DAS MYSTERIUM
VON GOLGATHA
KOBER'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG AG
BERN
BÔ YIN RÂ
Joseph Anton Schneiderfranken
4. Auflage
Unveränderter Nachdruck der 1953 in der Kober'schen
Verlagsbuchhandlung erschienenen dritten Auflage.
Erstausgabe Verlag Magische Blätter, Leipzig 1922
Erweiterte Ausgabe Richard Hummel Verlag, Leipzig 1930
© 1973, Kober'sche Verlagsbuchhandlung AG Bern
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung in
fremde Sprachen und der Verbreitung in Rundfunk
und Fernsehen
Druck: Baumann AG. Menziken
DER MUTTER MEINER KINDER!
So, wie mein Buch „Mehr Licht!” aus ge‐
OO
sonderten Abhandlungen entstand, so ist
OO
auch dieses Buch eine Sammlung in sich bis
OO
zu gewissem Grade abgeschlossener Kapitel.
OO
Dennoch möchte ich das, was ich
hier nun
OO
verbinde, nur im
Zusammenhang be‐
OO
trachtet wissen, und wenn ich dem ganzen
OO
Buche
den Titel seiner ersten Ab‐
OO
handlung gebe, so geschieht dies deshalb,
OO
weil alles andere im Grunde
mit zu die‐
OO
ser Abhandlung gehört.
.Ich vertraue meinen Lesern, daß sie in sol‐
OO
chem Sinne zu lesen wissen und glaube, daß
OO
es wahrlich keines besonderen Hinweises be‐
OO
darf, um den roten Faden zu finden, der hier
OO
alle Einzelkapitel zu einem sich selbst erklä‐
OO
renden Ganzen durchzieht.
Unter denen, die in heutigen Tagen einer
OO
geistigen Erneuerung zustreben, sind unstrei‐
OO
tig sehr viele zu finden, denen der hohe Mei‐
OO
ster von Nazareth seit frühester Jugend als
OO
göttlicher Lehrer galt, ‒ denen das „
My‐
OO
sterium von Golgatha” Mittelpunkt
OO
ihres Glaubens war...
.In manchen mag noch heute ein tiefer
OO
Christusglaube
Leben zeugen, während an‐
OO
dere längst in Seelennot und Zweifel das
ver‐
OO
loren haben, was ihrer Kindheit
Licht
OO
und
Gottesgewißheit gab. ‒ ‒
.Allen diesen aber glaube ich hier manche
OO
Schleier lüften zu können, die vor ihren Augen
OO
bisher verborgen hielten, was ihres Herzens
OO
tiefster Sehnsucht allein die letzte Bestätigung
OO
bringen kann. ‒
.Es gilt, die tiefe Wahrheit zu enthüllen, die
OO
in dem Gottessohn von Nazareth ein
Leben
OO
formte, das in fernste Zeiten noch des
Lich‐
OO
tes reine Strahlen senden wird, so sehr auch
OO
diese heutige Zeit gar manche Zweifel an der
OO
Wahrheit dieses Lebens nährt.
Die mannigfachsten Bilder haben im Laufe
OO
der Jahrhunderte das Bild des „großen Lie‐
OO
benden”, des erhabenen Meisters der Evan‐
OO
gelien, verdunkelt.
.Schon damals, als sein Fuß noch durch die
OO
Gaue Palästinas wanderte, gab es nur Wenige,
OO
die wahrhaft wußten,
wer er war, und
OO
die, von denen uns die heiligen Bücher als
OO
von seinen Jüngern reden, dürfen kaum zu
OO
diesen Wenigen gerechnet werden.
.Was uns erhalten ist an Worten seiner Lehre,
OO
trägt die Farben aller derer, die durch seine
OO
Lehre
eigenes Wähnen stützen wollten....
OO
.Weniges nur läßt sich auch heute noch als
OO
ungetrübte Kunde seines Lebens werten.
.Und dennoch strahlen selbst die
Trüm‐
OO
mer der Berichte noch von einem
Lichte
OO
Kunde, das wahrlich „nicht von dieser Erde”
OO
ist, doch eines „
Menschen-Sohnes” Wir‐
OO
ken brauchte, um dem Menschen dieser Erde
OO
sich zu geben.
Wahrheit und
Sage haben sich im
OO
Laufe der Zeiten in dieses Lichtes
Leuch‐
OO
ten gestellt.
.Urtiefe
Symbole suchten in ihm
Er‐
OO
hellung.
.Altes und
Neues mußte es jeweils
OO
beleuchten, aber nur äußerst selten ward es
OO
in seiner
wahren Wesenheit erkannt.
OO
.Des hohen Meisters göttliche Lehre wird
OO
aber keinem, der die alten Berichte liest, die
OO
tiefsten Tiefen erhellen, solange
der Mei‐
OO
ster selbst noch hinter den Schleiern
OO
der Berichte
verborgen bleibt. ‒
.Die sich seine Diener nannten, waren selbst
OO
im Geiste viel zu weit von ihm entfernt, um
OO
ihn zu
erkennen, und ihre Sorge war
OO
es zumeist: ‒ an alter Kunde nicht zu rühren.
OO
.So konnte es kommen, daß eine neue, ihres
OO
Verstandeswissens allzu sichere Zeit selbst des
OO
Meisters
Dasein in Frage zog.
Aber der, von dem das Wort berichtet
OO
wird: „
Ich will bei euch bleiben
OO
bis ans Ende der Welt” ‒ war
an‐
OO
deren Maßes als seine
Diener und
OO
anderen Maßes als seine
Leugner.
OO
.Wohl dir,
wenn du beim Lesen
OO
dieses Buches seine hohen,
rei‐
OO
nen Züge erkennst!
.Auch wenn du dich
nicht nach seiner
OO
Lehre nennst, oder vielmehr nach der Lehre,
OO
die man in seinem Namen schuf, ‒ so wirst
OO
du ihm dennoch fürder angehören, wenn du
OO
erkanntest, wer er wirklich
war ‒ und
OO
ist....
.Dann wirst du mit
anderen Augen die
OO
Berichte lesen, die von ihm erzählen, und alle
OO
Zweifelsgründe werden dir benommen sein. ‒
OO
.Bist du ein Gläubiger der alten Lehren,
OO
die auf
seiner Lehre
ihre Dome erbauten,
OO
dann wird dir, ‒ wenn du recht zu lesen
OO
weißt, ‒ sein Licht das Dunkel ihrer Hallen
OO
hellen, und manche Lehre, die dir schwere
OO
Last auf deinen Schultern war, an die du
OO
nur aus Furcht vor Frevel nicht zu rühren
OO
wagtest, wird dir zu lieber Bürde werden, zu
OO
einem Kleinod, das du niemals missen möch‐
OO
test. ‒
Woher mir mein Wissen ward, das ich dir
OO
hier gebe, wirst du in diesem Buche erfahren, ‒
OO
und wahrlich wird dir hier ein Wissen werden,
OO
das in
Wahrheit gründet und jeder Täu‐
OO
schung entrückt ist!
.Ich will dich deinem Glauben nicht ent‐
OO
fremden und ehre wahrlich die frommen Ge‐
OO
fäße der Altäre; ‒ doch will ich deinem Glau‐
OO
ben
Inhalt geben, und unerschöpfliche
OO
Brunnen will ich erneut zum Fließen bringen. ‒
OO
.So nimm denn dieses Buch und lasse seine
OO
Worte dir zum Segen werden!
.Wenn du manches findest, was dir zuerst
OO
noch
fremd erscheint, so sei nicht vor‐
OO
schnell zu einer Entscheidung bereit!
.Du wirst
öfters lesen müssen, bis die
OO
verschütteten Schächte deines Empfindens
OO
frei werden können, ‒ damit die
leben‐
OO
digen Wasser der Urgrundtiefen deines
OO
Seins empor ans Licht gelangen mögen!
.Bedenke, daß viele Jahrhunderte ihre „Scher‐
OO
ben” in deine Brunnen warfen, und daß nur
OO
du selbst allein diesen Schutt entfernen
OO
kannst. ‒
„Toren glauben sich groß, wenn sie
andere
OO
übersteigen können, der Weise aber macht
OO
sich klein, damit er
sich selbst übersteige.”
OO
Zu den Zeiten des
Kung fu tse lebte
OO
im Reiche der Mitte ein wundersamer
OO
Weiser, den sie
Lao tse nannten.
.Kung fu tse, der große Lehrer der
OO
Gesetze des glücklichen Lebens, hörte von ihm
OO
und machte sich auf, ihn zu besuchen. Von
OO
diesem Besuch zurückgekehrt, ging
Kung
OO
fu tse drei Tage lang schweigend umher,
OO
so daß seine Schüler sich sehr verwunderten.
OO
.Tseu Kong aber machte sein Herz weit
OO
und frug den Lehrer, weshalb er unausgesetzt
OO
schweige?
.Darauf antwortete
Kung fu tse und
OO
sprach:
.„Wenn ich bemerke, daß ein Mensch sich
OO
seiner Gedanken bedient, um mir wie der
OO
Vogel im Fluge zu entwischen, so bediene
OO
ich mich meiner Gedanken, wie man sich
OO
eines Pfeiles bedient, den man vom Bogen
OO
schnellt.
.Unweigerlich treffe ich einen solchen Men‐
OO
schen und werde seiner Meister. ‒
.Will er mir aber entwischen, wie ein hur‐
OO
tiger
Hirsch, so verfolge ich ihn wie ein
OO
geschickter Jagdhund, hole ihn sicher ein und
OO
werfe ihn nieder. ‒
.Will er mir entwischen wie ein
Fisch,
OO
der sich in die Tiefe gleiten läßt, so werfe ich
OO
meine Angel aus, fange ihn und bringe ihn
OO
in meine Gewalt. ‒
.Ein Drache aber,
der in die
OO
Wolken steigt und in der Luft
OO
schwebt, ‒ den kann ich
nicht ver‐
OO
folgen!
.Ich habe
Lao tse gesehen und er ist
OO
wie der
Drache!
.Als er sprach, blieb mein Mund offen und
OO
ich vermochte ihn nicht wieder zu schließen. ‒
OO
.Meine Zunge hing mir vor Erstaunen aus
OO
dem Munde und ich konnte sie nicht zurück‐
OO
ziehen. ‒
.Meine Seele aber wurde aufgeregt und ist
OO
noch nicht wieder ruhig geworden!”
Diese wenigen, in den chinesischen Schrif‐
OO
ten erhaltenen Worte sprechen deutlich genug
OO
von dem ungeheuren Eindruck, den die gei‐
OO
stige Weisheit
Lao tse auf
Kung fu
OO
tse machte, der wahrlich auch, auf seine
OO
Art, ein Weiser war, aber den Bereich des
OO
Intellekts allein beherrschte, während
OO
jener hoch
über allem intellektuellen Wis‐
OO
sen seine geistige Heimat fand. ‒
.Es wird berichtet,
Lao tse sei in hohem
OO
Alter, gegen das Ende seines Lebens, aus
OO
seinem Lande gegangen, ‒ nach Westen zu,
OO
‒ dorthin, von wo er einst seine Lehre er‐
OO
halten habe...
.Im „
Tao te king”, das ihm zugeschrie‐
OO
ben wird, darf man den wesentlichen Nieder‐
OO
schlag seiner Lehre suchen.
.Man hat mit gewissem Recht darauf hin‐
OO
gewiesen, wie nahe diese Lehre den Lehren
OO
der
Pythagoräer und der Philosophie
OO
Platos steht, ja man wollte es wahrschein‐
OO
lich machen, daß
Lao tse aus alter
OO
ägyptischer Mysterienweisheit geschöpft
OO
habe, und konstruierte einst so die wunder‐
OO
lichsten Zusammenhänge.
.Ein Körnchen Wahrheit liegt, wie fast immer
OO
in ähnlichen Fällen, allen diesen Mutmaßungen
OO
zugrunde, denn
Lao tse, der von dem
OO
größten weltlichen Weisen seiner Zeit Be‐
OO
staunte, war einer der wenigen wirkenden Mei‐
OO
ster jener geistigen Gemeinschaft, die man
OO
symbolisch: die „
Weiße Loge” nennt,
OO
der alle alten
Mysterienkulte, der
OO
auch
Pythagoras und
Plato ihr
OO
Bestes dankten. ‒
Während aber diese geistige Gemeinschaft
OO
als solche durch alle Jahrtausende hin stets
OO
nur in
geistiger Weise
aus völliger
OO
Verborgenheit heraus wirkte, fan‐
OO
den sich doch zu Zeiten, wenngleich
äußerst
OO
selten, einzelne ihrer Glieder, die „in der
OO
Welt” lebten, bereit und willens,
auch
OO
durch das gesprochene und
ge‐
OO
schriebene Wort höchste geistige
OO
Lehre zu erteilen, und einer dieser Sel‐
OO
tenen war eben dieser
Lao tse.
.Nicht umsonst betont er, daß der Weise sich
OO
in seiner Lehre
nach Zeit und Um‐
OO
ständen richten müsse, denn es war ihm
OO
wohl bewußt, daß seine Lehre in seinem Volke
OO
und zu seiner Zeit nur verstanden werden
OO
könne in einer Ausprägung, die wenigstens bei
OO
den damals geistig Eingestellten Geltung zu
OO
finden hoffen durfte.
.Nach
Zeit und Umständen mußte
OO
sich noch
jeder der ganz wenigen richten,
OO
der als ein in der Welt lebendes Glied der
OO
„Weißen Loge” Lehre in Worte zu fassen
OO
versuchte, und auch jener „
große Lie‐
OO
bende”, der diese Lehre „
die frohe
OO
Botschaft” nannte, war nicht weniger
OO
seiner Sendung als der Pflicht bewußt,
Zeit
OO
und Umstände zu beachten, und die
OO
Anknüpfung für das Leitseil der Lehre
dort
OO
zu suchen, wo
sicherer Halt dafür zu finden
OO
war. Doch,
sicherer Halt ist immer zu‐
OO
gleich: ‒
Widerstand...
.Man wird Leben, Tat und Lehre dieses in
OO
seiner Liebe Erhabensten unter denen, die sich
OO
die „
Leuchtenden des Urlichtes”,
OO
die „
Worte des Wortes” nennen, erst
OO
dann in ganzer Größe begreifen, wenn man
OO
erfaßt hat, daß auch er
Zeit und Um‐
OO
stände weise nützen mußte, und daß er ‒
OO
vielleicht mehr als andere vor und nach ihm ‒
OO
Halt am
Widerstand zu finden suchte. ‒
OO
Es sei mir ferne, frommen Glauben hier zu
OO
stören, dem der Meister der Evangelien zum
OO
einzigen „Sohne Gottes” ward! ‒
.Wer dieses Glaubens ist und darin Heil zu
OO
finden hofft, der darf gewiß sein, daß seine
OO
Hoffnung ihn nicht trügt,
wenn er des
OO
Meisters Lehre in sich
Leben schaffen läßt,
OO
und daß der Segen, der ihm werden kann,
OO
niemals gebunden ist an seine
Meinung
OO
hinsichtlich der Dinge, die das Erscheinen
OO
seines Meisters einst verursacht haben.
.Fühlt er sich
stark in seinem Glauben,
OO
dann lese er getrost, was hier gegeben werden
OO
soll und lehne alles ab, was seines Glaubens
OO
Wurzeln nicht vertragen können!
.Je
stärker sein Glaube in Wahrheit ist,
OO
desto sicherer wird er aus diesen Eröffnungen
OO
neue Kräfte ziehen, denn: „
Wer da hat,
OO
dem wird
gegeben werden, auf daß er
OO
in Fülle habe”; ‒ fühlt er sich aber
OO
schwach und
schwankend, und ist
OO
ihm sein Glaube nur eine schwache Tröstung,
OO
die dieses Glaubens oft selber zweifelnde Leh‐
OO
rer, zur Pflicht der Belehrung verdammt, zu
OO
geben haben, dann lese er lieber nicht weiter,
OO
denn es steht auch geschrieben, daß: ‒ „dem,
OO
der da
nicht hat, auch
das noch genom‐
OO
men wird, was er zu haben
vermeint”. ‒
OO
.Wer aber die Lebenslehre des in heiliger
OO
Liebe glühenden
Rabbi Jehoschuah
OO
von Nazareth als eine fromme
Sage be‐
OO
trachten möchte, oder gar Zweifel hegt, ob
OO
dieser Gottgeeinte jemals lebte, dem soll hier
OO
einiges von dem gesagt werden, was jene von
OO
ihm wissen, deren „Bruder” und Beauftragter
OO
er war, ‒ er, von dem man berichtet, daß
OO
er „anders” lehrte als die Lehrer seiner Zeit, ‒
OO
daß er sprach, „wie einer, der da Macht hat”
OO
‒ weil er eben als das, was er war, gar nicht
OO
anders sprechen
konnte, wollte er nicht
OO
vor sich selbst unwahr werden. ‒ ‒
.So viel die Berichte über sein Leben und
OO
seine Lehre auch an mystischer Zutat auf‐
OO
nehmen mußten, so bleibt doch hier immer
OO
noch mehr des real Gegebenen zu betrachten,
OO
als rationalistische Kritik, von tieferem Zu‐
OO
sammenhang nichts ahnend, rein äußerlich
OO
genommen, bestehen lassen kann. ‒
Leben und Lehre dieses Mannes, der seit
OO
fast zwei Jahrtausenden den Völkern des
OO
Westens zum „Gotte” ward, wird niemals
OO
nur durch philologische Quellenforschung zu
OO
ergründen sein, und das Gebäude, das als
OO
„Christentum” sich auf dem Grunde dieses
OO
Lebens und dieser Lehre erhob, ist, trotz
OO
mancher abstruser Form, durchaus nicht so
OO
leer an deutbaren Symbolen höchster Erkennt‐
OO
nis, wie manche seiner Verächter gutgläubig
OO
anzunehmen scheinen. ‒
.Freilich darf man die Reinigung, die der
OO
ehrliche, kraftvolle Augustinermönch von Wit‐
OO
tenberg auf seine Weise in heiliger Einfalt er‐
OO
strebte, nicht nun für alle Zeit als gelungenes
OO
Werk betrachten, darf nicht seinem bäuerlich‐
OO
naiven Gottes- und Teufelsglauben jene gei‐
OO
stige Einsicht verehrungsblind zugestehen, die
OO
nötig gewesen wäre, um hier eine
wirk‐
OO
liche „Reformation” unter sorgsamstem
OO
Schutze ihm unzugänglicher, tiefster Sym‐
OO
bole, durchzuführen. ‒
.Noch ist die Tat, die er getan zu haben
OO
glaubte, einst zu tun, und
anders zu
OO
tun, als
er, bei aller Kraft seines großen
OO
Wollens, sie zu tun
vermochte...
.Er aber mußte
den Boden schaffen,
OO
auf dem einst
jener sicheren Stand finden
OO
wird, der diese Tat aus tiefstem Erkennen
OO
heraus vollbringen kann.
.Dann erst werden die urtiefen Mysterien
OO
des Christentums, aus verschütteten Schäch‐
OO
ten gehoben, aller Menschheit einleuchten,
OO
und ihr Licht wird jenes Dunkel endlich
OO
hellen, das für so viele den Weg ungangbar
OO
macht, den einst der Meister von Nazareth
OO
in sich selbst, für alle, die ihm folgen wollten,
OO
bahnte.
.Dann erst wird man verstehen, weshalb
OO
dieser weise
Liebende berechtigt war,
OO
den Seinen zu sagen:
.„
Ohne mich könnt ihr nichts
OO
tun!”
.Weshalb er sich selbst den „
Rebstock”
OO
und die Seinen die „
Reben” nannte, ‒
OO
weshalb er verlangte, daß jeder, der „
das
OO
Leben” in sich haben wolle,
das in sich
OO
aufnehmen müsse, was
in ihm selbst,
OO
dem Meister, „
Fleisch und Blut” ge‐
OO
worden war. ‒
Wahrlich, hier ist
urgründige Weis‐
OO
heit, aber sie kann nur gefunden werden,
OO
wenn man weiß,
wer dieser „Sohn des
OO
Menschen” war und woher er kam. Wer
OO
es ganz erfaßt, der mag zuletzt mit Staunen
OO
sehen, daß das „
Dogma” durch die
Wahr‐
OO
heit keineswegs entwurzelt wird!
.Die es seit Jahrhunderten schützen zu müs‐
OO
sen meinen, ahnen nicht, daß seine Wur‐
OO
zeln
viel tiefer reichen,
als ihr
OO
Glaube vordringt, und daß unter
OO
dem Flugsand theologischer Spekulation, den
OO
sie wieder und wieder durchsieben, säftequel‐
OO
lendes, ewiges Erdreich zu finden ist, das sie
OO
nur deshalb nicht entdecken, weil sie in un‐
OO
nützem Spiel nicht müde werden, magische
OO
Figuren in den Sand der Oberfläche zu zeich‐
OO
nen, wähnend, daß aus dieser Zeichen Zauber‐
OO
kraft allein das Heil erblühe, das der Meister
OO
allen, die in ihm sich einen wollen, einst ver‐
OO
heißen hat.
Den einzigen „eingeborenen Sohn des Va‐
OO
ters” sieht der gläubige Christ in dem Mei‐
OO
ster, nach dem er sich nennt, aber der Meister
OO
selbst, „voll der Gnade und Wahrheit”, be‐
OO
kennt, daß in seines Vaters Hause „
viele
OO
Wohnungen” sind, daß es
ihm nicht zu‐
OO
stehe, zu bestimmen, wer zu seiner Rechten
OO
und seiner Linken säße in seines Vaters Reich,
OO
und daß „der Vater
größer” ist als er. ‒
OO
.„Wenn ich auch
von mir selbst Zeug‐
OO
nis gebe, so ist
doch mein Zeugnis wahr,
OO
weil ich
weiß, woher ich gekommen bin und
OO
wohin ich gehe; ihr aber wisset
nicht, wo‐
OO
her ich komme oder wohin ich gehe.” ‒
.So wird auch bis auf den heutigen Tag kein
OO
Sinnen und Glauben ihn rein in seiner ur‐
OO
eigensten Wesenheit erfassen, es sei denn, der
OO
also Sinnende und Glaubende
wisse, „wo‐
OO
her” der Meister kam und „wohin” er ging, ‒
OO
wisse, daß hier einer der „
Leuchtenden
OO
des Urlichtes” vor ihm steht, von sei‐
OO
nen „Brüdern” bis auf diese Stunde als der
OO
größte „
Liebende” unter ihnen voll
OO
Bewunderung verehrt, ausgegangen aus ihrem
OO
Kreise und zurückgekehrt zu ihm, um in un‐
OO
sichtbarer Gestaltung die geistige Aura der
OO
Erde nicht eher zu verlassen, als bis der
OO
letzte der Menschengeister, die hier im Tiere
OO
leben, einging zum Licht. ‒
Was immer einer dieser „Leuchtenden des
OO
Urlichtes”
von sich selbst sagen mag,
OO
um „Zeugnis von sich selbst” zu geben,
OO
das sagt er
als Repräsentant der
OO
ewigen,
geistigen Viel-
Einheit,
OO
in der er steht. Es gilt gleichzeitig,
von
OO
ihm selbst,
wie von allen, die
OO
mit ihm
ver-eint die Gemeinschaft der
OO
„Leuchtenden des Urlichts” bilden. ‒
.Ohne das Sein dieser kosmisch-geistigen
OO
Ver-Einung wäre der geistige „Mensch”,
OO
der durch den „Fall”, durch eigenen Impuls
OO
in eine andere „Dimension” sich verirrte,
OO
längst völlig im Erdenmenschtiere der Um‐
OO
nachtung verfallen, dem ewigen und einzig
OO
wirklichen „Tode”, ‒ der Auflösung seiner
OO
geistigen Individualempfindung, der Rückkehr
OO
in das ungeformte „Chaos”, die Seins-Nacht
OO
des Urgrundes, dem er einst, formgeworden,
OO
entstieg, in diesem ewig sich selbst zur Form
OO
zeugenden Urgrunde „gezeugt”, nicht „er‐
OO
schaffen”! ‒ ‒ ‒
Ewige Liebe, glühend gleich einem unfaß‐
OO
baren Lichtfeuerquell inmitten des urgrün‐
OO
digen „Chaos”, ‒ ewiges „
Urlicht”, ‒
OO
spricht sich selbst zum „
Ur-
Wort” aus,
OO
in unendlichfältigem „
Echo” gleichsam
OO
sich selbst vernehmend in un‐
OO
endlichfältiger Selbstdarstel‐
OO
lung. ‒
.So „ergeht das 'Wort' des Herrn in alle
OO
Lande”, und in
jedem dieser „Worte” wird
OO
es sich selbst zu anbetender „
Ant-
wort”,
OO
in
jedem ist es die glühende „Sonne”, die
OO
aus sich ihr „Planetensystem” erzeugt, ‒ die
OO
individualisierte „Gottheit” des individuellen
OO
Geistes, den sie aus sich heraus fortzeugend
OO
gebärt...
