbst, als Geist vom Geiste der
Ewigkeit, 
seiner selbst geistbewußt wer‐
den. ‒
.Es ist dazu vonnöten, daß ein bestimmtes
Verhalten, ausdauernd für lange Zeit, ein‐
gehalten wird.
.In meinen Lehrtexten sind die verschie‐
denen Formen, in denen sich dieses Ver‐
halten darstellen kann, genau beschrieben.
.Zweck dieses Verhaltens ist in erster
Linie: ‒ die Gewohnheit, das Leben 
zu
denken, statt es zu leben, mehr und mehr
aufzuheben, und wirklich aktiv und be‐
wußt 
leben zu lernen. ‒
 
.Aktives 
Leben soll an Stelle des „Ge‐
dankenlebens” treten.
.Vollkommen hat solches Streben seinen
Zweck 
dann erreicht, wenn auch das Denken
gelebt wird, nicht mehr nur: „gedacht”. ‒
.Was hier 
gemeint ist, kann ich nicht
deutlicher sagen, weiß aber wohl, daß sich
Keiner, der noch gewohnt ist, sein Leben
zu 
denken, auch nur schattenhaft 
vor‐
stellen kann, was ich hier meine...
.Das ist auch nicht notwendig, denn es
handelt sich nicht um ein Vorstellenkönnen,
sondern um das 
Lebenlernen!
.Der sein Leben 
denkende Mensch glaubt
in dem Denken: 
daß er lebe, und dessen,
was er erlebt, sein 
Leben zu umfassen, ‒
aber dem Denken ist das Leben nur 
Ge‐
genstand, wenn auch 
der Gegenstand,
der alle anderen möglichen Gegenstände
des Denkens 
in sich schließt, ‒ und das
Leben ist für das Denken im gleichen
 
Moment 
erloschen, in dem das Denken
selbst erlischt.
.Nun 
kann aber das Leben immerhin
doch gedacht 
werden, und ungezählte
Millionen 
kennen es nur im Denken, ‒
aber 
niemals ist der substantielle ewige
Geist im Denken erfaßbar, sondern 
nur
im 
Leben: ‒ im 
geschehenden, ‒ 
nicht
gedankenbedingten, ‒ Erleben! ‒ ‒
.Während im Denken das Leben immer
nur 
gedacht wird: ‒ nur als 
Gedanke
Realität aufweist, ‒ bildet das wirkliche
Leben des Lebens ein 
Geschehen in das
man 
einverwoben ist.
.Daher ist „
leben lernen” die Aufgabe
dessen, der „in den Geist” gelangen will,
denn in den Geist gelangt man nicht im
Denken, sondern durch ein erhabenes
Geschehen, das nur 
dem erfahrbar ist,
der dort, wo Andere zu leben 
denken,
erfahrungsfähig im aktiven 
Leben wurde.
.Dieses 
Leben-
lernen wird nicht „mit
einem Schlage” erreicht, und das Leben‐
können kommt nicht über den Menschen
wie eine „urplötzliche Erleuchtung”.
.Es muß vielmehr 
erarbeitet werden!
.Es ist ein „
Lernen”, ‒ wenn auch
kein Lernen 
mit dem Verstand, ‒ und
wie 
jedes Lernen hat es seine verschiedenen
Stufen, oder, wenn man bei dem Gleichnis
des inneren 
Weges bleiben will, ‒ seine
verschiedenen Wegstationen! ‒
.Um einen verstandesmäßigen Begriff des
Aufeinanderfolgenden zu vermitteln, da
doch der Suchende vorerst nur 
denkt und
begreift, aber nicht 
lebt (vom passiven
Gelebtwerden des Körpers, das man als
„leben” 
bezeichnet, rede ich hier nicht!)
haben zu allen Zeiten die „Meister” der
Kunst des 
Lebens von aufeinanderfolgenden
„Stufen”, oder nacheinander zu erreichenden
Wegstationen gesprochen, aber niemals soll‐
 
ten dadurch 
starr bestimmte Lehrplan‐
stufen, im Sinne einer Lehr-„Methode”,
bezeichnet werden.
.Man könnte statt dem Bilde des Weges,
oder der Stufen einer Treppe, einer Leiter,
auch das Bild des wachsenden 
Baumes
wählen, an dem vielleicht 
klarer würde,
wie sich bei dem Vorgang des 
Leben‐
lernens im Laufe der Jahre 
ein Wachstums‐
zustand an den 
anderen reiht, ‒ wie einer
in den anderen übergeht. ‒
.Ich kann natürlich das Wachstum des
Baumes nach den verschiedensten Systemen
einteilen, und ebenso das Vorangelangen
beim 
Lebenlernen, ‒ aber alle solche
Einteilung mag zwar das Verständnis für
das Allmähliche, Aufeinanderfolgende des
Wachstums beim Baum, des Voranschreitens
beim Lebenlernen, wecken, ‒ kann aber
jederzeit auch durch 
andere Einteilung
ersetzt werden.
.Der Vorgang des Vorangelangens wird
in keiner Weise verändert, ob ich ihn nun
in sieben, in achtundsechzig, oder zwei
tausend Stationen, Stufen, Grade, einteile! ‒
.Man kann also nicht sagen: ‒ „Der,
oder Jener, steht auf der soundsovielten
Stufe”, sondern nur: ‒ „er steht wohl erst
am 
Anfang, er ist schon 
ziemlich, oder
schon 
sehr weit vorangekommen”. ‒
.(Abzusehen ist natürlich hier von „Gra‐
den” im Sinne der Freimaurerei, oder ähn‐
licher Orden, in denen der erlangte „Grad”
vergleichsweise dem erlangten militärischen
„Rang” entspricht.)
.Alles Andere ist Unsinn!
.„Unsinn”, weil 
ohne wirklichkeits‐
entsprechenden 
Sinn!
.Das scheint aber manchen meiner Schü‐
ler noch nicht überzeugend klar geworden
zu sein, weshalb ich es nun so deutlich wie
nur möglich dargelegt habe.
 
