DIE EHE
KOBERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
Bô Yin Râ ist der geistliche Name von
Joseph Anton Schneiderfranken
6.Auflage
Erste Auflage: Richard Hummel Verlag Leipzig 1925
Ungekürzte wohlfeile Auflage daselbst 1929
© 1950, 1978, 1986 und 1988
Kobersche Verlagsbuchhandlung AG
3001 Bern
 
ALLEN,
DIE DAS GLÜCK DER EHE
SUCHEN!
 
HEILIG, dreimal heilig, 
die Ver‐ 
OO
einigung von Weib und Mann 
OO
zu engverschmolzener Gemein‐ 
OO
samkeit des Erdenlebens! ‒
Heilig der Geschlechter 
Inbrunst, sich 
OO
zu 
einen! ‒
Heilig das Mysterium des 
Zeugens 
OO
und 
Gebärens! ‒
Heilig das 
unsichtbare Band, das 
OO
längst 
Gewordenes vereint, auf 
OO
daß es 
neuem Werden eine Stätte 
OO
schaffe! ‒ ‒ ‒
Glückselig Mann und Weib, die solches 
OO
fassen, und sich in liebender Vereinung 
OO
zu 
erkennen wissen, so wie 
der Ur‐ 
OO
sprung alles Seins als „
Mann” 
und 
OO
„
Weib” 
sich selbst erkennt, in 
ewig‐ 
OO
licher Liebeseinung! ‒ ‒ ‒
 
Glückselig ist das Haus, das 
Gottes 
OO
hehrster Tempel hier auf Erden wird, 
OO
da eine wahre 
Ehe sich in ihm vollzieht, 
OO
geschlossen 
vor dem Angesicht der 
OO
Ewigkeit, von Menschen, die 
um 
OO
ihres Menschtums hohe Würde wis‐ 
OO
sen! ‒ ‒ ‒
Was hier 
Erfüllung findet, ist 
geheim‐ 
OO
nisreiches Wunder, Wenigen auf die‐ 
OO
ser Welt nur kund, und 
denen selbst 
OO
verborgen, die es 
wirken! ‒ ‒ ‒
Wie so unsagbar 
töricht klingt es 
OO
meinen Ohren, ‒ wie aller Weisheit 
OO
wüstenweit entfernt, ‒ so man mir 
OO
von „
Vollendung” reden möchte, dort, 
OO
wo sich Mann und Weib auf ihren Le‐ 
OO
benswegen 
meiden, um der vermeint‐ 
OO
lich höheren Entfaltung ihrer Seelen 
OO
willen! ‒ ‒
 
Teilgestaltung wähnt 
Vollendung 
OO
sich zu schaffen, ‒ jeder 
Ahnung bar, 
OO
daß sie ihr nur 
erreichbar wäre in 
Ver‐ 
OO
schmelzung mit dem 
anderen, einst im 
OO
Geiste ihr 
vereinten, nur hier im 
Er‐ 
OO
dendasein körperlich von ihr 
getrenn‐ 
OO
ten Teil! ‒ ‒
Beklagenswert vielmehr der 
Mann, 
OO
beklagenswert das 
Weib auf dieser Erde, 
OO
wenn es dem 
einen Teile hier in seinem 
OO
Dasein 
nicht gelingt, den ihm gemäßen 
OO
anderen Teil zu finden, mit dem 
ver‐ 
OO
eint er erst ein 
Ganzes bilden würde, 
OO
er-
gänzt in 
dem, was seines Einzel‐ 
OO
poles 
Eigenschwingung ihm nicht ge‐ 
OO
ben 
kann! ‒ ‒
Beklagenswert, wie manches 
Andere 
OO
in dieser Erdenwelt, das gleicherweise 
OO
sich 
behindert findet, die 
Entfaltung 
OO
wirklich zu 
erreichen, zu der 
latent 
OO
 
die 
Möglichkeit sehr wohl 
gegeben 
OO
wäre...
Oft bietet 
Sehenden in solchen Fällen 
OO
sich der 
Anschein dar, als wolle selbst 
OO
Natur sich dieser armen, auf ihr uner‐ 
OO
löstes, 
halbes Menschtum nur Ver‐ 
OO
wiesenen 
erbarmen, indem sie ihre 
OO
schöpferische Phantasie erregt, sich 
OO
irgend ein 
Idol des anderen Geschlechts 
OO
im 
Außerweltlichen zu schaffen, das den 
OO
auf Erden hier vermißten 
Ausgleich 
OO
durch den körperlichen Gegenpol, auf 
OO
kümmerliche Weise dann 
ersetzt. ‒ ‒ 
OO
Wer die Geschichte der 
Ekstase und der 
OO
Mystik kennt, wird unschwer 
Beispiel 
OO
hier auf 
Beispiel häufen können...
Gewiß wird dann das so Erlebte 
umge‐ 
OO
deutet und als sublimste 
geistige Er‐ 
OO
fahrung aufgewertet, allein, was solcher‐ 
OO
art erfahren werden 
kann, ist 
immer 
OO
 
nur aus 
körperlicher Regung und Er‐ 
OO
regung zu erklären! ‒ ‒ ‒
Kein Mensch der Erde ‒ mag er 
Mann 
OO
sein oder 
Weib ‒ der 
körperlich zur 
OO
Ehe 
tauglich, und nicht durch unerbitt‐ 
OO
lich hartes 
Schicksal oder 
unbehebbar 
OO
schweren Grund von ihr sich 
ausge‐ 
OO
schlossen sieht, wird hier auf Erden 
OO
schon sein 
Geistiges in 
letzter Klar‐ 
OO
heit zu 
erleben fähig, solange er 
aus 
OO
freien Stücken den realen, hier 
natur‐ 
OO
gegebenen Ausgleich der Geschlech‐ 
OO
ter flieht! ‒ ‒ ‒
Hier ist nichts „
abzuhandeln”, 
nichts 
OO
zu drehen und zu deuteln!!
Keiner derer, die sich selbst auf Erden 
OO
zu „
vollenden” wähnen, und die 
Ehe 
OO
als 
Behinderung im Vorwärtsschreiten, 
OO
 
oder gar als etwas 
zu Vermeidendes 
OO
betrachten, kann sein Ziel 
erreichen, ‒ 
OO
sei es, daß nur verkappte 
Eigensucht 
OO
ihn zu verblenden weiß, ‒ sei es, daß 
OO
„
religiöser” 
Wahn ihn zu dem irren 
OO
Glauben führt, ‒ hier, wo 
die Gottheit 
OO
sich zutiefst zu ihm herabneigt, 
OO
müsse er sich vor des „
Teufels” 
Schlin‐ 
OO
gen hüten, um einer „
Heiligkeit” teil‐ 
OO
haft zu werden, die nur als 
tolle Aus‐ 
OO
geburt phantastischer Asketenhirne 
OO
Scheindasein genießt, und leider hier in 
OO
dieser Scheinwelt 
wahrlich unheil‐ 
OO
bringende Verehrung fand, ja stets 
OO
noch findet! ‒
Dem 
Wüstling wird 
das heiligste 
OO
Mysterium des 
Menschen nur zum An‐ 
OO
laß, 
Nervenreiz zu schaffen, und in 
Be‐ 
OO
friedigung des Reizes: 
Lust zu suchen. 
OO
 
Er ist ein 
Verirrter, der 
die Würde 
OO
seines Menschtums nicht erfühlt, und 
OO
Heiligstes mit 
Schmutz besudelt! ‒ 
OO
Verirrte aber sind nicht minder 
alle 
OO
jene, die auf dem Wege zur Vollkom‐ 
OO
menheit 
vorangelangen wollen, ohne 
OO
zu 
erkennen, daß sie des 
Gegenpols 
OO
bedürfen, sollen sie ein 
Ganzes wer‐ 
OO
den! ‒ ‒ ‒
Verirrte sind die 
töricht Überhebli‐ 
OO
chen, die gar in ihrer Ehelosigkeit 
Ge‐ 
OO
währ zu haben glauben, daß sie auf dem 
OO
rechten Wege seien, und die sich 
hoch 
OO
erhaben wähnen, weil sie, ‒ 
vermeint‐ 
OO
lich um des „
Himmelreiches” willen, ‒ 
OO
auf der Ehe Einung mit dem ande‐ 
OO
ren Geschlecht verzichten! ‒ ‒ ‒ 
OO
Wohl kann zwar auch der 
Ehelose 
OO
seinen 
Weg zur Vollendung wahrlich 
OO
 
allein durchmessen und sein höchstes 
OO
Ziel auf 
seine Art dereinst erreichen, 
OO
auch wenn ihm 
während seiner Er‐ 
OO
dentage niemals 
die Erfüllung werden 
OO
kann, die nur die 
Ehe ihm 
erreichbar 
OO
machen würde. ‒ ‒
Stets kann er nur 
als Teil sich 
Teilvoll‐ 
OO
endung zu erringen suchen, und wird im 
OO
Erdenleben nie zu jener 
Klarheit kom‐ 
OO
men, die nur erreicht wird, wo der Mensch 
OO
die neue Einheit eines Ganzen, ‒ 
OO
aus 
Männlichem und 
Weiblichem ver‐ 
OO
eint, ‒ in einer wahren 
Ehe schuf. ‒ ‒ 
OO
Doch wird 
der Ehelose 
dann nur sich auf 
OO
seine Weise 
Teilvollendung schaffen 
OO
können, wenn wirklich 
Gründe, die nicht 
OO
Menschenwahnwitz erst ergrub, 
vor 
OO
Gott die 
Ehelosigkeit als 
nicht ge‐ 
OO
wollt bezeugen! ‒ ‒
 
Weit seltener jedoch als 
Wahn es will, 
OO
sind 
solche Gründe vor dem 
Urteil Got‐ 
OO
tes aufzufinden...
Keiner möge sich 
auf sie berufen, der 
OO
nicht 
in tiefster Einkehr mit sich 
OO
selbst zu Rate ging, und nicht 
gewiß 
OO
ward, daß er 
Gottes Stimme, in der 
OO
Stille ruhevoller Selbstversenkung, 
hör‐ 
OO
te! ‒ ‒ ‒
Keiner aber möge andererseits 
Verei‐ 
OO
nigung mit einem Gegenpole ande‐ 
OO
ren Geschlechts nur aus 
Begier erstre‐ 
OO
ben, und 
bevor er 
in sich selber sich 
OO
belehrt fand, daß solche Einigung 
nur 
OO
dann ihm 
Heil verheißt, wenn er sich 
OO
willig weiß, 
allein für sie 
die ewige 
OO
Verantwortung zu tragen, ‒ 
ganz 
OO
einerlei, ob auch der 
andere Eheteil sie 
OO
für sich selber tragen will, oder von 
OO
solcher Pflicht 
nichts ahnen mag! ‒ ‒ 
OO
 
Der 
Irrwahn ist 
alt, daß: „
heiraten 
OO
gut” sei, „
nichtheiraten” aber „bes‐ 
OO
ser”, ‒ und der ‒ vor solcher Torheit 
OO
nicht geschützt ‒ 
ihn erstmals aus‐ 
OO
sprach, hatte wahrlich hohe Einsicht in 
OO
gar manche geistige Verborgenheiten, so 
OO
daß hier 
geistiges Gewicht von unge‐ 
OO
heuerlicher 
Schwere seitdem 
auf den 
OO
Gewissen aller Nachgeborenen 
OO
lastet...
Es ist an der Zeit, daß 
endlich hier 
OO
der 
Wahn des Weisen seine 
Macht ver‐ 
OO
liere!
Es ist an der Zeit, daß endlich nun die 
OO
Ehe, die man als „
Sakrament”, zu 
OO
deutsch ‒ als Mittel, seine 
Heiligung 
OO
sich zu erwirken, ‒ betrachtet sehen will, 
OO
obwohl man 
Ehelosigkeit als unver‐ 
OO
gleichbar „
heiligmäßiger” erklärt, der 
OO
 
Schändung enthoben werde, die 
darin 
OO
ausgesprochen ist, daß man: ‒ das reife 
OO
Weib, dem höchstes, heiligstes 
Erfüllen 
OO
seines Weibtums 
fremd bleibt, 
höher 
OO
stellt, als jede Frau die ihre 
Mutter‐ 
OO
würde zu erlangen wußte, ‒ den ste‐ 
OO
rilen 
Selbstling aber, der seine 
Man‐ 
OO
neskraft in sich 
verzehrt und seines 
OO
Blutes Wert der Erde 
raubt, im Wahn 
OO
befangen, 
über jeden Mann zu stellen 
OO
sucht, der hier auf Erden 
Vater neuen 
OO
Lebens wurde! ‒ ‒ ‒
Es ist wahrhaftig 
an der Zeit, daß sich 
OO
die 
Ehe ihres 
Heiligsten zu 
wehren 
OO
wisse, wenn man den Zeugungsakt: „
Be‐ 
OO
fleckung” nennt, so daß man sich nicht 
OO
scheut, der alten „
Heiden” Wundermär 
OO
zu übernehmen, um die Geburt des 
Gott‐ 
OO
erhabensten der Menschen, nach alter 
OO
Mythen Weise, einer „
Jungfrau” zu‐ 
OO
 
zuschreiben, ‒ nicht ahnend, daß die 
OO
alten Mythen von der Gottgeburt 
im 
OO
Menschenherzen tiefverhüllte Kunde 
OO
geben, ‒ der Geburt des „Gottessohnes” 
OO
in der 
Seele, die nur der 
Gottesgeist 
OO
befruchten kann...
Hoch aller Ehrung würdig ist wahr‐ 
OO
haftig 
jene Frau, die 
Mutter eines 
OO
Sohnes werden konnte, dessen 
lichte 
OO
Lehre aller Welt das 
Heil bereiten wür‐ 
OO
de, wollte man nach ihr zu 
handeln sich 
OO
bequemen, soweit man sie noch wahrhaft 
OO
kennt! ‒
Allein, nicht minder sollte man den 
Vater 
OO
eines solchen Sohnes ehren, denn: wer 
OO
den 
Sohn hier sieht, der sieht auch 
den, 
OO
der ihn 
erzeugte, da Bluteserbe sich be‐ 
OO
reits 
im Dasein finden muß, bevor es 
OO
Erbe werden kann! ‒ ‒ ‒
 
Hier ist die 
Ableugnung der Zeugung 
OO
aus des Vaters Blut nur Ausdruck je‐ 
OO
ner 
Mißachtung, die anderenortes auch 
OO
die 
Ehelosigkeit für „
heiligmäßiger” 
OO
erklärt, als 
Ehe! ‒ ‒ ‒
„
Ehe” heißt mir freilich 
nicht: ein 
OO
dumpfes, triebversklavtes 
Beieinander‐ 
OO
leben, um gegenseitig 
seiner Sinne 
OO
trübe Glut zu löschen! ‒ ‒
„
Ehe” heißt mir nicht die Mischung der 
OO
Geschlechter, die im 
Kinde nur das 
Übel 
OO
sieht, das ihre 
Lust bedroht! ‒ ‒
„
Ehe” aber ist auch nicht: 
die unver‐ 
OO
antwortliche Zeugung neuen Le‐ 
OO
bens, 
dem die Bedingungen zu se‐ 
OO
gensreicher Selbstentfaltung nicht 
OO
gegeben werden können! ‒ ‒ ‒
 
Wahrhaftig: es gibt auf dieser Erde 
OO
keinen Lebenszustand, der 
mehr Be‐ 
OO
herrschung seiner selbst, 
mehr Mit‐ 
OO
empfinden mit dem Anderen, 
mehr 
OO
Verantwortungsbewußtsein for‐ 
OO
dern würde, als die rechte 
Ehe! ‒ ‒ ‒ 
OO
Nur, wer hier 
alle hohe Forderung 
er‐ 
OO
füllt, darf hoffen, daß er auch das 
Glück 
OO
der Ehe finde, das doch so viele 
suchen, 
OO
und so wenige 
erfahren, da es die 
OO
allermeisten 
heischend ‒ als ihr „
gutes 
OO
Recht” ‒ erlangbar glauben, statt ein‐ 
OO
zusehen, daß es der Mensch ‒ wie 
alles 
OO
Glück ‒ sich selber 
auferbauen, sich 
OO
selber 
schaffen muß! ‒ ‒ ‒
In diesem Buche wird nunmehr von 
dem 
OO
die Rede sein, 
was wahre Ehe ist, und 
OO
was sie 
fordert.
 
Ich werde zeigen, daß es zwar 
unbeirr‐ 
OO
bare Bereitschaft, 
geschulten Willen 
OO
und 
erzogene Kraft verlangt, die 
Ehe, 
OO
wie sie sein muß, aufzurichten, ‒ daß 
OO
es jedoch 
viel leichter ist, 
die wahr‐ 
OO
haft gute Ehe und ihr Glück zu schaf‐ 
OO
fen, als die vielen 
unglücklichen Ehen 
OO
glauben machen möchten...
Für alle, die noch 
vor der Ehe stehen, 
OO
möge das Folgende zur 
Vorbereitung 
OO
dienen.
Die längst 
in einer Ehe leben, ‒ 
OO
sei sie nun 
glücklich, oder 
getrübt, ‒ 
OO
mögen aus meinen Worten wählen, was 
OO
ihnen noch nützen kann!
Wer aber vor der furchtbar ernsten Frage 
OO
keinen Ausweg sieht, ob er die 
Ehe, die 
OO
er einst in froher Glückserhoffung 
schloß, 
OO
nun 
lösen soll, da alle Glückes-
Mög‐ 
OO
 
lichkeit ihr längst erstorben scheint, der 
OO
frage sich nach der Lektüre dieses Buches, 
OO
ob er zu solcher Lösung wirklich sich 
OO
berechtigt weiß, und ob er die 
Ver‐ 
OO
antwortung dafür auch 
vor dem An‐ 
OO
gesicht der Ewigkeit noch 
tragen 
OO
will?! ‒ ‒ ‒
Gewiß soll unrettbar 
Zerrüttetes nicht 
OO
jedem 
neuen Glück im Lichte stehen 
OO
bleiben!
Gewiß soll man in einem Lebensbunde, 
OO
der 
Enttäuschung an 
Enttäuschung 
OO
reihte, und nun Tag für Tag nur 
Gram 
OO
und 
Unheil schafft, nicht bis zum 
letz‐ 
OO
ten Fluch verharren!
Allein: ‒ gar manche Ehe wurde unter 
OO
Menschen schon 
gelöst, obwohl sie 
OO
keineswegs 
vor Gott die 
Schäden 
OO
zeigte, die zur Lösung die 
Berechtigung 
OO
gegeben hätten...
 
Gar oftmals hätte ernster 
Neubeginn 
OO
der Ehe, auch zu 
neuem und nun 
dau‐ 
OO
erbaren Glück den Grund gelegt, wären 
OO
nicht 
vorschnell alle Brücken zuein‐ 
OO
ander abgebrochen worden, da man 
OO
bereits nach neuem Glück an eines 
an‐ 
OO
deren Menschen Seite schielte. ‒ ‒ ‒ 
OO
Wer da hören will, 
und fühlt, 
daß 
OO
es ihn angeht, ‒ 
möge hören!
Der aber der Ehe 
fernbleiben muß, ‒ 
OO
sei es nun 
Schicksal, daß sie ihm 
ver‐ 
OO
sagt bleibt, oder werde er durch 
Pflicht 
OO
gezwungen, 
ehelos zu bleiben, weil er 
OO
Verantwortung für eine 
Ehe niemals 
OO
tragen könnte, ‒ ‒ 
der lege dieses 
OO
Buch zur Seite, denn nicht für 
ihn ist 
OO
es geschrieben worden! ‒
Ich schreibe hier für Menschen, die durch 
OO
keinen unabänderlichen und 
vor Gott 
OO
 
gegebenen Grund 
behindert werden, 
OO
die Vollendung 
in der Einheit einer 
OO
Ehe zu erstreben. ‒
Nur diesen gilt, was hier zu 
Worte 
OO
wird!
Wohl sind mir auch 
die Truggespen‐ 
OO
ster irren Fühlens sehr bekannt, die 
OO
an dem Heiligtum der Ehe 
rütteln wie 
OO
an altersgrauen Mauern, die man 
stür‐ 
OO
zen müsse, wolle man den 
Weg zur 
OO
Freiheit finden.
Hier aber ist nicht eindringlich ge‐ 
OO
nug zu warnen, 
vor verhängnis‐ 
OO
voller Täuschung!
Aus wilder 
Herdengemeinschaft, in 
OO
der sich ‒ kurz und derb gesprochen ‒ 
OO
jedes Weib noch 
jedem Mann 
ergeben 
OO
 
mußte, der es zu 
bezwingen fähig war, 
OO
führte 
unsagbar weiter Weg den 
OO
Erdenmenschen endlich zu dem 
hohen 
OO
Tempel in der Geisteswelt, der 
einen 
OO
Mann dem 
einen Weibe eint. ‒ ‒ ‒
Die 
Tierheit ward dem 
Geiste unter‐ 
OO
tan, auch wenn sie sich noch immer 
sträu‐ 
OO
ben mag, ihm 
willig zu 
gehorchen. ‒ ‒ 
OO
Und wenn es auch noch heute 
Millionen 
OO
gibt, die 
nicht auf solcher Stufe stehen, 
OO
‒ wenn auch noch 
ganze Völker in 
OO
dem Weibe einzig die 
Gebärerin und 
OO
das Gefäß der Lust erblicken, oder gar 
OO
das 
Arbeitstier, das man 
erhandelt 
OO
wie das liebe Vieh, so daß 
die Anzahl 
OO
Frauen, die der Mann „besitzt”, zum 
OO
Zeugnis seines 
Reichtums wird, wie 
OO
seine Herden auf der Weide, ‒ so ward 
OO
auf 
höherer Stufe doch auch längst er‐ 
OO
 
kannt, daß nur die 
Ehe, die das 
eine 
OO
Weib dem 
einen Mann 
verbindet, 
OO
geistig-
göttlichem Gesetz ent‐ 
OO
spricht. ‒ ‒ ‒
Wehe denen, 
die in unbezähmter 
OO
Gier die eigene Ehe unterwühlen, ‒ 
OO
nicht fähig, 
einen Menschen anderen 
OO
Geschlechts zu sehen, ohne seiner zu 
OO
begehren! ‒ ‒
Man nenne es nicht „
Zufall”, sondern 
OO
fühle einen 
Willen hier am Werke, wenn 
OO
die von jeder 
anderen Geschlechtsver‐ 
OO
mischung 
sorglichst reingehaltene 
OO
Ehe, 
aus dem Geschlechtsverkehr 
OO
her, 
unerreichbar bleibt für jene fürch‐ 
OO
terliche 
Seuche, die aus kurzer Augen‐ 
OO
blicke unbezähmter 
Lustgier: 
Fluch 
OO
und Unheil über Generationen 
OO
bringt! ‒ ‒ ‒
 
Hier zeigt 
Natur mit aller 
Deutlichkeit, 
OO
was sie, auch schon 
von sich aus, von 
OO
dem Erdenmenschen dieser Tage 
for‐ 
OO
dert!
Wer es auch sei, und welche 
Gründe 
OO
ihn bestimmen mögen, ‒: 
der Mensch, 
OO
der an der 
Ehe, die das 
eine Weib dem 
OO
einen Mann verbindet, freventlich zu 
OO
rütteln wagt, indem er solcher Ehe 
Bin‐ 
OO
dung und 
Verpflichtung nicht beachtet, 
OO
ladet 
schwerste Schuld auf sich: ver‐ 
OO
sündigt sich 
an aller Erdenmensch‐ 
OO
heit, und schafft 
kosmische Verwirrung, 
OO
‒ ‒ ganz abgesehen von der 
unge‐ 
OO
heuerlichen Schändung eines Tem‐ 
OO
pels, der dort, wo eine 
Ehe sich voll‐ 
OO
zieht, 
im reinen, 
wesenhaften Geiste 
OO
aufgerichtet wurde! ‒ ‒ ‒
Nur hohe Gnade kann den so mit 
OO
Frevelschuld beladenen Verbrecher 
OO
 
an der Ehe noch entsühnen, und nur: 
OO
wenn 
selber er 
die Sühne sucht! ‒ ‒ 
OO
Doch, 
nicht viel kleiner ist auch 
jene 
OO
Schuld, die jeder auf sich bürdet, der 
OO
sich vermißt, hier eine 
Form zu 
spren‐ 
OO
gen, die ihm „
überlebt” erscheint, da 
OO
er sie nicht mit wahrem Leben zu 
er‐ 
OO
füllen weiß! ‒ ‒
Vergeblich bleibt auf dieser Erde alles 
OO
Streben, etwa eine 
neue, 
bessere Form 
OO
der Einung der Geschlechter zu gestalten, 
OO
denn: ‒ 
was die Menschheit in der 
OO
Ehe eines Mannes mit dem einen 
OO
Weibe zu erringen wußte, 
gründet 
OO
in der Gottheit innerster Gestal‐ 
OO
tung! ‒ ‒ ‒
Wer hier 
zerstören will, was hohe Ein‐ 
OO
sicht 
auferbaute, der ist sich nicht der 
OO
Folge seines Tuns bewußt!
 