.Aus diesem „
Herzen Gottes”, dem
OO
Lichtfeuerzentrum alles Seins, dem Quell‐
OO
grund im ungeformten „Chaos”, den kein
OO
menschliches Wort erfaßt, es sei denn, man
OO
nenne ihn: „
die Liebe,
die aus sich
OO
selbst ist”, ‒ ‒ stammt der „Heils‐
OO
plan”,
in der Liebe gegründet
OO
von Ewigkeit her, der die Viel-Einheit
OO
der „Leuchtenden” gestaltet, damit sie rette,
OO
was verloren scheint, in selige Seinsgewißheit
OO
wiederbringe, was sich selbst zerstreute und
OO
so das Empfinden seiner Eigenform verlor. ‒
OO
Gezwungen, in zeitlichen
Bildern zu
OO
reden, weiß ich wohl, daß mancher, stolz
OO
und gewiß, seines begrifflichen Erkennens
OO
froh, solches Geschehen in dem, was „ewig”
OO
ist, als „absurd” erklären wird, allein das
OO
wirkliche „Ewige” ist ein anderes als
OO
der
Begriff, den sich
intellektuel‐
OO
les Vorstellen schuf, und
keine Weis‐
OO
heit des
Verstandes wird je
den Be‐
OO
griff zu bilden vermögen, der sich hier mit
OO
der
Wirklichkeit deckt...
.In
tiefstem Fühlen nur läßt sich für
OO
jene, die „guten Willens sind”,
ein we‐
OO
niges von dem erahnen, was das Ewige
OO
in
Wirklichkeit ist, und alles speku‐
OO
lative Erdenkenwollen
muß an
dieser
OO
Wirklichkeit zerschellen. ‒
.Von allen, die auf Erden leben, kann stets
OO
nur einer, der „
zurückgefunden” hat,
OO
dorthin, von wo er einst als Geistform
OO
ausgegangen war, von dieser „Wirklich‐
OO
keit” wahrhaftes Zeugnis geben.
.„
Keiner kommt zum Vater,
OO
außer durch mich!” ‒ ‒
.Der dieses Wort einst prägte, gehört zu den
OO
wenigen, die das Wirkliche „
von Ange‐
OO
sicht zu Angesicht” erfahren hatten,
OO
längst ehe sie auf dieser Erde eines Menschen‐
OO
tieres Körperhülle fanden, aus der sie leib‐
OO
haft lehren können, was „der Vater” sie zu
OO
künden heißt.
Jeder der „Leuchtenden des Urlichtes”,
OO
aber auch
nur, wer zu ihnen
aus Kraft
OO
und Sendung des „
Urlichtes” zählt,
OO
darf das
gleiche Wort aus innerster
Geist‐
OO
wesensgleichheit von sich aus
OO
mit gleicher Bedeutung gebrau‐
OO
chen, wie es von dem Meister der Evan‐
OO
gelien berichtet wird, und dennoch ehren in
OO
ihm alle seine Brüder
den, der alle, die
OO
bisher als Menschen über diese Erde schrit‐
OO
ten, übertrifft an
Liebeskraft. ‒
.So sehr auch
jeder einzelne, der je zu
OO
der Gemeinschaft zählte, aus der Liebe lebt,
OO
so war doch keiner noch, der
so sein
OO
ganzes Sein in Liebe überformt
OO
der Welt zu lebendiger Hilfe
OO
dargeboten hätte, wie dieser, den sie
OO
selbst „
den großen Liebenden”
OO
nennen.
.Was er der Menschheit gab, ist nur von
OO
Seltenen erahnt worden. ‒
.So sehr übersteigt seine Tat alle mensch‐
OO
liche Fassungskraft, daß jene Ersten, die die‐
OO
ser Tat
Größe ahnten, ihn vor sich selbst
OO
zum
Gotte machen mußten, um sich von
OO
solcher Größe des
Menschen nicht
er‐
OO
drückt zu fühlen! ‒ ‒ ‒
.Doch sein Erlösungswerk braucht keine
OO
Mythe, die von einem rachelüsternen Stammes‐
OO
gotte zu erzählen weiß, der seinen „Sohn”
OO
als Mensch der Menschheit schickt, damit sein
OO
eigener Rachedurst durch ihre Grausamkeit
OO
befriedigt werde.
.Was dieser „große Liebende” der Mensch‐
OO
heit als ein Erbteil aus dem Reiche des Gei‐
OO
stes darbot, war auch wahrlich anderes als
OO
jene „stellvertretende Genugtuung”, die sich
OO
bequemes Heilsbedürfnis ausersann, um selbst
OO
zu keiner eigenen Tat mehr Pflicht in sich
OO
zu fühlen. ‒
.Am Kreuze von Golgatha wurde
wirk‐
OO
lich die Welt von einer Bindung „
er‐
OO
löst”, wenn auch in durchaus anderer Weise,
OO
als die Ahnenden es zu fassen versuchten! ‒ ‒
OO
Als der Meister von Nazareth den von ihm
OO
in seinen höchsten Stunden stets
gesuch‐
OO
ten Tod endlich am römischen Kreuzes‐
OO
galgen
erlitt, vollbrachte er
ganz un‐
OO
vergleichbar Größeres, als was so man‐
OO
cher vor und nach ihm tat, der das Leben
OO
dieser Erde seiner Überzeugung opferte. ‒
OO
.Der einst auf Golgatha am Kreuze starb,
OO
war an jener Stätte der einzige, der mit aller
OO
Klarheit
wußte, was geschah, und nur er
OO
allein war auch
imstande, durch die‐
OO
sen Liebestod die Riegel aufzusprengen, die
OO
das Tor zur Freiheit für den
Geistes‐
OO
menschen schlossen, seit er, im Tiere
OO
dieser Erde, dieses Tieres Trieb und Neigung
OO
so erlegen war, daß die Er-lösung von des
OO
Tieres Schicksal kaum mehr möglich schien. ‒
OO
.Nur ein „
Wissender” konnte
er‐
OO
kennen, daß es höchster Liebestat eines
OO
Menschen
möglich sei, eine geistige Kraft
OO
im Bereiche menschlicher Macht aufs neue
OO
zu
erwecken, ‒
so zu erwecken, daß
OO
sie allen
ergreifbar werde, um die sich
OO
das Schlinggewächs tierhafter Lebensinstinkte
OO
bedrohend festgerankt zeigte, ‒ daß nur einer,
OO
der das Tier mit seinem Geistigen
zu einem
OO
neuen Sein verschmolzen hatte, die Gasse
OO
bahnen konnte, denen, die ihm folgen woll‐
OO
ten. ‒
.Freilich: ‒ dieser „
Wissende” mußte
OO
zugleich in unerhörtem Maße ein
Lieben‐
OO
der sein, um die erschaute Tat
vollbrin‐
OO
gen zu können, denn gar viele vor ihm hat‐
OO
ten das gleiche Wissen und vermochten es
OO
doch nicht, den Schauder vor der Tat zu be‐
OO
zwingen, obwohl auch sie gewiß nicht ohne
OO
Liebe waren. ‒ ‒
So wurde durch
Jesus von Naza‐
OO
reth der Weg zum Geiste für alle erschlos‐
OO
sen,
die in sich selbst zum Le‐
OO
ben bringen wollen,
was sein
OO
Leben war. ‒
.Der
Gott im Tiere hatte in ihm
das
OO
Tier sich geeint in jenem
neuen
OO
Sein, das er den „
Menschensohn” zu
OO
nennen pflegte, der „Sohn”, den der
Geist‐
OO
mensch im Tiere zeugt, wenn er das Tier,
OO
durch das er gefesselt war, überwunden hat,
OO
indem er ihm seine Kraft und Schönheit
OO
offenbarte. ‒
.In
jedem der „Leuchtenden des Ur‐
OO
lichts” begibt sich das
gleiche, aber
OO
keiner fand in sich
das Übermaß
OO
der Liebe, das ihn dazu geleitet hätte,
OO
nun auch die Tat zu tun, durch die der Mei‐
OO
ster von Nazareth
eine Kraft zu neuem
OO
Leben weckte, um deren Erlangung sich von
OO
alters her die Weisesten allein ihr Leben lang
OO
mühten, ohne sie andern in gleicher Weise
OO
nutzbar machen zu können. ‒
Nicht
der Tod als solcher führt
OO
die Erneuerung jener Kraft in der geistigen
OO
Aura der Erde herbei und nicht durch die
OO
Marter, die dem Tode des Meisters voraus‐
OO
ging, wurde sie bewirkt.
.Die Kraft der Liebe allein ver‐
OO
mochte das Wunder zu vollbringen! ‒ ‒ ‒
OO
.Daß er, der da Marter und Tod erlitt, der
OO
Menschheit „vergeben” konnte,
vergeben
OO
bis zum letzten Todesröcheln,
OO
das allein war seine wirksame „Erlösungstat”,
OO
denn nach geistigem Gesetz wurde hier der
OO
Geistmensch, wo immer er auf der Erde lebt
OO
und, durch das Tier bezwungen, in Schuld‐
OO
verstrickung gelangt,
von seiner Ab‐
OO
hängigkeit gelöst durch die Liebe, ‒
OO
sofern er nur die Hand
ergreifen mag,
OO
die sich ihm zur Hilfe bietet, sofern er
das,
OO
was des Leuchtenden „
Fleisch und Blut”
OO
geworden war,
in sich aufnehmen
OO
wird,
um das Tier in sich dem
OO
Geiste zu einen...
.Nur einer, dem „der Vater
alles über‐
OO
geben” hatte, konnte
solche „Verge‐
OO
bung” bringen, die alle Menschheit umfaßt!
OO
.Tiefe Wahrheit birgt sich im Gewand der
OO
Mythe, wenn alte Überlieferung den Meister
OO
nach seinem Kreuztode „hinabsteigen” läßt
OO
zu den Seelen der Gerechten der Vorzeit,
OO
denn die
Folge seiner Tat ist an keine Zeit
OO
geknüpft, wird fühlbar den längst Entrückten,
OO
wie denen, die erst nach Jahrtausenden ge‐
OO
boren werden. ‒
Als abgeschmackte Torheit mag denen, die
OO
nur gelten lassen, was ihre tiergemeinsamen
OO
Sinne betasten, vieles erscheinen, was hier zu
OO
sagen ist.
.Sie können im wörtlichsten Sinne nicht
OO
„
begreifen”, daß
eines einzigen
OO
Menschen Tat die geistigen Möglichkei‐
OO
ten
für alles,
was Mensch heißt,
OO
zu verändern imstande war.
.Wer hier nicht folgen kann, oder mag, den
OO
suche ich wahrlich nicht zu „bekehren”!
.Ich erinnere ihn nur daran, was die ge‐
OO
samte Menschheit dieser Zeit gewissen Ein‐
OO
zelnen auf
jenen Gebieten dankt, die allen
OO
tiersinnlich wahrnehmbar sind! ‒
.Wie weit folgetragender aber der
Ein‐
OO
zelne, der Berufung trägt, von
gei‐
OO
stiger Seite her zu wirken vermag, ent‐
OO
zieht sich freilich dem
äußeren Blick, und
OO
nur der ist imstande, ein weniges davon zu
OO
fassen, dem
selbst die Aufgabe ward,
im
OO
Geistigen und vom Geiste her
OO
zu wirken. ‒ ‒
.Wem aber der Meister von Nazareth aus
OO
tiefstem Ahnen heraus als der große Wirkende
OO
eines Werkes erscheint, das kein anderer je‐
OO
mals für die Menschheit wirkte, der prüfe
OO
und befrage in heiliger Weihestunde sich selbst,
OO
ob er dieses Werkes Frucht zu nutzen willens
OO
sei
durch eigene Tat: ‒ indem er
sich
OO
selbst der Kraft verbindet, die der Meister
OO
neu erweckte, indem er
sich selbst aus
OO
dem Zwiespalt zwischen Gottheit und Tier‐
OO
heit reißt, ‒ dadurch, daß er das, was in
OO
seinem Meister „
Fleisch und Blut”
OO
geworden war, in Kraft und Wahrheit
in
OO
sich aufnimmt, auf daß es auch
in
OO
ihm die Einigung des Erdenmenschlichen mit
OO
dem Göttlichen bewirke!
Manche Großtat Edler und Erhabener ist
OO
schon im Laufe der Jahrtausende dem Ge‐
OO
dächtnis der Menschheit verschollen, aber die
OO
spätesten Geschlechter dieses Planeten wer‐
OO
den noch um das
Mysterium von Gol‐
OO
gatha wissen, ja, es steht zu hoffen, daß
OO
sie weit mehr davon empfinden werden, als
OO
bis zum heutigen Tage offenbar werden konnte.
OO
.Als ein strahlendes Lichtmal unfaßbarer
OO
Liebesgröße leuchtet jenes Evangelienwort
OO
durch alle Zeiten: „
Vater,
vergib
OO
ihnen,
denn sie wissen nicht,
OO
was sie tun!”
.Nur ein „Leuchtender des Urlichtes” konnte
OO
es sprechen, und dennoch wagte keiner
das,
OO
was dazu
Vorbedingung war, außer dem
OO
einen! ‒ dem „
großen Liebenden”..
OO
.Auch
heute noch und
bis ans Ende
OO
der Tage des Menschen auf der
OO
Erde ist dieser „
große Liebende”,
OO
in
geistiger Gestaltung, vereint mit allen,
OO
die gleich ihm jene geistige Kette bilden,
OO
die das
vergänglich Sinnliche mit dem
OO
Ewigen verbindet,
den Seelen,
die ihn
OO
rufen,
nahe!
.„Wer es fassen kann, der fasse es!” ‒
.Der dies schrieb, gibt von ihm Zeugnis,
OO
wie er von dem Dasein der Sonne Zeugnis
OO
geben könnte...
Kein Glied der Viel-Einheit der „Leuch‐
OO
tenden des Urlichts” ist jemals von den an‐
OO
deren Gliedern dieser geistigen Gemeinsam‐
OO
keit getrennt, keines wirkt allein aus sich!
.Auch
jener, der einst liebend und ge‐
OO
waltig vor fast zweitausend Jahren die
OO
„
frohe Botschaft” seinen allzu un‐
OO
weisen Schülern kündete, wirkte und wirkt,
OO
wie ehedem, so auch heute noch,
niemals
OO
nur aus sich allein. ‒ ‒
.Auch er ist gehorsam der Weisung, die
OO
ihm,
gleich allen seinen Brüdern,
OO
aus dem „
Urworte” wird, dessen „
Worte”
OO
alle
jene sind, die, ihm vereinigt, hier auf
OO
dieser Erde wirken. ‒
.Auch er ist untertan „
dem Vater”, ‒
OO
der über aller Fassungskraft erhabenen gei‐
OO
stigen Wesenheit, die der eigentliche „Mei‐
OO
ster”
in jedem der „Leuchtenden”, ‒ das
OO
heilige Oberhaupt aller Brüder auf Erden ist,
OO
jenes
Unnennbaren, der da
ist wie
OO
er
ist von Ewigkeit zu Ewigkeit,
OO
‒ im „
Ur-
Wort” verharrend und den‐
OO
noch in einer geistigen Form den „Leuchten‐
OO
den” dieser Erde stets gegenwärtig, ihrem
OO
Schauen enthüllt, und
durch jeden, ‒
OO
je nach seinen Kräften, seiner Artung, ‒
OO
wirkend das Werk der ewigen
OO
Liebe...
In diesem
Unnennbaren vereint, in
OO
dem des „Urwortes”
erstes Selbsterfassen
OO
Form und
Wirkung wird, ‒ als das
OO
„
Wort”,
das „
bei Gott”
und das
OO
„
Gott” in der Gottheit ist, ‒ sind alle
OO
„Leuchtenden des Urlichtes” im Willen und
OO
Bewußtsein ewig nur Eines! ‒ ‒
.Einheit ist Schlußstein und
OO
Krönung fundamentaler Vielheit in
al‐
OO
lem Leben geistig-kosmischen Seins, wie die
OO
Vielheit der Farben sich vereinigt im reinen
OO
weißen Lichte zeigt. ‒
.Unendlichfältig wirkt sich das
OO
Eine aus, das
Alles ist, um sich in
Ein‐
OO
heit wieder zu finden,
ohne jemals
OO
seine Unendlichkeit zu opfern. ‒
OO
.Liebe ist der innerste
Ursprung
OO
dieses Seins!
.Liebe ist sein nie endendes
Leben!
.Liebe ist seine urewige
Tat!
.Der auf Golgatha starb aber war das
OO
vollkommenste Gefäß dieser
Liebe,
OO
das je auf Erden sich dargeboten hatte,
der
OO
Liebe,
die unendlich ist,
obwohl
OO
sie in sich selbst ihre Grenzen
OO
kennt...
.Wohl denen, die sein Wort aus aller Ver‐
OO
schüttung
heraus erkennen!
.Wohl denen, die
ihn selbst im inner‐
OO
sten Herzen zu finden wissen!
* *
*
Ich rede nicht von den furchtbaren
äuße‐
OO
ren Kriegen, die
das „
Tier” im
OO
Erdenmenschen immer wieder zu entfachen
OO
sucht, um Seinesgleichen hinzumorden, ‒ ich
OO
denke vielmehr an einen
weit grau‐
OO
sameren Krieg, der in jedem Menschen
OO
entbrennen kann, sodann in seinem Inneren
OO
wütet, und bei dem nur selten einer „
Sie‐
OO
ger” bleibt. ‒
.Dieser Krieg beginnt, wenn zum ersten
OO
Male in einem Menschen die Frage sich er‐
OO
hebt: „
Wer bin ich?” ‒ wenn zum
OO
ersten Male dieses sich selbst unbekannte
OO
„
Ich” einer undurchdringlich scheinenden
OO
Finsternis in den gähnend gierigen Rachen
OO
blickt bei seinem Suchen nach
Grund oder
OO
Zweck des Daseins, nach Spuren seiner
OO
Herkunft oder Vorzeichen seiner
letz‐
OO
ten Ziele. ‒ ‒
Gewohnt, alle Fragen „
verstandes‐
OO
mäßig” zu lösen, kommt dem Menschen
OO
gar nicht der Einfall, die Lösung seiner nun‐
OO
mehr erwachten Fragen könne einer
an‐
OO
deren Geisteskraft in ihm vorbehalten sein.
OO
.Zwar finden
müde oder
allzu be‐
OO
queme Seelen nur allzubald einen Aus‐
OO
weg und nennen ihn „Glauben”, aber was so
OO
unter Glauben verstanden wird, ist nur eine
OO
billigere, leichter zu beschaffende Befriedigung
OO
eines genügsamen
Verstandes, niemals
OO
jene hohe Kraft, die von den Kun‐
OO
digen aller Zeiten hoch gepriesen wurde, wenn
OO
sie vom „Glauben” sprachen...
.Es
begnügt sich hier der Verstand mit
OO
einer Lösung aus
zweiter Hand, weil
OO
er
selbst nicht zur Lösung durchdringen
OO
konnte.
.Gewaltige Bibliotheken könnte man mit den
OO
Büchern füllen, die alle zum Zwecke solcher
OO
Verstandesberuhigung geschrieben wurden,
OO
ganz abgesehen von den persönlichen Be‐
OO
mühungen derer, die selbst durch Beschwich‐
OO
tigungen aus
zweiter Hand ihren Verstand
OO
befriedigten und nun sich verpflichtet glauben,
OO
„das Heil”, wie
sie es gefunden zu haben
OO
meinen, auch ihren Mitmenschen zu predigen.
OO
.So aber kann man immer nur lehren,
OO
was
der Verstand
erfassen kann, und
OO
könnte der Verstand die Lösung jener
OO
letzten Fragen unternehmen, dann läge diese
OO
Lösung
längst schon klar vor aller Augen
OO
in der ganzen Welt.
.Doch der Verstand ist nur ein
Werk‐
OO
zeug des Menschen und darf nicht zum
OO
Herren seines Besitzers werden, sonst wird
OO
er zu seinem
fürchterlichsten Feinde.
OO
Der Diamant dient zum Zerschneiden des
OO
Glases, aber er wird unnütz, wenn es gilt,
OO
Bäume zu fällen, und wer Holz braucht, um
OO
ein sicheres Haus zu bauen, der kann mit
OO
seinem Diamanten in Sturm und Wetter er‐
OO
frieren. ‒
.Ihr „
sucht”
mit dem Verstande und
OO
scheltet die Natur grausam, weil sie euch
OO
kein Auge gab, in ihre letzten, geheimnis‐
OO
vollen Tiefen zu blicken, derweil ihr dieses
OO
Auge
habt und nicht darum wißt,
OO
in all eurem Reichtum. ‒
.Es gab zu allen Zeiten
einige unter
OO
den Menschen, die von diesem Auge
wuß‐
OO
ten und es zu
nützen verstanden.
.Sagten sie euch Anderen, was sie sahen,
OO
so wurden sie als Narren oder Schwärmer
OO
in Verruf gebracht.
.Erklärten sie euch aber, wie
ihr selbst
OO
dieses Auge in euch finden und benutzen
OO
lernen könntet, so wurden sie euch unbequem,
OO
denn sie verlangten
zu viel von euch,
OO
was eurer
Gemächlichkeit gar wenig
OO
behagte.
.Lieber noch „glaubtet” ihr an der Wissen‐
OO
den Lehren,
nachdem ihr die Lehrer
OO
ans Kreuz geheftet hattet, ‒
OO
denn nachher konntet ihr jene Lehren deuten,
OO
wie es
euch gefiel. ‒ ‒
Ihr sagt: „Es waren
andere Menschen,
OO
die solches taten, ‒
nicht wir, ‒
nicht
OO
wir!” ‒ aber ich zweifle mit guten Gründen
OO
daran, daß
ihr heute Jene
erkennen
OO
würdet, die euch helfen könnten. ‒
.In allen Zeiten liebte es der Mensch, lieber
OO
auf das Kommen eines „Helfers” nach
sei‐
OO
nem Sinne zu warten und wollte nichts von
OO
den
wirklichen Helfern wissen, die
in
OO
Güte und Einfalt ihm die Hand zur
OO
Hilfe boten.