.Ich trage hier keine Theorien vor, bei
denen sich „B” aus „A”, und „C” aus „B” er‐
gibt, sondern spreche aus eigenem 
Erleben!
.Ich 
denke mein Leben seit vielen Jahren
nicht mehr, sondern 
lebe es, ‒ und ebenso
lebe ich seitdem mein 
Denken!
.Ich war durchaus nicht „bevorzugt” auf
meinem Wege, sondern mußte das „
Leben‐
können” in unvergleichlich 
intensiverer
und 
schwererer Art lernen, als das einem
meiner Schüler möglich würde!
.Es wurde mir wahrhaftig nichts „ge‐
schenkt”!
.Auch gibt es bei diesem „Lernen” 
kein
Ende, denn es fordert immerwährende 
Aus‐
übung, sobald es „gelernt” 
ist.
.Der Tod des Erdenleibes berührt diese
„Ausübung” des „Gelernten” nur insofern,
als danach 
dieser Leib nicht mehr 
gelebt
wird, ‒ wohl aber das von diesem Leibe
 
gelernte 
Denken, das ein Mensch im 
ewi‐
gen Leben nur dann 
zugleich zu leben
weiß, wenn er es hier im irdischen Leibe,
durch den Leib, „gelernt” hat...
.Wer es 
nicht „leben” lernte 
im Leib,
der kann es auch nach des Leibes Tod nur
träumend denken, wie er auch 
sich selbst
noch lange Zeit ‒ bis er das Geistige 
leben
lernt ‒ traumhaft 
denkt, wenn auch 
die‐
ses Denken nicht mehr in einem Gehirn
registriert wird.
.Ich rede auch nicht umsonst von unserem
substantiell-geistigen 
Organismus!
.Ein „Organismus” ist mir etwas aus sich
selbst Erwachsenes und im eigenen Leben
Stehendes.
.Der irdische Leib ist mir in meinem
Sinne 
kein „Organismus”, sondern eine
Kombination von 
Organen.
.Ich weiß wohl, daß man auch in 
anderer
Terminologie denken kann, und als ich noch
mein Leben 
dachte, war sie auch die meine,
‒ aber seitdem ich mein Denken zu 
leben
vermag, kann ich sie nicht mehr brauchen...
.Es mag aber jedem meiner Schüler un‐
benommen bleiben, sich alles, was ich ihm
in den 
mir möglichen Worten sage, in seine
eigene Redeweise zu „übersetzen”.
.Ich meine: ‒ 
man sollte das Wort 
nicht
„lassen stahn”, sondern man soll es vielmehr
wandeln und 
sich bewegen lassen! ‒
.Aber ich werde hier meinem Schüler
noch sagen müssen, weshalb ich leider in
meinen Büchern auch recht viel 
von mir
zu berichten habe: ‒ weshalb ich mich
immer wieder erwähnen muß, obwohl mir
nichts schwerer ankommt, als mich im irdi‐
schen Leben auch nur genannt zu finden.
.Daß ich also ganz gegen alle Lust und
Neigung zu verfahren gezwungen bin, hat
zweierlei Ursachen:
.Erstens bin ich, zu meinem nicht geringen
Leid, vom Geiste her 
verpflichtet, mich
vor denen, die meine Worte lesen, quasi
„auszuweisen”, ganz einerlei, ob mir das
gefällt, oder nicht, und ohne Rücksicht dar‐
auf, wie ich die Art der 
Aufnahme meiner
Mitteilungen durch Andere 
empfinden mag.
.Ich bin, kurzweg gesagt, geistig in Pflicht,
den Lesern meiner Bücher Einblick zu ge‐
ben, auf welche Weise ich dazu gelangte, das
niederzuschreiben, was ich niederschrieb.
.Zweitens aber bin ich natürlich mir selbst
das nächstgelegene und bestbekannte, sowie
in allen Stücken 
bestkontrollierbare
Erlebensfeld.
.Da ich mich nun bis in die unwahr‐
nehmbar winzigsten Neigungsfalten absolut
frei weiß, auch vom leisesten Schimmer
persönlicher, wenn auch noch so „unschul‐
diger” Selbstbetonungslust, sondern mich
selbst, weit mehr wie jeden anderen Men‐
 
schen, sachlich nüchtern zu betrachten ge‐
wohnt bin, so weiß ich mir auch am besten
Rede und Antwort zu stehen, wenn es sich
um Dinge handelt, deren Erleben mir ver‐
traut ist, und die ich Anderen verstehbar
machen soll.
.Es wird kein Mensch, der mich auch
nur einigermaßen kennt, den törichten Ge‐
danken je 
erwägen können, ich würde mir
etwa 
deshalb Material der Darstellung, weil
es mir dabei in irgend einer Weise 
um
meine, mir wahrhaftig nur in strengen
Diensten stehende 
Person gehe.
.Hätte ich Neigung zu persönlichem
Selbstgenuß in eitler Eigenbespiegelung,
dann wüßte ich ihn mir wahrlich auf mir
wünschenswerte Weise zu bereiten, denn
ich bin kein Asket, und die wunderliche
Lust des Asketen, sich an dem zu freuen,
was ihm 
Pein bereitet, ist mir fremd...
.So, wie ich aber wahrlich sagen darf,
daß ich nicht 
mich selbst suche in meinem
Wirken, so muß ich doch auch sagen, daß
mir nicht nur „das ewige Heil” meiner
Schüler Motiv meines rastlosen Wirkens
ist, sondern in gleicher Weise die Aus‐
lösung ihrer sichernden, zu jeglichem Auf‐
bau in der 
Außenwelt nötigen Kräfte.
.Scharf wird freilich der Schüler schei‐
den müssen, was 
ich um seinetwillen 
gei‐
stig zu wirken vermag, und was an all‐
täglicher Arbeit an sich selbst 
von ihm
allein getan werden kann...
.Das Leben im Geiste ist 
keineswegs
dem Alltag 
feind, und so muß auch der
Suchende nach geistiger Erlebnisfähigkeit,
in 
allererster Linie seinem 
Alltag Ge‐
nüge leisten lernen.
.Man darf sich nicht durch die über‐
spannten Phantasten aller Zeiten einreden
lassen, der Geist der Ewigkeit sei nur dann
erreichbar, wenn der Suchende aller 
er‐
denhaften Darstellung des Wirklichen
den Rücken kehre.
.Das 
Gegenteil von solcher Annahme
entspricht der Wahrheit!
.Wohl darf der Suchende sich niemals
derart kurzkettig an die Erde verhaften,
daß er sich nicht mehr zu „
erheben”
vermag, doch muß er jederzeit wissen, daß
auch das Irdische von Ewigkeit umschlos‐
sen ist.
.In der irdischen Außenwelt wird zwar
nur das mehrfach umgewandelte, letzte
Resultat, vom ewig Wirklichen ausgehen‐
der Kräfte ‒ in der 
Reflexwirkung die‐
ser Kräfte aufeinander ‒ erfahren, aber
damit ist dem Erdenmenschen keineswegs
nur ein Schein und Schatten gegeben!
.Alle irdische Erscheinung läßt sich für
den seiner 
geistigen Sinne bereits Mäch‐
tigen zurückverfolgen bis zur 
Anschau‐
ungswende, von der an die alle Form
wirkenden Urseinskräfte dann als ein sub‐
stantielles 
Geistiges erlebbar werden.
 
