AUS
MEINER
MALERWERKSTATT
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL-LEIPZIG 1932
BÔ YIN RÂ
IST DER DICHTER, PHILOSOPH UND MALER
JOSEPH SCHNEIDERFRANKEN
COPYRIGHT BY
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
BASEL 1932
BUCHDRUCKEREI WINTERTHUR A.-G.
 
.Wenn ich nach langen Jahren steten
Zögerns, mich selbst über 
meine Male‐
reien zu äußern, dieses aus vielen inner‐
lichen Gründen mir überaus schwer über‐
windbare Zögern nun doch überwunden
habe, so geschah das wahrhaftig nicht um
von mir als Künstler reden zu machen.
.Ich bin über die Tage längst hinaus, in
denen ich mich noch von wohlmeinenden
Anderen hin und wieder, und sehr gegen
eigenen Wunsch und Willen, dazu drängen
ließ, Bilder von mir in öffentlich zugängliche
Ausstellungen zu geben. Ich male nichts ‒
aber auch rein 
gar nichts ‒ für „das
große Publikum”, ‒ habe nicht den min‐
desten Ehrgeiz, Werke meiner Hand von
den offiziellen Stapelplätzen der Erzeug‐
 
nisse bildender Kunst angekauft zu wün‐
schen, ‒ will um des Himmels willen nicht
etwa Schule machen, ‒ sondern sehe mich
nur immer stärker und unausweichlicher
meinem geistigen Lehrwerk gegen‐
über dazu verpflichtet, Allen, die ich
durch das Wort der Sprache zu ihrem ewi‐
gen Ursprung wieder hinzuleiten suche, auch
zu zeigen, wie sich meine künstlerische Ar‐
beit als Maler, die ja vielen der mir geistig
Nahestehenden lange genug schon in hohem
Grade bedeutsam wurde, meinem ganzen
geistigen Wirken einfügt.
.Dieser Pflicht genügezuleisten, zwingt
mich zwar zu mancher Eröffnung, die mir
hart und sauer wird, da sie, notgedrungen,
den Blick in allerpersönlichste Gebiete frei‐
gibt, die in meinem Lehrwerk immer noch
durch wortgewobene Schleier vor allen ver‐
borgen gehalten werden konnten, die sich
nicht selbst das unbestreitbare Recht auf
solchen Einblick durch ihre eigene geistige
Entfaltung erworben haben.
.Aber auch dieser Umstand darf mich, wie
ich täglich deutlicher sehe, nicht mehr da‐
ran hindern, 
das über die Ursachen und Be‐
weggründe meines Kunstschaffens und die
aus ihm hervorgegangenen Werke mitzutei‐
len, was schließlich 
nur ich allein bezeu‐
gen kann.
.Dem, was bereits über meine Kunst ge‐
schrieben worden ist, wird das Nachfolgende
gewiß nicht ins Gehege kommen, wenn auch
mancher offenbar aus Mängeln eigener Mit‐
teilung erwachsene beiläufige Irrtum richtig‐
gestellt werden kann.
.Ich gebe diesem ganz persönlichen Buche
keinerlei Reproduktionen mit, weil das, was
ich hier darzulegen habe, 
aus der Dar‐
legung selbst verstehbar ist, und keine
Bildbestätigung 
braucht.
.Zudem sind Wiedergaben meiner Bilder
in mehr als genügender Anzahl bereits er‐
 
schienen,* und ich hege nicht den Wunsch,
die vorhandenen Reproduktionen auch nur
um eine einzige vermehrt zu sehen.
.Ich will ja auch hier nicht für meine
Kunst „Propaganda” machen, ‒ meine
Bilder sind in festen Händen, ‒ und ich
denke nicht daran, irgendwelchem späteren
kunsthistorischen 
Urteil vorzugreifen!
.Was ich hier mitzuteilen habe, soll ledig‐
lich verstehbar machen, was der Beruf des
bildenden Künstlers: des Malers, in meinem
Leben bedeutet, und weshalb ich nicht etwa
Arzt oder Rechtsanwalt sein könnte, obwohl
ich mein Sein und Wirken gewiß auch dann
nicht von einer Berufs-Sphäre her beein‐
flussen lassen dürfte.
.Es ist hier vor allem aufzuzeigen, was
sich mir selbst in meiner künstlerischen Pro‐
     *In meinem Buche „Welten”, Kober'sche Verlagsbuch‐ 00
handlung, sowie bei Franz Hanfstaengl, München und W. I. Stacey, 00
London. Bei Hanfstaengl auch die vorzüglichen farbigen Re‐ 00
produktionen der geistlichen Bilder in dem Buche „Der Maler 00
Bô Yin Râ” von Rudolf Schott.
duktion als 
das Wesentliche ‒ auch von
geistigem Standpunkt her gesehen ‒ er‐
wiesen hat, und wie seine Entstehung da‐
durch 
vorbedingt war, daß ein dem Er‐
leben im geistig Substantiellen geöffneter
Mensch gleichzeitig die Ausbildung als Maler
erhalten hatte.
.Weiter aber sehe ich mich vor Mit- und
Nachwelt verpflichtet, über ein, auch in
meinem 
ureigensten, durch meine Gei‐
stigkeit bedingten Schaffenskreis, 
ganz
isoliertes Werk und seine Entstehung Be‐
richt zu erstatten, weil hier der 
Gegen‐
stand der Darstellung zu erhaben ist, als
daß ich nicht zeitig jeder 
Legendenbil‐
dung wehren müßte.
.Zuletzt ‒ wenn auch wahrlich nicht in
letzter Linie ‒ werde ich hier auch darauf
hinzuweisen haben, daß die mir infolge an‐
geborener geistiger Artung zuteilgewordene
geistige Bewußtseinsentfaltung mit
der künstlerischen Grundbefähigung des
äußeren Menschen, als mit einer geforder‐
ten 
Voraussetzung rechnet, einerlei,
nach 
welchen künstlerischen Bezirken hin
diese Befähigung tendiert.
.Nicht mein Beruf hat meine 
Berufung
bestimmt, ‒ wohl aber bestimmte die Be‐
rufung mir den 
Beruf!
.Soviel ist gewiß: ‒ daß ich niemals
einem anderen Künstler Konkurrenz ge‐
macht habe, ‒ niemals gleichen Ehrgeiz
mit anderen Malern teilte, ‒ und niemals
als Maler irgendwo mit in Wettbewerb zu
treten gedenke!
.Wenn Begabte sich der Malkunst zuge‐
wandt haben um ihrem Drang zur 
Dar‐
stellung der sachlich gegenständ‐
lichen Umwelt das nötige handwerkliche
Können zu erwerben, andere um ihre 
Im‐
pressionen aus dieser Umwelt wieder‐
geben zu lernen, andere um ein Darstellungs‐
mittel zu beherrschen, das ihnen erlaubt,
ihr 
subjektives Seelenleben, in was
immer für einer „Kunstrichtung”, bildhaft
dramatisch zum 
Ausdruck zu bringen,
 
und alle schließlich danach streben, in ihrer
Art die Gleichbemühten, wenn irgend mög‐
lich, zu 
überflügeln, so waren mir 
alle
diese Motive von Anfang an 
innerlich
fremd.
.In solcher Mitteilung soll aber gewiß
nicht etwa irgendwelche 
Wertung oder gar
Abschätzung getroffen werden.
.Sie ist lediglich 
Konstatierung!
.Nötig wird diese Konstatierung, weil
die durch sie bezeichnete, mir von Natur
aus gegebene innere Situation mein Werden
und Schaffen viel stärker bestimmt hat als
jeder äußere Einfluß.
.Vielleicht findet dann aber die mir vom
allerersten Anfang an so selbstverständliche
Auffassung des Zeichnens und Malens als
einer geradezu 
sakralen Handlung, auch
dadurch ihre Erklärung, daß ich vordem
durch unerwartetes Schicksal, das meine
Eltern betraf, mich gezwungen fand,
kaum dreizehnjährig und noch fast ein
Kind, ‒ der Schule vorzeitig entnommen,
‒ im Fabriksaal an der Drehbank und am
Schraubstock, brauchbare, wenn auch na‐
türlich einfachste Arbeit leisten zu lernen,
deren Resultate immer 
ein Ganzes
sein mußten, und daß mir dadurch 
alle
manuelle Arbeit seltsamerweise nicht etwa
verhaßt, sondern geradezu 
heilig gewor‐
den war. ‒
.Um wieviel gesteigerter mußte mich die‐
ses Empfinden erfüllen gegenüber einer Tä‐
tigkeit die ich endlich, nach drei harten,
frühzeitig vielerlei fordernden, wechselvol‐
len Jahren, nun als Kunststudierender aus‐
üben durfte, und die mich dazu führen
sollte, späterhin ein wirkliches 
Kunst‐
„Werk” gestalten zu können!
.Von da aus ward wohl auch meine Auf‐
fassung des „
Bildes” als geschlossener
Ganzheit: ‒ als eines 
in sich ruhenden
Kosmos der zu ihm gehörigen Formen
und Farben, bestimmt.
.Wurde schon die künstlerische 
Arbeit,
die einmal zur Bildgestaltung führen sollte,
als besonders geheiligt empfunden, so stand
das Bildwerk selbst, lange bevor ich ein
solches schaffen konnte, erst recht als etwas
Heiliges, ja fast als ein Wunder, vor meiner
Seele.
.Man mag diese Betrachtungsweise als
„primitiv” bezeichnen, aber sie war von
meinen ersten Elementarstudien an die
meine, und ist es bis heute geblieben.
.Niemals wäre es mir in den Sinn gekom‐
men, daß ich wie meine Mitstudierenden,
aus den schon genannten Motiven her
malen könnte, ‒ am wenigsten aber: das
Malenkönnen als Mittel zu betrachten um
dem 
Ausdrucksbedürfen der Seele zu
dienen.
.Dazu schien mir schon von der Schul‐
bank her 
das Wort und allenfalls 
der
Reim gegeben, denn 
musikalische Aus‐
drucksmöglichkeit bestand nur in allzu‐
geringer Form, als daß ich ihr mich hätte
anvertrauen mögen, wenn auch die 
Sehn‐
sucht nach musikalischem Ausdruck mich
zu den wunderlichsten Torheiten trieb, da
sich ein Nachholen musikalischer Lehre aus
verschiedenen Gründen als unmöglich er‐
wies.
.Resultat meines Malenlernens aber konn‐
te meinem Empfinden nach nur 
das Bild
als Gegenstand seiner selbst sein
und das Malen faßte ich immer nur auf
als 
Dienst am Bilde, weshalb ich denn
auch weit mehr von mir Gemaltes wieder
zerstörte als ich bestehen ließ, weil ich
nur gelten lassen konnte, was vor meinen
Augen als 
in sich beruhendes „
Bild”
bestand.
 