Ein Sanktuarium des Geistes würde 
OO
so vernichtet, an dem 
Jahrtausende die 
OO
Weisesten der Erde 
bauen sahen! 
OO
‒ ‒ ‒
Es müßten 
kommende Jahrtausende 
OO
vergehen, sollte es dereinst 
erneut 
OO
errichtet werden, so dies 
möglich wäre, 
OO
läge es in seinen Trümmern! ‒ ‒ ‒ 
OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 
OO
*
 
SO, wie der 
Ehe heilighoher Bund, 
OO
wie ich ihn sehen lehren will, vor 
OO
allem in der 
Liebe sich vollendet, und 
OO
ohne Liebe nicht bestehen 
kann, ‒ so 
OO
sei auch hier, vor allem Anderen, nun 
OO
der 
Liebe ein Betrachtungswort geweiht. 
OO
Es wird die Rede sein zuerst von einer 
OO
Form der 
Liebe, die zwar im 
Irdischen 
OO
zur 
Wirkung kommt, doch tief im 
OO
Geiste gründet. ‒
Auch 
im Tiere ist diese 
Liebe zu finden, 
OO
wie 
in allem, 
was lebt!
Jedoch, das Tier 
vermag es nicht, die 
OO
Geistbegründung dieser Art der 
Liebe 
OO
zu 
erfühlen, und so bleibt es beschränkt 
OO
auf 
Trieb und 
Brunst, ‒ auf dumpfes 
OO
Suchen seiner 
Mutterschaft und 
Sorge 
OO
für den „
Wurf”. ‒
 
Nur allzuoft ist aber leider auch der 
OO
Mensch der Erde ganz in 
gleicher Weise 
OO
seiner Tierverhaftung Sklave: ohne 
OO
jede Sehnsucht, sich als 
Herr und Mei‐ 
OO
ster seiner Tierheit zu bewähren...
Erbarmen faßt den 
Sehenden, erblickt 
OO
er 
solche Schmach an 
Wesen seiner 
OO
Art, ‒ sieht er die jämmerliche 
Selbst‐ 
OO
erniedrigung, die sich genügen läßt an 
OO
geiler Lust und 
viehischem Behagen, 
OO
wo 
Macht gegeben ist, 
die göttlich 
OO
reinsten Freuden zu erleben! ‒ ‒ 
OO
So mancher aber, der zwar 
nicht die 
OO
tiefsten Gründe allen Daseins offen sah, 
OO
jedoch in sich die Ahnung von der 
Würde 
OO
seines Menschtums trug, ward seines 
OO
Ekels nicht mehr Herr, sah er den Men‐ 
OO
schennamen solcherart 
entweiht. ‒
 
Er wähnte nun, daß alle 
Liebe, die der 
OO
Tierheit Kräfte auslöst um sich zu er‐ 
OO
leben, auf 
gleicher abgrundtiefer 
OO
Stufe stehen müsse, und konnte nicht 
OO
mehr fassen, daß auch der 
Tierheit 
OO
Trieb 
dem Geiste Anlaß eigenen Er‐ 
OO
lebens werden kann...
Fluchend grollte er dem Schicksal, das 
OO
ihn zwang, in seinen Adern „
Tierisches” 
OO
zu fühlen, dem er sich niemals ganz ent‐ 
OO
winden konnte. ‒ ‒
In solcher Wirrnis qualbefangen, über‐ 
OO
gab er sich alsdann dem Wahn, daß alle 
OO
Liebe, die sich in ihm irdisch-tierhaft 
OO
äußern wolle, eine 
Ausgeburt der Hölle 
OO
sei, und seine 
Seele zu 
vernichten 
OO
drohe. ‒
Wo hätte er auch die 
Belehrung suchen 
OO
sollen, die seiner Selbstqual 
Auflösung 
OO
geschaffen hätte durch 
Erkenntnis?!? 
OO
 
Die 
Einen suchten nur sein Wähnen 
zu 
OO
bestärken, da sie selbst im 
gleichen 
OO
Wahn befangen waren, ‒ die 
Anderen 
OO
‒ ‒ 
verlachten ihn...
Die aber selbst das Glück des seligsten 
OO
Gewährens 
kannten, ‒ 
das Glück der 
OO
Liebe, 
die das „
Tier” 
der Gottheit 
OO
eint: die alle „Ächtung” von ihm nimmt, 
OO
indem sie seine Triebe 
läutert und 
zum 
OO
Dienste seelischen Erlebens schult, 
OO
‒ wußten nur selten über das zu 
reden, 
OO
was ihnen 
heiligste Erfahrung war. 
OO
‒ ‒ ‒
Wo aber wird Belehrung 
mehr ent‐ 
OO
behrt, als auf den Wegen durch 
der 
OO
Liebe irdische Gefilde, da allenthalben 
OO
giftgeschwängerte Gewächse in den 
OO
gleichen gluterfüllten 
Farben sprießen, 
OO
 
wie jene reinsten Blütenkelche, die in 
OO
ihrer Tiefe 
Tau des Himmels bergen!? 
OO
‒ ‒
Man wird nicht lange suchen, will man 
OO
Menschen finden, die nur 
ironisch‐ 
OO
bitter lächeln können, hören sie die 
OO
Liebe preisen...
Man wird die 
Ehen leichthin 
zählen 
OO
können, in denen Mann und Weib in 
OO
solcher Art die 
Liebe kennen, wie sie 
OO
jede Menschenehe 
kennen sollte! ‒ ‒ 
OO
Die Einen glauben, wahre 
Liebe müsse 
OO
sich allein im 
Seelischen erschöpfen 
OO
lassen, und ihre 
Leiber werden ihnen 
OO
gegenseitig fast zum 
Greuel, da sie eben 
OO
doch noch 
Anderes heischen...
Die 
Anderen aber glauben ihre 
Liebe 
OO
nur in der 
Befriedigung der Triebe 
OO
zu genießen, bis sie zuletzt in 
Über‐ 
OO
 
sättigung sich voneinander wen‐ 
OO
den. ‒ ‒
Beides ist freilich 
nicht die rechte Art, 
OO
um jene Form der 
Liebe zu erleben, die 
OO
eine wahre Ehe 
braucht!
Die Liebe, die allhier allein 
Erfüllung 
OO
geistigen Gesetzes schafft, will 
weder 
OO
Geistiges, 
noch Tierhaftes in ihrer 
OO
Auswirkung 
entbehren.
Das durch die Tiernatur des Erdenmen‐ 
OO
schen aber einmal nun Gegebene, soll 
OO
keineswegs nur 
tierisch, „
viehisch”, 
OO
ausgekostet werden, sondern, vom Gei‐ 
OO
stigen 
durchdrungen und dadurch 
ver‐ 
OO
wandelt: ‒ 
selbst ins Geistige er‐ 
OO
hoben, ‒ zu Bewußtsein kommen.
So sollen 
Mann und Weib, 
in geistig‐ 
OO
körperlicher Einung, sich 
ineinander 
OO
 
nun 
erkennen, wie 
Mann und Weib 
OO
im Göttlichen vereinigt waren, einst 
OO
vor dem „Fall” in diese physisch-sinn‐ 
OO
liche Erscheinungswelt, ‒ und wie das 
OO
Männliche dem Weiblichen 
erneut ver‐ 
OO
einigt wird, sobald erst beide Mensch‐ 
OO
tumsteile die 
Erlösung sich erwirkten 
OO
in der 
Geisteswelt...
Für diese Worte wird dem geilen 
Wüst‐ 
OO
ling ganz in 
gleicher Weise das 
Ver‐ 
OO
ständnis fehlen, wie dem 
Asketen, der 
OO
in jeder Regung seiner ‒ durch 
ihn 
OO
selbst allein beschmutzten ‒ Tiernatur, 
OO
nur „
teuflische” 
Versuchung wit‐ 
OO
tert. ‒ ‒
Die aber Ähnliches, wie das, was meine 
OO
Worte 
darzustellen suchen, auch nur 
OO
einmal in sich selbst 
erfahren haben, 
OO
 
werden wahrlich 
wissen, was die Worte 
OO
meinen! ‒ ‒ ‒
Wer aber auch 
nicht aus 
Erfahrung 
OO
weiß, von welchem 
heiligen Myste‐ 
OO
rium, ‒ erlebbar in der körperlichen 
OO
Leibvereinung, ‒ ich hier rede, der wird, 
OO
so er nur 
reinen Herzens ist, 
erahnen 
OO
können, was er 
dann erst wissen kann, 
OO
wenn er es selbst 
erlebt! ‒
Jegliches Weib, und 
jeder Mann, wird 
OO
nur in diesem, hier auf Erden 
höchsten, 
OO
körpersinnlich-
geistigen Erleben 
OO
neuer Einheit die 
Erfüllung finden, 
OO
die ‒ 
ohne jeden schalen Rest an 
OO
unbefriedigter Empfindung ‒ erst 
OO
völlig jenes heiße 
seelisch-
körper‐ 
OO
liche Sehnen stillt, das die Geschlech‐ 
OO
ter, ‒ wo nicht 
Tierbrunst nur Befrie‐ 
OO
 
digung erheischt, ‒ 
in Liebe bis zum 
OO
Selbstvergessen, 
zueinander zieht! 
OO
‒ ‒ ‒
Doch nur in einer wahren 
Ehe, die Mann 
OO
und Weib in neuer 
Einheit faßt, und ‒ 
OO
mindestens dem 
ernsten, 
festen Wil‐ 
OO
len nach ‒ für beider 
Lebenszeit ge‐ 
OO
schlossen wurde, kann sich Geschlechts‐ 
OO
vereinigung 
zu solcher Höhe heben, 
OO
da 
hier nur jene 
Einheitsform im we‐ 
OO
senhaften Geiste sich 
gestaltet fin‐ 
OO
det, die so 
erlebbar wird. ‒
Immer aber wird nur höchste Zucht 
OO
der Sinne, 
höchste Zucht der Phan‐ 
OO
tasie, 
das Unbegreifliche: 
Ereignis 
OO
werden lassen im Erleben! ‒ ‒ ‒ 
OO
Gewiß ist 
das Kind jeder wahren Ehe 
OO
Ziel und 
Wunsch!
 
Und dennoch ist, 
nach geistigem Ge‐ 
OO
setz, das durch die 
Ehe zur 
Erfüllung 
OO
kommen will, ‒ 
die Zeugung und Ge‐ 
OO
bärung neuen Lebens erst der 
zweite 
OO
Zweck der ehelichen Einung! ‒ ‒ ‒
Ihr 
erster ist die Bildung einer neuen 
OO
Geisteseinheit, in der sich Teil und an‐ 
OO
derer Teil zu jenem 
Ganzen ineinander‐ 
OO
schmelzen, das nur auf 
geistig-
kör‐ 
OO
perliche Weise für den Menschen dieser 
OO
Erde 
noch empfindbar ist, ‒ 
dann 
OO
aber auch, in 
Auswirkung des so Er‐ 
OO
lebten, ‒ dem ganzen Dasein einen 
OO
Kräftezuwachs schafft, den nur das 
OO
geistige 
Ganze spenden 
kann, und den 
OO
kein Teil, wie immer er sich strebend 
OO
recken mag, 
für sich allein erreicht! 
OO
‒ ‒ ‒
So ist die 
Ehe, schon um der 
in ihr 
OO
allein nur möglichen Erfüllung allen 
OO
 
Sehnens reiner geistig-
körperlicher 
OO
Liebe willen, 
eine hohe Hilfe auf dem 
OO
Wege zur Vollendung, ‒ 
eine tief 
OO
geheimnisvolle Vorbereitung auf 
OO
die Rückkehr in das Reich des we‐ 
OO
senhaften Geistes, ‒ 
eine Pforte, 
OO
die zu seligstem Erahnen überer‐ 
OO
denhaften Lebens alle jene führt, 
OO
die willens sind, 
den Schlüssel zu 
OO
gebrauchen, der ihnen hier in diesem 
OO
Buche 
dargeboten wird! ‒ ‒ ‒
Wäre der Erdenmensch 
nur wesenhafte 
OO
Geistgestaltung, so würde wahrlich 
OO
alles, was die 
Ehe ihm 
erlebnisnahe 
OO
bringt, auch nur in seiner 
Geistgestalt 
OO
erlebbar sein.
So aber ist der Mensch, der einst aus sei‐ 
OO
nem hohen, göttergleichen „
Leuchten” 
OO
fiel, um sich in 
physisch-
sinnlicher Er‐ 
OO
 
scheinungswelt nun zu erleben, ‒ ‒ 
OO
wie er vermeinte: 
als sein eigener, 
OO
seinem Ursprung nicht mehr einge‐ 
OO
borener „
Gott”, ‒ ‒ allhier dem 
Tie‐ 
OO
rischen verhaftet worden, so daß ihm 
OO
alles, was er noch im 
Geistigen emp‐ 
OO
finden will, nur 
faßbar wird in 
leib‐ 
OO
hafter Empfindung durch der 
Tierheit 
OO
ihm vertraute Kräfte. ‒ ‒
Und fühlt er sich, ‒ obwohl ihn nur des 
OO
Erdentieres Körper 
trägt, solange er auf 
OO
Erden lebt, ‒ in eitlem Wahn dem Tier‐ 
OO
haften 
enthoben, so 
trügt er nur sich 
OO
selbst und hindert seine eigene Ent‐ 
OO
faltung, vermeintlich „
geistiges” Er‐ 
OO
leben kennend, das ‒ ‒: 
nur des 
OO
„
Tieres” 
irrgeleitetes Empfinden 
OO
ist! ‒ ‒ ‒
Nichts aber 
schützt vor solcher 
Irre‐ 
OO
leitung tierhaften Empfindens 
wir‐ 
OO
 
kungsvoller, als die rechte 
Ehe, in der 
OO
die 
geistig-
körperliche Liebe ihre 
OO
reinste, 
höchste Form gefunden hat! 
OO
Doch ist die 
Liebe, die in einer wahren 
OO
Ehe 
alles lenkt und leitet, keineswegs 
OO
allein darauf verwiesen, sich ausschließ‐ 
OO
lich nur in 
geistig-
körperlicher Art 
OO
zu zeigen: ‒ gebunden an die Sehnsucht 
OO
der Geschlechter, sich zu einen.
Bleibt diese 
geistig-
körperliche Liebe 
OO
auch stets 
Vorbedingung einer ehe‐ 
OO
lichen Einung, ansonst ein „Ehebund” 
OO
zum eklen 
Spottbild seiner selbst her‐ 
OO
abgeschändet wird, so überstrahlt doch 
OO
auch zu gleicher Zeit die 
Liebe noch in 
OO
anderer Form das Leben zweier Men‐ 
OO
schen, die sich in der 
Ehe fanden und um 
OO
ihre 
Zweieinheit im 
Geiste wissen... 
OO
 
Ich rede hier jetzt von der Liebe 
ohne 
OO
Gegenstand der Liebe: ‒ von einer 
OO
Form der Liebe, die des 
Gegenstandes 
OO
nicht bedarf! ‒
Auch sie wird 
Irdischem nur dann 
OO
empfindbar sein, wenn sie durch Ir‐ 
OO
disches 
vermittelt wird...
Wenn aber 
geistig-
körperliche Liebe, 
OO
wie sie zur 
Einung der Geschlechter 
OO
in der Ehe führt, stets ihren Liebes‐ 
OO
Gegenstand benötigt, um sich in Ver‐ 
OO
einungsglut zu fühlen, ‒ ja, wenn selbst 
OO
jene Liebe, die das 
Kind umhegt, und 
OO
rückstrahlt auf das 
Elternpaar, nicht 
OO
ohne 
Gegenstand der Liebe ist, so han‐ 
OO
delt es sich 
hier nun um die 
völlig los‐ 
OO
gelöste Liebe, die 
nichts im Äußeren 
OO
begehrt, und auch nicht 
Gegenliebe 
OO
fordert, da sie 
Erfüllung findet in sich 
OO
selbst, wo immer sie im Dasein ist. ‒ ‒ 
OO
 
Nicht allzuvielen ist 
diese Liebe 
OO
bekannt!
Nicht allzuoft wird sie im 
Erdenleben 
OO
ausgewirkt!
Und doch ist sie 
weit häufiger zu fin‐ 
OO
den, als jene 
höchste Form der 
ehe‐ 
OO
lichen Liebe, die es vordem zu um‐ 
OO
schreiben galt!
Schon 
darum, weil sie 
durchaus nicht 
OO
nur in der Ehe sich allein 
Erfüllung 
OO
schaffen kann...
Es darf jedoch die 
Ehe, soll sie wahr‐ 
OO
haft 
glücklich sein, auch diese Liebe 
OO
ohne Gegenstand der Liebe nicht ent‐ 
OO
behren müssen! ‒
Nicht nur im heilighehren Tempel 
OO
ehelicher Lagerstätte, ‒ zu dem die 
OO
 
kleinste, engste, arme Hütte wird, in der 
OO
sich Mann und Weib vereint in jener 
OO
höchsten Form der 
geistig-
körper‐ 
OO
lichen Liebe finden, ‒ wirkt sich das 
OO
Leben zweier Ehegatten aus!
Die wahre 
Ehe ist 
Gemeinsamkeit des 
OO
Lebens in der 
weitesten Bedeutung 
OO
dieses Wortes!
Es läßt sich aber dieses Erdenleben nicht 
OO
gemeinsam führen, ohne beiden Teilen 
OO
stets auf Schritt und Tritt zu zeigen, daß 
OO
sie 
trotz aller geistig-
körperlichen 
OO
Einung, doch in der Außenwelt 
noch 
OO
zwei getrennte Teile eines 
Geistes‐ 
OO
Ganzen bleiben, deren 
jeder von Na‐ 
OO
tur aus 
eigenen Gesetzen unterordnet 
OO
ist. ‒ ‒
Zwei 
Eigenleben stehen sich auf solche 
OO
Weise gegenüber, und sollen doch 
in 
OO
 
einem neuen Leben der Gemein‐ 
OO
samkeit vereinigt werden!
Sie müssen 
diese Einung 
ebenso er‐ 
OO
reichen, ‒ wollen sie ihr 
Glück nicht 
OO
von sich jagen, wie sie in ihrer 
geistig‐ 
OO
körperlichen Liebe eine neue Einheit 
OO
wurden...
Hier aber ist die 
geistig-
körperliche 
OO
Liebe 
nicht mehr tauglich, 
Einung zu 
OO
bewirken, ‒ und so liegt hier die Wur‐ 
OO
zel jenes Wahnes bloß, der da vom an‐ 
OO
geborenen „
Hasse der Geschlechter” 
OO
zu orakeln weiß. ‒
Ach nein, 
meine Freunde, ‒ 
wahr‐ 
OO
lich, 
solcher Haß ist nicht begründet 
OO
im Geschlecht an sich, wenn er zu‐ 
OO
weilen 
dort sich zeigt, 
wo Menschen 
OO
im Zusammenleben sich begegnen, 
OO
 
die 
verschiedenen Geschlechtes sind! 
OO
‒ ‒
Stets handelt es sich dann nur um 
den 
OO
Widerstreit erotischen Vereinungs‐ 
OO
willens gegen jenen 
anderen Willen, 
OO
der den 
Teil allein als 
Ganzes aner‐ 
OO
kannt, und 
seines Eigenlebens Norm 
OO
allein in Geltung sehen möchte!
Aus solchem Widerstreit kann dann ein 
OO
Haß erstehen, den man 
sehr zu Unrecht 
OO
so zu deuten sucht, 
als sei er schon 
OO
naturgegeben im Geschlecht!
Ihn aber zu 
besiegen ist nur 
jene Art 
OO
der 
Liebe fähig, die 
nicht durch einen 
OO
Gegenstand der Liebe erst 
entzündet 
OO
wird, und die sich 
auswirkt, ohne einen 
OO
Gegenstand zu 
suchen, da sie 
in sich 
OO
selbst Erfüllung ist. ‒ ‒
Nur diese 
Liebe um der Liebe willen 
OO
lehrt auch stets 
die rechte Weise fin‐ 
OO
 
den, nach der sich 
Teil und anderer 
OO
Teil in einer Ehe immerdar zu for‐ 
OO
men und zu schleifen suchen müssen, 
OO
wollen sie 
in Lebenseinheit zuein‐ 
OO
anderpassen! ‒ ‒
Selbst manche 
sogenannte „Ehe”, die 
OO
von der wahren Ehe nur den 
Namen 
OO
borgt, wird oftmals noch zu einer leid‐ 
OO
lichen Gemeinsamkeit geformt, wenn in 
OO
dem 
einen dieser Ehegatten, oder gar 
OO
in 
beiden, etwas von der 
Liebe um 
OO
der Liebe willen wirkt, ‒ auch wenn 
OO
die 
geistig-
körperliche Liebe nie zu 
OO
ihrer höchsten Form gefunden hatte, ja 
OO
wenn sie selbst in 
niederen Formen 
OO
kaum vorhanden war...
Sprichwörtlich ist die „
heiße Liebe”, 
OO
die dann später zum „
Erkalten” kam! 
OO
 
Doch: ‒ 
echte Liebe 
kann niemals „
er‐ 
OO
kalten”, weil sie nur dort 
entzündet 
OO
wird, wo ihre helle Lichtglut 
uner‐ 
OO
schöpflich reiche Nahrung findet! ‒ ‒ 
OO
Sie kann zum 
wilden Feuer werden, 
OO
aber 
niemals, ‒ 
möge man sie auch 
OO
mit allen Mitteln zu ersticken su‐ 
OO
chen, ‒ kann sie 
verlöschen: kann sie 
OO
zum 
Erkalten kommen!
Was 
solcher Glut der Liebe aber 
nicht 
OO
entspricht, mag 
sinnlicher Rausch sein, 
OO
oder 
eine künstlich aufgestachelte 
OO
Erotik, ‒ mag 
Freundschaft miß‐ 
OO
verstehen, mag 
Bewunderung, 
OO
mag 
Dankbarkeit vielleicht in „
Liebe” 
OO
fälschen, ‒ ‒ mit 
echter Liebe aber hat 
OO
dann dieses Fühlen nur 
das Wort ge‐ 
OO
mein...
Niemand soll sich viel verwundern, 
OO
 
wenn hier 
Pseudo-Liebe früher oder 
OO
später zum „
Erkalten” kommt!
Nie aber darf derartig aufgenährtes 
OO
Scheingefühl in einem Menschen so zur 
OO
Macht gelangen, 
daß er sich selbst 
OO
betört und überredet, 
als sei der Un‐ 
OO
terbau gegeben, 
eine Ehe aufzurich‐ 
OO
ten! ‒ ‒
Unsägliches Unglück würde auch 
ver‐ 
OO
mieden, wollten Mann und Weib, die 
OO
sich im Leben irgendwie begegnen, 
nicht 
OO
gleich aus jeder leisen Regung der 
OO
Erotik einen Fetisch machen, den sie 
OO
ihre „
Liebe” nennen!
Es ist 
naturbegründet, daß zwischen 
OO
jedem Mann und 
jedem Weibe 
Schwin‐ 
OO
gung der Erotik stets vibriert, und sei 
OO
auch 
dieses feine, 
stetige Vibrieren 
OO
 
unsichtbarer Kräftewellen, ‒ wie 
OO
bei allen Menschen 
seelisch reiner Art, 
OO
‒ 
so leise, 
daß es im Bewußtsein 
OO
völlig unbeachtet bleibt.
Gefahr liegt hier nur 
dadurch vor, daß 
OO
ungefestigte Naturen, 
deren Phan‐ 
OO
tasie nicht ahnt, 
was Zucht und Herr‐ 
OO
schaft eines reinen Herzens heißt, 
OO
an solcher leisen Schwingung schon 
die 
OO
Freude der Berauschung suchen, 
von 
OO
sich aus stetig dann 
die Schwingung 
OO
steigern, und nicht eher ruhen, als bis 
OO
aus Übersteigerung: ‒ 
Begehren wird... 
OO
Dieses 
Begehren aber nennen sie dann 
OO
„
Liebe”, und leiten gar das Recht, ein 
OO
eheliches Bündnis zu erstreben, aus 
OO
solcher Ausgeburt 
haltloser Phanta‐ 
OO
sie-
Entartung ab, ‒ um Wüstenweite 
OO
ferne jeglicher Oase des 
Verantwor‐ 
OO
tungsbewußtseins, ‒ fast monoma‐ 
OO
 
nisch nach 
Erfüllung des Begehrens 
OO
strebend, ‒ um schließlich, nach 
Errei‐ 
OO
chung ihres Zieles, dem einst so heiß 
OO
begehrten 
anderen Teil der so erstreb‐ 
OO
ten „Ehe” 
jede Neigung zu entziehen, 
OO
da ja längst schon wieder 
anderes Be‐ 
OO
gehren lockt...
Ich brauche kaum zu sagen, daß es sich 
OO
in solchen Fällen meistens nur um 
Män‐ 
OO
ner handelt, die das 
Weib begehren, 
OO
denn 
selten nur ist auch die Phantasie 
OO
des 
Weibes so 
entartet, daß sie das 
OO
Weib die 
gleichen Wege gehen heißt. 
OO
Wer 
anders über Weibesart Bescheid 
OO
zu wissen glaubt, der möge sich erinnern, 
OO
daß seine Weisheit 
solchenfalles 
OO
sicherlich von ‒ ‒ 
Männern stammt, 
OO
die allzuunverhohlen 
ihre Wesensart 
OO
am liebsten auch im 
Weibe wiederfinden 
OO
 
möchten, ‒ es sei denn, daß er 
selber 
OO
nur die 
Dirne kenne, und 
Dirnenart 
OO
in 
jedem Weibe wittere! ‒ ‒
Gar vielfach aber läßt sich leider auch 
OO
das Weib verleiten eine „Ehe” 
ohne 
OO
Liebe anzustreben, um später in die 
OO
Klage auszubrechen, daß es „
kein Glück” 
OO
in seiner „Ehe” finde.
Doch schafft 
das Weib sein Unheil meist 
OO
aus 
anderen Gründen, und vielfach sind 
OO
sie 
weit verzeihlicher als die des 
OO
Mannes. ‒
Ehrgeiz, den Mann, den es 
bestaunt 
OO
in irgend einer Leistung, 
sich vor an‐ 
OO
deren zu erringen, ‒ der Wunsch, 
OO
„
versorgt” zu sein, oder 
dem allzu‐ 
OO
strengen Elternhause zu entfliehen, 
OO
‒ das sind 
zumeist die Gründe, die 
das 
OO
 
Weib bestimmen können, eine „Ehe” 
OO
einzugehen, ohne 
Liebe zu empfinden, 
OO
wenn nur 
die Schwingung der Erotik 
OO
soweit 
steigerbar erscheint, daß sie 
OO
ihm einen sinnlich-äußeren 
Ersatz für 
OO
Liebe bildet. ‒
Auf welcher Seite aber auch die Schuld 
OO
am schwersten lasten möge: ‒ stets 
OO
wird ein solcher „Lebensbund”, der oft 
OO
kaum 
Jahre schlecht und recht noch 
OO
überdauert, nur arges 
Zerrbild einer 
OO
wahren Ehe sein! ‒ ‒
Das 
geistige Gesetz, das unerbittlich 
OO
fordert, daß man 
ihm genüge, wo sich 
OO
Mann und Weib zur 
Ehe einen wollen, 
OO
ist 
nicht zu „
biegen” und zu „
brechen”, 
OO
wie man eine „
Ehe” biegt und bricht, 
OO
die da in Wahrheit keine 
ist, und nie‐ 
OO
 
mals eine 
war, wenn solches sich ereig‐ 
OO
nen kann, ‒ auch 
wenn die beiden Ehe‐ 
OO
gatten einstmals 
glaubten, daß sie 
die 
OO
Ehe eine, und es 
solange glauben 
OO
mochten, bis dann 
Prüfung dieser Ehe 
OO
Unterbau erprobte. ‒ ‒ ‒
Wo darum wahre 
Ehe werden soll, 
OO
dort frage man vor allem nach der wahren 
OO
Liebe! ‒ ‒ ‒
Sie ist 
gar leicht zu 
erkennen, und 
OO
unmöglich wird es ihr, sich zu 
ver‐ 
OO
bergen! ‒ ‒ ‒
Man kann sich aber niemals 
früh genug 
OO
aus Träumen reißen, die eine 
Pseudo‐ 
OO
Liebe hätscheln wollen, und niemals 
OO
kann man 
streng genug sich selber 
OO
jedes Tun verweisen, das einen Ne‐ 
OO
benmenschen, der, 
gefühlsbetört, in 
OO
 
solcher 
Pseudoliebe sich gefällt, auch 
OO
noch in seinem Wahn 
bestärken 
OO
könnte...
Doch, wahre 
Liebe ist nicht nur „
Ge‐ 
OO
fühl”, und nicht im 
Fühlen läßt sie sich 
OO
erschöpfen! ‒
Liebe ist vor allem 
Kraft! ‒
Wer sie mißbraucht, kann diese gleiche 
OO
Kraft im ‒ 
Hasse kennenlernen!
Dort wirkt sie dann in ihrer 
Selbst‐ 
OO
verzerrung...
Wer 
aber Liebeskraft 
in ihrer höchsten 
OO
und erhabensten Entfaltung in sich 
OO
selbst 
empfindet, der 
strahlt Liebe 
OO
aus und wird sie sicherlich auch dort 
OO
erwecken, wo sie noch im 
Schlafe ruht, 
OO
sobald er fühlt, daß ihm der Mensch be‐ 
OO
 
gegnet ist, den ihm sein Schicksal zube‐ 
OO
stimmte, um in einer wahren 
Ehe sich mit 
OO
ihm zu 
einen. ‒ ‒ ‒ ‒
Wo beide Teile fühlend voneinander 
OO
wissen, daß sie echte 
Liebe eint, dort 
OO
soll wahrhaftig aus der Liebe auch die 
OO
Ehe aufgerichtet werden!
Glückselig jede Ehe, 
die auf solchem 
OO
Fundamente baut!
Sie wird durch keinen Sturm, der sie um‐ 
OO
tost, 
erschüttert werden, und keine 
OO
Brandung kann sie jemals 
unter‐ 
OO
wühlen!
*          *
*
 
AUCH das allerengste 
Beieinander‐ 
OO
leben zweier Eheleute schafft noch 
OO
lange nicht 
Gemeinsamkeit, während 
OO
sie 
dort gar oft besteht, wo Mann und 
OO
Weib ‒ 
sehr gegen Wunsch und 
OO
Willen ‒ 
gezwungen sind, meist lange 
OO
Zeit 
in äußerer Entfernung zu ver‐ 
OO
harren: nur kurz und selten unter glei‐ 
OO
chem Dach vereint. ‒
Wenn aber auch Gemeinsamkeit nicht 
OO
abhängt von der steten Bindung an die 
OO
gleichen Räume, so wird doch jede wahre 
OO
Ehe 
Raumgemeinschaft zu 
erstreben 
OO
suchen, wo immer dies mit der gebotenen 
OO
Sorge für des Lebens Notdurft, mit den 
OO
Pflichten, die Beruf und Stand erheischen, 
OO
zu vereinen ist.
Aber ein Anderes ist das 
Beieinander‐ 
OO
leben in den gleichen Räumen, nur weil 
OO
 
man 
das Alleinsein nicht erträgt: die 
OO
Gegenwart des Anderen 
nicht missen 
OO
möchte, ‒ und wieder ein Anderes ist 
OO
Gemeinsamkeit! ‒
Gemeinsamkeit ist Einung zweier 
OO
Menschen, 
auch in allem Denken, 
al‐ 
OO
lem Fühlen, 
allem Handeln!
Sie wird nicht durch das nahe Beiein‐ 
OO
anderleben etwa erst 
erzeugt!
Wo innere und äußere Gemeinsamkeit 
OO
nicht schon bestand, 
bevor man Raum‐ 
OO
gemeinschaft suchte, dort kann das enge 
OO
Beieinanderwohnen, statt Gemeinsam‐ 
OO
keit zu 
fördern, ihr 
die grimmigsten 
OO
Gefahren schaffen. ‒ ‒
Es ist darum für Alle, die sich in der 
Ehe 
OO
einen wollen, 
bitter nötig, nach 
Ge‐ 
OO
meinsamkeit, im hier gemeinten Sinn, 
OO
 
zu streben, noch 
bevor sie ihre Ehe 
OO
schließen! ‒
Wie vieles 
Unheil wäre schon 
verhü‐ 
OO
tet worden, hätte man zur rechten Zeit 
OO
erkannt, daß diese Forderung sich 
nicht 
OO
umgehen läßt, statt sorglos sich dem 
OO
falschen Glauben hinzugeben, daß 
Ge‐ 
OO
meinsamkeit, wie sie 
vonnöten ist in 
OO
jeder wahren Ehe, 
sich ganz von selbst 
OO
im Eheleben finde! ‒ ‒
Das Streben nach 
Gemeinsamkeit in 
OO
allem Denken, allem Fühlen, allem Han‐ 
OO
deln, wird aber niemals zu Erfolgen füh‐ 
OO
ren, dort, wo der 
eine Teil den anderen 
OO
stets 
durch Wort-
Turniere überzeu‐ 
OO
gen will, daß er nur 
seiner Ansicht sich 
OO
bequemen müsse, um allsogleich „Ge‐ 
OO
meinsamkeit” mit ihm zu haben...
 