.So ist das Alleräußerste kontinuierlich
dem Allerinnersten 
verbunden, wenn das
„
Äußere”, seiner Darstellungsform nach,
auch der ewigen 
Starre: ‒ dem absoluten
„Nichts”, ‒ schon zu nahe ist, als daß es
jemals in das 
Allerfreieste, das in ewiger,
unfaßlicher 
Bewegung verharrende „In‐
nere” 
einzugehen vermöchte.
.Da der Erdenmensch aber ein in das
Alleräußerste verirrtes 
Inneres ist, so darf
er auch nur dann hoffen, wieder seiner
selbst als eines substantiell wirklichen
Inneren bewußt zu werden, wenn er von
dem Punkte ausgeht, auf dem er sich nun
einmal findet, ‒ also vom 
Alleräußer‐
sten: ‒ von seiner eigenen leiblichen, und
der dieses Erdenleibliche umgebenden „
Aus‐
senwelt”. ‒
.Diese Außenwelt wird ihm, soweit es
sich um sein eigenes 
Leibliches handelt,
empfindungsbewußt, und alle 
Zustands‐
 
veränderung wird 
fühlend wahrge‐
nommen.
.Was aber außerhalb des eigenen Erden‐
leibes, diesen 
umgibt, gelangt nur inso‐
weit zu einer Wahrnehmung im leiblichen
Fühlen, als es eben dieses Leibliche 
be‐
eindruckt, mögen die Einwirkungen 
kaum
wahrnehmbar oder 
überaus heftig sein,
‒ mögen sie das Gefühlsvermögen 
ange‐
nehm oder 
quälend erregen.
.All dieses sinnenfällig Wirkende ist je‐
doch dem Fühlen nur für den jeweiligen
Augenblick gegeben und wird sogleich
durch 
neues Fühlen abgelöst, mag auch
dieses Aneinanderreihen von Augenblicks‐
inhalten zuweilen als konstantes 
Währen
des Fühlens erscheinen, wie die unzähligen
Projektionsbilder, die von einem Film‐
streifen herrühren, 
als währendes Bild
aufgenommen werden, solange in dieses
Bild keine Bewegung der Darsteller oder
anderer bewegungsfähiger Erscheinungen
eintritt.
 
.Für begrenzte Zeit, ‒ im äußersten
Falle bis zum Tode des Erdenleibes, ‒
können sich dem Bewußtsein 
Erinner‐
ungsbilder ehemaligen Empfindens der
eigenen leibesbedingten Existenz, sowie des
jeweiligen Gefühlswertes der sinnenfälligen
Beeindruckungen durch die Außenwelt, er‐
halten.
.Alle 
weitere Beziehung zur Außenwelt
wird dem Erdenmenschen 
nur durch sein
Vorstellungsvermögen, ‒ aber die 
Pro‐
dukte, die das Vorstellungsvermögen her‐
vorbringt, sind derart dem menschlichen
Willen ‒ in seinem Aspekt als 
Glaube ‒
unterworfen, daß der philosophische Irrtum
auftauchen konnte, als sei „die Vorstellung”
Schöpferin der außenweltlichen Erschei‐
nungsformen.
.Wenn sie das nun auch freilich gewiß
nicht ist, sondern vielmehr das Resultat
des Vermögens darstellt, sinnlich unerfaß‐
 
bare Wirkungen der Ur-Seinskräfte in 
Bild‐
form zusammenzufassen: ‒ gleichsam Ab‐
breviaturen komplizierter Geschehensab‐
läufe, in einer, den menschlichen Sinnen
angepaßten Formierung zu gestalten, ‒ so
bildet doch die Welt der Vorstellung auch
keineswegs die wirkliche, den physischen
Sinnen zugängliche Welt.
.Wie tiefgründig verankert dem Einzelnen
seine Vorstellungswelt auch erscheinen mag,
so wird es doch für ihn zuweilen Momente
geben, in denen er sich vor der Erkenntnis
findet, daß er noch 
sehr weit davon ent‐
fernt ist, die seinen physischen Sinnen 
mög‐
liche Aufnahmefähigkeit vollständig in Ge‐
brauch genommen zu haben. ‒
.Die Welt der 
Vorstellung ist aber un‐
streitig die für den Einzelnen 
maßgebende
Welt, einerlei, wie wenig sie der Welt ent‐
spricht, die ihm bei gänzlicher Ausnützung
der Möglichkeiten seiner Erdensinne erfaß‐
bar werden könnte.
.Nun ist aber diese, für das menschliche
Handeln so folgenschwer bedeutungsvolle
Welt der selbsterzeugten Vorstellungsbilder
ein sehr variables Gebilde, das nicht nur
durch eigene Einsichten und Erfahrungen
beeinflußt wird, sondern gleichzeitig auch
durch die Vorstellungswelten der Anderen.
.So bilden sich denn Menschengruppen
aus 
vielen Einzelnen, die ihre Vorstellungs‐
welten sehr weitgehend einander angeähnelt
haben, und aus der 
Feststellung solcher
Ähnlichkeit wird den Einzelnen ein schein‐
bar „schlagendes” Argument für die „Rich‐
tigkeit” ihrer Vorstellungsbilder, obwohl
diese vielleicht nur 
Karikaturen der Welt
sind: der Welt, die 
unverblendeten phy‐
sischen Sinnen wahrnehmbar ist.
.Der Schüler im Geistigen wird also nicht
nur immer wieder sein 
eigenes Vorstellungs‐
weltbild zu überprüfen haben, sondern auch
das der 
Gruppe, zu der er im Verlauf
seiner Lebensumstände hinfand, ‒ oder
 
