DAS GEBET
KOBER'SCHE
VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
Bô Yin Râ ist der Autorenname von
Joseph Anton Schneiderfranken
3. Auflage
Unveränderter Nachdruck der
2.Auflage 1955
© 1968 Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG, Bern
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung
in fremde Sprachen und der Verbreitung in Rundfunk und
Fernsehen
Druck: Schüler AG, Biel (Schweiz)
 
EUCH,
DIE IHR BETEN LERNEN
WOLLT
Nach altgeheiligter Kunde sollen die 
OO
Schüler des weisen Zimmermanns, 
OO
des hohen «
Rabbi» 
aus Nazareth, 
OO
vormaleinst zu ihm gekommen sein mit 
OO
der Bitte:
«Herr, lehre uns beten!»
Darauf, ‒ so sagt uns der alte Bericht, 
OO
‒ habe der gottgeeinte Lebenslehrer sie 
OO
unterwiesen, nun nicht mehr, gleich den 
OO
Nichterkennenden, die altgewohnten 
OO
langen Litaneien herzuplappern, son‐ 
OO
dern nur jene wundersam schönen, ein‐ 
OO
fachen Worte zu gebrauchen, wie sie 
OO
jetzt noch auf aller derer Lippen sind, 
OO
die sich, nach dieser oder jener Glau‐ 
OO
bensform, zu des erhaben großen Gottes‐ 
OO
menschen liebeerfüllter Lehre bekennen 
OO
oder zu bekennen meinen.
.Dennoch aber wissen bis auf den heu‐ 
OO
tigen Tag nur gar wenige Menschen 
OO
wirklich zu «
beten», und noch seltener 
OO
wird man einen finden, der da 
erfaßte, 
OO
 
was es besagen will, auf jene heilig‐ OO
hohe Weise zu «beten», die der große OO
Liebende befolgt wissen wollte. ‒ ‒
.Man kennt nun zwar die Worte, die OO
er, der alten Kunde nach, seine Schüler OO
gebrauchen hieß, ‒ allein, man «plap‐ OO
pert» jetzt auch diese Worte nicht OO
anders her, wie vordem andere, von OO
ihm nicht sonderlich gewertete Ge‐ OO
bete. ‒
.Es ändert nichts an der Entweihung, OO
wenn man auch in salbungsvollstem OO
Tonfall spricht, ‒ ja selbst das an‐ OO
dachtsvolle Nachempfinden des OO
im Denken sich erschließenden Sinnes OO
macht aus dem Nachsprechen jener herr‐ OO
lichen Worte noch keineswegs ein wirk‐ OO
liches «Gebet». ‒ ‒ ‒
.So dürfte es denn wieder nötig ge‐ OO
worden sein, zu lehren was das wirk‐ OO
liche «Beten» in Wahrheit ist, ‒ zu OO
lehren, wie aus Worten menschlicher OO
Sprache ein «
Gebet» erstehen kann, 
OO
und was sich an tiefem Geheimnis im 
OO
Gebete verbirgt!
Die heilige Priesterkunst, «
Gebete» 
OO
zu schaffen und wirklich zu «
beten», 
OO
ist heute fast verloren gegangen, und 
OO
wo sie etwa noch in Übung steht, dort 
OO
wird sie 
mechanisch, 
lebensent‐ 
OO
laugt, oder 
abergläubisch betrie‐ 
OO
ben. ‒
.Aber 
dort auch, wo man noch zu 
OO
beten 
meint, sieht man im Gebete nur 
OO
die 
Bitte an die Gottheit, den Ausdruck 
OO
des 
Dankes, oder die 
Lobpreisung, 
OO
und weiß nicht mehr, daß alles dieses 
OO
zwar im Gebete zu finden sein 
kann, 
OO
aber mit nichten 
das Wesen des Gebets 
OO
ausmacht. ‒ ‒
.Man ahnt nicht mehr, daß auch ein 
OO
Gefüge 
herrlichster Worte des 
Lo‐ 
OO
bes, des 
Dankes oder der 
Bitte erst 
OO
 
wirklich «
gebetet» werden muß, be‐ 
OO
vor es zum «
Gebete» werden kann. ‒ 
OO
Daß «Gott» nur 
in uns selbst für uns 
OO
erreichbar ist, ‒ daß nur 
in unserem 
OO
Allerinnersten das Herz des reinen, 
OO
ewigen Seins sich selber «
wiederzuge‐ 
OO
bären» vermag in unendlichfältiger, 
OO
individueller Selbstzeugung ‒ das ist 
OO
die erste und unumgänglichste Erkennt‐ 
OO
nis, zu der sich jeder erst durchgerungen 
OO
haben muß, der wahrhaft «beten» ler‐ 
OO
nen will! ‒
.Zugleich aber muß er wissen, daß der 
OO
urewige «
Vater», ‒ wie immer der 
OO
Gläubige dieses Wort sich deuten mag, 
OO
‒ weder 
Dank noch 
Lobpreis nach 
OO
menschlicher Art 
begehrt, ‒ und daß 
OO
es 
Lästerung wäre, wirklich zu glau‐ 
OO
ben, das Herz des Seins 
erwarte erst 
OO
menschliches 
Flehen, um sich durch 
OO
ein 
solches «Bitten» schließlich «
er‐ 
OO
 
weichen» zu lassen, ‒ denn «
Bitten», 
OO
im Sinne des wahren 
Betens, ist wahr‐ 
OO
lich etwas 
sehr wesentlich Anderes 
OO
als das 
Erbettelnwollen, mit dem so 
OO
mancher vor den «Gott» seiner Vor‐ 
OO
stellung tritt. ‒ ‒
.Ich betone hier das Wort vom «Gotte» 
OO
der Vorstellung, da leider die aller‐ 
OO
meisten Menschen nicht weiter gelangen 
OO
als bis zu solchem Gebilde ihrer Vor‐ 
OO
stellungskraft, weil sie aus unzureichen‐ 
OO
der oder irriger Belehrung meinen, der 
OO
Weg zu Gott müsse hoch hinauf, aber 
OO
immer nach 
außen führen. ‒
.So können sie freilich lebendige 
OO
Gottheit 
niemals erfühlen, da sie ja 
OO
dort nicht suchen, wo der lebendige 
OO
ewige Gott für sie allein 
erreichbar 
OO
wäre. ‒ ‒
Es wurde jedoch, nach der alten Kunde, 
OO
auch gesagt:
 
«
Suchet, so 
werdet ihr finden!» 
OO
«
Bittet, so 
werdet ihr empfangen!» 
OO
«
Klopfet an, so 
wird euch aufgetan!» 
OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 
OO
.Hier wollen wir verweilen und in 
OO
aller Stille harren, bis das Geheimnis, 
OO
das in diesen Worten sich verbirgt, vor 
OO
unserem inneren Auge sich entschleiern 
OO
will...
.Ich aber will derweil versuchen, in 
OO
Worten aufzuzeigen, was sich zeigen 
OO
läßt!
*
«
Suchen» kann gewiß 
nur dann zum 
OO
Finden führen, wenn 
dort gesucht 
OO
wird, wo tatsächlich das Gesuchte auch 
OO
verborgen liegt! ‒
.«
Bitten», in dem 
hier gemeinten 
OO
Sinne, der da jegliches «Erbetteln» 
OO
völlig ausschließt, wird 
Empfangen nur 
OO
erwirken können, wenn der also Bit‐ 
OO
tende empfangs-
berechtigt ist! ‒
 
.«
Klopfen» aber, um im Hause Zu‐ 
OO
tritt zu erhalten, hat dann nur Aussicht 
OO
auf Erfolg, wenn jener, der da klopft, 
OO
auch völlig sicher ist, 
wo er zu klopfen 
OO
hat, und dorten dann in 
solcher Weise 
OO
anzuklopfen weiß, daß man im Hause 
OO
ihn vernimmt und alsogleich erkennt 
OO
als einen, der da Einlaß 
zu erwarten 
OO
hat! ‒
.Hier sind jedoch «
Suchen», «
Bit‐ 
OO
ten» und «
Klopfen» keineswegs zu 
OO
trennen, denn nur 
in ihrer Verei‐ 
OO
nung ergeben sie das ‒ «
Gebet»! ‒ 
OO
Wohl dem, der so zu «
beten» weiß! 
OO
.Er wird «
erhört» sein, während er 
OO
noch «
anklopft»!
.Er wird alsbald «
empfangen», wäh‐ 
OO
rend er noch «
bittet»!
.Er wird mit aller Gewißheit «
fin‐ 
OO
den», was er auf 
solche Weise «
sucht», 
OO
daß es zu finden ist!
 
.In seinem Allerinnersten wird dieser OO
Betende erfahren, was des großen Le‐ OO
bensbringers Wort besagen will, das er OO
einst denen sagte, die er weit genug ge‐ OO
fördert glaubte:
.«Um was immer ihr den «Vater» in OO
meinem «Namen» bitten werdet, das OO
wird er euch geben!»
.Hell wird sich dem Beter offenbaren, OO
was das Preiswort enthält:
«Geheiliget werde Dein «Name»!»‐ OO
und endlich wird er erkennen, warum OO
der Meister einst in seinem «Namen» OO
bitten lehrte, denn:
«Alles, was der «Vater» hat, ist mein!» OO
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ OO
.So wird der also Betende denn auch OO
im klarsten Geisteslicht erkennen, daß OO
alles «um was immer» man den «Vater» OO
in seiner Selbstdarstellung «Namen» OO
bitten kann, schon von aller Ewigkeit OO
her gegeben und dargeboten ist, OO
obwohl es der «
Bitte» bedarf, um 
OO
zeitlich auch «
in Erscheinung» zu 
OO
treten, ‒ um 
zeitlich Wahrnehm‐ 
OO
bares zu bewirken...
.Es lernt aber keiner solcherart «
be‐ 
OO
ten», außer denen, die ihren 
Eigen‐ 
OO
Willen völlig mit des «
Vaters» Willen 
OO
zu 
vereinen wissen. ‒
.Wer dann aber, mit des ewigen «
Va‐ 
OO
ters» Willen 
vereint zu «
beten» 
OO
weiß, dem wird all sein Beten, ‒ um 
OO
was immer er beten mag, ‒ ein Beten 
OO
um «Flügel» sein: ‒ um jene Flügel, 
OO
die da wahrlich «
höher tragen als 
OO
Adlerschwingen»!
*          *
*
 
Es ist das «Suchen», so wie es ver‐ OO
langt wird, wenn man «beten» OO
lernen will, wahrlich alles andere OO
eher, ‒ nur nicht etwa ein Grübeln OO
im Verstand! ‒
.Schon die Verheißung, daß der Su‐ OO
chende ‒ ganz selbstverständlich ‒ OO
«finden» werde, weist in ihrer lapi‐ OO
daren Einfachheit so zwingend darauf OO
hin, daß es sich hier um Anderes han‐ OO
delt als um das, was man gemeinhin OO
«inneres Suchen» nennt, was aber OO
allermeist nichts anderes ist, als Wühlen OO
und Erspürenwollen im Gehirn‐ OO
verstande, auf gutes Glück, und kei‐ OO
neswegs etwa des Findens sicher, wie OO
bestimmt verheißen wird. ‒ ‒
.«Suchen», so wie man gewöhnlich OO
in sich selbst nach irgend etwas sucht, OO
ist immer Ausdruck innerer Unruhe, OO
‒ und was auch immer Gegenstand OO
des Suchens sein mag: ‒ stets wird er OO
gesucht um Ruhe durch sein Finden zu OO
erlangen. ‒
.Da könnte nun mancher meinen, auch OO
das andere «Suchen», dem da so sicher OO
«Finden» zugesprochen ist, habe doch OO
ebenso Ursache in einer Unruhe, die OO
zur Ruhe werden möchte?
.Das «Suchen» aber, das zum rechten OO
«Beten» nötig ist, setzt jene große OO
Ruhe voraus: ‒ jene Ruhe, die in sich OO
selbst begründet ist und nicht mehr OO
von außen her beeinflußbar gefunden OO
wird. ‒ ‒
.Es verlangt dieses «Suchen» stets OO
den ganzen Menschen, und nicht OO
nur den wie ein Spürhund immerfort OO
unruhig scharrenden Verstand!
.Es ist ein ruhiges Versenken in das OO
Innerste der Seele, ‒ ohne jede Er‐ OO
regung, ‒ ohne alles Begehren, ‒ und OO
ohne alle bange Ungeduld.
.Arge Torheit wäre es, wollte einer OO
vermeinen, daß durch heißes, stürmi‐ OO
sches Erzwingenwollen das Gesuchte OO
etwa eher gefunden werden könne!
.So kann man sich nur selbst betrügen, OO
um dann zuletzt, ermattet und ent‐ OO
täuscht, einen jeglichen Versuch zu «su‐ OO
chen» gleich im Anfang resignierend OO
aufzugeben...
.Vielmehr muß der Suchende hier OO
wissen, daß er bei seinem Suchen nur OO
sich selbst im Wege steht, solange er OO
nicht sucht wie einer der des Findens OO
sicher ist, ‒ wie einer, der einen Ge‐ OO
genstand etwa verwahrt weiß an be‐ OO
stimmtem Ort und ihn dort finden OO
muß, wenn alles fortgeräumt wurde, OO
was den gesuchten Gegenstand zuerst OO
verdeckte.
.Man darf nicht den Grund zu solcher OO
Sicherheit nur in der Verheißung OO
sehen, daß der Suchende «finden» wird! OO
.Hier schließt das Suchen an sich OO
schon das 
Findenmüssen ein, da gar 
OO
nicht gesucht werden 
kann, ohne daß 
OO
alsogleich auch das Finden 
folgt. ‒ ‒ 
OO
Bei 
diesem «Suchen» ist der Suchende 
OO
sich selbst der Gegenstand des Su‐ 
OO
chens!
.Je weniger jedoch er nach sich selbst 
OO
verlangt, desto eher wird er sich sel‐ 
OO
ber 
finden!
.Er darf sich 
kein Bild oder 
Gleich‐ 
OO
nis dessen machen, was er zu finden 
OO
hofft!
.Sich selbst muß er in seine 
OO
eigene grundlose Tiefe sinken 
OO
lassen, ‒ 
furchtlos und 
ohne Wi‐ 
OO
derstand!
.Aufrecht muß er sich in sich selbst 
OO
versenken, und darf nicht aus der Ruhe 
OO
kommen, auch wenn seine Füße den ge‐ 
OO
wohnten Halt verlieren!
.Vertrauend muß er sich in seine 
OO
 