So kann der 
eine Teil gewiß den anderen 
OO
ermüden, und ihn dann endlich 
zwin‐ 
OO
gen, um des lieben Friedens willen, sich 
OO
zu fügen, allein, was so zustande‐ 
OO
kommt, ist 
alles andere eher, als 
Ge‐ 
OO
meinsamkeit, und früher oder später 
OO
hinkt die böse Folge nach!
Nie kann ein 
Zwang, ‒ und sei es selbst 
OO
der „
süße Zwang der Liebe”, ‒ in 
OO
einer Ehe die 
Gemeinsamkeit begrün‐ 
OO
den, die ihr 
nicht minder nötig als die 
OO
Liebe ist!
Willst du, o Liebender, 
Gemeinsam‐ 
OO
keit zu schaffen suchen, die dich mit dem 
OO
geliebten Menschen, dem du in der 
Ehe 
OO
dich vereinen willst, hinfort nun auch 
OO
in allem 
Denken, allem 
Fühlen, allem 
OO
Handeln einen soll, dann wirst du dich 
OO
 
vor allem 
selbst an straffem Zügel 
OO
halten müssen!
Du mußt dich selber in die „hohe Schule” 
OO
nehmen, damit du zu 
Beweglichkeit ge‐ 
OO
langst und dich auch 
anderer Gangart 
OO
anzupassen lernst!
Bisher warst du dir selbst das Maß 
OO
der Dinge!
Ob du vom 
Elternhause her die Art 
OO
des 
Denkens, 
Fühlens, und des durch 
OO
Beides dann bestimmten 
Handelns, 
OO
übernommen haben magst, die dir nun 
OO
eignet, oder ob 
du selbst dich 
Schöpfer 
OO
der Maximen deines Lebens weißt, ‒ 
OO
stets bist du nur zu sehr geneigt, 
dein 
OO
eigenes Ermessen sehr zu überwer‐ 
OO
ten, und alles, was dir auch entgegen‐ 
OO
treten mag, 
durch deine selbstgefärb‐ 
OO
te Brille zu betrachten. ‒ ‒
 
Hier aber steht, mein Freund, nunmehr 
OO
ein 
zweiter Mensch vor dir, dem es 
OO
kaum 
anders gehen mag, und der in 
OO
gleicher Weise alles nur durch 
seine 
OO
Brille sehen möchte!
Ihr werdet 
beide euch entschließen 
OO
müssen, eure „Brillen” 
abzulegen, auch 
OO
wenn sie euch bisher die Dinge 
in den 
OO
denkbar schönsten Farben zeigten, 
OO
so daß ihr jetzt kaum glauben wollt, 
OO
daß man sie offenen Auges auch noch 
OO
anders sehen könne...
Ihr werdet aber nicht erwarten dürfen, 
OO
daß ihr 
von heute auf den anderen 
OO
Tag euch schon 
verstehen lernen könn‐ 
OO
tet, denn: wenn ihr auch die gleichen 
OO
Worte braucht, so redet ihr doch stets 
OO
von anderen 
Dingen, weil jeder noch 
OO
 
die Dinge nur nach 
seiner Weise sieht, 
OO
und nur nach 
seiner Weise sie bezeich‐ 
OO
nen kann!
Es wird euch ja noch kaum recht glaub‐ 
OO
haft scheinen, daß wirklich jedes Ding 
OO
in 
jedem von euch beiden 
anders zu 
OO
Bewußtsein kommt!
Noch glaubt ihr, 
von dem gleichen Ding 
OO
zu reden, und redet doch 
von völlig 
OO
Anderem, da jeder nur 
von seinem 
OO
Bild des Dinges redet! ‒ ‒
Hier ist 
Geduld vonnöten, die sich 
nicht 
OO
erschüttern läßt, wenn man sich einstens 
OO
in der 
gleichen Weise des Betrachtens 
OO
finden will!
Es wird hier 
jeder Teil erst zur 
Er‐ 
OO
kenntnis kommen müssen, daß 
seine 
OO
Art zu sehen, ‒ mochte sie ihm auch 
OO
 
bisher als 
Norm erscheinen, ‒ 
keines‐ 
OO
wegs die einzige, 
ihm mögliche Be‐ 
OO
trachtungsweise darstellt...
Auch wird man nicht allein die 
Worte 
OO
hören dürfen, sondern stets auch zu er‐ 
OO
fühlen suchen müssen, 
was der Andere 
OO
mit 
seinen Worten 
meint, und ob sich 
OO
dies auch ganz mit jenen Dingen 
decke, 
OO
die man 
selbst mit 
gleichen Worten 
OO
meinen würde. ‒
Zu oft nur hört man Menschen bitter 
OO
streiten, weil sie 
Gegensätze zu er‐ 
OO
kennen glauben, die als 
unvereinbar 
OO
gelten, wo nur das falsch gewählte 
Wort 
OO
den 
Anschein schafft, als 
seien Gegen‐ 
OO
sätze aufzufinden.
Und oftmals glauben Menschen sich durch 
OO
eine „
tiefe Kluft” getrennt, wo nur 
die 
OO
 
Nacht der Nichterkenntnis solchen 
OO
Trug ermöglicht, weil sie 
zu sehen hin‐ 
OO
dert, daß die scheinbar „tiefe Kluft” nur 
OO
ein willkürlich, und mit sehr bezweifel‐ 
OO
barem Rechte, ausgehobener 
seichter 
OO
Graben ist, den man mit Leichtigkeit 
OO
zu 
überschreiten wüßte...
Mit unbeirrbarer 
Gelassenheit und 
OO
liebevollem 
Geltenlassen aber, wird 
OO
man 
auch dort zuletzt doch zuein‐ 
OO
anderfinden, wo 
wirklich Gegensatz 
OO
besteht: wo wahrhaft eine „
tiefe Kluft” 
OO
für immerdar zu 
trennen schien, weil 
OO
man erst 
lernen mußte, sie zu 
über‐ 
OO
brücken. ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit in allem Denken, al‐ 
OO
lem Fühlen, allem Handeln, schafft jeder 
OO
Ehe eine hohe Mauer sicherster 
Be‐ 
OO
schützung!
 
Ehe 
verträgt es nicht, daß sie im Außen‐ 
OO
leben 
ohne sichere Umhegung bleibe! 
OO
Die Lebenseinung zweier Menschen in 
OO
der 
Ehe darf niemals 
allen Winden, 
OO
jedem Wetterwüten, 
jeder Überflu‐ 
OO
tung offenstehen! ‒
Wie immer auch zwei Menschen, die sich 
OO
in der 
Ehe fanden, 
Geselligkeit und 
OO
heiteren Verkehr mit anderen Men‐ 
OO
schen suchen mögen, ‒ stets muß die 
OO
sichere 
Umhegung ihnen 
fühlbar blei‐ 
OO
ben, und 
niemals darf der heilige Be‐ 
OO
zirk, der ihnen nur 
allein gehört, vor 
OO
Anderen 
eröffnet werden! ‒ ‒ ‒
Auch hier ist, ‒ wie bei 
jeglichem Ver‐ 
OO
hältnis menschlicher Verbundenheit, ‒ 
OO
das 
Schweigenkönnen eine rechte 
OO
„Kunst”, die jeder zu 
erlernen hat, der 
OO
sie 
noch nicht beherrscht! ‒ ‒ ‒
 
Was nur 
die Eheleute selber angeht, 
OO
hat 
niemals laut zu werden 
vor den 
OO
Ohren Anderer, und wenn die Ande‐ 
OO
ren auch 
die nächsten Freunde und 
OO
Verwandten, ‒ ja selbst 
die Eltern 
OO
wären! ‒ ‒ ‒
Sehr 
zweifelswürdig bleibt die 
OO
„
Hilfe”, die man vielleicht auf solche 
OO
Weise finden mag, ‒ auch 
wenn die 
OO
Menschen, denen man sich so 
vertraut, 
OO
den redlichsten und reinsten Willen 
OO
haben, 
wahre Hilfe darzubieten! 
OO
‒ ‒
Weit öfter, als man wirklich 
Hilfe fin‐ 
OO
det, wird das Unheil, dem man wehren 
OO
wollte, nur 
genährt, so daß es erst 
zum 
OO
Wachsen und zum rechten Wuchern 
OO
kommt, obwohl es anfangs schnell 
im 
OO
Keim erstickt gewesen wäre, hätte man 
OO
 
sich selbst bemüht, es zu ersticken, und 
OO
nicht 
den Anderen vorgeklagt, wie 
OO
sehr man schon darunter 
leide! ‒ ‒ ‒ 
OO
Doch auch sein 
Glück soll man für sich 
OO
verwahren und nicht in eitler Rede 
zum 
OO
Verströmen bringen! ‒
Auch nicht 
in Worten soll man es 
mit 
OO
Anderen teilen wollen! ‒ ‒
Es geht nur 
beide Eheteile an, wenn 
OO
sie, als geistgeeintes Ganzes, 
sich ihr 
OO
Glück zu schaffen wußten...
Vor allem aber sei man auf der Hut, den 
OO
Neid zu wecken, der ‒ oft nur 
künst‐ 
OO
lich eingeschläfert ‒ sich 
gar leicht 
OO
erwecken läßt, wenn eine redefrohe Zunge 
OO
allzusehr ein 
Eheglück lobpreist! ‒
Man schädigt sonst den Neider, wie 
OO
 
sich selbst, da Neid stets 
eine Kraft 
OO
zur Wirkung bringt, die das 
verneint, 
OO
was Neid 
erregte, und die sich 
gegen 
OO
Neider und Beneideten in gleicher 
OO
Weise richtet, da sie 
den Wert ver‐ 
OO
nichtet sehen will, den der Beneidete 
OO
besitzt, der Neider aber 
nur zu gern 
OO
besitzen möchte...
Ist aber schon bei Glück wie Unheil‐ 
OO
drohung: 
Schweigen angezeigt, so 
OO
schweige man 
erst recht, wo platte, 
OO
widerliche 
Witzelei und ein im „Hän‐ 
OO
seln” Anderer sich sielendes Behagen, 
OO
die 
Ehe in den seichten, trüben Tüm‐ 
OO
pel kläglich-armer Geistverlassenheit 
OO
herabzuziehen suchen, um meckernd 
OO
ihre Hintertreppenweisheit anzubringen 
OO
und in Bierbankblödigkeiten sich genug‐ 
OO
zutun!
 
Jeder der dies liest, wird unschwer wis‐ 
OO
sen, was ich meine...
Nur glaube man nicht, 
daß solche öde 
OO
Witzelei doch wohl zu dulden wäre, 
OO
wenn sie Menschen üben, 
die sich 
OO
gewiß nicht vorzuwerfen haben, 
OO
daß sie je im Ernst die Heiligkeit 
OO
der Ehe angetastet hätten!
Das Heilige darf 
nie zum Stoff des 
OO
schalen 
Witzes werden, wenn es der 
OO
Meltau der 
Zersetzung nicht berühren 
OO
soll, und selbst 
der gütigste Humor 
OO
wird sich hier 
Zügelung gefallen lassen 
OO
müssen, auf daß er nicht 
zerstöre, was 
OO
er 
nicht zerstören 
will! ‒ ‒
Heilig bleibt dem Menschen 
nur, was 
OO
er als „heilig” noch 
empfinden kann: 
OO
‒ was stets 
bewahrt bleibt 
vor er‐ 
OO
niedrigenden Worten, und 
unan‐ 
OO
 
tastbar aller Lebensäußerung ent‐ 
OO
rückt, die nicht mit 
Ehrfurcht ihm zu 
OO
nahen weiß...
Der heilige Bezirk, den 
nie ein ande‐ 
OO
rer Mensch betreten darf, als 
nur 
OO
die beiden Ehegatten, ist aber wahr‐ 
OO
lich 
weiter ausgesteckt als ihres 
Schlaf‐ 
OO
gemaches Wände!
Es wird von ihm so manches noch um‐ 
OO
schlossen, 
was durchaus nicht an und 
OO
für sich schon Verborgenheit erfor‐ 
OO
dern würde...
Gemeinsamkeit will manches vor der 
OO
Außenwelt 
verborgen wissen, 
auch 
OO
wenn es nicht die Ehe selbst be‐ 
OO
trifft. ‒
Gemeinsamkeit braucht 
unverbrüch‐ 
OO
liches Vertrauen, und fordert, daß man 
OO
 
jederzeit 
vor dem vereinten Men‐ 
OO
schen stehen könne, 
wie vor sich 
OO
selbst! ‒ ‒ ‒
Gemeinsamkeit kennt keinen 
Spott 
OO
und kein 
Verhöhnen!
Gemeinsamkeit weiß nichts von liebe‐ 
OO
leerem, überheblichen 
Verlachen!
Gemeinsamkeit ist stets darauf be‐ 
OO
dacht, daß man sich gegenseitig 
schone: 
OO
‒ seine Schwächen zu 
bedecken suche, 
OO
und sich 
Hilfe biete!
Ein Leben in 
Gemeinsamkeit ist nur 
OO
zu führen, wenn beide Ehegatten 
wis‐ 
OO
sen, daß 
keiner etwas, 
das er vor sich 
OO
selbst gesteht, dem anderen 
verber‐ 
OO
gen muß. ‒ ‒ ‒
Nur so kann die 
Gemeinsamkeit zu 
OO
einer 
äußeren Schule innerer Voll‐ 
OO
endung werden!
 
Liebe und 
Nachsicht werden aber 
we‐ 
OO
nig nur vermögen, solange nicht 
die 
OO
absolute Sicherheit besteht, daß dieser 
OO
Schule Pforte stetig 
fest verschlossen 
OO
bleibt, und sich 
nur beiden Menschen 
OO
öffnet, 
die in ihr sich gegenseitig 
OO
durch ihr Leben zu belehren suchen! 
OO
Es muß erst völlig alle Furcht verschwin‐ 
OO
den, daß eines Tages unbehütet leichte 
OO
Rede 
Andere von Dingen 
hören lassen 
OO
könne, die man 
in Gemeinsamkeit be‐ 
OO
schlossen glaubte!
Niemals darf die 
Gefahr bestehen, daß 
OO
Anderen zu Ohren kommen kann, 
was 
OO
Ehegatten gegenseitig sich ver‐ 
OO
trauten!
So manche werdende Gemeinsam‐ 
OO
keit ist schon durch unbedachte Rede 
OO
früh vernichtet worden! ‒ ‒ ‒
 
Gemeinsamkeit erstreckt sich aber end‐ 
OO
lich auch auf alles 
Ungemach und 
Leid, 
OO
von dem man seinen anderen Eheteil be‐ 
OO
troffen findet, auch wenn man selbst 
nicht 
OO
mitbetroffen ist und auch den 
Anlaß 
OO
der Bedrückung 
nicht in gleicher Weise 
OO
wertet, ‒ sei es, 
daß man den Um‐ 
OO
fang seiner Auswirkung nicht kenne, 
OO
sei es, 
daß man anders ihn empfin‐ 
OO
den möge.
Hier ist das 
Tragenhelfen oftmals 
gar‐ 
OO
nicht möglich, aber 
immer wird das 
OO
Tragenhelfen-
Wollen möglich sein und 
OO
dem von Leid Betroffenen 
Erleichte‐ 
OO
rung gewähren. ‒ ‒ ‒
Man sage sich nicht los von solcher 
OO
willigen Bereitschaft, auch wenn man 
OO
sicher weiß, daß man nicht helfen 
kann, 
OO
denn schon der 
Wille, Hilfe 
darzu‐ 
OO
 
bieten, wird dem Anderen Hilfe 
bringen 
OO
helfen! ‒ ‒ ‒
Auch läßt sich nicht 
Gemeinsamkeit er‐ 
OO
halten, solange 
einer beider Eheteile 
OO
bitterlich empfindet, wie er mit seiner 
OO
Last, ‒ sei sie nun 
wirklich, oder nur 
OO
in seiner Vorstellung so drückend 
OO
schwer ‒ 
allein zu Berge gehen muß, 
OO
und daß der andere Eheteil an solcher 
OO
Not kaum Anteil nimmt. ‒
Es ist gewiß nicht mehr als 
selbstver‐ 
OO
ständlich, daß man des Leides Last 
ge‐ 
OO
meinsam trägt, 
dort, wo das Schicksal 
OO
sie auf 
beider Ehegatten Schultern bür‐ 
OO
det, allein, 
sehr oft verkennt auch 
OO
tiefste Liebe ihre Pflicht zur Anteil‐ 
OO
nahme, wenn sie sich 
außerstande 
OO
sieht, das Leid, dem nur der 
Andere 
OO
verhaftet ist, in gleicher Weise 
mitzu‐ 
OO
tragen oder auch nur zu 
verstehen.. 
OO
 
Suchst du das 
Glück der Ehe, dann 
OO
strebe nach Gemeinsamkeit in 
allen Din‐ 
OO
gen dieses Erdenlebens, die 
gemein‐ 
OO
sam sich erleben lassen, und ziehe 
OO
diese Grenze 
weiter, als 
der erste 
OO
Anschein dich bestimmen könnte, sie 
OO
zu ziehen! ‒
Es ist für 
jeden Teil der Ehe 
ratsam, 
OO
daß er 
auch dort wo ihn des 
anderen 
OO
Eheteiles Angelegenheiten 
nicht von 
OO
allem Anbeginn her interessieren, 
in sich 
OO
Interesse dafür wecke...
Es ist jedoch 
nicht minder nötig, daß 
OO
man den 
anderen Eheteil für die ihm 
OO
fremden Angelegenheiten 
einzuneh‐ 
OO
men suche und ihm 
den Zugang öffne, 
OO
so daß er sie 
verstehen lerne...
Doch wisse auch, daß jede Seele ihre 
OO
eigenen Bereiche hat, die auch der 
aller‐ 
OO
 
nächsten anderen Seele sich nicht öffnen 
OO
können!
Wisse auch, daß oftmals 
Pflicht gebietet, 
OO
gewisse Dinge in Verborgenheit zu hal‐ 
OO
ten, und 
ehre dann, 
vertrauend, was 
OO
deinem Miterleben sich entziehen muß! ‒ 
OO
Du wirst vertrauen 
können, wenn 
in 
OO
allem, 
was Gemeinsamkeit verträgt, 
OO
das lauterste Vertrauen zwischen 
OO
dir und deinem, 
in der Ehe dir ge‐ 
OO
einten Gegenpole herrscht! ‒ ‒ 
OO
Hüte dich vor der 
Neugier, die so gerne 
OO
dich verleiten möchte, 
dich in Bereiche 
OO
des Erlebens einzudrängen, zu deren 
OO
Pforte man den 
Schlüssel nicht be‐ 
OO
sitzt, oder 
durch Pflicht gehalten ist, 
OO
ihn dir nicht darzureichen! ‒
In einer wahren 
Ehe wird auch 
dort, wo 
OO
sich 
das eigene, 
gesonderte Erleben 
OO
 
der Gemeinsamkeit 
nicht öffnen läßt, 
OO
der so Erlebende gewiß den anderen 
OO
Teil hinlänglich noch zu 
unterrichten 
OO
wissen, 
von welcher Art das jeder 
OO
Mitteilung Entrückte ist, so daß auch 
OO
hier 
kein Riß durch innigstes Gemein‐ 
OO
samkeits-Erleben geht...
Wo gegenseitiges 
Vertrauen herrscht, 
OO
dort wird sich niemals 
Argwohn zu er‐ 
OO
heben suchen, auch wenn nur ganz im 
OO
Allgemeinen 
angedeutet wird, um was 
OO
es sich bei jenen Dingen handelt, die 
OO
nicht ausgesprochen werden 
können, 
OO
oder die durch 
Schweigepflicht der 
OO
Mitteilung entzogen bleiben müssen, ‒ 
OO
und wahre 
Liebe wird gewiß nicht 
wei‐ 
OO
terforschen wollen, wo sie erfühlt, 
daß 
OO
ernste Gründe die Verhüllung for‐ 
OO
dern...
Doch treibe man auch nicht mit Dingen, 
OO
 
die sich nicht in Worte fassen 
lassen, 
OO
oder die 
Verpflichtung ein für allemal 
OO
dem Wort verwehrt, unnötige und 
OO
künstliche 
Geheimniskrämerei, um so 
OO
die 
Neugier stetig wach zu halten, oder 
OO
gar sich selbst mit einem Nimbus des Ge‐ 
OO
heimnisvollen zu umgeben!
So handelt ärgste 
Torheit nur, und sol‐ 
OO
ches Handeln 
straft sich selbst durch 
OO
Folgen, die gewiß 
sehr weit von seiner 
OO
eitlen 
Absicht liegen...
Wenn wirkliche 
Gemeinsamkeit be‐ 
OO
stehen und 
erhalten werden soll, dann 
OO
muß man 
ehren, und zuweilen auch 
ver‐ 
OO
ehren können, was der Andere ‒ auch 
OO
wenn er gerne davon reden würde, so 
OO
er könnte ‒ 
verborgen halten 
muß! 
OO
‒ ‒ ‒
Dann aber läßt man sich an dem 
ge‐ 
OO
 
nügen, was man sich gegenseitig offen‐ 
OO
baren 
kann, und wahrlich: 
es wird mehr 
OO
sein als genug um einer 
Ehe auch im 
OO
innersten Erleben beider Teile die 
Ge‐ 
OO
meinsamkeit zu sichern, die sie braucht, 
OO
da ohnehin noch 
keine Seele hier auf 
OO
Erden restlos alles 
auszusprechen 
OO
wußte, was in ihr 
Erlebnis war! ‒ ‒ ‒ 
OO
*          *
*
 
ES gab noch niemals eine 
Ehe, die – 
OO
allzeit jedem Leid entrückt – 
OO
nur 
Freuden kannte.
Leid und Freude mischen dieses Er‐ 
OO
denlebens ‒ nicht jedem bekömmlichen 
OO
‒ Trank, und doch ist es 
an uns: die 
OO
Art der Mischung zu bestimmen, auch 
OO
wenn wir leider nicht verhindern können, 
OO
daß sich nun einmal 
Leid mit Freuden 
OO
mischen 
muß!
Besonders aber in der 
Ehe wird es 
tief 
OO
bedeutsam sein, wie weit sich 
unsere 
OO
Kraft bewährt, das 
Leid zu 
mindern 
OO
und die 
Freude zu 
vermehren...
Gewiß bleibt Leid stets 
Leid, auch wenn 
OO
so manches Wort uns trösten möchte, 
OO
als könne 
Leid sich selbst in 
Freude 
OO
wandeln.
Hier weiß das Wort der Rede nur von 
OO
 
Aufeinanderfolge: ‒ von Leid-
Ver‐ 
OO
drängung durch 
der Freude Wieder‐ 
OO
kehr!
Allein, wir haben 
Macht, der Freude 
OO
Wiederkehr zu 
fördern, ‒ wir haben 
OO
Macht, der Erde Freuden zu 
vermeh‐ 
OO
ren!
Es ist gewiß nicht nötig, daß man einen 
OO
Menschen etwa lehre, 
Leid zu schaffen, 
OO
‒ und auch wenn 
nie ein Mensch dem 
OO
anderen 
Leid bereitet hätte, wäre 
OO
wahrlich 
Leid genug auf Erden anzu‐ 
OO
treffen, denn alles, 
was in dieser 
Außen‐ 
OO
Welt: 
Erscheinung bildet, hat 
Da-
Sein 
OO
nur durch 
Leid: ‒ vermag sich nur im 
OO
Da-Sein zu 
erhalten, indem es seinet‐ 
OO
wegen 
Anderes leiden läßt...
Nur dort, wo Güte: ‒ 
träumendes 
OO
 
Verlangen, Mitleid: ‒ 
Wahnwitz 
OO
zeugte, kann sich des Erdenmenschen 
OO
Denken so 
ver-
messen, daß es die 
OO
Weise findbar glaubt, das 
Leid aus 
OO
dieser 
Außen-Welt, ‒ in der es Folge 
OO
ihrer Raum 
verdrängenden und Eigen‐ 
OO
Raum 
verschließenden Struktur ist, ‒ 
OO
zu verbannen. ‒ ‒
Wo immer 
Außen-Welt den 
an sich 
OO
homogenen Raum 
zerstückelt, dort 
OO
ist 
Leid, ‒ und Menschenmacht ver‐ 
OO
möchte 
dann nur dieses Leid zu 
tilgen, 
OO
wenn sie imstande wäre, alle „
Außen”‐ 
OO
Welt für immer zu 
vernichten, womit 
OO
jedoch 
zugleich auch alle „
Innen”‐ 
OO
Welt Vernichtung fände...
Ist aber diese 
äußerste der „Außen”‐ 
OO
Welten, die wir, in tierverhafteter Ge‐ 
OO
staltung, durch den 
Tier-Sinn wahrzu‐ 
OO
 
nehmen uns gezwungen fühlen, auch 
OO
erfüllt von 
Leid, und sind auch weite 
OO
unsichtbare Reiche dieser „
Außen”‐ 
OO
Welt noch ganz in gleicher Weise ‒ 
OO
manche sogar 
mehr ‒ dem 
Leide aus‐ 
OO
geliefert, da auch 
dort noch alles 
Da‐ 
OO
Sein nur besteht in Raum-
Verdrän‐ 
OO
gung und in Eigen-Raum-
Verschlie‐ 
OO
ßung, so stehen doch dem gegenüber 
OO
unzählbare „
Innen”-Welten, in denen 
OO
alles 
Sein, ‒ dem 
homogenen Raume 
OO
keineswegs etwa 
entrückt, ‒ sich 
OO
gegenseitig 
öffnet und 
durchdringt, 
OO
so daß hier jede 
Möglichkeit des Lei‐ 
OO
den-
Könnens völlig 
fehlt. ‒ ‒ ‒
Nie aber läßt sich eine Welt vom Leid 
OO
befreien, die nur 
bestehen kann durch 
OO
Leid, ‒ und alles Mühen Einzelner, 
OO
durch Da-Seins-
Unterdrückung und 
OO
Verzichtleistung auf Da-Sein, dieser 
OO
 
Erde 
Leid zu 
mindern, bleibt 
ergeb‐ 
OO
nislos: ist nur des 
Mit-
Leids tröstende 
OO
Betäubung...
In diesem Erdenleben ist des Menschen 
OO
ganze Macht darauf allein beschränkt, 
OO
daß er zwar dieser Erde 
Leid ins 
Un‐ 
OO
gemessene und 
niemals Nötige zu 
OO
steigern fähig ist, ‒ doch 
ebenso ver‐ 
OO
mag, das Leid 
zurückzudrängen in die 
OO
urgegebenen Bereiche, aus denen es nicht 
OO
lösbar werden 
kann, wenn diese „
Au‐ 
OO
ßen”-Welt ‒ und mit ihr jede „
Innen”‐ 
OO
Welt ‒ bestehen bleiben soll, und wahr‐ 
OO
lich „
sollen” sie bestehen! ‒ ‒ ‒
Es kann sich 
jeder Mensch von vielem 
OO
Leid 
befreien, das er in törichter Ver‐ 
OO
blendung 
selbst sich schuf, ‒ und 
OO
vieles Leid kann er 
vermeiden, macht 
OO
er nur Gebrauch von seiner Kraft!
 