auch der, 
viele Untergruppen oder „Par‐
teien” umfassenden 
Volksgruppe, in die
er sich hineingeboren weiß.
.Da die Forderungen des Geistes die glei‐
chen bleiben, ob es sich um den 
Einzelnen,
oder um eine „
Masse” Einzelner handelt,
so 
kann man nicht als Einzelner den For‐
derungen nachleben, deren Erfüllung 
Vor‐
aussetzung sind für Jeden, der „in den
Geist” gelangen will, ‒ und 
gleichzeitig,
ohne klaren Vorbehalt, dem Vorstellungs‐
weltbild einer Gruppe dienen, deren Äus‐
serungsformen automatisch den inneren Weg
in den Geist 
verbauen.
.Es ist eine wahnwitzige Verkennung
der 
Universalität des substantiellen, ewi‐
gen Geistes, etwa zu glauben, man könne
„in den Geist” gelangen, während man noch
irgend etwas, das dem Geiste zugehört,
mißachtet, oder gar mit 
Haß verfolgt!
.Da aber 
alle Erdenmenschheit laten‐
tes Geistiges in sich birgt, so ist 
sehr sorg‐
lich zu unterscheiden zwischen der strikten
Ablehnung dieser oder jener, im Tier‐
menschlichen verankerten 
Meinung oder
Haltung, und der überheblichen Ab‐
schätzung anders Meinender, handle es sich
nun um Einzelne, um Gruppen, Völker,
oder Rassen. ‒ ‒
.Daß ein Hegen von 
Haßgefühlen
„geistestaub” und „geistesblind” macht,
wird leicht verstehbar sein. ‒
.Wohl soll die 
Fähigkeit, Haß empfin‐
den zu können, nicht etwa 
ausgerottet
werden, denn mit ihr wäre auch die Fähig‐
keit, urgeistige, ewige 
Liebe zu empfinden,
ausgerottet, ‒ aber die aufkeimende Empfin‐
dung des Hasses darf nicht 
gehegt, sondern
nur „
konstatiert” werden, wonach für
den Schüler im Geistigen die große Tat
beginnt, den eben in seiner ganzen Wucht
in sich vernommenen Haß ‒ in 
Liebe
umzuwandeln, deren Gegenpol er ist, als
Äußerungsform 
einer und der gleichen
Kraft...
.Wo also Haß ‒ gegen Einzelne, gegen
Parteigebilde, oder gegen andere Völker
gehegt wird, dort ist für den Schüler des
Geistes keine Entfaltungsmöglichkeit, und
er möge füglich den ihm dargebotenen, oder
bereits eingenommenen Platz einem über‐
lassen, der 
nicht über seine mehr oder
weniger emporgezüchtete Tiernatur hinaus
will! ‒
.Welcherlei Einflüssen der Außenwelt
ein Suchender aber auch gegenüberstehen
mag, ‒ er muß stets dessen bewußt bleiben,
daß ihm 
nichts in dieser Außenwelt den
Weg in den Geist ungangbar machen 
kann,
solange er in genauer Befolgung den Rat‐
schlägen 
nachlebt, die ich ihm überreichlich
in meinen Lehren dargeboten habe.
.Aber auf das „
Nachleben” kommt es
an, ‒ nicht auf das 
Gutheißen und dafür
Schwärmen!
.Das Nachleben meiner Lehren bedingt
aber, daß der Schüler zum 
allerersten:
Ordnung schaffe in Bezug auf seinen ganz
persönlichen 
Alltag. ‒
.Erst wenn 
da alles „
im Reinen” ist, ‒
in 
allen Stücken und in 
jeglicher Be‐
ziehung, ‒ hat sich der Suchende das Recht
erworben, weiterstreben zu 
dürfen, und
erst dann ist auch seine Erwartung 
be‐
rechtigt, daß er das ihm auf Erden 
Er‐
reichbare im Geiste, auch wirklich wäh‐
rend seiner Erdenlebenszeit erreichen 
werde.
.Die sehr verbreitete und beliebte „Groß‐
zügigkeit”, die da glaubt, im Streben nach
dem Geiste alles Alltägliche als Bagatelle
behandeln zu dürfen, ist sehr vom Übel!
.Mag auch eine Sache an sich 
wirklich
„Bagatelle” sein, so ist doch 
nie und nim‐
mer Bagatelle, ob sie 
geistgemäß behandelt
wurde, oder nicht. ‒ ‒
.In einem Gleichnis der Evangelien wird
dem getreuen Haushalter gesagt: „Da du
 
Weniges 
getreu verwaltet hast, will ich dich
über 
Vieles setzen!”
.Was da gleichnishaft geformt ist, be‐
trifft aber eine der wichtigsten Forderungen
des Geistes!
.Wer es nicht dahin bringt, daß er in
seinem vergänglichen 
irdischen Leben be‐
reits sich so zu verhalten weiß, daß sein
Denken, Reden und Handeln vom 
Geiste
her 
anerkannt werden kann, der hat noch
nicht begriffen, wozu ihm die Außenwelt
zu dienen vermag, und all sein Streben
nach urgeistigem Bewußtwerden kann ihm
nichts nützen.
.Wer aber hier in seiner Alltagswelt
auch die kleinste Entscheidung zum Han‐
deln, ‒ und werde sie auch in äußerster
Eile von ihm verlangt, ‒ mit aller 
Selbst‐
verständlichkeit in 
solcher Weise trifft,
als sei sein ewiges Heil 
nur von dieser
einen Entscheidung 
abhängig, der steht
dem geistigen Bewußtwerden schon viel
näher als er ahnt, und selbst wenn seine
vererbten Anlagen einer vollen Entfaltung
hier in seinem Erdenleben entgegenstehen
sollten, geht er doch 
als ein Bewußter
in die Ewigkeit ein! ‒
.Weniges ist im Verlauf der Mensch‐
heitsgeschichte ‒ auf allen Weltteilen und
jeder Kulturstufe ‒ derart 
mißverstan‐
den worden, wie die in jedem Erdenmen‐
schen mehr oder weniger regsame Erahn‐
ung des substantiellen, ewigen Geistes im
eigenen menschlichen Selbst!
.Verführt durch platte gedankliche Schluß‐
folgerung, meinte und meint heute noch
der dem Geistigen suchend Zugewandte, es
müsse das alltägliche, physisch-sinnlich zu
erlebende Dasein dem Geiste gewissermaßen
greuelhaft und ein Abscheu sein.
.Aus solcher Meinung glaubt man sich
berechtigt, folgern zu dürfen, daß es un‐
möglich sein müsse, in den Geist zu ge‐
langen, wenn nicht das erdenhafte Alltags‐
leben verachtet, und wie eine arge Schmach
und Schande betrachtet werde.
.Bis auf den heutigen Tag kann man
die Wenigen leicht zählen, die über solche
hemmende Überlieferung hinausgelangten
und alsdann erkennen lernten, daß der
Weg in den 
ewigen, 
substantiellen Geist
mitten im zeitlichen, scheinbar so nichtigen
Alltag beginnt...
.Es kann aber Niemand 
Schüler gei‐
stiger Schulung sein, der sich nicht zu
solcher primären Erkenntnis durchzuschla‐
gen weiß!
.Als ich, bald nach der Jahrhundert‐
wende, vor über dreißig Jahren, die ersten
Versuche unternahm, das, was mir bis da‐
hin an lebendig erfahrenen geistigen Auf‐
schlüssen geworden war, 
in sprachliche
Form zu fassen, ‒ aber auch noch ein
Jahrzehnt später, nachdem mein geistiges
Erleben wie meine Versuche das Erfahrene
darzustellen, zu einem vertrauten Ge‐
schehen und Tun geworden waren, ‒ dachte
ich nicht im Traum daran, etwas aus dem,
zur Verhütung jeglicher Profanation in
von mir eigens ersonnener Geheimschrift
Niedergelegten, schon 
während meines Er‐
denlebens zu veröffentlichen.
.Es war mir vielmehr zu selbstgetroffener
Anordnung geworden, daß ich in entspre‐
chender Zeit den „Schlüssel” meiner Ge‐
 