tiefste Tiefe ziehen lassen, voll Sicher‐ 
OO
heit, daß er hier keineswegs Vernich‐ 
OO
tung, sondern nur 
sich selber finden 
OO
kann!
.Kein vorerzeugtes Werk der 
OO
Phantasie darf ihm die Blicke trü‐ 
OO
ben!
.Er darf nicht glauben, nun werde er 
OO
«
Bilder» im Innern oder im Äußeren 
OO
sehen, wie er sie noch niemals sah: ‒ 
OO
Visionen von anderen Wesen und 
OO
verborgenen Welten!
.Er darf nicht 
Erscheinungen er‐ 
OO
hoffen aus der 
Geisterwelt!
In seine Tiefe sich versenkend, wird er 
OO
zuerst alles im 
Dunkel sehen um sich 
OO
her, ‒ aber je tiefer er in sich eintaucht, 
OO
desto mehr wird dieses Dunkel neuem 
OO
wundersamen 
Lichte weichen, bis er 
OO
in seiner allertiefsten Tiefe dann 
sich 
OO
selbst durchleuchtet findet, ‒ bis er im 
OO
 
innersten Abgrund seiner selbst zu 
kri‐ 
OO
stallener Klarheit wird. ‒ ‒
.So wird sein Versenken ein stetes 
OO
Finden sein vom ersten Augenblicke 
OO
an, bis er zuletzt in sich gefunden hat, 
OO
was sich 
nicht sagen, sondern nur 
OO
emp-
finden läßt, da auch das hellste 
OO
Wort noch dunkel bleibt vor solcher un‐ 
OO
beschreiblich lichten inneren 
Klar‐ 
OO
heit...
Wer da auf 
solche Weise «
suchen» 
OO
will, auf daß er 
finde, der lasse zuerst 
OO
seinen ganzen 
Erdenkörper völlig zur 
OO
Ruhe kommen, so daß ihm kaum mehr 
OO
bewußt ist, daß ein tierischer Leib sein 
OO
Bewußtsein «trägt».
.Dann aber schließe der Suchende 
OO
langsam die Augen und verbinde beide 
OO
Hände miteinander, bis er fühlt, wie ein 
OO
lebendiger Kraftstrom in hoher 
OO
Ruhe ihn durchkreist.
 
.Wie dieser Zustand intensiv belebter 
OO
Ruhe 
am besten zu erreichen ist, wird 
OO
jeder für sich selbst bald finden...
.Der eine erreicht ihn nur, indem er 
OO
sich 
niederlegt, ‒ der andere im 
OO
Sitzen oder 
Niederknien, ‒ und 
OO
wieder ein anderer wird ihn nur im auf‐ 
OO
rechten 
Stehen erreichen können.
.Sobald der Zustand 
lebenserfüllter 
OO
Ruhe aber 
erreicht ist, soll man sich 
OO
weiter 
nicht mehr um seines Körpers 
OO
äußere Haltung kümmern!
.Jetzt muß man sich nur noch 
im In‐ 
OO
nern zu fühlen trachten.
Nach einiger Zeit wird man sich 
mehr 
OO
und mehr im Innern fühlbar werden, 
OO
bis allmählich eine Empfindung ins Be‐ 
OO
wußtsein Eingang findet, so, als sei man 
OO
im Innern ganz von sich selbst «
er‐ 
OO
füllt».
.Es ist, als ob man selbst 
ein Flüssi‐ 
OO
 
ges wäre, ‒ der Körper aber ein 
Ge‐ 
OO
fäß, ‒ und als ob das Flüssige immer 
OO
deutlicher sich selbst als 
Inhalt des 
OO
Gefäßes fühle...
.Die 
Gedanken müssen dabei 
ru‐ 
OO
hen, und es darf ihnen keinesfalls er‐ 
OO
laubt sein, den erfühlten Zustand nun 
OO
geschwätzig zu zerdeuten. ‒
.Solange noch das Schwirren der 
Ge‐ 
OO
danken anhält, lasse man es 
ohne 
OO
weitere Beachtung, bis es sich all‐ 
OO
mählich 
von selber beruhigt. ‒
.Ist aber sodann die Empfindung seiner 
OO
selbst im Innern 
ein geschlossenes 
OO
Ganzes geworden, dann hört ohnehin 
OO
jedes weitere 
Denken auf, weil 
das 
OO
neue Bewußtsein seiner selbst alle 
OO
Aufmerksamkeit 
absorbiert.
Anfänglich wird es gut sein, sich vor‐ 
OO
erst mit dem erreichten 
Empfinden‐ 
OO
können seiner selbst im Innern ‒ 
OO
 
als mit einem wahrlich schon sehr be‐ OO
deutsamen Resultate ‒ zu begnü‐ OO
gen. ‒
.Man kehre alsbald freudig zu seinen OO
Alltagspflichten zurück, sowie die OO
Empfindung sich abzuschwächen be‐ OO
ginnt!
.Niemals darf sie auch bei Er‐ OO
müdung etwa gewaltsam festge‐ OO
halten werden!
.Ist man aber nach und nach, ‒ möge OO
es Wochen oder auch Monate brauchen, OO
‒ endlich dahin gelangt, daß man jeder‐ OO
zeit, ohne sonderliche Mühe, in OO
der Stille seiner selbstgewählten Ein‐ OO
samkeit, sich selbst auf die eben ge‐ OO
schilderte Weise als «Inhalt» seines OO
Erdenleibes, ‒ geformt wie dieser, so OO
wie eine Flüssigkeit die Form des Ge‐ OO
fäßes annimmt, in die man sie gießt, ‒ OO
empfinden und erleben kann, dann OO
ist man würdig vorbereitet, nun das OO
«
Suchen» im Sinne wahren «
Betens» 
OO
zu beginnen...
Jetzt muß sich der Suchende, klar er‐ 
OO
fühlten 
Willens, ganz in die Hände 
OO
seines 
innersten Lebens geben und 
OO
sich fühlend in dieses erahnten Lebens 
OO
grundlose Tiefe sinken lassen, ‒ stets 
OO
völlig 
klar bewußt, und 
ohne sich 
OO
auch nur für Augenblicke jemals 
OO
einer halbwachen 
Träumerei anzuver‐ 
OO
trauen! ‒
.Tauchen 
Gestalten und 
Bilder im 
OO
Innern auf, so ist ihnen 
keinerlei Be‐ 
OO
achtung zu schenken, und besonders 
OO
muß man sich davor hüten, sie etwa 
OO
«
deuten» zu wollen!
.Noch 
törichter wäre es, sie zu 
be‐ 
OO
kämpfen, weil man sie dadurch nur 
OO
stärken und festhalten würde...
.Wird man durch 
Nichtbeachtung 
OO
dennoch nicht von ihnen befreit, so ist 
OO
 
es geboten 
diesmal und 
für diese 
OO
Stunde, die Versenkung zu 
unter‐ 
OO
brechen und sich 
intensiver Tätig‐ 
OO
keit in der Außenwelt zu widmen, 
OO
bis man, an einem 
anderen Tage, sich 
OO
wieder fähig glaubt, das Unterbrochene 
OO
ungestört vollenden zu können.
.Erst wenn die Empfindung des Ver‐ 
OO
sinkens in die eigene innere Tiefe 
völlig 
OO
bildfrei wurde, darf man sich ihr un‐ 
OO
besorgt überlassen. ‒ ‒
Das unsagbare 
Dunkel, das dann die 
OO
Seele zuerst erschrecken will, ist 
ge‐ 
OO
lassen und vor allem: 
ohne jegliche 
OO
Furcht zu ertragen, auch wenn es 
oft‐ 
OO
mals ertragen werden muß, bevor der 
OO
erste Lichtschein sich im Innersten er‐ 
OO
fühlen läßt!
.Sobald sich aber dann das Dunkel zu 
OO
lichten beginnt, entfaltet sich auch 
OO
mehr und mehr 
ein neues, 
inneres 
OO
 
Bewußtsein, auf eine Art, in der man 
OO
vorher noch 
niemals bewußt gewesen 
OO
war. ‒
.Nun wird dieses neue Bewußtsein 
OO
klarer und klarer, bis es zuletzt den 
OO
Willen des 
Suchenden in untrenn‐ 
OO
barer 
Einheit mit dem Willen des 
OO
ewigen 
Ur-
Seins erweist...
.Wer soweit gelangt ist, der weiß dann 
OO
aus 
eigener Erfahrung, was «
Finden» 
OO
heißt, und die erste Bedingung des wirk‐ 
OO
lichen «
Betens» wurde von ihm 
er‐ 
OO
füllt. ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 
OO
Wenn er nun die herrlichen und so ein‐ 
OO
fach sinnklaren Worte spricht, die einst 
OO
der hohe Meister aus Nazareth seine 
OO
Schüler «
beten» hieß, dann wird das 
OO
erlangte neue Bewußtsein jedes dieser 
OO
Worte nur noch als 
Bekräftigung 
OO
eigenen Willens empfinden. ‒
 
.Das ganze «
Gebet des Herrn» wird 
OO
dem Suchenden nichts anderes mehr 
OO
sein, als das vollendetste 
Bekenntnis 
OO
seiner eigenen untrennbaren 
Einheit 
OO
mit dem Willen des ewigen 
Seins... 
OO
.Was innerlich 
erlebt ist, findet in 
OO
diesem Gebete 
Gestaltung in Worten 
OO
menschlicher Sprache und wirkt aus der 
OO
Gestaltung zurück in die eigene Seele, 
OO
allwo es von selbst zur «
Bitte» wird, 
OO
die ihre Gewährung 
in sich selber 
OO
trägt. ‒
.So wird der Suchende fortan 
befreit 
OO
sein von jenem törichten Wahn, als sei 
OO
das Gebet ein Mittel, die Gottheit «
um‐ 
OO
zustimmen»...
.Er weiß nun, daß «
beten» nichts an‐ 
OO
deres heißt, als: 
mit seinem eigenen 
OO
Willen 
im Willen des ewigen Ur‐ 
OO
seins zu wollen, was allda 
gewollt 
OO
ist von allen Ewigkeiten her, auf daß 
OO
es, 
ausgelöst durch rechte «
Bitte», 
OO
 
nun 
in Erscheinung trete, nun 
sich 
OO
auswirke und 
bezeuge. ‒ ‒
.Sein 
Suchen ist wahrlich zum «
Fin‐ 
OO
den» geworden!
.Er kann in aller Ewigkeit nicht mehr 
OO
verlieren, was er auf solche Weise 
in 
OO
sich selber fand! ‒ ‒ ‒
*          *
*
 
Hier wird es sich nun entscheiden, 
OO
ob der bei dem 
zweiten Erfor‐ 
OO
dernis angelangte Suchende auch schon 
OO
in Wahrheit zur «Bitte» 
berechtigt ist! 
OO
.«
Bitte» ist hier kein Flehen um ir‐ 
OO
gend eine Gewährung die gleichsam 
OO
«
von außen her» zu erhoffen wäre! 
OO
«
Bitte» ist hier 
die Auslösung 
OO
einer geistigen Kraft, die da be‐ 
OO
wirkt, daß in 
Erscheinung tritt, was 
OO
durch «Suchen» und «Finden» bereits 
OO
zu eigen wurde. ‒
.Man 
kann im wahren «
Gebete» um 
OO
nichts anderes «
bitten», als um das, 
OO
was bereits von Ewigkeit her im Willen 
OO
des Urseins 
gegeben ist.
.Man kann aber auch das also Gege‐ 
OO
bene nur dann 
zu eigen erlangen, wenn 
OO
man in der 
Selbst-
Versenkung seinen 
OO
Eigen-Willen dahingab und 
einsinken 
OO
ließ in den 
Willen des ewigen 
OO
Seins. ‒ ‒
 