In 
gleicher Weise aber hat er 
Macht, 
OO
gar manches 
Leid von seinen 
Neben‐ 
OO
menschen abzuwenden!
Wo immer Menschen sich begegnen 
OO
mögen, dort wird es ihnen 
Pflicht, ihr 
OO
eigenes wie des 
Nebenmenschen 
OO
Leid zu mindern! ‒ ‒
Wenn aber Menschen, die sich nie im 
OO
Leben sahen, niemals wiedersehen wer‐ 
OO
den, hier ein 
Pflichtgebot erkennen 
OO
müssen, so gilt es 
heiliger und 
bin‐ 
OO
dender fürwahr noch für die 
innigste 
OO
Vereinung zweier Menschen, die in der 
OO
Ehe eine neue 
Lebenseinheit bilden, 
OO
um sich gegenseitig durch 
Er-
gänzung 
OO
zu vollenden! ‒ ‒ ‒
Und wo ist 
leichter Leid von seinem 
OO
Nebenmenschen 
abzuwenden, als hier, 
OO
wo Weib und Mann in einem Leben der 
OO
 
Gemeinsamkeit von allen Leidgefahren 
OO
wissen, die ihnen 
gegenseitig und 
ge‐ 
OO
meinsam drohen können!? ‒ ‒
Die Ehe kann 
ein Born der Freude 
OO
sein, ‒ man kann sie aber auch 
zu 
OO
einem Pfuhl des Leides wandeln!
Wer nicht des 
anderen Eheteiles 
Glück 
OO
in seiner 
Ehe als sein höchstes Ziel er‐ 
OO
strebt, der wird gar leicht sich um sein 
OO
eigenes Glück 
betrügen, ohne es zu 
OO
ahnen! ‒ ‒
Wer aber wirklich 
in der Liebe ist, der 
OO
wird weit eher 
selber leiden wollen, 
OO
als daß er 
je den anderen Eheteil im 
OO
Leide sehen könnte. ‒ ‒ ‒
Es wird ihm nichts beschwerlich fallen, 
OO
wenn er weiß, daß er des 
anderen Tei‐ 
OO
les 
Leid dadurch 
vermindern kann... 
OO
 
Nun aber 
ist es keineswegs damit 
OO
getan, daß man sich nur darauf be‐ 
OO
schränke, 
allem Leid zu wehren, dem 
OO
man 
wehren kann! ‒
Erst dort ist höchste, schönste Menschen‐ 
OO
pflicht 
erfüllt, wo man das 
Leid des 
OO
Anderen durch 
Freude, die man in sein 
OO
Leben bringt, verdrängt!
Wo aber läßt sich 
schöner noch, als in 
OO
der 
Ehe, solche Liebespflicht erfüllen?! ‒ 
OO
Es sind im Leben einer Ehe 
viele Dinge 
OO
aufzufinden, die der 
Freude Anlaß wer‐ 
OO
den können, sich zu äußern und ein 
OO
großes 
Leid im Keime zu 
ersticken... 
OO
Doch ist es hier vonnöten, daß man zu 
OO
erfühlen suche, 
was der Andere 
er‐ 
OO
sehnt: was 
er als Freude zu 
empfin‐ 
OO
 
den weiß, denn allzuleicht kann hier 
OO
auch 
bester Wille irren, wenn er dazu 
OO
verleitet, nur das 
eigene Empfinden und 
OO
Ersehnen als das allgerechte Maß der 
OO
Dinge anzusehen. ‒ ‒
Was 
dir gewißlich 
höchste Freude 
OO
wäre, kann deinem Gegenpole 
kaum 
OO
beachtsam scheinen, und 
seine Freude 
OO
mag vielleicht 
nur dort erstehen, wo 
OO
dein Empfinden völlig 
unberührt ge‐ 
OO
blieben wäre...
Wie aber dem auch sei, und wie gar sehr 
OO
du auch „
daneben greifen” magst, so 
OO
darfst du doch in 
keinem Falle eine 
OO
„
Kränkung” darin sehen, daß dein Be‐ 
OO
streben nicht zum Ziele führte, weil deine 
OO
liebevoll erdachte 
Freude für den An‐ 
OO
deren 
nicht als solche 
aufgenommen 
OO
wurde! ‒ ‒
 
Soll dir 
Erfahrung wirklich 
Nutzen 
OO
bringen, dann wirst du mit dir selbst zu 
OO
Rate gehen müssen, um am Ende zu er‐ 
OO
kennen, daß du verabsäumt hattest, dich 
OO
in 
anderes Empfinden 
einzufühlen, 
OO
denn wenn auch 
innigste Gemein‐ 
OO
samkeit euch beide eint, so bleibt doch 
OO
jeder von euch beiden noch in seinem, 
OO
ihm nur eigenen Empfindungs-Leben, 
OO
und dessen Ablaufsrhythmus wird be‐ 
OO
stimmen, was er, im jeweils sich erge‐ 
OO
benden Moment, 
als Freude werten 
OO
kann...
Suche also nicht 
dich selbst, in deinem 
OO
Willen, 
Freude für den Anderen zu 
OO
bereiten! ‒
Wer 
sich stets 
Freude schaffen will, der 
OO
suche stetig 
seine Freude 
darin: Ande‐ 
OO
ren 
auf ihre Weise Freude zu bereiten! 
OO
‒ ‒ ‒
 
Vergeblich aber wirst du 
Freude 
OO
spenden wollen, solange du noch 
OO
Zweifel hegst an deiner 
Kraft, die 
OO
Freude zu 
erzeugen! ‒
Nie darfst du etwa glauben, daß dir 
OO
nicht gelingen könne, was dir, aus 
OO
irgend einem Grunde, leider 
oftmals 
OO
nicht gelang!
Du mußt 
dich selber aber erst zur Freude 
OO
„
stimmen”, bevor du dem mit dir ver‐ 
OO
einten Menschen Freude 
bringen willst! 
OO
‒ ‒
Nur, wer im Überflusse „
hat”, kann 
OO
Freude 
überfließen lassen 
in den An‐ 
OO
deren! ‒
So suche denn vor allem eine Quelle 
OO
steter Freude 
in dir selber zu erschür‐ 
OO
fen, so daß du 
unabhängig wirst von 
OO
 
allem äußeren Geschehen, und nicht der 
OO
Freude 
Anlaß erst von außenher 
er‐ 
OO
warten mußt, 
auch wenn du solchen 
OO
Anlaß, wo er sich auch immer 
bieten 
OO
mag, stets 
nützen sollst! ‒
Du wirst jedoch am besten 
jene Freude 
OO
übertragen können, für die du 
keinen 
OO
Grund im Außenleben anzugeben weißt! 
OO
Durch 
solche Freude wirst du 
mehr be‐ 
OO
glücken können als durch jede 
andere 
OO
Art der Freude, die 
von außenher ver‐ 
OO
anlaßt wird! ‒ ‒ ‒
Vergesse aber trotzdem auch die 
klei‐ 
OO
nen Freuden nicht, zu denen 
jeder Tag 
OO
dir ja so manchen 
Wink und 
Hinweis 
OO
bringt!
Achte nichts als 
zu gering, wenn es dir 
OO
 
dazu dienen kann, auch nur die 
aller‐ 
OO
kleinste Freude zu bereiten! ‒ ‒
Oftmals gebar die kleinste Freude 
OO
schon ein großes, 
lang ersehntes 
OO
Glück! ‒ ‒ ‒
Im Leben einer 
Ehe gibt es täglich „tau‐ 
OO
send” Möglichkeiten, 
kleine Freuden 
OO
zu 
er-
finden, die gegenseitige 
Be‐ 
OO
glückung bringen, und sei es auch für 
OO
kurze Augenblicke nur...
An 
keiner solchen Möglichkeit darf man 
OO
vorübergehen, 
ohne sie zu nützen! ‒ ‒
Wo immer du das 
Glück in einer Ehe 
OO
dauernd heimisch weißt, dort wirst du 
OO
auch bemerken, daß man sehr erfinde‐ 
OO
risch die 
kleinen Freuden zu gestalten 
OO
sucht, zu denen jede Stunde neuen An‐ 
OO
laß bringt...
 
Der gute Gärtner wird in seinem Blüten‐ 
OO
garten auch die 
allerkleinsten Blüm‐ 
OO
lein niemals 
übersehen, mögen sie auch 
OO
recht bescheiden scheinen, neben jenen 
OO
hochgestielten Farbenwundern, deren 
OO
Beet sie rings umfassen.
So aber ist auch in der 
Ehe: selbst der 
OO
kleinste Freuden-Anlaß 
nicht bedeu‐ 
OO
tungslos, und darf nicht 
übersehen 
OO
werden, will man des ehelichen Blüten‐ 
OO
gartens schönste 
Harmonie gestalten! 
OO
‒ ‒ ‒
Ist aber 
Ehe einer Zweiheit wahre 
Ei‐ 
OO
nung, und muß 
Leid ertragen werden 
OO
im Verlauf des Lebens, das oft nur in 
OO
Vereinung zweier Willen noch ertrag‐ 
OO
bar ist, ‒ so bleibt auch 
Freude zu er‐ 
OO
streben, wie sie die Zweiheit 
dann nur 
OO
 
schaffen kann, wenn sie 
Verschmelzung 
OO
fand in 
neuer Lebenseinheit. ‒ ‒
Hier ist dann 
jeder Teil der 
Schen‐ 
OO
kende und der 
Beschenkte, und beide 
OO
nur 
gemeinsam sind imstande, 
diese 
OO
Freude, die der 
Einheit Farbe trägt, zu 
OO
mehren!...
Nur wo der 
Wille beider Teile völlig 
OO
sich 
geeinigt findet, ist solcherart dem 
OO
Leide zu begegnen, und kann in gleicher 
OO
Weise höchste 
Freude aus der Einung 
OO
sprießen! ‒
Die Ehe, die hier 
weiß um ihre Macht, 
OO
und sie 
gebraucht, wird 
nie im Leide 
OO
Schaden nehmen können, und 
nie an 
OO
Freude Mangel leiden! ‒ ‒ ‒
Sie kennt die Kunst, das 
Leid in seine 
OO
engste Grenze einzubannen!
 
Sie weiß von einer 
Freude, die auch 
OO
alles 
Leid nicht mehr 
verdunkeln kann! 
OO
Und solche 
Freude, solche 
Kraft der 
OO
Leidverdrängung wird aus dieser 
Ehe 
OO
auch auf alle 
anderen Menschen über‐ 
OO
strahlen, die mit den Ehegatten in Be‐ 
OO
rührung kommen...
So wird dann diese Ehe 
segensreiche 
OO
Wirkung schaffen, 
weit über ihren 
OO
eigenen Bereich hinaus, und wahrlich 
OO
unvergleichlich 
mehr an Gutem för‐ 
OO
dern als so mancher andere Ehebund, 
OO
in dem die beiden Ehegatten längst 
ver‐ 
OO
lernten, sich noch 
gegenseitig Freude 
OO
zu bereiten, und von der Freude, die 
aus 
OO
ihrer Einung kommen könnte, 
keine 
OO
Ahnung haben, ‒ weil sie vor lauter 
OO
Sorge, 
anderen Menschen 
in geschäf‐ 
OO
tiger Betätigung zu 
helfen, nicht mehr 
OO
die 
erste Pflicht erkennen, 
ihre eigene 
OO
 
Ehe erst harmonisch zu gestalten. 
OO
‒ ‒ ‒
Im stärksten 
Gegensatz zu einer sol‐ 
OO
chen 
irrig überwerteten Geschäftig‐ 
OO
keit, die ihre Pflicht zur „
Nächsten‐ 
OO
liebe” bei den 
Allerfernsten erst be‐ 
OO
ginnen fühlt, und 
Andere beglücken 
OO
will, derweil sie 
alles Glück aus ihrem 
OO
eigenen Hause scheucht, ‒ wird eine 
OO
Ehe, die das Glück der Einheit 
in der 
OO
Freude aus der Einung kennt, kaum 
OO
wissen, daß sie 
Anderen hilft, indem 
OO
sie, nur 
in ihrem eigenen Bereich, 
das 
OO
Leid der Erde mindert, und das den‐ 
OO
noch 
unvermeidbar bleibende 
durch 
OO
Freude zu verdrängen sucht. ‒ ‒ ‒ 
OO
Solche Ehe aber ist ein wahres 
Heilig‐ 
OO
tum der Freude, aus dem noch fernsten, 
OO
 
kommenden Geschlechtern 
Segen strö‐ 
OO
men wird! ‒ ‒ ‒
Ein Heiligtum der 
Freude in der Welt 
OO
des 
Leides aber sollte 
jede Ehe hier 
OO
auf Erden sein, und eine 
jede Ehe 
kann 
OO
zu solcher Höhe sich erheben, so es nur 
OO
nicht am 
Willen beider Eheteile fehlt, 
OO
die reine, hehre Freude zu gestalten, die 
OO
nur in der geeinten Zweisamkeit der 
OO
Ehe sich gestalten 
läßt! ‒ ‒
Soll diese Erdenmenschheit einst zu der 
OO
Vollendung kommen, die ihr auch hier: 
OO
in dieser „
Außen”-Welt schon werden 
OO
kann, ‒ dann wird allein die wahre 
Ehe 
OO
dieses Wunder wirken müssen: ‒ 
die 
OO
Ehe, 
die sich selbst in Freude zu 
OO
vollenden weiß! ‒ ‒ ‒
Damit sie es auch wirken 
könne, muß 
OO
 
sie 
vertausendfacht erstehen, 
wis‐ 
OO
send um die hohe Macht, der Erde 
Leid 
OO
zu 
bannen und der Erde reinste 
Freu‐ 
OO
den zu 
vermehren! ‒ ‒ ‒
*          *
*
 
WO 
Liebe eine 
Ehe schuf, dort ist 
OO
die 
Einheit beider Eheteile so 
OO
gegründet und 
umhegt, daß 
selten 
OO
nur von außenher noch 
Störung gegen‐ 
OO
seitigen Empfindens kommen kann...
Und doch bleibt 
keine Ehe 
so geschützt, 
OO
daß ihr 
Versuchung nicht zu nahen 
OO
wüßte!
Stets aber wird es sich beim Nahen der 
OO
Versuchung 
zeigen, ob eine Ehe 
wirk‐ 
OO
lich in der echten 
Liebe wurzelt, oder 
OO
ob nur 
Neigung Mann und Weib zu‐ 
OO
sammenführte, ‒ 
Neigung, die auf bei‐ 
OO
den Seiten auch sehr leicht durch 
andere 
OO
Neigung wieder zu 
verdrängen ist...
Wo eine Ehe wurzelfest in echter 
Liebe 
OO
gründet, dort wird auch 
heftigste Ver‐ 
OO
suchung ihr nicht 
Schaden bringen 
OO
können!
 
Selbst wenn Versuchung nur durch 
OO
schweren 
Kampf sich noch besiegen 
OO
läßt, wird doch zuletzt die 
Liebe Sieg 
OO
erringen, denn alle Kräfte der Versu‐ 
OO
chung sind nicht fähig, weiter 
Wider‐ 
OO
stand zu leisten, sobald sich echte 
Liebe 
OO
ihrer 
Kraft bewußt wird, und aus dieser 
OO
Kraft heraus 
bekämpft, was sie be‐ 
OO
drohen will! ‒ ‒
Trotz allem aber sollst du 
wachsam 
OO
sein, und nicht erst warten, bis Versu‐ 
OO
chung so 
erstarkt, daß sie 
nur noch 
OO
durch schweren Kampf besiegbar ist! 
OO
Du kannst dich selbst zu solcher Wach‐ 
OO
samkeit 
erziehen, so wie du dich auch 
OO
leichten Sinnes der Versuchung 
über‐ 
OO
lassen kannst, bis sie dich 
hart be‐ 
OO
drängt und 
starke Gegenwehr er‐ 
OO
fordert. ‒ ‒
 
Versuchung kann dir 
allerorten nahen, 
OO
auch wenn du sie gewiß 
nicht suchst, 
OO
ja 
dann auch, wenn du sorglichst deine 
OO
Wege wählst, um ihr nur ja nicht zu be‐ 
OO
gegnen, da sie deine 
Furcht erregt. ‒ 
OO
Versuchung aber ist 
noch keine 
OO
„
Schuld”!
Erst, wenn du anfängst, 
ihr Gehör zu 
OO
schenken, ‒ sie dir 
zu nahe kommen 
OO
läßt, ‒ sie 
hegst und 
mit ihr spielst, 
OO
‒ wirst du dich wahrlich 
nicht mehr 
OO
schuldfrei wähnen dürfen! ‒ ‒
Auch wenn du noch zu gutem Ende 
OO
Sieger bleibst, hast du dich doch mit 
OO
schwerer Schuld beladen, und wirst 
OO
nunmehr nicht ruhen dürfen, bis alle 
OO
Folge dieser Schuld aus deinem Leben 
OO
schwindet! ‒ ‒ ‒
 
Vielleicht wirst du dir selbst gestehen 
OO
müssen, daß du gar oft 
nicht wachsam 
OO
warst, wo 
Wachsamkeit von dir 
ge‐ 
OO
fordert werden konnte? ‒
Vergeblich wäre es, wenn du dich nun 
OO
in 
Selbstqual winden wolltest!
Du wirst nun jetzt mit allen 
Selbstvor‐ 
OO
würfen nichts mehr 
ungeschehen ma‐ 
OO
chen können, und deines Fehlers 
Spu‐ 
OO
ren kannst du nur aus deinem Leben 
OO
tilgen, wenn du dafür sorgst, daß alles 
OO
Übel, das aus ihm entstand und noch 
OO
entstehen könnte, 
an seiner Auswir‐ 
OO
kung verhindert wird. ‒ ‒
Aus jeglicher 
Erfahrung sollst du 
Lehre 
OO
ziehen, und so wird dich dein 
Strau‐ 
OO
cheln lehren können, wie du durch 
OO
Wachsamkeit dich künftig 
frei von 
OO
Schuld erhalten kannst, auch wenn du 
OO
 
nicht imstande sein wirst, der 
Versu‐ 
OO
chung immer auszuweichen...
Die leiseste Empfindung mußt du 
OO
kontrollieren lernen, mußt sie 
wägen, 
OO
und 
im selben Augenblicke von dir 
OO
weisen, in dem du fühlst, daß sich in 
OO
ihr bereits 
Versuchung zu verbergen 
OO
trachtet!
Erkennst du so das Feindliche 
so‐ 
OO
gleich, 
wenn es sich naht, dann wird 
OO
es immer 
leicht sein, es zu 
überwin‐ 
OO
den, und niemals wirst du wirklich ‒ 
OO
in des Wortes letztlicher Bedeutung ‒ 
OO
„in Versuchung 
fallen”! ‒ ‒ ‒
Nur, wenn du 
Wohlgefallen an der 
OO
ersten Regung der Versuchung findest, 
OO
wird 
Versuchung dir zur 
Schuld!
Es kann dir großer 
Kraftzuwachs aus 
OO
 
der Versuchung kommen, wenn du stets 
OO
wachsam bleibst und sie in jeglicher 
OO
Verkleidung zu 
erkennen suchst, um ihr 
OO
den Zugang in dein Inneres zu wehren. 
OO
‒ Ein jeder Mensch hat irgendeine 
OO
„
schwache Seite”, und stets wird die 
OO
Versuchung 
seine Schwäche auszu‐ 
OO
spüren wissen. ‒
Begegnest du jedoch 
dem ersten Na‐ 
OO
hen schon mit 
Abwehr, und mit einem 
OO
„
Nein”, das kein 
Paktieren kennt, dann 
OO
wirst du immer mehr, ‒ gerade dort, wo 
OO
Stärkung dir 
vonnöten ist, ‒ 
erstar‐ 
OO
ken! ‒ ‒
Du wirst durch deine 
Wachsamkeit dich 
OO
gänzlich 
wandeln, so daß dir jegliche 
OO
Versuchung 
ungefährlich wird, weil 
OO
Abwehr dir 
Gewohnheit wurde, und 
OO
die Versuchung dann 
vergeblich eine 
OO
 
unbewachte Pforte sucht, durch die sie 
OO
Einlaß zu dir finden könnte!...
Dann aber erst bist du 
geborgen, und 
OO
dann erst darf man dir 
Vertrauen 
OO
schenken!
Dann erst wird deine 
Ehe so 
behütet 
OO
sein, daß sie dir alles geben 
kann, was 
OO
sie, 
in unerschöpflich reicher Fülle, 
OO
Mann und Weib, die 
wert sind, ihr My‐ 
OO
sterium zu 
erleben, stetig neu zu geben 
OO
hat! ‒ ‒ ‒
Du trägst nicht nur 
für dich allein die 
OO
heiligste 
Verantwortung, sobald du 
OO
dich dem Anderen verpflichtet hast, mit 
OO
ihm die Geisteseinheit einer 
Ehe aufzu‐ 
OO
richten!
Die 
Ehe ist auch nicht nur: ‒ „
mensch‐ 
OO
licher Vertrag”, obwohl der 
andere 
OO
 
Eheteil ein 
un-
bedingtes Recht an dich 
OO
erlangte, und du ihm 
dann selbst noch 
OO
die „
Treue” schuldest, 
wenn er be‐ 
OO
trügerisch sie bricht. ‒ ‒ ‒
Ein jegliches Gelöbnis zwischen Mann 
OO
und Weib, in dem sich beide Teile 
ehe‐ 
OO
liche Einung dargeloben, stellt vielmehr 
OO
ein kosmisches Geschehen dar, und 
OO
bindet nicht nur 
beide Ehegatten, ‒ 
OO
bindet nicht nur 
aller Menschheit ge‐ 
OO
genüber, sondern reicht mit seinem 
OO
„
Jawort” auch hinein 
in höchste Gei‐ 
OO
steswelt! ‒ ‒ ‒
Es 
wird nur 
lösbar, wenn der „
Tod” 
OO
die beiden Eheteile scheidet, oder, wenn 
OO
‒ 
durch triftigste und schwerste 
OO
Gründe ‒ beide Teile sich gezwungen 
OO
sehen, sich gegenseitig voneinander zu 
OO
befreien, indem sie, ‒ 
ebenso gemein‐ 
OO
sam, 
wie es einst geschlossen wur‐ 
OO
 
de, ‒ ihr 
Gelöbnis vor einander, 
OO
vor aller Menschheit, wie auch 
vor 
OO
dem wesenhaften Geiste wider‐ 
OO
rufen, ‒ es sei denn, daß der 
eine Teil, 
OO
auch 
ohne solchen Widerruf, 
den an‐ 
OO
deren verlasse, oder 
sonstwie ihm 
OO
unmöglich mache, das Gelöbnis 
auf‐ 
OO
rechtzuerhalten...
Solange also dein Gelöbnis noch 
zu 
OO
Recht besteht, bist du 
in dreifacher 
OO
Verpflichtung, aus der 
kein „
Gott” 
OO
dich zu befreien wüßte! ‒ ‒
Es wird 
Verantwortung von dir ge‐ 
OO
fordert werden, auch wenn du während 
OO
dieser kurzen Spanne Zeit, ‒ die auch 
OO
das 
längste Erdenleben darstellt vor 
OO
der 
Ewigkeit, ‒ dich jeglicher Verant‐ 
OO
wortung 
entzogen wähnst! ‒ ‒ ‒
Daß 
Andere Versuchung 
suchen und 
OO
 
ihr keinen Widerstand entgegensetzen, 
OO
kann niemals 
dich von 
deiner Schuld 
OO
entlasten!
In deiner Ehe bleibst du 
für dich selbst 
OO
verantwortlich, und 
Niemand kann dir 
OO
helfen die Verantwortung 
zu tragen, 
OO
‒ 
Niemand kann sie von dir neh‐ 
OO
men, ‒ wenn man dich hier auf Erden 
OO
auch 
entschuldbar finden mag!
Auch 
vor dem Angesicht der Ewig‐ 
OO
keit magst du vielleicht „
entschuld‐ 
OO
bar” sein, 
und doch bleibst du verhaftet 
OO
der 
Verantwortung, so daß du 
alle 
OO
Folge deiner selbstgeschaffenen Im‐ 
OO
pulse tragen mußt, bis auch der letzte 
OO
seine 
Auswirkung erreichte in der 
OO
Kette des Geschehens! ‒ ‒ ‒
Einst lehrte Einer, der dies wahrlich 
OO
 
aus dem Geiste lehren durfte, daß da 
OO
ein Jeglicher schon 
Ehebruch begehe, 
OO
der durch den Anblick eines Weibes sich 
OO
verführen lasse, es auch leiblich zu 
be‐ 
OO
gehren.
Man hat an diesem Wort vielfach sehr 
OO
wenig Wohlgefallen, und suchte es zu 
OO
drehen und zu deuteln, da es so manchen 
OO
nicht behagen will. ‒
Ich aber muß 
dir sagen, daß auch schon 
OO
jedes Hegen und 
geflissentliche 
OO
Steigern der naturbedingten 
OO
Schwingung der Erotik zwischen 
OO
Mann und Weib, ‒ sobald es einem 
OO
anderen Menschen, als dem 
eigenen 
OO
Ehegatten gilt, ‒ die Ehe 
schändet, 
OO
auch wenn sich solche Steigerung noch 
OO
keineswegs dem leiblichen 
Begehren 
OO
nähert, und somit noch 
nicht zum 
Ehe‐ 
OO
bruch im Unsichtbaren führt! ‒ ‒ ‒ 
OO
 