heimschrift einer mir vertrauenswert er‐
scheinenden Persönlichkeit übergeben würde,
der es dann obliegen sollte, das Vorgefun‐
dene 
nach meinem Tode in geeigneter
Weise herauszugeben.
.Zwischen meinen Papieren befand sich
außerdem jahrelang in verschlossenem Um‐
schlag eine diesbezügliche „letztwillige Ver‐
fügung” und eine zweite Aufzeichnung
des Schriftschlüssels, für den Fall plötz‐
lichen Todes, 
vor der erfolgten Einsetzung des
zu betrauenden „Testamentsvollstreckers”.
.Ich ahnte nicht, daß ich eines Tages
selbst diese vorzeitige „Hinterlassenschaft”
der Öffentlichkeit zugänglich machen, und
das sorglich in nur mir selbst verständ‐
licher Schrift Niedergelegte, für den 
Setzer
transkribieren sollte. ‒ ‒
.Nachdem mein bedeutsamster geistiger
Führer und Belehrer, der begreiflicherweise
allein für mich „
Autorität” geworden
war, bei Gelegenheit eines Besuches, mir
zum erstenmal überzeugend klargelegt hatte,
daß es mit dem bloßen 
Hinterlassen von
Lehrtexten nicht getan sei, sondern daß
auf mir die Verpflichtung laste, das Nieder‐
geschriebene 
persönlich, 
während mei‐
nes äußeren Erdendaseins, vor aller
Welt zu vertreten, ‒ geriet ich für lange
Zeit in einen Zustand unsagbarer Be‐
drückung, da ich Tag um Tag vergeblich
nach einer Möglichkeit suchte, ein solches
notgedrungene Sich-selbst-offenbaren-müs‐
sen mit meinem geistbegründeten Bedürf‐
nis nach Verborgenheit und Isolation zu
vereinen.
.Diesen inneren Plagen vermochte ich
mich erst zu entwinden, nachdem mir der
gleiche, voll Ehrfurcht geliebte, väterliche
geistige Leiter 
erneut begegnet war, ‒
diesmal fern von meiner Heimstatt, ‒
und ich dann, während eines Jahres gei‐
stiger und künstlerischer Arbeit in Grie‐
chenland, auch noch mit anderen Männern
bekannt gemacht wurde, deren geistiger
Bruder ich fortan sein sollte.
.Von 
Athen aus sandte ich daraufhin
auch das erste kleine Manuskript, unter
dem Titel „Das Licht vom Himavat”, ‒
vorerst nur mit den drei 
Anfangsbuch‐
staben meines mir von Lehrer und Brü‐
dern übertragenen geistigen Namens signiert,
‒ probeweise in eine begrenzte Öffent‐
lichkeit.
.Das geschah im Jahre 1913.
.Die Aufnahme der kleinen Lehrschrift
war weit besser als ich vorher erwarten
zu dürfen glaubte.
.Jetzt ist das damals 
einzeln Veröffent‐
lichte dem „Buch der Königlichen Kunst”
wieder einbezogen, dessen Material ich es
zuerst entnommen hatte.
.Als dann in der Folgezeit fast kein Jahr
verging, in dem nicht eines der, wenn auch
zumeist wenig umfangreichen Bücher von
mir erschien, ‒ oder gar Verschiedenes
zugleich herauskam, ‒ wußten manche
Leser nicht recht, sollten sie solche reiche
Produktion bewundern, oder den Autor
unter die „Vielschreiber” einreihen?
.Man konnte ja nicht wissen, wie vieles
von dem, was da so bald nacheinander
herausgegeben wurde, schon viele Jahre lang,
fast druckfertig geformt, 
in meinem
Schreibtisch verschlossen lag, oder aber
in Griechenland, lang vor dem Erschei‐
nen, niedergeschrieben worden war.
.Es gehört dazu: fast alles im „
Buch
vom lebendigen Gott” und im „
Buch
vom Menschen”, ‒ fast alles in „
Mehr
Licht!” und im „
Buch der Königlichen
Kunst”, sowie manches im „
Buch der
Gespräche”, ‒ ganz abgesehen von dem
vielen, das zwar schon einmal schriftlich
niedergelegt war, aber von mir umgeformt
werden mußte, weil es in seiner erstmals
gegebenen Form nur 
nach meinem Tode
hätte veröffentlicht werden sollen.
.Nachdem mir die Aufgabe verpflichtend
geworden war, schon 
während meines
äußeren Erdendaseins über alle in mei‐
nen Büchern zur Sprache kommenden Dinge
reden zu müssen, konnte das unmöglich
in der ehedem gewählten Form einer
geistigen 
Hinterlassenschaft geschehen.
.Ich erwähne alle diese Dinge hier, weil
ich zuweilen einer allzu „literarisch”
eingestellten Auffassung meines lehrenden
Wirkens begegne, die sich unerlaubt weit
von den gegebenen Tatsachen entfernt.
.Mich hat zu keiner Zeit auch nur der
mindeste literarische Ehrgeiz geplagt!
.Die Dinge über die ich schreibe ‒ trotz
ihrer Gegenwehr gegen alles Dargestellt‐
werden ‒ in sprachliche Form zu zwingen,
war mir jederzeit härteste, hart verantwort‐
liche 
Verpflichtung, deren ich mich nur
zu gerne entledigt haben würde, wäre das
möglich gewesen.
.Ich schreibe nicht um mich am Schrei‐
ben zu erfreuen!
.Nichts von allem, was ich bis zu dieser
heutigen Stunde schriftlich gegeben habe,
ist etwa „
leicht” geschrieben worden, was
auch ganz unmöglich wäre, da die fast un‐
tragbare 
ewige Verantwortung, die mir
nicht abgenommen werden 
kann, mir zur
Pflicht setzt, nicht nur jeden 
Satz, sondern
jedes 
Wort und jede 
Silbe daraufhin zu
prüfen, ob sie taugliche Träger des ihnen
anvertrauten Inhalts sind, ‒ nicht im 
lite‐
rarischen Sinn, sondern in Bezug auf die
in den Worten dargebotene Tragfähigkeit
für 
substantiell Geistiges!
.Überall, wo es nötig wird, sind die von
mir formulierten Sätze, Worte und Silben
mit substantiellem Geistigen ‒ gleichnis‐
weise gesagt: ‒ „
geladen”.
.Ich kann den dazu nötigen, im 
höch‐
sten Sinne „magischen” Vorgang, weder
beschreiben noch lehren, sondern nur dar‐
auf hinweisen, daß es sich dabei um gar
nichts Mysteriöses, wohl aber um das Be‐
nützen der in fast allen Sprachelementen
latent vorhandenen, und beim lauten oder
auch nur „gedachten” Aussprechen frei‐
werdenden substantiell geistigen Schwing‐
ungen handelt.
.Viele haben sie bewußt 
empfunden,
ohne zu ahnen, wie die von ihnen wahr‐
genommene Hilfe in den ihnen dargebotenen
Worten „akkumuliert” war...
.Aus dieser Darlegung eines außerge‐
wöhnlichen Sachverhalts, ‒ die ich nur
mit erzwungener Überwindung begreiflicher
Scheu vor den Unterstellungen des Unver‐
standes niederschreiben kann, ‒ ergibt sich
schon klar genug: wie man meine Bücher
nicht gebrauchen soll!
 