.Die
Phantasie des Menschen schafft
OO
gewaltige „Titanen”, „Götter” und „Heilige”,
OO
wo nur
der einfach menschlichste
OO
Mensch zum Befreier tauglich ist.
.Zauberkünste galten noch jederzeit
OO
mehr als die segensreichsten Lehren wirklich
OO
berufener Helfer.
.Man will staunend stehen und möchte am
OO
liebsten „das Zaubern” lernen, wo man in
OO
Stille und innerer Einkehr
zu sich selbst
OO
zu gelangen suchen sollte.
.Mit einem Worte: die „Methode”, jenes
OO
innere Auge zum Sehen geschickt zu machen,
OO
ist dem phantastischen Sinn des Menschen zu
OO
einfach, und seiner Gewohnheit wider‐
OO
streitet es zu sehr, auf solche nüchtern neue
OO
Weise zur Erkenntnis zu kommen.
.Zu lange schon ward er zum
Sklaven
OO
des Verstandes, als daß er noch ahnen
OO
könnte, wie er auch
ohne Ketten und Blei‐
OO
gewichte an den Füßen
schreiten kann,
OO
und ach, ‒ das
Fliegen auf Schwingen
OO
der Seele hat er ja längst verlernt.
Im
Äußeren hilft der Verstand zu
OO
schwächlichem
Ersatz für Alles, was die
OO
Seele sucht, und so staunt denn der Mensch
OO
vor den „Wunderwerken”, die ihm der
Ver‐
OO
stand erklügeln half, und verliert damit
OO
den letzten Glauben an die
Möglich‐
OO
keit, der Sehnsucht seiner Seele
see‐
OO
lisch je Erfüllung zu erringen.
.Und doch kann nichts, was ihn der Ver‐
OO
stand im Äußeren finden läßt, jemals den
OO
Schrei der Seele völlig unterdrücken,
OO
der Seele, die genau so ihre Rechte hat in
OO
ihrem Reiche, wie der Verstand die seinen
OO
dort, wo es nur zu
verstehen gilt. ‒
OO
.Die Erkenntnisse der Seele wollen nicht
OO
„verstanden”, sie wollen
geschaut,
er‐
OO
fühlt,
erlebt und
erobert werden.
OO
.Hier ist mit dem
Verstande, so scharf
OO
er auch geschliffen sein möge, als Werkzeug
OO
nichts anzufangen!
.Hier muß eine
neue Kraft in Tätigkeit
OO
treten, die potentiell ein
jeder Mensch be‐
OO
sitzt, und die doch nur in den
Aller‐
OO
wenigsten zur Entfaltung kommt!
OO
.Es gibt kein deutsches Wort für diese Kraft,
OO
und die sie in sich entwickelt hatten, erfanden
OO
sich nur „Namen” dafür, die keinem anderen
OO
Menschen etwas sagen können.
.Das, was der Deutsche „Gemüt” nennt,
OO
führt
vielleicht noch am ehesten in jene
OO
Region, in der ein
Ahnen dieser Kraft
OO
zu Zeiten möglich ist, allein man verbindet
OO
mit diesem Wort und seinem Inbegriff so viel
OO
Verschwommenes, daß selbst dieser
OO
zage Hinweis schon zu grobem Irrtum führen
OO
kann.
Ich will es versuchen, durch verschiedene
OO
Umschreibung, hier nun die Seele auf
OO
das
Wesen dieser Kraft behutsam
hin‐
OO
zuleiten, ‒ vielleicht daß einer oder der
OO
Andere etwas leise in sich erwachen fühlt, das,
OO
wie ein Keim die Blume, diese Kraft in ihm
OO
dereinst ans Licht befördert.
.Doch ich weiß, daß ich mir eine Aufgabe
OO
stelle, die kaum je befriedigend zu lösen ist,
OO
wenn nicht auf
beiden Seiten der ernst‐
OO
liche tiefe
Wille besteht, über alle Hinder‐
OO
nisse hinweg, das Ziel zu
erreichen.
.Der furchtbarste
Feind aber, der uns
OO
auf diesem Wege begegnen kann, ist der
OO
Verstand, ‒ dieses ewige, zur Gewohn‐
OO
heit gewordene
Verstehenwollen des
OO
Zieles, wo es hier höchstens nur ein Verstehen
OO
der
Worte geben kann, die zur Zielrich‐
OO
tung
weisen wollen. ‒
.Wer weiter mit mir gehen will, der mache
OO
sich vor allem zum
Herren seines Ver‐
OO
standes und gebe ihm keine Rechte dort, wo
OO
seine Tauglichkeit
zu Ende ist!
Wie aber enthülle ich dir nun das Wesen
OO
dieser namenlosen Kraft, die dir Erlösung
OO
bringen soll!?
.Versuche es, diese Worte wieder und wieder
OO
zu lesen, fern von allem Geräusch und aller
OO
Ablenkung der äußeren Welt, ‒ versuche es
OO
aber auch, dein Gemüt zu beruhigen vor all
OO
den lauten
Einreden deines Den‐
OO
kens, und gib dich in tiefster Ruhe deinem
OO
nüchternen, selbstgewissen
Fühlen hin!
.Versuche, bei dem, was du hier lesen wirst,
OO
in aller Stille
dich selbst zu empfinden!
OO
.Du mußt dich ähnlich so zu empfinden
OO
suchen, wie du dich empfindest, wenn eine
OO
liebe, längst nicht mehr gehörte Melodie dir
OO
unerwartet in der Abenddämmerstunde aus
OO
der Ferne zuströmt, dich ergreift, und dich
OO
im sanften Schweben ihrer Töne mit sich
OO
zieht...
.In solchen Stunden, solchen Augenblicken,
OO
öffnet sich ein wenig jene Pforte, durch die
OO
du dereinst schreiten mußt, willst du ihr wirk‐
OO
lich nahen, ‒ jener Kraft, die dir auf deine
OO
letzten Fragen Antwort geben kann. ‒
.Fasse den leisen Lichtstrahl, der aus dem
OO
Spalt der Pforte fällt, mit liebendem Auge
OO
und suche dich an sein mildes Licht zu ge‐
OO
wöhnen!
.Wolle nicht gleich
auf einmal alle
OO
Helligkeit „erkennen”, die hinter der Pforte
OO
ist, sondern zügle deine Wünsche und mache
OO
dein Auge erst tüchtig, damit es die
Art
OO
dieses sanften Lichtes von
jedem ande‐
OO
ren Leuchten
unterscheiden lernt...
OO
.Du wirst gar bald entdecken, daß du bis‐
OO
her etwas
vernachlässigt hast, was
OO
wohl sorgsamer Pflege wert gewesen wäre. ‒
OO
Gehe mit mir hinaus in die Natur. Nicht
OO
in der lauten Mittagshelle, obwohl auch die
OO
Stunde, da „der große Pan schläft”, voll der
OO
Geheimnisse ist, für den, der sie zu empfinden
OO
weiß, ‒ ‒ sondern am späten Abend, wenn
OO
alle Laute des Tages ruhen, oder am frühen
OO
Morgen vor Sonnenaufgang.
.Du wirst da etwas fühlen in der weiten
OO
Runde, das dich erhebt und beglückt
ohne
OO
Denken und Verstandesgründe...
.Gib dich diesem Fühlen hin und laß' es
OO
in dir Wurzel fassen!
Wiederhole das
oft, damit du
ver‐
OO
traut wirst mit deinem inneren Fühlen!
.Suche es in seinen differenzierten Nüancen
OO
klar zu unterscheiden!
.Es ist nicht gleichgültig, ob du diese Ge‐
OO
fühle nur in deiner Stube
reproduzierst,
OO
oder ob du sie, frisch und jedesmal neu,
im
OO
Freien empfindest. ‒
.Dein Zimmer, wie es auch sei, hat seine
OO
eigene Stimmung, und wenn du auch noch
OO
so klar in deine Erinnerung dich zu versenken
OO
verstehst, so wirst du doch deine gewollte
OO
Stimmung
unwillkürlich fälschen.
OO
Im geschlossenen Raume hast du
andere
OO
Möglichkeiten, dich zu stimmen und die ver‐
OO
borgensten Saiten deines Gemüts zum Klin‐
OO
gen zu bringen.
.Musik und Bildnerkunst, nicht
OO
weniger als
Poesie des Wortes, kön‐
OO
nen dich
in deinen Räumen zu dir
OO
selber bringen.
.Ob du aber im Freien sein magst, auf
OO
Bergeshöhen oder am Ufer eines stillen Flusses,
OO
ob du die endlose Weite des Meeres auf dich
OO
wirken lassen wirst, oder beim Lampenschein
OO
die Worte eines Dichters lesen und empfangen
OO
magst, ‒ stets wird das Bewegte
dein
OO
Inneres sein, denn alles, was außen ist,
OO
erteilt nur den
Anstoß zur Schwingung,
OO
trägt nicht in sich, was deine Seele
durch
OO
seine Vermittlung
erfühlt. ‒
.Natur bleibt tot und kalt, und jedes Kunst‐
OO
werk läßt sich fühllos betrachten, wenn du
OO
nicht
selbst bei der Seele hast, was dir
OO
Natur und Kunst als Bewußtseinswert
ver‐
OO
mitteln soll.
.Nur in
dir ist der Zauberbrunnen, aus
OO
dem du deine goldenen Becher füllen kannst. ‒
OO
So bist du nun jener unbenennbaren Kraft
OO
schon um ein beträchtliches näher gerückt.
.Du lernst allmählich, daß
du dich
OO
selbst „
stimmen” kannst, und alles, ‒
OO
Nahrung,
Kleidung,
Aufent‐
OO
haltsort,
Einsamkeit und
Ge‐
OO
sellschaft, kann mit der Zeit dir „Stimm‐
OO
gabel” werden...
.Je nach deiner „Stimmung” wirst du ver‐
OO
schiedene „
Klänge” in dir zum Ertönen
OO
bringen, und du wirst dann gar bald ent‐
OO
decken,
welche Stimmung deinem Wunsche
OO
nach seelischer Klarheit entgegenkommt. ‒
OO
.Du
arbeitest schon mit jener unbe‐
OO
nennbaren Kraft, doch sind es vorerst nur
OO
ihre
fernsten und
dunkelsten Strah‐
OO
len, die du zu deinen Zwecken beherrschen
OO
lerntest.
.Doch hier gibt es ein
Weiterschrei‐
OO
ten, hinauf, empor, hinein zu
restloser
OO
seelischer Klarheit! ‒ ‒
.Wer hier
vorwärts will, der muß zum
OO
Künstler an seinem eigenen Le‐
OO
ben werden. ‒
.Was vordem ihm „Erfüllung” schien, muß
OO
jetzt ihm nur als
Rohstoff gelten, aus
OO
dem er, dem Bildner gleich,
das Kunst‐
OO
werk seines seelischen Gefüges
OO
schafft! ‒ ‒ ‒
.Nicht mehr wahllos, oder nach Laune, darf
OO
er sich dem überlassen, was ihm das Leben
OO
bringt.
.Er muß das Leben selbst formen lernen,
OO
dadurch, daß er sich in
jedem Augen‐
OO
blick zu „stimmen” weiß, so wie es seinem
OO
letzten Ziel entspricht. ‒
Bis hierher konnte wohl mancher mit mir
OO
gehen, doch an diesem Punkte werden die
OO
meisten scheitern, weil es ihnen
über‐
OO
menschlich schwer erscheint, die man‐
OO
nigfachen Geschehnisse des Alltags und seine
OO
Nöte also zu meistern...
.Nur die Wenigen, die dazu
reif geworden
OO
sind, werden hier nicht versagen!
.Sie allein werden auf diesem Wege
OO
auch zuletzt jene Kraft in sich entdecken,
OO
deren Beherrschung
Vorbedingung ist
OO
für jeden, der den Pfad zum höchsten Lichte,
OO
den ihm hohe Meister bahnten, mit Nutzen
OO
betreten will.
.Mit dem Tage, an dem ein Mensch jene
OO
Kraft in sich entdeckt und sie gebrauchen
OO
lernt, beginnt für ihn ein
neues Leben,
OO
gegen das betrachtet alles, was er
früher
OO
„Leben” nannte, ihm erscheint wie ein dunk‐
OO
les Frührot gegen mittagshelle Sommersonne.
OO
.Und doch findet dieser Tag ihn erst am
OO
allerersten Anfang jenes Weges, der
OO
zum ewigen Lichte führt, jenes Weges, der
OO
unendlich ist, weil er von Klarheit zu
OO
Klarheit steigt, auf dem
jedes Erkennen
OO
stets wieder
überstrahlt wird durch ein
OO
neues,
tieferes und
reineres Erfassen,
OO
das nur
wieder höherer Erkenntnis, tie‐
OO
ferem Erleben, klarerem Erschauen weicht...
OO
.Endlos ist jener Weg, weil sein
Ziel
OO
unendlich ist und auf unendlichfältige Weise
OO
sich erschauen läßt, ‒
endlos ist er, weil
OO
sein Ziel Unendlichkeiten birgt, und
nie‐
OO
mals, ‒ auch nicht in Milliarden „Ewig‐
OO
keiten” ganz zu ergründen wäre. ‒ ‒ ‒
Niemals aber wird ihn einer finden, der
OO
jene unbenennbare Kraft, jenes geistige Auge
OO
in sich nicht
vorher entdeckt, von
OO
dem die Weisesten aller Zeiten in mehr oder
OO
minder durchsichtigen Symbolen geredet ha‐
OO
ben, jenes Auge, das auch dort noch zu sehen
OO
vermag, wo das Licht unserer Erdensonne in
OO
einem höheren Lichte verschwindet, wie ein
OO
Funke in lohendem Brand.
.Niemals wird einer jenes Auge in sich ent‐
OO
decken und damit sehen lernen, der sich blen‐
OO
den läßt durch die Feuerwerkskünste seines
OO
Verstandes, ‒ dem der Verstand (in
OO
seiner Region ein verläßliches Werkzeug)
OO
zum
Herren und damit zum
furcht‐
OO
barsten Feinde wird! ‒
.Solches wissend aus tiefster Selbsterfahrung,
OO
dankt der hohe Meister dem, den er den
OO
„Vater” nennt, daß er „den
Kleinen und
OO
Unwissenden” sich offenbare, vor denen
OO
aber,
die ihres Wissens Sklaven
OO
sind, sich verborgen halte. ‒ ‒
.Solches erkennend, spricht er das Wort von
OO
den „
Kindlein”, denen jeder gleichen
OO
müsse, der das „Reich des Himmels” in sich
OO
selbst erfahren wolle. ‒
.Von ihm selbst sagten sie stumpfen Her‐
OO
zens: „Wie erkennt dieser die Schrift, da er
OO
sie doch nicht '
gelernt' hat?”
.Sie ahnten nicht, daß er eine tiefere
Weis‐
OO
heitsquelle in sich trug, als selbst „die
OO
Schrift” sie jemals ihren Schrift-Gelehrten
OO
offenbaren konnte, die dem
Verstande
OO
Sklavendienste leisten mußten, da sie nichts
OO
in sich fanden
außer dem Verstande, ‒
OO
nichts, was ihnen
helleres Licht und
OO
reinere Klarheit hätte geben können. ‒ ‒
OO
.Es wird die allergrößte,
allem anderen
OO
übergeordnete Aufgabe kommender Genera‐
OO
tionen werden, die in jedem einzelnen Erden‐
OO
menschen tief verborgene
geistige Weis‐
OO
heitsquelle
nützbar zu machen
für das
OO
irdische Wohl, ‒ ganz davon abge‐
OO
sehen, welche Wirkung die aus dieser Quelle
OO
geschöpften Erkenntnisschätze im unvergäng‐
OO
lichen Leben der erdenleibesledigen
Seele
OO
schaffen!
Erst dann aber, wenn der Mut erwachen
OO
wird, allen
Unrat zu entfernen, den Ver‐
OO
standesdünkel über dieser Quelle aufzuhäufen
OO
pflegte durch Jahrtausende hindurch, wird sie
OO
der Mensch der Erde wieder in den heute
OO
kaum erahnten Tiefen seines
Fühlens
OO
finden.
OO
* *
*
Liebet eure Feinde! ‒ Tuet wohl denen,
OO
die euch hassen!”
.Es ist unsagbar schwer, ein solches Gebot
OO
zu erfüllen, solange man sich nur, schlechten
OO
Gewissens bewußt, zum Lieben
zwingen
OO
muß. ‒
.Wie ein Mensch aus guter Kinderstube
OO
frei und
selbstverständlich sich
OO
in angenehmen Formen zu bewegen weiß,
OO
während der andere, dem gute Formen als
OO
„lästiger Zwang” erscheinen, nur
tölpel‐
OO
haft und
ungeschickt sich bewegt,
OO
sobald er in erzogene Gesellschaft gerät, ‒
OO
so wird auch nur ein Mensch mit freier Selbst‐
OO
verständlichkeit zu
lieben wissen, dem
OO
die Kunst des Lebens, die eine
Kunst
OO
der Liebe ist,
so zu eigen wurde,
OO
daß sie Fleisch und Blut bemeistert.
.Wo Fleisch und Blut noch nicht durch
OO
Lebenskunst
gemeistert sind, dort muß
OO
alle
Liebe, die erzwungen wird,
um ein
OO
Gebot zu erfüllen, nur
elende
OO
Grimasse bleiben, ‒ muß zur „
Sünde”
OO
werden wider das eigene Fleisch und Blut, zur
OO
„
Lüge”, die am Mark des Lebens frißt...
OO
.Tausende glauben sich zu dieser Lüge vor
OO
sich selbst „
verpflichtet” und ahnen
OO
nicht, daß es wahrhaftig besser um sie stünde,
OO
wenn sie noch Haß und Feindschaft ohne
OO
Gewissensbisse in sich nähren könnten. ‒
OO
.Sie wollen
besser vor sich selbst er‐
OO
scheinen, als sie
sind, und so verbauen
OO
sie sich selbst den Weg, auf dem sie einst da‐
OO
hin gelangen könnten, mit Selbstverständlich‐
OO
keit und ohne jeden Zwang in
innerer
OO
Wahrhaftigkeit zu handeln, wie das
OO
Gebot befiehlt, dem sie, aus Furcht vor
OO
Schuld, mit Widerstreben Folge leisten.
.Verdunkelte Erkenntnis geht hier irre Wege.
.Während die auf solchen Wegen Wandeln‐
OO
den die Liebe
lieben lernen wollen,
has‐
OO
sen sie den Haß!
.Haß aber
ist nur die Form
ohnmäch‐
OO
tiger ‒ ihrer Macht nicht bewußter ‒
OO
Kraft: der
gleichen Kraft, die als
Liebe
OO
ihre Selbsterlösung findet. ‒ ‒
.Wer Haß noch
hassen kann, der hat
OO
die Liebe noch nicht erkannt! Wer aber nie‐
OO
mals
hassen konnte, der wird auch nie‐
OO
mals
lieben lernen.
In dunkeln, urweltlichen Abgrundtiefen an‐
OO
kert die Kraft, die sich in göttlicher Gestalt
OO
als
Liebe offenbart, und bildet alldorten
OO
ihren Gegenpol: den
Haß.
.Haß
und Liebe sind
eines Wesens, so
OO
wie die Wurzel eines Weizenhalmes
eines
OO
Wesens mit der
Ähre ist, die dem Menschen
OO
krafterfüllte Nahrung gibt.
.Wie aber zwischen Wurzel und Ähre so
OO
mancher Halmknoten liegt, so liegt auch man‐
OO
cher
Zwischenzustand auf dem Wege,
OO
der, vom naturgegebenen, niederen Trieb zum
OO
Hasse, hinführt zu der Götternähe der
OO
gleichen Kraft, ‒ zur
Allgewalt
OO
entfaltenden Liebe. ‒
.Keiner dieser Zwischenzustände darf
OO
„übersprungen” werden, wenn ein Mensch in
OO
Wahrheit die Kunst der
Liebe üben lernen
OO
will. ‒ ‒
Vielleicht bist du erst auf einer dieser
Zwi‐
OO
schenstufen angelangt?
.Vielleicht bist du zu wahrhafter echter
OO
Liebe noch
nicht fähig? ‒
.Gräme dich darum nicht und suche nichts
OO
zu erzwingen!
.Bitte vielmehr in dir selbst um die hohe
OO
Gnade, daß sich die Kraft, die dir noch zu
OO
hassen befiehlt, in Bälde in ihrer leuch‐
OO
tendsten göttlichen Form ‒
als Liebe ‒
OO
offenbaren möge!
.So allein kannst du die Macht der Liebe
OO
einst
wahrhaft in dir erfahren, und dann
OO
wirst du gewiß den Haß, die
niedere Ge‐
OO
walt der gleichen Kraft, in dir nicht mehr
OO
kennen, dann wirst du aber auch den
Haß
OO
nicht mehr
hassen können. ‒ ‒
.Solange Liebe noch etwas zum
Hassen
OO
braucht, und sei es auch das
Verwerf‐
OO
lichste, solange ist das, was du „Liebe”
OO
nennst, nur ein Wechselbalg betrogenen Stre‐
OO
bens und Gefühls und hat mit der göttlichen
OO
Liebeskraft nicht das mindeste zu schaffen.
In deinem späteren,
höheren Geistes‐
OO
leben, wenn du den
Aufstieg begonnen
OO
hast und nach dem Tode des Erdentieres,
OO
das dir diente, in freier,
geistiger Ge‐
OO
staltung lebst, wird
jede Möglichkeit
OO
zum Hassen dir fehlen, denn nichts geht ins
OO
Leben des reinen Geistes ein, nichts wird in
OO
den unermeßlichen Reichen des ewigen Gei‐
OO
stes gefunden, was je deinen Haß erregen
OO
könnte.
.Hier aber, solange du noch auf der Erde
OO
„
im Tiere” lebst, gibt es gar viel, was
OO
dich zum Haß verleiten möchte...
.Doch niemals wird dein Haß dich
för‐
OO
dern können auf dem Wege zu dir selbst,
OO
auf dem Wege zurück zu deiner Urheimat,
OO
zum ewigen wahren Leben im Herzen der
OO
Gottheit, als reiner Geist und „Gottessohn”
OO
im reinen Geiste, im „Vater der Lichter”,
OO
dem alles Lebens selige Fülle innewohnt von
OO
Ewigkeit zu Ewigkeit.
.Stets wirst du, wenn du
Haß in dir
OO
nährst, auch wenn du nur das „Hassens‐
OO
werteste” zu hassen meinst, dich um die
OO
Entfaltung deiner höchsten Kraft,
der
OO
Kraft der Liebe, betrügen. ‒
.Trotzdem du einst aus dem hohen Leuchten
OO
tief gefallen bist, so daß du dich dem Tiere
OO
dieser Erde einen mußtest, durchdringt dich
OO
doch auch hier diese göttliche Kraft, und es
OO
liegt allein an
dir, ob du sie, so, wie sie
OO
dir verblieb: in ihrer strahlenden
gött‐
OO
lichen Form: als
Liebe, gebrauchen
OO
willst, oder ob du sie in ihre
Gegenform
OO
verwandelst, als die sie nur der
niederen
OO
„Natur” entspricht, ‒ dem Leben des uner‐
OO
meßlichen
physischen Universums, so‐
OO
wohl in seinen
unsichtbaren Wesen‐
OO
heiten wie im
Menschen, der dir hier
OO
auf Erden durch die tierhafte Gestaltung
OO
sichtbar wird. ‒
Es gibt gewiß in diesem Weltall
unsicht‐
OO
bare Intelligenzen, die nur dem
OO
Hasse leben, aber auch sie sollst
du
OO
nicht hassen, so sehr sie dich auch mit
OO
ihrem Haß verfolgen.