.So ist dem 
wahrhaft «
Betenden» 
OO
schon vorher 
gewährt, um was er 
OO
bitten kann...
Gewiß kann jedoch auch das wirkliche 
OO
«
Gebet» jeweils auf ganz 
Bestimm‐ 
OO
tes und 
Besonderes gerichtet sein, ‒ 
OO
aber die 
Wirkungskraft der «
Bitte» 
OO
ist 
keineswegs ohne alle Gren‐ 
OO
zen! ‒ ‒
.Es wird diese Wirkungskraft 
genau 
OO
bestimmt durch das, 
was sich der Bit‐ 
OO
tende ‒ aus 
allem Gegebenen ‒ in 
OO
Wahrheit 
zu eigen zu machen wußte, 
OO
so daß es gewiß keine Torheit war, 
OO
wenn voreinst glaubensdurchflammte 
OO
Zeiten zu der Überzeugung kamen, daß 
OO
mancher Menschen Gebet zu 
sicherer 
OO
Wirkung führe, wo alles Beten An‐ 
OO
derer 
nichts vermöge...
.Dabei bleibt es gegenstandslos, ob 
OO
Jene, deren Gebet man für wirkungs‐ 
OO
 
kräftiger hielt, vom Geheimnis des wah‐ 
OO
ren «Betens» 
verstandesmäßig un‐ 
OO
terrichtet waren, oder die Wahrheit 
OO
nur dunkel erahnten. ‒
.Selbst wenn sie durch dumpfen 
Aber‐ 
OO
glauben sich bewegen ließen, 
unbe‐ 
OO
wußt das Richtige zu tun, konnten sie 
OO
wahrlich ihr Gebet zu einer Wirkungs‐ 
OO
kraft steigern, die den anderen wie 
OO
«Wundertat» erschien. ‒ ‒
.Dennoch wird aber auch von diesen 
OO
Meistern des 
wirklichen «
Gebetes» 
OO
gar oft berichtet, daß ihr Gebet in die‐ 
OO
sem oder jenem Falle 
nichts ver‐ 
OO
mochte, ‒ sei es um des 
Unglaubens 
OO
und der 
Herzenskälte derer willen, für 
OO
die sie beteten, oder suchten sie für 
sich 
OO
selbst etwas zu «erbeten», was sie nicht 
OO
selbst für sich «erbeten» 
konnten... 
OO
Es wäre wahrlich denn auch 
zuviel ge‐ 
OO
sagt, wollte man das 
wahre «
Gebet» 
OO
 
etwa «allmächtig» nennen, da doch OO
die Macht des ewigen Urseins in sich OO
selbst ihre Grenzen sieht, weil OO
ewige Gottheit nicht sich selbst ent‐ OO
gegenwirken kann. ‒
.Hingegen aber wissen auch nur die OO
allerwenigsten Menschen in heutigen OO
Tagen noch aus eigener Erfahrung, was OO
das wirkliche «Gebet» denn doch ver‐ OO
mag ‒ ‒ ‒
.Manchen wurde jedoch die Kraft des OO
«Gebetes» bekannt, obwohl sie gewiß OO
nicht ahnten, weshalb sie «Erhörung» OO
fanden, so daß sie dann auf ihre Art OO
sich Erklärung schufen, wo ihre unvoll‐ OO
kommene Einsicht ihnen keine Klarheit OO
bringen konnte.
.Sie waren in schwerer Seelen-Not, OO
ganz unbewußt, zur Versenkung in OO
ihre tiefste Tiefe, und damit zum «Fin‐ OO
den» gekommen, so daß ihnen hier zu OO
eigen wurde, um was sie alsdann ‒ in OO
gleicher Weise 
unbewußt ‒ auch rich‐ 
OO
tig zu «
bitten» vermochten, und in 
OO
selbiger Art erlernten sie das rechte 
OO
«Klopfen», dem die Türe zum Tempel 
OO
sich 
öffnen mußte. ‒ ‒
.Da es aber 
jedem Menschen hier auf 
OO
Erden wahrlich 
möglich ist, in rechter 
OO
Weise, ganz 
bewußt des hehren Tuns, 
OO
zu «
beten», wenn er nur das «Beten» 
OO
lernen mag, und nicht erst wartet, bis 
OO
es ihn die Not des Leibes oder bittere 
OO
Seelenqual vom 
Unbewußten her einst 
OO
lehren wird, ‒ so würde es heißen: gött‐ 
OO
liche Hilfe 
verachten, wollte nicht je‐ 
OO
der, dem rechte Lehre geworden, fortan 
OO
danach trachten, auch nach solcher Lehre 
OO
zu tun...
Nun wird es freilich vielen gar befremd‐ 
OO
lich erscheinen, daß man das «Beten» 
OO
lernen soll, gleich irgendeinem Kön‐ 
OO
nen das erlernbar ist?!
 
.Aber alle, die hier auf Erden einst OO
bewußt das «Gebet» als heilige Him‐ OO
melskunst übten, waren dazu nur OO
durch Lehre und eigenes Lernen ge‐ OO
langt. ‒ ‒
.Ja: ‒ es verrät uns die alte geheiligte OO
Kunde, daß jene Schüler des großen OO
Liebenden, die ihn zu bitten wußten, OO
daß er sie beten lehren möge, schon OO
manche hohe Einsicht erlangt haben OO
mußten, denn nur ihr Wissen, daß man OO
beten lernen könne, ließ sie jene Bitte OO
an den Meister tun.
.Gebetsformeln kannten sie ja wahr‐ OO
haftig genug, und sie baten auch nicht: OO
«Herr, lehre uns ein neues Gebet», OO
‒ sondern sagten klar und bestimmt: OO
«Herr, lehre uns beten!»
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ OO
.Selbst wenn die ganze alte Kunde OO
nur bloße Erdichtung wäre, hätte OO
doch hier der Dichter sich als ein Wis‐ OO
sender offenbart, denn nur ein solcher 
OO
hätte diese eindeutig klaren Worte den 
OO
Schülern des hohen Meisters in den 
OO
Mund legen können. ‒ ‒ ‒
Hier ist jetzt geboten, zu lehren wie 
OO
man «
bitten» muß um zu «
empfan‐ 
OO
gen».
.Mit aller Absicht wiederhole ich also 
OO
nochmals, daß 
jenes «Bitten», wie es 
OO
das wirkliche «
Gebet» verlangt, fern 
OO
sein muß allem Betteln und Flehen.
.Es gilt nicht, ein hartes Herz endlich 
OO
zu erweichen, oder eine Gabe zu er‐ 
OO
quälen, die dem Bettelnden nicht zu‐ 
OO
kommt!
.Wer durch richtiges «Suchen» und 
OO
«Finden» sich 
Berechtigung schuf zur 
OO
«
Bitte», der hat nur darauf zu achten, 
OO
daß er gleichsam ‒ 
verständlich bitte: 
OO
‒ daß er die rechte Haltung bewahre, 
OO
die zur Auslösung der Kräfte führt, 
OO
 
durch die das «Empfangen» Wirklich‐ OO
keit wird.
.Dieses «Bitten» ist eine gelassene, OO
völlig ruhige und sichere Gestaltung OO
eines präzisen Vorstellungsbildes, OO
das wie ein «Vorbild» dessen gelten OO
kann, um was man «bittet». ‒
.Sobald aber der Wille des Betenden OO
dieses Vorstellungsbild geschaffen und OO
zu größtmöglichster Festigkeit verdich‐ OO
tet hat, muß er sich mitsamt seinem OO
Werke ganz und gar dem ewigen OO
Willen des Urseins übergeben, über‐ OO
lassen und anvertrauen.
.Es kommt hier alles darauf an, daß OO
der ganze Eigen-Wille, mit dem «Vor‐ OO
bild», das er schuf, so in den Willen des OO
Urseins eingesenkt wird, daß auch OO
nicht die leiseste Willensregung noch aus OO
dem Meere des ewigen Willens hervor‐ OO
ragt, ‒ daß auch kein kleinster Teil des OO
«Vorbildes» bleibt, der nicht von den OO
Wogen dieses Meeres erfüllt und durch‐ 
OO
strömt würde.
.Ist nun das, um was auf 
solche Weise 
OO
bittend «
gebetet» wird, überhaupt im 
OO
ewigen Willen des Urseins «
gegeben», 
OO
und hat es der also Bittende bereits 
OO
durch sein «Suchen» und «Finden» 
zu 
OO
eigen erlangt, so ist auch die 
Gewäh‐ 
OO
rung der Bitte 
im selben Augenblick 
OO
vollzogen in dem die absolute Versen‐ 
OO
kung in den Urwillen erfolgte, und es 
OO
bedarf nur noch der im Irdischen un‐ 
OO
übersteigbaren 
Zeit, auf daß die Wir‐ 
OO
kung des Gebetes in 
Erscheinung tre‐ 
OO
ten könne, vorausgesetzt, daß der Bit‐ 
OO
tende zugleich auch nach rechter Weise 
OO
«
anzuklopfen» versteht. ‒ ‒ ‒
Der 
einzige, aber auch wahrlich 
un‐ 
OO
überwindliche Widerstand, dem sol‐ 
OO
che «Bitte» 
im Menschen selbst be‐ 
OO
gegnen kann, ist der 
Zweifel! ‒ ‒
 
.Hinsichtlich der Gewährungsmög‐ OO
lichkeit kann gewiß der Betende nur OO
ahnen und tasten.
.Er kann nicht mit Sicherheit etwa OO
wissen, ob das Erbetene zu den Dingen OO
gehört, die im Urwillen schon seit aller OO
Ewigkeit gegeben sind, und ebenso‐ OO
wenig weiß er bestimmt, ob er schon OO
bis zum vollen Umfang seiner Bitte OO
«empfangsberechtigt» ist.
.So kann er denn auch nicht wissen, OO
ob er im einzelnen Falle schon Gewäh‐ OO
rung erlangte, und es wäre überheb‐ OO
liche Vermessenheit, sie unter allen OO
Umständen zu erwarten...
.Dennoch darf er keinen Augen‐ OO
blick daran zweifeln, daß ihm alles OO
gewährt sein muß, was ihm nach OO
Lage der Umstände gewährt werden OO
kann!
.Er muß die Frage: ‒ ob er wohl OO
«empfangen» werde um was er bittet, OO
restlos aus seinem Denken und OO
Fühlen verbannen! ‒ ‒
.Alles Wünschen und Hoffen muß OO
er gewissermaßen in sich «neutrali‐ OO
sieren»!
.Er muß sich dem Willen des Urseins OO
vorbehaltlos vereinen, ‒ muß ganz OO
mit diesem Willen verschmelzen, ohne OO
den leisesten Zweifel aufkommen zu OO
lassen an der Sicherheit der Gewäh‐ OO
rung, soweit Gewährungs-Möglichkeit OO
besteht! ‒
.Auch das will «gelernt» sein, und nur OO
wer es lernt, wird Herr über allen OO
Zweifel werden! ‒ ‒
.Je höher sich allerdings mit der Zeit OO
die Beweise häufen, dafür, daß die OO
rechte «Bitte» die Gewährung, so OO
wie sie erfolgen kann, in sich selber OO
trägt, desto leichter wird es werden, OO
allen Zweifel zu besiegen, noch bevor er OO
sich hemmend in den Weg stellen kann. OO
Hat er aber auch wirksam den Zweifel OO
überwunden, so darf doch der Betende OO
in seinem Vertrauen nicht überheblich OO
werden!
.Vor allem darf er nicht glauben, OO
selbst die Art und Weise bestimmen OO
zu können, nach der seiner Bitte Ge‐ OO
währung werden soll, noch darf er OO
sich vermessen, die dafür ihm genehme OO
Zeit gleichsam erzwingen zu wol‐ OO
len...
.Alles das steht ihm nicht zu!
.Er muß das alles jenen hohen Mäch‐ OO
ten überlassen, die aus ewigem Ur‐ OO
willen Auftrag haben, die Ge‐ OO
schicke derart unter ihrem geisti‐ OO
gen Einfluß zu halten, daß die Kette OO
des Geschehens jeweils gerade die Glie‐ OO
der aneinanderreiht, die nötig sind, um OO
ohne Beirrung irdisch-physischer OO
Gesetze Wirkungen herbeizuführen, OO
die im Reiche des Geistes, ‒ im OO
Reiche 
ursprünglichster Ursachen, 
OO
‒ veranlaßt werden...
.So kann es kommen, daß der 
An‐ 
OO
schein entsteht, als habe eine «Bitte» 
OO
keine Erhörung gefunden, während be‐ 
OO
reits 
alle Kräfte in Bewegung sind, 
OO
um die 
Gewährung zu bewirken, die 
OO
freilich auf 
andere Weise dann erfolgen 
OO
wird, als der Betende sie zu erhalten 
OO
glaubte.
.Oft kommt für den Beter 
erst nach 
OO
langer Zeit der Tag herauf, an dem er 
OO
endlich erkennen lernt, daß er, auf 
bes‐ 
OO
sere Weise als er hoffen konnte, schon 
OO
längst 
Gewährung seiner Bitte fand... 
OO
Die Verheißung, daß der Bittende mit 
OO
Sicherheit «
empfangen» werde, darf 
OO
aber gewiß nicht nur auf die Dinge 
des 
OO
irdischen Daseins bezogen werden, 
OO
und wer sie nur aus der 
irdischen 
OO
Ansicht her betrachtet, der muß sich 
OO
 
sagen, daß sie sich bewahrheiten OO
kann, auch wenn der Bittende An‐ OO
deres empfängt, als das, um was er OO
bittet. ‒ ‒
.Es ist aber in der hier vorliegenden, OO
und für die Lehre die hier vermittelt OO
werden soll so instruktiven Verheißung OO
vor allem davon die Rede, daß das, OO
was von Ewigkeit her dem Erdenmen‐ OO
schen vorbehalten bleibt für alle Ewig‐ OO
keit, durch rechte Bitte «empfangen» OO
werden kann.
.Man soll Eines tun und das Andere OO
darum nicht unterlassen!
.Da die Dinge seines Erden-Lebens OO
dem Menschen der Erde vorerst am OO
heftigsten auf die Nägel brennen, soll OO
er wahrhaftig die Macht des «Gebetes» OO
gebrauchen, um auch Irdisches sich zu OO
erleichtern, oder seinem Nebenmen‐ OO
schen dann noch Hilfe darzubieten, OO
wenn alle äußere Möglichkeit, zu hel‐ OO
fen, sich längst erschöpfte, oder als un‐ OO
zureichend erweist. ‒
.Vor allem aber ist das «Gebet» OO
dem Menschen gegeben um in den er‐ OO
neuten Besitz seines ewigen Erbes OO
zu gelangen: ‒ um das zu «empfan‐ OO
gen» was man, mit einem sehr ver‐ OO
fänglichen Wort, in der Sprache der OO
sogenannten «Gottesgelehrten» ‒ die OO
Gnade nennt. ‒ ‒
.Was hier aber in Wahrheit gemeint OO
war, von denen, die noch wußten OO
um was es sich handelt, ist alles andere OO
eher, nur nicht etwa ein Geschenk der OO
Willkür!
.Auch die ewige Urliebe aus der OO
alles hervorgeht was im «Sein» und OO
im «Dasein» ist, kann nicht ihre OO
eigene «Struktur» verändern, ‒ OO
kann nicht «Gesetz», das durch ihr OO
eigenes ewiges Sein besteht, negie‐ OO
ren um der Liebe willen, sondern muß OO
gesetzte Bedingungen 
erfüllt sehen, 
OO
wenn sie das ihr Entfremdete wieder in 
OO
sich aufnehmen 
können soll. ‒ ‒
.So ist es die wahre «
Bitte», die es 
OO
dem Strom der ewigen Liebe wieder 
OO
möglich macht, das Bewußtsein des 
OO
Erdenmenschen zu durchfließen...
.Die «
Bitte», die kein Betteln und 
OO
Abhandelnwollen, sondern ein ruhiges 
OO
Sichdarbieten ist, in sicherster Ge‐ 
OO
wißheit, daß ihr das 
Empfangen des 
OO
göttlichen Liebes-Stromes nun nicht vor‐ 
OO
enthalten wird, ‒ nicht vorenthalten 
OO
werden 
kann. ‒ ‒ ‒
.Hier ist nichts anderes als eine geistige 
OO
Gesetzmäßigkeit, die 
Erfüllung 
OO
braucht, bevor die 
Auswirkung er‐ 
OO
folgt!
So, wie der 
Suchende erst in sich sel‐ 
OO
ber 
fand, was er vordem vergeblich im 
OO
Äußeren suchte, so 
empfängt nun der 
OO
 