(Was dennoch 
außerdem erhalten blieb,
dankt seine Erhaltung 
nicht meinem
Wunsch und Willen.)
.So kommt es, daß die Anzahl der Bilder
die von mir in der Welt sind, recht beschei‐
den ist, wenn man sie als Zeugnis bis jetzt
etwa dreier Jahrzehnte hingebendster künst‐
lerischer Tätigkeit betrachtet.
.Als wahrer Fanatiker des 
Bildes: ‒ der
in sich abgerundeten, in sich beschlossenen
Schöpfung, ließ und lasse ich auch meine
Vorstudien niemals bestehen, weil mich
alles dergleichen dem Bilde gegenüber stört,
das nach seiner Vollendung in seinem 
eige‐
nen Leben 
allein beruhen soll.
.Gewiß gab es neben dieser 
Grundströ‐
mung in mir auch gelegentliche 
Zuflüsse:
‒ Einflüsse von außenher, mit denen ich
fertig werden mußte, so, wie ich mich auch
zeitweilig darin versuchte, mancherlei mehr
dichterischen Stimmungen in Folgen von
Schwarz-Weiß-
Zeichnungen Formung zu
geben.
.Aber derartiges war immer in kürzester
Zeit wieder überwunden und in mir aus‐
gemerzt, auch wenn es mir verhältnismäßig
mehr Anerkennung und Aufmunterung ge‐
bracht hatte als mein mir wesenseigenes
Streben zum völlig in sich ruhenden, 
nur
in den seelischen Werten seiner Formen und
Farben beschlossenen „
Bilde”.
.Mehr als alles andere, was sonst einem
jungen Maler zu schaffen machen mag, gab
mir die schon frühzeitig erlangte Einsicht
innere Beschäftigung, daß auch in der Ma‐
lerei, sogut wie in der Musik, eine 
mathe‐
matische Gesetzmäßigkeit herrsche, die
man in sich erfaßt haben müsse, wenn man
in meinem Sinne zum „Bilde” kommen
wolle, als einer wirklich in sich vollendeten,
nicht mehr über den Bildrahmen hinausver‐
langenden, 
augenfaßlichen Symphonie.
.Bestätigung und Bekräftigung dieser Ein‐
sicht fand ich zuerst bei 
Hans Thoma,
dem ich durch einen eigenen älteren Ver‐
wandten, der mit dem damals erst kurz vor‐
her zu breiterer öffentlicher Anerkennung
gelangten Maler bekannt geworden war, ‒
ganz gegen meinen Willen ‒ zugeführt
wurde.
.Ich hatte große Scheu vor der Begegnung
mit dem dazumal von dem Kunsthistoriker
Henry Thode gerade so hochgepriesenen
Manne, aber Thoma interessierte sich wider
Erwarten sogleich außerordentlich für meine
ersten landschaftlichen Bildversuche und
gab mir dann ohne irgendwelches Entgelt
etwa anderthalb Jahre lang überaus instruk‐
tiven Unterricht, bei dem er den Hauptwert
darauf legte, daß ich, an Hand seiner eige‐
nen Studienmappen, lernen solle, für alles
die möglichst 
einfachste Darstellungsart
zu finden.
.Heute noch denke ich voll Dankbarkeit
an jedes Wort zurück, das er mir damals
 
sagte, und wenn auch die anfängliche enge
Anlehnung an die ureigenste Darstellungs‐
art des großen Malerpoeten bald wieder von
mir aufgegeben worden war, so wirkt doch
seine prachtvoll eindrückliche Unterweisung
bis auf den heutigen Tag lebendig und an‐
regend in mir fort.
.Von dem, was ich für mich: „
die Ma‐
thematik der Raumverteilung und
der Farbenwerte” nannte, wußte Hans
Thoma offenbar mehr, als er zugeben mochte,
denn er sah nicht gerne das innere Leben
eines Kunstwerks allzugenau erforscht, weil
das Bewußtwerden der Schaffenskomponen‐
ten seinen eigenen ‒ von ihm selbst schon
dazumal mir gegenüber als Drang zum
schöpferischen „
Spiel” definierten ‒ künst‐
lerischen Darstellungstrieb irritierte.
.In den Äußerungen 
Böcklins, ‒ wie
sie nach seinem Tode durch seine Freunde
und Schüler überliefert wurden, fand ich
nachmals vieles auf sehr ähnliche Art er‐
klärt und aufgelichtet, wie es mir Thoma,
trotz seiner mangelnden Neigung, die be‐
stimmenden Faktoren der Bildwirkung frei‐
gelegt zu sehen, ehedem ratend und war‐
nend, aus seiner eigenen Erfahrung heraus,
an manchem Beispiel aufgezeigt hatte.
.Jene Maler und Kunstkritiker seiner
Zeit, die Hans Thoma den kritisch sichten‐
den „
Kunstverstand” absprechen woll‐
ten, waren 
sehr im Irrtum, und ahnten
nichts von der bescheiden verborgengehal‐
tenen 
weltweiten Bildung dieses Künst‐
lermenschen!
.Frühzeitig schon durch den von mir mit
Ehrfurcht und Liebe bewunderten großen
Meister in meiner Neigung bestätigt, 
die
Landschaft zum Gegenstand meines
Kunstschaffens zu wählen, ging ich bewußt,
und nur höchst selten durch ein anderes
Verlangen gestört, meinen Weg zur Bild‐
gestaltung auf Grund der seelischen Ein‐
drücke, die ich 
in der Natur empfing.
.Wie ich ehedem in dem normalen Stu‐
diengang, den Kunstschule und Akademie
vorschrieben, viele Hunderte von Akten,
Modellköpfen, Gewandstudien und Kom‐
positionsentwürfen im Laufe der Lehrjahre
gemalt oder gezeichnet hatte, so folgten
jetzt die intensivsten Studien aller 
land‐
schaftlichen Elemente und zwar keines‐
wegs nur im Sinne impressionistischer Auf‐
fassung, sondern allermeist so, daß diese
Studien gut auch als geognostische und
botanische Darstellungen hätten gelten
können.
.Auf solche ‒ fast allzupedantisch gründ‐
liche ‒ Weise vorbereitet, kam ich zu mei‐
nen ersten, von mir auch heute noch künst‐
lerisch anerkannten „
Bildern”.
.Sowohl dem gegenständlich Dargestell‐
ten, wie der Ausführung nach, erstrebte ich
die äußerste 
Einfachheit.
.Vorn ein paar Geländeüberschneidungen,
ein paar dunkle, kegelförmige Tannengrup‐
pen oder Tannen- und Kiefern-Stämme, ‒
seltener auch Laubgehölz, ‒ dahinter be‐
waldete Kuppen und in der Tiefe die Linien
ferner Berge über denen zarte oder hochge‐
ballte Wolken sich zeigten: das war gewöhn‐
lich 
alles auf dem Bilde 
Dargestellte.
.Fast immer waren es Stimmungen der
Morgenfrühe, oder des späten Nachmittags,
der Abendruhe und Dämmerung oder der
lichten Nacht.
.Auch einige Mondscheinbilder stammen
aus dieser Zeit.
.Das ganze Bild pflegte ich in sonoren,
satten Tönen zu halten, doch auch in seinen
dunkelsten Partien von innen heraus durch‐
leuchtet.
.Die Malweise war breit und flächig, aber
so, daß jeder Pinselstrich aufgelöst wurde
 
in den opaleszierenden oder tiefdunkel in
sich belebten Farbenmassen, die nur höchst
selten einmal mehr pastos aufgetragen wur‐
den.
.Die strengste Aufgabe die ich mir damals
stellte, war: daß man dem vollendeten Bilde
nicht mehr ansehen dürfe, wie es entstanden
sei. Für den sogenannten künstlerischen
„Schmiß” und jegliche Pinselbravour war
natürlich bei solchem Bestreben kein Platz,
hingegen aber gab es auch auf dem ganzen
Bilde keinen Quadratzentimeter in dessen
Fläche die Farbe nicht zum „
Klingen”
gekommen wäre.
.Mein Bild: „Abend im Spessart”, das der
in London lebende Japaner Urushibara, in
die Technik des altjapanischen Farbenholz‐
schnittes übersetzt, auf seine Art wieder‐
gegeben hat, und das unstreitig bis jetzt
auch 
die getreueste seiner Wiedergaben
meiner Bilder* blieb, gehörte zu der Reihe
* Sämtlich bei W. J. Stacey, London. (Das genannte Blatt
vergriffen!) 
hier
dieser ersten Werke, die ich hier zu beschrei‐
ben suche.
.(Mittlerweile sind meinerseits zwei Varia‐
tionen des gleichen Themas entstanden, bei
denen ich aber dem Aufbau des Bildes durch
die Flächen der Pinselstriche größere Rechte
eingeräumt habe.)
.Hier sei denn auch gleich einiges über
meine Stellung zur 
Malweise eines Bildes
gesagt.
.Bestimmend blieb mir in dieser Hinsicht
bis auf den heutigen Tag die durch Hans
Thoma seinerzeit erhaltene künstlerische
Erziehung zur möglichsten 
Einfachheit
der Darstellungsmittel, aber ich habe
mich 
nie auf eine 
bestimmte Malweise
festgelegt, sondern im Laufe der Jahre
die erstrebte äußerste Einfachheit 
auf sehr
verschiedene Weise zu erreichen gesucht,
und dabei auch einmal den gelegentlichen
Rat eines zu virtuoserer Kunstauffassung
geborenen, befreundeten Ateliernachbars
dankbar begrüßt, als ich, ‒ damals durch
Segantini stark beeindruckt, ‒ Schnee‐
landschaften, die mich lange Zeit in Bann
hielten, statt in meiner flächigen Art, in
einer äußerst mühseligen schraffierenden
Aufteilung der Fläche zu bewältigen
suchte, deren Nachteile er mir durch eine
verkleinerte rasche Wiedergabe meines Bil‐
des in einer breiten flächigen Manier, auf
einem Malkarton sehr augenfällig zu bewei‐
sen wußte, und mich so wieder auf meinen
eigenen Weg brachte.
.Als ich aber dann in Südschweden Meer‐
und 
Felsklippen-Landschaften in den
zerklüfteten Buchten der Halbinsel Kullen
malte, war ich, durch die Struktur des zer‐
rissenen Gesteins veranlaßt, zu einer mir
scheinbar ganz fernliegenden lebhaft be‐
wegten 
zeichnerischen Traktierung der
Farbe gekommen, um dann vor den Ruinen
der Antike in 
Griechenland mir wieder
eine zu 
diesen und den dortigen groß‐
linigen kahlen Bergwänden besser geeignet
erscheinende Malweise die 
den breiten
Pinselstrich als Aufbauelement gelten
ließ, zu schaffen.
.So habe ich mich immer in meiner Mal‐
weise dem gegebenen Darstellungsproblem
angepaßt, und es ist daher ganz unvermeid‐
lich, daß eine Datierung meiner Bilder auf
Grund der in ihnen zutagetretenden manuel‐
len Behandlung der Farbe, zu irrigen Schlüs‐
sen führen müßte.
.Auch heute noch wahre ich mir durch‐
aus die Freiheit, mir für jedes neu ent‐
stehende Bild die Malweise 
neu zu be‐
stimmen, denn es handelte sich ja bei den
verschiedenen Darstellungsweisen, die ich
jeweils pflegte, nicht um aufeinanderfol‐
gende Stufen einer technischen Entwick‐
lungs-Skala, sondern immer um einen be‐
wußten, 
freien Entschluß zur Anwen‐
dung einer anderen Arbeitsweise.
.In 
jeder Art der Darstellung, die ich je‐
mals wählte um ein Bild zu gestalten, wird
man aber die mir eigene 
ornamentale Auf‐
fassung der Natur gewahren, und selbst die
Formung des Gegenständlichen durch zahl‐
lose Linien- und Farbenfäden, wie ich sie vor
den rissigen Felsklippen von Kullen zur An‐
wendung brachte, durfte keineswegs das Or‐
namentale in meiner Auffassungsart unter‐
drücken.
.Ich muß hierbei darauf aufmerksam ma‐
chen, daß mir 
das freie Ornament, schon
von sehr jungen Künstlerjahren an, als die
höchste, weil reinste Form künstlerischer
Darstellung 
in der Fläche gilt, und daß
mir das 
Auflösen der Fläche, soweit es
über die Darstellung eines innerhalb des
Bildrahmens klar gegliederten Raumes hin‐
aus, 
unbestimmbaren Raum zu schaffen
sucht, als 
künstlerische Verirrung er‐
scheint, auch wenn auf Grund dieser Ver‐
irrung zahllose Werke der Malerei entstan‐
den sind, deren Bewunderungswürdigkeit
gewiß nicht angezweifelt werden darf.
.Natürlich weiß ich, daß diese hohe Be‐
wertung des „
Ornaments” in der Malerei
nicht nur bereits in den einzigen erhaltenen
altgriechischen Malereien, die ich im Mu‐
seum von 
Volo in Thessalien studieren
durfte, erkennbar wird, und weit später
über 
Cimabue und 
Giotto bis zu 
Raffael
führt, sondern auch in vielen 
vorgriechi‐
schen Kunstzeugnissen der Welt ‒ von
den asiatischen Kunstdenkmälern ganz ab‐
gesehen ‒ zutagetritt, aber in allen Län‐
dern der Erde ebenso auch 
heute zu finden
ist, wo immer Künstler leben, deren Empfin‐
den das materialistisch primitive Kunst‐
stück, die 
Fläche zur 
Raumillusion zu
mißbrauchen, nur schwer erträgt.
.Daß mir 
die Maltechnik an sich,
also das 
chemisch Technische, wie die
Präparierung der zu bemalenden Fläche, die
Bereitung der Farben, ihre Herkunft und
ihre Haltbarkeit in der Vereinigung mit den
verschiedenen Bindemitteln, jahrelangen
Studiums wert erschien, so daß es keine
Technik gibt, von der altägyptischen En‐
kaustik über das Fresko bis zu den neueren
Malverfahren, die ich nicht experimentell
und zum Teil auch praktisch erprobt habe,
möchte ich nur nebenbei hier nicht ganz
unerwähnt lassen. Gründliche Studien der
Farbenchemie gaben diesen Arbeiten
sicheren Grund. Daneben war das intensive
Studium der 
Alten Meister und ihrer
Technik, ‒ unterstützt durch Kopien, bei
denen diese Technik jeweils Anwendung
fand, ‒ ein stets neuer Genuß.
.Die Galerien in München, Schleißheim,
Berlin, Dresden, Wien und Paris gaben da‐
zu reichlich Gelegenheit, nachdem dieses
 