.Als Sieger kannst du ihnen nur begegnen,
OO
wenn du eine
Liebe ihnen entgegensendest,
OO
die auch ihren grimmigsten Haß
entkräf‐
OO
tet, so daß sie sich von dir wenden
müs‐
OO
sen, weil sie an deiner Liebe
leiden
OO
würden...
.Du kannst das Verachtungswürdige ver‐
OO
achten, das heißt: seinem mangelnden Werte
OO
nach
ihm deine Achtung entziehen,
OO
aber du sollst es nicht
hassen zu müssen
OO
glauben! ‒
.Sobald du zu hassen beginnst, setzt du dich
OO
in Verbindung mit allen Wesen dieses physi‐
OO
schen Weltalls, die ihrer Art nach jene ewige
OO
Urkraft
nur in der Form des Has‐
OO
ses kennen und
niemals sie in
Liebe
OO
zu verwandeln wissen werden.
.Du verstärkst die Ströme des Hasses, die
OO
durch sie in
Menschenherzen geleitet
OO
werden, machst dich schuldig so an allem,
OO
was bei den Menschen dieser Erde an Ver‐
OO
derblichem
aus Haß entsteht, ‒ du
OO
strebst der Tiefe des Abgrunds, der Vernich‐
OO
tung zu, statt dich zu deinem Aufstieg zu
OO
erheben...
Stets kämpfen die mächtigen, unsichtbaren
OO
Intelligenzen der physischen Allnatur, die
OO
nur
ein zeitlich befristetes Leben
OO
haben, wenn es auch nach Jahrtausenden
OO
zählt, um deinen Besitz, da sie die „Welt”
OO
des
Geistes niemals erkennen
können
OO
und dich allein als ihren
Untertan be‐
OO
trachten. ‒
.Nicht alle sind in
gleichem Grad
OO
dem Haß ergeben, und manche sind sogar
OO
„guten Glaubens”, dich
vor einem Irr‐
OO
tum zu behüten, wenn sie versuchen,
OO
dich von deinem Aufstieg zum reinen Geiste
OO
abzuhalten und dich in
ihrem Macht‐
OO
bereich zu
binden. ‒
.Du mußt wissen, daß du durch die Kraft
OO
der
Liebe, die auch ihre
Besten nicht
OO
kennen, selbst wenn sie
nicht dem Hasse
OO
ergeben sind, ‒
unendlich mächtiger
OO
bist als sie! ‒
.Du mußt wissen, daß du zwar,
deinem
OO
irdischen Verstande nach, tief
OO
unter den allermeisten dieser Gewaltigen
OO
stehst, daß
dein Denken ihrem zwingen‐
OO
den Einfluß bis zu hohen Graden
unter‐
OO
worfen ist, daß du aber
trotzdem
OO
einer Erkenntnis durch dein innewohnendes
OO
Geistiges fähig werden kannst, die ihnen
OO
allen für alle Zeiten
verschlossen bleibt,
OO
da sie zum
Geiste niemals gelangen
kön‐
OO
nen, weil
sie selbst nicht „Geist”
OO
sind, und also
des Geistes Dasein
OO
ihrem Wissen, sei es noch so erhaben, sich
OO
nicht offenbaren kann, so wenig, wie du einem
OO
Tiere dieser Erde die Fülle deiner Gedanken
OO
und Gefühle jemals offenbaren könntest. ‒ ‒
OO
.Lasse dich nicht täuschen und blicke nicht
OO
zu
allem, was über dir steht,
hinauf!
OO
.Es gibt nur Eines, das deiner Ehrfurcht,
OO
deines sehnenden Aufblicks
würdig ist,
OO
und das ist
über dieser ganzen physischen
OO
Allnatur mit all ihren Heeren gewaltiger, aber
OO
unseren Sinnen unwahrnehmbarer Kraftbe‐
OO
herrscher und hoher Intelligenzen!
.Deiner Urheimat im Reiche des
reinen
OO
Geistes soll
allein deine aufwärts
OO
blickende Sehnsucht gehören, und du kannst
OO
sie erreichen, wenn du in der
Liebe lebst!
OO
Der
Liebe hat einstmals jener große Lie‐
OO
bende auf Golgatha die Fesseln gelöst.
.Ob du zu seinen Gläubigen (zu denen, die
OO
sich nun nach ihm, der ein „Christos”, ein
OO
„Gesalbter” höchster Weihen war, selbst
OO
„Christen” nennen) gehören magst oder nicht:
OO
‒ der durch ihn gelösten Kraft wirst du
OO
nur dann teilhaftig, wenn du
selbst
OO
der
Liebe in deinem Leben Raum und
OO
Wirkungsweite schaffst!
.Ohne Liebe kann dir niemals
OO
Erlösung werden! ‒
.Liebe der innersten
Liebes-
Sonne
OO
rief dich einst vor Äonen ins Dasein aus sich
OO
selbst, und nur Liebe führt dich auch wieder
OO
in deine
Urheimat zurück.
Man spricht nicht umsonst von dem
OO
„
Wachstum” der Seele, denn „die
OO
Seele” ist, wie ich an anderen Orten schon
OO
genugsam dargelegt habe,
ein nur den höch‐
OO
sten
inneren Sinnen erkennbarer
Orga‐
OO
nismus, gebildet aus
unzähligen
OO
Einheiten: den „
Seelenkräften”,
OO
oder den richtig aufgefaßten „
Skandhas”
OO
indischer Terminologie. ‒
.Im Leichnam auf dem Seziertisch kann ge‐
OO
wiß kein Anatom die Seele finden, wohl aber
OO
in sich selbst, wenn er sein Selbst‐
OO
erfühlen nicht verkümmern ließ!
.Die Seele
ist des
Wachstums fähig,
OO
wie sie der
Abnahme fähig ist, ja wie
OO
sie, selbst während des körperlichen Lebens,
OO
fast völlig entschwinden kann,
OO
ohne deshalb die Funktion der körperlichen
OO
Organe
unmöglich zu machen.
.Das Wachstum der Seele kann auch zum
OO
Stillstand kommen, und es kann eine
OO
gewisse Sterilität eintreten, die jedes weitere
OO
Wachstum ausschließt.
.Nicht umsonst ruft frommer Glaube dem
OO
Menschen zu: „Rette deine Seele!” ‒ ‒
.Oder: „Was nützte es dem Menschen, wenn
OO
er die ganze Welt gewönne, aber Schaden
OO
litte an seiner Seele!”
Ja, man
kann wahrlich an seiner Seele
OO
„Schaden leiden”, und
sehr viele leiden
OO
Schaden an der Seele, ohne auch nur im min‐
OO
desten dessen zu achten, ja sie glauben gar
OO
oft, sogar mitten im seelischen Wachstum zu
OO
stehen und ahnen nicht, daß das, was sie
OO
für ihre „Seele” halten, nichts anderes ist,
OO
als
der feinere unsichtbare Or‐
OO
ganismus ihres physischen Er‐
OO
denkörpers, ein Organismus, der wohl
OO
segensreich wirken
kann, wenn er durch
OO
die Kräfte der Seele
geleitet wird, wenn
OO
er der Seele
dient, der aber das Wirken
OO
der Seele auch unsäglich
hemmen kann,
OO
wenn er
selbstherrlich in einem Men‐
OO
schen sich Geltung verschafft.
.Jeder,
der das gemeinhin als „religiös” be‐
OO
zeichnete Streben seiner Seele umzulenken
OO
sucht und beispielsweise in der
Kunst,
OO
im
ästhetischen Empfinden, im
OO
wissenschaftlichen Erkennt‐
OO
nistrieb, oder in der
Freude an der
OO
„
Natur” seine „Religion” sieht, ist ein
OO
Sklave dieses feineren physischen Organismus
OO
geworden und schwebt in größter Gefahr, zum
OO
Mörder an seiner Seele zu werden. ‒
.Wenn auch ein Teil seiner Seelenkräfte noch
OO
weiter in ihm tätig ist, so vermag er sie doch
OO
nicht in sich als
individuelle Seele zu
OO
runden, und wenn ihm dereinst mit dem
OO
physischen Körper auch dessen feinere Kräfte
OO
entzogen sind, wird er Zeiträume, die
nach
OO
Jahrtausenden irdischer Zeitbestim‐
OO
mung zählen, in einem dumpfen, quälenden
OO
Halbbewußtsein zubringen müssen, bis es sei‐
OO
nen hohen Helfern möglich wird, seine Seele
OO
wieder zum
Leben zu „erwecken”, damit er,
OO
„erwacht” wahrhaft zu leben beginne, dort, wo
OO
nur der in voller Bewußtseinsklarheit zu le‐
OO
ben
vermag, dessen
Seelenkräfte sich in
OO
ihm zur
individuellen Seele einten. ‒ ‒
OO
Deshalb ist gesagt: „
Wirket, solange es
OO
Tag ist, denn es kommt die
Nacht, da
OO
niemand wirken
kann.” ‒
.Sie kommt aber nur
für den, der das
OO
ihm anvertraute Gut der Seelenkräfte hier
OO
nicht zu
mehren verstand.
.Jedem, der
hat, wird
gegeben, daß
OO
er
im Überfluß habe, dem aber, der
OO
nicht hat, wird noch
genommen,
OO
was er allenfalls zu haben
glaubt, ‒ wie
OO
wenig es auch sei! ‒
.Wer, wie „der getreue Knecht”, das von
OO
seinem Herrn Empfangene zu
vermehren
OO
weiß, dem gilt das Wort: „Weil du über
OO
weniges getreu gewesen bist, will ich dich
OO
über vieles setzen.”
.Wer aber sein Pfund
vergräbt und nur
OO
wiederbringt, was ihm von Anfang an ge‐
OO
geben war, der wird nach den ewigen Ge‐
OO
setzen „die äußerste Finsternis” erleben müs‐
OO
sen: die aller Seelenwärme beraubte Region,
OO
in der „Heulen und Zähneklappern” herrscht
OO
vor innerer Kälte und Verdüsterung. ‒ ‒
OO
Die hier herangezogenen Worte der Evan‐
OO
gelien sind nichts anderes als bildhaft ge‐
OO
staltete, lebendige Darstellungen der Wir‐
OO
kungsweise ewiger Gesetze.
.Körperliches können wir auch wahr‐
OO
nehmen
ohne die Seele, wenn auch die
OO
durch
die Seele geleitete körperliche
OO
Wahrnehmung wesentlich
andere Bewußt‐
OO
seinseindrücke ergibt, als sie die
feineren
OO
physischen Kräfte vermitteln können.
OO
.Der Glaube des Volkes, der kein Leben
OO
des Körpers ohne „Seele” kennt, meint hier
OO
irrigerweise mit dem Wort „Seele” nur jene
OO
feineren,
fluidischen,
physi‐
OO
schen Kräfte, auch wenn dabei gleichzeitig
OO
diesen Kräften Eigenschaften zugeschrieben
OO
werden, die nur der wirklichen
Seele zu‐
OO
kommen.
.Möchte nur der Körper,
seelenlos
OO
geworden, auch „
leblos” sein, ‒ dann
OO
würden nicht so viel Seelenlose dieses Erden‐
OO
dasein um seine Wärme bringen, und die War‐
OO
nungen der Evangelien wären gegenstandslos
OO
gewesen!
.Während aber de facto der
Körper auch
OO
ohne Seele sein
Bewußtsein hat, wäh‐
OO
rend auch der Seelenlose sich selbst als kör‐
OO
perlich bedingtes „Ich” ‒ etwa im Sinne
OO
Stirners ‒ empfindet, ist es
völlig
OO
unmöglich für uns, das Reich des reinen
OO
Geistes,
die realen geistigen
OO
Welten, ohne
Seele wahrzunehmen. ‒
OO
Jenes „
Ich”, das allein
auch dort
OO
wahrzunehmen vermag,
ist
selbst eine
OO
Seelenkraft, die von einem Funken
ewigen
OO
Geisteslichtes durchlebt und durch‐
OO
leuchtet wird für alle Ewigkeit, sobald sie
OO
einmal die Fähigkeit in sich erwachend er‐
OO
kannte, diesem ewigen Geistesfunken ewiger
OO
leuchtender „Leib” zu werden, sobald, um
OO
mit anderen Worten zu reden, der „lebendige
OO
Gott” sich in diesem „Ich” die „Geburt” be‐
OO
reiten konnte.
.Um dieses „
Ich” müssen alle anderen
OO
Seelenkräfte sich kristallisieren, ‒
ihm müs‐
OO
sen alle Seelenkräfte
geeinigt werden,
OO
soll der Mensch vollbewußt das ewige Reich
OO
des wesenhaften Geistes betreten können! ‒
OO
.Was im gewöhnlichen Sprachgebrauch als
OO
„Geist” bezeichnet wird, ist
Verstand oder
OO
Klugheit,
Intellekt und
äußeres
OO
Wissen. ‒
.Es sind die Äußerungen der
feineren
OO
physischen Kräfte, die im Erdenkörper
OO
verborgen sind!
.Mit der „wesenhaften”,
substantiel‐
OO
len Region des ewigen Geistes,
OO
von dem ich hier rede, hat dieser „Geist”
OO
des alltäglichen Sprachgebrauchs
nicht das
OO
mindeste zu schaffen, so wenig wie das,
OO
was man die „Seele” der
Tiere nennt,
OO
in irgendeiner Beziehung zu dem
ewigen,
OO
flutenden Meere der Seelen‐
OO
kräfte steht, von dem hier die Rede ist,
OO
wenn ich vom
Wachstum der Seele
OO
zu sprechen habe. ‒ ‒
.Es gibt eine Menge angeblich „seelischer”
OO
Regungen auch des „Menschentieres”, in denen
OO
es von manchen anderen Tierarten sogar
er‐
OO
heblich übertroffen wird, aber diese
OO
„
Seele”
des Tieres, die auch dem phy‐
OO
sischen Menschen natürlich eignet, macht we‐
OO
der Mensch noch Tier zum Erleben des
gei‐
OO
stigen Reiches fähig, wie gleicherweise auch
OO
der hochentwickelte
Intellekt zur Er‐
OO
reichung des Bewußtseins
im wesenhaf‐
OO
ten Lichte des Geistes „nichts
OO
nütze” ist.
Man läßt sich allzu sehr dadurch täuschen,
OO
daß das
Gehirn während unseres irdischen
OO
Lebens für
alle Bewußtseinsarten zum Trans‐
OO
formator wird, so daß sowohl die Äußerungen
OO
der
feineren physischen Kräfte
OO
des Körpers, mögen sie irrtümlich als
OO
„geistige” oder als „seelische” Äußerungen
OO
gewertet werden, wie auch
das wirkliche
OO
Erleben des ewigen Reiches der
OO
Seele und
das Erleben des we‐
OO
senhaften Geistes, stets
im Ge‐
OO
hirn registriert werden, solange ein gesun‐
OO
des, lebendes Gehirn vorhanden ist.
.Wenn aber hier das
gleiche Instrument
OO
recht
verschiedene Bewegungen
re‐
OO
gistriert, so darf man eben darum nicht
OO
alle
Unterscheidung beiseite lassen,
OO
muß vielmehr in sich selbst „ablesen” lernen,
OO
welche Art der Bewegung jeweils den Ge‐
OO
hirnapparat berührt.
.Will man für das
Wachstum der
OO
Seele sorgen, so muß man wohl oder übel
OO
allen Wert darauf legen, möglichst für eine
OO
solche Einstellung des Gehirns zu sorgen,
OO
der keine echte seelische Regung, kein Be‐
OO
rührtwerden durch die Kräfte der Seele je‐
OO
mals entgeht.
.Es ist darum durchaus nicht nötig und wäre
OO
auch nur sehr unvollkommen möglich, daß
OO
man die Empfindlichkeit des Gehirns für
OO
andersartige Bewegungen
abstumpft,
OO
denn während wir hier als Erdenmenschen
OO
leben, sind auch die Bewegungen der feineren
OO
physischen Kräfte des
Körpers, wie auch
OO
seine
gröberen Kräfte, für uns von Wich‐
OO
tigkeit und sollen der Wachsamkeit des Ge‐
OO
hirns
keinesfalls entgehen.
.Aber: „
Suchet vor allem das Reich
OO
Gottes” und das, was es verlangt: „
seine
OO
Gerechtigkeit”, als Folge der rechten Erfül‐
OO
lung ewiger Gesetze, „so wird euch
alles
OO
übrige beigegeben werden”.
Es zeigt eine bedenkliche
Schwäche an,
OO
wenn man glaubt, dem Leben der Seele nur
OO
dann gerecht werden zu können, wenn man
OO
„die böse Welt mit ihren Händeln”
flieht,
OO
um ja durch nichts anderes gestört zu werden!
OO
.Nur durch steten
Gebrauch und durch
OO
stete
Übung an Widerständen er‐
OO
starken
körperliche Kräfte, und mit
OO
den
Kräften der Seele ist es in
OO
diesem Punkte
nicht im mindesten
OO
anders bestellt!
.Wer nicht mitten im Alltags‐
OO
leben,
ohne Absonderung und
OO
ohne weltverneinende Allüren,
OO
dem Wachstum seiner Seele zu
OO
dienen weiß,
der wird gewiß kein
OO
seelisches Wachstum erreichen
OO
und würde er auch der Genosse
OO
der Tiger und Schlangen in in‐
OO
dischen Dschungeln,
oder ließe
OO
er sich auch für den Rest seines
OO
Erdenlebens in tibetanischen
OO
Klöstern vermauern! ‒
.Ich könnte, wenn es mir vom Lebensurgrund
OO
meines ewigen Geistbewußtseins her erlaubt
OO
wäre, ganze Bände füllen mit Berichten mei‐
OO
ner Erlebnisse in jenseitigen Erkenntnisbe‐
OO
reichen, soweit sie den Zustand solcher Büßer
OO
und Walderemiten nach erfolgtem Verlassen
OO
des Körpers der Erde erhellen.
.So viel ist mir aber zu sagen verstattet: ‒
OO
daß
kein einziger dieser Unglücklichen
OO
nach seinem Übergang jenes Ziel fürs erste
OO
erreicht, das er hier schon erreicht zu
OO
haben
glaubte, nachdem es ihm die
OO
Äußerungen seiner
feineren fluidi‐
OO
schen Körperkräfte glaubhaft
vor‐
OO
gegaukelt hatten. ‒
Mitten im Weltleben, wohin man auch ge‐
OO
stellt sein mag, muß man dem Wachstum
OO
seiner Seele dienen!
.Absonderung kann
zu Zeiten von
OO
Nutzen sein, sobald man zu fühlen beginnt,
OO
daß die Einstellung auf das Empfinden wirk‐
OO
licher Seelenkräfte verloren zu gehen droht,
OO
aber die Absonderung soll nur
kürzeste
OO
Zeit währen und nur dazu dienen, „
die
OO
Einstellung wieder zu
finden.” So‐
OO
bald man sie gefunden hat, kehre man wieder
OO
zu seinem gewohnten Leben zurück!
.Es sind nur sehr wenige Menschen auf
OO
Erden, denen
dauernde Absonderung
OO
nicht schadet, und diese wenigen leben trotz
OO
aller Absonderung doch
im Zusammen‐
OO
sein mit ihresgleichen und würden
OO
nicht abgesondert leben, wenn sie nicht
OO
Dinge zu vollbringen hätten, zu deren Voll‐
OO
bringung ein äußerer Zustand geschaffen wer‐
OO
den muß, der im Welttreiben sich nicht auf‐
OO
rechterhalten läßt.
.Sie sind nur in der Einsamkeit, weil sie in
OO
einem „Tempel” wirken, der allen Geräuschen
OO
der Welt entrückt sein muß, und sie bleiben
OO
nur so lange in dieser Weltferne, als jeweils
OO
ihr
Werk es verlangt, suchen sie aber keines‐
OO
wegs etwa als „Flüchtlinge vor dem Leben”
OO
auf. ‒
.Das Wachstum der Seele wird auch nicht
OO
gefördert durch
tiefgründige Stu‐
OO
dien, durch
philosophische Er‐
OO
kenntnisse, oder durch das
For‐
OO
schen nach den unbekannten
OO
Kräften der Natur!
.Dies alles kann man treiben und dabei
OO
längst seine Seele
verloren haben!
.Ein Ackerknecht etwa oder ein Lastträger,
OO
kann das höchste Wachstum der Seele genau
OO
so erreichen wie der Gelehrteste unter den
OO
Männern der Wissenschaft, ‒ aber
keiner
OO
kann es erreichen,
der sich den Pflich‐
OO
ten seines Standes entzieht,
OO
in der irrigen Meinung, man könne dem
OO
Wachstum seiner Seele
besser dienen,
OO
wenn man die Welt oder wenn man Beruf
OO
und Stand verläßt! ‒
„
Wer da suchet, seine Seele zu erhalten,
OO
der wird sie verlieren; und wer sie verlieren
OO
wird, der wird ihr zum Leben verhelfen!”
.Dieses dunkle Wort will unter anderem sa‐
OO
gen, daß ein „Verlassen der Welt”, um die
OO
Seele zu finden,
nie ans Ziel führen
OO
kann, daß das Wachstum der Seele viel‐
OO
mehr nur
dort zu finden ist, wo man es
OO
am wenigsten zu finden hofft: ‒
mitten
OO
im tätigen Leben der Welt. ‒
.Nur durch das
praktische Verhal‐
OO
ten im Alltagsleben können wir un‐
OO
sere Seele zum Wachstum bringen! ‒
OO
Es gibt
keine Möglichkeit, der Seele
al‐
OO
lein zu dienen und dabei das Leben des
OO
Alltags auszuschließen!
.Es ist nur Feigheit und Bequemlichkeit oder
OO
eine irrige Philosophie, wenn man sich ein
OO
Leben erträumt, das ausschließlich dem Wachs‐
OO
tum der Seele gewidmet und der Welt abge‐
OO
wandt,
das zu erreichen vermögend sein soll,
OO
was für den Menschen der Erde nur
im
OO
steten Ringen mit den Kräften
OO
der Welt erreichbar ist. ‒
.Man kann wohl die
sterblichen,
OO
feineren,
fluidischen Kräfte
OO
des Körpers fördern, wenn man dem
OO
Leben der Welt entflieht, aber
niemals
OO
wird je ein Mensch
seiner Seele zum
OO
Wachstum verhelfen, wenn er nicht
OO
täglich aufs neue ihre Kräfte
er‐
OO
probt, an den
Widerständen, die
OO
ihm die „Außenwelt”, die ihm das Treiben
OO
der Vielen, die ihn umgeben, schafft! ‒
So ging auch der „große Liebende” in seinem
OO
Erdenleben oftmals „auf den Berg” oder in
OO
die Einsamkeit, um zu „beten”.
.So lehrte er: „Wenn du beten willst, gehe
OO
in deine Kammer und schließe die Türe zu.” ‒
OO
.Aber
niemals lehrte er den Alltag flie‐
OO
hen,
niemals hat er
selbst das rege
OO
Leben seiner Zeit und seines Volkes feige
OO
gemieden.