Bittende in sich selbst den nötigen OO
Lebensstrom der Liebe. ‒ ‒
.Vorher ist er einem Elektromotor zu OO
vergleichen, der zwar in allen Teilen OO
überprüft, nun zur Arbeitsleistung OO
fähig wäre, aber noch nicht vom Kraft‐ OO
strom der Zentrale durchflossen ist.
.Nun aber ist der Kontakt geschlos‐ OO
sen: ‒ der Motor ist durch den Strom OO
in Bewegung, ‒ aber nun wartet er OO
auf den Gebrauch seiner Arbeitslei‐ OO
stung, denn vergeblich würde ihn die OO
Kraft durchfließen, wäre keine Möglich‐ OO
keit, auch seine Bewegung nutzbar zu OO
machen. ‒
.In diesem Bilde zeigen sich gleichnis‐ OO
weise die drei Erfordernisse des wahren OO
«Gebetes».
.Dem «Suchen» und «Finden» ist OO
die technische Überprüfung des Mo‐ OO
tors bis in seine innersten Teile zu ver‐ OO
gleichen.
.Das «Bitten» und «Empfangen» OO
ist zu erkennen in dem Schließen des OO
Kontakts und der Durchflutung mit OO
elektrischem Strom.
.Dem «Anklopfen» und «Auftun» OO
aber ist das Anschließen des Motors OO
an die durch ihn zu betreibenden OO
Maschinen und die dadurch bewirkte OO
Tätigkeit sehr wohl vergleichbar.
.Doch, dieser Vergleich, entnommen OO
dem Bereiche der Technik heutiger Tage, OO
soll keineswegs mehr sein als ein Hin‐ OO
weis, der vielleicht meine Worte unter‐ OO
stützen kann.
.Wer diesen Hinweis nicht braucht, OO
oder wer sich dadurch gestört fühlen OO
sollte, daß ich mich nicht scheue, hier OO
ein Gleichnis aus dem Alltag zu gestal‐ OO
ten, der möge ruhig unbeachtet lassen, OO
was ich doch immerhin meiner Rede OO
einverwoben wissen möchte!
.So glaube ich, hier von dem zweiten OO
Erfordernis 
wahren «
Gebetes» schon 
OO
die Brücke zum 
dritten hin gespannt 
OO
zu haben und hoffe, daß alle, zu denen 
OO
ich hier spreche, mir auch weiter über 
OO
diese Brücke folgen werden.
*          *
*
 
Es ist nicht Willkür, wenn in der OO
alten Verheißung nun das Bild vom OO
«Anklopfen» Aufnahme findet! ‒ ‒ OO
.Ist «Suchen» ein Versenken in sich OO
selbst, um da die innerste, tiefste OO
Tiefe zu finden, ‒ ist «Bitten» ein OO
Wollen in festem Vertrauen auf das OO
«Empfangen», ‒ so ist «Anklop‐ OO
fen», ‒ Pochen um Einlaß zu erreichen, OO
‒ ein äußeres, tätiges Verhalten, das OO
einer Forderung Ausdruck verleiht. ‒ OO
.Es ist dem, der «beten» lernen will, OO
gleichsam hier gesagt, daß er das Recht OO
zu fordern, zu verlangen, hat, ‒ so OO
vermessen das auch scheinbar klingen OO
mag, ‒ und daß er dieses hohe Recht OO
nur dann sich erwirkt, wenn er auch OO
tätig zu beten weiß: ‒ wenn auch sein OO
Tun den Bedingnissen wahren OO
«Gebetes» entspricht. ‒ ‒ ‒
.Das gilt für die ganze Einstellung bei OO
allem Beten, ‒ auch wenn es sich um OO
Dinge des äußeren Daseins han‐ OO
delt. ‒
.Er-hörung findet nur, wer wirklich OO
«anklopft», ‒ wirklich pocht, ‒ wer OO
seine gerechte «Bitte», sein Erwar‐ OO
ten durch das entsprechende tätige OO
Verhalten verstärkt, und dadurch an OO
sich zur Forderung werden läßt, die OO
Erfüllung findet aus Notwendig‐ OO
keit. ‒ ‒ ‒
.Der Beter darf sich nicht wundern, OO
wird er nicht erhört, trotzdem sein «Su‐ OO
chen» und «Bitten» vor seinen Augen OO
ihm durchaus einwandfrei erscheint, so‐ OO
lange er nicht ebenso auch richtig «an‐ OO
zuklopfen» weiß. ‒ ‒
.Noch fehlt dann die dritte Bedin‐ OO
gung vollkommenen «Gebetes»!
.Er betet vielleicht um Dinge, die ihm OO
selbst zuteil werden sollen, ‒ aber OO
dort, wo das Gebet mit ihm selber OO
rechnet, ‒ wo sein Ergreifen eben OO
dieser Dinge notwendig wäre, rührt er OO
keine Hand...
.Er will vielleicht durch sein Beten OO
einem anderen Menschen Hilfe sen‐ OO
den, aus materieller Not ihn zu OO
befreien suchen, aber ferne liegt es OO
ihm, aus eigenen Mitteln etwas OO
für ihn zu tun, oder Gelegen‐ OO
heiten zu erfassen, die dem An‐ OO
deren praktischen Nutzen bringen OO
könnten...
.Er möchte sich oder andere durch OO
sein Gebet befreit von Krankheit OO
sehen, aber er verschmäht den Arzt OO
und rührt sich nicht, nach einer OO
Heilgelegenheit zu suchen...
.In allen diesen und noch tausend OO
anderen Fällen fehlt Erfüllung jener OO
dritten Grundbedingung wahren «Ge‐ OO
betes» die in der Verheißung darge‐ OO
stellt wird unter dem Bilde eines Men‐ OO
schen der nicht nur außen steht und OO
wartet, bis man ihn hereinruft, OO
sondern der «anklopft», damit ihm OO
«aufgetan werde». ‒ ‒ ‒
.Auch in jener Art frommer Himmels‐ OO
anbettelei, die man so gemeinhin für OO
«beten» hält, fehlen die Hilfesuchenden OO
allermeist dadurch, daß sie das werk‐ OO
tätige «Beten» für gänzlich überflüssig OO
halten. ‒
.Es könnte sonst so manchem gehol‐ OO
fen werden, obwohl seine Vorstel‐ OO
lung von dem was wirklich «be‐ OO
ten» heißt, noch nichts weiß, denn OO
dumpf und unbewußt dringt doch der OO
eine oder der andere durch seine In‐ OO
brunst zu einem, wenn auch unvoll‐ OO
kommenen, «Finden» und «Emp‐ OO
fangen» vor...
.Auch wenn sein «Anklopfen» ebenso OO
unzureichend erfolgen würde, könnte OO
es dennoch bewirken, daß das, was er OO
nach landläufiger Weise und guten Glau‐ OO
bens für «Beten» hält, 
nicht umsonst 
OO
gewesen wäre. ‒ ‒
.Es gibt aber auch unter denen die 
OO
noch 
nicht erkennen was wahrhaft 
OO
«
Beten» heißt, daneben genugsam 
OO
andere Menschen die aus 
innerem 
OO
Gefühl heraus das Rechte in 
allen 
OO
drei Stücken 
tun, auch wenn sie 
weit 
OO
mehr vermöchten, wäre ihnen das 
OO
ganze Geheimnis des rechten Betens 
OO
vertraut. ‒
Doch, auch das rechte «
Anklopfen» 
OO
bezieht sich in der Verheißung durch‐ 
OO
aus nicht 
nur auf das «
Beten» um 
ir‐ 
OO
dische Dinge, sondern in 
erster Linie 
OO
soll es dazu führen, 
Einlaß zu erlangen 
OO
in den heilighehren 
Tempel der Ewig‐ 
OO
keit, um hier 
das Mysterium des 
OO
Menschen: ‒ seinen Ausgang aus dem 
OO
Lichte und seine Wiederkehr zum Licht, 
OO
erschauernd zu erleben...
 
.Keiner kann in diesen Tempel Einlaß OO
finden, der nicht vordem im «Suchen» OO
und «Finden» sich bewährte, ‒ der OO
nicht vordem also «bitten» lernte, daß OO
er «empfangen» durfte. ‒ ‒
.Man weiß im «Innern», ‒ und es OO
ist auch hier das Innere des Tempels nur OO
im Menschen selbst zu suchen, ‒ OO
sehr genau, wer der ist, der draußen OO
«anklopft», und man wird ihm nicht OO
eher öffnen, als bis er die beiden an‐ OO
deren Bedingungen des rechten «Be‐ OO
tens» zu erfüllen wußte.
.«Anklopfen» heißt hier, sein Leben OO
aktiv so gestalten, daß jede Hand‐ OO
lung die berechtigte Forderung dar‐ OO
stellt, in das Innere des Tempels auf‐ OO
genommen zu werden, und wahrlich:
‒ wer in solcher Weise «anklopft», OO
dem wird «aufgetan», weil er selbst OO
die Bedingung dazu schafft. ‒ ‒
Man hat im Laufe der Jahrhunderte die OO
seltsamsten Heimlichkeiten hinter die‐ OO
sem Worte vom «Anklopfen» und OO
«Auftun» vermutet und gesucht, so OO
daß da und dort von hohlen, aber auch OO
von allzuklugen Köpfen die abstruse‐ OO
sten «Übungen» erfunden wurden, die OO
angeblich das rechte «Anklopfen» dar‐ OO
stellen sollen.
.Ich kenne auch heute gewisse Men‐ OO
schen, die, ehrfurchterfüllt, Orakelsprü‐ OO
che wirrer Schwärmer wie das kost‐ OO
barste Heiligtum bei sich verwahren, und OO
bescheiden genug sind, die Tatsache, OO
daß ihnen alles derartige «Üben» kei‐ OO
nerlei Erfolg einbrachte, darauf zu‐ OO
rückzuführen, daß sie es doch, bei allem OO
heißen Bemühen, wohl «nicht richtig OO
angestellt» hätten, weil ihr Orakel‐ OO
priester solchen Erfolg für sich er‐ OO
langt haben müsse, ansonsten er die OO
torheittriefenden Anweisungen ‒ O OO
sancta simplicitas! ‒ nicht nieder‐ OO
geschrieben haben könnte. ‒
.Stets gibt es neue Gläubige für der‐ OO
artigen Aberwitz, und immer wieder OO
stehen Mystagogen auf, die entweder OO
selbst betört, oder, weil anders ihr OO
Weizen nicht blühen will, mit ge‐ OO
heimnisvoller Geste der übelsten Narr‐ OO
heit Zutreiberdienste leisten.
.Daß solches möglich ist, wird nur OO
dadurch verstehbar, daß sehr vielen OO
Suchenden das wirklich von ihnen OO
Verlangte ‒ zu einfach und zu we‐ OO
nig widersinnig erscheint, weil sie OO
erst in glaubenswillige Erregung gera‐ OO
ten, wenn das Absurde Glauben von OO
ihnen fordert. ‒ ‒
.Der Menschenfreund erschrickt, wenn OO
er solche Verirrung sieht und möchte OO
mit allen Kräften die Betörten retten; OO
aber alle Hilfsbereitschaft ist hier am OO
falschen Ort.
.Man kann nur die 
noch nicht Ver‐ 
OO
irrten 
warnen und ihnen die Dinge, 
OO
von denen sie vielleicht schon vom 
OO
Hörensagen wissen, beim rechten Na‐ 
OO
men nennen. Man kann nur aufzuzeigen 
OO
suchen, daß die Verheißung mit all die‐ 
OO
sen seltsamen «Übungen» recht durch‐ 
OO
sichtiger Erfindung 
nicht das minde‐ 
OO
ste zu schaffen hat.
.«
Anklopfen», im Sinne der Ver‐ 
OO
heißung, heißt mit 
Tat und 
Wirken 
OO
«beten», und wer sich dazu nicht ver‐ 
OO
stehen kann, der wird 
vergeblich 
OO
darauf warten, daß ihm «
aufgetan» 
OO
werde! ‒ ‒
Nun darf man sich aber auch nicht der 
OO
falschen Vorstellung ergeben, als sei das 
OO
«
Auftun», im Sinne unserer Verhei‐ 
OO
ßung, 
ein plötzliches Eröffnen un‐ 
OO
erahnter geistiger Herrlichkeit, 
OO
‒ ein 
sofortiges Offenbaren der 
OO
 