.Man soll sie 
nicht wie etwas mehr oder
weniger Interessantes, Phantastisches, Seltsa‐
mes, oder auch vertrauend Hingenommenes,
auf die Art „lesen”, wie man gemeinhin
heute zu lesen pflegt: ‒ also indem man
nur noch in 
Satzgruppen, ‒ kaum mehr
in Sätzen, ‒ liest, und immer schon 
irgend‐
woanders ist als beim 
Sinn eines 
Wortes,
das man soeben „überflogen” hat. ‒
.Man soll sie nicht lesen in der Meinung,
sie seien nach der längst stereotyp gewor‐
denen Auslegung zu verstehen, die man
gewohnheitsmäßig allem Gelesenen zuteil
werden läßt. ‒
.Ich bin schon aus den oben erwähnten,
das 
substantielle Geistige betreffenden
Verpflichtungen heraus genötigt, sehr oft
das sonst Gewohnte in 
ungewohnter Weise
anzuwenden, weil ja Rhythmen, Vokal- oder
Konsonantwiederkehr und Ähnliches, 
nicht
nur 
stilistisch bedingt sind, ‒ ganz ab‐
gesehen davon, daß ich mir das Recht geben
 
muß, die Worte so anzuordnen, die Sätze
so zu gestalten, daß sie 
mir selbst das aus‐
drücken, was ich anderen Menschen ver‐
mitteln will.
.Unmöglich kann ich anders beurteilen,
ob ich meiner Pflicht Genüge leiste, oder
nicht!
.Um wirklich das 
aufnehmen zu können,
was in meinen Büchern 
gegeben ist, wird man
sehr bedachtsam lesen lernen müssen. ‒
.Allerdings wird sich 
solches Lesen dann
lohnen!
.Beim 
allerersten Lesen sollte man sich
vorerst noch um nichts anderes kümmern,
als um den allgemeinen „
Inhalt”, so, wie
er sich auch dem 
eilfertigen Leser dar‐
stellt, der niemals „Zeit” hat.
.Das Buch, das der Schüler in der Hand
hält, muß bereits seine Neugier: zu wissen,
was drinnen steht, 
befriedigt haben, wenn
er es dann auf eine 
andere Art zu lesen
unternimmt, die in seiner ewigen Seele und
in seinem eigenen 
substantiell-
geistigen
Organismus ein helles, beglückendes 
Auf‐
klingen bewirken kann...
.Solange eine Stelle in einem meiner Bü‐
cher, die vom wirklichen ewigen Geiste und
den Dingen des substantiellen geistigen Le‐
bens handelt, noch nicht den 
freudigen
Widerhall weckt, den man empfindet, wenn
etwas lang Vergessenes, dem voreinst unsere
Liebe gehörte, wieder vor uns genannt
wird, ‒ solange ist die betreffende Text‐
stelle noch nicht verstanden!
.Es hat aber gar keinen Zweck, nun über
diese Stelle zu 
grübeln, oder gar eine Emp‐
findung 
künstlich herbeiführen zu wol‐
len, die nun einmal noch nicht von innen
her zum Aufklingen kommt.
.Auf solche Weise könnten nur die übel‐
sten Selbsttäuschungen Nahrung erhalten!
.Ist die Empfindung des 
Wiederer‐
kennens, die sogleich volle 
Sicherheit
gibt, und mit einer tiefen 
Freude auf‐
genommen wird, 
noch nicht da, dann lasse
man jede solche Textstelle vorläufig auf
sich beruhen, und wende sich 
anderen
zu, die im gegebenen Augenblick etwas zu
sagen haben.
.Der Schüler wird das gleiche Buch noch
unzähligemale zur Hand nehmen müssen,
wenn es ihm geben soll, was es zu geben
hat! ‒
.Durchaus verfehlt wäre es jedoch, wenn
man sich in den Kopf setzen wollte, dieses
eine Buch in dem man gerade liest, nun
solange 
immer wieder zu lesen, bis es
alles, was es zu geben hat, dargeboten habe.
.Auf diese Art würde der Suchende nicht
nur nichts erreichen, sondern sich innerlich
derart abstumpfen, daß er bestenfalls erst
nach Jahren wieder fähig würde, eines der
 