Studium schon in der Städel'schen Galerie
in Frankfurt begonnen worden war.
.Auch eine, sonst bei Malern kaum all‐
tägliche Vertiefung in das Studium der
Architektur fiel in diese Zeit und hat mir
späterhin Vieles erschlossen.
.Zu gutem Ende folgte dann noch das
Erlebnis 
Italien, und danach, ‒ aller‐
dings erst viel später, ‒ das bis ins
Tiefste erschütternde Erleben 
Griechen‐
lands, ‒ sowohl landschaftlich, wie ar‐
chäologisch.
.Alle dem gingen strenge 
kunstwissen‐
schaftliche Studien parallel, deren Durch‐
führungsmöglichkeit ich an den verschiede‐
nen Orten immer wieder Gelehrten zu
danken hatte, die an meinen Interessen
lebendigen Anteil nahmen, und mir die
Hilfsmittel ihrer Institute ausgiebig zur
Verfügung stellten.
.Auch andere und mir scheinbar sehr
ferneliegende wissenschaftliche Bezirke sind
mir in gleicher Weise zugänglich gemacht
worden.
.Alles das hier Erwähnte gehört für mich
mit in dieses Kapitel: „
Warum ich malen
lernen mußte”, denn es bekundet die Stre‐
bungen, die schon in mir bis zu gewissem
Grade lebendig waren, als ich, in immer
noch zeitigen Jünglingsjahren, endlich zu
der knappen Möglichkeit des Studiums ge‐
langt, das 
Kunststudium wählte, obwohl
ich im schulmäßigen Zeichnen ehedem kei‐
neswegs einer der Ersten war, und mich nun
auch viel leichter einem 
anderen, damals
näherliegenden Studiengebiet hätte zuwen‐
den 
können.
.Das ganze unendlich reiche ‒ und vom
Elternhause her kaum wie eine ferne, wun‐
dersame „terra incognita” erahnte ‒ 
Ge‐
 
biet der bildenden Kunst war innerlich
„
gemeint”, als ich den ersten Schritt zum
Erlernen des Malens endlich wagen durfte
und wagte. Der Beruf als 
Maler erschien
mir nur als die praktisch geforderte Weihe,
um in dieses von mir als überaus hehr und
heilig geglaubte Reich Zutritt zu erlangen,
das ich heute, nachdem ich wahrlich in ihm
Heimrecht fand, ‒ auch trotz aller Profa‐
nation, die mir nun einmal doch schlechter‐
dings begegnen mußte, weil sie nur allzu‐
reichlich vorhanden ist, ‒ keineswegs in
geringerem Grade als „
heilig” empfinde,
wie dazumal.
.Die 
wirkliche Würde und Erhabenheit
einer so hohen seelischen Auswirkungs‐
fähigkeit des irdischen Menschen, wie sie
in der bildenden Kunst zutagetritt, ist ja
vom substantiellen ewigen Geiste
her bestimmt, und kann 
niemals ge‐
mindert werden durch irgendwelche Mas‐
sen Einzelner, die sich in der ihnen dar‐
gebotenen und vom Geiste her vorbehalte‐
 
nen seelischen Höhenlage 
nicht zu er‐
halten wissen.
.Es handelt sich bei diesem Erhalten‐
können im Seelischen 
nicht darum, daß
man sich auf Grund seiner besonderen Be‐
gabung ‒ etwa als „Maler”, als „Plastiker”
‒ seelisch 
determiniere und 
verenge,
sondern darum, daß man sich, ganz 
ab‐
gesehen von der spezifischen Begabungs‐
art, als 
ungeteilter, 
ganzer Mensch,
in der seelischen Höhenlage zu erhalten
strebe, die jeder, seines anvertrauten Talen‐
tes Würdige, in seinem innersten Innern als
die ihm 
allein wirklich gemäße Atmo‐
sphäre empfindet.
.Der bohememäßige fatale Beiklang, den
die Berufsbezeichnung bildender Künstler
im Verlaufe der ersten Hälfte des letzten
Jahrhunderts allmählich erhielt, und der
jetzt noch vielfach als Unterton einer ver‐
logenen Romantik mitschwingt, wenn von
„Malern und Bildhauern” etwa die Rede
ist, hat wirklich nichts mit diesen Berufs‐
bezeichnungen zu schaffen, auch wenn er
zu manchem antiquierten „Talentierten”,
der sein Leben lang schlecht und recht in
ungeordneter Weise sein Talent 
verschleu‐
dert hat, noch passen mag.
.Der bildende Künstler besitzt auch wahr‐
lich durch sein berufsgefordertes selbstver‐
ständliches 
Können keinerlei 
Ausnahme‐
stellung gegenüber anderen menschlichen
Berufungen und Berufen, in denen ebenso
das 
ihnen gemäße Können und Wissen
selbstverständlich ist.
.Soll ich aber nun, nach so manchen
scheinbaren Abschweifungen auf die ich
nicht verzichten durfte, endlich den mir
heute 
bedeutsamsten Grund aufzeigen,
„warum ich malen lernen 
mußte”, so ist
hier vorauszuschicken, daß ich allerdings
gerade 
diesen Grund zu Beginn meines
Studiums gewiß auch nicht ahnungsweise
kennen konnte.
.Er wurde mir erst dann bewußt, als
schon seit langer Zeit die 
Resultate vor‐
lagen, die ihm Bestätigung geworden waren.
.Nicht im Traum hätte ich damals, als
ich mich endlich dem Kunststudium zu‐
wenden konnte, geglaubt, daß es auch mög‐
lich sei, als Maler etwas wiederzugeben, was
durch das physische Auge unmöglich wahr‐
zunehmen ist.
.Daß alle die Darstellungen wie sie die
alten Maler aus der christlichen heiligen
Geschichte wählten, nicht im Augenschein
erlebt worden waren, hatte hier 
nichts zu
besagen, da doch alles zur Darstellung
Nötige jederzeit als Studienobjekt zugäng‐
lich war.
.Wie aber hätte ich mir vorstellen sollen,
daß es auch möglich sei, Dinge, die keine
irdischen Dinge sind, in Farben, die nur
selten an irdischen Dingen faßbar werden,
durch die Kunstmittel der Malerei wieder‐
zugeben!?
.Ich hatte ja dergleichen noch nicht 
er‐
lebt, obwohl mir Erlebnisse damals schon
lange fraglos waren, die man auch heute
noch als lediglich 
subjektiv begründet
glaubt, soweit man von ihnen hört, weil
auch reifste westliche Wissenschaft nichts
von den außerordentlichen Möglichkeiten
weiß, die unter bestimmten Voraussetzun‐
gen im physischen „Natur”-Bereich dafür
geeigneten Menschen dargeboten sind.
.Erst als ich auch jenes, mir in jeder Weise
neuartige Erleben kennengelernt hatte, ‒
das eine ganz neue Art des Er-hörens und
Er-blickens voraussetzte, ‒ konnte mir der
erste Gedanke kommen, ob das von mir
Erlebte nicht auch mit malerischen Mit‐
teln für meine Mitmenschen darstellbar sei,
um ihnen dadurch, in einer für das physi‐
 
sche Auge aufnehmbaren Übersetzung,
etwas von der erlebten Schönheit der in
aller Erscheinung wirkenden geistigen
Kräftewelten zu vermitteln.
.Eine bildhafte Vorstellung von diesen
Welten 
allerursprünglichster, 
ursäch‐
licher Realität geben zu können, und durch
die ganz von selbst allmählich wahrnehm‐
bar werdenden, primären geistigen Schwin‐
gungen meiner Bilder dieser Art, die Seelen
ihrem eigenen Ursprung wieder näher zu
bringen, war mir von da an höchste Auf‐
gabe für meine Kunst, der nun die erlebten
Formen der geistigen Kräftewelten genau
so 
Material der Bildgestaltung wur‐
den, wie das vordem nur die Formen und
Farbenbeziehungen der irdisch physischen
Landschaft gewesen waren.
.Obwohl ich sehr lange Zeit hin die
äußerste Zurückhaltung geübt hatte, wenn
sich Gelegenheit bot, diese geistlichen Bil‐
der 
zeigen zu können, veranlaßte mich
doch eines Tages die Möglichkeit, sie 
Max
Klinger vor Augen zu bringen, der seit ein
paar Jahren warmes Interesse an meiner
allgemeinen künstlerischen Entwicklung
nahm, zu einer Überwindung aller Scheu.
.Ich hatte es auch durchaus nicht zu be‐
reuen, denn ich fand bei dem sonst mit Be‐
wunderungsäußerungen eher recht kargen
Künstler eine 
begeisterte Bejahung die‐
ser Bilder, obwohl er sich meiner Erklärung
des inneren Erlebens, dem sie allein ihr Da‐
sein verdankten, keineswegs zugänglich
zeigte.
.Es sei ihm gleichgültig, „woher” diese
Bildmotive mir kämen, ‒ 
er sähe nur 
die
Bilder, und 
mich, der sie 
gemalt habe, ‒
alles andere gehe ihn nichts an.
.Beim Abschied noch konnte er sich kaum
genugtun, mir einzuschärfen, ich möge mich
nur „
ja nicht dekouragieren lassen”,
und ich höre diese lebhaft betonten Worte
heute noch im Ohr, als wären sie gestern
gesprochen worden.
.Diese Mahnung bezog sich darauf, daß
er vorher mit aller Energie meine Abnei‐
gung gegen ein öffentliches Ausstellen die‐
ser Bilder bekämpft hatte.
.Seiner Meinung nach gehörten sie
„
schleunigst” in die Öffentlichkeit, da
ich mich hier ‒ wie er sich ausdrückte ‒
nun wirklich „
gefunden” hätte, ‒ und
so sollten sie, unter Berufung auf ihn, an
seriöser Stelle gezeigt werden.
.Ich habe aber 
keinen der mir angerate‐
nen Schritte getan, da meine Gegengründe
doch stärker waren. Er hätte mir das nie
verziehen, wäre er nicht zur Überzeugung
gelangt, daß ich hier gegen die Kraft eines
inneren Widerstandes nicht aufkommen
könne.
.Wie ich Klinger gesagt hatte, verspürte
ich zu jener Zeit, als es noch keinen Expres‐
sionismus, Surrealismus und dergleichen
gab, recht wenig Lust, auf der einen Seite
womöglich das Interesse der Neurologen zu
erregen, auf der anderen aber Formen und
Farben, die für mich mit höchsten geistigen
Erlebnissen unlösbar verbunden waren,
fabrikmäßig vulgärer „kunstgewerblicher”
Ausbeutung preisgegeben zu sehen.
.Daß ich mindestens mit der letzten Be‐
fürchtung im Recht war, konnte ich später,
nach dem Erscheinen der ersten Reproduk‐
tionen meiner geistlichen Bilder, an Theater‐
dekorationen und ‒ lächerlicher noch ‒
an „modernen” farbigen Textilwaren fest‐
stellen, wo in beiden Fällen die nichts‐
ahnenden Nacherfinder in aller Seelenruhe
Formen dieser Bilder 
zusammen verwen‐
det hatten, die den ärgsten 
Nonsens in
solcher Kombination ergaben... Es ging
den Herren wie jenem Delikatessenhändler,
der sein Schaufenster mit Teepaketen deko‐
 