geheimsten Weisheit, ‒ ein Auf‐ OO
stoßen aller Türen des Tempels, und ein OO
augenblickliches Wegziehen des verhül‐ OO
lenden Vorhangs, der das Allerheiligste OO
vor unbereiteten Blicken schützt!
.Auch der Tempel der Ewigkeit OO
hat seine Vorhallen, und der Neo‐ OO
phyte wird sich wahrlich schon glück‐ OO
lich preisen dürfen, wenn er ‒ bild‐ OO
lich gesprochen ‒ seinen Fuß in die OO
äußerste dieser Vorhallen setzen darf... OO
.Wer da mit großen Ambitionen OO
kommt und sich für würdig hält, wenn OO
auch nicht gleich ins Allerheiligste, so OO
doch in eines der es umschließenden OO
Sanktuarien einzugehen, dem wird ge‐ OO
wiß nicht «aufgetan» werden, daß er OO
auch nur die Vorhöfe schaue. ‒ ‒
.Doch wird hier keiner etwa «unge‐ OO
recht» behandelt!
.Hier hängt nichts von irgend OO
einer Willkür ab!
.Es ist alles durch geistiges 
Gesetz 
OO
geordnet, und dieses «Gesetz» ist kein 
OO
ersonnenes Werk, sondern 
folgerich‐ 
OO
tige Auswirkung geistigen Le‐ 
OO
bens, unwandelbar wie die Gottheit 
OO
selbst, 
deren Art und Wesen es den 
OO
Wissenden offenbart, nachdem sie 
OO
«Wissend» 
wurden durch seine 
Er‐ 
OO
füllung! ‒ ‒
Wohl ist die Gottheit auch 
im Men‐ 
OO
schen selbst, ‒ wohl ist 
im Inner‐ 
OO
sten des Menschen ihr hochheiliger 
OO
Tempel, ‒ und wohl ist «», wie 
OO
immer man dieses Wort sich 
deuten 
OO
mag, dem Menschen nur 
in dem In‐ 
OO
nersten menschlicher Seele er‐ 
OO
reichbar und empfindbar!
.Aber 
die meisten der Menschen ahnen 
OO
nicht, 
welche unendlichen Weiten 
OO
ihre eigene, stets in ewigem Rhythmus 
OO
schwingende «
Seele» umfaßt! ‒
 
.Die meisten ahnen nicht, welche un‐ OO
meßbaren Fernen zwischen ihrem OO
Bewußtsein und dem bewußten OO
Sein Gottes liegen, obwohl «Gott» OO
sie erfüllt und sie nur in «Gott» ihr OO
Dasein haben. ‒ ‒ ‒
.Sie stehen, für ihre Vorstellung, OO
mit Gott «auf Du und Du», ohne im OO
mindesten sich des Frevels bewußt zu OO
werden, den diese Vorstellung ent‐ OO
hält. ‒ ‒
.Es ist wahrlich schwer, ihnen beizu‐ OO
bringen, daß Gott, dem göttlichen OO
Leben nach, ihnen zwar das Aller‐ OO
nächste, ‒ dem bewußten gött‐ OO
lichen Sein nach aber das Aller‐ OO
fernste ist, ‒ daß eine «Jakobsleiter» OO
in ihnen selbst aufgerichtet werden OO
muß, auf deren Sprossen erst alle die OO
Lichtgrade geistiger Hierarchien OO
herabsteigen und sich die Hände reichen OO
müssen, soll erdenmenschliches Bewußt‐ OO
sein 
wache Kommunikation mit 
OO
dem ewigen, unvorstellbaren, göttlichen 
OO
bewußten Sein erleben können, ohne 
OO
Vernichtung fürchten zu müssen. ‒ ‒ ‒ 
OO
.Dummstolzer 
geistlicher Hoch‐ 
OO
mut meint, 
nichts dürfe sich zwi‐ 
OO
schen Gott und den Menschen 
OO
stellen, ‒ aber hier ist nur die Bitte 
OO
rechte Antwort: «Herr, 
vergib ihnen, 
OO
denn sie 
wissen nicht, wie sie Dich 
OO
schmähen!» ‒ ‒
Wer daher wirklich will, daß ihm «
auf‐ 
OO
getan» werde, wenn er 
mit seinem 
OO
ganzen Leben, 
mit all seinem irdi‐ 
OO
schen Tun und Wirken «
anzuklop‐ 
OO
fen» wagt, der erwarte nicht etwa, daß 
OO
«
Gott», ‒ in welcher Form er auch 
OO
an Gott glauben mag, ‒ 
als ewiges 
OO
Ursein an der Pforte stehen werde um 
OO
ihm «
aufzutun»! ‒ ‒
.Wer richtig «
anklopfen» will, der 
OO
 
muß vor allem soviel 
Ehrerbietung 
OO
vor der Gottheit in sich tragen, daß er 
OO
beglückt wäre über alle Maßen, wenn 
OO
ihm ‒ gleichnisweise gesprochen ‒ 
OO
auch nur der letzte Tempeldiener 
OO
Gottes «auftun» wollte...
.Anders wird dem wahrhaft Betenden 
OO
auch nie 
eröffnet werden, was nur 
in 
OO
ihm selber «aufgetan» werden kann!
*          *
*
 
Wenn etwa ein Mensch in sich des 
OO
Glaubens wäre, daß durch das 
OO
wirkliche «
Gebet» die ganze Erden‐ 
OO
menschheit 
geistige Erneuerung 
OO
finden könnte, so wäre er keineswegs 
OO
einem Irrtum verfallen!
.Da aber «
die Menschheit» hier auf 
OO
Erden nur aus vielen einzelnen 
Men‐ 
OO
schen besteht, so kann auch solche Er‐ 
OO
neuerung nur vom 
Einzelnen her er‐ 
OO
folgen, und wir wollen darum hier nur 
OO
vom einzelnen Menschen reden, 
OO
statt uns in das Ganze zu verlieren, wo‐ 
OO
bei für den einzelnen allzuviel verloren 
OO
gehen müßte.
.Ist irgendwo auf dieser Erde 
nur ein 
OO
Einziger bereit und willens, sich durch 
OO
wahres «
Gebet» zu 
erneuern, so ist 
OO
dadurch 
auch für die ganze Mensch‐ 
OO
heit schon vieles gewonnen, denn wir 
OO
Menschen stehen nicht vereinzelt für uns 
OO
im leeren Raum, sondern, was durch den 
OO
 
einen fließt im Guten wie im Schlechten, 
OO
das fließt von ihm aus weiter 
durch 
OO
alle Menschenseelen, mögen sie 
OO
auch an den weitesten Orten der Erde 
OO
gerade ihr Werk tun, mögen sie darum 
OO
wissen oder nicht...
Wenn ich in den vorangehenden Kapi‐ 
OO
teln so ausführlich darlegte, was zum 
OO
wahren «Gebet» 
gehört und um 
was 
OO
es sich beim rechten «Beten» 
handelt, 
OO
so geschah das vornehmlich auch des‐ 
OO
halb, weil so viele Menschen sich gar 
OO
nichts 
Bequemeres vorstellen können 
OO
als das 
Beten, ‒ weil so viele Men‐ 
OO
schen glauben, es sei schon gebetet, wenn 
OO
sie in ihrer Vorstellung, in gar anmaß‐ 
OO
licher Vertraulichkeit, sich mit einem er‐ 
OO
träumten Etwas unterhalten, das sie ihren 
OO
«Gott» nennen und dabei die selbstsug‐ 
OO
gestive Rückwirkung auf ihre Gefühle 
OO
als billigen Trost in sich aufnehmen. ‒ 
OO
 
.Aus 
solcher Art, 
vermeintlich zu 
OO
beten, kann freilich nur 
Selbsttäu‐ 
OO
schung und ein vorübergehendes 
OO
falschtönendes Gefühl der Erho‐ 
OO
benheit kommen, ‒ niemals wirkliche 
OO
geistige Erneuerung, die der Betende so 
OO
bitter nötig hätte.
Aber nichts wäre nun verkehrter, als 
OO
wenn man sich etwa auf meine Dar‐ 
OO
legungen hin auch nur im mindesten 
OO
entmutigt fühlen wollte.
.Es läßt sich wohl denken, daß dieser 
OO
oder jener bereit wäre, sich zu sagen: ‒ 
OO
«Wenn rechtes Beten all' diese 
Voraus‐ 
OO
setzungen in sich schließt, dann werde 
OO
ich es 
niemals lernen! ‒ Ich will vor 
OO
meinem Gott mein Herz ausschütten 
OO
und Trost in dem Gedanken finden, daß 
OO
ich gehört, ja vielleicht auch erhört 
OO
werde!»
.Wer aber dieses Buch bis hierher wa‐ 
OO
 
chen Sinnes las, und dennoch so sprechen 
OO
kann, der hat meine Worte wahrlich 
OO
nicht ganz verstanden!
Wenn ich die Erfordernisse rechten 
OO
«
Betens» an Hand der Verheißung 
OO
vom «
Suchen», «
Bitten» und «
An‐ 
OO
klopfen» aufzuzeigen suchte, so mußte 
OO
ich gewiß ins Einzelne dringen, damit 
OO
der Leser nicht mehr im Zweifel sei, 
OO
daß es sich beim wahren «
Gebet» um 
OO
etwas anderes handelt als um das 
OO
frommgestimmte Hersprechen gewisser 
OO
Gebetsformeln.
.So unterrichtet, wird jedoch der Ein‐ 
OO
sichtige gar bald 
seiner selbst gewiß 
OO
werden und wissen, was 
für ihn nun 
OO
daraus folgt. ‒
.Er wird sehen, daß es 
erst dann 
OO
möglich ist, wahrhaft zu «
beten», wenn 
OO
eine 
völlige Umstellung seines 
Den‐ 
OO
kens, 
Fühlens und 
Handelns vor‐ 
OO
 
aufgegangen ist, so daß in ihm bereits OO
alle Vorbedingungen wirklichen «Ge‐ OO
bets» erfüllt sind, bevor er beginnt OO
zu «beten». ‒ ‒
.Nur um der Allzuängstlichen willen OO
betone ich hier ausdrücklich, daß ich OO
zwar geschildert habe, was beim wirk‐ OO
lichen «Gebet» erfolgt, daß dieses OO
alles aber ganz von selbst sich ein‐ OO
stellt, nachdem das ganze Leben so ge‐ OO
staltet wurde, daß es stets gebetsbe‐ OO
reit ist. ‒
.Denen, die sich das Beten nur als eine OO
Angelegenheit für Kopfhänger und Be‐ OO
trübte vorzustellen vermögen, muß ich OO
sagen, daß ein gebetsbereites Leben OO
wahrhaftig auf keine edle Freude zu OO
verzichten braucht und geradezu ein OO
Unterpfand steter Heiterkeit, ‒ OO
steter Glücksbereitschaft werden OO
kann. ‒ ‒
Was aber das «Ausschütten seines OO
Herzens» anlangt, so fühlt der Mensch OO
den es danach drängt, nur besonders in‐ OO
tensiv die Wahrheit, daß er nicht ein OO
völlig Abgetrenntes und nur auf OO
sich Verwiesenes im Weltenraume ist, ‒ OO
daß er trotz seiner kosmischen Iso‐ OO
lierung und Willensflucht aus dem OO
Geiste, immer noch ‒ wenn auch auf OO
passive Weise ‒ mit seiner Urhei‐ OO
mat: dem Reiche des wesenhaften rei‐ OO
nen Geistes, in Verbindung steht, und OO
daß die Hilfe, die von dort ausgehen OO
kann, einen weiteren Wirkungsbereich OO
umfaßt als alle Hilfe in der physisch‐ OO
sinnlichen Welt grobräumlicher OO
Dinge.
.Er irrt nur in der Auslegung seines OO
Gefühls, wenn er sich, ohne Zwi‐ OO
schenstufe, dem ewigen Ursein als OO
gleichsam persönlichen Partner gegen‐ OO
überzufühlen glaubt, und er irrt nicht OO
minder, wenn er dieses Selbstbe‐ OO
kenntnis seiner Not vor unsichtba‐ OO
ren Zeugen, das eine wahre, richtige, OO
heilige «Beichte» ist, als «Gebet» OO
betrachtet. ‒ ‒ ‒
.Eine solche «Beichte» jedoch ent‐ OO
spricht eingeborenem Bedürfnis der OO
menschlichen Natur und ist ein Befrei‐ OO
ungswerk der Seele von unschätz‐ OO
barer Lebensbedeutung, so daß jeder OO
Erdenmensch, wer er auch sei, von OO
Zeit zu Zeit sich vor den unsichtbaren OO
wahren «Priestern» derart ausspre‐ OO
chen sollte, um zum Empfang stets OO
neuer Kräfte aus dem Unsichtbaren fähig OO
zu werden. ‒
.Man soll nicht erst die schwerste Not OO
der Seele über sich hereinbrechen las‐ OO
sen, bevor man sich zu solcher wahren OO
«Beichte» entschließt, die stets ihre OO
ewigkeitsgültige «Absolution» in OO
sich selber trägt...
.Erst 
nach solcher «Beichte» und der 
OO
durch sie erlangten 
Befreiung der 
OO
Seele sollte man in 
wahrem «
Ge‐ 
OO
bete» bitten um das, 
was man «
er‐ 
OO
beten» will! ‒ ‒ ‒
.Der Mensch, der dann auf rechte 
OO
Weise also «
betet» wie gebetet werden 
OO
muß, wird wahrlich 
geistige Erneue‐ 
OO
rung erlangen, und diese Erneuerung 
OO
ist immerfort 
wieder vonnöten, wenn 
OO
das Außenleben die Fühler der Seele 
OO
taub geschlagen hat. ‒
«
Geistige Erneuerung» ist aber 
nicht 
OO
etwa eine Erneuerung des geistigen 
OO
Lebensfunkens im Menschen, sondern 
OO
Erneuerung der 
Aufnahmefähigkeit 
OO
der Seele für alle Einflüsse, die sie 
aus 
OO
dem Reiche des reinen Geistes, 
OO
über die «Antenne» ihres eigenen gei‐ 
OO
stigen Wesenskernes, erreichen 
können 
OO
und erreichen 
wollen. ‒
 