Selbst wenn du durch ein 
Abbild dich 
OO
verleiten läßt, 
geschlechtsbewußte 
OO
Regung zu empfinden und dich ihr 
OO
zu überlassen, ‒ 
schändest du die 
OO
Ehe! ‒ ‒ ‒
Du mußt dich selbst dazu erziehen, 
OO
Schönheit auch am anderen Ge‐ 
OO
schlecht bewundernd zu betrachten, 
OO
ohne auch die leiseste Erregung der 
OO
Erotik ins Bewußtsein einzulassen! 
OO
Jeder wahre 
Künstler, dem die mensch‐ 
OO
liche Gestalt zum Vorbild seiner Schöp‐ 
OO
fung wird, muß 
solcherart sein Vor‐ 
OO
bild sehen lernen und kann dir sagen, 
OO
daß in seinem, 
von Erotik völlig los‐ 
OO
gelösten Schauen, 
wundersame see‐ 
OO
lische Beglückung möglich ist, die 
OO
jedem sich versagt, 
der hier ge‐ 
OO
 
schlechtsbewußte Regung hegt, 
und 
OO
niemals dem Begehrenden erreich‐ 
OO
bar wird...
Daß du auch Künstler finden kannst, die 
OO
selbst ihr Können noch zum Makler 
OO
der Begehrlichkeit erniedrigen, kann 
OO
dir nur zeigen, daß auch 
Künstlertum 
OO
nicht 
schützt vor 
niedriger Verskla‐ 
OO
vung an die Tiernatur, wenn sich der 
OO
Mensch nicht selbst aus solcher Skla‐ 
OO
verei befreien 
will. ‒ ‒ ‒ ‒
Du kannst 
nicht streng genug dich 
OO
selber 
kontrollieren, willst du dich 
OO
lösen aus der 
Hörigkeit, und dein 
OO
Geschlechtliches 
beherrschen lernen! 
OO
‒ ‒ ‒
Jede dich umschleichende Empfindung, 
OO
die vor 
allerstrengster Prüfung 
nicht 
OO
 
bestehen kann, mußt du entweder 
von 
OO
dir weisen, oder aber sie in Bahnen 
OO
zwingen, die sie völlig der Geschlecht‐ 
OO
lichkeit 
entziehen!
Laß' dich nicht irreführen durch die laxe 
OO
Art, in der man meistens diesen Dingen 
OO
gegenübersteht und sie als leichthin läß‐ 
OO
lich „
Menschliches” betrachtet, ohne 
OO
sich der 
Schmach bewußt zu werden, 
OO
die man 
schon durch das Wort allein 
OO
auf seinen 
Menschennamen wirft! ‒ ‒ 
OO
Wo immer du es 
nicht vermagst, die 
OO
Anderen aus ihrer Tiergebundenheit in‐ 
OO
soweit loszulösen, daß 
sie selbst zu 
OO
Willen kommen um sich 
völlig ihr 
OO
dann 
zu entwinden, dort sollst du 
Nach‐ 
OO
sicht üben, bis auch einst noch 
ihre 
OO
Stunde schlagen wird!
Wo sie jedoch 
dich selbst behindern 
OO
 
wollen, deine 
Freiheit zu erringen, 
OO
dort ist 
Abkehr heilig-hohe 
Pflicht! 
OO
‒ ‒ ‒
Ich lehre nicht, daß man Versuchung 
OO
immer 
meiden könne, sondern zeige, 
OO
wie man ihrer sich 
erwehren kann!
Auch wenn du aus der Welt 
entfliehen 
OO
wolltest, würde dich Versuchung 
noch 
OO
in deiner fernsten Einsamkeit zu 
OO
finden wissen...
Du mußt dich so erziehen, daß du ihr 
OO
allerorten und zu jeder Zeit begeg‐ 
OO
nen kannst, ‒ des 
Sieges schon im 
OO
voraus 
sicher, ‒ nicht mehr 
erregbar, 
OO
mag sie auch mit allen Künsten locken: 
OO
‒ 
gelassen in der Abwehr, 
und be‐ 
OO
stimmten Willens!
Dann wirst du nicht nur deine 
Ehe heilig 
OO
 
halten und vor jeglicher 
Beschmutzung 
OO
wahren, sondern dir und dem mit dir 
OO
vereinten Menschen auch 
gar vieles 
OO
Leid ersparen, selbst wenn es nur das 
OO
Leid 
vorübergehender Betrübung 
OO
wäre, was der nächste Tag schon wieder 
OO
wenden könnte. ‒ ‒ ‒
Noch 
andere Gefahr jedoch, ‒ kaum 
OO
minder groß als die 
Versuchung, die 
OO
von außenher zu kommen 
scheint, da 
OO
du im Äußeren den 
Anlaß ihrer Aus‐ 
OO
lösung gewahrst, ‒ kann aus Empfin‐ 
OO
dungstiefen her der Ehe 
Glück bedrohen. 
OO
Auch hier ist 
Warnung nötig, und auch 
OO
hier ist vieles Unheil leicht noch 
abzu‐ 
OO
wehren, wird 
sogleich erkannt, daß 
OO
Pflicht besteht, 
Gefahr zu bannen... 
OO
Es gibt in jedem Menschen dieser Erde 
OO
 
einen inneren Bereich, den er 
kaum sel‐ 
OO
ber kennt, und den er noch viel weniger 
OO
vor irgend einem Nebenmenschen 
völlig 
OO
offenbaren kann, ‒ nicht, weil hier 
OO
Heimliches verschwiegen werden 
OO
müßte, oder 
zu Erhabenes sich nicht 
OO
in Worte fassen ließe, ‒ sondern: 
OO
weil der Mensch hier selbst zu we‐ 
OO
nig von sich selber weiß...
Nun kann es kommen, daß die Einung 
OO
zweier Menschen in der 
Ehe sie 
ver‐ 
OO
leitet, auch noch dort nach gegenseitiger 
OO
Entschleierung zu streben, wo unab‐ 
OO
weisliches Gebot: 
Verhüllung heischt, 
OO
‒ und daß sie dann urplötzlich in Ent‐ 
OO
setzen sich vor einer gegenseitigen 
Ent‐ 
OO
täuschung sehen, die sie selbst herauf‐ 
OO
beschworen haben, und der nur 
selbst‐ 
OO
geschaffene Phantome, die das Eigen‐ 
OO
bild in wahrheitswidriger 
Verzerrung 
OO
 
zeigen, 
mehr als fragliche Gewähr 
OO
verleihen. ‒ ‒
Man glaubt, man müsse sich einander 
OO
bis ins Innerste enthüllen, und 
OO
schreckt alsdann zurück, wenn man sich 
OO
endlich 
seelisch nackt zu sehen meint, 
OO
‒ nicht ahnend, daß man vor einander 
OO
gegenseitig nur 
Popanze schuf und 
OO
ihnen nun 
mehr glaubt als aller Wirk‐ 
OO
lichkeit. ‒
Zwei Menschen, die sich stets im Aller‐ 
OO
tiefsten nur als 
Eines fühlten, werden 
OO
sich nun 
fremd, weil sie in 
Worten wahr 
OO
sein wollten, dort, wo Worte nie die 
OO
Wahrheit 
wissen können...
Ein äußeres Geschehen, ein Begegnen, 
OO
oder sonst ein Anlaß, der von außen 
OO
kam, läßt unversehens 
Zweifel keimen: 
OO
 
ob man sich noch ganz „
gehöre”, und 
OO
allsobald 
mißtraut man aller Sicher‐ 
OO
heit des Fühlens, um in sich zu wühlen 
OO
und zu bohren, bis man sich endlich nun 
OO
in Herz und Nieren 
aufgefunden wähnt. 
OO
Lebendigen Leibes hat man sich 
seziert, 
OO
und da man sich auf diese Weise nie‐ 
OO
mals finden 
konnte, formte man aus 
OO
eigenen Eingeweiden 
das Phantom, in 
OO
dem man so recht eigentlich 
sich selbst 
OO
zu 
haben meint. ‒
So 
zeigt man nun einander diese Aus‐ 
OO
geburt des Wahns, und, schreckerfüllt, 
OO
fühlt man sich von dem Anblick 
abge‐ 
OO
stoßen. ‒ ‒
Gar arges 
Unheil ist auf solche Art aus 
OO
reiner 
Torheit nur geschaffen worden, 
OO
und manche 
Ehe, die vor Gott 
bestehen 
OO
bleiben sollte, wurde so 
zerstört durch 
OO
 
einen 
Wahrheitswillen, der zum 
Irr‐ 
OO
tum führen 
mußte, da er 
den Worten 
OO
mehr vertraute, als der inneren 
Ge‐ 
OO
wißheit fühlenden Erlebens, in der 
OO
allein die 
Wahrheit für ihn 
auffind‐ 
OO
bar gewesen wäre...
Es ist jedoch nicht nur 
nicht nötig, daß 
OO
man alles voreinander auszukramen 
OO
suche, was dort, wo man sich selbst kaum 
OO
kennt, 
als dunkle Regung das Ge‐ 
OO
fühl beirren will: ‒ es ist vielmehr in 
OO
jedem Fall 
verderblich, diese Dinge, 
OO
die im Lichte eigenen Bewußtseins noch 
OO
molluskenhafte Formen zeigen, und 
OO
bald hell, bald dunkel, 
in der wider‐ 
OO
streitendsten Verfärbung schillern, 
OO
geflissentlich 
hervorzuzerren, um sie 
OO
in die Form bestimmter 
Worte einzu‐ 
OO
pressen! ‒ ‒
 
Schnell ist ein Wort 
gesprochen, dessen 
OO
Folgen selbst in einem langen Menschen‐ 
OO
leben 
nicht mehr auszumerzen sind! 
OO
Bei solchen 
dunklen Regungen jedoch, 
OO
die keine klarbestimmten Formen zeigen 
OO
können, wird außerdem das 
Wort stets 
OO
fälschen, wird 
vergröbern und 
ver‐ 
OO
stärken müssen, soll es das noch 
Un‐ 
OO
sagbare, 
Ungeformte formen und zu 
OO
sagen suchen...
Es werden Worte dann gesprochen, vor 
OO
denen man 
erschrickt, noch während 
OO
sie die Zunge schrill hervorzustoßen sich 
OO
gezwungen fühlt, als hetzten sie Dä‐ 
OO
monen...
Im nächsten Augenblicke möchte man 
OO
das so Gesagte auch schon 
widerrufen, 
OO
hätte man nicht, 
ungewollt, schon wie‐ 
OO
der 
weit verletzenderes Wort auf 
OO
seinen Lippen...
 
Worte, die man gar nicht sagen 
OO
wollte, tauchen aus Tiefen auf, 
um die 
OO
man niemals wußte, und diese Worte 
OO
haben 
überzeugende Gewalt, für 
OO
uns, wie für 
den Andern, obwohl sie 
OO
alles Andere eher, nur nicht der 
Wahr‐ 
OO
heit Zeugnis sind...
Wurden sie jedoch nun einmal 
ausge‐ 
OO
sprochen, so holt sie keine Macht der 
OO
Erde wieder 
in das Unerkennbare zu‐ 
OO
rück, und selbst dem späteren, ernsten 
OO
Widerruf wird man nur 
zögernd 
OO
schwachen Glauben schenken können. 
OO
‒ ‒
Und doch hat man sich gegenseitig nur 
OO
aus einem tollen Wahn heraus 
belo‐ 
OO
gen, ‒ derweil man sich nun endlich, 
OO
‒ so als ob es 
nie geschehen wäre, ‒ 
OO
„
die Wahrheit” sagen wollte! ‒ ‒
 
Besonders dann, wenn gar noch 
Zorn 
OO
und 
Heftigkeit den Worten 
Wirkungs‐ 
OO
kraft zu sichern suchten! ‒ ‒ ‒
Bei ruhigem Betrachten wird man 
OO
bald bemerken, wie der 
Schein der 
OO
Wahrheit solchen Worten 
schwindet, 
OO
‒ ja, oft wird man entdecken, daß nur 
OO
das Gegenteil von dem, 
was man in 
OO
seinem Wahn als „
wahr” 
empfun‐ 
OO
den hatte, der Wahrheit 
unverfälschte 
OO
Darstellung geschaffen hätte...
Nun aber kommt Erkenntnis leider 
viel 
OO
zu spät, und 
Reue wird jetzt 
wenig 
OO
ändern können. ‒ ‒
Will man das 
Unheil, das sich aus zu 
OO
früh geborenen Worten immer neue 
OO
Nahrung saugt, dann 
wieder aus der 
OO
Welt zu schaffen suchen, so hat man 
OO
 
wahrlich seine bittere Not, ‒ und 
schafft 
OO
man es auch endlich fort, so wird es 
doch 
OO
noch immer 
Spuren hinterlassen, die 
OO
niemals gänzlich zu verwischen 
OO
sind. ‒ ‒
Unendlich leichter aber wäre es ge‐ 
OO
wesen, 
sich die Rede vorher zu ver‐ 
OO
wehren, und Dinge, die 
kein Recht be‐ 
OO
saßen, 
Wort zu werden, 
niemals aus‐ 
OO
zusprechen! ‒ ‒ ‒
Was sich in jenem inneren Bereich, in 
OO
dem der Mensch sich selber 
fremd 
OO
bleibt, 
zu verbergen trachtet, das hat 
OO
guten Grund, Verborgenheit zu for‐ 
OO
dern, und niemals soll man es gewalt‐ 
OO
sam 
in das grelle Licht des Tages 
OO
zwingen wollen!
Was 
Ruhe braucht, wird man am besten 
OO
stets in seiner Ruhe lassen, damit es 
OO
 
nicht in wilder Wut 
zerstöre, was es 
OO
auferbauen soll! ‒ ‒
Auch in dem Streben, 
seine eigene 
OO
Tiefe zu ergründen muß man sich 
be‐ 
OO
meistern lernen, damit man nicht ver‐ 
OO
sucht wird, Tiefen auszuloten, die 
grund‐ 
OO
los sind, ‒ und 
dort das Leben störe, 
OO
wo es erst nach Formung drängt, 
OO
die nur 
in steter Ruhe sich gestalten 
OO
kann...
Dann aber wird sich 
jede dunkle Re‐ 
OO
gung innerer Beirrung als ein 
Durch‐ 
OO
gangsstadium völlig andersartiger 
OO
Empfindungsbildung zeigen, ‒ denn 
OO
stets, wenn sich Empfindung 
feste Form 
OO
erschaffen will, bedarf sie eines 
Gegen‐ 
OO
satzes, den sie 
sich selber setzen 
OO
muß, um ihn zu 
überwinden! ‒ ‒ ‒ 
OO
Zwei Menschen, die in ihrer Ehe 
ihrer 
OO
 
Liebe sicher sind, und 
doch sich täglich 
OO
neu 
erproben wollen, um sich auch 
in 
OO
Worten ihre Liebe zu „
beweisen”, 
OO
begeben sich nur in 
Gefahr, das 
Glück, 
OO
das sie sich schaffen sollen, zu 
zerstö‐ 
OO
ren, noch bevor es sich aus seinen Fun‐ 
OO
damenten frei erheben kann! ‒
Was dir dein innerstes 
Gefühl beweist, 
OO
dem sollst du nicht noch 
Wortbeweis 
OO
zur Seite stellen wollen!
Auch dann nicht, wenn dich eine dunkle 
OO
Regung unklar wogenden Empfindungs‐ 
OO
webens 
in dir selbst beirrt, so daß, 
OO
was vorher im Gefühl 
gesichert war, 
OO
dir nun zur 
Frage wird! ‒ ‒
Warte gelassen in dir selber Ant‐ 
OO
wort ab, und übe 
Schweigen, bis du 
OO
sie 
erhalten hast!
 
Im 
Schweigen wirst du alle Störung 
OO
deines Fühlens 
sicher meistern!
Im 
Schweigen wird dir 
deine Ruhe 
OO
wiederkehren, und bald wirst du erneut 
OO
auch wieder 
deines Fühlens sicher 
OO
sein!
Dann aber wirst du dich 
vor jedem 
OO
Wort entsetzen, das da 
vordem schon 
OO
auf deiner Zunge schwebte!
Dankbar wirst du deinem Schwei‐ 
OO
gen sein!...
Vor vielem Unheil hat es deine Ehe 
OO
dir 
behütet. ‒ ‒ ‒
Jetzt aber wirst du wahrlich 
reden 
OO
dürfen!
Glück und 
Freude hast du 
neu errun‐ 
OO
gen, und 
von Glück und Freude wird 
OO
nun jedes deiner Worte zeugen!
 
Nur schaudernd denkst du noch zurück 
OO
an jenen dunklen Tag, der dich schon in 
OO
Versuchung und Gefahr sah, zu 
verflu‐ 
OO
chen, was du nunmehr aus ganzer Seele 
OO
segnen mußt! ‒
Wahrhaftig: ‒ daß du 
schweigen konn‐ 
OO
test, wo die Rede 
Fluch gewesen wäre, 
OO
‒ das wird nun 
deiner Ehe Segen! 
OO
‒ ‒ ‒
*          *
*
 
UNZÄHLIG sind die „
unglückli‐ 
OO
chen Ehen”, in denen sich einst 
OO
beide Teile als 
zu allem Glück berech‐ 
OO
tigt glaubten, bis dieser Traum in 
Reue 
OO
und 
Verzicht sein armes Ende fand. ‒ ‒ 
OO
Es gibt ja leider 
nur zu viele Gründe, 
OO
die zu so bitterer 
Enttäuschung führen 
OO
können! ‒
Doch geht man sicherlich nicht fehl, wenn 
OO
man 
sehr vieler Ehen vornehmlich‐ 
OO
stes Unglück darin grundverankert 
OO
sucht, daß beide Teile 
in der Ehe die 
OO
Erfüllung eines Lebenswunsches zu 
OO
erreichen glaubten, der, ‒ 
durch Ver‐ 
OO
stiegenheiten töricht-
lebensferner 
OO
Vorstellung genährt, ‒ im Glück der 
OO
Ehe sich 
ein Glück des steten fest‐ 
OO
lichen Erlebens vorbehalten sah. ‒ ‒ 
OO
Die 
Ehe aber ist gewiß 
kein ewiger 
OO
 
Feiertag und läßt sich niemals aus dem 
OO
Zwang des Alltags lösen!
Man kann in ihr nicht immer 
Feste 
OO
feiern und, 
beglückt im Liebesrausch, 
OO
die Welt vergessen! ‒
Gedeihliches Leben braucht seinen 
OO
Rhythmus: braucht 
Steigerung und 
OO
Senkung seines Ablaufs, 
ohne Unter‐ 
OO
laß! ‒
So aber muß auch in der 
Ehe steter 
OO
Lebensrhythmus herrschen!
Auch dort, wo aller 
Reichtum dieser 
OO
Erde zur Verfügung steht, kann eine 
OO
Ehe nur 
gedeihen, wenn sie, 
außer 
OO
ihren 
Festen, einen 
Alltag kennt! ‒ 
OO
So aber ist auch da, 
wo sich die Not 
OO
des Daseins solchen Alltag zu er‐ 
OO
zwingen weiß, durchaus kein Grund 
OO
 
gegeben, einer Ehe Glück 
gefährdet zu 
OO
erachten, wenn nur die beiden Ehegatten 
OO
diesen 
Zwang des Alltags so zu 
OO
nützen suchen, daß er dem inneren Le‐ 
OO
bensrhythmus ihrer Ehe 
Kräfte bringt, 
OO
aus denen ihm auch 
Feste einst erstehen 
OO
werden. ‒ ‒
Wohl ist es freilich 
leichter, sich im 
OO
Festgewande zu gefallen, als im 
All‐ 
OO
tagskleide! ‒
Und 
leichter ist es, sich gemeinsam 
OO
heiterem Genießen hinzugeben, als 
OO
des Alltags schwere Forderungen 
OO
zu erfüllen! ‒
Die 
Ehe aber kann kein stetes „
Arm‐ 
OO
in-
Arm”, ‒ kein stetes 
Liebeskosen 
OO
sein und wenn auch jeder Eheteil dem 
OO
anderen 
nur zu gerne stete Zärtlich‐ 
OO
keit bezeigen möchte, so wird gar oft 
OO
 
die Sorge um des Lebens Notdurft, oder 
OO
sonstige Verpflichtung, 
Anderes erhei‐ 
OO
schen, und Liebesstunden werden 
Feier‐ 
OO
stunden bleiben! ‒ ‒
Hierfür fehlt aber allzuoft das rich‐ 
OO
tige Verstehen!
Man möchte auch den 
Alltag in der Ehe 
OO
nur als 
Fest erleben, und fühlt sich „
um 
OO
sein Glück betrogen”, wenn er sich 
OO
als Alltag zeigt. ‒ ‒ ‒
Zu allem Überfluß läßt es sich meistens 
OO
nicht verhüten, daß 
jeder Eheteil in sei‐ 
OO
nem Alltag einem 
anderen Bereich des 
OO
Lebens dienen muß.
Nun kann es sich ereignen, daß der 
eine 
OO
nach getanem Werke 
sich auf einer 
OO
Wellen-
Höhe des Empfindens fühlt, 
OO
indessen sich der 
andere in einer Nie‐ 
OO
derung weiß, die er erst 
überwinden 
OO
 
muß, um 
seine Höhe wieder zu 
er‐ 
OO
reichen.
Wenn man sich nun begegnet, und nicht 
OO
liebendes Verstehen alsbald aus‐ 
OO
zuspähen sucht, 
wie es dem ande‐ 
OO
ren Teil zumute ist, dann 
müssen 
OO
beide Teile 
aneinander leiden, ob‐ 
OO
wohl sich dieses Leid so leicht 
vermei‐ 
OO
den ließe, würde man nicht gar zu sehr 
OO
von seinem 
eigenen Erleben einge‐ 
OO
nommen sein. ‒ ‒
So mancher 
Zwist wird nur hervorge‐ 
OO
rufen, weil der 
eine Eheteil nur 
seinen 
OO
Alltag kennen will, und 
für den Alltag 
OO
seines Gegenpoles kein Verstehen 
OO
zeigt!
Man spricht da 
aus verschiedenen Er‐ 
OO
lebnishöhen zueinander, und ist „
ge‐ 
OO
kränkt”, wenn man sich 
nicht ver‐ 
OO
 
standen sieht, statt erst einmal 
des 
OO
Anderen Erlebnislage zu 
erfassen... 
OO
Dies alles aber ist nur Folge einer Sucht, 
OO
den Alltag um sein Recht zu brin‐ 
OO
gen: ‒ sich 
seinen Forderungen 
OO
möglichst zu entziehen! ‒ ‒ ‒
Die Sitte, seine Ehe, nach erfolgter äuße‐ 
OO
rer Bestätigung, sogleich mit einer 
Reise 
OO
zu beginnen, mag manches 
für sich 
OO
haben, und doch trägt sie recht oft die 
OO
Schuld daran, wenn 
glückliches Be‐ 
OO
ginnen in 
Enttäuschung endet. ‒ ‒ 
OO
Frei von Alltagspflicht, und nur allein 
OO
dem heiteren Genießen hingegeben, be‐ 
OO
ginnt ein Ehepaar auf solcher Reise sein 
OO
Gemeinsamkeitserleben unter Vorbedin‐ 
OO
gungen, die selten oder nie im Leben 
OO
wiederkehren.
 
Zu leicht wird man verführt, in diesem 
OO
ungestörten Beieinandersein nunmehr 
OO
des Ehelebens Inbegriff zu sehen.
‒ ‒
Die Tage dieser Reise schaffen eine holde 
OO
Täuschung, der man gerne sich ergibt, 
OO
und die man nie beendet sehen möchte. ‒ 
OO
Doch, ist das Ehepaar, das nun schon 
OO
glaubt, 
die Ehe recht zu kennen, end‐ 
OO
lich 
heimgekehrt, so meldet sich zu‐ 
OO
meist auch schon der 
Alltag an und 
OO
heischt die Pflicht 
gesonderten Er‐ 
OO
lebens.
Die eigenen vier Wände sind der jungen 
OO
Gattin fremd wie eine Gasthofstätte, ‒ 
OO
nur ist 
der eigene Haushalt jetzt da‐ 
OO
zugekommen und macht das Leben nicht 
OO
mehr ganz so leicht, wie es erschienen 
OO
war, solange auf der Reise 
Andere für 
OO
 
alles sorgten, was man zum Behagen 
OO
brauchte. ‒
Zum erstenmal ist in der jungen Ehe 
OO
viele Stunden währende, ja oftmals 
OO
tagelange Trennung beider Ehegatten 
OO
nötig, und jeder Teil sieht sich vor Auf‐ 
OO
gaben gestellt, die dem bisherigen Er‐ 
OO
leben seiner Ehe völlig fremd geblieben 
OO
waren. ‒ ‒
Schon hier beginnt zuweilen 
die Er‐ 
OO
nüchterung des ersten Liebesrau‐ 
OO
sches, und wahre 
Liebe sieht sich schon 
OO
vor ihrer ersten Probe stehen...
Es ist nicht gar so leicht, sich aus der 
OO
Übersteigerung der Freuden seiner 
OO
Reisetage nun zu 
lösen und den „
All‐ 
OO
tag” zu bezwingen! ‒ ‒
In vielen Fällen hätte sicherlich sich 
OO
 
Besseres ergeben, wenn die Ehe erst 
OO
im Alltag aufgerichtet worden wäre, 
OO
bevor man sie in stetem 
Feiertage, 
OO
und 
losgelöst von jeder Alltagspflicht, 
OO
erlebte. ‒ ‒ ‒
Wie aber dem auch immer sei, so läßt 
OO
sich doch hier sagen, daß recht Erheb‐ 
OO
liches gelungen ist, wenn sich das junge 
OO
Paar allmählich auch vertraut mit seinem 
OO
Alltag zeigt, denn 
Ehe findet stets 
erst 
OO
dann sich in 
Bewährung, wenn sie den 
OO
Alltag zu bemeistern weiß. ‒
Ihr, die der 
Ehe heilig-hehre Bindung 
OO
nun 
vereint, wart euch vielleicht vor 
OO
gar nicht langer Zeit noch völlig 
fremd! 
OO
Jeder von euch Beiden lebte noch sein 
OO
eigenes Leben, und der Kreis von Men‐ 
OO
 
schen, der ihn dort umgab, war ihm ver‐ 
OO
traut, wie er dem Kreise...
War es bisher das 
Elternhaus, das euch 
OO
umhegte, dann mag auch innigstes Ver‐ 
OO
bundensein euch täglich neu umfangen 
OO
haben, und treue Eltern- und Geschwi‐ 
OO
sterliebe war um euer Wohl besorgt.
Vielleicht jedoch wart ihr schon längst 
OO
dem Elternhaus 
entwachsen und eure 
OO
Freunde waren in der 
Fremde euch er‐ 
OO
standen?
Jetzt aber habt 
ihr Beide euch gefun‐ 
OO
den, und damit trat ein 
neues Fühlen 
OO
nun in seine Rechte, das 
anderer Ar‐ 
OO
tung ist als 
Eltern- 
und Geschwister‐ 
OO
liebe, ‒ 
anderer Artung als die tiefste 
OO
Freundschaft, und das 
allein euch 
OO
Beiden gegenseitig gilt: 
niemals mit 
OO
Anderen zu teilen ist...
 
Glaubt nicht, daß dieses neue Fühlen nur 
OO
bedingt sei durch das erdenhafte Glück 
OO
des 
körperlichen Angehörens!
Wenn echte 
Liebe euch vereint, dann 
OO
ist hier wahrlich 
Anderes in euch er‐ 
OO
blüht, das euch zwar nun auch 
körper‐ 
OO
lich vereint, zugleich jedoch die körper‐ 
OO
liche Einung 
überstrahlt mit über‐ 
OO
erdenhaftem Lichte! ‒ ‒ ‒
Nun seid ihr 
für das Erdenleben, ‒ 
OO
zumindest eurem 
Willen nach, ‒ 
ver‐ 
OO
einigt, ‒ doch noch sind hier 
zwei 
OO
Leben, die sich keineswegs von einem 
OO
Tage auf den anderen so 
verschmel‐ 
OO
zen lassen, daß sie schon wirklich jenes 
OO
eine neue Leben auch im äußeren Da‐ 
OO
sein bilden könnten, das höchstes 
Ziel 
OO
und hehrste 
Hoffnung eurer jungen Ehe 
OO
ist! ‒ ‒
 
Vorerst müßt ihr euch noch 
gedulden, 
OO
und alles Streben muß darauf gerichtet 
OO
sein, in gegenseitigem Gewähren zu 
er‐ 
OO
fühlen, wo sich: ‒ die 
Trennungs‐ 
OO
punkte eurer beider Lebensläufe zeigen, 
OO
und: ‒ wo etwa der eine schon dem 
OO
anderen 
Einungspunkte darzubieten 
OO
habe...
Der Zwang des Alltags wird euch 
OO
hier ein guter Lehrer sein! ‒
Ihr werdet sicher 
sehr viel mehr an 
OO
Trennendem gewahren, 
als euch lieb 
OO
und wünschenswert erscheint, ‒ 
OO
doch, wenn die 
Liebe eure Augen schärft, 
OO
dann werdet ihr auch bald bemerken, wo 
OO
das eine Leben sich dem anderen am 
OO
ehesten 
vereinen kann...
Was aber eure Leben bisher 
trennte, 
OO
 
‒ in der ganzen 
Auffassung des Le‐ 
OO
bens, ‒ das sollt ihr klug, und völlig 
OO
eures Tuns 
bewußt, stets mehr und 
OO
mehr zu 
übersehen suchen, ‒ doch, 
OO
was zur 
Einung eurer Beider, bis vor 
OO
kurzem noch getrennten Leben führen 
OO
kann, muß ebenso bewußt 
gesucht und 
OO
gegenseitig dargeboten werden.
‒ ‒ ‒
Der Alltag wird euch manche harte 
Probe 
OO
bringen, die ihr nur dann 
bestehen 
OO
werdet, wenn ihr euch 
Beide in dem ste‐ 
OO
ten Streben findet: ‒ das 
Einigende 
OO
eurer Beider Art, dem Leben zu begeg‐ 
OO
nen, in und an euch 
aufzusuchen, das 
OO
bisher 
Trennende jedoch zu 
ignorie‐ 
OO
ren!
Die neue 
häusliche Gemeinsamkeit 
OO
schon bringt so manche, oftmals nicht 
OO
 
ganz leichte Probe, die 
bestanden 
OO
werden will...
‒ Solange ihr im 
Einzel-Leben wart, 
OO
bewohnte jeder von euch Beiden seinen 
OO
eigenen Raum, den er nach 
seiner Weise 
OO
schmückte, und in dem er alles, was ihm 
OO
lieb und wertvoll war, nach 
seiner Weise 
OO
unterbrachte.
Jetzt aber lebt ihr in den 
gleichen Räu‐ 
OO
men, und wenn auch äußere Bedingungen 
OO
es euch erlauben sollten, daß dennoch 
OO
jeder außerdem sich einen 
eigenen Be‐ 
OO
reich für sich allein gestalten kann, so 
OO
wird 
auch das gewiß 
nicht ganz das 
OO
Gleiche sein, wie 
eure frühere Allein‐ 
OO
herrschaft in dem euch zugemessenen 
OO
Raum...
In allem seid ihr Beide 
aufeinander 
OO
angewiesen, und eure 
Liebe schon 
OO
 
wird euch bewegen, euer Heim doch 
OO
wohl zu 
gegen-seitigem Gefallen aus‐ 
OO
zubauen. ‒
Manche liebgewordene Gestaltung wird, 
OO
‒ aus welchen Gründen immer es ge‐ 
OO
schehen möge, ‒ letzten Endes doch 
dem 
OO
Anderen zuliebe aufgegeben werden 
OO
müssen, und manche alte Neigung wird 
OO
zu 
wandeln sein, wenn eure Räume 
OO
wirklich eurer 
Beider Heimstatt werden 
OO
sollen, in der sich 
jeder Eheteil „
zu‐ 
OO
hause” fühlt! ‒ ‒ ‒
Nicht minder wichtig als die Woh‐ 
OO
nung ist die Speise!
Ich rede 
nicht hier von der Frage, ob 
OO
man 
Tierisches genießen solle, oder 
OO
alles, was vom Tiere stammt, 
zu meiden 
OO
 
habe, ‒ und auch nicht von 
anderen 
OO
„Reformen” der Ernährung!
Wer sich 
der Sünde fürchtet, ‒ ein 
OO
Tier zu schlachten, oder zu erjagen, der 
OO
unterlasse solches, aber er glaube nicht 
OO
etwa, ein 
besserer Mensch zu sein, 
OO
und öde Andere nicht an mit Lehren, 
OO
die allzubillig sich erhandeln lassen 
OO
auf dem bunten Jahrmarkt mensch‐ 
OO
licher Verstiegenheiten! ‒ ‒ ‒
Ich aber rede hier nunmehr nur von der 
OO
Zubereitung dessen, was dem Erden‐ 
OO
körper neue Aufbaustoffe bieten soll.
Ihr stammt aus zwei verschiedenen El‐ 
OO
ternhäusern, vielleicht sogar aus von ein‐ 
OO
ander weit entfernten Heimatsgauen, ‒ 
OO
und in jedem dieser, 
schon durch Lan‐ 
OO
desart vielleicht bestimmten Eltern‐ 
OO
 
häuser herrschte eine 
andere Art der 
OO
Nahrungszubereitung.
Was jeder aber stets 
gewohnt war, 
OO
schätzt er über alle Maßen, ‒ und wie 
OO
die Speise 
zubereitet wurde, die man 
OO
ihm von Kindheit auf zu reichen wußte, 
OO
so will er sie 
auch weiter zubereitet 
OO
sehen...
Auch hier gibt euch der Alltag reich‐ 
OO
liche Gelegenheit euch anzuglei‐ 
OO
chen!
Mag man auch lächeln, finde ich hier diese 
OO
Dinge der Erwähnung wert, so wird 
OO
doch manche Ehe leider 
aus Erfahrung 
OO
wissen, daß schon oft ein sorglichst 
OO
wohlbereitetes Gericht 
die Zwietracht 
OO
an den Tisch des Hauses brachte. ‒ ‒
Ihr seid nunmehr 
zu Zweien, und ver‐ 
OO
pflichtet, 
euch einander anzupassen, 
OO
 
obwohl da jeder nur auf 
seines Eltern‐ 
OO
hauses Küche schwört, und jeder 
seine 
OO
eigenen Vorlieben und Abneigungen 
OO
gegenüber manchen Speisen hegt.
Sehr oft jedoch ist 
eines Ehegatten 
OO
„Lieblingsspeise” 
darum nur 
dem an‐ 
OO
deren ein Greuel, weil sie im Aufbau 
OO
seines Körpers 
nicht die gleiche Wir‐ 
OO
kung zeitigt, ‒ und manche 
Ableh‐ 
OO
nung der Zubereitung resultiert aus 
OO
instinktivem Fühlen, 
daß sie dem 
OO
physiologischen Bedürfnis eigener 
OO
Natur 
zuwiderläuft...
Da man jedoch 
gemeinsam speisen will, 
OO
so ist es oft recht schwer, weit ausein‐ 
OO
anderstrebendes Bedürfnis zu befriedi‐ 
OO
gen, zumal, da vielfach der 
Geruchsinn 
OO
schon durch diese oder jene, nicht der 
OO
eigenen Natur gemäße Speise 
bis zur 
OO
Unerträglichkeit gefoltert wird. ‒ 
OO
 