rierte und recht geschickt dabei auch einen
mit chinesischer Schrift gezierten Kisten‐
deckel als Beweis des Imports mit zu ver‐
wenden wußte, bis ein des Chinesischen
kundiger Gelehrter ihn auf die Seltsamkeit
solcher Reklame aufmerksam machte, denn
ein Boshafter oder ein Witzbold hatte in
China, in den dekorativen Charakteren der
chinesischen Schrift, auf die Kiste geschrie‐
ben: „Dreimal überbrühter Tee für die
westlichen Teufel”.
.Wenn ich nun aber auch dem so wohl‐
meinenden Ratschlag Max Klingers in mir
zu viel Hemmungen entgegenstehen fand,
als daß ich ihn vor mir selbst hätte befolgen
dürfen, so war begreiflicherweise die freu‐
dige Zustimmung des sonst so vornehm ver‐
haltenen Künstlers doch ein großes Ge‐
schenk für mich geworden.
.Klinger war allerdings nicht nur bilden‐
der Künstler, sondern auch ein eminent
musikalischer Mensch, dem möglicher‐
weise manche Formen- und Farbenbezie‐
hungen auf meinen Bildern Empfindungen
ausgelöst hatten, die er sonst nur durch das
Medium der 
Musik zu empfangen gewohnt
war, und ich durfte gewiß nicht von 
seiner
spontanen Begeisterung für diese Bilder
auch auf die Empfindungsfähigkeit 
ande‐
rer Menschen schließen. Aber zum minde‐
sten mußte ich doch seinem unendlich dif‐
ferenziert abwägenden künstlerischen Urteil
vertrauen, wenn das, was er nunmehr von
mir gesehen hatte, solche 
unbedingte An‐
erkennung bei ihm fand.
.Wenn vorher noch irgend ein Schatten
eines Zweifels in mir war, „
warum ich
malen lernen mußte”, so konnte er jetzt
gewiß nicht mehr in mir aufkommen, auch
wenn für Klinger nur 
das Kunstwerk, so
wie es vor ihm stand, in Betracht kam, ganz
abgesehen von der mir im Geistigen auf‐
geschlossenen Farben- und Formenempfin‐
 
dungswelt, aus der es tatsächlich seine Be‐
fruchtung empfing.
.Ich habe mich gewiß auch weiterhin
nicht veranlaßt gesehen, etwa keine Bilder
aus 
landschaftlichen Motiven mehr zu
malen, wie Klinger mir ernsthaft angeraten
hatte, und die ganze Reihe von Bildern aus
Griechenland ist erst lange 
nach der Er‐
kenntnis entstanden, daß ich in 
erster
Linie 
darum zum Malen gekommen war,
um meine 
geistlichen Bilder schaffen zu
können, ‒ wohl aber wußte ich fortan
immer zu unterscheiden zwischen dem, was
auch 
Andere konnten, und dem, was mir
infolge einer ganz singulären Bewußtseins‐
entfaltung 
nur allein darzustellen 
mög‐
lich war.
.Heute aber weiß ich 
mit aller Be‐
stimmtheit, daß ich seinerzeit, ohne es
zu ahnen, 
nur um der später ermög‐
lichten Entstehung dieser geistli‐
chen Bilder willen, der 
Malerei zuge‐
führt worden war, deren praktisches Stu‐
dium mir damals weit weniger nahe lag und
weit geringere Förderung finden konnte, als
etwa das von mir lange Zeit hin 
vorher er‐
sehnte Studium der 
Theologie, vor dem
mich seltsamerweise von außenher der Wille
meines streng religiösen irdischen 
Vaters,
‒ von innenher aber meine 
geistige Füh‐
rung fernezuhalten wußte.
.Ich mußte malen lernen, damit von die‐
ser meiner Zeit an die Realität der sub‐
stantiellen geistigen Welt durch 
augen‐
faßliche Gestaltungen 
vorstellbar wer‐
den konnte, auch wenn erst ein viel später
kommendes Geschlecht diese Möglichkeit
werten können wird.
.Ich mußte 
malen lernen, um ein Zeuge
substantiellen geistigen Lebens zu
werden...
 
.Die Bildwerke von denen hier nun zu
sprechen ist, sind bisher vielfach, ‒ in der
Verlegenheit, ein Rubrum dafür zu finden,
‒ als „mystische” Bilder bezeichnet wor‐
den, und ich vermochte es ehedem um so
weniger, mich über diese Scheindeklaration
zu ereifern, da ich ja selbst damals keine
Bezeichnung zu finden wußte, die ich als
unbestreitbar richtig empfunden hätte.
.Endlich aber sehe ich mich doch dazu
verpflichtet, hier ein für allemal auszuspre‐
chen, daß 
nicht ein einziges dieser als
„mystisch” bezeichneten Bilder auch nur
das Geringste mit „
Mystik”, oder zu Recht
als „
mystisch” bezeichnetem „
Schauen”
zu tun hat, und daß sämtliche, ohne Aus‐
nahme, auf die durchaus normale Weise
 
entstanden sind, in der jedes wirkliche
Kunstwerk entsteht, also auf Grund ehrlich
erworbenen handwerklichen Könnens, nach
zahllosen Vorstudien und Versuchen, und
in hartem künstlerischen Ringen.
.Es handelt sich bei diesen aus linearen
Gliederungen erwachsenden dynamischen
Farbenkompositionen vielmehr um etwas
Ähnliches, wie etwa um künstlerische Ge‐
staltungen nach jenen Formen und Farben,
die ‒ vergleichsweise gesagt ‒ bei leben‐
den Präparaten zuweilen unter dem Mikro‐
skop sichtbar werden, oder, vielleicht noch
richtiger: ‒ um Darstellungen von Form‐
und Farbgebilden, die ihrer dynamischen
Art nach den „
Chladni'
schen Klang‐
figuren”, ‒ wenn auch auf ganz unermeß‐
lich höherer Ebene entstanden, ‒ ver‐
glichen werden könnten.
.So bestechend dieser Vergleich aber auch
für mich selber ist, wenn es sich darum han‐
delt, verstehbar zu machen, wie ich zu die‐
sen, der Außenwelt sichtlich so fremden
Lineargebilden und Farbengestaltungen
komme, bei deren Formung mir nichts fer‐
ner liegt als etwa künstlerhafte Neuerungs‐
sucht oder irgend eine Art Mystizismus, ‒
so muß ich doch hier, um Irrtümern jeden
Boden zu entziehen, deutlichst aussprechen,
daß es sich in keiner Weise etwa um die
künstlerische Auswertung 
physikali‐
scher, wenn auch noch so verborgener, ‒
also „okkulter” ‒ Vorgänge handelt, son‐
dern um Darstellung ewigen 
substantiell
geistigen Geschehens.
.Ich möchte aus eigener Erfahrungs‐
bestätigung fast mit Sicherheit annehmen,
daß unter den Musikern: 
Johann Seba‐
stian Bach innerlich das 
gleiche geistige
Erleben irgendwie in sich erfahren haben
müsse, so daß er 
in Tönen darzustellen
suchte, was ich 
der Farbe nach wieder‐
zugeben strebe. Daß 
Goethe ähnliches Er‐
leben kannte, steht für mich außer aller
Frage.
.Von allen 
Bezeichnungen, die man
dieser meiner durchaus in rein 
geistigem
Erleben gegründeten und nur von daher
befruchteten künstlerischen Produktion
etwa geben könnte, scheint mir die Benen‐
nung als „
geistliche” Bilder am wenig‐
sten irreführend zu sein.
.Die Bezeichnung als „geistige” Bilder
würde keineswegs das Gleiche besagen, da
es ihr nach ja auch möglich wäre, anzuneh‐
men, die Bilder seien unter irgend einem,
von mir nur 
als „
geistig” 
empfundenen
Einfluß erzeugt, oder gar auf andere, als
die in aller Kunstgestaltung übliche Weise
der Darstellung entstanden.
.Auch könnte angenommen werden, daß
ich subjektiven Vorgängen in meinem Geiste
eine symbolisierende Darstellung schaffen
wolle.
.Ich stelle aber auf diesen Bildtafeln nichts
anderes dar, als was ich infolge meiner sub‐
stantiell geistigen Bewußtseinsentfaltung in
 
nur 
innerlich zugänglichen, alle Erschei‐
nungswelt 
durchdringenden Regionen be‐
wußt empfindend 
erlebe ‒ und meiner Eig‐
nung nach, in erster Linie seinen 
farbigen
Ausdruckswerten entsprechend aufnehme.
.Ich fühle mich bei dieser Darstellung
durchaus als „Realist”, denn ich suche das
fast Undarstellbare dem Beschauer auf eine
Weise nahezubringen, die ihm meine eige‐
nen, geistig erlebten Eindrücke so getreu
wie nur irgend möglich vermitteln.
.Gewiß soll das nicht etwa heißen, daß
ich das von innen her Wahrgenommene ein‐
fach „abmale”!
.Das ginge schon insoferne nicht, als die
Formen- und Farbgebilde, die ich darzu‐
stellen habe, in immerwährender lebendiger
Bewegung sind.
.Außerdem aber kennen die Regionen aus
denen die 
Vorbilder der Gebilde meiner
geistlichen Gemälde stammen, nicht nur un‐
sere äußerlich-irdisch allenthalben gültigen
drei Dimensionen, sondern eine solche 
Viel‐
zahl der Dimensionierung, daß ein irdisches
Auge nur Verwirrung erfahren würde, wollte
es diese 
vieldimensionalen Welten auf
seine gewohnte Art zu verstehen versuchen.
.Es ist für mich immer eine zuerst fast
unlösbar erscheinende Aufgabe, ein solches
geistiges Geschehen darzustellen, weil zu‐
meist ganz ausgeschlossen erscheint, daß
man für die vieldimensionalen Formen und
Vorgänge eine Möglichkeit der Projektion
in die Malfläche zu finden wisse, die noch
irgendwie zulassen könnte, daß der viel‐
dimensional eingebettete 
Vorgang, oder
die vieldimensional bestimmte 
Form von
dem an Dreidimensionalität gewöhnten, und
nur für sie eingerichteten physischen, kör‐
pergemäßen Auge des irdischen Menschen
optisch „verstanden” werde.
.Ich muß daher in 
vielen und überaus
mühereichen Versuchen erst festzustellen
suchen, welche zweidimensionale Form bei
entsprechender Farbendynamik die gleiche
Empfindung im  
Unbewußten hervor‐
zubringen geeignet ist, die in mir in 
bewuß‐
ter Weise ausgelöst wurde durch die viel‐
dimensional sich auswirkenden geistigen
Kräfte, deren Wirken ich darzustellen
trachte.
.Das ist keineswegs einfach, und kann
viele Monate, oder auch Jahre währen!
.Nur 
äußerst selten wird es mir möglich,
auch allenfalls 
ohne solche Studien zum
Ziele zu kommen, aber dann nur auf Grund
vieler, die bereits 
früher entstanden waren.
.Erst wenn alle Vorstudien dieser Art
beendet sind, kann ich zur 
Komposition
des „Bildes” in meinem Sinne gelangen, des‐
sen 
geistlicher „Inhalt” seit langer Zeit
schon Ausdruck durch die Mittel des Malers
finden will.
.Ich bin auch dann keineswegs in gleicher
Weise frei, wie als Maler der irdischen Dinge,
denn alle Projektion vieldimensionaler For‐
men will immerfort 
erkämpft sein, bevor
sie der Fläche einer Leinwand sich ergibt.
.Unter Tausenden der Betrachter meiner
geistlichen Bilder werden nur recht wenige
sein, die sich ahnend eine Vorstellung davon
zu bilden vermögen, welche Qual und Pein,
welches Ringen und Bangen, welche Be‐
glückung und Enttäuschung, welche Siche‐
rung und urplötzliche Preisgabe als 
Ein‐
satz verlangt werden, bei dem hohen Spiel,
dessen Gewinn endlich ein solches Bild dar‐
stellt. ‒
.Es handelt sich ja nicht um die Wieder‐
gabe von „Schauungen” und „Gesichten”,
sondern um Darstellung eines 
Geschehens,
in dem man 
mitteninne steht, und das
keineswegs nur in einer dem Sehen durch
das körperhafte Auge analogen Weise auf‐
 