.Es ist kaum möglich, in Worten 
OO
menschlicher Sprache die einzigartige 
OO
Verbundenheit von «
Geistfunken» 
OO
und «
Seele» im Erdenmenschen dar‐ 
OO
stellen, oder auch nur mit Hilfe von 
OO
Bild und Gleichnis erklären zu wollen. 
OO
.Obwohl unsere «
Seele» für uns «das 
OO
einzig 
Wirkliche» ist, das heißt: das 
OO
Einzige, was für uns als ein Wirkendes 
OO
wahrnehmbar wird im Innern, ist sie 
OO
an sich doch nichts anderes als 
eine 
OO
organische und nach bestimmten 
OO
rhythmischen, 
harmonischen Ge‐ 
OO
setzen gebildete Gestaltung aus 
OO
dem ewigen Ozean der Seelen‐ 
OO
kräfte, die gleichsam an dem in diesen 
OO
Ozean versenkten «
Geistesfunken» 
OO
ihren 
Kristallisationsmittelpunkt 
OO
hat. ‒ ‒
.Wahrnehmung des eigenen «
Gei‐ 
OO
stesfunken» in uns ist uns nur mög‐ 
OO
lich, soweit wir «
Seele» sind, und nur 
OO
 
durch die bis ins Reingeistige eindrin‐ 
OO
genden 
besonderen Kräfte der 
OO
«Seele», die gleichsam als ihre «
Füh‐ 
OO
ler» betrachtet werden können...
.Alles 
Geistige, was unser Erden‐ 
OO
bewußtsein erreichen will, muß seinen 
OO
Weg nehmen über den ewigen «
Gei‐ 
OO
stesfunken» in uns, wo es durch die 
OO
«
Fühler» der «
Seele» empfangen und 
OO
aus der «
Seele» wieder durch bestimm‐ 
OO
te «
seelische Organe» unserer Ge‐ 
OO
hirnmembran übermittelt wird. ‒ ‒ ‒ 
OO
.Da nun aber auch, 
umgekehrt, alle 
OO
lauten Wahrnehmungen 
des äußeren 
OO
Erdenlebens durch das Gehirnbewußt‐ 
OO
sein die «
Seele» zum Mitschwingen 
OO
bringen, so wird der unsagbar subtile 
OO
Organismus der «Seele» fort und fort 
OO
erschüttert, was nicht nur seine 
Auf‐ 
OO
nahmefähigkeit für Geistiges bald 
OO
mehr, bald weniger 
herabsetzt, son‐ 
OO
dern zuweilen, und selbst 
für längere 
OO
 
Zeit, geradezu eine Art von «Läh‐ OO
mung» der «Seele» bewirken kann. ‒ OO
.Wer das in sich vielleicht schon er‐ OO
fahren hat, ‒ und es wird wenige geben, OO
die es nicht erfahren hätten, ‒ dem OO
brauche ich kaum zu sagen, wie dann OO
diese «Lähmung» der «Seele» wieder OO
auf das Gehirnbewußtsein zurück‐ OO
wirkt...
.So besteht immerwährende Wech‐ OO
selwirkung im Innern des Menschen OO
und eine Hygiene der «Seele» ist OO
wahrlich nicht minder wichtig als OO
hygienisches Verhalten in Bezug auf den OO
sichtbaren Erdenkörper und seine OO
Organe. ‒ ‒
.Wir brauchen ständig «geistige Er‐ OO
neuerung», im Sinne einer Erneue‐ OO
rung seelischer Spannkraft, damit OO
die «Seele» Geistiges aufzunehmen OO
und weiterzuleiten fähig bleibe, ‒ so OO
wie wir die Erneuerung unserer erden‐ OO
körperlichen Kräfte nicht entbehren 
OO
können, wollen wir dem Erdendasein 
OO
genügen. ‒ ‒
Es gibt aber keine 
wirksamere Art zu 
OO
steter 
geistiger Erneuerung zu ge‐ 
OO
langen, als immerwährende 
Gebetsbe‐ 
OO
reitschaft, ‒ als das «
Beten ohne 
OO
Unterlaß», das aus ihr hervorgeht! ‒ 
OO
.Wer immerwährend 
gebetsbereit 
OO
ist, durch die ganze Einstellung seines 
OO
inneren und äußeren: ‒ seines 
be‐ 
OO
schauenden und 
tätigen Lebens, für 
OO
den gehört das wirkliche «
Beten» 
OO
ebenso zu seinen Lebens-
Notwendig‐ 
OO
keiten wie seines 
Erdenkörpers irdi‐ 
OO
sche 
Ernährung, und es 
bedarf keiner 
OO
besonderen Anlässe mehr, um ihn 
OO
zum «
Beten» zu bewegen, wenn es ihm 
OO
andererseits auch gewiß niemals an sol‐ 
OO
chen Anlässen fehlen wird...
.Und es sind nicht nur die aneinander‐ 
OO
 
gereihten goldenen Kettenglieder be‐ OO
wußter, geformter Gebetshand‐ OO
lungen, die seinem Leben Weihe ver‐ OO
leihen! ‒
.Es ist sein steter Gebets-Wille, der OO
gleichsam auch dann an seinerstatt OO
«betet», wenn Alltagspflichten und OO
äußere Ablenkung das bewußt gestal‐ OO
tete «Gebet» unmöglich werden las‐ OO
sen. ‒ ‒
.Ist man einmal auf dieser Stufe ange‐ OO
langt, dann ist ein Tagewerk undenk‐ OO
bar, das ohne wirkliches «Gebet» be‐ OO
gonnen oder vollendet werden könnte. OO
.Doch, ‒ es ist gesagt: ‒ «Wenn du OO
beten willst, schließe dich ein in OO
deine Kammer!»
.So ist es denn keineswegs nötig, ‒ OO
ja, es würde gegen die «Scham der OO
Seele» verstoßen, ‒ daß die Umge‐ OO
bung des Betenden um seine Gebets‐ OO
handlungen weiß, es sei denn, daß OO
mehrere Menschen sich im gleichen OO
Gebetswillen zusammenfinden und OO
einer aus ihnen diesem Willen in Worten OO
Gestaltung zu geben sucht. ‒
.Dann müssen das aber auch Men‐ OO
schen sein, von denen jeder Einzelne OO
weiß, was wirkliches «Beten» ist, und OO
jeder muß sein Leben bereits zu steter OO
Gebetsbereitschaft erhoben haben, OO
‒ sonst wird gemeinschaftliches Beten OO
zur hohlen Geste, oder, besten‐ OO
falls, wie etwa bei gemeinsamem OO
«Tischgebet», zur Befolgung einer OO
frommen Sitte, die freilich ‒ einst OO
hervorging aus gemeinsamen Gebets‐ OO
handlungen solcher Menschen, die um OO
das Geheimnis rechten «Betens» wuß‐ OO
ten, und auch die Ernährung des Er‐ OO
denleibes nicht ohne «Gebet» lassen OO
wollten. ‒ ‒
.Dem Kinde aber gebe man ruhig OO
Gebetsformeln, die seinem Fühlen‐ OO
und Empfindenkönnen 
angepaßt sind, 
OO
ohne vorerst eine 
innere Einstellung 
OO
von ihm zu erwarten, die 
seiner See‐ 
OO
lenkräfte Konzentration noch über‐ 
OO
steigt!
.Mit aller Behutsamkeit ist dann der 
OO
heranwachsende Mensch zuerst in die 
OO
Praxis des 
wirklichen «
Betens» 
OO
einzuführen, bevor ihm Aufschluß dar‐ 
OO
über wird, in 
welcher Weise hier alles 
OO
geistig ineinandergreift.
.So wird er, der bereits 
praktisch 
OO
beten 
gelernt hat, nur noch 
Vertrau‐ 
OO
tes vernehmen, wird ihm die ganze 
OO
Lehre in ihrem Zusammenhange zu‐ 
OO
teil. ‒
Die 
Wortgestaltung, die der des 
OO
«
Betens» wahrhaft 
Kundige seiner 
OO
Gebetshandlung jeweilig geben will, 
OO
bleibt 
ihm allein anheimgestellt.
.Er kann mit gleicher Wirkung sich 
OO
 
an gegebene Gebetsformeln halten, OO
die ihm vielleicht von der Kinderzeit OO
her schon lieb und vertraut geworden OO
sind, wie er auch aus der Fülle seines OO
Empfindens selbst die Worte formen OO
kann, und wenn auch ein solches Gebet, OO
seiner Wortfolge nach, nur ein ergriffe‐ OO
nes Stammeln darstellen würde.
.Obwohl aber wahrlich auch ein sol‐ OO
ches Stammeln zum «Gebete» wer‐ OO
den kann, soll doch nicht der Irrtum OO
entstehen, als solle wahres Gebet lieber OO
ein «Stammeln» als geformte Wort‐ OO
folge sein. ‒
.Es handelt sich hier um höchstes OO
Auswirken geistiger Gesetze und OO
seine Benützung, so daß schon die OO
Ehrfurcht vor dem Geistigen gebietet, OO
auch nach aller Möglichkeit nach for‐ OO
maler Vollendung der Gebetshandlung OO
zu streben...
.Und weit darüber emporragend sind OO
noch Wortfolgen möglich, die nach gei‐ 
OO
stigen Lautwerten geordnet, unsagbar 
OO
wohltätig auf die Seele einwirken, so 
OO
daß sich ihr «Gebet» gleichsam mit dop‐ 
OO
pelter Kraft erhebt. ‒ ‒ ‒
Um 
was dann, wenn man wirklich «be‐ 
OO
ten» 
kann, zu beten 
ist, wird zwar 
OO
jeder für sich zu wissen meinen, und 
OO
doch ist es nötig, hier noch einiges zu 
OO
sagen, soll nicht der gleiche Fehler ad 
OO
infinitum begangen werden, den so viele 
OO
begehen, die zwar 
nicht um das 
My‐ 
OO
sterium des rechten «
Betens» wis‐ 
OO
sen, aber nach ihrer frommen Art gut‐ 
OO
gläubig zu beten 
meinen, wie sie es 
OO
eben verstehen können.
.Da ist es denn fast jedem dieser ver‐ 
OO
meintlichen Beter geradezu 
selbstver‐ 
OO
ständlich, daß er 
zuerst um sein 
ei‐ 
OO
genes Wohl und um das Wohl 
derer zu 
OO
beten habe, die ihm, ‒ wie man zu 
OO
 
sagen pflegt, ‒ in seinem Erdenleben OO
«nahestehen»...
.Man hat zwar die Mahnung vernom‐ OO
men: ‒ «Betet für die, so euch has‐ OO
sen und verfolgen!» ‒ ‒ und am OO
Tage von Golgatha wird mit bedeutsa‐ OO
mer Betonung in den «römischen» Kir‐ OO
chen sogar für die «Ketzer», die OO
Juden und «Heiden» gebetet, aber ‒ OO
man denkt nicht daran, daß uns, vom OO
Standpunkt geistig Erwachter her OO
gesehen, auch unsere Feinde und Ver‐ OO
ächter, wie auch die fernsten Men‐ OO
schen, die wir niemals noch von An‐ OO
gesicht sahen, geistig ebenso ver‐ OO
bunden sind, wie unsere allernächsten OO
Blutsverwandten, auch wenn wir den OO
uns Unbekannten, und denen, durch OO
die uns arges Leid geschah, gewiß nicht OO
die gleiche Art und den gleichen Grad OO
der Liebe entgegenbringen können, OO
‒ was auch wahrhaftig kein göttliches OO
Gesetz «verlangt», weil es ja selbst 
OO
die Unterschiedlichkeit 
setzt und 
be‐ 
OO
wirkt.
.Wer aber das 
wirkliche «Beten» 
OO
lernte, der wird fortan seinen Gesichts‐ 
OO
kreis 
erweitern müssen, um 
vor al‐ 
OO
lem und 
zu allererst für  zu 
OO
«beten», was auf Erden Mensch 
werden 
OO
will, und Mensch zu 
sein sich müht: ‒ 
OO
was unter der 
Tierheit leidet, und was 
OO
die Tierheit 
zu bändigen sucht! ‒ ‒ 
OO
.Dann erst wird der Betende an 
be‐ 
OO
stimmte Menschen-
Gruppen denken 
OO
dürfen, ‒ 
danach an seine 
Freunde 
OO
und 
Anverwandten, ‒ 
sodann an 
OO
seine engste 
Familie, ‒ und 
zu aller‐ 
OO
letzt: ‒ auch an 
sich selbst! ‒ ‒ ‒ 
OO
.Es ist genau die 
umgekehrte Rei‐ 
OO
henfolge gegenüber 
jener, die für un‐ 
OO
sere Lebenspflichten in 
der Außen‐ 
OO
welt maßgebend ist, denn dort muß der 
OO
Mensch zuerst 
selbst festen Stand ge‐ 
OO
 