.Er aß und trank, was andere aßen und
OO
tranken, und feierte mit ihnen ihre Feste.
.Bei „Sündern und Zöllnern” war er zu
OO
Gast, wie bei denen, die sich für die Frömm‐
OO
sten hielten. ‒ Bei Schriftgelehrten liegt er
OO
zu Tische, wie im Hause der früheren He‐
OO
täre. ‒
.Allüberall ist ihm „
das Himmel‐
OO
reich nahe”, da es
in ihm ist...
.Er
lebt die Lehre, die er seinen Schülern
OO
kündet, ‒
zeigt ihnen, wie der Seele
OO
Wachstum
Leben braucht und
Tat.
* *
*
Unzählige sind es, die in diesen Tagen nach
OO
geistiger Führung verlangen, und
OO
wiederum Unzählige, die unter „geistiger Füh‐
OO
rung” zu leben
glauben, während sie doch
OO
nur Einflüssen unterstehen, die in dem wei‐
OO
ten Gebiet „medialer” Manifestationen ihren
OO
Ursprung haben.
.Es tut not, wieder „die Geister unterschei‐
OO
den” zu lernen! ‒
.Nicht jede Stimme, die im Innern ver‐
OO
nehmbar wird, ist die Stimme eines geistigen
OO
Führers, die Stimme göttlicher Leitung!
.Weit mehr als die meisten ahnen, ist heute
OO
eine Abart medialer Bekundungen verbreitet,
OO
die es den lemurenhaften Bewohnern des un‐
OO
sichtbaren Teiles der physischen Welt nur
OO
allzu leicht macht, ihrem Trieb nach Aner‐
OO
kennung im Bewußtsein des Menschen Erfolg
OO
zu sichern, indem sie die Fähigkeit des Schrei‐
OO
benkönnens bei ihren Opfern mißbrauchen,
OO
bald unter
Ausschaltung der Gehirn‐
OO
kontrolle, bald durch usurpierte
Benützung
OO
der Gehirntätigkeit.
.Im Grunde kann
jeder Mensch zum
OO
spiritistischen „Medium” werden, wenn auch
OO
die Grade der Mediumschaft außerordentliche
OO
Verschiedenheit aufweisen.
.Es ist dabei völlig gleichgültig, ob man sich
OO
bewußt als spiritistisches Medium „ent‐
OO
wickeln”
will, oder ob man glaubt,
fern
OO
von allen, dem sogenannten „Spiritismus” zu‐
OO
zuzählenden Erscheinungen zu stehen.
Jeder Mensch, der einer „inneren Stimme”
OO
vertraut, die
Passivität von ihm ver‐
OO
langt, ‒ die ihn also bestimmen will, daß
OO
er sich ihren Einsprachen
füge, daß er sie
OO
als suggerierten
Rat, ja gar als inneren
OO
Befehl betrachte, setzt sich der Gefahr aus,
OO
ein Höriger jener Lemurenwesen, ein spiri‐
OO
tistisches „Medium” zu werden, und er
ist
OO
es in jedem Falle bereits, wenn seine Hand
OO
gar schon „automatisch” zu schreiben be‐
OO
ginnt, einerlei, welchen Inhalt das Geschrie‐
OO
bene aufweisen mag. Je nach der Art seines
OO
Weltbildes werden sich ihm die seiner Kon‐
OO
trolle spottenden Wesen der Zwischenwelten
OO
darzustellen suchen.
.Der Frommgläubige wird von „Engeln”
OO
und „Heiligen”, ja von „Christus” oder gar
OO
„Gott-Vater” Führung zu erhalten glauben,
OO
der Anhänger der neueren „Theosophie” wird
OO
sich unter der Leitung hoher „Mahâtmas”
OO
fühlen, und andere wieder werden zu dem
OO
Glauben verleitet, ihr eigenes „höheres Ich”,
OO
ihre ewige aus dem Urborn Gottes entströ‐
OO
mende Geisteswesenheit gäbe sich ihnen auf
OO
solche Weise kund.
.(Als bezeichnendes Kuriosum möchte ich
OO
hier die Tatsache erwähnen, daß mir von
OO
nicht wenigen Fällen durch die Betroffenen
OO
selbst berichtet wurde, in denen jene lemuren‐
OO
haften Zwischenwesen es für gut hielten, ihren
OO
Opfern den Glauben beizubringen, ihr „gei‐
OO
stiger Führer” sei „Bô Yin Râ”. ‒ ‒ Wie
OO
man sieht, kann man zu Würden kommen,
OO
von denen man wirklich nichts ahnt!
.In
einem solchen Falle hatten die Be‐
OO
troffenen noch niemals meinen Namen ge‐
OO
hört, ‒ wurden erst durch ihre vermeintliche
OO
„geistige” Leitung auf meine Bücher verwie‐
OO
sen, ‒ trugen erst Scheu, sie beim Buch‐
OO
händler zu verlangen, während sie dann, als
OO
es sich herausstellte, daß wirklich ein Autor
OO
dieses Namens existiert, natürlich felsenfest
OO
überzeugt wurden, unter meiner geistigen Füh‐
OO
rung zu stehen...
.Die mir später vorgelegten, vermeintlich von
OO
mir selbst bei der geistigen Leitung des Me‐
OO
diums übermittelten Kommentare zu meinen
OO
Schriften waren nicht einmal schlecht, hielten
OO
sich aber freilich ganz auf dem Vorstellungs‐
OO
niveau der automatisch Schreibenden.
.In einem anderen Falle wurde ich gar mit
OO
den unflätigsten Briefen traktiert, als ich den
OO
auf spiritistische Weise entstandenen Irrtum
OO
aufzuklären suchte, und man leistete sich
OO
allen Ernstes die köstliche Behauptung, ich
OO
sei gar nicht „
der wirkliche” Bô Yin
OO
Râ: „der verehrungswürdige Meister”, den
OO
man selbst als „
Führer” kenne und
der
OO
meine Bücher geschrieben ha‐
OO
be, ‒ wobei freilich ein gewisser Teil dieses
OO
Satzes
durchaus der Wahrheit entsprach.
OO
.Zu solchen Torheiten können Menschen, die
OO
sonst sehr wohl über Urteilsvermögen ver‐
OO
fügen, durch die Beeinflussung ihrer „Spirits”
OO
veranlaßt werden.)
Gutgläubige „Spiritisten” haben sich nun
OO
die wunderschöne Lehre ersonnen, daß es un‐
OO
ter ihren „Geistern” wohl recht betrügerische,
OO
ja auch alberne und possenhafte Naturen gäbe,
OO
aber ebenso fänden sich solche voller Güte,
OO
Liebe und Erhabenheit.
.Als Unterscheidungsmerkmal werden in aller
OO
Naivität die „Offenbarungen” der „Geister”
OO
selbst angesehen, und wenn gar noch in sol‐
OO
chen Äußerungen
vor Schlechtem ge‐
OO
warnt oder
Gutes angeraten wurde,
OO
dann gilt es den rechtgläubigen Seelen als
OO
einwandfrei erwiesen, daß sie es mit „guten”
OO
Geistern zu tun hätten.
.Ach,
wäre nur alles so einfach, wie es
OO
sich in manchen Gehirnen darstellt! ‒
.Vielleicht wäre die in solchen Konventikeln
OO
geächtete „Wissenschaft” dann doch nicht tö‐
OO
richt genug, die spiritistische Hypothese ab‐
OO
zulehnen, und wäre längst mit fliegenden
OO
Fahnen zu den spiritistischen Gemeinden über‐
OO
getreten!? ‒
.Statt dessen aber gibt selbst ein Forscher
OO
wie
Crookes am Ende seiner erfolgreichen
OO
Experimente die Erklärung ab, daß er wohl
OO
überzeugt sei, oft
mit unsichtbaren
OO
Wesen experimentiert zu haben, daß er
OO
aber die spiritistische Hypothese, es handle
OO
sich um gestorbene Menschen, bzw. deren
OO
weiterlebende Seelen,
keineswegs gel‐
OO
ten lassen könne. ‒ ‒
.Und
Crookes gilt jedem waschechten
OO
Spiritisten seltsamerweise auch heute noch als
OO
hervorragender Eideshelfer!
.Man möchte ja mit Freuden den fanati‐
OO
sierten Gläubigen spiritistischer Zirkel ihr
OO
Heiligtum unangetastet lassen, wenn nicht
OO
ein Strom des Unheils von ihm
OO
ausginge, von dem
Psychiater und selbst
OO
die
Kriminalistik ein sehr trauriges
OO
Lied zu singen vermögen. ‒ ‒
.Deshalb kann man es gar nicht oft genug
OO
betonen, daß an
echten spiritistischen Ma‐
OO
nifestationen
nichts anderes Beweis‐
OO
kraft hat
als die Tatsache der Ma‐
OO
nifestationen an sich, und sie be‐
OO
weist lediglich, was auch
Crookes mit
OO
Recht als bewiesen ansah,
daß unsicht‐
OO
bare Wesenheiten unter Benut‐
OO
zung menschlicher Organe ge‐
OO
wisse Wirkungen hervorbringen
OO
können,
die das Bewußtsein des
OO
Erdenmenschen zu beeindrucken
OO
vermögen.
.Das ist aber auch alles „Bewiesene”! ‒ ‒
OO
Über die
Art dieser unsichtbaren Wesen‐
OO
heiten vermag das Experiment
keine Klar‐
OO
heit zu schaffen, und geradezu kindlich-töricht
OO
ist die Annahme, die durch ein Medium er‐
OO
haltenen
Äußerungen dieser Wesen oder
OO
ihre
Angaben über sich selbst seien
OO
hinreichend, um über ihre
Art sichere Aus‐
OO
kunft zu geben. ‒
.Ich glaube doch auch nicht ohne weiteres
OO
einem Menschen, der mich telephonisch an‐
OO
ruft und behauptet, „der Kaiser von China”
OO
zu sein.
.Bei „spiritistischen” Manifestationen liegen
OO
aber für den, der die Fehlerquellen und Be‐
OO
trugsmöglichkeiten kennt, so gut wie
gar
OO
keine Sicherungen dagegen vor, durch den
OO
Kommunikator in unverschämtester Weise
OO
düpiert zu werden.
.Wahrhaftig, die „Unterscheidung der Gei‐
OO
ster”, von der Paulus spricht, als von einer
OO
Gabe des Geistes Gottes, ist denn doch
et‐
OO
was anderes, als eine derart übergläu‐
OO
bige Bescheidung! ‒ ‒
Ihr werdet von den unsichtbaren, lemuren‐
OO
haften Zwischenwesen des unsichtbaren Teiles
OO
der physischen Welt ebenso die
erhaben‐
OO
sten Belehrungen erhalten, wie die
tri‐
OO
vialsten Äußerungen, ja die
gemein‐
OO
sten Unflätigkeiten, je nachdem es
OO
den unsichtbaren und jeder Kontrolle ent‐
OO
zogenen Kommunikatoren mehr Behagen be‐
OO
reitet.
.Stellt nur einmal eure erhabenen „geistigen
OO
Führer”, von denen ihr nur die salbungs‐
OO
vollsten Reden gehört habt, auf die Probe, ‒
OO
sagt ihnen, daß sie
Betrüger sind, wenn
OO
sie sich als gestorbene Menschen oder geistige
OO
Lehrer ausgeben, daß ihr
nichts mehr
OO
mit ihnen zu tun haben wollt,
OO
und ‒ ihr werdet zu eurem Entsetzen sehen,
OO
welchen „Freunden aus der Geisterwelt”
OO
ihr euch anvertraut hattet! ‒ ‒
.Es fehlt nicht an ehemaligen „Spiritisten”,
OO
die durch recht drastische Erfahrungen doch
OO
noch geheilt wurden, und sie alle können be‐
OO
stätigen, was ich hier sage.
.Trotzdem
verstehe ich, wenn ihr der
OO
Täuschung erliegt!
.Ihr werdet Äußerungen erhalten, die es sehr
OO
begreiflich erscheinen lassen, wenn ihr glaubt,
OO
mit „lieben Verstorbenen” in Verbindung zu
OO
sein, denn diesen Wesen ist gar manches wie
OO
ein aufgeschlagenes Buch, was euch dicht ver‐
OO
schleiert ist, und ihrer Schlauheit ist es ein
OO
Leichtes, herauszufinden, was euch am besten
OO
überzeugen könnte. ‒
.Es ist ihnen nichts „heilig”, sie kennen
OO
kein „Gut” und kein „Böse”!
.Sie sind nur erfüllt von dem Drange, von
OO
euch
als reale Existenzen aner‐
OO
kannt zu werden und euch gehörig zu
OO
imponieren, einerlei, ob sie dies durch er‐
OO
habene Reden, durch gemeine Scheltworte,
OO
durch Prophezeiungen und gute Ratschläge
OO
oder durch Foppereien und Albernheiten er‐
OO
reichen.
.Glaubt ihr, auf diese Weise mit euren Ver‐
OO
storbenen in Verkehr zu kommen, ‒ auch
OO
im Zweifel kann schon der
Wunsch, dies
OO
glauben zu
können, verborgen sein, ‒ so
OO
werdet ihr auch nach
dieser Richtung hin
OO
vorzüglich bedient werden, wobei allerdings
OO
auch die
Möglichkeit immerhin besteht,
OO
daß die euch täuschenden Zwischenwesen des
OO
Unsichtbaren der physischen Welt die
Über‐
OO
mittler von „Botschaften” werden, die
OO
aus dem
Vorstellungsvermögen
OO
Gestorbener stammen, deren Aufstieg aus nie‐
OO
derer geistiger Entwicklungsstufe noch nicht
OO
begonnen hat.
.Niemals aber werdet ihr
mit den
OO
Gestorbenen selbst, einerlei, welcher
OO
Stufe der Geistesentfaltung sie angehören, auf
OO
solche Weise in Verkehr gelangen!
.Niemals!! ‒ ‒
Solange die Erde Menschen trägt, waren un‐
OO
sichtbare Wesenheiten der physischen Welt
OO
auch bestrebt, sich als „geistige Führer” an‐
OO
zubieten, wo immer nach solcher Führung ver‐
OO
langt wurde.
.Ja, noch
weit höhere Ambitionen wur‐
OO
den ihnen durch den Erdenmenschen erfüllt,
OO
und so mancher „Wunder” wirkende „Gott”
OO
alter und, in gewissen Kulturkreisen, auch
OO
gegenwärtiger Zeit, ist in ihren Reihen zu
OO
suchen, die gar viele
Artunterschiede
OO
kennen, vom tierhaften Trieb bis zu weit
OO
über Menschenmaß entwickelter Intelligenz. ‒
OO
.Es ist oft sehr verständlich, daß der Nicht‐
OO
unterrichtete sich ehrfurchtsvoll und vertrau‐
OO
end der
hypnotischen Einwirkung
OO
dieser Wesen ‒ und um nichts anderes han‐
OO
delt es sich im Grunde ‒ hingibt.
.Er beachtet es nicht oder hält es für selbst‐
OO
verständlich, daß seine anscheinend so er‐
OO
habene „geistige” Führung immer mehr Be‐
OO
schlag legt auf seinen ‒
Willen, daß sie
OO
in wohlberechneter Steigerung sich dieses Wil‐
OO
lens zu
bemächtigen sucht. ‒
.Zuerst mögen oft überraschend
richtige
OO
Ratschläge, besonders solche, die das
OO
äußere Leben betreffen, gegeben werden,
OO
oder auch
Voraussagungen, deren
OO
richtiges Eintreffen noch weit mehr in Stau‐
OO
nen setzt.
.Ist das Opfer dann hinreichend in seinem
OO
Vertrauen gefestigt, dann ergehen nicht selten
OO
„
Aufträge”. ‒
.Es wird ihm eingeredet, daß es „eine be‐
OO
sondere Mission” habe, daß es dies oder jenes
OO
vollbringen müsse, und die seltsamsten Tor‐
OO
heiten sind schon infolge solcher vermeintlich
OO
„geistiger” Aufträge zur Durchführung ge‐
OO
langt.
.In anderen Fällen aber, wo allzu unge‐
OO
stümes Vorgehen dazu führen könnte, daß
OO
das schon gut umgarnte Opfer sich dem Ein‐
OO
fluß der unsichtbaren Parasiten noch entwin‐
OO
den würde, begnügt man sich, nur die Rolle
OO
des erhabenen „geistigen Führers” zu spielen
OO
und unterläßt wohlweislich alles, was den Ge‐
OO
nasführten stutzig machen könnte.
.Der Unkundige ahnt nicht, mit welcher in‐
OO
stinktiven
Schlauheit seine anscheinen‐
OO
den „geistigen Freunde” zu Werke gehen. ‒
OO
Er ahnt nicht, daß sie um seine geheimsten
OO
Neigungen und Wünsche wahrlich besser Be‐
OO
scheid wissen, als er selbst, und daß sie alles
OO
ausnützen, was ihn dazu bestimmen kann,
OO
sich freiwillig als Beute zu übergeben. ‒ ‒
OO
.Diese
Freiwilligkeit ist aber nötig,
OO
wenn ein Mensch den unsichtbaren Zwischen‐
OO
wesen der physischen Welt anheimfallen soll,
OO
und damit ist auch zugleich gesagt, wie eine
OO
derartige Abhängigkeit mit aller Sicherheit
OO
vermeidbar wird. ‒
Wer wahrhaftige
geistige Führung sucht,
OO
der werde vor allem
seiner selbst sicher
OO
und wisse, daß ihm niemals ein wirklicher
OO
„Führer”
aus der Welt des Geistes
OO
nahen wird, solange er sich selbst genügen
OO
läßt an einer Pseudoführung, wie ich sie hier
OO
ausführlich schildern mußte!
.Wirklich im
Geistigen „führen”
kann
OO
nur einer aus dem Kreise der
Leuchten‐
OO
den des Urlichtes auf dieser Erde,
OO
und da wieder jeweils
nur der, dem solche
OO
Führung im Einzelfalle anvertraut ist, weil
OO
seine eigenen Seelenschwingungen denen des
OO
Suchenden entsprechen, weil beider Empfin‐
OO
dungsrhythmus sich in parallelen Bahnen be‐
OO
wegt. ‒ ‒
.Niemals aber wird ein
solcher „Füh‐
OO
rer” auf irgendeine Art heimlich den
Wil‐
OO
len des Suchenden dem seinen unterzuord‐
OO
nen bestrebt sein, niemals wird er diesen Wil‐
OO
len auf irgendeine Weise auszuschalten suchen!
.Stets wird er es dem eigenen Willensent‐
OO
scheid des
Suchenden überlassen, ob er
OO
der stillen Ein-Gebung, die ihm vermittelt
OO
wird, folgen mag oder nicht.
.Seine geistige und fast unmerkbare „Füh‐
OO
rung” ist immer ein
Teilnehmenlassen
OO
an der eigenen Erkenntnis, niemals ein auf‐
OO
gedrungener Rat, obwohl sie indirekt voll
OO
guten Rates ist. ‒
.In
keinem Falle wird er dem Suchen‐
OO
den irgendeine Handlungsweise, irgendein Ver‐
OO
halten „suggerieren”.
.Nie wird
solche Führung den Suchen‐
OO
den mit einer angeblichen „Mission” betrauen,
OO
nie wird sie ihn zu irgendwelchen Großtaten
OO
in der Außenwelt aufrufen, nie wird sie sein
OO
äußeres Dasein irgendwie zu beeinflussen su‐
OO
chen...
.Sie wird auch niemals durch „Vorhersagen”
OO
oder ähnliches sich Kredit verschaffen wollen,
OO
wird keinen „Namen” mitteilen und keine Rat‐
OO
schläge in bezug auf irdische Geschehnisse
OO
geben.
.Solche Führung wird für den Suchenden
OO
stets nur ein
Teilnehmen an dem in‐
OO
neren Leben eines in Gott Voll‐
OO
endeten sein, genau dem Grade der Emp‐
OO
findungsfähigkeit angepaßt, der bei dem Su‐
OO
chenden bereits gegeben ist.
.Der „Führer” wird mit seiner quasi „pas‐
OO
siven” Ein-Sprache da sein, wenn das Ver‐
OO
halten des Suchenden ihn „ruft”, und der
OO
Suchende wird nichts von dem Dasein des
OO
Führers bemerken, sobald er seiner Führung
OO
entraten zu können glaubt.
.Wie ein im Innersten verbundener, mit ihm
OO
Eines gewordener Freund wird er den Su‐
OO
chenden geleiten, ohne sich selbst anders als
OO
durch
sein eigenes Innenleben im
OO
Geiste zu offenbaren, als „Vor-Bild” des Su‐
OO
chenden, als Einstrahlung eines geistigen Seins,
OO
das durch
seine Existenz allein wirkt,
OO
ohne eines Frage- und Antwortspieles zu be‐
OO
dürfen. ‒ ‒
Wer solche wahrhaft
geistige Führung
OO
sucht, der halte sich ferne jeder Neugier hin‐
OO
sichtlich des individuellen Außendaseins seines
OO
Führers!
.Der Suchende vermeide alle „
Fragen”,
OO
die sich auf seine oder seines geistigen Führers
OO
äußeren, irdischen Lebensumstände beziehen
OO
oder gar auf sonstige Geschehnisse der Außen‐
OO
welt!
.Ja, er stelle auch in
rein geistigen
OO
Dingen niemals „
Fragen”, sondern warte
OO
ruhig, in innerer Sammlung, bis ihm durch
OO
Ein-Sicht in seines geistigen Lehrers inner‐
OO
stes Erkennen
Aufschluß wird über
OO
jene Dinge, die ihm bislang noch ungeklärt
OO
erschienen.
.Der wahrhafte
geistige Führer weiß
OO
ohne jede Anfrage,
was in dem Suchen‐
OO
den nach Klarheit verlangt, aber er ist auch
OO
gehalten,
Zeit und Situation zu be‐
OO
achten, die für den Suchenden die Bedingungen
OO
bieten, restlose Klärung in sich aufnehmen zu
OO
können, denn
nicht zu jeder Zeit
OO
und in
jeder Lage ist die Seele fähig,
OO
das Bild, das die Strahlen geistigen Lichtes
OO
ihr dauernd einprägen können, ohne Ver‐
OO
zerrung wirklich in sich aufzunehmen.
.Man darf auch gewiß nicht etwa die gei‐
OO
stige Leitung durch einen der Leuchtenden
OO
des Urlichtes auf dieser Erde erwarten, so‐
OO
lange man noch selbst in dem Dünkel be‐
OO
fangen ist, man sei im Besitz unfehlbar rich‐
OO
tiger Erkenntnis, und der Führer müsse sich
OO
selbstverständlich dieser so ungemein „logi‐
OO
schen” Erkenntnis unterordnen.
.Auch
dann darf man keine wirkliche
OO
geistige Führung zu erreichen glauben,
OO
wenn man sie
nur so nebenher ge‐
OO
nießen möchte und dem
Geistigen noch
OO
so ferne steht, daß man den
realen Geist
OO
mit Gehirnakrobatik verwechselt, ihn erreich‐
OO
bar glaubt
auch ohne Führung, ja im
OO
Grunde gesonnen ist, die erwartete Führung
OO
einer spitzfindigen Dialektik als Material aus‐
OO
zuliefern. ‒ ‒
.Nur „
wer aus Gott ist,
hört Got‐
OO
tes Wort”, und die Lichtfülle des „
Wor‐
OO
tes”, das „bei
Gott” und das „Gott”
ist,
OO
wird
allein vermittelt, wenn ein wahr‐
OO
haft
geistiger Führer im Leben einer
OO
Seele in Erscheinung tritt. ‒
Möchten meine Worte, die
aus der Er‐
OO
fahrung gesprochen sind, und nachdem
OO
es gelang, so manchem zu helfen, recht viele
OO
aus der polypenhaften Umklammerung be‐
OO
freien, in die sie sich selbst begeben haben!