Hier wird nun jeder Eheteil erst zu 
er‐ 
OO
fühlen suchen müssen, was dem ande‐ 
OO
ren 
Gewohnheit lieb zu machen wußte, 
OO
oder was er 
aus Instinkt begehrt, und 
OO
aus dem gleichen, gut begründeten In‐ 
OO
stinkt, 
zu meiden strebt. ‒
Auch hier wird jeder von euch Beiden 
OO
auszuspüren haben, wo die „
Tren‐ 
OO
nungspunkte” liegen, und wo ihr euch 
OO
von selbst 
beim gleichen Wählen und 
OO
Verwerfen findet!
Glaubt nicht, daß 
solches gegensei‐ 
OO
tige Verstehen etwa 
überflüssig wäre, 
OO
oder, daß ich gar 
von jenen wunder‐ 
OO
lichen Ehen rede, in denen nur des 
OO
Mannes Gaumenlust bestimmt, was auf 
OO
den Tisch des Hauses aufgetragen wer‐ 
OO
den darf! ‒ ‒
Der 
Zwang des Alltags: stetig wieder 
OO
 
neue 
Nahrung darzubieten, gibt für 
OO
beide Teile einer Ehe reichliche Gele‐ 
OO
genheit, 
sich gegenseitig Freude zu 
OO
bereiten und die eheliche Harmonie 
OO
zu fördern, ‒ denn 
körperliches 
OO
Wohlbehagen löst auch 
seelisches Be‐ 
OO
hagen aus! ‒ ‒ ‒
So mag man, wo es 
möglich ist, auch 
OO
zu gewissen Tagen dafür Sorge tragen, 
OO
daß 
nicht nur Allernötigstes den 
OO
Tisch des Hauses decke, obwohl ich 
weit 
OO
davon entfernt bin, hier etwa der 
Es‐ 
OO
sens-
Schwelgerei das Wort zu re‐ 
OO
den...
Es läßt sich aber oft mit 
kleinen Dingen 
OO
recht viel Freude schaffen, ‒ beson‐ 
OO
ders wenn aus ihrer Darbietung ersicht‐ 
OO
lich wird, daß man sich gegenseitig 
OO
Freude 
bringen wollte, durch 
Erfül‐ 
OO
lung irgend eines kleinen Lieb‐ 
OO
 
lingswunsches, der sich mit Leichtig‐ 
OO
keit erfüllen ließ. ‒ ‒
Wie hier die 
Frau des Hauses 
ihres 
OO
Gatten Neigung liebevoll erspähen 
OO
wird, so möge aber auch 
der Mann ver‐ 
OO
suchen, ihr 
die kleinen Überraschun‐ 
OO
gen zu bieten, 
die Frauen meist so 
OO
sehr zu schätzen wissen! ‒ ‒
Ein wenig „
Überfluß” ‒ und halte er 
OO
sich auch 
in sehr bescheidenen Gren‐ 
OO
zen ‒ wird in der 
Ehe, wie auch sonst 
OO
in diesem Erdendasein, stets das Mit‐ 
OO
einanderleben 
freudiger und 
leichter 
OO
machen, so daß man dort, wo er sich ir‐ 
OO
gend noch 
bereiten läßt, gewiß nicht 
OO
von „
Verschwendung” reden darf! 
OO
‒ ‒ ‒
Hier aber führt ein Schritt nur uns zu 
OO
 
einer gegensätzlich 
anderen Art, den 
OO
Zwang des Alltags in der Ehe zu 
OO
empfinden, ‒ und wahrlich: ‒ hier ist 
OO
bitterer Zwang!
Ich denke an den oft so 
schweren 
OO
Kampf, um auch nur 
unentbehrlichste 
OO
Ernährung aufzutreiben, ‒ an den 
OO
Zwang zu 
unerbittlichster Erschöp‐ 
OO
fung aller Kraft, um soviel zu verdie‐ 
OO
nen, daß man die 
dringendsten Er‐ 
OO
fordernisse seines Lebens 
gerade noch 
OO
bestreiten kann. ‒ ‒
Wahrlich: ‒ die 
Ehe, die mit 
solchem 
OO
harten 
Zwang des Alltags rechnen 
OO
muß, sieht beider Eheteile 
Liebe täglich 
OO
neu vor 
ernster Prüfung stehen! ‒ ‒ ‒ 
OO
Zugleich ist aber beiden Teilen hier ‒ 
OO
wie nirgends sonst ‒ Gelegenheit ge‐ 
OO
schaffen, sich ihre 
Liebe zueinander 
OO
 
täglich neu zu offenbaren durch die 
OO
Tat: ‒ sich gegenseitig 
Hilfe darzu‐ 
OO
bieten, und sich das Allzuschwere ge‐ 
OO
genseitig zu 
erleichtern, wie nur 
Liebe 
OO
hier erleichtern 
kann. ‒ ‒ ‒
‒ 
Mehr noch, als in 
erfreulicheren 
OO
Lebenslagen, werdet ihr euch 
seelisch 
OO
ineinanderschmiegen müssen, wenn 
OO
sich der 
Zwang des Alltags eurer 
Ehe 
OO
in so 
harter Weise fühlbar macht!
Gebt 
nicht dem leisesten Empfinden 
OO
in euch Raum, das euch gerade 
hier die 
OO
innere Gemeinsamkeit 
verlieren lehren 
OO
könnte, wo sie 
am allernötigsten ge‐ 
OO
fordert wird, wollt ihr als 
Sieger einst 
OO
aus solchem Kampfe schreiten!
Auf Schritt und Tritt könnt ihr euch 
hel‐ 
OO
fen, ‒ selbst, wenn es nicht 
von 
OO
außen her geschehen kann, wenn nur 
OO
 
der 
eine Eheteil auf 
seine Weise stets 
OO
des 
anderen verbrauchte 
Kraft in Liebe 
OO
zu 
erneuern: ‒ des anderen Teiles 
OO
schon gesunkenen 
Mut aufs neue 
auf‐ 
OO
zurichten sucht! ‒ ‒ ‒
Vergeßt 
jedoch auch nicht, daß ihr euch 
OO
zum 
Verhängnis werden könnt, wenn 
OO
beide Teile, ‒ statt sich aneinander im‐ 
OO
mer wieder zu 
erheben, ‒ einander 
OO
niederziehen, weil euch die 
Not ver‐ 
OO
führt, zu glauben, daß sie 
leichter trag‐ 
OO
bar sei, wenn man sie stetig sich 
vor 
OO
Augen halte, und auch Sorge trage, 
OO
daß 
der Andere sich 
ja nicht etwa da‐ 
OO
zu aufzuschwingen wisse, 
seiner Last 
OO
zu spotten! ‒ ‒ ‒
Ihr könnt euch 
dann nur wirklich hel‐ 
OO
fen, wenn 
Einer stets im Anderen 
OO
lebt, und ihr die Zwangslast, die der 
OO
Alltag auf euch bürdet, 
gemeinsam zu 
OO
 
ertragen sucht, ‒ 
verbergend, 
daß 
OO
sie euch in gleicher Weise wie den 
OO
Anderen drückt! ‒ ‒
Nichts ist törichter, als 
einen Zustand 
OO
zu bejammern und durch stete Kla‐ 
OO
gen unerträglich zu gestalten, den 
OO
man 
durch eigenes Tun nicht ändern 
OO
kann!
Ist man jedoch 
imstande, ihn zu 
än‐ 
OO
dern, dann wird 
erst recht die stete 
OO
Klage 
nichts verbessern, sondern nur 
OO
den Antrieb hemmen, der 
in ganzer 
OO
Kraft vonnöten ist, will man aus sei‐ 
OO
ner üblen Lage sich 
befreien. ‒ ‒ ‒
In welcher Weise aber auch der 
OO
Zwang des Alltags sich in eurer Ehe 
OO
äußern mag: ‒ er kann in 
jeder Form 
OO
 
euch 
Segen bringen, wenn ihr ihm 
OO
richtig zu genügen wißt!
Und ist auch 
anderes Leben in ihn ein‐ 
OO
bezogen, so wird auch 
dieses Leben 
OO
Segen oder 
Fluch erfahren, je nach 
OO
eurer Art, dem Alltag 
zu begegnen... 
OO
Man kann nicht 
segnen und 
zugleich 
OO
auch an der gleichen Stelle 
fluchen, ‒ 
OO
und so auch kann man 
anvertrautes 
OO
Leben nicht mit 
Segen und mit 
Glück 
OO
erfüllen, wenn man zugleich sein 
eige‐ 
OO
nes Leben ‒ durch das eigene Verhal‐ 
OO
ten ‒ nur mit 
Fluch belädt, und ihm 
OO
auf solche Weise 
jede Glückesmög‐ 
OO
lichkeit entzieht! ‒ ‒ ‒
Erfüllung aller eurer Wünsche aber 
OO
wird euch werden, wenn ihr dem 
OO
Zwang des Alltags so Genüge leistet, 
OO
 
daß ihr zuletzt ihn ganz 
beherrschen 
OO
lernt!
Dann werdet ihr auch 
Feste feiern kön‐ 
OO
nen, so, wie sie zu feiern 
sind, soll 
OO
euch aus ihnen wieder neue Kraft er‐ 
OO
stehen, um den Alltag zu 
ertragen, 
OO
‒ ‒ den gleichen 
Alltag, der doch 
OO
letzten Endes immer wieder eurer 
OO
Feste frohen 
Anlaß schafft! ‒ ‒ ‒
*          *
*
 
ES 
könnte so unendlich viel mehr 
OO
Glück in mancher Ehe sich entfalten, 
OO
würde man sich mehr 
bemühen, stets 
OO
nach 
Einigkeit zu streben! ‒ ‒
Man 
unterschätzt gar sehr 
den Wert 
OO
der Eintracht, 
als Erhalterin des 
OO
Glückes, sonst würde man sie nicht so 
OO
oft um eitler Dinge willen 
stören: ‒ 
OO
um „
Meinungen” und „
Ansichten” 
OO
zum Sieg zu bringen voreinander, die 
OO
wahrlich 
wenig wiegen, wägt man in 
OO
der anderen Hand sein 
Glück! ‒ ‒ ‒ 
OO
Durch jegliche 
Lappalie bringt man 
OO
seiner Ehe 
Eintracht in Gefahr, ‒ und 
OO
wenn sich alle Eheleute, die ihr Glück in 
OO
Scherben gehen sahen, 
fragen wollten, 
OO
was der dann folgenden Zertrümmerung 
OO
einst 
ersten Anlaß dargeboten habe, 
OO
dann würde sich, weit öfter als man 
OO
 
glauben möchte, zeigen, daß meist 
ganz 
OO
lächerliche Störungen der Einigkeit 
OO
Vernichtung ehelichen Glückes 
OO
wirkten, ‒ auch wenn man 
später dann 
OO
noch 
andere Gründe schuf, 
die nie 
OO
geschaffen worden wären, hätte man 
OO
sich vorher nicht entzweit. ‒ ‒ ‒
Ich rede nicht nur von „
Rechthaberei” 
OO
und „
Eigensinn”, die beide nur als 
OO
Wehr der Dummheit, oder als das 
OO
kläglich armselige Schild 
verknöcher‐ 
OO
ter Erstarrung anzusehen sind, als 
OO
welche sie bekanntlich ja in 
allen 
OO
Lebensbindungen zum „Schrecken” aller 
OO
Denkbeweglichen und 
seelisch 
OO
Freien werden: ‒ zu einem „Schrecken” 
OO
den nur 
Mitleid bannt und 
Ironie ver‐ 
OO
scheucht! ‒ ‒
Ich rede hier vielmehr von 
jener Art 
OO
 
der 
Eintrachtstörung bei der die 
OO
Gegensätze tatsächlich 
bedeutsam sind, 
OO
und dennoch 
Ausgleich möglich wäre, 
OO
würden 
Klugheit und 
Vertrauen 
OO
liebevoll versuchen, 
die Basis der 
OO
Vereinungsmöglichkeit zu finden, ‒ 
OO
und schließlich rede ich von einer 
Tor‐ 
OO
heit, der ihr Weltbild schon vernichtet 
OO
scheint, wenn um der 
Eintracht willen, 
OO
Weiß als „
Schwarz” und 
Schwarz 
OO
als „
Weiß” bezeichnet werden soll!
‒ ‒
Selbst wenn ganz unbestreitbar alles 
OO
„
Recht” auf 
deiner Seite ist, wirst 
OO
dennoch du versuchen müssen, einen 
OO
Ausgleich herzustellen, ‒ auch wenn 
OO
der Augenblick erfordert, daß du 
um 
OO
der Eintracht willen auf dein „Recht” 
OO
verzichtest, bis es der Andere 
aus 
OO
 
freien Stücken dir dann später viel‐ 
OO
leicht 
zugesteht!
Betrachte, 
was dein eheliches 
Glück dir 
OO
gilt, und wäge dann 
den Wert der 
OO
Dinge, 
die es in Gefahr zu bringen 
OO
suchen! ‒
Dann wähle, was dir 
mehr am Herzen 
OO
liegt! ‒ ‒
Sehr selten wird es sich um Dinge 
OO
handeln, 
die so bedeutsam sind, daß 
OO
sie dich in Bereitschaft finden 
müssen, 
OO
selbst dein 
Eheglück zu opfern, 
wenn 
OO
sie nicht 
in solcher Weise zwischen 
OO
euch Entscheidung finden, daß ihre 
OO
strenge Forderung 
auch im Bestehen 
OO
deines Glücks erfüllbar bleibt. ‒
Zu allermeist wird eheliche Eintracht 
OO
nur gestört durch Streiten über Fragen, 
OO
die sehr wohl 
Antwort der ver‐ 
OO
 
schiedensten Gestaltung finden 
OO
können...
Es kommt nur darauf an, daß du den 
OO
Anderen alsdann 
gewähren läßt, wie 
OO
er nun einmal 
will, und ruhig 
wartest, 
OO
bis er seinen Irrtum einsieht, oder 
OO
‒ ‒ 
bis du selbst erkennst, 
daß du 
OO
im Irrtum warst. ‒ ‒ ‒
So wird dann 
Harmonie erhalten und 
OO
euer 
Eheglück wird durch ein wenig 
OO
Selbstbeherrschung der Gefahr ent‐ 
OO
zogen.
Wille zur Einigkeit muß euch 
zur 
OO
unbedingten Forderung des 
OO
Glückes werden, und 
keiner beider 
OO
Teile darf sich dieser Forderung 
ent‐ 
OO
ziehen wollen!
 
Es hängt zu viel von ihrer stetigen 
OO
Erfüllung ab! ‒ ‒
Bei jeder 
Möglichkeit, die zur 
Ent‐ 
OO
zweiung führen 
könnte, ‒ und sei es 
OO
auch Entzweiung nur für eine kurze 
OO
Stunde, ‒ müßt ihr euch klar zu machen 
OO
suchen, daß doch 
der Mensch vor 
OO
allen Dingen steht, so daß die Auf‐ 
OO
fassung der 
Dinge, die in Frage 
OO
kommt, doch wahrlich erst in 
zweiter 
OO
Linie der Beachtung würdig bleibt, wenn 
OO
sie nicht 
ganz und gar belanglos 
OO
wird, wo 
Menschenglück Beachtung 
OO
heischt!...
Ihr dürft auch 
nie vergessen, daß diese 
OO
Auffassung der 
Dinge, die euch heute 
OO
„
wichtig” scheinen will, zu einer 
OO
anderen Zeit ganz 
in Bedeutungs‐ 
OO
losigkeit versinken kann! ‒ ‒
 
Vor allem aber lernt erkennen, daß 
OO
Gegensatz nicht 
aus der Welt zu 
OO
schaffen ist durch 
Streit! ‒ ‒ ‒
Auch dort, wo ihr empfindlich 
leiden 
OO
möget, weil euch plötzlich 
Gegensätze 
OO
zu Bewußtsein kamen, die als 
völlig 
OO
unvereinbar gelten, werdet ihr mit 
OO
allem 
Streiten, allem 
Überzeugen‐ 
OO
wollen nichts gewinnen! ‒ ‒
Ihr werdet euch nur selbst auf solche 
OO
Weise schließlich um die Möglichkeit zu 
OO
bringen wissen, eine 
Brücke aufzu‐ 
OO
richten, 
auf der ihr euch begegnen 
OO
und erneut vereinen könntet...
So manche Ehe wäre heute 
nicht zer‐ 
OO
stört, wenn man den Gegensatz, der zur 
OO
Zerstörung führte, einst 
in sich be‐ 
OO
ruhen hätte lassen, ‒ 
der Zeit und 
OO
ihrer Ausgleichswirkung sich ver‐ 
OO
 
trauend, ‒ statt sich in Kämpferstellung 
OO
aufzurecken und sein 
vermeintlich 
OO
oder 
wahres „gutes Recht” in Wort 
OO
und Tat zu suchen, ‒ Verletzung 
durch 
OO
Verletzung fordernd, ‒ bis das 
OO
letzte Fünklein 
Liebe sich in 
Haß ge‐ 
OO
wandelt hatte. ‒ ‒ ‒
Ihr aber, die ihr eure 
Ehe erst 
be‐ 
OO
ginnen wollt, ‒ 
ihr habt die Macht 
OO
noch in den Händen, die so mancher 
OO
anderen Ehe längst 
verloren ging: ‒ 
OO
‒ die Macht, euch bitterste Enttäuschung 
OO
zu 
ersparen! ‒ ‒ ‒
So hütet euch denn vor dem ersten 
OO
Streit! ‒ ‒ ‒
Sobald ihr 
einmal nur im 
Streite 
OO
euch begegnet seid, 
habt ihr schon 
OO
viel von eurer Macht verloren!
 
Zwar mag der Streit durch eure 
Liebe 
OO
bald 
geschlichtet werden, aber in den 
OO
dunklen Schächten 
unbewußten Füh‐ 
OO
lens bleibt 
Erinnerung zurück, auch 
OO
wenn 
im Denken alles längst ver‐ 
OO
gessen wurde...
Bei jedem 
neuen Anlaß, der zum 
OO
Streite führen 
könnte, fühlt ihr euch 
OO
aus dem Unbewußten nun zur 
Wieder‐ 
OO
holung aufgefordert, und ihr 
erliegt 
OO
dem dunklen Raunen, ohne recht zu 
OO
wissen, wie euch das geschieht...
Wo 
einmal Streit war, 
will er immer 
OO
wiederkehren, wie sehr der Mensch 
OO
sich auch 
dagegen sträuben mag, ‒ 
OO
und stetig wird er 
neue Gründe auszu‐ 
OO
heben wissen, aus denen er gespenstig 
OO
sich beleben kann, wenn man ihn nicht 
OO
begräbt, 
noch während er versucht, 
OO
aufs neue zu erstehen! ‒ ‒ ‒
 
Darum: ‒ solange ihr den 
ersten Streit 
OO
vermeiden könnt, 
strengt alle eure 
OO
Kräfte an und sucht ihn zu ver‐ 
OO
meiden! ‒ ‒ ‒
Es wird euch 
weitaus schwerer, 
OO
seine 
Wiederkehr ihm zu versagen, 
OO
als es euch schwer sein mag, ihm 
OO
seinen ersten Eintritt in das Leben 
OO
eurer Ehe zu verwehren!
Habt ihr ihm 
einmal Rechte 
zuge‐ 
OO
standen, so wird er sie zu 
wahren 
OO
wissen, ‒ und schließlich wird es euch 
OO
unmöglich scheinen, in eurer Ehe 
ohne 
OO
Streit zu leben...
Es gibt genugsam Menschen, die es 
OO
niemals fassen können, daß auch der 
OO
kleine Streit, der ihnen längst 
alltäg‐ 
OO
liche Gewohnheit wurde, aus einer 
OO
 
Ehe zu 
verbannen ist, wenn 
beide 
OO
Teile ernstlich ihn verbannen 
wollen!
So, wie dem Fuchs der Fabel jene 
OO
Trauben „sauer” heißen, die er sich nicht 
OO
holen kann, so suchen sie nun sich 
OO
und anderen Eheleuten einzureden, daß 
OO
eine 
Ehe, die nur 
Eintracht kennt, für 
OO
sie 
ganz unerträglich wäre, und wohl 
OO
nur bei Menschen möglich werden könne, 
OO
die 
zu keiner resoluten Lebens‐ 
OO
äußerung befähigt seien...
So töricht solche Rede ist, 
so frevel‐ 
OO
haft ist es, den 
Streit gleichsam 
als 
OO
integrierenden Bestandteil ehe‐ 
OO
lichen Lebens aufzufassen!
Wie 
oft ward leider schon der 
kleinste, 
OO
halb aus 
Scherz geführte 
Streit, zum 
OO
ersten Anlaß ehelicher Auseinander‐ 
OO
 
setzungen, die endlich alles Glück 
zer‐ 
OO
rütten mußten! ‒ ‒
Wo solches aber 
möglich ist, da ist 
OO
fürwahr die 
Pflicht gegeben, 
alle 
OO
Kräfte aufzubieten, um die 
Eintracht 
OO
stetig in der Ehe zu 
erhalten! ‒ ‒ ‒ 
OO
Doch, auch das beste Wollen mag zu‐ 
OO
weilen 
unterliegen, wenn 
Affekt es 
OO
plötzlich rücklings überfällt...
Ist so der Streit 
hereingebrochen, 
OO
gleich einer Wasserflut, die ihre Dämme 
OO
brach und nun das blühende Gefilde 
OO
plötzlich in ein Schlammfeld wandelt, 
OO
dann muß es eure erste Sorge sein, 
OO
so bald als irgend möglich solchen 
OO
Zustand wieder aufzuheben, ‒ und 
OO
nie ist es zu früh, will man die alte 
OO
Ordnung 
wiederkehren sehen...
 
Jetzt ist es 
mehr als sonst noch nötig, 
OO
daß ihr Beide 
guten Willens seid und 
OO
gegenseitig euch zu helfen sucht, 
OO
damit euch 
Harmonie in eurer Ehe 
OO
wiederkehre!
Nie darf es dazu kommen, daß der 
eine 
OO
Eheteil dem anderen 
weiter grollt, 
OO
auch wenn er dessen Absicht sieht, 
Ver‐ 
OO
söhnung anzubahnen!
Doch sollt ihr euch auch jetzt nicht 
vor‐ 
OO
einander reinzuwaschen suchen, 
OO
ängstlich bestrebt, nur ja die liebe eigene 
OO
Eitelkeit vor Schaden zu bewahren!
Und noch viel weniger sollt ihr nun‐ 
OO
mehr beginnen, festzustellen, wen die 
OO
Schuld an dem Zerwürfnis trifft: ‒ wer 
OO
etwa 
mehr, wer 
nicht so sehr im Un‐ 
OO
recht war!
Es ist töricht, und kann nur zu leicht zu 
OO
 
neuem Streite führen, wenn ihr nunmehr 
OO
mit vielen Worten euch beweisen wollt: 
OO
‒ „
warum” ‒ „
weshalb” ‒ „
wie‐ 
OO
so” ‒ 
ihr euch vergessen konntet! 
OO
Stets sucht dann nur die 
Eitelkeit des 
OO
Einzelnen, ‒ und sei es auch nur völlig 
OO
unbewußt ‒ zu Wort zu kommen, und 
OO
will 
um jeden Preis verhüten, 
daß 
OO
sie bei dem Friedensschluß etwa 
OO
„
Terrain verliere”...
Oft ist der 
eine Eheteil schon längst 
OO
bereit, 
den Frieden anzubieten, und 
OO
nur die Furcht, 
durch Abweisung in 
OO
seiner Eitelkeit gekränkt zu wer‐ 
OO
den, hält ihn zurück, und läßt ihn nicht 
OO
zum 
ersten guten Worte kommen. ‒ ‒ 
OO
So steht ihr Beide euch dann gegenüber, 
OO
und keiner wagt, 
sich selbst zu über‐ 
OO
 
winden, ‒ keiner will „
der Erste” 
OO
sein, der sich 
versöhnlich zeige...
In kindlich lächerlicher „
Pädagogik”, 
OO
wollt 
ihr, die ihr euch eben noch so 
OO
unerzogen zeigtet, nun euch gegen‐ 
OO
seitig 
zu erziehen suchen, wobei ihr 
OO
ganz im Stillen hofft, 
erneuten Streit 
OO
am besten 
dadurch abzuhalten, daß 
OO
ihr euch jetzt, ‒ im Herzen längst ver‐ 
OO
zeihend, ‒ 
nach außenhin recht un‐ 
OO
versöhnlich zeigt, da so der Andere 
OO
sehen könne, wie es 
schwer sei, 
nach 
OO
dem Streite wieder 
Frieden zu er‐ 
OO
langen...
Ihr solltet euch fürwahr ein wenig vor‐ 
OO
einander 
schämen, ‒ vielleicht, daß 
OO
dann die 
Scham euch schneller zu‐ 
OO
einander führen könnte! ‒ ‒
In 
eurer Art, 
Versöhnung zu ver‐ 
OO
 
suchen, werdet ihr euch gegenseitig nur 
OO
stets 
weiter quälen und wenn kein 
OO
äußeres Geschehen euch zuhilfe 
OO
kommt, 
das euch zu zwingen weiß, 
OO
euch wieder zu vereinen, dann könnt 
OO
ihr 
tagelang so weiterschmollen, ohne 
OO
euch zu finden! ‒ ‒
Ihr 
kompliziert das ohnehin euch nicht 
OO
ganz einfach Scheinende 
in eurer Vor‐ 
OO
stellung nur immer mehr, und 
immer 
OO
schwerer wird es euch, 
Nächst‐ 
OO
liegendes zu tun, indem ihr gegen‐ 
OO
seitig eines jeden Mund, ‒ 
der doch 
OO
nicht weiß wie er die erste Rede 
OO
formen soll, ‒ mit einem resoluten, 
OO
heißen 
Kuß verschließen würdet...
Damit es aber 
niemals euch begegnen 
OO
kann, daß ihr wie trotzig-ungezogene 
OO
 
Kinder aufeinander wartet: ‒ „
Wer 
OO
wird nun der Erste sein, 
der nach‐ 
OO
gibt?” ‒ so will ich euch raten, daß ihr 
OO
gegenseitig euch in 
guten Tagen 
streng 
OO
gelobt, 
euch niemals abzuweisen, 
OO
wenn, nach einer Trübung eures Einver‐ 
OO
nehmens, der 
eine Eheteil 
den anderen 
OO
versöhnen will! ‒ ‒
Ihr sollt euch dabei 
feierlich ver‐ 
OO
pflichten, daß eure Aussöhnung auch 
OO
niemals durch die liebe Eitelkeit 
OO
behindert werden darf, und daß 
der 
OO
Erste, der Versöhnungswillen zeigt, 
OO
nicht etwa fürchten muß, sich durch sein 
OO
Wiedernahenwollen 
als am meisten 
OO
schuldhaft zu bekennen! ‒ ‒
Ihr sollt euch weiter 
streng geloben, 
OO
daß nach erfolgter 
Aussöhnung, der 
OO
„
Grund” des beigelegten Streites 
nicht 
OO
mehr Gegenstand erklärender Erör‐ 
OO
 
terungen werden darf, und daß es 
nie 
OO
für einen von euch Beiden etwa „
Unter‐ 
OO
werfung” heißen soll, wenn er, 
als‐ 
OO
bald nach einem Zwist, 
dem anderen 
OO
Teile in Versöhnlichkeit zu nahen 
OO
sucht! ‒ ‒
Wenn es euch schon unmöglich wurde, 
OO
stete Eintracht zu erhalten, so wird 
OO
euch wenigstens nun 
das bestehende 
OO
Gelöbnis helfen, 
Trotz und Eitel‐ 
OO
keit zu überwinden, wenn sie euch 
OO
hindern wollen, euch 
erneut in Eintracht 
OO
zu begegnen. ‒ ‒ ‒
Besser freilich ist es, ihr erzieht euch 
OO
gegenseitig durch das 
Beispiel und die 
OO
Tat, und gegenseitig 
wissend, daß ihr 
OO
euch dazu erziehen 
wollt: ‒ zum 
Wil‐ 
OO
len zur Einigkeit!
 