winnen, bevor er Verantwortung für OO
eine Familiengründung übernehmen OO
kann, ‒ muß zuerst für seine Familie OO
sorgen, bevor er Anverwandten und OO
Freunden helfen darf, ‒ und diesen OO
wieder muß er nicht mehr notwen‐ OO
dig sein, will er ferneren Menschen‐ OO
Gruppen helfen oder seine Kraft dem OO
Menschheits-Ganzen zur Verfügung OO
stellen. ‒
.Unbeschreiblich Bedeutendes OO
hängt für die ganze Menschheit da‐ OO
von ab, daß jeder, der wirklich «beten» OO
lernte, nun in solcher Weise zuerst für OO
Alle «betet», bevor er das «Gebet» OO
auch für seine weiteren und näheren OO
«privaten» Anliegen einsetzt, ganz ab‐ OO
gesehen von dem rein Persönlichen, OO
für das er die Hilfe des «Gebets» ge‐ OO
brauchen will...
.Es kann so im Laufe der Zeit wahr‐ OO
haftig zu geistiger Erneuerung im‐ OO
mer größerer Teile der Menschheit kom‐ 
OO
men, nur durch das «
Gebets»-Wirken 
OO
weniger 
Einzelner!
.Aber es wird hier nicht bei diesen 
OO
wenigen Einzelnen bleiben, denn die 
OO
Kraft des 
wirklichen «
Gebetes» 
OO
weiß in Bälde 
alle zu erreichen, die be‐ 
OO
reits 
reif und 
gefestigt genug sind, um 
OO
«beten» 
lernen zu können...
.Derer aber sind wahrlich nicht we‐ 
OO
nige in heutigen Tagen zu finden! ‒ ‒ 
OO
Die noch 
der Erde Bürde und Müh‐ 
OO
sal tragen, mögen aber auch 
jene nicht 
OO
vergessen, die 
vor ihnen über diese 
OO
Erde gingen, mit gleicher Mühsal und 
OO
Bürde belastet. ‒ ‒
.Man wähne 
nicht, nun seien sie aller 
OO
Sehnsucht nach Hilfe 
enthoben, oder, 
OO
sie seien erdenmenschlicher Hilfe so ent‐ 
OO
rückt, daß solche Hilfe ihnen 
nichts 
OO
mehr nützen könne!
 
.Ach! ‒ es sind nur Allzuviele, OO
denen die Hilfe durch wirkliches «Ge‐ OO
bet» gar dringend nötig wäre, da sie OO
nun in einer seelischen Entwicklungs‐ OO
Phase stehen, die ihnen nicht mehr er‐ OO
laubt, selbst tätig ihr Schicksal zu OO
fördern! ‒ ‒ ‒
.Wenn in einem alten geheiligten Bu‐ OO
che die Worte stehen: «Es ist ein OO
heiliger und heilsamer Gedanke, OO
für die Verstorbenen zu beten, auf OO
daß sie erlöst werden!» ‒ so darf OO
man hier wahrlich sicher sein, daß nur OO
einer diese Worte schreiben konnte, der OO
hinter die dichte Verhüllung sah, die OO
dem nicht dafür bereiteten Erdenmen‐ OO
schen den Blick in «das Land ohne Wie‐ OO
derkehr» unmöglich macht...
.Und wenn ich hier jeden, der da OO
«beten» lernen will, bitte, daß er, so‐ OO
bald er es kann, sein wirkliches «Ge‐ OO
bet» auch für die von dieser Erde OO
Geschiedenen ein-setze, so spreche ich OO
kraft meines sichersten «Wissens», OO
und keineswegs etwa beeinflußt durch OO
irgendwelche erdenmenschlichen Vor‐ OO
stellungen vom Leben nach dem Erden‐ OO
tode!
.Aber auch hier möge man daran den‐ OO
ken, zuerst für Alle zu «beten», bevor OO
man die Kräfte des wahren «Gebetes» OO
auf Einzelne lenkt! ‒ ‒
.Es trage aber auch keiner etwa Sorge, OO
daß sein «Gebet» für Einzelne viel‐ OO
leicht vergeblich sein könne, weil OO
diese Einzelnen der Hilfe nicht mehr OO
bedürftig seien!
.Hier ist nur zu sagen, daß es unter OO
denen, die noch irgend ein heute auf OO
Erden Lebender kannte, oder deren sich OO
seine Eltern erinnerten, keine einzige OO
Seele ist, die nicht auf ihrem Wege noch OO
Förderung dankbar begrüßen würde, OO
auch wenn sie nicht zu denen gehört, OO
denen solche Hilfe durch wahres «Ge‐ OO
bet» geradezu «Erlösung» werden OO
kann. ‒ ‒ ‒
.Auch in jenem Seelenzustand, in dem OO
sich die «Seele» frei vom Erdenkör‐ OO
per erlebt und den der Sprachgebrauch OO
das «Jenseits» nennt, ist geistige OO
Erneuerung, in gleichem Sinne wie OO
ich das Wort schon vordem erläuterte, OO
eine stete Notwendigkeit, denn im‐ OO
mer noch erschüttert, nachwirkend, OO
erdenhaftes Bewußtsein die «Seele», OO
während sie zugleich in neuen Erleb‐ OO
nissen vibriert, die sie passiv hinneh‐ OO
men muß, ohne, wie einst auf der OO
Erde, durch den Erdenkörper aktiv OO
daran teilnehmen zu können. ‒ ‒ OO
.Die Wenigen aber unter den Geschie‐ OO
denen, die aktiv in der Welt des Geistes OO
heimisch waren schon zu ihren Er‐ OO
denzeiten, würden die Hilfe des wah‐ OO
ren «Gebetes» wahrlich für Andere OO
gut zu gebrauchen wissen, würde sie 
OO
ihnen etwa zugelenkt...
.Es darf jeder darauf vertrauen, daß 
OO
nichts verlorengeht, was da jemals die 
OO
Liebe über die Grenze der physisch‐ 
OO
sinnlichen Welt ins «
Jenseits» sendet.
.Gilt das wahrhaftig schon von jeder 
OO
liebedurchdrungenen 
Empfindung, ‒ 
OO
von jedem liebeerfüllten 
Gedanken, ‒ 
OO
so erst recht von der wahrhaft 
wun‐ 
OO
dersamen Hilfe, die durch Ausübung 
OO
wahren «
Gebetes» möglich wird! ‒ ‒ 
OO
So wirkt die rechte Art zu «
beten», 
OO
wie ich hier in diesem Buche «
beten» 
OO
lehre, nicht nur 
über die ganze Erde 
OO
hin, sondern noch 
weit über diese 
OO
physisch-sinnliche Erscheinungswelt 
hin‐ 
OO
aus!
.Das wirkliche «
Gebet» verbindet 
OO
alles Seelische, das den Geistesfunken 
OO
in sich trägt, im 
sichtbaren wie im 
OO
 
unsichtbaren Kosmos, und bringt OO
Kraftströme zur Wirksamkeit, die, OO
auf dem Wege über die ihnen gesetzten OO
Stationen, in Wahrheit zuletzt das Herz OO
des absoluten ewigen Seins errei‐ OO
chen, um von dort aus mit «Gnade» OO
gleichsam «geladen» zurückzufluten OO
auf den Betenden und alles, worauf sein OO
«Gebet» gerichtet ist...
.Das wirkliche «Gebet» läßt die OO
«Himmelsleiter» erstehen, die im OO
Innern des Menschen dann aufragt, OO
hinauf bis zum innersten Urseins-Wil‐ OO
len, ‒ jene «Himmelsleiter», die es OO
den hohen Hierarchien des Geistes mög‐ OO
lich macht, das ewig leuchtende Licht OO
herabzubringen bis in des Erdenmen‐ OO
schen irdisches Erleben! ‒ ‒ ‒
.Das wirkliche «Gebet» ist die OO
höchste Verherrlichung der ewigen OO
Liebe, ‒ liebend dargebotene Ver‐ OO
einungsmöglichkeit mit der ewigen OO
schöpferischen Allgewalt, die aus der 
OO
Urliebe ewig neues 
Leben zeugt... 
OO
.So ist es für den Erdenmenschen wahr‐ 
OO
lich nur 
Erfüllung heiligster 
Pflicht, 
OO
wenn er sich strebend müht, das wahre 
OO
«
Beten» zu lernen.
.Heil und 
Segen wird 
ihm und 
aller 
OO
Seele aus solchem «
Beten» ersprießen, 
OO
und mehr und mehr wird sich durch sol‐ 
OO
ches 
wirkliches «Gebet» 
der Erde 
OO
Antlitz geistig neu gestalten, zum 
OO
Wohle derer, die einst 
nach uns kom‐ 
OO
men. ‒ ‒ ‒
.Bereiter der 
Zukunft sind alle, die 
OO
wahrhaft zu «
beten» wissen! ‒
.Sie sind die 
Vorläufer und 
Weg‐ 
OO
bereiter des , der 
OO
schon mit Ungeduld auf Erden 
Dasein 
OO
verlangt, aber erst erscheinen 
kann, 
OO
wenn er die Erde für seine 
neue Weise 
OO
Mensch zu sein, 
bereitet findet! ‒ ‒ 
OO
.Ihm wird das wirkliche «
Beten» auf 
OO
 
Erden 
Heimat schaffen, ‒ 
ihm: ‒ 
OO
dem 
neuen Menschen, der da alles, 
OO
was dermalen noch zerspalten und zer‐ 
OO
rissen ist, 
vereinigt, weil er nur noch 
OO
aus der  lebt! ‒ ‒ ‒
*          *
*
 
Heilige Heerschar!
Hüte heute
Meinen neuen Tag!
Hohe Hilfe helfe
Mir,
Dem Vertrauenden,
Tun meine Tat!
Rein ist mein 
Fühlen: ‒
Es 
bleibe rein!
Straff mein 
Denken: ‒
Es 
bleibe gestrafft!
Klar meine 
Rede: ‒
Sie 
bleibe klar!
Ich unterwerfe
Mein 
Denken
Der 
Liebe!
 
Ich unterwerfe
Meine 
Worte
Der 
Liebe!
Ich unterwerfe
Mein 
Handeln
Der 
Liebe!
*
I
Dank dem 
Erzeugenden
Für das 
Erzeugte! ‒
Geweiht sei Speise,
Geweiht sei der Trank
Urewiger Liebe!
II
Gabe der Erde,
Erhalte der Erde
Was 
ihr gehört! ‒
Werde 
Segen
Leibhaftem Leben!
 
III
Kraft des Lebens!
Wirke das 
Wunder: ‒
Wandle,
Was ich 
vernichte,
Was ich 
zerstören muß,
Mich zu erhalten, ‒
In weisen Willen!
*
O Glück der 
Ruhe!
Glück der 
Stille!
Glück der 
Nacht!
Nach 
Tagesmühe,
Tageslärmen,
Tagesdrängen,
Müd' gemacht,
Sehnt 
Seele sich
Und 
Leib,
 
Nun 
auszuruhen
Auszuklingen
Auszuschwingen.
Nun ist 
vollbracht
Der 
Erde Werk!
Seele!
Kehr' 
bei dir selber ein!
Lerne
Den Leib nun 
vergessen!
Laß ihn
Auf seinem Lager 
ruhn!
Hehrer Hüter heilige Hut
Hütet ihn vor Schaden.
Du aber, ‒
Seele, ‒
Bete
Unterdessen!
*
 
Frei!
Frei geworden,
Fressender Frage!
Frei geworden,
Wühlender Wünsche!
Also befreit,
Will ich
Herr
Dir Sein, ‒
Will dich
Beherrschen,
Du,
Mein Glück!
Dank dem,
Das dich
Mir 
sandte!
 
Dank dem,
Das mich
Dich schaffen ließ!
Doch ‒ 
dienen ‒
Will ich
Dir 
nicht!
Willst du an mir
Den 
Knecht,
So wirst du mich
Verlassen müssen, ‒ ‒
Denn ich will
Frei sein,
Auch von 
dir!
*
Helft mir!
Helft mir,
Wenn ihr
Helfen 
könnt!
 
Helfende Mächte!
Hilfreiche Helfer!
Ihr wißt,
Wie harte 
Not
Mich schlägt, ‒
Wie 
Sorge
Boshaft
Mich bedrängt!
Ihr 
werdet
Hilfe 
bringen, ‒
Wenn ihr
Könnt!
Doch: ‒
Ist es euch
Versagt,
Die Last von mir zu heben,
Die mein Rücken trägt, ‒
Dann
Helft mir nur
Sie 
tragen!
 
Geh' ich auch 
gebückt,
So will ich doch nicht
Fallen!
Will willig
Tragen,
Was ich tragen
Muß, ‒
Und will nicht
Murren,
Will nicht
Klagen!
*
Urewige Liebe!
Löse
Aus 
Not
Und 
Bindung,
Aus 
Blindheit
Und 
Nacht,
Aus 
Qual
 
Und 
Bann,
Was 
meine Liebe
Und 
meine Kraft
Nicht lösen kann!
Ergieße 
Du
Aus 
Deiner Kraft
Macht in müden Willen,
Selbst das Leid
Zu stillen,
Soweit es 
Wille
Stillen 
kann!
Sende 
Hilfe
Hoher 
Helfer, ‒
Wehrender Wächter!
Übel 
weiche!
Drangsal 
fliehe!
Weh' 
vergehe!
Not
Sich wende!
 