Bücher aufgeschlossenen Sinnes und mit
Nutzen zu lesen.
.Man darf mir wahrhaftig glauben, daß
es nicht aus Willkür geschah, wenn ich das,
was mir zu lehren oder darzustellen oblag,
auf die verschieden in sich abgeschlossenen
kleinen Bändchen verteilte.
.Und wenn ich jeweils ein solches Bänd‐
chen als „Buch” bezeichne, so entspricht
das durchweg seinem 
Inhaltsgut, dem ich
weit leichter in 
umfangreichen Darleg‐
ungen hätte Ausdruck schaffen können,
als es in der, zum Besten des Schülers
durchgeführten, auf den knappesten Raum
gedrängten Form möglich war.
.Wer etwas näher zusieht, der wird nicht
nur bemerken, daß es gewiß nicht schwer
gewesen wäre, den Inhalt eines solchen,
wenig umfangreichen „Buches”, zum An‐
laß eines recht voluminösen Bandes werden
zu lassen, ‒ aber man wird bei solcher
Prüfung auch entdecken, daß es nicht nur
seine guten Gründe hatte, weshalb ich statt
dessen, dem Menschen unserer Tage, ‒
der „keine Zeit” zum Lesen hat, ‒ alles
in „Büchern” darbot, deren Umfang zu
beschränken meine stete Sorge war, son‐
dern man wird auch sehen, daß die von
mir getroffene 
Sonderung durch 
psycho‐
logische Gegebenheiten gerechtfertigt ist.
.Wenn einer seine Mitmenschen über
persönliche, vielleicht recht unmaßgebliche
Auffassungen außererdensinnlicher Dinge
belehren will, dann kann das gewiß 
in
einem einzigen Buche geschehen, das dann
zum Volumen eines Lexikonbandes an‐
schwellen mag, ohne dadurch an Wert zu
gewinnen oder zu verlieren.
.Wenn ich aber Menschen, die in ihre
substantielle 
Geistigkeit hinzufinden su‐
chen, derart führen will, daß sie zu 
Fin‐
dern werden, dann muß ich mit den durch
die Art des Ablaufs der Gehirnbewegungen
gegebenen 
Auffassungsmöglichkeiten
im Menschen rechnen, und noch mit vielem
Anderen mehr, ‒ so daß ich 
nur dann
Hilfe bringe, wenn ich das erstrebte Hoch‐
ziel immer wieder von 
anderer Seite her
sehen lasse.
.So habe ich denn auch meinem gei‐
stigen Schüler nur zu raten, daß er sogleich
zu einem 
anderen meiner Bücher greifen
möge, sobald er bemerkt, daß den eben
aufgenommenen Lehrworten und Schilder‐
ungen kein inneres Entgegenklingen zu
antworten vermag.
.Und zwar soll er solchen Wechsel 
so oft
vornehmen, bis er bei 
dem Buche ange‐
langt ist, das ihm Werte zu geben hat, die
im gegebenen Zeitpunkt innerlichen 
Wider‐
hall wecken.
.Wir sind durchaus nicht zu jeder Zeit
imstande, 
das Gleiche aufzunehmen!
.Zu verschiedenen Zeiten bedarf es nicht
nur verschiedener Ausdrucksgestaltung, son‐
dern auch einer anderen „Perspektive”
aus der wir den befragten Gegenstand un‐
seres Erfahrenwollens erblicken können,
soll er uns die von ihm verlangte Antwort
geben.
.Da aber nun in meinen einzelnen Bü‐
chern dem Geistigen immer 
neuer Aus‐
druck gesucht und gefunden wird, und da
ich das, was des Geistes ist, auch aus allen
nur in Betracht kommenden Gesichtspunk‐
ten heraus betrachten 
lehre, so wird der
Suchende nie in Verlegenheit kommen,
welches meiner Bücher er im gegebenen
Augenblick zu wählen hat.
.Man wird aber gut tun, das, was in
meinen einzelnen Büchern zu Worte kommt,
nicht miteinander zu 
vermischen!
.Alles 
vereint sich zwar mit Notwendig‐
keit Allem, was ich jemals darzustellen im‐
 
stande bin, aber ich habe es von Anfang
an nicht für zwingend nötig erachtet, in
allen Büchern streng nach der gleichen Wort‐
Verwendungsweise zu sprechen, weil solche
Ausdrucksbegrenzung mich gezwungen hätte,
Allzuvieles ungesagt zu lassen, was zu sa‐
gen mir am Herzen lag, ‒ nachdem ich
wußte, wie sehr die Suchenden seiner be‐
dürfen.
.So könnte es denn, ‒ da ich in meinen
Büchern kein „System” einer „Weltanschau‐
ung” zu geben trachtete, und jeweils das
geschilderte Erleben nur als 
für sich ge‐
sehen zu schildern suchte, leicht zu gewiß
nicht gewollten Irrtümern führen, wenn
die Redeweise des einen Buches mit der
des anderen 
untermischt werden würde.
.Einer tieferen Einsicht wird sich den‐
noch natürlich bald zeigen, daß alle Aus‐
sage miteinander im Tiefsten harmoniert,
möge sie nun in 
dieser oder 
jener Hin‐
sicht auf Besonderes, ihre 
eigene Betonung
tragen.
.Immer wieder wird es sich darum han‐
deln, ob man meine Bücher nur als „
Lese‐
stoff” betrachtet, oder in ihnen taugliche,
und wahrlich schon von Vielen 
erprobte
Hilfen sieht, um auf den Weg zum Geiste,
und zuletzt „in den Geist” zu gelangen. ‒
.Als 
Anweisungen, den Weg „in den
Geist” zu 
finden, sind diese Bücher ge‐
dacht!
.Das Motiv meiner Niederschriften lag
von Anfang an sehr ferne dem Wunsche
oder der Hoffnung, als Schreibender etwa
von anderen Schreibenden beachtet werden
zu wollen.
.Es ging mir viel zu sehr um den von
mir selber bestimmten 
Zweck meines
Schreibens, als daß dieses selbst mir be‐
achtenswert 
an sich erschienen wäre.
.Ich kann aber freilich keine Wunder
wirken, und wenn ich es könnte, würde ich
es gewiß nicht tun, da ich schon den bloßen
Wunsch: „es möge sich ein Wunder er‐
eignen”, nicht mit der Struktur des mir
erlebensoffenen substantiellen ewigen Gei‐
stes in Einklang zu bringen vermöchte.
.Trotz allem, was ich meinen Büchern
mitgegeben habe, genügt es daher nicht,
sie nur gelegentlich zur Hand zu nehmen,
darin zu blättern, und sich irgend eine
Stelle eine Zeitlang durch den Kopf gehen
zu lassen.
.Wenn diese Bücher 
richtig gebraucht
werden sollen, so daß sie zu geben 
ver‐
mögen, was sie zu geben haben, dann
müssen sie 
ständige Lebensbegleiter des
Schülers im Geistigen werden.
.Es darf kein Tag vergehen an dem sie
nicht vernommen würden! ‒
.Das ist schon darum nötig, weil der
Suchende sich in einer 
Zeit und einer aus
 