genommen, sondern im substantiell-geisti‐
gen Organismus nach 
aller Empfindungs‐
weise hin 
erlebt wird.
.In meinem Buche „
Welten”,* das der
Aufnahme 
dieses Buches unbedingt 
fol‐
gen sollte, sind ausführlichste Hinweise auf
diese Erlebensform gegeben.
.Sie läßt sich allerdings nur bis zu be‐
stimmten Grenzen durch das Wort der
Sprache beschreiben.
.Man wird vor allem zu verstehen suchen
müssen, daß alle diese Formen, die auf den
Bildern in lebendiger 
Farben-Dynamik
dargestellt sind, in Wirklichkeit gleichzeitig
tönen, und daß 
Linienform, 
Farbe und
Ton nur die 
Ausdruckswerte substan‐
tiell-geistig 
erlebbarer innerer 
Spannun‐
gen, 
Strebungen, 
Drohungen, 
Wider‐
     * In „Welten” habe ich noch die Worte: „Schauungen” 00
und „Gesichte” unbedenklich in einem allgemeinen, nicht streng 00
exakten Sinn angewandt. Ich bitte den Leser, diese Worte aber 00
als durchaus das Gleiche meinend, wie „Erlebnisse” und 00
„Bilder” auffassen zu wollen.
stände, und schließlich: ‒ 
Erlösungen
sind, aus seelisch oft kaum noch ertrag‐
barem Miterlebenmüssen der Urformen
allen Geschehens.
.Ganz abwegig bleibt jeder Versuch, das
Dargestellte verstandesmäßig 
ausdeuteln
zu wollen, also z. B. anzunehmen, irgend
eine Form 
bedeute irgend etwas, und das
Bildganze sei zu „erklären”, wenn man nur
die „Bedeutung” aller darin enthaltenen
Formen und Farben kenne.
.„Erklären” läßt sich nur etwas, das
noch nicht klar, oder aber 
verdunkelt,
also unklar 
geworden ist.
.Das aber, was auf diesen, meinen geist‐
lichen Bildern zur Darstellung gelangt, ist
an sich 
ursprüngliche Klarheit, denn es
ist 
die Matrix aller Erscheinung: ‒ das
Urgeschehen, wie es als 
Ursache jeg‐
lichen Geschehens in 
allen kosmischen Be‐
reichen, sich von Ewigkeit zu Ewigkeit er‐
eignet.
 
.Dieses Urgeschehen ist ein durchaus
konkreter, in geistiger 
Ursubstanz sich
vollziehender, ununterbrochener und un‐
unterbrechbarer Vorgang.
.Um von der 
Struktur geistiger Ursub‐
stanz eine Vorstellung zu geben, kann ich
nur den Vergleich mit einer unendlich‐
fältigen Schichtung hauchdünner 
Mem‐
branen oder 
Lamellen gebrauchen. Ich
werde immer wieder an die kaum faßlich
feinen, nur mit Hilfe eines subtilen Appa‐
rats erzielbaren, durchscheinenden Schnitt‐
häutchen erinnert, wie man sie zu mikro‐
skopischen Forschungen braucht.
.Aber auch die exakteste Vorstellung der
Struktur geistiger Substanz wird doch nicht
genügen, um eines meiner geistlichen Bilder
wirklich empfindend zu erleben.
.Geholfen ist erst dann, wenn man, auf
jeden Vergleich mit irdisch Gegenständ‐
lichem verzichtend, damit anfängt, 
sich
selbst: ‒ sein eigenes Seelisches, ‒ in
 
diesen Form- und Farbengebilden lebendig
nachzuerleben.
.Dann erst ist man bei der 
Möglichkeit
angelangt, das Dargestellte 
nacherlebend
auch in sich 
erfassen zu können, was aller‐
dings einen seelischen Gewinn zu vermitteln
vermag, der durch nichts anderes auf dieser
Erde gewonnen werden kann.
.Es ist das einzige Motiv meiner überaus
undankbaren Aufgabe bei der Darstellung
dieser geistigen Ur-Vorgänge, Anderen eben
diesen seelischen Gewinn zu vermitteln!
.Er kann aber niemals vermittelt werden,
solange noch das Bestreben besteht, irgend
etwas in den Bildern zu suchen, das 
ver‐
standesmäßig verstehbar zu machen
wäre.
.So fern mir auch das, nur durch roman‐
tisch-phantastische Illusion angeregte, tö‐
richte Bestreben liegt, der 
Musik augen‐
mäßig faßbare Entsprechung in Linie und
Farbe schaffen zu wollen, so muß ich hier
doch wieder, allerdings in ganz subjektiv
durch mein musikalisches Empfinden be‐
stimmter Weise, an die Tonwerke 
Johann
Sebastian Bachs erinnern, denn ich kom‐
me nicht von dem Eindruck los, daß der be‐
deutendste Teil seines Schaffens, in dem
alles unerfaßlich hohe technische Können
nur 
Seelischem dienen muß, durch ein
Erleben gleichartiger Erlebensbezirke be‐
stimmt war, wie es mich, ‒ der ich statt
in Tönen, 
in Linien und Farben das
sonst Unfaßliche faßbar zu machen suchen
muß, ‒ dazu veranlaßt, meine geistlichen
Bilder zu malen.
.Hier ist zur Verständigung ja nicht ein
Abmessen ganz inkommensurabler künst‐
lerischer 
Kapazität vonnöten, sondern nur
die Erkenntnis, daß meine Bilder ebenso
Vorhandenem in der 
Seele begegnen, wie
eine Bach'sche Fuge, die ja auch von Din‐
gen erzählt, von denen nur die 
Seele
weiß...
.Wer sich einmal mit der Vorstellung
der Situation vertraut gemacht hat, in der
diese meine geistlichen Bilder entstehen,
den dürfte es sicherlich auch nicht befrem‐
den, daß von den dargestellten Gestaltun‐
gen und ihren Farben gleichgeartete Schwin‐
gungen 
immerfort ausgehen, wie sie von
den geistigen Urgebilden in dem zur Dar‐
stellung gewählten, erlebten 
Augenblick
in schöpferischer Tendenz ausgegangen sind.
.Diese Schwingungen bleiben jedoch un‐
berührt von dem seelischen Erfühlen und
Empfinden des Bildes, so wie die rein opti‐
schen Strahlen die von ihm ausgehen, eben‐
falls sich nicht ändern, einerlei, ob ein
Sehender oder ein Blinder sein Auge dem
Bilde zuwendet.
.Das Wissen um diese Schwingungen, die
nicht nur durch das 
Auge aufgenommen
werden, ist der Grund, weshalb es unter
meinen geistlichen Bildern nur einige 
we‐
nige gibt, die einem Erleben 
zertrüm‐
 
mernder, 
vernichtender, oder auch
nur 
drohender Wirkung der dargestellten
geistsubstantiellen ewigen Kräfte ihr Da‐
sein zu verdanken haben... Die Entste‐
hung der hier bezeichneten Bilder liegt
jetzt über zwei Jahrzehnte zurück, und seit
dieser Zeit konnte ich mich, im Wissen um
die erwähnten, von den Formen und ihren
Farben ausstrahlenden Schwingungen, nicht
mehr entschließen, einer 
destruktiven
Auswirkung der mir jederzeit erlebnisnahen
Urkräfte im Geistigen, auf einer Bildtafel
ein entsprechendes Äquivalent zu schaffen,
auch wenn mir sehr oft der Verzicht auf die
künstlerischen Möglichkeiten, die sich aus
solchem Erleben ergaben, gewiß nicht leicht
wurde.
.Wenn es sich auch um experimentell
wohl kaum faßbare Schwingungen handelt,
so weiß ich doch nur zu gut, welche gewal‐
tigen Kräftewirkungen sich unter dafür gün‐
stigen Umständen durch diese Lineamente
und Farbengebilde übertragen lassen, ‒ und
 
es sind in dieser Zeit weit mehr aufnahme‐
bereite lebende Antennen in menschlichen
Gehirnen zu finden, die alles was 
irdische
destruktive, zertrümmernde Kräfte 
ver‐
stärken könnte, mit wahrer Gier an sich
ziehen, ‒ als es Aufnahmeorgane gibt für
positiv wirkende, 
aufbauende, 
erheben‐
de geistige Kräfteschwingungsformen...
.Im Grunde handelt es sich bei den durch
die künstlerische Darstellung der farbigen
und linearen Auswirkung substantiell gei‐
stiger Urkräfte ermöglichten Schwingungs‐
übertragungen um nichts Geringeres als um
die schon vorgeschichtlichen Zeiten ‒ und
diesen 
besser als der heutigen Zeit ‒ be‐
kannt gewesene „Magie der Zeichen”, wenn
auch in meinen geistlichen Bildern die „Zei‐
chen” nicht isoliert werden, sondern sich in
ihrem „organisch” zu nennenden Seins‐
zusammenhang auswirken.
.Man kann gewiß auch, wie Max Klinger,
in meinen geistlichen Bildern nur intuitiv
 
geschaffene 
Linien- 
und Farbensym‐
phonien sehen 
wollen, aber das enthebt
mich nicht der Pflicht, die Dinge nach
bestem 
eigenen Wissen aufzuzeigen.
.Ein gewisses Recht dazu, diese Bilder
lediglich als 
farbige Symphonien zu
werten, ist unstreitig dann gegeben, wenn
von der 
Anregung zur Darstellung ganz
abgesehen wird und nur der ornamental
dargestellte Farbenkosmos interessiert, der
durch die verschiedenen formalen und Far‐
benbeziehungen innerhalb des Bildrahmens
besteht.
.Die von mir in meinem substantiell-gei‐
stigen Organismus erlebten und infolge mei‐
ner angeborenen, primär wohl auf das
Optische gerichteten Auffassungsweise, in
erster Linie ihren 
Farbenwerten nach
empfundenen geistigen Kräftegestalten
geben ja nur das 
Material zur Bildgestal‐
tung, die in ihrem ganzen Aufbau ebenso
meine Komposition bleibt, wie jedes
Landschaftsbild, einzig dadurch be‐
stimmt, 
welchem Erleben ich den Weg zur
Seele des Beschauers schaffen will.
.Ich muß ja auch die Formen- und Far‐
benelemente der 
Landschaft in ganz ver‐
schiedener Weise verwenden, je nachdem,
ob das Bild 
Ruhe und 
Frieden, 
trost‐
volle Zusprache, oder aber 
befeuernde
Hilfe dem Betrachtenden vermitteln soll.
.Die 
gleichen gegenständlichen Kom‐
ponenten einer Landschaft werden 
wesent‐
lich andere Behandlung verlangen, wenn
ich eine schwere Gewitterstimmung malen
will, als wenn es sich darum handelt, eine
Stimmung der taufrischen Morgenfrühe
fühlbar zu machen.
.Ebenso muß ich auch die mir 
innen
gegenwärtigen, farbigen Diagramme und
Projektionen geistiger Kräftewelten in sehr
verschiedener Art behandeln, je nachdem,
 