Böses
Ende!
Gefahr
Und Betörung
Vorüberziehe!
Finsternis
Schwinde!
Licht
Überwinde!
Daß diese Seele
Werde 
frei, ‒
Bald
Aller Bande
Ledig sei!
*
Hohe Helfer!
Lichteslenker!
Mächtig,
Unsichtbar
 
Um mich zu sein. ‒
Euch rufe ich
Aus meiner Pein!
Ich rufe um 
Rettung!
Ich 
will nicht
Verloren sein!
Ach!
Daß doch 
Einer
Bei mir sei, ‒
Mache mich
Von mir selber
Frei! ‒ ‒
Einer
Aus Euch!
Mich 
fasse,
Nicht lasse, ‒
Mich 
rette
Aus böser Bindung
Qualvollen Banden!
 
Mich löse
Aus Drang und Trieb!
Daß er 
verjage
Höllische Plage,
Die 
Urteil trübt,
Betörung übt,
Unheil verhängt,
Zum Argen drängt,
Sinn verwirrt,
Willen beirrt!
Helfe mir
Hüter!
Halt' meine Hand!
Bis ich mich
Selbst
Dem Wahn
Entwand!
*
 
Lenker im 
Lichte!
Seht mich 
bereit!
Bereit im 
Willen!
Bereit
Alle Mühe
Zu überwinden!
Zur 
Tat
Bereit!
Pflicht erkennend
Werde ich 
wirken,
Was 
werden will
Aus meiner Kraft!
Was ich 
vermag,
Und nicht vermag,
Kommt nun zutag.
Daß 
Eure Kraft
Vollendung schaffe,
Wenn ich erschlaffe, ‒
 
Ist meine 
Bitte:
Ist mein 
Gebet!
Laßt mich
Nichts schlecht tun!
Laßt alles mich
Recht tun!
Laßt mich 
nicht wanken!
Lenkt meine Gedanken!
Lehrt mich
Vollbringen!
Lasset das 
Werk
Durch mich
Gelingen!
Ihr hohen Helfer!
Ihr Lenker
Im Licht!
*
Nicht mehr 
beten,
Nicht mehr 
rufen, ‒ ‒
 
Schreien...
Kann ich nur
Um Licht!
Verwirrt,
Verirrt,
Vermag ich nicht
Mich noch
Zurechtzufinden
Im tiefen Dunkel
.um mich her.
Zerquält,
Verängstet,
Schreie ich: ‒
Schreie
Um Licht!
Lichte Liebende
Laßt nicht 
allein
Mich in Marter
Wilder Verzweiflung!
Trostberaubt!
 
Selbst vom 
Scheine
Scheinbaren Trostes
Längst 
verlassen!
O betet 
Ihr für mich,
Die Ihr
Im 
Lichte lebt, ‒
Denn 
ich ‒ ‒
Kann nicht mehr
Beten!
Hört mich!
Erhöret
Meinen Schrei!
Ich 
schreie zu Euch, ‒
Schreie
Aus meiner tiefen,
Tiefen 
Not
Um Licht, ‒
Auf daß ich...
Wieder...
Beten könne!!
*
 
Kalt, ‒
Starr, ‒
Verstummt, ‒
Liebe ich
Dennoch,
Was ich 
vordem
Liebte: ‒
Einst 
warm
Belebt, ‒
Beredten Mundes...
Ehedem
Lichter 
Seele
Lebenslang
Träger
Und 
ausdruckswillige
Darstellung.
Schaurig, ‒
Noch 
unerfaßlich, ‒
Daß 
dieses nun
Verwesen muß! ‒ ‒
 
Daß diese lieben Formen
Nun 
vernichtet werden! ‒ ‒ ‒
Grauenvoll
Fühle ich
Irdische Vergänglichkeit:
Nun aber
Betet
Meine 
Liebe
Für 
dich
Du lichte 
Seele, ‒
Der dieses Kalte,
Starre,
Nicht mehr dienen kann, ‒
Daß dir sogleich
Die hohen Helfer
Sich 
erkennbar zeigen,
Damit du
Ohne Säumen
Deinen Weg zum 
Lichte findest: ‒
Selbst Licht wirst,
Wie du 
Licht
 
Von Anbeginn
Einst warst!
Leitet,
Lenkt
Und 
lehret,
Ihr leuchtenden Lehrer
Erhabenster Lichtwelt!
Führet
Zu höchstem Ziele: ‒
Zu 
lichter Vollendung
In ewigem Geiste, ‒
Was ich 
liebe
Mit aller Liebeskraft,
Jetzt, ‒ wie 
einst!
*
Fragende Augen, ‒
Nie gewesen,
Nie wiederkehrend, ‒
 
Noch 
fasset ihr 
nicht
Was sich euch zeiget
In irdischem Licht!
Möge 
Segen
Euch erregen,
Voll Vertrauen
Bald zu schauen,
Sonnendurchhellt,
Eure Welt!
Möge reinen 
Geistes Walten
Seele sich in euch gestalten, ‒
Was noch «
schläft» in euch
Entfalten!
Liebende Schützer
Schützt dieses Kind! ‒
Lenket sein Werden
Hier auf Erden
In lichte Bahn!
 
Führt dieses Leben!
Leitet sein Streben
Durch lange,
Freudige
Erdenzeit
Stets näher ewigem
Leuchten entgegen! ‒
Behütet es
Auf allen Wegen,
Bis es 
beglückt
Einst, ‒
Der Erde entrückt, ‒
Mit Euch vereint,
Im Lichte aufersteht
Für alle Ewigkeit!
*
Dank Dir
Quelle aller Freude, ‒
Urewiges Licht
 
Lebenspendender Liebe, ‒
Dafür,
Daß ich
Erleben durfte,
Was heute mich
Beglückt, ‒
Mich aller Klage nun
Entrückt, ‒
Erfüllung ward
Hoffen und 
Traum!
Noch 
fasse ich kaum,
Daß das Erlangte sich
Als 
Wirklichkeit erweist.
Ihr aber:
Liebende,
Im Geist,
Ihr,
Die ihr 
Weg
Und 
Weise kennt,
Ihr,
Die Euch 
Liebe
 
Helfen heißt, ‒
Sendet mir,
Helfer,
Eure Kraft!
Lehrt mich
Erkennen
Wie ich
Meiner Freude
Würdig werde!
Laßt mir zum 
Segen sein
Was diesen Tag mir hellt!
O laßt mich nicht
Allein!
Allein mit meiner 
Freude!
Schützet,
Schützer
Meine Seele,
Daß nicht 
Übermut
Sie nun befällt!
*
 
Innerstes Leben!
Sein meiner selbst!
Du 
lichter Stern
Urgöttlichen Lichtes
Im Erdendunkel!
Du,
Dessen «
Bild»
Ich bin, ‒
Irdisch verflochten
Dem Irdischen, ‒
Mich selbst
Nicht fassend: ‒
Nur 
in Dir
Von 
Dir
Gefaßt!
Weit
Ward ich mir, ‒
So, wie ich bin
 
In Dir, ‒
Weit ward ich mir
Entrückt!
Wo ist mein 
Weg? ‒
Mein Weg
Zu mir, ‒
So wie ich
Ewig
Bin
In Dir!?
O 
helfe mir!
Lass' nicht 
Dein «
Bild»
Durch Irdisches
Ver-
bilden!
O laß 
zurück mich
Zu mir selber
Finden! ‒ ‒
Zu Dir,
Du 
Licht in mir!
 
Löse
Meine Selbstverflechtung!
Befreie
Aus des Irrtums Knechtung,
Was nur 
mit Dir
Vereint
Das 
Leben finden kann!
*
Von allem Trost verlassen
Rufe ich,
Rufe ich zu Dir: ‒
Du Licht der Ewigkeit!
Du Licht des Lebens, ‒
Licht der Liebe!
Lass' 
nicht
In schwarzer Lichtnot
Nachten
Seele
Und Sinn!
 
Erhelle
Das 
Trübe!
Erlichte
Das 
Dunkel!
Laß mich
Erleuchtung
Erlangen
In Dir!
Sende,
Die in Deinem Lichte
Leuchten
Mir
Auf meinen Weg!
Heiße sie achten
Auf mein Suchen:
Mein Suchen
Nach Licht!
Willig folge ich
Führender Hand!
 
Willig ersteige ich
Steile Pfade!
Entführet mich
Führer
Finsterem Land!
Führt mich
Ins Licht: ‒
In das Leuchten
Der Gnade!
*
Väter im Lichte, ‒
Heilige Helfer, ‒
Hilfreich nahe
Allem,
Was nach Rettung ringt!
Inbrünstig ‒
Bebenden Herzens ‒
Sei 
Dank
Euch dargebracht!
 
Aus drohender Nacht
Zum Lichte erwacht, ‒
Aus Not errettet,
Gefahr entrissen,
Losgekettet
Aus feindlicher Macht, ‒
Sei nun mein Leben
Euch übergeben!
Eurer Wacht
Sei anvertraut,
Was Ihr
In mir
Aus meinem Streben
Nun 
auferbaut!
Lasset des 
Dankes
Tempel werden
All mein Dasein nun
Auf Erden!
*
 
Schaffende,
Bauende,
Werkwissende
Meister!
Weist mir
Rechte Weise
Wie ich
Wirkend
Werk
Vollende!
Ihr,
Die ihr 
Maß
Und 
Zahl
Erkennt, ‒
Verborgenstes
Bei 
Namen nennt, ‒
Gebt 
Einsicht,
Kraft
Und auch
Geduld!
 
Begnadet mich
Aus hoher Huld!
Daß nichts mir
Mißlinge!
Daß alle Dinge
Die 
Werk
Ergeben,
Sich unter meiner Hand
Vollenden wollen
Und 
zum Werk
Erheben! ‒ ‒ ‒
*
Laßt mich nicht
Im Nichts
Versinken!
Nicht
Im Schein
Ertrinken!
 
Soll mich nicht
Gedanke
Binden, ‒
Soll ich
Wahrhaft
Weisheit
Finden, ‒
Muß ich
Hilfe
Mir erbitten,
Weise Wissende,
Bei 
Euch!
Die Ihr
Allein
Mir 
Wege wißt
Aus Irrung
Und Verwirrung.
Weist
Wissend Liebende
Liebreich
Licht!
 
Laßt mich
Erkennen
Wahres Wesen
Wahrhaftiger
Wirklichkeit!
Aus Trug
Und Schein
Führt mich,
Ihr Leuchtenden,
In ewig wahre
Weisheit ein!
*
Vater aller,
Die Dich 
glauben!
Der 
Du bist,
Da 
Du
Dich 
glaubst! ‒
Der 
Du
 
Glaubend
Leben zeugest
Wie 
Du
Glaubend,
Selbst Dich zeugend,
Selbst Dir
Licht
Und Leben bist!
Erwecke Glauben
Auch in mir,
So, daß ich
Wahrhaft 
glauben lerne, ‒
Glauben,
Gleich Dir!
Überlichte,
Über-
zeuge mich
Aus Dir!
Zeuge 
Leben, ‒
Zeuge 
mich
In mir!
 
Lass' 
mich
Glaubend
Dich erlangen!
Daß ich nicht,
Von Nacht umfangen,
Beute werde
Meiner Glaubensnot!
*
Hart bedrängt
Durch zähen Zweifel,
Vater,
Rufe ich zu 
Dir!
Sende bald
Durch Deine Boten
Deine hohe 
Hilfe mir!
Gib verstörtem Herzen
Gnade! ‒
Licht im Urlicht,
 
Leite Du
Licht
Aus Deines Leuchtens Fülle
Mir auf meine
Erdenpfade!
Daß ich 
klar
Das Rechte sehe,
Trug von Wahrheit scheiden lerne,
Mich nicht 
weiter noch
Entferne,
Und nicht
Irre Wege gehe!
*
Noch ist mein Glaube,
Wie Röhricht im Winde,
Immerfort schwankend...
Bald aufgerichtet,
Bald niedergedrückt...
 
Bald kann ich
Glauben,
Gleich einem Kinde. ‒
Bald ist mir alles
Wieder entrückt.
Sehnend
Suche ich
Sicheren Grund,
Um fest
Wie ein Fels
Zu stehen...
Bin 
Denkensmüde
Bin 
Herzenswund, ‒
So kann es nicht
Weitergehen!
Ihr
Die Ihr
In Gewißheit lebt!
Helft mir
Aus solcher Pein!
 
Gebt meinem Glauben
Festen Stand!
Führet mich,
Führer,
An fester Hand
In Eure
Gewißheit ein!
*
Willig
Will ich
Auf mich nehmen,
Was mein 
Wille
Nicht mehr
Wendet, ‒
Auch wenn das,
Was mich
Verwundet,
Meine Erdentage
Endet!
 
Alles
Was ich 
will
Und 
hoffe,
Ist,
Daß diese Erdenplage
Die ich mit 
Geduld
Ertrage,
Mir noch soviel 
Kraft belasse,
Daß ich stets
In Klarheit fasse: ‒
Wie alles Leid
Mich nur befreit
Aus Erdenhörigkeit.
*
Euch,
Die ihr
Erdenleibes ledig,
Nun 
Seelenleibhaft euch
Erlebet, ‒
 
Nahe noch
Irdischem,
Dennoch
Erdentrückt, ‒
Euch
Leite Liebe
Lichter Leitung zu!
Liebe
Löse
Irdischen Bann!
Lichtes 
Vertrauen
Lehre euch fassen
Hilfreiche Hände
Erdnah verharrender
Hoher Helfer, ‒
Heiliger Liebender!
Erdhafte Hemmung
Bleibe zurück!
Wahn
Werde 
vergessen!
Wille werde wach!
 
Enthaftet
Aller Haftung,
Frei
Aller Fesselung,
Folget
In Freude
Weiser Führung
Leuchtender Führer!
Daß bald euch
Erleuchte
Ewiges Licht!
*
 
ENDE