OO
.Möchten durch diese Worte möglichst viele
OO
Suchende, die dazu reif sind, einer echten
OO
geistigen Leitung entgegengeführt wer‐
OO
den!
.Wer aber sein Heiligstes verletzt glaubt
OO
durch das, was ich hier sagen mußte, der
OO
möge mir einstweilen verzeihen und seines
OO
ehrlichen Strebens bewußt, noch geduldig
OO
warten, bis auch ihm
die Augen ge‐
OO
öffnet werden!
.Auch von dem hohen Gesalbten aus Na‐
OO
zareth wird erzählt, wie ihn „der Teufel”
OO
mehrfach versuchte.
.Hartes Fasten hatte in dem Geweihten
OO
unerwartet „mediale” Situation bewirkt.
.Er aber
widerstand der Versuchung,
OO
und von da an wußte er ‒ „Teufel
aus‐
OO
zutreiben”, die nichts anderes waren, als
OO
eben jene Lemurenwesen des unsichtbaren
OO
Bereiches der physischen Welt, vor denen
OO
ich hier zu warnen habe.
* *
*
Seitdem der grobkörnigste philosophische Ma‐
OO
terialismus abgewirtschaftet hat und die
OO
Naturwissenschaften nicht mehr als allein‐
OO
seligmachende Erkenntnisquellen gelten, tritt
OO
so mancher, der früher den Himmel „Engeln
OO
und Spatzen” überlassen zu können glaubte,
OO
den Problemen des Übersinnlichen nahe, und
OO
da er von seinem früheren Forschen her eine
OO
Arbeitstechnik mitbringt, die dort zu Erfolgen
OO
führte, so glaubt er auch ohne weiteres, diese
OO
Technik, diese „Methode”, auf das ganz an‐
OO
dersartige Gebiet des
Übersinnlichen
OO
übertragen zu können.
.Was er aber bestenfalls dabei erreicht, läßt
OO
ihn nur zu bald erkennen, daß er hier mit
OO
untauglichem Werkzeug hantiert.
.Entweder gibt er dann sein Forschen über‐
OO
haupt auf, in der Meinung, dort, wo
sein
OO
Werkzeug nicht brauchbar sei, könne auch
OO
nichts Reales zutage gefördert werden, oder
OO
aber, er experimentiert weiter und verfällt
OO
der unsichtbaren Region der
physischen
OO
Welt, die er dann für das gesuchte „Geistige”
OO
hält. Da sie ihm nur sehr spärliche, zweifel‐
OO
hafte Resultate liefert, so fängt er dann
OO
früher oder später an, nachzuhelfen, indem
OO
er durch spekulatives
Denken ersetzt, was
OO
ihm die
Wirklichkeit schuldig bleibt.
OO
Hier handelt es sich aber immer noch um
OO
sehr ernst zu nehmende Leute, während sich
OO
gleichzeitig auch ein Typus breit macht, der
OO
nur den
Schein der Wissenschaftlichkeit
OO
raffiniert benutzt, um ein wüstes Mystagogen‐
OO
tum zu propagieren, um Anhänger für die
OO
liebe eigene Person oder für irgend einen in
OO
seinem früheren, noch wirklich wissenschaft‐
OO
lichen Streben sich nicht genug gewürdigt
OO
fühlenden Gernegroß zu werben.
.Nun wird da schleunigst aus allem, was
OO
man an mehr oder minder einwandfreier
OO
Quellenliteratur zusammengelesen hat, eine
OO
„Geisteswissenschaft” gebraut, und an diesem
OO
Zaubertrank erlaben sich alle, bei denen es
OO
rein wissenschaftlich trotz Doktorat und Wür‐
OO
den doch nicht so recht auslangen wollte, und
OO
die nun hier ein Gebiet vor sich sehen, auf
OO
dem man sich nach dem gefeierten Vorbild
OO
des „großen Lehrers”, recht frei von jeder
OO
wissenschaftlichen Kontrolle, ergehen kann,
OO
und, mir nichts, dir nichts, in den Ruf eines
OO
großen „Eingeweihten” gelangt, wenn man
OO
nur die „Übungen” recht eifrig betreibt, die
OO
der Herr „Geheimlehrer” vorschreibt und de‐
OO
ren er für jeden, der zu ihm kommt, eine reiche
OO
Auswahl auf Lager hält. ‒ „Übungen”, die
OO
aus den Exerzitien des Ignatius von Loyola,
OO
aber auch aus den übelsten Traktaten okkul‐
OO
tistischer Sudelköche des Orients und Okzi‐
OO
dents mit gleicher Fingerfertigkeit und mit
OO
gleicher Verantwortungslosigkeit herausgegrif‐
OO
fen wurden. ‒
Was schadet es, wenn hier und da einer der
OO
„Geheimschüler” im Irrenhaus landet, wenn
OO
die armen Mädchen nahezu kanonischen Al‐
OO
ters, die den „Geheimlehrer” umschwärmen,
OO
hysterisch werden, oder wenn die allzu harm‐
OO
losen Gläubigen völlig an Geist und Körper
OO
zugrunde gehen!
.Die „Geheimwissenschaft” will ihre Opfer
OO
haben, und der Herr Geheimlehrer hat sich
OO
seine Getreuen ja längst so erzogen, daß sie
OO
wie auf Kommando über den armen Ver‐
OO
lorenen herfallen, und ihm alle Schuld an
OO
seinem Mißgeschick aufbürden; denn beileibe
OO
darf es nicht gewagt werden, an der Infalli‐
OO
bilität des „großen Lehrers” zu zweifeln, sonst
OO
könnte ja Gefahr drohen, daß man selbst
OO
seine eigene schöne Position als Kardinal eines
OO
solchen neuen Papstes verlieren würde, ja,
OO
die ganze Zirkuspantomime, die da aufgeführt
OO
wird, könnte ein ungewollt frühzeitiges Ende
OO
finden.
.So regnet's denn „Übungen” auf „Übungen”
OO
immer weiter, und die Massenpsychose steckt
OO
an wie der Keuchhusten, denn es finden sich
OO
ja immer noch genug hornartig widerstands‐
OO
fähige Gehirne, die all diese Prozeduren aus‐
OO
halten, und wer sie wirklich auszuhalten ver‐
OO
mag, der ist dann
dauernd gewappnet
OO
gegen jede Einrede des gesunden Menschen‐
OO
verstandes, gegen jede ernsthafte psycholo‐
OO
gische Kritik an dem, was in ihm vorgeht; ‒
OO
er
kann gar nicht mehr anders wollen, als
OO
der „große Lehrer” will, und dieser will be‐
OO
scheidenerweise ja nichts anderes, als die Welt
OO
zu seinen Füßen sehen, auf
welche Art
OO
das auch erreicht werden mag.
Doch sehen wir einmal von solchen Clowns‐
OO
possen ab, die schließlich nur entstehen konn‐
OO
ten, weil die Zeit reif dazu war und weil un‐
OO
sere Zeit
krank ist,
elend krank,
OO
‒ so daß sie sich in ihrer Not, aus der ihr
OO
die ordentlichen Ärzte nicht mehr recht hel‐
OO
fen können, gierig auf die Pillen und Schmier‐
OO
pflaster der Quacksalber stürzt.
.Wir wollen hier vielmehr ganz im allgemei‐
OO
nen untersuchen, welcher wirkliche Wert viel‐
OO
leicht doch „okkultistischen Übungen” zu‐
OO
kommen
könnte, denn auch außerhalb
OO
der oben gekennzeichneten Kreise gibt es ja
OO
genug Leute, die alles Erdenkliche und Un‐
OO
erdenkliche von „okkultistischen Übungen”
OO
erwarten, oder sich selbst mit den törichte‐
OO
sten Zeremonien und seelischen Turnkunst‐
OO
stücken abquälen, weil sie hoffen, auf diese
OO
Weise der Weltordnung ein Schnippchen zu
OO
schlagen und „das Zaubern” zu lernen, ‒
OO
zum mindesten aber so klug wie die Schlange
OO
des Paradieses zu werden, die bekanntlich
OO
wußte, wie man „
wie die Götter” wird.
OO
Ihre gläubigen Schüler haben nur offenbar den
OO
berühmten Apfel nicht „
in der richtig‐
OO
gen Weise” gegessen, wodurch der Unter‐
OO
richt nicht so ganz die rechten Erfolge brach‐
OO
te. ‒
Das
ist'
s eben mit den „Übungen”: ‒ man
OO
darf
ja nichts versehen dabei, sonst
OO
wird halt das Gegenteil von dem erreicht, was
OO
man erreichen wollte, und das ist dann schlimm.
OO
.So sagen sie
alle, die großen „Adepten”
OO
der Magie, die zwar selbst keinen Strohhalm
OO
auf andere Weise bewegen können, wie Hinz
OO
und Kunz, die aber alle Riten, Zeremonien,
OO
Formeln und Übungen kennen, die dazu nötig
OO
sind, alle Weltgesetze im lustigen Wirbel nach
OO
ihrer Pfeife tanzen zu lassen.
.Es wäre ein leichtes, aus dem Schrifttum
OO
über „Magie”, soweit es von alter Zeit her
OO
erhalten ist und soweit es die neuere Zeit
OO
vermehrte, eine Riesenbibliothek zusammen‐
OO
zustellen; aber man zeige mir
auch nur
OO
einen einzigen aus den begeisterten
OO
Verehrern dieser Schriften, der dahin gelangt
OO
wäre, wirklich und jeder Kritik standhaltend,
OO
irgend eines der Resultate zu erzielen,
OO
die dem Novizen dort mit geheimnisvoller
OO
Umständlichkeit versprochen werden, wenn
OO
er die Anweisungen genau befolgt, von denen
OO
ihre Urheber sagen,
sie hätten dadurch Re‐
OO
sultate erlangt. ‒
.Alle die zum Teil doch auch
recht ge‐
OO
scheiten Köpfe, die sich ihr Hirn
OO
durch solche Lektüre verwirren ließen und
OO
nichts dabei sonst erreichten, haben es eben
OO
„
nicht richtig” gemacht. ‒
Aber da war einmal Einer, der sagte: „Wenn
OO
ihr
Glauben habt wie ein Senfkörnlein
OO
nur, so könnt ihr zu diesem Berge sagen:
OO
'Geh' von da dorthin!' und er wird dahin
OO
gehen, und
nichts wird euch unmöglich
OO
sein.”
.Und an anderer Stelle berichtet man das
OO
gleichsinnige Wort von ihm: „Wenn ihr einen
OO
Glauben wie ein Senfkorn habt, so könnt
OO
ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: 'Reiß dich
OO
aus und setze dich ins Meer!' und er wird
OO
euch gehorsam sein.”
.Auch er hatte
Schüler, und sie
OO
baten ihn: „Stärke uns den
Glauben!”
.Und hier sind wir endlich an dem
Kern‐
OO
punkt der
echten Magie, der
prak‐
OO
tischen Geistes-
Weisheit!
.Auch hier gibt es „Übungen”, aber sie sind
OO
recht wesentlich
anderer Art, und sie
OO
führten noch
jeden zu greifbaren Resul‐
OO
taten, der ihnen oblag, ‒ nur sind das keine
OO
„okkultistischen” Übungen, so geheimnisvoll
OO
ihr Bereich auch bleibt, und wer sie betreibt,
OO
der braucht weder Zeremonie noch Ritual,
OO
braucht keine Beschwörungsformeln, noch
OO
abenteuerliche Zitationen, und wirkt doch
OO
durch die „Magie des Wortes”, durch die er
OO
das „
Urwort” erreicht, in dessen „Namen”
OO
er alles vollbringt. ‒
Aber dieser „Name” ist nicht ein Wort aus
OO
irgendeiner Sprache, das nur auf eine geheim‐
OO
nisvolle Weise betont werden muß, sondern
OO
eben jene erhabene
Kraft, die der Meister
OO
der Evangelien den „
Glauben” nennt, und
OO
des „Namens” geheimnisvolle „Aussprache”
OO
ist die Kunst aller Künste: ‒ die Kunst, diesen
OO
„Namen”
in sich zu erleben. ‒
.Alle „Übungen” dieser
wahren Magie
OO
zielen einzig darauf hin, den Glauben in sich
OO
erleben zu lernen und wollen
nicht
OO
etwa „okkulte Künste” lehren, wollen
nicht
OO
angebliche „Hellseher” oder Fakire bilden.
.Allerdings sind wirkliche
geistige Übun‐
OO
gen auch, einesteils zwar leichter, andernteils
OO
doch etwas schwerer zu vollbringen, als das,
OO
was man „
okkultistische” Übungen
OO
nennen muß, denn sie verlangen nicht nur
OO
wie diese eine stundenweise „Konzentration”,
OO
sondern sie wollen
den ganzen Men‐
OO
schen,
all sein Tagewerk,
sein
OO
ganzes Tun und Lassen; ‒ sie
OO
wollen einen „
neuen” Menschen aus dem
OO
Material erstehen sehen, das bis dahin der
OO
Darstellung des „
alten” diente, und der
OO
Umwandlungsprozeß darf keine Schlacken
OO
übrig lassen.
.Alles, was bis dahin der Auswirkung des
OO
Lebens diente, muß nun sich selbst aufgeben,
OO
um
aus dem „
Glauben” zu leben. ‒
OO
Wie versteht man doch das Wort vom „
Glau‐
OO
ben” falsch, wenn man annimmt, dieser
OO
hier geforderte Umschwung, der den Men‐
OO
schen fähig machen soll, im „
Glauben”
OO
zu leben, sei eine „
Meinungsänderung”,
OO
beziehe sich auf das im Vulgärsinn „gläubige”
OO
oder „ungläubige” Verhalten irgendwelchen
OO
Berichten „heiliger” Bücher gegenüber, ‒ sei
OO
bestimmt durch Ablehnung oder Zustimmung
OO
in bezug auf gewisse Behauptungen religiöser
OO
Lehrer! ‒
.Wenn
der „selig” wird,
der da „
glaubt”,
OO
so wird er es wahrlich nicht, weil er irgendeine
OO
metaphysische Lehre für richtig hält, sondern
OO
weil er die Kunst erworben hat, die
Kraft
OO
zu gebrauchen, von der hier die Rede ist, weil
OO
er aus dem „Glauben”, aus der Kraft des
OO
„Namens”
lebt, der das Wort ist, das „bei
OO
Gott” und das da „Gott” ist!
.Man „
glaubt”
in rechter Weise, weil man
OO
den „
Glauben” hat, wie man
lebt,
OO
weil man
das Leben hat.
Vor dir liegt eine Rübe auf dem Felde. Ich
OO
bringe dich in Hypnose und
zwinge dich
OO
durch meine Suggestion, zu „glauben” (hier
OO
nicht im alltäglichen Sinne gemeint), du
OO
seiest außerstande, die Rübe aufzuheben, und
OO
du wirst dich vergeblich mühen, sie vom Erd‐
OO
boden auch nur zu lockern. ‒
.Ich
befreie dich aus der Bindung der
OO
Hypnose, und du hebst die gleiche Rübe mit
OO
Leichtigkeit auf, ja, du wirst jeden verlachen,
OO
der an dieser deiner Fähigkeit zweifeln wollte,
OO
denn jetzt
glaubst du nicht mehr (im
OO
alltäglichen Sinne) nur an die Richtigkeit des
OO
Satzes: „ich
kann eine Rübe vom Acker
OO
aufheben”, ‒ an diesen Satz glaubtest du
OO
ja im Sinne des Fürwahrhaltens auch in der
OO
Hypnose,
trotz meiner gegenteiligen Sug‐
OO
gestion, sonst hättest du dich gar nicht be‐
OO
müht, es dennoch zu
versuchen, ‒
OO
sondern jetzt „glaubst” du wirklich, d. h.
OO
du fühlst in dir
die Kraft, die Rübe auf‐
OO
zuheben, und diese Kraft, mittels der du
OO
auch tatsächlich jederzeit diese Rübe aufheben
OO
kannst,
ist nichts anderes als der von
OO
dem Meister der Evangelien verlangte „
Glau‐
OO
be”. Allerdings soll er auf etwas wichtigere
OO
Dinge angewandt werden, als auf diese arme,
OO
im Bilde nun schon fast zu Tode gehetzte
OO
Rübe! ‒
.Dieser „Glaube” ist
nicht die durch
OO
Erfahrung gewonnene
Gewißheit, daß
OO
man etwas tun könne, sondern
die
OO
Kraft, mittels der man es tatsächlich tun
OO
kann!
.Es liegt eine unsagbar feine Ironie in dem
OO
doppelsinnigen Wort, das der Meister von
OO
Nazareth an den ungläubigen Thomas rich‐
OO
tet: „Weil du
gesehen hast, Thomas,
OO
hast du geglaubt” (den Bericht für richtig
OO
befunden), „selig aber sind, die da
nicht
OO
sehen” (nicht durch Erfahrung Gewißheit ha‐
OO
ben), „und
doch glauben.” ‒
.Ein wunderbares Wortspiel des Meisters
OO
mit dem Wort „glauben”, wobei er es
zu‐
OO
erst im alltäglichen Sinne gebraucht,
OO
dann aber am Schluß
auf die Lehre
OO
anspielt, die er jahrelang verkündet
OO
hatte. ‒
.Mag der Ausspruch „historisch” sein oder
OO
nicht, so zeigt er doch mehr als manches an‐
OO
dere, in welcher überlegenen Art der Meister
OO
zu lehren pflegte, wie er den Scharfsinn der
OO
Seinen anzuspornen wußte und keineswegs
OO
immer auf Wortspiel und Ironie verzichtete.
OO
.Es liegt hier aber
durchaus nicht
OO
der einzige Ausspruch dieser Art vor,
OO
und manches Wort, das die gleiche Prägung
OO
zeigt, hat im Laufe der Zeit zu wildem Dogmen‐
OO
streit den Anlaß gegeben....
Wie aber verhält sich denn die von ihm ver‐
OO
kündete
Kraft, die er aus guten Gründen,
OO
trotz aller Irrtumsmöglichkeit, den „
Glau‐
OO
ben” nennt, zu dem, was „
okkultisti‐
OO
sche” Übungen zutage fördern wollen?
.Da gilt es nun vor allem, sich klar darüber
OO
zu werden, daß es
zwei ganz ver‐
OO
schiedene Arten erdensinnlich uner‐
OO
faßbarer Kräfte gibt, je nach dem Lebens‐
OO
bereich des universalen Seins, dem sie an‐
OO
gehören.
.Beide sind ‒ jeweils in
ihrer Region ‒
OO
„
das einzig Wirkliche”, das aller
OO
Erscheinung zugrunde liegt, und beide stehen
OO
in ihrem Bereich um eine Stufe
tiefer,
OO
als das, was durch sie vermittelt wird.
.Wenn ich sage, daß diese Kräfte in ihrem
OO
Bereich allen „Erscheinungswelten” (es gibt
OO
deren physische wie geistige)
zugrunde
OO
liegen, so will ich das so verstanden wissen,
OO
wie wenn ich sagen würde, daß jedem Ge‐
OO
mälde, gleichgültig,
was es darstellt, die
OO
Farben zugrunde liegen, daß die
Far‐
OO
benmaterie an ihm „das einzig Wirk‐
OO
liche” ist, obwohl das durch die Farbe
Dar‐
OO
gestellte von einer
weit bedeuten‐
OO
deren Wirklichkeit Kunde zu geben ver‐
OO
mag, ‒ die aber
hier nur
durch die
OO
Farbenmaterie mir bewußt werden kann. ‒
OO
.So wird uns das ganze physische Universum
OO
nur bewußt, weil ihm, ‒ hinter allen Formen
OO
„einzig wirklich” ‒ die okkulten Kräfte
der
OO
physischen Natur zugrunde liegen,
OO
weil wir,
als Teil dieser Natur, dem
Kör‐
OO
perlichen nach,
selbst eine dieser
OO
physischen okkulten Kräfte
sind, und
OO
in unserem anscheinend „grobstofflichen”
OO
Körper das Instrument, der
feineren,
OO
fluidischen Körperkräfte besitzen, das
OO
den meisten schon als die Seele gilt, das aber
OO
auch die anderen Tiere dieser Erde mit uns
OO
gemeinsam haben, wenn auch in sehr ver‐
OO
schieden starker Ausprägung seiner Fähig‐
OO
keiten. ‒ ‒
.Wie nun aber das ganze
physische
OO
Universum sich nur darstellt als Wirkung
OO
physischer okkulter Kräfte, so stellen
OO
sich auch die
geistigen Welten nur
OO
dar als Wirkung real
geistiger okkulter
OO
Kräfte, und diese wieder sind ‒ für sich
OO
betrachtet ‒ nichts anderes als: das Reich
OO
der flutenden
Seele, das zwischen
phy‐
OO
sischer Weltdarstellung und
geistiger
OO
Erscheinungswelt mitteninne liegt.
.Wie wir in der physischen Welt nur wahr‐
OO
nehmen, nur „bewußt” sein können, weil
OO
wir selbst eine ihrer
physischen ok‐
OO
kulten Kräfte
sind und in unserem Körper
OO
die feineren fluidischen Kräfte dieser Welt
OO
tragen, so auch können wir
Geistiges
OO
nur wahrnehmen, ‒ können wir im
Gei‐
OO
stigen nur bewußt werden, ‒ weil
wir
OO
selbst auch gleichzeitig eine der
gei‐
OO
stigen okkulten Kräfte sind und in uns
OO
einen
geistig-okkulten oder
Seelen‐
OO
organismus tragen, ohne den die gei‐
OO
stigen Welten, deren „Substanz” diese Seelen‐
OO
kräfte sind, uns niemals wahrnehmbar sein
OO
könnten, ohne den wir niemals im
Geiste
OO
bewußt zu werden vermöchten.
Wenn man nun das treibt, was man eigent‐
OO
lich unter „okkultistischen Übungen” ver‐
OO
steht ‒ es gehört dazu alles, was die Inder
OO
„
Hâta-
Yoga” nennen, und vieles andere,
OO
was schon seit alter Zeit auch bei uns im
OO
Okzident gepflegt wurde ‒ dann bedient man
OO
sich lediglich der
feineren,
fluidi‐
OO
schen Kräfte des Körpers, wirkt
OO
lediglich auf die okkulten Kräfte der
phy‐
OO
sischen Welt auf diese Art ein, und man
OO
wird, nach unwandelbaren Gesetzen des
phy‐
OO
sischen Universums, dadurch den Wesen‐
OO
heiten dienstbar und verhaftet, die in dem
OO
unsichtbaren Bereiche der
physischen
OO
Natur ihre Wirkungsfelder haben, man ver‐
OO
fällt unfehlbar der „Besessenheit” ‒ man hat,
OO
wie der Volksmund sagt, ‒ seine Seele „dem
OO
Teufel verschrieben”, ‒ denn die eigentliche
OO
Seele, der okkulte
geistige Organismus,
OO
wird im gleichen Grade
geschädigt, in
OO
dem die feineren fluidischen Kräfte des
Kör‐
OO
pers diesen Wesenheiten, die jenseits von
OO
gut und böse, ohne Verantwortung und Moral
OO
sind, ausgeliefert werden. ‒
.Es tritt ein
Schwinden, ein allmäh‐
OO
liches
Loslösen aller wirklichen
Seelen‐
OO
kräfte ein, die den individuellen, ewigen
OO
Seelenorganismus bilden sollten, und als deren
OO
Diener allein die feineren fluidischen Kräfte
OO
des Körpers hätten wirken sollen.