welches genau präzisierte geistige Erleben
ich darstellen, oder welchen geistigen Vor‐
gängen ich die analoge Bildform schaffen
will.
.Es wäre auch gewiß kein Sakrileg, die
einmal bis zu ihrer Darstellungsmöglichkeit
in der Fläche gebrachten Formen mit ihren
Farben nun 
in völlig freier künstleri‐
scher Komposition intuitiv angeregt zu
verwenden, aber der Reichtum an sachlich
Erlebbarem ist in diesen geistigen Welten
derart unerschöpflich, daß auch im längsten
Erdenleben immer nur erst ein winziger
Teil des Erlebensmöglichen dargestellt wer‐
den könnte, auch wenn der es Darstellende
tagtäglich konzentriert an der Staffelei ar‐
beiten wollte.
.So ist man der freien Erfindung, die
ohnehin nicht meine Stärke wäre, glück‐
licherweise enthoben und kann sich allein
der 
Komposition des „
Bildes” widmen,
dessen geistiges Vorbild immer 
gegeben
ist, auch wenn die künstlerische Darstel‐
lungsmöglichkeit erst gefunden werden
muß.
.Daß aber diese geistlichen Bilder dem
Betrachter nur dann etwas zu geben haben,
wenn er sich selbst nicht krampfhaft in
irgend einer ihm lieb gewordenen Kunst‐
auffassungsart festzuhalten sucht, sondern
den Mut findet, sich frei und unbeschwert
von Deutelust den ganz andersartigen
Augeneindrücken zu überlassen, die sich
ihm hier darbieten, ergibt sich unschwer
schon aus der fürs Erste befremdlichen
Farben- und Formenwelt, auch wenn man
noch nicht weiß, daß sie einer 
Wirklich‐
keit entspricht, die diesen Namen tausend‐
mal mehr verdient, als alles, was in unserem
äußeren physischen Dasein mit gleichem
Namen bezeichnet wird.
.Geradezu 
warnen muß ich demgemäß
davor, den 
Namen, durch die ich die Bilder
für die Sprache bezeichenbar mache,
etwa einen 
Deutewert beizulegen!
.Würde mir eine 
andere Bezeichnungs‐
art für die einzelnen Werke 
angängig er‐
scheinen, dann würde ich ihnen gewiß
keine „Namen” geben, ‒ oder das doch
nur 
in den seltensten Fällen für geboten
halten.
.So aber, auf Wortbenennungen 
ange‐
wiesen, bitte ich in den „
Namen” nichts
anderes sehen zu wollen, als Hinweise auf
die mir zum Erfassenkönnen des jeweiligen
einzelnen Bildes am sichersten tauglich er‐
scheinende Empfindungseinstellung.
.Ein solches Bild läßt sich aber erst dann
„
empfinden”, wenn es von dem Betrach‐
tenden 
erlebt wird, und zu erleben ist es
von ihm nur, wenn er 
sein eigenes Be‐
wußtsein in das Bild versenkt: ‒ sich also
in den Formen und Farben des Bildes selbst
findet, als sei hier 
sein eigenes Seelisches
 
dargestellt, was ja auch oft genug der Fall
ist...
.Nur auf diese Art ist es möglich, in der
Seele den Widerklang zu wecken, der mit
den von mir dargestellten geistigen Kräfte‐
projektionen wirklich korrespondiert.
.Jeder andere Versuch, eines dieser geist‐
lichen Bilder in sich aufzunehmen, muß zu
einem Fehlschlag führen.
.Es darf sich 
nichts zwischen Auge und
Seele stellen!
.Jede Zwischenschaltung bewirkt eine
Verfälschung des Dargestellten für die
eigene Erfahrung.
.Das Wesentliche ist also die durch kei‐
nerlei Deutelust behinderte 
Einfühlung,
und nur dem sich Einfühlenden kann sich
ein solches Bild zu eigen geben.
.Jedem, der es sich auf 
andere Weise
habhaft machen will, wird es nicht mehr
von sich zu sagen wissen, als irgend eine
seltsame Tapete.
.Wie aber der von mir dem Bilde bei‐
gegebene „Name” nur wie das Anschlagen
einer Stimmgabel wirken soll, so sind auch
die zuweilen in den Bildern dargestellten
Formen 
fast irdischer Art, die deutliche
Anklänge an Elemente physisch sichtbarer
Erdendinge zeigen, nicht viel anders auf‐
zufassen.
.Es handelt sich hier 
nicht um eine will‐
kürliche 
Symbolik oder 
Allegorie, son‐
dern um Formen, deren 
Aufbauelemente
sich in 
nichts von denen der 
anderen Ge‐
stalten dieser geistigen Kräftewelten 
unter‐
scheiden, aber während bei diesen ande‐
ren Gestalten die 
ursprüngliche, durch
rein 
geistige Strebung bewirkte Formung
vor dem Auge des Betrachters steht, sind
die 
dem Irdischen nahen Formgebilde
sekundäre Gestaltungen, bestimmt durch
irdischer Sichtbarkeit entlehnte 
Wertbil‐
der wirkensdurstigen 
menschlichen Vor‐
stellungsvermögens.
.Diese 
Influenz-Gestaltungen treten
überall in den geistigen Kräftewelten auf,
wo durch starke stille Willens-Ströme,
menschlicher Vorstellungsinhalt bis in die
Regionen des substantiell-geistigen Kräfte‐
waltens emporgetragen wird, und es gibt
daher 
fast unendlich viele solcher gei‐
stig substantiellen Sekundärformen.
.Kein über das irdisch Tierische hinaus‐
reichendes Streben, 
kein Glaubensbezirk
und 
keine Vorstellungswelt dem Geistigen
zustrebender Weltanschauungen ist an der
Schaffung solcher 
sekundärer substantiell
geistigen 
Influenz-Gestaltungen 
unbe‐
teiligt.
.Dahin gehören auch die auf manchen
meiner geistlichen Bilder dargestellten,
schneebedeckten Bergesgipfel, die
pflanzenartigen Gebilde, die da oder dort
erscheinenden, rein 
geometrischen gei‐
stigen 
Ursymbole, so wie die allereinfach‐
ster Vorstellungsart entstammenden 
Tuben
auf dem Bilde: „Tempel der Ewigkeit”,* ‒
ferner die scheinbaren 
Meeresflächen
und 
Wellen, die 
Edelsteingebilde und
Blumenkelchformen, wie auch sonst
alles, was rein 
irdisch befruchteter Vor‐
stellungsfähigkeit allenfalls entstammen
könnte.
.Die 
primären geistigen Kräfteformen
finden hingegen, ihrer 
Gesamtgestalt
nach, 
keine irdischen Parallelerscheinun‐
gen, außer vielleicht in 
allerkleinsten
Aufbauformen, wie sie allein das Mikroskop
offenbaren kann, sowie in 
elektrischen
und 
elektro-
magnetisch bedingten Er‐
scheinungen (insbesondere solchen, bei Ent‐
ladung hochgespannter Ströme) und ‒ in
gewissen, aus der Notwendigkeit entstande‐
.*) Wandbildreproduktion in Farbenlichtdruck: Neue Photogr. OO
Gesellschaft, Berlin-Charlottenburg.
nen Formen 
technischer Gebilde, wie sie
der Ingenieur 
er-
findet, weil sie in seinem
rein Geistigen zu 
finden sind.
.Löste man aber alle diese vielfältigen
Formen substantiell geistiger Kräfteprojek‐
tionen in 
ihre letzten Komponenten
auf, so würde auch von der 
primären For‐
menwelt nicht das kleinste Detail übrig
bleiben, zu dem nicht Entsprechungen in
der dem physischen Auge zugänglichen
Natur irgendwie und -wo gefunden werden
könnten, denn alles Naturgestaltete ist ja
nur 
Bezeugung der Formen ursächlich
wirkender geistiger Kräftewelten, die in
meinen geistlichen Bildern 
künstlerisch
verarbeitetes Bildmaterial wurden, ‒
und auch das in 
physischem Leben durch
diese Kräfte Gewirkte kann 
keine ande‐
ren Formen zeigen, als die ihm 
geistig
zugeteilten.
Anmerkung: Das Bild ist im Buch nicht enthalten.
.Die himmlisch-erhabene Gestalt des
„
Gottmenschen”, wie sie ‒ viel weniger
aus den Evangelien, als aus 
anderen, der
beginnenden Dogmenbildung zu ihrer Zeit
weit 
weniger erwünschten Schriften, ‒
bis in unsere Tage herunterstrahlt, ist alles
andere eher, als „Portrait”; ‒ als 
Bildnis,
das auf 
formale Ähnlichkeit mit einer
dahin gegangenen menschlichen Erscheinung
sich berufen dürfte.
.Es ist 
nicht die Gestalt des 
Rabbi
Jehoschuah, des „Nazareners”, die vor
der Seele auftaucht, wenn von dem 
Chri‐
stus Jesus die Rede ist, sondern ein simul‐
tanes Vorstellungsbild, zu dem das Vorstel‐
lungsvermögen ungezählter Wort- und Bild‐
gestalter die einzelnen Elemente im Laufe
 