Auch da muß aber 
alle Eitelkeit von 
OO
vornherein beseitigt werden!
Es muß 
unmöglich sein, daß einer von 
OO
euch Beiden etwa „
triumphiert”, weil 
OO
er den anderen 
in Schwäche sah, und 
OO
nur durch 
eigenes kluges Handeln 
OO
einen Streit vermied! ‒ ‒
Ihr sollt vielmehr, ‒ des Glückes einge‐ 
OO
denk, daß ihr euch helfen 
könnt, ‒ in 
OO
jedem Augenblicke eures Lebens euch 
OO
auch helfen 
wollen, ohne aber jemals 
OO
euch zu 
überheben, wenn ihr helfen 
OO
durftet! ‒
Der einen Streit 
vermeiden half, weil 
OO
er in kluger Weise „
einzulenken”, ‒ 
OO
„
nachzugeben” wußte und nicht noch 
OO
Öl ins Feuer goß, darf sich wahrhaftig 
OO
seiner Kraft der Mäßigung er‐ 
OO
freuen, ‒ allein, in gleicher Weise 
OO
 
wird der 
andere Teil, der sich 
zur 
OO
Ruhe wenden ließ, auch wenn ihn 
OO
schon 
Erregung fassen wollte, 
sich 
OO
in Freude fühlen dürfen, weil es ihm 
OO
gelang, 
sich selbst erneut in eigene 
OO
Gewalt zu bringen. ‒ ‒
Nur dann seid ihr in rechter Auffassung 
OO
der Dinge, wenn ihr euch 
gegenseitig 
OO
immerdar zu danken wißt, 
daß es 
OO
durch eurer Beider guten Willen 
OO
wieder möglich war, 
die Glücksge‐ 
OO
fahr zu bannen!
Es ist jedoch 
auch hier nicht gut, etwa 
OO
nachher davon zu sprechen, 
wie man 
OO
der Gefahr entronnen sei, ‒ 
wo 
OO
sich der Fehler finde, der sie immer‐ 
OO
hin 
heraufbeschwor, und wer wohl 
OO
richtiger gehandelt habe...
Auch 
ohne jegliche Erwähnung 
weiß 
OO
 
der Teil, der sich vorher „
vergessen” 
OO
hatte, 
daß er fehlte.
Er wird dir 
sehr zu 
danken wissen, 
OO
wenn du es 
ihm allein nun überlassen 
OO
willst, in sich die rechte Art und Weise 
OO
aufzufinden, 
wie solches Fehlen künf‐ 
OO
tig meidbar werden könne! ‒ ‒
Nichts aber rächt sich bitterer in 
OO
einer Ehe, 
als ein Zwang, 
sich ge‐ 
OO
genseitig voreinander zu ernied‐ 
OO
rigen!
Demütigungen voreinander sind 
das 
OO
fürchterlichste Gift für eine jede Ehe, 
OO
und 
nach Jahrzehnten noch kann die‐ 
OO
ses Gift zur 
Wirkung kommen! ‒ ‒ ‒ 
OO
Ihr sollt euch gegenseitig nur 
in Ehr‐ 
OO
furcht sehen wollen, und 
müßt ihr 
OO
euch zuweilen auch in euren Schwä‐ 
OO
 
chen sehen, so dürft ihr doch die 
Ehr‐ 
OO
furcht voreinander 
nicht verlieren! 
OO
Überseht, 
bewußt, die Schwächen, ‒ 
OO
redet 
nie davon, ‒ und 
zeigt einander 
OO
nicht, daß einer um des anderen Schwäche 
OO
weiß! ‒ ‒ ‒
Stärkt ständig gegenseitig euer 
OO
Selbstvertrauen, und lehrt euch, durch 
OO
die Art, wie ihr euch zu begegnen wißt, 
OO
die Achtung vor euch selbst! ‒ ‒ ‒
Verpflichtet euch, daß ihr allein das 
OO
Gute, 
Starke und 
Erfreuliche an euch 
OO
beachten, ‒ was 
fehlerhaft und 
OO
schwach ist, aber 
ignorieren wollt! 
OO
‒ ‒ ‒
In 
keinem menschlichen Verhältnis ist 
OO
es so 
verhängnisvoll, dem Neben‐ 
OO
menschen 
seine Fehler vorzuhalten, 
OO
als in einer 
Ehe...
 
Was man sich in der Ehe gegenseitig 
OO
lehren kann, das muß für jeden beider 
OO
Teile 
aus dem eigenen Erleben re‐ 
OO
sultieren!
Nie darf man etwa gegenseitig sich „
be‐ 
OO
lehren” wollen, so wie der 
Lehrer 
OO
seinen 
Schüler lehrt! ‒ ‒ ‒
Es ist zu tief schon im 
Geschlechtlichen 
OO
begründet, daß jeder Teil vom anderen 
OO
nur in der denkbar schönsten Form 
OO
gesehen werden will, als daß ein stetes 
OO
Lehrenwollen, oder gar ein täppisch‐ 
OO
tölpelhaftes stetes 
Fehlerkorrigieren, 
OO
nicht die 
unheilvollsten Folgen haben 
OO
müßte, selbst wenn sich diese Folgen 
OO
nicht im Augenblicke zeigen! ‒ ‒ ‒ 
OO
Wie sollen in der 
körperlichen Einung 
OO
sich 
die Seelen einen können, wenn 
OO
stetig der Gedanke Störung schafft, daß 
OO
 
hier nur 
körperlicher Trieb befriedigt 
OO
werden will, derweil dem anderen Teil 
OO
nichts recht an einem ist, ‒ es sei 
OO
denn eben dieser 
Leib, der sich 
miß‐ 
OO
braucht fühlt, wird er nur 
zum Spiel‐ 
OO
ball der Begierde von dem Anderen 
OO
herabgewürdigt!? ‒ ‒ ‒
Kein Mensch ist ganz von allen Fehlern 
OO
frei, doch ist es nur 
naturbedingt, daß 
OO
er sie dort, wo er 
Geschlechtsverei‐ 
OO
nung sucht, von seinem Gegenpole 
OO
übersehen wissen will! ‒
So mancher 
Ehebruch ist nur begangen 
OO
worden, weil ein Mensch in seiner eige‐ 
OO
nen 
Ehe sich 
um seiner Mängel wil‐ 
OO
len so gering geachtet wußte, daß es 
OO
ihm wie „
Erlösung” schien, als er den 
OO
anderen Menschen 
außer seiner Ehe 
OO
fand, der ihn ‒ 
trotz seiner Mängel ‒ 
OO
schätzte, und ihn 
in jener Art zu 
OO
 
sehen suchte, 
wie er selbst gesehen 
OO
werden wollte...
Gewiß ist hier zu sagen, daß das Leben 
OO
einer 
Ehe einen Menschen 
anders zeigt, 
OO
als er sich 
dort gibt, wo 
kein rechter 
OO
Anlaß ist, der seine Fehler offenbaren 
OO
könnte!
Allein: ‒ gerade 
so, wie er sich 
ohne 
OO
seine Fehler gibt, will 
jeder Mensch 
OO
von Anderen „
genommen” werden... 
OO
Da es nun in der 
Ehe aber 
unvermeid‐ 
OO
bar bleibt, daß man sich auch 
in seinen 
OO
Fehlern kennenlernt, so ist da nur zu 
OO
helfen, wenn man 
gegenseitig sich 
OO
verpflichtet, daß man 
mit aller Ab‐ 
OO
sicht seine Fehler übersehen will. 
OO
‒ ‒ ‒
So nur wird man sich 
vieles Leid er‐ 
OO
 
sparen und sich gegenseitig wirklich 
OO
Glück ins Leben bringen!
Versteht ihr, 
was es heißen will, ein 
OO
Glück der 
Einheit als ein 
Glück zu 
OO
Zweien in der innigsten Vereinung 
OO
aufzurichten, dann wird es euch gewiß 
OO
gelingen, 
eure Ehe rein zu halten von 
OO
Verärgerung und Zwist!
Ihr werdet jeglicher Gefahr 
begegnen 
OO
können, wenn ihr nur euch vereinigt 
OO
wißt im 
Willen zur Einigkeit! ‒
Auch hier wird bloßer „
Wunsch” nur 
OO
wenig helfen können!
Es wird nur selten Menschen geben, die 
OO
nicht „
wünschen” würden, Einigkeit in 
OO
ihrer Ehe zu erhalten...
Wenn es nun 
trotzdem so viel 
Streit 
OO
 
und 
Zank in manchen Ehen gibt, und 
OO
auch die scheinbar „guten” Ehen sich 
OO
noch 
Überfluß an Leid durch manche 
OO
Trübung ehelichen Einvernehmens schaf‐ 
OO
fen, so ist das 
daran nur gelegen, daß 
OO
der 
Wille mangelt! ‒ ‒ ‒
Meist ist man solchen Mangels 
nicht 
OO
bewußt, da man den „Wunsch” schon 
OO
für den 
Willen hält...
Wille zur Einigkeit lebt aber nicht, wie 
OO
jeder bloße „
Wunsch”, nur aus der 
OO
Hoffnung, daß 
vielleicht gelingen 
OO
möge, was man wünscht!
Wille zur Einigkeit ist unverbrüchliche 
OO
Gewißheit, daß man Einigkeit erhal‐ 
OO
ten 
kann und Einigkeit erhalten 
wird! 
OO
‒ ‒ ‒
Wille zur Einigkeit 
kennt keine 
OO
Grenze des Vertrauens zu sich 
OO
 
selbst, und weiß sich 
unbesiegbar 
OO
auch wenn ständig ihn 
Gefahr um‐ 
OO
droht! ‒ ‒ ‒
Von solchem 
Willen aber, ‒ nicht von 
OO
„Wünschen” hängt es ab, ob eurer Ehe 
OO
stete 
Einigkeit erhalten bleibt! ‒
So werdet ihr euch nun entschließen 
OO
müssen, diesen 
Willen aus dem „Wun‐ 
OO
sche” zu 
erwecken und ihn stetig in 
OO
euch 
wach zu halten! ‒ ‒ ‒
Seid ihr im wahren 
Willen zur Einig‐ 
OO
keit, dann wird 
Zwietracht eure Ehe 
OO
nicht erreichen können!
Nichts wird euch 
gleichen Wertes dün‐ 
OO
ken, wie euer 
Glück, das nur errichtet 
OO
werden kann, wenn Eintracht in der Ehe 
OO
unverletzlich bleibt! ‒ ‒ ‒
Dann aber wird die 
Liebe erst in eurer 
OO
 
Ehe die 
Erfüllung finden, die sie in 
OO
jeder Ehe finden sollte!
Dann ist die 
Liebe eurer Ehe wahrlich 
OO
„
stärker als der Tod”, und 
bleibt 
OO
bestehen, 
wenn auch dieses Erd‐ 
OO
balls Trümmer längst im Raum zu 
OO
Weltenstaub zermahlen wurden! ‒ 
OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 
OO
*          *
*
 
WO jemals hier auf Erden Glück 
OO
erstand, da mehrte es die Glückes‐ 
OO
Möglichkeiten dieser Erde noch für 
OO
fernste Generationen!
Glück aber läßt sich in 
gewissem Sinne 
OO
auch „
vererben”, und wie sich 
erden‐ 
OO
hafter Reichtum fortvererben läßt auf 
OO
Kind und Kindeskinder, so kann ein 
OO
Elternhaus sein 
Glück: ‒ 
das Glück 
OO
der wahren Ehe, allem was aus ihm 
OO
hervorgeht, 
hinterlassen...
‒ Von seinen frühesten Tagen an wird 
OO
es dem Kinde einer Ehe 
fühlbar 
OO
werden, ob seiner Eltern Lebensbund 
OO
mit Glück gesegnet ist, wie es auch 
OO
fühlen muß, ob 
Hader und 
Zerwürf‐ 
OO
nis beide Menschen trennt, die ihm sein 
OO
erdenhaftes Leben gaben. ‒ ‒
Wohl kommt es dem Kinde noch nicht 
OO
 
zu Bewußtsein, was es fühlt, und doch 
OO
ist es, ‒ noch 
nicht imstande, sein 
OO
Empfinden sich 
zu deuten, ‒ 
ge‐ 
OO
zwungen, 
jede Schwingung auf‐ 
OO
zunehmen, die aus dem Blute 
derer 
OO
kommt, die sich in ihm 
auf Erden 
OO
irdisch weiterzeugten...
Man weiß sehr wohl, daß sich im Blute 
OO
Kraft wie 
Krankheit fortvererben: ‒ 
OO
Begabung und 
Talent, wie stumpfes 
OO
Unvermögen, allein man ahnt zur Zeit 
OO
noch nicht, 
daß Blut Aussender und 
OO
Empfänger feinster Strahlen ist, für 
OO
die das Instrument, das sie 
bezeugen 
OO
könnte, noch nicht erfunden wurde, ‒ 
OO
vielleicht auch nie erfunden werden 
OO
kann. ‒ ‒
So weiß man denn auch nicht, 
daß 
OO
dieser Strahlen Schwingungsart 
OO
 
bestimmt wird durch das Eltern‐ 
OO
paar, ‒ durch 
Zeit und 
Ort der väter‐ 
OO
lichen 
Zeugung, wie der mütterlichen 
OO
Schwangerschaft, ‒ und daß natur‐ 
OO
gegebene 
Verbindung zwischen Kind 
OO
und Eltern 
bleibt, solange dieser Eltern 
OO
Erdenleben währt. ‒ ‒ ‒
Man weiß nicht, daß hier 
steter 
OO
Schwingungsaustausch wirkt, durch 
OO
den der 
Vater unbewußt des Kindes 
OO
Seele formt, die 
Mutter aber 
noch 
OO
weit stärker dieser Seele Formung 
OO
mitbestimmt vom ersten Tage an. ‒ ‒ 
OO
Auch wenn das Kind 
erwachsen ist, 
OO
bleibt dieser Schwingungsaustausch stets 
OO
bestehen, mag ihm dann auch des 
OO
Kindes 
Eigenleben stärkere 
Verdrän‐ 
OO
gung schaffen, oder mag er nach wie 
OO
vor in 
gleicher Weise 
aufgenommen 
OO
werden. ‒
 
Nur dann ist eine Art der 
Trennung 
OO
hier bewirkbar, wenn das Kind 
bewußt, 
OO
durch eine neue intensive Einstellung 
OO
des Fühlens, sich einem 
anderen Men‐ 
OO
schen durch die Strahlungen des Blutes 
OO
zu verbinden sucht.
Dann wird der Austausch zwischen Kind 
OO
und Eltern zwar nicht völlig 
auf‐ 
OO
gehoben, jedoch 
in seiner Wirkung 
OO
ausgelöscht.
Doch kann er jederzeit 
erneut in Wir‐ 
OO
kung treten, durch bloße 
Willens-Ein‐ 
OO
stellung. ‒
Von diesen Dingen wußten immer nur 
OO
sehr Wenige auf Erden, obwohl auch 
OO
Andere sie 
erahnten, so daß man von 
OO
dem „
Band des Blutes” sprach, und 
OO
„
Blutsfreundschaft” besiegelt wähnte, 
OO
 
wenn zwei Menschen sich zusammen‐ 
OO
fanden und symbolisch Tropfen ihres 
OO
Blutes mischten...
Soll ich hier aber geben, was zu geben 
OO
ist, so muß ich das Bestehen dieser 
OO
Strahlungen des Blutes vorerst zur 
OO
Erwähnung bringen, da auf ihnen jene 
OO
Möglichkeit beruht, das Kind vom ersten 
OO
Tage seines Daseins an 
zur Glücks‐ 
OO
gestaltung anzuregen, wie auch, der 
OO
Kindesseele Kräfte 
umzukehren, so 
OO
daß sie dann in seinem ganzen Leben 
OO
triebhaft alles aufzusuchen streben, was 
OO
dem Kinde 
Unheil bringen muß. ‒ ‒ ‒ 
OO
Sobald das 
Kind ins Dasein tritt, wird 
OO
einer Ehe 
neue unerhörte 
Pflicht er‐ 
OO
wachsen, 
durch Verantwortung für 
OO
neues Leben, dem man 
Glück nur dann 
OO
 
„
vererben” kann, wenn man 
sich 
OO
selber Glück zu schaffen wußte...
Während 
irdischer Besitz dem über‐ 
OO
lebenden Geschlechte aber 
dann erst 
OO
„
Erbe” werden mag, wenn die Voran‐ 
OO
gegangenen von dieser Erde 
scheiden, 
OO
wird 
Glück und 
Unglück schon 
vom 
OO
Mutterleibe her „
vererbt”. ‒ ‒
Und stets wird 
dieses Erbe dann 
ver‐ 
OO
mehrt, und auch 
vermindert werden 
OO
können, bis an der Eltern Lebensende 
OO
auf der Erde...
Ausschlaggebend aber bleibt, was 
in 
OO
der Kinderzeit dem neuen Leben dar‐ 
OO
geboten wurde!
Zwar kann das Kind auch später 
gegen 
OO
dieses Erbe kämpfen, ‒ mag es 
OO
sein Glückeserbe 
nicht zu schätzen 
OO
wissen, oder sich aus seinem Unheils‐ 
OO
 
erbe 
lösen wollen, ‒ allein, was ihm 
OO
die Eltern 
in der Kinderzeit „vererb‐ 
OO
ten”, wird 
niemals gänzlich zu ver‐ 
OO
nichten sein, ‒ ‒ wie mancher dank‐ 
OO
bar anerkennen wird, 
der sich sein 
OO
Glück zu schaffen wußte auf dem 
OO
Unterbau, 
den ihm das Elternhaus 
OO
bereitet hatte, und was auch leider 
OO
mancher täglich neu bestätigt findet, 
der 
OO
schwer zu kämpfen hat, 
um sich 
OO
von seinem Unheilserbe zu be‐ 
OO
freien. ‒ ‒ ‒
Ich muß jedoch ausdrücklich hier beto‐ 
OO
nen, daß ich noch immer von dem „
Erbe” 
OO
rede, das 
durch des Blutes Strahlung 
OO
jedem Kinde mitgegeben wird, und daß 
OO
es sich dabei 
um weitaus Wichtigeres 
OO
und Bedeutenderes handelt, 
als 
OO
alles darstellt, 
was durch äußere Er‐ 
OO
 
ziehung dargeboten werden kann! 
OO
‒ ‒ ‒
Wo eine 
Ehe sich ihr 
eigenes Glück 
OO
noch nicht zu schaffen wußte, dort ist 
OO
das Kind sehr in Gefahr, durch Strahlun‐ 
OO
gen geformt zu werden in der Seele, die 
OO
aus dem Blute noch sehr 
schwanken‐ 
OO
der und 
disharmonischer Erzeuger 
OO
kommen, so daß es dann ein „
Erbe” 
OO
mit durchs Leben schleppen muß, 
das 
OO
ihm wahrhaftig nicht viel Segen 
OO
bringen kann...
Nicht unbekannt ist vielen Ehepaaren, 
OO
die arm an äußeren Gütern sind, die 
OO
Sorge, ob sie auch ein Kind 
ernähren 
OO
könnten, ‒ und manches neue Leben 
OO
muß durch solche Sorge seiner Zeuger 
OO
schon im Mutterleib erfahren, daß es 
OO
unerwünscht ins Dasein treten wird.
 
Viel wichtiger jedoch als 
diese Eltern‐ 
OO
sorge, die ja doch dann meistens irgend‐ 
OO
wie noch 
zu beheben ist, muß stets 
OO
die Sorge bleiben um das 
Glückeserbe, 
OO
das man seinem Kinde darzubieten hat. 
OO
‒ ‒ ‒
Doch ist auch 
diese Sorge weitaus 
OO
leichter aus der Welt zu schaffen, 
OO
wenn man nur selbst sich zur Erkenntnis 
OO
durchzuringen weiß, daß man 
ver‐ 
OO
pflichtet ist, sein 
Eheglück sich zu ge‐ 
OO
stalten, wodurch man dann auch seinem 
OO
Kinde Glück „
vererben” kann. ‒ ‒
Wie aber Eheglück 
zu schaffen ist, das 
OO
wurde hier in mannigfacher Weise 
OO
wahrlich schon genugsam dargelegt. 
OO
‒ ‒
Zwar weiß ich nur zu gut, daß dieses 
OO
 
Buch 
nicht all' 
die tausendfältigen 
OO
Gegebenheiten in Betrachtung zie‐ 
OO
hen kann, die da 
im Einzelfall von 
OO
denen, die es angeht, weise zu beachten 
OO
sind, ‒ doch sind hier 
alle Einzelfälle 
OO
durchaus einbezogen, so daß sich jede 
OO
Ehe das, was ihren Sonderfall betrifft, 
OO
leicht aus des Buches Worten abzuleiten 
OO
wissen wird...
Ich aber weiß auch, daß es mir 
unmög‐ 
OO
lich bleibt, durch Worte der Belehrung 
OO
nun auf einmal 
allen Ehen, 
die bisher 
OO
ihr Glück versäumten, 
ohne Zutun 
OO
der zunächst Beteiligten, 
das große 
OO
Glück zu bringen. ‒
Bei 
keiner menschlichen Beziehung hier 
OO
auf Erden 
läßt sich von außenher so 
OO
wenig helfen, 
Glück zu schaffen, als 
OO
bei der Ehe!
 
Hier finden 
die nur Hilfe, die sich lehren 
OO
lassen wollen, 
wie sie selbst sich hel‐ 
OO
fen können! ‒ ‒ ‒
Ihnen nur ist dieses Buch gewidmet!
Wo wahres Eheglück 
besteht, dort 
OO
wird das 
Kind der Ehe aber nicht nur 
OO
jenes Glückeserbe mitbekommen, das 
OO
aus dem 
Blut der Eltern auf das neue 
OO
Leben überstrahlt und 
seinem Blute 
OO
Rat und Richtung gibt, sondern solches 
OO
Erbe wird auch 
Zuwachs finden in dem 
OO
Außenleben eines Elternhauses. ‒
So wie das 
Wort nur dann „
erzieht”, 
OO
wenn es durch 
Beispiel die 
Bestäti‐ 
OO
gung empfängt, so wird, was 
Gutes 
OO
aus dem 
Blute überstrahlt, 
verdoppelt 
OO
wirken, wenn das Elternhaus in dem ein 
OO
Kind heranwächst und in dem es selbst 
OO
 
als mitbeteiligt sich erlebt, 
von Glück 
OO
und Frieden zeugt und ihm den Ein‐ 
OO
druck in die Seele prägt, 
daß eine an‐ 
OO
dere Art zu leben, 
als sie hier sich 
OO
auswirkt, 
gar nicht möglich sei. 
OO
‒ ‒
Mag auch dann später arges Ungemach 
OO
in eines solchen Kindes Leben treten, so 
OO
wird es dennoch 
über dem Geschehen 
OO
stehen, denn, was das Elternhaus ihm 
OO
mitgegeben hat, 
bleibt starker Halt, 
OO
auch dann, 
wenn alles Andere wankt! 
OO
Wer da aus eigener Erfahrung aus dem 
OO
Elternhause her noch weiß, wie reich die 
OO
Glückes-
Möglichkeiten dieses Erden‐ 
OO
lebens sind, 
der wird dem Leben nie‐ 
OO
mals fluchen können, auch wenn, ‒ 
OO
verschuldet, oder unverschuldet, ‒ 
bit‐ 
OO
teres Leid durch Andere ihm wider‐ 
OO
fahren mag! ‒
 
Er findet in sich selbst die Kraft zum 
OO
Neubeginn, und wird sich, ‒ selbst 
OO
aus Trümmern noch, ‒ sein 
neues 
OO
Glück zu schaffen wissen! ‒ ‒ ‒
Alles Glückeserbe trägt ja dadurch in 
OO
sich selbst den hohen Wert, daß es den 
OO
„Erben” 
lehrt, 
sein eigenes Glück zu 
OO
schaffen! ‒ ‒
Es ist ein „
Erbe”, 
das man nur ge‐ 
OO
nießt, 
indem man es benützt zu eige‐ 
OO
nem Wirken! ‒ ‒ ‒
Vergeblich suchen 
die nach 
Glück, die 
OO
immerfort nach neuen Wegen Ausschau 
OO
halten, auf denen sie ihm wohl 
begeg‐ 
OO
nen könnten! ‒
Vergeblich wird man auch das Glück 
OO
erwarten, so als ob es eines Tages 
OO
 
kommen 
müsse, weil man 
ein Recht zu 
OO
haben glaubt auf Glück! ‒ ‒
Man hat kein „
Recht” auf Glück, ‒ wohl 
OO
aber hat ein jeder Mensch die 
Pflicht, 
OO
sein Glück 
zu schaffen, was schon das 
OO
Volkswort ahnt, wenn es von einem, 
OO
den es „glücklich” nennt, zu sagen weiß: 
OO
Er hat sein Glück „
gemacht”! ‒ ‒ ‒
Nirgends wird man wahres Glück 
OO
auf Erden finden, ‒ 
es sei denn, 
OO
daß es einer sich geschaffen hätte! 
OO
‒ ‒ ‒ 
OO
Auch jenes Glückeserbe, 
das dem Kinde 
OO
durch die Eltern werden kann, muß 
OO
erst 
geschaffen werden 
von den El‐ 
OO
tern! ‒ ‒
Es wird erst dann dem Kinde 
wirken‐ 
OO
der Besitz, wenn sich das Kind, bereits 
OO
herangewachsen, nicht mehr nur an sei‐ 
OO
 
nem Glückeserbe 
freut, sondern er‐ 
OO
kennt, daß ihm nun 
Pflicht erwächst, 
OO
sein Erbe zu 
gebrauchen, und auf ihm 
OO
sein eigenes Glück sich zu erbauen. 
OO
‒ ‒
Die aber werden es am besten bauen 
OO
lernen, 
die schon im Elternhause mit‐ 
OO
erlebten, 
wie ein Glück sich aufer‐ 
OO
bauen läßt...
Die werden nie die Kraft verlieren, 
OO
neues Glück zu schaffen, auf die in ihrer 
OO
Jugend einst die Kraft von Eltern über‐ 
OO
strömte, 
die da selbst das Glück zu 
OO
schaffen wußten! ‒ ‒ ‒
So wird das Glück der guten 
Ehe noch 
OO
auf Kindeskinder überströmen, und 
OO
immer wieder 
neue Glückesmöglichkeit 
OO
erzeugen!
 