.Man kann tatsächlich zu staunenswerten
OO
Fähigkeiten gelangen durch Hâta-Yoga oder
OO
ähnliche „Übungen”, bei denen nicht zuletzt
OO
ein gewisses Atem-Training in Verbindung mit
OO
Fasten, sexueller Enthaltsamkeit, vegetabiler
OO
Diät und ähnlichem eine große Rolle spielt,
OO
aber ‒ den Welten des
Geistes kann man
OO
so
niemals nahen, ja
man verschließt
OO
sich selbst die Pforte,
die zum
OO
Reiche des wesenhaften Gei‐
OO
stes führt, und keine Macht der Erde ver‐
OO
mag sie für dieses Erdenleben jemals wieder
OO
zu öffnen.
Es ist ein Glück zu nennen, daß diese
OO
„Übungen” denn doch nicht so leicht
aus‐
OO
zuführen sind, als die Zauberlehrlinge
OO
glauben, ja, daß die wirksamsten Methoden
OO
dieser Art ‒ obwohl sie manche Orientalen
OO
kennen, ‒ zum wenigsten auf der westlichen
OO
Seite dieser Erde fast unbekannt sind.
.So treibt gar mancher, der nach „okkulten
OO
Kräften” strebt, gefährliches Spiel, nur macht
OO
er es, trotz aller Anstrengung,
glücklicher‐
OO
weise „nicht richtig”, und die solche
OO
„Übungen” weitergeben, haben auch nur
OO
„etwas läuten hören”, während ihnen, zum
OO
Heile der Menschheit,
doch das Wesent‐
OO
lichste verborgen blieb. ‒
.Aber auch bei allem Zufallserfolg, der mit‐
OO
unter eintreten kann, hat der Unglückselige,
OO
der solche „Übungen” praktizierte, doch nichts
OO
anderes erreicht, als daß er mit Hilfe von
OO
Wesenheiten, vor denen ihn Entsetzen packte,
OO
könnte er sie sehen, wie sie
sind ‒ irgend‐
OO
welche okkultistische Kunststücke zuwege
OO
bringt (meist nur zum Schaden seiner Neben‐
OO
menschen!) oder den tollsten Täuschungen
OO
erliegt, die ihm durch die Einwirkung solcher
OO
Wesen vorgegaukelt werden.
.Es ist eine Art
aktiver „Spiritismus”,
OO
wenn man die medianime Betätigung der
OO
„Spiritisten”
passiven „Spiritismus” nen‐
OO
nen will.
.Das Ende eines Menschen, der diesen Weg
OO
einmal betreten hat, ist niemals erfreulich und
OO
noch weit schlimmer zumeist, als das Ende
OO
der meisten „Medien”.
.Ich habe an anderen Orten genugsam da‐
OO
von gesprochen...
Im schärfsten Gegensatz, sowohl zu der
Me‐
OO
thode als zu dem
Resultat solcher
OO
Praktik im Bereich der okkulten Kräfte der
OO
physischen Welt, steht die Betätigung
OO
der magischen Kräfte des
Geistes, die
OO
Benutzung der
Seelenkräfte zu wah‐
OO
rem magischen Werk.
.Schon bei
Heliodor finden wir im drit‐
OO
ten Buche seines auch literarisch hochge‐
OO
schätzten Romans „Aethiopica” die von höch‐
OO
ster Weisheit zeugende Stelle:
.„Die
eine Magie ist
für den Pöbel
OO
und wandelt sozusagen immer
niedrig
OO
auf der Erde; sie hat mit
Gespen‐
OO
stern zu tun und balgt sich mit Leichen.
OO
Die
andere aber, die
wahre Weis‐
OO
heit, um die wir Priester und Propheten
OO
uns von Jugend auf mühen, blickt
zum
OO
Himmel empor, verkehrt mit den
OO
Göttern und hat
Teil an der Natur der
OO
machtvollen Wesen...”
.Wer wollte hier noch im Zweifel sein,
OO
welche Art Magie der hohe Meister aus
OO
Nazareth lehrte! ‒ ‒
.Und die Anweisungen, die er gibt, um zu
OO
dieser wahren Magie zu gelangen, führen von
OO
Stufe zu Stufe aufwärts.
.Man lese die
Bergpredigt, und man
OO
wird wissen, welche allgemeine „
Vorübun‐
OO
gen” ihm ganz unerläßlich erscheinen; wenn
OO
man aber nach „Übungen”
für die Fort‐
OO
geschrittenen sucht, dann spricht jedes
OO
seiner Gleichnisse für Bände, ganz abgesehen
OO
davon, daß er sehr deutlich zu seinen eigent‐
OO
lichen Schülern sagt:
.„Euch ist es gegeben, das
Geheimnis
OO
des Reiches der Himmel zu erfassen, den
OO
andern aber wird es
nur durch Gleich‐
OO
nisse.”
In den Gleichnissen sagt er
das, was als
OO
„Übung”
allein nötig ist: Die
Einstel‐
OO
lung des Bewußtseins auf die Re‐
OO
gungen der Kräfte der
Seele, und die
OO
Folgeleistung, die der Wille diesen
OO
Anregungen schuldig ist.
.Seinen eigentlichen
Schülern aber
OO
zeigte er auch die
Wirkungsweise der
OO
geistigen Gesetze.
.Ihnen zeigte er,
weshalb das getan wer‐
OO
den muß, was im Gleichnis anempfohlen wird.
OO
.Ihnen gab er auch Aufschluß darüber, wie
OO
man „böse Geister”
vertreibt, eben jene
OO
Zwischenwesen des unsichtbaren Teiles der
OO
physischen Welt, sobald sie der Seele
OO
Schaden zufügen.
.So führt er, ‒ bald
verstanden, bald
OO
mißdeutet von den Hörenden, ‒ seine
OO
Schüler ein in gar manche Weisheitslehre, die
OO
dem Kleinsten und Unmündigen „offenbart
OO
werden” kann, den Neunmalklugen und Auf‐
OO
geblasenen aber „verborgen bleibt”. ‒
.Und trotzdem sagt er das Wort: „Ich hätte
OO
euch
noch vieles zu sagen, aber ihr könnt
OO
es jetzt noch nicht tragen” und weist die so
OO
Belehrten darauf hin, daß für jeden wahr‐
OO
haft Vorbereiteten „der Geist der Wahrheit”,
OO
der
wahrhaftige göttliche Gei‐
OO
stesfunke in das wahre
Seelen-
Ich
OO
komme: ‒ der „
lebendige Gott”, ‒
OO
der sie „alle Wahrheit” lehre, der nur aus
OO
dem „
Seinigen” nähme, auch wenn er
OO
einst aus
anderem Munde reden werde. ‒
OO
.Geheimnisreich bleibt dieses Wort in seinem
OO
Doppelsinn, weil alles, was der Gesalbte selbst
OO
gegeben hatte, aus dem Meere der geistigen
OO
Schätze des „
lebendigen Gottes” war,
OO
den er in sich trug und mit dem er vollbe‐
OO
wußt sich vereinigt hatte, wie jeder der
OO
„
Seinen”, die er
nach sich kommen sah.
OO
.„Wenn ich
aus mir selbst reden würde,
OO
wäre ich ein Lügner, aber ich rede
nicht
OO
aus mir selbst, sondern was
der Vater
OO
mir gesagt hat,
das sage ich euch!”
.Keiner derer, die aus der Wahrheit re‐
OO
den, sagt das, was er lehrt,
aus sich
OO
selbst und niemand ist berechtigt, den
OO
Weg der Einigung im Geiste zu zeigen, wenn
OO
er
den Vater nicht lebendig in sich trägt:
OO
wenn er nicht vollbewußt mit seinem „le‐
OO
bendigen Gott” in Ver-
Einung lebt. ‒
Es ist nicht nötig, daß ich hier aufs neue
OO
alle Anweisungen wiederhole, die ich an so
OO
vielen Stellen und in so vielerlei Weise be‐
OO
reits gegeben habe.
.Es war mir verstattet, auch manches zu
OO
sagen, das einst der Meister von Nazareth
OO
seinen Schülern, seinen „Jüngern” noch nicht
OO
geben konnte, weil es „
zu schwer” für sie
OO
gewesen wäre, und ich durfte dies nur des‐
OO
halb, weil alles dieses längst seither, wenn
OO
auch in
verzerrter Form, der Allgemein‐
OO
heit bekannt geworden ist, ohne daß sie dessen
OO
achtet.
.Ich
mußte über diese Dinge Aufschluß
OO
geben, weil die verzerrte Form, in der bis‐
OO
lang der Menschheit davon Kunde kam, un‐
OO
sagbares
Unheil schon verschuldet hat und
OO
weil diesem Unheil endlich
Einhalt ge‐
OO
boten werden sollte. ‒
.Es ist aus diesem Grunde wichtig, die Er‐
OO
kenntnis zu verbreiten, daß die okkulte Welt
OO
der
physischen Natur nur von
sol‐
OO
chen allenfalls gefahrlos betreten werden
OO
kann, die von Geburt an Eignung dazu be‐
OO
sitzen und dann von einem berechtigten Füh‐
OO
rer
zur sicheren Beherrschung der
OO
hier wirkenden Kräfte
geschult wurden.
OO
.Führer aber sind hier allein die
Leuch‐
OO
tenden des Urlichts, die „Meister”
OO
der „Weißen Loge”, die freie
Beherrscher
OO
der okkulten Kräfte physischer Natur werden
OO
mußten, bevor ihnen die Schlüssel in die‐
OO
sem Erdendasein überantwortet werden konn‐
OO
ten, die allein jene Pforte öffnen, durch wel‐
OO
che für alle Menschen dieser Erde der Weg
OO
zu den Reichen des Geistes führt. ‒ ‒
.Wer die Fähigkeit, durch die Kräfte des
OO
feineren, fluidischen Körpers zu wirken, auf
OO
diese Weise rechtmäßig erworben hat, der
OO
kann auch durch sie im gegebenen Falle
OO
Segen schaffen.
.Allen anderen aber müssen diese
OO
Kräfte zum Unheil gereichen.
Was aber
allen, ohne Ausnahme,
Se‐
OO
gen bringt, das ist die Entfaltung der ok‐
OO
kulten
geistigen Kräfte, der Kräfte der
OO
Seele.
.Wie man diese Kräfte gebrauchen lernt
OO
unter sicherer innerer Führung, die für jeden
OO
sich einstellt, der selbst in ehrlicher ernster
OO
Weise
durch die Tat beginnt, diese
OO
Kräfte zu üben, das lehrt in ausführlichster
OO
Weise die von mir aufgezeichnete Lehre, die
OO
aus keiner anderen Quelle schöpft, als aus
OO
dem Born der ewigen Weisheit, den der hohe
OO
Meister aus Nazareth, den „
Geist der
OO
Wahrheit” nannte, und den er als ewig
OO
unversiegbar kannte: ‒ auch noch den fern‐
OO
sten Geschlechtern Segen spendend.
* *
*
Es scheint sehr schwer für die Betroffenen
OO
zu sein, bei mediumistischen Äußerungen
OO
völlig davon abzusehen, welches Resultat die
OO
Manifestationen der in Frage stehenden un‐
OO
sichtbaren Wesenheiten zutage fördern. ‒
.Erhält man „erhaben” klingende Mittei‐
OO
lungen oder gar Ratschläge für den Alltag,
OO
die sich einmal gut
bewähren, so ist
OO
man sofort bereit, den Eingriff „hoher gei‐
OO
stiger Führer” anzunehmen, was unter Um‐
OO
ständen so weit gehen kann, daß Lebens‐
OO
schicksal und materielle Zukunft den Ein‐
OO
flüssen dieser vermeintlichen hohen „Geistes‐
OO
wesenheiten” blindlings anvertraut werden.
.Man merkt nicht, daß man sich in einer
OO
Art Hypnose befindet und ergibt sich gefügig
OO
den Impulsen eines fremden Willens.
.Welcher Art die hier in Rede stehenden
OO
Wesenheiten
wirklich sind, habe ich in
OO
meinem „
Buch vom Jenseits”, im
OO
„
Buch der königlichen Kunst”
OO
und auch in diesem Buche ausführlich dar‐
OO
gelegt. Es handelt sich weder um „liebe
OO
Verstorbene”, noch um höhere oder niedere
OO
„
Geisteswesenheiten”, sondern um
OO
unsichtbare Wesen eines uns im allgemeinen
OO
unerschlossenen Teiles der
physischen
OO
Welt. ‒
.Diese Wesen sind weder „gut” noch „böse”,
OO
sondern
amoralisch. Es ist ihnen ledig‐
OO
lich darum zu tun,
sich für den Menschen
OO
zu
manifestieren, und gewisse Men‐
OO
schen mit besonders geeigneter psychophy‐
OO
sischer Veranlagung sind ihnen dazu dienliche
OO
Apparate, dienen nur ihrer Selbstbefriedigung.
OO
.Die Wesen, um die es sich hier handelt,
OO
wirken,
der kosmischen Ordnung
OO
gemäß, als
gestaltende Former
OO
innerhalb der physischen Erscheinungswelt.
.Darf es da Wunder nehmen, daß sie auch
OO
bei ihren
irregulären Versuchen, sich
OO
am quasi „ungehörigen” Ort zu manifestieren,
OO
formenbildend wirken?
Es gibt eine ganze Reihe von Manifestationen
OO
solcher Wesen, bei denen sie als
Formen‐
OO
bildner ihrer Art nach in Erscheinung
OO
treten, und dazu gehört auch die Benutzung
OO
ihres Mediums zur Darstellung zeichnerischer
OO
oder malerischer Gebilde, ein in der Ge‐
OO
schichte des Mediumismus überaus häufig
OO
beobachteter Fall.
.Ich selbst habe genügend solche Mani‐
OO
festationen beobachtet, und noch weit stau‐
OO
nenswertere Dinge ähnlicher Art erlebt, nur
OO
mit dem einen Unterschied: daß ich die das
OO
Medium gebrauchenden Wesen
in meiner
OO
Gewalt hatte, so daß sie tun mußten, was ich
OO
ihnen gebot.
.Gerade die Manifestationen auf dem Gebiet
OO
der Malerei erscheinen nun auf das erste
OO
Anschauen hin als ziemlich harmlos, aber dem
OO
ist durchaus nicht so.
.Jede Äußerung der hier in Betracht
OO
kommenden Wesen verlangt von dem Medium
OO
ein völliges oder doch nahezu völliges
Auf‐
OO
geben der eigenen Willensim‐
OO
pulse, liefert die Kräfte des Mediums an
OO
Wesenheiten aus, die ohne jedes Verant‐
OO
wortungsgefühl
nur ihre eigene Be‐
OO
friedigung suchen, einerlei, ob das Medium
OO
dadurch seelisch intakt bleibt oder nicht.
.Diese Wesen suchen und finden instinktiv
OO
jederzeit bei ihrem Opfer
den Punkt des
OO
geringsten Widerstandes.
.Sie werfen jedem den Köder hin, auf den
OO
er anbeißt...
.Auf die Kräfte der
Seele, die sie be‐
OO
nutzen, wirken diese Wesen genau so ver‐
OO
derblich, wie Bazillen und andere Mikroben
OO
auf die Kräfte des physischen
Körpers.
OO
.Es kann daher
nicht frühzeitig
OO
genug die Gefahr
erkannt werden,
OO
mögen die Phänomene auch noch so „schön”,
OO
noch so „erhaben” oder „interessant” sein.
.Wenn auch im Augenblick keine Schädigung
OO
bemerkt wird, so bleibt sie doch
niemals
OO
aus, und in den meisten Fällen, in denen man
OO
nicht
zeitig der Gefahr begegnete, sind
OO
die Schädigungen irreparabel.
.Man kann gar nicht genug vor solchem
OO
Spiel mit jeder Kontrolle entzogenen Wesen‐
OO
heiten warnen!
Gewiß ist jeder wahrhafte
Künstler
OO
beim Schaffensvorgang ein Diener seines in‐
OO
neren Gottes! Gewiß kennt er das Hören
OO
nach Innen und die „innere Stimme”!
.Gewiß weiß auch er nicht zu sagen, von
OO
wannen der Geist kommt, der ihn erfüllt!
.Aber
wann und
wo hat je ein schaffen‐
OO
der Künstler sich diesem Geist überlassen
OO
müssen
in der Art eines Mediums,
OO
‒
mechanisch seine Hand be‐
OO
wegt fühlend, und Werke gestaltend,
OO
die nicht erst durch eigenes
Können be‐
OO
dingt waren? ‒
.Wo ist der Schaffende, von
Dante bis
OO
Goethe, von
Giotto bis zu unseren
OO
modernsten Malern, der nicht um den
OO
Ausdruck des ihn innerlich Bewegenden
OO
hätte
ringen müssen, der nicht in jahre‐
OO
langen Studien sich die Grundlage hätte er‐
OO
werben müssen, durch die er erst zu einem
OO
Diener seines Gottes
werden konnte?!? ‒
OO
.Niemals nimmt die „Inspiration” des
OO
Künstlers ihm die
Herrschaft über
OO
sich selbst, niemals wird er nur
me‐
OO
chanischer Apparat, sondern das
OO
direkte Gegenteil tritt ein! ‒
.Alles mühsam erworbene
Können wird
OO
aufgerufen,
jede seelische Quali‐
OO
tät des Schaffenden wird
in gestei‐
OO
gertem Maße bewußt und lebendig, alle
OO
Kräfte der Seele werden leicht und
OO
frei, während
das eigene „
Ich” in
OO
ganz unerhört krafterfüllter Weise so schaltet
OO
und waltet, daß der Künstler, wenn er später
OO
wieder dem Alltag gehört,
sich selbst
OO
fremd vorkommt und zu der Annahme
OO
neigt, er könne gar nicht der gleiche sein, der
OO
in so souveräner Weise in den Stunden des
OO
Schaffens all seine Seelenkräfte ans Licht zu
OO
bringen wußte.
.Wo ist hier etwas von der
Passivität
OO
des Mediums, das nur bewegt wird wie die
OO
Froschschenkel, durch die
Galvani den
OO
elektrischen Strom wirken sah, ‒ das kaum
OO
hinzusehen braucht auf die Arbeit, zu der es
OO
seine Hand herleiht, und dessen „Ich” die
OO
ganze Geschichte im Grunde überhaupt nichts
OO
angeht, da ja der eigentliche Wirkende sein
OO
Opfer viel besser ausplündern kann, wenn es
OO
möglichst gar nicht auf ihn achtet, ‒ am
OO
besten im richtigen „Trancezustand”, also
OO
bei völliger Aufgabe des Bewußtseins! ‒ ‒
OO
Dabei ist das, was diese Wesen durch ihr
OO
Medium hervorbringen,
niemals Origi‐
OO
nal, denn sie sind wohl von Natur aus
OO
Formen-
Bildner, aber nicht Formen‐
OO
Schöpfer, sind
keines eigenen
OO
Gedankens,
keiner eigenen Formidee
OO
fähig, und müssen sich ihr Material dort, wo
OO
sie
nicht,
ihrer Ordnung nach,
OO
kosmischen Impulsen dienen,
OO
also wenn sie ein „Medium” zu beherrschen
OO
suchen, aus den
Vorstellungsbildern
OO
zusammenklauben, die
durch mensch‐
OO
liche Gehirne zur Gestaltung kamen!
.Mitunter bringen sie solche Vorstellungs‐
OO
bilder noch
intakt zur Reproduktion, so
OO
daß es leicht nachzuweisen ist,
woher sie
OO
ihren Raub holten.
.Meistens aber sind es nur
bunt zu‐
OO
sammengewürfelte Bruchstücke,
OO
aus denen sie ihre Darstellungen weben, mag
OO
es sich um gedankliche „Offenbarungen”, oder
OO
um medianime Malereien und Zeichnungen
OO
handeln.
.Es ist notwendig, hier auf
reinliche
OO
Klarheit in der Unterscheidung zwischen
OO
künstlerischem Schaffen und
me‐
OO
dialer Betätigung zu halten, sonst
OO
geraten wir in eine geradezu teuflische Ver‐
OO
wirrung der Begriffe.
.Hier erwächst mir die
Pflicht, aus
OO
sicherster Kenntnis der in Rede stehenden
OO
Vorgänge heraus, der Wahrheit gemäß zu
OO
reden, um so mehr, als auch
diese Abart
OO
lemurischer Besessenheit nur allzuoft als himm‐
OO
lische „Begnadung” angestaunt wird, und
OO
wir in diesem Buche
reinlich schei‐
OO
den wollen, was niemals sich vereinen läßt! ‒
OO
Wahrlich, es ist nötig, in immer
neuen
OO
Bildern von der
Wahrheit zu zeu‐
OO
gen, der Wahrheit, die ohne Bild und Gleich‐
OO
nis nicht
faßbar werden kann, da sie
Wirk‐
OO
lichkeit ist,
Ursein der Dinge,
OO
Quelle alles Lebens! ‒
.Nichts wehrt in unseren Tagen der Ver‐
OO
wirrung der Geister.
.Jedwedes Zeugnis inneren Erlebens wird
OO
aus dem Moder der Grüfte, aus dem Staube
OO
der Bibliotheken ans Licht gezogen und den
OO
bebenden Händen der Suchenden wie ein
OO
Orakelspruch dargeboten.
.Von überallher nimmt der Suchende, was
OO
sich findet und finden
läßt. Fiebernd
OO
durchwacht er die Nächte über umfangreichen
OO
Folianten, in seinen Taschen trägt er die
OO
fragwürdigsten Traktätchen mit sich wie ein
OO
Heiligtum, ehrfürchtig lauscht er allerorten
OO
dem dunklen Worte unberufener Lehrer, und
OO
glaubt so am Ende doch einst den Weg zu
OO
finden, der hin zur
Quelle des
OO
Lebens führt!
.Die Köpfe sind angefüllt mit den skurrilsten
OO
Phantastereien der abenteuerlichsten Mysta‐
OO
gogen; seltsamste „Wissenschaft” von Dingen,
OO
die niemals Wissenschaft
werden können,
OO
gibt sich in Wort und Schrift mit großer
OO
Gebärde einer erstaunten Welt, die Rüst‐
OO
kammern menschlichen Aberglaubens aller Zei‐
OO
ten werden durchstöbert und geleert, wüstester
OO
Spuk wird wieder modern!
.All diese Wirrnis aber wird genährt durch
OO
eine brennende
Sehnsucht verschmach‐
OO
tender Herzen, und gar viele, die da jeweils
OO
hinter dem neusten Jahrmarktspropheten in
OO
trunkener Geste herlaufen, waren ja nur
OO
gekommen, weil sie um keinen Preis etwas
OO
versäumen wollten, das ihrem irren
Suchen
OO
Richtung geben könnte...
Es sind durchaus nicht die Schlechtesten,
OO
die so das Opfer verantwortungsbarer Wirr‐
OO
köpfe und dreister Schwätzer werden!