von fast zwei Jahrtausenden beigesteuert
hat, ‒ fast in allen Stücken Zeugnis der
Verwirrung und Betörung durch dogmati‐
sche Festsetzungen, die mit der Wirklichkeit
auf sehr gespanntem Fuße bleiben müssen
um sich zu erhalten.
.Und doch sind unter den vielen, von bil‐
denden Künstlern geschaffenen Messiasbil‐
dern nicht ganz wenige zu finden, die offen‐
bar aus dem Willen heraus konzipiert wor‐
den waren, der 
menschlichen, voreinst
sichtbaren Erscheinung des Meisters, nach
einer auf Vermutung gegründeten künst‐
lerischen Vorstellung, ein „
vielleicht” der
Wirklichkeit doch irgendwie ähnliches Ab‐
bild zu gestalten, da ja, ‒ von vulgärem
Unfug, der es vortäuschen möchte, hier
natürlich abgesehen, ‒ kein authentisches
Bildwerk aus der Zeit Jesu existiert, das ihn
zur Darstellung gebracht hätte.
.Ganz frühe Kultbilder mögen zwar, ‒
wie ich heute zu vermuten geneigt bin, ‒
auf irgendwelche 
Tradition zurückgehen,
an deren 
Ausgangspunkt der 
optisch
empfangene Eindruck eines mit dem Volks‐
lehrer Jehoschuah 
gleichzeitig Lebenden
gestanden haben kann, aber alles was später
gestaltet wurde, ist in jedem Falle 
Werk
der Phantasie, die der künstlerischen
Vorstellung jeweils 
das Vorbild schuf, das
in der Auffassung des Künstlers seelisch oder
durch äußere Eindrücke 
vorbestimmt
war.
.Auch ich habe vor Zeiten einen 
Gekreu‐
zigten und einen 
Auferstandenen ge‐
malt und in beiden Bildern den Gesichts‐
typus des blonden, blauäugigen Juden fest‐
gehalten, wie er unter den 
Chasidim,
den jüdischen Mystikern des europäischen
Ostens, gar nicht selten ist, und wie er mir
zuweilen in geradezu erschütternder Hoheit
des Ausdrucks begegnet war.
.Aber auch der bartlose Christus der
Katakomben hat zeitweilig meine Vor‐
stellung zu bestimmen versucht, während
der menschlich so ergreifende Jesus 
Rem‐
brandts für mich stets dermaßen zur sub‐
jektiven Gesamtgestalt 
des Künstlers ge‐
hörte, daß ich unmöglich von da her etwas
in mein eigenes Vorstellungsbild überneh‐
men konnte.
.Anders war es gegenüber dem Kopf des
Jesus auf dem „Zinsgroschen”-Bilde von
Tizian.
.Der dort Dargestellte wollte sich in sei‐
ner vornehmen Überlegenheit über die Pha‐
risäer recht gut mit meiner eigenen Vorstel‐
lung von dem irdischen Meister Jehoschuah
vereinen lassen, wenn ich auch seinen
menschlichen Typus nicht als überzeugend
empfand.
.Ich erwähne das alles nur um zu zeigen,
daß auch ich, solange ich auf ein 
Vorstel‐
lungsbild angewiesen war, das sich nur
auf 
Vermutungen über die mögliche
äußere Erscheinung des erhabenen gott‐
einigen Menschen gründete, genau so von
den vorhandenen Gestaltungen der Kunst,
oder auch durch das Leben, Vorstellungs‐
einflüsse empfing wie jeder Andere.
.Das hörte erst auf, nachdem ich, nach
langen Jahren der Schulung, die, als mit
mir geborene 
Pflicht aufgetragene 
Be‐
wußtseinsentfaltung im Erkenntnis‐
bereich des 
substantiellen ewigen Gei‐
stes erreicht hatte, durch die ich mit dem
in diesem Bereiche ewig Lebendigen, der
ehedem im Irdischen als der wandernde
Lehrer 
Jehoschuah durch Palästina ge‐
zogen war, in die Bewußtseinsvereinung
kam, die 
alle hier Bewußten einigt.
.In meinem Buche: „
Das Mysterium
von Golgatha”* sage ich über diese Ver‐
einung Folgendes:
.* Richard Hummel-Verlag Leipzig. (Seite 194 der Neuausgabe!)
„Wir stehen... in permanenter, bewuß‐
ter geistiger Verbindung untereinander, so,
als ob ein steter gleichmäßiger elektrischer
Strom uns immerfort alle ‒ auch die 
nicht
im Erdenkörper Lebenden ‒ durchkreisen
würde.” Und später sage ich dort:
.„Auf 
geistig-reale Weise können wir
uns alle einander 
sichtbar und 
vernehm‐
bar machen durch bloßen Willensakt.”
.Hier kann ich nur eindringlich auf diese
Worte verweisen!
.Es versteht sich von selbst, daß auch ein
leiblich bereits 
von der Erde Geschie‐
dener, wenn er diesen Willensakt voll‐
bringt, dem 
irdischen Auge des mit ihm
Vereinten, seine ehemalige 
irdische Er‐
scheinungsform darstellt!
.Diese Erscheinungsform aber war mir ja
in Bezug auf den mir seit der Vollendung
meiner geistig realen Entfaltung allerinnerst
Vereinten, von dem ich ehrerbietigst hier
spreche, im rein 
geistigen Bewußtsein
ohnehin vertraut.
.Daß ich aber, soweit ich auch 
Künstler
bin, den begreiflichen Wunsch haben mußte,
dieser Erscheinungsform ein 
künstleri‐
sches Dokument zu schaffen in ihrer
Wiedergabe durch die Mittel des Malers,
dürfte wohl ebensowenig befremden können,
wie die Tatsache, daß die Befruchtung durch
den 
optischen Eindruck 
auf das kör‐
perliche Auge, einem 
jeden Bildnis mehr
bestimmendes 
Leben verleiht, als das
bloße Zurückgreifen auf eine innerliche An‐
schauung, bei deren Betrachtung doch 
der
Nimbus subjektiver Gefühlswahr‐
nehmung begreiflicherweise die rein 
far‐
bige, 
plastische und 
lineare Gestaltung
ganz erheblich 
überstrahlt.
.Bis nun meine erste Studie nach dem
durch oben bezeichneten Willensakt ver‐
mittelten optischen Augeneindruck vor Jah‐
ren zustandekam, war sowohl von Seiten
des Dargestellten, wie von meiner Seite her
keineswegs 
mehr erstrebt worden, als eine
intensive optische Beeindruckung meiner
künstlerischen Erinnerungsfähigkeit.
.Erst die im hier gegebenen Falle nicht
von mir vorausgesehene längere 
Dauer der
geistig geschaffenen, plastischen, lebendigen
Erscheinungsform aus geistiger Substanz
ließ in mir den Gedanken entstehen: ob
nicht der Versuch zu wagen wäre, die ge‐
liebte Gestalt ebenso wie sonst eine andere
Impression aus den Bereichen der Sichtbar‐
keit, so gut es gehen mochte in Lineament
und Farbe, dem Gesamteindruck nach,
wiederzugeben.
.Da ich ja keine Leinwand vorbereitet
hatte, mußte mir eine beidseitig grundierte
 
Maltafel dienen, auf deren anderer Seite be‐
reits eine landschaftliche Bildstudie aus
früherer Zeit zu sehen war.
.Es gelang mir, während der Dauer der
Sichtbarkeit der geistsubstantiellen Form,
den ersten Eindruck so festzuhalten, daß
ich nun 
neben meinem stärkstens bestimm‐
ten optischen Erinnerungsbild auch eine
äußere Unterlage und Kontrolle für das
später zu malende Bildnis des heißgeliebten
Meisters besaß.
.Nachdem ich aber, von einer Ausnahme
abgesehen, seit Jahrzehnten nichts Figür‐
liches zu malen versucht hatte, weil mir
schon in meinen jungen Jahren klar wurde,
daß die Art meiner Begabung nicht auf
Darstellung der menschlichen Erscheinung
gerichtet ist, so stand diese Bildgestaltung
lange Zeit als eine Aufgabe vor mir, der ich
mich, in Ermangelung der nötigen künst‐
lerischen Zuversicht, kaum zu nahen wagte.
.Als dann der Tag herangekommen war,
an dem ich die Leinwand für das Bild prä‐
parierte,* war auch die Möglichkeit, meine
Arbeit statt an der gemalten Studie, an der
geistig verursachten, zeitweiligen plasti‐
schen 
Wiedergestaltung der früheren
irdischen Erscheinung des Darzustel‐
lenden zu kontrollieren, in derart gesteiger‐
tem Maße gegeben, daß ich die erste Studie
nur 
nebenbei noch zu Rate zog, und nur
im Hinblick auf gewisse, dort schon er‐
reichte 
lineare Bestimmungen, die ich bei‐
behalten wollte.
.Daß ich mich in der Zwischenzeit dazu
bereitgefunden hatte, schon die erste Studie
in einem kleinen Dreifarbendruck reprodu‐
zieren zu lassen, war nur die Gewährung
der Wünsche und Bitten Anderer, denen ich
nicht verhehlte, daß dieses Bild mir später‐
hin als Grundlage für die durchzuführende
Bildgestaltung auf der Leinwand dienen
 
.*) Jetzt in Farbenlichtdruck als Wandbild reproduziert bei OO
Franz Hanfstaengl, München.
solle. Man wollte aber nicht erst darauf
warten bis das Endresultat vorliegen würde,
für dessen Zustandekommen ich ja auch
keinen Termin anzugeben vermochte.
.Das ist die wahrheitsgemäße nüchterne
Schilderung der Vorgänge, die zur künst‐
lerischen Gestaltung meines Jesusbildes
führten, das durchaus und eindeutig als
„
Portrait” genommen werden will, einer‐
lei wie man das Können des Portraitisten
bewerten mag, der sich selbst der Mängel
dieses Könnens nur zu sehr bewußt bleibt.
.Das Bild ist nicht etwa auf eine beson‐
dere, „geheimnisvolle” Weise entstanden,
sondern so, wie jedes künstlerische Werk
der Malerei entsteht.
.An der bewußt gewollten Selbstprojek‐
tion des mir substantiell-geistig vereinten
Dargestellten fand ich zwar 
das Vorbild
für mein Werk, dieses Werk selbst aber
verlangte von mir genau die gleiche hand‐
werkliche Arbeit, wie sie das Portrait eines
gegenwärtig in äußerer irdischer Gestaltung
Lebenden von mir verlangen würde.
.Auch ihn würde ich ja wahrhaftig nicht
„modellstehen” lassen, sondern sein Leben‐
diges im bewegten geistigen Austausch zu
fassen suchen, wie es nicht anders bei der
Darstellung meines Jesusbildnisses geschah.
.Wem dieses Bildnis nicht 
aus sich selber
für sich selber spricht, dem dürften auch
alle Aufschlüsse und Bekenntnisse in Bezug
auf das Lebensgeschehen im 
substantiel‐
len ewigen Geiste, ‒ so, wie sie in mei‐
nen Büchern vereinigt sind, ‒ schwerlich
etwas zu sagen haben...
.Es gibt jedoch auch Menschen, die sich
sowohl einem 
Schriftwerk als auch einem
Bildwerk gegenüber, fraglos auf die er‐
fahrungsbestätigte Urteilsgewißheit ihres
unverbildeten und unverkrüppelten 
Emp‐
findens zu verlassen vermögen, und die‐
sen werde ich kaum erst zu bekräftigen
brauchen, daß mein Jesus-Bildnis weder die
gemalte Wiedergabe einer „Vision”, noch
gar einer auf okkulte Weise irgendwie her‐
vorgebrachten „Materialisation” ist, son‐
dern das Bildnis des 
Lebendigen, so, wie
er vor fast zwei Jahrtausenden in seinem
Geburtslande allen ihm Begegnenden sicht‐
bar war, und wie er sich jederzeit, aus seiner
substantiellen geistigen Gestalt heraus, ‒
die erdensinnlich nicht erfaßbar ist, ‒
jedem, der ihm 
substantiell geistig 
Ver‐
einten für dessen erdenkörperliches Auge
sichtbar machen kann.
.Mir war dieses sich Sichtbarmachen
durch eine 
andere Persönlichkeit von Kind‐
heit an vertraut.*
.Die zu dem von mir dargestellten Ant‐
litz gehörende 
Körpergestalt ist kaum
mittelgroß: schmächtig und zart.
.*) Siehe: „Das Buch der Gespräche”, Kober'sche Verlags‐ OO
buchhandlung (Seite 80 u.f.)
.Unter einer Anzahl ähnlich gekleideter
und fast die gleiche Haar- und Barttracht
zeigender Menschen gleicher Rasse, muß
dieser Mann geradezu wie in einem Versteck
verborgen gewesen sein, und nur schwer
mochten die ihn Suchenden ihn finden.
.Daß die nur 
aus der künstlerischen
Vorstellung hervorgegangene Gestalt der
meisten Kunstwerke, die ihn darzustellen
suchen, eine 
große, auch schon äußerlich
überragende Erscheinung zeigt, ist leicht zu
verstehen aus der Neigung künstlerischer
Formensprache, das 
geistig Große in er‐
haben großer Gestaltbildung ahnen zu las‐
sen, bleibt aber ferne aller „
Ähnlichkeit”!
.Wenn nun auch die in der christlichen
Kunst erwachsenen Darstellungen Jesu, von
gewissen byzantinischen Mosaiken und an‐
deren Frühkunst-Werken abgesehen, dem
Gottmenschen die Proportionen der ihn
umgebenden Gestalten 
lassen, so kön‐
nen sich die Künstler dennoch den „Erlö‐
 