Selig die Ehe, die auf solche Art zu 
OO
einem Schatzhaus wird, das seinen 
OO
Glückesreichtum 
nie vermindert sieht, 
OO
wie überreich er sich auch in die Welt 
OO
ergießen mag!
‒ Und alles, was man sonst auf dieser 
OO
Erde finden kann, bleibt nur 
ein klei‐ 
OO
nes neben jenem 
Glück, das in der 
Ehe 
OO
aufgerichtet werden soll! ‒
Was hier auf Erden sonst noch als be‐ 
OO
gehrenswert erscheint, ist selten in des 
OO
Menschen freie Macht gegeben.
Stets zeigt es sich bedingt durch 
OO
Außendinge: ‒ 
kann durch Andere 
OO
behindert und vernichtet werden!
Das wahre Glück der 
Ehe aber ist im 
OO
inneren Leben nur zu gründen, und 
OO
ward es da auf festen Fundamenten 
auf‐ 
OO
erbaut, dann 
kann nichts Äußeres 
OO
 
es jemals mehr zerstören, ‒ ja selbst 
OO
den 
Erden-
Tod wird es zu 
über‐ 
OO
dauern wissen, wollen die es 
sich er‐ 
OO
halten sehen, die es sich einst schufen! 
OO
‒ ‒ ‒
So aber wird auch 
eines Kindes 
OO
Glückeserbe aus der guten Ehe sei‐ 
OO
ner Eltern tief verankert sein im 
in‐ 
OO
neren Leben, und keine Macht der Erde 
OO
wird dem Kinde je sein „Erbe” 
rauben 
OO
können, das ihm 
erhalten bleibt, selbst 
OO
in der 
Ewigkeit! ‒ ‒ ‒
*          *
*
 
ALLES Glücksverlangen, das hin‐ 
OO
aufreicht über niederes irdisches 
OO
Begehren, ist nur 
Sehnsucht nach Ver‐ 
OO
einigung der Geister in dem Geistes‐ 
OO
Urgrund, der sie ewig 
zeugt, und ewig 
OO
sie 
aus sich entläßt, um ewig wieder 
OO
sie in sich zurückzunehmen...
Noch aber ist der Menschengeist der 
OO
Erde 
Irdischem verhaftet, das dort, wo 
OO
seine Sehnsucht 
Einung will, nur 
Tren‐ 
OO
nung schafft. ‒ ‒
Freundschaft entsteht, und sucht die 
OO
Trennung 
aufzuheben, ‒ aber siehe: 
OO
‒ Freund und Freund verbleiben den‐ 
OO
noch 
Einer nur und 
Einer, die sich beide 
OO
nie im Innersten zu 
Einheit ineinander‐ 
OO
schmelzen können! ‒ ‒
Nur die 
Ehe, die 
das Männliche dem 
OO
 
Weiblichen vereint, schafft 
wirklich 
OO
eine neue Einheit! ‒ ‒ ‒
Hier ist nun Mensch und Mensch zu 
OO
übererdenhaftem 
Ganzen neu ver‐ 
OO
schmolzen, so wie einst beide 
vor dem 
OO
„Fall” in irdische Erscheinungswelt ver‐ 
OO
einigt waren! ‒ ‒ ‒
Mag das auch den Vereinten 
nur in sel‐ 
OO
tenen hohen Fällen zu Bewußtsein 
OO
kommen, so ändert dies nicht, daß die 
OO
Einung nun erneut 
im gleichen Ur‐ 
OO
grund allen Seins Ereignis wurde, 
OO
in dem sie einstmals 
urgegebenes Er‐ 
OO
eignis war. ‒ ‒ ‒
Das 
Allerwenigste von dem, was 
OO
wirklich ist, wird Menschen je „
be‐ 
OO
wußt”, und was im 
Un-
Bewußten, 
OO
Un-
Gewußten bleibt, ist dennoch 
für 
OO
den Menschen mehr bestimmend, 
OO
 
als alles was ihm 
zu Bewußtsein 
OO
kommt. ‒ ‒ ‒
Sobald auf dieser Erde 
Mann und 
OO
Weib sich gegenseitig angeloben, ‒ 
OO
im festen Willen, 
ihr Gelöbnis immer‐ 
OO
dar bis an das Ende ihres Erden‐ 
OO
daseins aufrecht zu erhalten, ‒ er‐ 
OO
steht im wesenhaften Geiste eine neue 
OO
Einheit: der 
Form nach völlig 
jener 
OO
Einheit gleich, in der einst 
jeder dieser 
OO
beiden, auf der Erde nun geeinten Men‐ 
OO
schengeister, 
im Geistigen mit seinem 
OO
urgegebenen Gegenpol vereinigt 
war. 
OO
Für diese Erdenzeit ist stets 
der leib‐ 
OO
lich sichtbare, dem anderen Teile 
ehe‐ 
OO
lich verbundene Gegenpol, 
allein in 
OO
Wirksamkeit, 
ganz einerlei, 
ob es 
OO
sich, ‒ wie in äußerst seltenen Fällen, 
OO
 
‒ 
wirklich um zwei Pole handelt, 
OO
die dermaleinst vereint gewesen 
OO
waren und in der Zeiten Fülle wie‐ 
OO
der sich für alle Ewigkeit vereinen 
OO
werden, oder um zwei 
urgegeben 
OO
„
fremde” Pole! ‒ ‒ ‒
Jeder Eheteil hat darum 
nur in dem ihm 
OO
hier auf Erden angelobten anderen 
OO
Eheteile seinen ihm vereinten Ge‐ 
OO
genpol zu sehen, 
da während die‐ 
OO
ser Erdenzeit kein anderer sich ihm 
OO
einen kann...
Nur mit ihm hat er die 
Geistes-
Ein‐ 
OO
heit aufgerichtet, von der allhier die 
OO
Rede ist, und 
niemals weiß hier auch 
OO
der Weiseste mit aller Sicherheit, 
OO
ob dieser, 
für die Erdenlebenszeit 
OO
vereinte Gegenpol ihm nicht auch 
OO
ewig als sein urgegebener Er-
gän‐ 
OO
 
zungsteil verbunden bleiben wird. 
OO
‒ ‒ ‒
Nur ganz bestimmte geistige Erfah‐ 
OO
rungsfähigkeit kann da zuweilen, ‒ 
OO
wenn auch nicht ganz leicht, ‒ 
den 
OO
Schleier lüften...
Um aber keiner Frage Raum zu lassen, 
OO
muß ich hier erwähnen, daß 
auch dort, 
OO
wo sicherste Gewähr besteht, 
daß 
OO
zwei im Urzustand einst in Verei‐ 
OO
nung geistgezeugte Gegenpole sich 
OO
als 
Erden-Menschen hier begegnet sind, 
OO
‒ die 
neue Einheitsform von der ich 
OO
rede, 
nur dann zu schaffen ist, 
wenn 
OO
diese beiden Erdenmenschen sich in 
OO
einer wahren Ehe hier für dieses 
OO
Erdenleben einen. ‒ ‒ ‒
Es ist diese „
Einheitsform” eine gei‐ 
OO
stige Gestaltung, die gleichsam 
latent, 
OO
 
im Geiste stets 
als Möglichkeit gege‐ 
OO
ben ist, doch aber nur, wenn 
Ehe‐ 
OO
wille sie erneut „
erregt”, zur 
Seins‐ 
OO
wirkung gelangt, wonach sie dann 
OO
bestehen bleibt, solange dieser Ehe‐ 
OO
Wille sich erhält. ‒ ‒
Erlischt er durch den 
Tod des Erden‐ 
OO
körpers eines beider Eheteile, oder 
OO
durch die 
Lösung einer Ehe, so tritt 
OO
auch diese Einheitsform nun 
in Latenz 
OO
zurück, um stetig wieder 
neu zur 
OO
Seinswirkung zu kommen, wo 
OO
immer neuer, 
anderer Ehe-
Wille sie 
OO
„erregt”. ‒ ‒ ‒
Man wähne nicht, 
im Ewigen sei 
OO
solches Werden und Vergehen, 
Ver‐ 
OO
sinken und dann wieder 
Auferstehen 
OO
bestimmter Formen doch „
unmöglich”, 
OO
 
da 
Ewiges doch keinen „
Anfang” und 
OO
kein „
Ende” dulde! ‒
Hier tat der menschliche 
Verstand dem 
OO
Menschen wahrlich 
schlechten Dienst, 
OO
wenn er ihn zu verleiten wußte, sich nach 
OO
seinen, 
nur im Irdischen begründeten 
OO
Gesetzen, ein 
Bild des Ewigen zu 
OO
konstruieren!...
Da 
hier auf dieser Erde, wie im gan‐ 
OO
zen sichtbarlichen Kosmos, alles, was da 
OO
„
Anfang” nimmt, auch „
Ende” finden 
OO
wird, ‒ da 
hier, was sich aus „Ele‐ 
OO
menten” einst 
zusammenfügte, auch 
OO
unerbittlich wieder 
auseinanderfallen 
OO
muß, ‒ so glaubt der 
irdische Verstand 
OO
sich sehr berechtigt zu dem billigen 
OO
Schluß: ‒ daß 
Ewiges dann nur 
im 
OO
Gegensatz zum Irdischen bestehen 
OO
könne, ‒  ‒ 
falls es überhaupt bestehe. 
OO
 
Und die in solcher Weise klügelnd kal‐ 
OO
kulieren, ‒ ihrer „Weisheit” froh, die 
OO
sie in unerschütterbaren „
Denkge‐ 
OO
setzen” felsenfest gegründet wähnen, 
OO
‒ ahnen nicht, 
daß sie mit einem 
OO
Maße messen, das im Ewigen 
nicht 
OO
existiert, da nur 
der wesenlose 
OO
Schein gewisser Denkvorgänge ihm 
OO
den Schein des Daseins schenkt. 
OO
‒ ‒ ‒
Mag es für irdisch-menschliche Gehirne 
OO
aber auch als völlig „
unbegreifbar” 
OO
gelten, so bleibt doch 
Ewigkeit, ‒ und 
OO
„Ewigkeit” ist nur 
das Sein des we‐ 
OO
senhaften Geistes ‒ anfang- und 
OO
endlos immerdar nur Sein 
als stets 
OO
bewegtes Leben, von dem das 
OO
„Leben” dieser Erdenwelt, wie alles 
OO
physisch-kosmische Geschehen, nur 
fer‐ 
OO
ner, 
letzter Abglanz ist, 
getrübt 
OO
 
durch der „
Materie” rauhen, dunklen 
OO
Spiegel. ‒ ‒ ‒
In wesenhafter 
Ewigkeit, ‒ im reinen 
OO
Geiste, ‒ ist die 
Ehe zweier Erden‐ 
OO
menschen nur allein 
begründet! ‒ ‒ ‒ 
OO
Wäre diese letztliche Begründung 
nicht 
OO
gegeben, dann wäre füglich nicht von 
OO
„
Ehe” mehr zu reden, sondern nur von 
OO
der Verbindung der Geschlechter: 
aus 
OO
eigenem Wohlgefallen aneinander, 
OO
und, um dieser Erdenmenschheit 
Nach‐ 
OO
wuchs zu erzeugen...
Dann bliebe freilich alles Miteinander‐ 
OO
leben der Geschlechter auch am besten 
OO
freier Willkür überlassen, ‒ nur dort 
OO
etwa noch eingedämmt, wo Dämme auf‐ 
OO
zuwerfen wären um der 
Gesamtheit 
OO
Wohl nicht zu gefährden. ‒
 
Nun aber 
ist es Erdenmenschen 
mög‐ 
OO
lich, in männlich weiblicher Verschmel‐ 
OO
zung einen 
Tempel aufzurichten, der 
OO
bis ins Innerste der Gottheit ragt! 
OO
‒ ‒ ‒
„
Mann und Weib und Weib und 
OO
Mann, 
reichen an die Gottheit an” 
OO
‒ singt Weisheit wie aus Kindermund 
OO
in einem Texte, den ein naiver „Wissen‐ 
OO
der” dem größten Künstlergenius seiner 
OO
Zeit zur Tongestaltung bot. ‒ ‒ ‒
Im 
reinen Geiste wird die 
Ehe zweier 
OO
Erdenmenschen 
geistiges Geschehen! 
OO
Auf 
solche Art, und 
nicht etwa durch 
OO
Priesterwort, noch weniger gar durch die 
OO
Anerkennung staatlicher Behörden, die 
OO
allein der Ordnung 
irdischen Geschehens 
OO
 
dient, empfängt die 
Ehe ihre hohe 
OO
Weihe in der 
Ewigkeit! ‒ ‒ ‒
Dunkles Ahnen dieses 
wirklichen Ver‐ 
OO
bundenwerdens in der Ewigkeit, spricht 
OO
Volksweisheit im Sprichwort aus, wenn 
OO
sie zu sagen weiß, daß „Ehen 
im Him‐ 
OO
mel geschlossen” würden...
Und selbst die machtbewußte 
Kirche 
OO
Roms hat längst entschieden, daß 
das 
OO
Versprechen zwischen Mann und 
OO
Weib, 
einander bis zum Tode in der 
OO
Ehe zu gehören, 
an sich bereits die 
OO
Ehe schließt, und daß der Weiheakt 
OO
des Priesters nur die so 
geschlossene 
OO
Ehe 
segnen könne, ‒ ‒ auch wenn 
OO
man es geflissentlich vermeidet, diese, 
OO
nach dem Dogma 
durch den „
heiligen 
OO
Geist” 
gegebene, Konzilsentscheidung 
OO
allem Volk bekanntzugeben. ‒ ‒
 
Noch wirkt die alte Weisheit Wissender 
OO
auch dort sich aus, wo man 
den 
OO
Schlüssel längst 
verloren hat, der 
OO
heutigen und kommenden Geschlechtern 
OO
uralt hehre Tabernakel öffnen 
OO
könnte...
Doch auch im innersten 
Gefühl des 
OO
Menschen, 
der die Ehe kennt, 
wie 
OO
sie Gestaltung hier auf Erden finden 
OO
soll, wird leise zu ertasten sein, daß 
OO
ein 
Mysterium in der wahren 
Ehe sich 
OO
erfüllt, ‒ ‒ auch wenn man nicht die 
OO
letzte 
Wirklichkeit erschaut, die strah‐ 
OO
lend über jeder wahren Ehe auf zum 
OO
Himmel ragt. ‒ ‒ ‒
Diese 
Wirklichkeit jedoch wird jedes 
OO
Ehepaar allmählich mehr und mehr 
er‐ 
OO
fühlen lernen müssen, wenn es er‐ 
OO
 
kennen will, daß es 
im Ewigen ver‐ 
OO
bunden ist. ‒ ‒ ‒
Im 
Irdischen herrscht Auswirkung des 
OO
kosmischen, unbeugsamen 
Gesetzes, 
OO
und 
Liebe kann hier nur 
begrenzt ins 
OO
Dasein wirken. ‒
Was man auf Erden „
Liebe” nennt, ist 
OO
nur ein schwacher Wiederschein 
der 
OO
Liebe, die 
des Geistes Ewigkeit im 
OO
Sein durchflutet: ‒ der 
Liebe, die 
in 
OO
Gott und 
Gottes Leben ist, ‒ die alles 
OO
was das kosmische 
Gesetz erstrebt und 
OO
nie erreichen kann, erst zur 
Erfüllung 
OO
bringt! ‒ ‒ ‒
Ihr 
wirkungsvollster Wiederschein 
OO
auf Erden wird 
Erlebnis in der wahren 
OO
Ehe!
Ihn zu 
erleben und erlebend zu 
emp‐ 
OO
 
finden, ist der Ehe höchstes, 
ihr allein 
OO
nur vorbehaltenes 
Glück! ‒ ‒ ‒
Wo immer dieser reinste Wiederschein 
OO
der 
Liebe, die da 
Gottes Leben ist, in 
OO
Einheit geistigkörperlicher Ineinander‐ 
OO
schmelzung zum 
Erlebnis wird, dort 
OO
hat 
das Reich des wesenhaften Gei‐ 
OO
stes sich dem Irdischen verbunden, 
OO
‒ und ‒ wie einst 
alle Menschen‐ 
OO
geister sich in 
Liebe einen werden in 
OO
der 
Ewigkeit, so wurden 
Mann und 
OO
Weib, 
die solches heiligste Erleben 
OO
kennen, 
hier auf Erden schon ge‐ 
OO
eint. ‒ ‒ ‒
Wo aber diese 
Geistereinigung ein‐ 
OO
mal 
besteht, dort wird sie auch 
nicht 
OO
aufgehoben, wenn in der 
Ewigkeit 
OO
dereinst sich 
jene urgegebenen Pole 
OO
 
wiederfinden, die 
hier getrennt und 
OO
meist 
nicht umeinander wissend, im 
OO
Menschentieresleibe über diese Erde 
OO
schreiten. ‒ ‒ ‒
Im Geistigen 
durchdringt das Ein‐ 
OO
zelne sich gegenseitig, und so auch 
OO
lebt der Geistesmensch, der in Vereini‐ 
OO
gung mit seinem Gegenpol den urgege‐ 
OO
benen Zustand seines 
Seins zurück‐ 
OO
errungen hat, 
in gegenseitiger Durch‐ 
OO
dringung aller anderen erneut Ge‐ 
OO
einten. ‒ ‒ ‒
Es ist nicht etwa so, daß eine 
Ehe, die 
OO
sich hier auf Erden in der höchsten 
OO
Glücksvollendung fand, obwohl die 
OO
beiden Eheteile 
keineswegs etwa 
OO
auch urgegebene Einheitspole wa‐ 
OO
ren, nun in der 
Geisteswelt durch un‐ 
OO
gewollte 
Trennung leiden könnte!
 
Nur, was getrennt sein 
will, ist dort ge‐ 
OO
trennt, und schon der Wille 
eines Teils 
OO
genügt, um solche Trennung zu bewir‐ 
OO
ken, bis einst 
beide Teile auf der glei‐ 
OO
chen 
höchsten Stufe stehen, auf der es 
OO
keinen Trennungs-
Willen gibt...
Auf jenen 
niederen Stufen geistig‐ 
OO
wachen Seins jedoch, die nach dem „Tode” 
OO
dieses Erdenkörpers erst durchschritten 
OO
werden müssen, herrscht in gleicher 
OO
Weise 
Trennungs-, wie 
Vereinungs‐ 
OO
wille. ‒
Wenn aber 
Trennungswille wirksam 
OO
ist, 
durchdringt das Einzelne einander 
OO
ohne gegenseitig seiner Gegenwart 
OO
bewußt zu sein, wogegen der 
Ver‐ 
OO
einungswille gegenseitiges 
Erleben 
OO
im 
Durchdringen schafft, das 
über jede 
OO
erdenhafte Vorstellung erhaben ist, 
OO
 
und sich in Worten niemals schildern 
OO
lassen würde. ‒ ‒ ‒
Schwacher Abglanz solchen geistigen 
OO
Erlebens mag sich noch 
erahnen lassen 
OO
in der Vorstellung, als könne man hier 
OO
auf der Erde seinen Erdenleib verlassen, 
OO
um in dem geliebten Menschen, ‒ 
mehr 
OO
noch als ihm selbst je zu Bewußt‐ 
OO
sein käme, ‒ 
jegliche körperliche, 
OO
jede Seelenregung intensiv und 
OO
klarbewußt mitzuempfinden...
Höchstes Sehnen aller wahrhaft 
OO
Liebenden auf dieser Erde 
findet so 
OO
im Geistes-
Sein Erfüllung! ‒ ‒ ‒ 
OO
Es ist die wahre 
Ehe wahrlich 
niemals 
OO
lösbar, und auch 
in aller Ewigkeit 
OO
wird sie 
bestehen bleiben!
 
Jedoch ist sie auch keineswegs in einem 
OO
Menschenleben auf der Erde 
einmal 
OO
nur erlebbar!
Wo „Tod” die irdische Verbindung schei‐ 
OO
det, dort kann der Überlebende sehr 
OO
wohl auch eine 
neue Ehe schließen, und 
OO
somit 
eine neue Einigung im Geiste 
OO
schaffen, die der ersten keinen Abbruch 
OO
anzutun vermag. ‒ ‒
Die geistige Durchdringung derer, die 
in 
OO
Liebe ewiglich verbunden bleiben, 
OO
kennt keine „
Eifersucht”, da 
nichts im 
OO
Geiste ist, das sie 
begründen könnte, 
OO
‒ wie denn alle Eifersucht der Lieben‐ 
OO
den auf Erden 
letzten Endes aus der 
OO
Seele banger Sorge kommt, erstrebte 
OO
Einung könne in 
Gefahr geraten, 
nicht 
OO
bewirkt zu werden...
Im Geiste aber 
ist die Einigung 
bewirkt 
OO
und 
nichts kann sie gefährden!
 
In gegenseitiger Durchdringung ist 
OO
im Geiste 
alles in 
Ver-
Einung, was 
OO
sich nur jemals auf der Erde hier in wah‐ 
OO
rer 
Liebe fand! ‒ ‒ ‒
Was aber einmal in der 
Ehe hier auf 
OO
Erden schon zur 
Einung kam, das kann 
OO
durch Erdentod zwar 
körperlich ge‐ 
OO
schieden werden, doch ist es 
niemals 
OO
mehr 
im Geistesreich zu trennen! 
OO
‒ ‒ ‒
Dort 
mehrt es nur den 
Einungswillen, 
OO
der einst 
aller Erdenmenschheit 
Geist‐ 
OO
vereinung schaffen soll, und 
der in 
OO
jeder neuen wahren Ehe Mann und 
OO
Weib bereits zu solcher Einung 
OO
führt. ‒ ‒ ‒
So schafft die wahre 
Ehe wahrlich 
OO
ewige Verbundenheit, ‒ und nicht 
OO
 
nur 
zwischen beiden Menschenpo‐ 
OO
len, 
die sie geistig eint, sondern, in 
OO
anderer Weise, dann auch 
zwischen 
OO
ihnen und den schon im wesenhaf‐ 
OO
ten Geist Geeinten in der Ewigkeit! 
OO
‒ ‒ ‒
Wohl denen, 
die hier fassen, 
was 
OO
da zu erfassen ist!
Wohl denen, die es 
in der Ehe zu er‐ 
OO
leben wissen!
An allen Orten dieser Erde sollten „
Tem‐ 
OO
pel der Ehe” sich erheben, ‒ Weihe‐ 
OO
stätten, deren Priesteramt nur Menschen 
OO
führen dürften, 
die um die Möglich‐ 
OO
keit der Geisteseinung in der Ehe 
OO
wissen, und 
gewillt sind, 
sie mit 
OO
allen Kräften zu erstreben!
Hier sollten alle Dinge 
würdige Bera‐ 
OO
tung dann erfahren, die irgendwie ge‐ 
OO
 
eignet scheinen, um in dieser Welt: 
der 
OO
Ehe hehrer Heiligkeit zu dienen!
Von hier aus sollte man versuchen, allen 
OO
Ehen auch die 
äußeren Bedingungen 
OO
zu schaffen, unter denen sie 
gedeihen 
OO
könnten!
Von solchen hohen Weihestätten sollte 
OO
alle Sorge um die Jugend ihren Aus‐ 
OO
gang nehmen!
Hier sollten 
alle Liebenden die sich 
OO
zur Ehe einen wollen, 
gütigen Er‐ 
OO
fahrungsrat empfangen!
Hier sollte 
allen denen Hilfe darge‐ 
OO
boten werden, 
die ihrer Ehe Glück 
OO
nicht schaffen konnten und sich vor 
OO
der 
Lösung ihrer Ehe sehen!
Wahrhaftig, ‒ hier wäre 
Großes 
OO
noch zu tun, und 
aller Menschheit 
OO
 
würde 
Segen über Segen kommen 
OO
aus dem Wirken derer, die 
als wahre 
OO
Sorger um die Seelen, ‒ 
frei von 
OO
jeder Sucht nach Seelenfang für eine 
OO
Glaubensmeinung, ‒ hier zu helfen 
OO
suchen wollten, 
daß die Ehe werde, 
OO
was sie hier auf Erden sein kann, 
OO
weiß man von ihrer geistigen Be‐ 
OO
gründung vor dem Angesicht der 
OO
Ewigkeit!!
Noch hat die Erdenmenschheit aber 
nicht 
OO
erkannt, 
daß alles Heil ihr aus der 
OO
Ehe werden könnte...
Noch sucht man nur „
Verbesserung” 
OO
zu schaffen da und dort mit redlichstem 
OO
Bemühen, und niemand scheint zu sehen, 
OO
daß der Menschheit nur zu helfen 
OO
wäre, 
würde diese Hilfe aus der 
OO
wahren Ehe sich von selbst erge‐ 
OO
ben! ‒ ‒ ‒
 
Niemand scheint zu wissen, daß 
die 
OO
menschliche Vereinung die das Leben 
OO
zeugt, natur- und geistgewollter 
Aus‐ 
OO
gangspunkt für seine rechte 
Führung, 
OO
seine rechte 
Lenkung ist! ‒ ‒ ‒
Wenn 
Übel in der Menschheit zu be‐ 
OO
kämpfen sind, ‒ und wer vermöchte 
OO
das zu leugnen? ‒ ‒ dann sind 
die 
OO
Wurzeln dieser Übel dort zu suchen, 
OO
wo man nicht um die hehre Heilig‐ 
OO
keit der Ehe weiß, ‒ oder 
wo geile 
OO
Gier in Wort und Bild und Tat sie 
OO
schänden darf, ‒ oft noch des Beifalls 
OO
Solcher sicher, die ihre 
eigene Ehe 
OO
rein zu halten wissen! ‒ ‒ ‒
Hier muß 
Wandlung werden, soll die 
OO
Menschheit nicht in 
Lüsternheit und 
OO
seichtem Wohlbehagen an der steten, 
OO
nur zu gern gesuchten 
Überreizung im 
OO
Geschlechtlichen zugrunde gehen! ‒ 
OO
 
Vor allem aber wird das 
neue Leben, ‒ 
OO
wird die 
Jugend, 
selbst sich schützen 
OO
müssen vor Verfall, und das kann 
OO
nur geschehen, wenn sie selbst 
die Ehr‐ 
OO
furcht vor der Heiligkeit der Ehe in 
OO
den Herzen zu erwecken sucht! 
OO
‒ ‒ ‒
Nur einer Generation 
die um die Hei‐ 
OO
ligkeit der Ehe weiß und so 
in tief‐ 
OO
ster Ehrfurcht vor dem hocherha‐ 
OO
bensten Mysterium des Menschen 
OO
steht, kann 
jene Menschheitszukunft 
OO
werden, die, von den Besten aller Völker 
OO
längst herbeigesehnt, gewiß 
erreichbar 
OO
ist, ‒ jedoch 
nur dann, wenn man sie 
OO
selber ‒  ‒ 
schafft! ‒ ‒ ‒
Der Wille nur, ‒ 
niemals der Wunsch! 
OO
‒ ‒ kann hier das hohe Wunder 
wir‐ 
OO
ken!! ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
 
Dann wird so manche „Frage” 
lösbar 
OO
werden, die heute noch 
unlösbar 
OO
scheint, ‒ und 
großes Leid wird 
OO
aus der Erdenwelt verschwinden! 
OO
‒ ‒ ‒
Noch sind wir leider 
allzuweit von 
OO
dieser 
neuen Zeit die jedem Men‐ 
OO
schen seines Menschtums heilig‐ 
OO
hohe Würde zu Bewußtsein brin‐ 
OO
gen wird! ‒
Und doch wird diese Zeit dereinst 
OO
erscheinen, ‒ wenn jeder Mensch der 
OO
hier 
zur Einsicht kommt, in sich die 
OO
Pflicht empfindet, alles was an 
seinen 
OO
Kräften liegt 
daranzugeben, um so 
OO
bald als möglich 
sie herbeizuführen! 
OO
Keiner glaube etwa, daß an 
seinen 
OO
Kräften 
allzuwenig nur gelegen sei! 
OO
Hier wird Jeder zum Verstärker 
eines 
OO
 
Willens, der schon in der Welt 
vorhan‐ 
OO
den ist, und dieser so geeinte 
Wille 
OO
wird sich seine Wege 
schaffen, um den 
OO
Willen 
Aller zu erreichen! ‒ ‒ ‒
Heilig wird dann 
allen heißen: ‒ 
der 
OO
Geschlechter Inbrunst, 
sich zu 
OO
einen! ‒ ‒ ‒
Heilig: ‒ 
das Mysterium des Zeu‐ 
OO
gens und Gebärens! ‒ ‒ ‒
Heilig, ‒ 
dreimal heilig: ‒ 
die Ver‐ 
OO
einung die das Weib dem Manne 
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eint, 
zu engverschmolzener Ge‐ 
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meinsamkeit für Zeit und Ewigkeit! 
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‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 
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ENDE