ihr gezeugten 
Welt findet, deren Tendenzen
noch immer auf Durchdringung und mög‐
lichste Beherrschung des 
Alleräußerlich‐
sten gerichtet sind, während er selbst seine
Eigenrichtung auf das 
Allerinnerste zu
bewahren suchen muß.
.Die heutige 
Zeit ist nicht besser und
nicht schlechter als irgend eine andere!
.Die heutige 
Welt ist in jeder Beziehung
Ausdruck dessen, was der heutige Mensch
auf Erden 
durchlebt haben muß, soll seine,
seit vielen Jahrhunderten beibehaltene Stre‐
bensrichtung ins 
Äußere und 
Aller‐
äußerste, wieder 
umkehrfähig werden
und sich dem Inneren zuwenden 
können.
.Man darf sich nur eine solche Umkehr
nicht wie eine Art „Massenbekehrung” vor‐
stellen!
.Was wirklich 
wandlungsfähig wurde,
wird 
ganz unvermerkt gewandelt, ‒ und
so stehen wir heute bereits mitten 
in der
Verwandlung, während doch die Meisten
meinen, es gehe immer noch 
weiter nach
außen hin...
.Die Augen sind vorerst noch zu sehr
an das Suchen 
weit draußen vermuteter,
oder nur erhoffter Horizonte gewöhnt, als
daß sie heute schon klar zu erkennen ver‐
möchten, wie 
verkrampft bereits alles Stre‐
ben ins Äußere, Alleräußerlichste wurde,
weil es nur noch peripheres 
Ausbeben‐
müssen längst schon in ihre Triebkraft‐
quelle 
zurückgenommener Allmensch‐
heitsimpulse ist. ‒
.Wie ein kaum noch leuchtendes Kerzen‐
licht kurz vor dem Erlöschen noch einmal
überhell aufflackert, so feiert heute der
Trieb ins Äußere Triumphe die nichts
anderes als Bestätigungen seines 
Erlöschen‐
müssens sind, weil die Richtungsumkehr
bereits unvermerkt überall dort 
begonnen
hat, wo sie die ihr gemäßen Bedingungen
erfüllt fand.
.Die großen Allmenschheitsimpulse 
bie‐
gen die Strebenskräfte 
um, aber sie 
bre‐
chen sie nicht!
.In solcher Zeit ist das Denken, Reden
und Tun des Einzelnen weitaus bedeutungs‐
voller als 
inmitten der noch 
nicht end‐
nahen Auswirkung zeitbedingter Allmensch‐
heitsimpulse.
.Mehr als jeder Andere braucht aber der
Suchende nach seinem eigenen geistgegebenen
Seinsmittelpunkt, in solcher Zeit eine innere
Erfahrungswelt, in der schon das dem Äus‐
seren noch 
Zukünftige, in wirklichkeits‐
gemäßer Gestaltung 
wirkungskräftig ist...
.Diese geistig bestimmte Erfahrungswelt
im Innern des Suchenden ihm eröffnen 
zu
helfen, ist eine der vornehmlichsten Auf‐
gaben meiner Bücher.
.Sie können diese Aufgabe aber nur dann
erfüllen, wenn der Suchende sie 
Tag für
Tag zu Rate zieht und dabei stets der
 
tausendfach erwiesenen Tatsache eingedenk
bleibt, daß er sie 
niemals zu 
erschöpfen
vermag.
.Ich darf getrost behaupten, daß ein
Mensch, wenn er viele Jahrhunderte auf
Erden in seinem Leibe zu leben vermöchte
und tagtäglich in innerer Gemeinsamkeit
mit meinen Büchern wäre, doch den Tag
nicht erleben würde, an dem er behaupten
dürfte, diese Bücher hätten ihm nichts Neues
mehr zu sagen.
.In Zeiten der 
Umkehr der allmensch‐
heitlichen Strebensrichtung hält sich gar
Vieles für sehr fortschrittlich und zu‐
kunftsbildend, was in Wahrheit nur letzte
Nachwirkung des bedenklichen Willens zum
Festhalten des 
Gewesenen ist.
.Daher ist der Suchende immer in Gefahr
arger Täuschung, wenn ihm nicht Einsichten
zugänglich sind, die das 
in Wahrheit
Zukunftsbildende klar erkennen lassen.
.Solchen Einsichten aber wird er fast
auf jeder Seite meiner Bücher begegnen.
.Läßt er sich tagtäglich durch sie beraten,
dann wird sich ihm die Zukunft 
in seiner
eigenen Gegenwart bereits offenbaren,
und er wird 
Mitschöpfer des 
Kommen‐
den sein aus 
eigenem vorempfangenen
Erleben!
.Dann erst wird er an sich selbst erfahren,
daß das irdische Dasein auch in den 
schwer‐
sten und 
traurigsten Zeiten seinen „Sinn”
nicht verlieren kann, ‒ daß es ihn aber
nicht etwa im 
Denken und 
Gedachten
hat, sondern in der Fähigkeit, geistgemäß
handeln zu können.
.Wer mir „Schüler” im Geistigen sein
will, der ist es keineswegs schon, weil er
so 
denkt, wie er mich denken findet oder
zu finden 
glaubt, ‒ sondern wird es erst
dann, wenn 
sein tätiges Leben sich derart
umgestaltet, wie die Ratschläge meiner Bü‐
cher das nahelegen!
 
.Kann er sich dann eines Tages sagen,
daß diese Bücher ihm zum Anlaß wurden,
ein neues, von innerer 
Gewißheit und frü‐
her ungekannter 
Tätigkeitsfreude erfülltes
Leben zu beginnen, und daß er nicht mehr
ohne die Lehren und Anregungen, die ich
für ihn niederschrieb, leben möchte, ‒
dann hat er meine Bücher gebraucht, „
wie
sie gebraucht sein wollen”!
.Gleich anderen Dingen dieser Welt, wer‐
den auch Bücher nicht allein durch ihren
Eigenwert zum Segen oder zum Fluch,
sondern mehr noch durch die Art, wie man
sie 
gebraucht.
.So hängt denn auch die Auslösung der
substantiellen geistigen 
Hilfe die meine
Bücher zu bringen vermögen, in hohem
Maße von der Art des 
Gebrauchens durch
den Leser ab.
.Es gibt nichts auf Erden, was man nicht
mißbrauchen, ‒ was man nicht seinem
 
segenbringenden Gebrauchtwerden ent‐
fremden könnte! ‒
.Meine Bücher machen da gewiß keine
Ausnahme.
.Wer sie aber heute noch nicht in rechter
Weise zu gebrauchen versteht, der lege sie
lieber einstweilen noch beiseite, bis er sie
so zu gebrauchen 
weiß, wie sie es verlangen
müssen.
.Er wird 
nicht vergeblich auf sein
besseres Verstehenkönnen warten, wenn nur
der 
Wille, zu Licht und Klarheit zu kom‐
men, lebendig bleibt!
.Nur 
solche Menschen werden durch
den Gebrauch meiner Bücher den inneren
Frieden finden, die in Wahrheit vor ihrem
eigenen Gewissen: „
guten Willens” sind....
 
ENDE