ser”, so, wie sie ihn empfinden, nur als
großgewachsene, „imponierende” Erschei‐
nung vorstellen, da ja, ihrem Glauben ge‐
mäß, hier die „zweite Person der Gottheit”
menschliche Gestalt „angenommen” hatte,
und es doch schließlich einem Gotte ziemt,
sich auch in menschlicher Verkleidung mög‐
lichst respektabel darzustellen, wovon aller‐
dings der arme Zimmermannsgehülfe 
Je‐
hoschuah, der Mann aus Nazareth, zu sei‐
ner Zeit nichts wußte.
.Bevor die 
Gebildeten auf ihn aufmerk‐
sam wurden, galt er ja auch seinen Zeit- und
Landesgenossen keineswegs mehr, als uns
heute irgend ein braver, noch jugendlicher
Handwerksmann.
.Allen, die aus diesen meinen Mitteilun‐
gen etwa eine Blasphemie heraushören
möchten, gebe ich nur zu bedenken, daß
ich hier nicht von einer theologisch kon‐
struierten und im Verlaufe vieler Jahrhun‐
derte durch die Patina unzähliger Gebete
altehrwürdig gewordenen, ‒ auf gnosti‐
schen Spekulationen fundierten Vorstellung
ihnen liebgewordener Glaubenslehre spre‐
che, ‒ sondern von dem reinen 
Menschen,
der durch sein Lehren nachmals Anderen
zum 
Anlaß wurde, ihn zum Gotte zu 
er‐
klären.
.Auch ihn haben sie voreinst der Blasphe‐
mie beschuldigt...
.Was ich hier und an anderen Orten von
ihm zu sagen habe, ist bis auf das scheinbar
nebensächlichste Wort 
auf den geistigen
Austausch mit ihm gegründet. ‒ Wer will
mir verargen, ihm selber 
mehr zu glauben
als seinen Chronisten und den so viel später
gekommenen 
Ausdeutern seiner wirkli‐
chen Lehren?! ‒
.Nun ist bereits ein Jahrzehnt vergangen,
seitdem sein Bild durch meine Hand ent‐
standen ist, ‒ ein Jahrzehnt, das mir reich‐
lich Gelegenheit zu Kritik und Prüfung gab,
‒ aber ich habe dennoch nur zu sagen, daß
meine Wiedergabe des Dargestellten jeder
erdenklichen Nachprüfung jederzeit stand‐
hielt, soweit es sich hier um den 
Eindruck
handelt, den auch seine Zeitgenossen von
der irdischen Erscheinung des Menschen her
erhielten, und den ich seit der Entstehung
meines Bildes unzählige Male wieder und
wieder erhalten habe.
.Nichts Anderes aber wollte ich durch
dieses Bildnis vermitteln, als diesen irdi‐
schen Eindruck seiner Züge und seines
Blickes.
.Des Bildes rein 
künstlerische Bedeu‐
tung kann für mich gewiß nicht in erster
Linie stehen.
.Es fehlt mir jeglicher Ehrgeiz, etwa 
als
Bildnismaler betrachtet zu werden.
 
.Daß es mir möglich wurde, den Eindruck
der Erscheinung des irdischen 
Menschen
um den es sich hier handelt, wiederzugeben,
verleiht diesem Bildnis seinen 
ausschließ‐
lichen Wert, denn dieser Erdenmensch
war der Leuchtende: Jehoschuah = „
Je‐
sus”, aus Nazareth, auf den sich alle Aus‐
sagen der vier Evangelien bezogen wissen
wollen.
.Ich werbe hier wahrhaftig nicht um
„
Glauben” an diesen Bericht von der Ent‐
stehung des einzigen authentischen 
Bild‐
nisses des erhabensten geistigen Lehrers,
der je unter Erdenmenschen erstanden ist,
sondern spreche mit aller Bewußtheit und
uneingeschränkter Verantwortung durch‐
aus 
autoritativ, als der 
einzige, mit den
hier erörterten Möglichkeiten 
wissend und
praktisch Vertraute, der in der Zeit die‐
ser Niederschrift innerhalb des westlichen
Kulturkreises zu finden ist.
 
.Ich sehe mich zwar von innenher ver‐
hindert, hier Antwort auf alle die Fragen zu
geben, zu denen der moderne, naturwissen‐
schaftlich denkende Mensch sich den von
mir berichteten Vorgängen gegenüber an‐
geregt finden kann, ‒ bin aber in der Lage,
auszusprechen, daß eine solche Selbstdar‐
stellung in rein geistiger Substanz 
bis ins
Kleinste den 
bekannten irdischen For‐
derungen entspricht, die wir „
Natur‐
gesetze” nennen.
.Ich weiß, daß sich mein hier gegebener
Bericht sehr vielen Lesern gegenüberfinden
wird, denen es längst bereits „feststeht”,
daß ich mich „natürlich” einer 
Selbst‐
täuschung hingebe.
.Ihnen zum Troste kann ich aber in aller
Bescheidenheit vermerken, daß mir der heu‐
tige Stand der 
praktischen Erkenntnisse
innerhalb der Neuropathologie, der Tiefen‐
 
psychologie, wie der verschiedenen psych‐
analytischen Auffassungsbezirke recht wohl
vertraut ist, und daß ich darüber hinaus
noch von so manchen Täuschungsmöglich‐
keiten weiß, von denen die innerhalb der
genannten Gebiete berufsmäßig Erfahrenen
noch so gut wie 
nichts wissen.
.Es wäre wirklich eine klägliche Aus‐
flucht, mir eine „Selbsttäuschung” impu‐
tieren zu wollen, nur um sich nicht ein‐
gestehen zu müssen, daß es für bestimmte
Menschen Möglichkeiten des Erlebens gibt,
die 
keineswegs Allen zugänglich werden
können. ‒
.Schwerlich wird einer den der Kunst so
hoch verpflichteten Beruf des Malers 
höher
zu schätzen, 
ehrfurchtsvoller zu 
ehren
wissen, als es mich, mein ganzes Leben hin‐
durch, 
von innen her erhobene Forde‐
rung lehrte.
.Beträchtliches weiß ich diesem, mir zu‐
teil gewordenen Berufe zu 
danken.
.Dennoch habe ich niemals in ihm meine
ausschließliche „
Berufung” gesehen.
.Auch ehemals nicht, als ich um diese Be‐
rufung noch keineswegs mit Gewißheit
wußte.
.Ich empfand es als unbedingt zu mir ge‐
hörig, daß ich unter anderem auch 
mit der
 
Farbe umgehen können müsse, und das
rein 
Handwerkliche des Malerberufes
war mir von allem Anfang an nicht nur
geheiligtes Tun, sondern zugleich auch
liebend umhegtes Gebiet 
schaffender
Formungsfreude.
.Es gab eine Zeit in der ich recht fleißig
in Ton modellierte und Holzbildhauerei
versuchte. Auch den Stein hatte ich be‐
arbeiten gelernt. Aber ich gab die Hin‐
neigung zur Plastik auch wieder auf, ohne
je erneut zu ihr zurückzukehren, denn viel
zu deutlich war mir bewußt geworden,
daß mir das 
plastische Gestalten niemals,
so wie das Malen, 
Beglückung werden
könne.
.Ich bin auch überzeugt, daß 
architek‐
turales wie 
musikalisches Schaffen mir
niemals zu solchem Beglücken geworden
wären, auch wenn ich den Studiengang des
Architekten, oder den des Musikers durch‐
laufen hätte.
 
.Der Beruf des Malers hatte mich zweifel‐
los aus tief in meiner seelischen Konstitu‐
tion verankerten Strebungen her angezogen
und gehört in mein irdisches Wirkungsfeld,
‒ organisch verlangt, ‒ hinein.
.Dennoch gab es für mich vom ersten
Tage meines Studienbeginns an keinen
Zweifel, daß der als so erhaben empfundene
Beruf für 
mein eigenes Erdenleben nur
sekundäre Bedeutung haben dürfe, was
mich auch gar manche Gelegenheit, durch
ihn zu Ehre und Ruf zu gelangen, zum maß‐
losen Erstaunen Anderer, geruhsam und be‐
wußt übergehen hieß.
.Es war Charakteristikum meiner 
Be‐
rufung, ‒ die ich ja heute, angesichts des
bleibenden Werkes das ihr zu danken ist,
nicht erst zu umschreiben brauche, ‒ daß
ich von Kindheit an von innen her geleitet
wurde, allem Leben um mich her, und auch
wenn es mich selbst 
sehr entscheidend
 
anging, als gelassener Zuschauer 
gegen‐
über zu stehen, wie man einem 
Schau‐
spiel, mag es auch noch so sehr ergreifen,
gegenübersteht: ‒ miterlebend, beglückt,
erschüttert oder entsetzt, ‒ aber niemals
wirklich 
miteinbezogen.
.Daraus ergab sich von selbst, daß ich
zwar viele Lebensbezirke, ‒ innerlich auf
überaus tief empfindende Weise miterlebend
was in ihnen zu erleben war, ‒ 
kennen‐
lernte, ‒ aber nie in Gefahr kam, mich
an einen zu verlieren.
.So fühlte und fühle ich mich auch im
Reiche der 
Kunst, als 
Maler, aus ein‐
geborenem Erbrecht her 
heimisch, und
doch wäre es mir niemals möglich gewesen,
die Grenzen dieses Reiches auch als die Ab‐
steckung der mir selbst gebotenen Grenzen
zu betrachten.
.Es war vielmehr stets ein glühendes Ver‐
langen in mir, in 
jedem neuen Bereich
menschlichen Tuns und Strebens, den ich
auf meinem Lebensweg durchwanderte,
oder den dieser Weg auch nur streifte, mög‐
lichst 
ebenso heimisch zu werden, wenn
auch oft nur aus dem einzigen Grunde: das
Leben von diesem für Andere 
bestimm‐
den Bereiche her 
sehen und 
verstehen
zu lernen.
.Auch alles 
Lesen wurde solchem Ver‐
langen dienstbar gemacht, soweit es über
Fragen der Kunst und Kunstwissenschaft
hinausführen sollte.
.Für 
belletristische Kunst blieb da‐
neben ‒ bei aller Bewunderung des in ihr
zutagetretenden Könnens ‒ nur wenig Zeit
und Neigung übrig, umsomehr, als ich stets
vorzog, das Leben in allen mir irgendwie
zugänglichen Bezirken nicht in geformter
Nachbildung, sondern durch 
eigenen
Einblick kennenzulernen.
.Nichts wurde dabei etwa durch den
Beruf bestimmt, den ich vielmehr, soweit
es nur möglich war, in allen meinen Bezie‐
hungen zum Leben 
fast auszuschalten
suchte, ‒ jedenfalls aber ihm 
nur dort
Rechte gab auf Mitbestimmung meiner Ein‐
sicht, wo sein ihm innerhalb des allgemeinen
Lebens vorbehaltenes Gebiet 
allein in
Frage kam.
.Meine 
Berufung, ‒ nicht mein Be‐
ruf, ‒ hat zu allen Zeiten mein 
Werden
und mein wirkendes 
Leben bestimmt!
.An dieser, mit der Berufung selbst ge‐
gebenen, inneren Situation würde sich auch
nichts ändern können, wenn ich noch eine
Reihe reicherfüllter Menschenleben hier in
der irdischen Sichtbarkeit zu durchleben
hätte.
.Niemals könnte mir der Beruf als Maler
Anderes sein, als 
Akzidenz: ‒ als mir auf
 
Grund erfüllter kunstgeforderter Voraus‐
setzungsreihen gewährtes 
Recht zu schö‐
pferischer Gestaltung im Bereiche der
Sichtbarkeit.
.Niemals könnte von diesem „Recht zur
Gestaltung” her der Umkreis meines irdi‐
schens Wirkens erweitert oder verengert
werden.
.Niemals könnte sich mir aus dem 
Beruf
her Anlaß zu einer Bekundung ergeben, die
nicht ausschließlich 
künstlerische Be‐
kundung wäre.
.So ist es auch wahrlich nicht der 
Beruf,
der mich zu diesen hier gegebenen Berichten
„aus meiner Malerwerkstatt” veranlaßt hat,
sondern ausschließlich der innere Ruf mei‐
ner geistigen 
Berufung!
ENDE