.Gar manchem der sich nasführen ließ,
OO
gehen aber doch noch zur rechten Zeit die
OO
Augen auf und er sieht dann mit Entrüstung
OO
und Scham vor sich selbst, daß er sich einer
OO
„Führung” überlassen hatte, die selbst des
OO
Weges nicht kundig war, ja, daß er „Führern”
OO
folgte, denen nie an seiner Führung wirklich
OO
lag, ‒ die nur die Torheit ihrer Neben‐
OO
menschen schlau durchschauten, die nur der
OO
Sehnsucht Suchender den
Köder zu be‐
OO
reiten wußten, um sie ins Garn zu locken.
.Auch unter den Lesern dieser meiner Worte
OO
dürften nicht wenige solcher schwer Ent‐
OO
täuschten sein!
.Sie ahnen aber vielleicht
trotz aller
OO
Enttäuschung, daß es
dennoch einen
OO
Weg für sie geben müsse, auf dem sie das Ziel
OO
ihrer Sehnsucht
erreichen könnten.
.Ihnen sollen vor allem diese Worte gelten!
OO
Wer bereit ist,
trotz aller erkannten
OO
Irrtumswege
nicht eher nachzulas‐
OO
sen in seinem Streben, als bis er gefunden
OO
hat, wonach seine Seele sucht, der kann den
OO
Weg ins Freie finden,
den schmalen
OO
Pfad, der zum
wesenhaften Lichte
OO
führt!
.Ich habe diesen Weg schon gar oft gezeigt
OO
und ich zeige ihn hier wieder für alle, die ihn
OO
finden wollen.
.Führung ist
nötig auf diesem Wege,
OO
denn er führt durch manchen dichten Dschun‐
OO
gel, in dem den arglosen Wanderer sehr
OO
gefahrvolle Seitenpfade locken, ‒ führt durch
OO
Wüsten, in denen jede Wegspur sogleich vom
OO
Sande verweht wird, so daß der Weg für jeden
OO
von neuem bereitet werden muß. ‒
.Torheit wäre es und
Anmaßung
OO
zugleich, wollte der Suchende glauben, hier
OO
aus
eigenem Ermessen den rechten
OO
Pfad zu
unterscheiden!
.Torheit und
Anmaßung wäre es
OO
aber auch, wollte er sich verwegen
fähig
OO
dünken, sein
höchstes Ziel zu erreichen,
OO
ohne die
Prüfungen seiner Kräfte
OO
erst zu bestehen, die auf den einzelnen Stadien
OO
seines Weges neu an ihn herantreten werden. ‒
OO
.Torheit und
Anmaßung wäre es
OO
endlich, wollte er in sich selbst sein höchstes
OO
Ziel,
das Bewußtsein der Ein‐
OO
heit mit der Urquelle allen
OO
Lebens, zu erreichen hoffen,
ohne die
OO
Hilfe solcher, die dieses Ziel schon er‐
OO
reichten. ‒ ‒
.Er würde dann einem Bergsteiger gleichen,
OO
der den
höchsten Gipfel des Gebirges
OO
von der Ebene aus erreichen möchte, ohne
OO
die
Vorberge zu ersteigen, die den
OO
Hauptgipfel umlagern, und von deren Höhe
OO
aus ihm erst der
richtige Weg zur er‐
OO
sehnten
höchsten Höhe des Gebirges
OO
gezeigt werden
kann.
Unkritisch hörenden Ohren klingt es recht
OO
tapfer, wenn einer sagt: zwischen ihn und
OO
seinen Gott dürfe sich „
nichts dazwi‐
OO
schen” stellen; aber der „Gott”, der so
OO
vermeintlich erfühlt wird, ist ein
trügeri‐
OO
scher Gott, ein
Gebilde eigener
OO
Vorstellung, dessen Realität eben nicht
OO
weiter reicht, als die Realität
aller Vor‐
OO
stellungsbilder. ‒
.Wohl mag ein solcher „
Gott” eines from‐
OO
men Träumers eine Zeitlang seinem an ihn
OO
verhafteten Gläubigen Trost gewähren, ‒
OO
wohl mag er Kräfte in ihm erregen, die ihn
OO
noch mehr in der Täuschung bestärken, hier
OO
habe er es mit der
Urquelle allen Le‐
OO
bens zu tun, allein in der ewig
bleiben‐
OO
den Wirklichkeit ist ein solcher „Gott”
OO
nur
Trugbild, und niemals vermag er
OO
auch nur das allergeringste an den
realen
OO
Gegebenheiten dieser
absoluten
OO
Wirklichkeit zu ändern. ‒
.Der Mensch, der mit dieser Art
Pseudo‐
OO
Gotteserlebnis zufrieden ist, wird noch
OO
weniger jemals seinen „
lebendigen Gott”
OO
in sich finden, wie der sogenannte „Gottes‐
OO
leugner”, der in den meisten Fällen nur darum
OO
das „
Dasein” Gottes verneint, weil er den
OO
frommen Trug auf irgend eine Art im
OO
wesentlichen
durchschaut, in den der
OO
andere sich versenkt, der mit „Gott” auf du
OO
und du zu stehen glaubt und doch nur ein
OO
Gebilde seiner
Phantasie anbetet. ‒
OO
.Wohl ist der „Gottesleugner” sehr im Recht,
OO
wenn er das Dasein eines
solchen Gottes
OO
leugnet, und sein ganzer Irrtum besteht nur
OO
darin, daß
er, der den Schemen als Schemen
OO
erkannte, es nun
unterläßt, nach
OO
der
Wirklichkeit zu forschen. ‒
.Immerhin kann ihm noch eines Tages das
OO
echte Erleben des
wahrhaftigen,
in
OO
sich selbst lebendigen Gottes
OO
vorbehalten sein, indes der Gläubige, der sich
OO
an seinen selbsterzeugten
Scheingott
OO
band, nur gar selten sich noch aus der eigenen
OO
Fessel zu erlösen vermag.
Es gibt aber noch
andere Täuschungs‐
OO
möglichkeiten, und viele Suchende sind ihnen
OO
schon verfallen.
.Von einer der wichtigsten, die im Leben
OO
der meisten „Mystiker” eine mehr oder we‐
OO
niger bedenkliche Rolle spielt, soll hier die
OO
Rede sein.
Ohne jegliche Führung,
ohne
OO
jede Hilfe geistig Erwachter
OO
kann
jeder Mensch ein
geistiges
OO
Licht in sich gewahren, das Bild eines
OO
flammenden Sterns, das die Mön‐
OO
che des Athos nicht anders genugsam wür‐
OO
digen zu können glaubten, als dadurch, daß
OO
sie es das „heilige Licht der Gottheit” nannten.
OO
.Aber nicht nur
die Mönche der Athos‐
OO
klöster, auch viele andere Mystiker und
OO
Gottsucher ließen sich verführen, in
diesem
OO
Lichte die Gewißheit der Vereinigung ihrer
OO
Seele mit dem
lebendigen Gotte
OO
bestätigt zu sehen.
.Indessen war alles, was sie erlebten, nur
OO
ein vager Abglanz
ihrer eigenen höch‐
OO
sten Lebensform; ‒ sie waren zu
OO
Selbstanbetern geworden, wo sie die
OO
Gottheit gefunden zu haben wähnten...
OO
.Sie schauten in sich nur
jene Lebens‐
OO
form ihres Geistes,
die erst
OO
dann zu ewigem Leuchten erwachen
OO
kann, wenn der „
lebendige Gott”, voll
OO
Kraft und Wirklichkeit, sie zum Throne seiner
OO
Herrlichkeit macht, ‒ wenn er sich selbst
OO
„als Kind der Jungfrau” im Menschen dieser
OO
Erde die „Geburt” bereitet, verkündet von
OO
den „
Hirten”, die da die „Nachtwache”
OO
halten, ‒ angebetet von den „Weisen des
OO
Morgenlandes”, den Priesterkönigen aus dem
OO
„innersten Osten”, die allenthalben den „Stern”
OO
zu sehen vermögen, sobald er über einem
OO
„Stalle” aufleuchtet, in dem „zwischen un‐
OO
vernünftigen Tieren” der
König geboren
OO
wird, der Israel „
erlösen” will.
.Viele sprachen in trunkener Rede von der
OO
„Wiedergeburt”, ‒ von der innigen „Freund‐
OO
schaft” ihrer Seele mit „Gott”, ‒ von der
OO
„geistigen Hochzeit” mit dem „himmlischen
OO
Bräutigam”, ‒ ‒ viele glaubten das Werk
OO
getan und das „
Nirvana” erreicht, ‒ und
OO
hatten
doch nur in sich das Bild des „
flam‐
OO
menden Sterns” gesehen, der erst zu
OO
ewigem Leuchten die Kraft empfangen muß,
OO
die nur das „
Urwort” geben kann und die
OO
keiner je erlangt, der nicht den Weg beschrei‐
OO
ten mag, den
das „
Urwort”
selbst
OO
dem gefallenen Sohn des Geistes bereiten
OO
mußte, damit es erneut für ihn erreichbar
OO
werde.
Wir Menschen stehen nicht
isoliert im
OO
Dasein! Wir sind alle nur Auswirkung ewiger
OO
Schöpferkraft, und als solche Auswirkung
OO
durch tausend geheime Fäden miteinander
OO
verbunden.
.Was immer es zu erreichen gilt, ‒ niemals
OO
kann der
eine ohne den
anderen fertig
OO
werden, und in der harmonischen Wechsel‐
OO
wirkung des einen auf den andern werden
OO
alle großen Ziele menschlichen Strebens er‐
OO
reicht. ‒
.Wollen wir um jeden Preis
allein und
OO
ohne Hilfe anderer etwas erreichen, so zei‐
OO
gen wir dabei nur, daß wir uns selbst noch
OO
nicht als
das verstehen, was wir nun ein‐
OO
mal
sind und auch
vor unserem „Falle”
OO
von Ewigkeit her waren. ‒ ‒
.Wir
müssen dann in die Irre gehen,
OO
auch wenn wir mit lauterstem Willen, mit
OO
reinstem Herzen das Höchste erstreben mö‐
OO
gen...
.Auch des Menschen
höchstes Hochziel,
OO
das Erleben der Vereinigung
OO
mit seinem „
lebendigen Gott”
OO
voll Kraft und Wirklichkeit,
OO
ist für ihn niemals erreichbar, wenn er der
OO
Führung entbehren zu können glaubt, die
OO
ewige Weisheit und Barmherzigkeit in Liebe
OO
für ihn bestellte.
.Er
bedarf dieser Führung, weil es nun
OO
einmal so
im kosmischen Leben des
OO
Ganzen begründet ist, und er wird keines‐
OO
wegs an Wert verlieren dadurch, daß er sich
OO
Hilfe erbittet, so wenig der andere
OO
etwa dadurch an Wert gewinnen kann, dem
OO
es obliegt, die geistige Hilfe zu
spenden,
OO
nachdem auch
ihm dereinst geholfen werden
OO
mußte, bevor er Anderen Hilfe spenden
OO
konnte. ‒
.Hier reicht stets eine Hand der andern
OO
weiter, was sie einst selbst empfing, und keiner
OO
hat etwa
allein aus sich, was er den
OO
andern nun zu geben hat!
Nur aus dem strahlenden „
Urwort” geht
OO
„das Wort des Herrn in alle Lande” und
OO
schafft zu aller Zeit die
Leuchtenden
OO
der Erde, die ihren noch nicht erwachten
OO
Brüdern
Licht ins Dunkel bringen
kön‐
OO
nen, denn der Mensch, der nicht
berei‐
OO
tet wurde, ‒ längst ehe er als seiner Mutter
OO
Sohn auf dieser Erde geboren ward, ‒ ver‐
OO
mag es nach dem „Falle”
nicht mehr,
OO
ohne Hilfe jenes Licht zu fassen, das dem
OO
„
Urwort” nur
allein entströmt, und das
OO
nur den zum „
Worte” werden lassen kann,
OO
der schon Jahrtausende, bevor die Erde ihm
OO
den Leib des Tieres zur Verhüllung gab, aus
OO
freiem Willen eine Bürde auf sich nahm, die
OO
schwer zu tragen ist für einen Erdenmenschen,
OO
und die nur selten einen findet, der dem
OO
„
Fall” erlegen war, und sie dann doch noch
OO
aus Mitleid und Erbarmen mit der Erden‐
OO
menschheit auf sich nimmt.
.Nur wer so zum „
Worte”
berei‐
OO
tet wurde, hat das
Recht, seine Ne‐
OO
benmenschen nun zu
belehren, wo es
OO
höchste Lehre gilt, und es ist der Mensch‐
OO
heit noch zu allen Zeiten solche
gesicherte
OO
Lehre geworden, durch Lehrer, deren
OO
Wort
in Gott begründet war.
.Kein einziger Mensch, den jemals,
OO
seit Jahrtausenden, diese Erde trug und
OO
nährte, hat je sein
höchstes Ziel erreicht,
OO
keiner ist je zum
Bewußtsein der
OO
Vereinigung mit seinem „
le‐
OO
bendigen Gott” gelangt,
ohne die
OO
geistige Hilfe dieser, vom „
Urwort” zum
OO
Helfen Verordneten!
.Ihnen allein ist zu
vertrauen, ‒
OO
und ob man tatsächlich auch einen aus ihnen
OO
vor sich hat, darüber läßt die Stimme des
OO
Herzens niemals einen Zweifel zu, solange sie
OO
nicht übertönt wird von trügerischen Lehren,
OO
denen man sich, ohne zuerst zu fragen, wahn‐
OO
betört dereinst gefangen gab.
Nicht
Wundertaten geben hier den
OO
Ausweis, und niemals wird ein wahrer Helfer
OO
seiner Brüder sich mit
Fakirkünsten
OO
brüsten.
.Wohl kann es sich ereignen, daß er Kräfte
OO
meistert, die den meisten „übermenschlich”
OO
erscheinen und „wunderbar”, ‒ allein solche
OO
„Zeichen und Wunder” sind
auch dann
OO
nur sekundäre Nebenerschei‐
OO
nungen seines Wirkens und neben an‐
OO
derem nur durch besondere Eignung seines
OO
psycho-physischen Organismus bedingt, ‒
OO
aber niemals kann
solches Wirken ihn als
OO
Berufenen erweisen.
.Das Akkreditiv des wahrhaft zur Hilfe Ver‐
OO
ordneten wird stets nur in jenem
aller‐
OO
innersten Inneren der
Hilfe‐
OO
suchenden gefunden, das kein Senkblei
OO
mißt und in das die Tagesmeinung und das
OO
Vorurteil des Gedankens niemals dringt.
.Wer
dort, die Worte seines Lehrers prü‐
OO
fend,
Antwort sucht, durch keiner selbst‐
OO
geschaffenen Lehre Wahn beirrt, und keiner
OO
Meinung anderer verhaftet, ‒ wird niemals
OO
sich durch
falsche Lehrer trügen lassen.
OO
.Man wird ihn zu der
Quelle des Le‐
OO
bens führen, zu jenem „
Urlicht”, das
OO
sich selbst als „
Urwort” erkennt und das
OO
seine „
Worte” als
lebende Geistes‐
OO
wesenheiten „spricht” von Ewigkeit zu
OO
Ewigkeit.
Wie ein Dichter, aus Worten der mensch‐
OO
lichen Sprache, Gesänge, Epen und Hymnen
OO
formt, so formt sich das „
Urwort” aus
OO
seinen „
Worten”, aus eigener Schöpfer‐
OO
kraft, seinen
ewigen Preisgesang
OO
in Gestalt unermeßbarer
Hierarchien
OO
geistiger Wesenheiten, und jener
OO
Hierarchien letzter
Ausklang findet sich
OO
in den Brüdern der „
Weißen Loge”,
OO
die seit Urzeittagen auf dieser Erde
Licht
OO
zu verbreiten sucht, und deren Glieder
al‐
OO
lein die
Vollmacht des Geistes be‐
OO
sitzen, aus
innerstem „
Wissen”, aus
OO
tiefster Erfahrung heraus,
vom
OO
Geiste zu zeugen.
.So gehen vom „
Worte”, das „
Gott”
OO
ist, von der
Selbstaussprache des
OO
ewigen „
Urlichts”, alle Strahlen aus,
OO
die je auf Erden
Licht zu zünden suchten!
OO
.Das erscheint
nur denen unfaßbar oder
OO
des Zweifels wert, die
noch keine in‐
OO
nere Einsicht in jenes über alle Dar‐
OO
stellungskraft erhabene
Sein besitzen, das
OO
in
höchster Formung seiner selbst sich
OO
als „
Gott” erkennt. ‒
Man muß von den
Stufen dieses
ewigen
OO
Lebens, von seinen
Daseinsformen
OO
einiges wissen, will man ergründen, was
OO
„
Gott” in Wahrheit
ist, und wie der
OO
lebendige,
wirkliche Gott in unend‐
OO
licher Zeugung seiner selbst sich aus dem
OO
eigenen Sein zu ewig erneuter Seins-Form
OO
entringt.
.Man muß wissen, was
Ihn,
der über
OO
alle Höhen und Abgründe herrscht,
OO
da er alles,
was ist,
in sich
OO
faßt, von dem, ‒ ach so oft in wunder‐
OO
lichster Gestalt erträumten „Gotte”
mensch‐
OO
licher Vorstellung unterschei‐
OO
det. ‒
.Es wurde von manchem schon gesagt:
OO
„
Alles ist Gott!” ‒ und: „
In je-
dem Atom dieser Erscheinungswelt sollt
OO
ihr
Gott entdecken!” ‒ „Alles Äußere
OO
dieser Welt ist nur
Schein und in Wahr‐
OO
heit sind alle Dinge nicht Dinge, sondern
OO
Gott!” ‒
OO
.Gewiß läßt sich solches sagen, und
wenn
OO
man es im rechten Sinne ver‐
OO
stehen will, kann es als
Wahrheit
OO
gelten, auch wenn diese Wahrheit
sehr
OO
verfänglicher Auslegung zugäng‐
OO
lich bleibt.
.Für das Erfassen des menschlichen Geistes
OO
wird solches Spiel mit Worten aber wenig
OO
Fruchtbares haben.
.Will man zu höchster Erkenntnis der
OO
Wahrheit kommen, dann müssen die
OO
Dinge, trotzdem sie nicht
sind, was
OO
sie
scheinen, immerhin
Dinge für
OO
uns bleiben und dürfen
auch nicht in
OO
sublimster Weise von uns
ver‐
OO
göttert werden. ‒
.Wir laufen sonst Gefahr, einer
Dar‐
OO
stellungsform des ewigen
Lebens,
OO
aus dem sich die Gottheit ewig neu gestaltet,
OO
göttliche Ehre zu erweisen, nur weil sie die
OO
Fassungskraft des Menschen überragt, und
OO
können uns auf solcher Stufe derart binden,
OO
daß es für uns unmöglich wird, der
wirk‐
OO
lichen „
Gottheit”
in ihrer strah‐
OO
lenden Majestät jemals zu begegnen.
OO
Dreifach äuß
ert sich dieses ewige
Le‐
OO
ben, das der Gottheit „Nahrung” bildet,
OO
in seinen jeweiligen Darstellungsformen: ‒
OO
als
physische Allnatur, als Reich
OO
der
flutenden Seele und als das
OO
Königreich des Geistes!
.Kein „
Schöpfer” hat eines dieser Reiche
OO
„geschaffen”!
.Alles ist nur
Darstellungsform des
OO
einen, ewigen
Lebens, das
über allen
OO
diesen drei Darstellungsformen erhaben,
sich
OO
selbst in seinem
höchsten Bewußtsein
OO
kristallisiert als das „
Urlicht”, als der
OO
Inbegriff dessen, was der Mensch in Wahr‐
OO
heit als
Urquelle alles Lebens er‐
OO
schauernd in sich zu empfinden vermag, ‒
OO
als seinen
lebendigen „
Gott”.
Ursache seiner selbst in allen
OO
seinen Darstellungsformen fin‐
OO
det dieses ewige
Leben doch nur sein höch‐
OO
stes
Sein erst
über aller Darstellungsform
OO
erfüllt, obwohl auch jede seiner
Dar‐
OO
stellungsformen jeweils
seines We‐
OO
sens ist, aber gleichsam nur als
Ozean
OO
der Erneuerung dient, aus dem es
OO
sich selbst,
aus sich selbst,
OO
stets neu
erzeugt, durch die
eigene,
OO
selbst gegebene Kraft. ‒
.Darüber ist gesagt: „
Als Nahrung
OO
hat Brahma diese Welt gebil‐
OO
det” ‒ nur darf man hier nicht, in exo‐
OO
terischer Denkart befangen, an einen Bildner
OO
und sein Gebilde denken, denn dieses Wort
OO
der
Veden sagt dem
Wissenden er‐
OO
heblich
mehr, ‒ es enthüllt ihm die ab‐
OO
grundtiefe
Wirklichkeit, enthüllt ihm
OO
das
inhaerente Gesetz der Selbst‐
OO
erzeugung „
Brahmas”, das Wesen
OO
des
einen,
absoluten Seins, das da
OO
ewiges
Leben ist
aus sich selbst,
OO
und das seiner
höchsten, allumfassenden
OO
Selbsterkenntnis als „
Gottheit”,
OO
in seinen
Darstellungsformen zur
OO
„Nahrung” dient...
Urewig schöpfungsträchtig wirken die inhae‐
OO
renten Kräfte der Darstellungsform des ewigen
OO
Lebens als
physische Allnatur
OO
formgestaltend und formzerstörend, um neue
OO
Form zu gestalten.
.Welten entstehen und Welten zerstäuben
OO
im All zu jeder Zeit, aber niemals hat es da
OO
einen „Anfang” gegeben, der ein Anfang
des
OO
Alls gewesen wäre, niemals gibt es einen
OO
„Untergang” dessen, das in sich selber
Le‐
OO
ben ist, das in sich selber als Leben schöp‐
OO
ferisch sich auswirkt und aller Welten Wer‐
OO
den und Vergehen in sich schließt für alle
OO
Ewigkeit. ‒
.Wie es Kraftzentren gibt in
dieser Dar‐
OO
stellungsform des ewigen Lebens, die kein
OO
Mikroskop und kein noch so verfeinertes In‐
OO
strument der Forschung dem Menschen-Sinn
OO
je erschließt, so gibt es hier auch unsichtbare
OO
Träger höchster
Intelligenz, deren
OO
Fähigkeiten die Kraft des gewaltigsten mensch‐
OO
lichen Denkens übersteigen, wie das Denken
OO
eines
Urwaldnegers von der Denkkraft
OO
eines Philosophen vom Range Spinozas oder
OO
Kants überstiegen wird.
.Gleichzeitig aber gibt es in dieser
OO
selben Darstellungsform des Lebens auch un‐
OO
sichtbare Wesen, denen kaum die „Intelli‐
OO
genz” der Tiere innewohnt, die der Mensch
OO
als Lasttiere braucht.
Alle diese unsichtbaren Wesenheiten sind je‐
OO
doch keineswegs „
geistiger” Natur, sind
OO
auch in ihren höchsten Formen,
OO
obwohl ihre individuelle Lebensdauer Jahr‐
OO
tausende betragen kann, noch keineswegs „un‐
OO
sterblich”. ‒ ‒
.Für die
höchsten dieser Wesenheiten,
OO
‒ in vielen Kulten alter Zeit wurden sie
OO
als „Götter” verehrt, ‒ gibt es
keiner‐
OO
lei „Rätsel” der Natur.
.Alles, was die physische ‒ sichtbare wie
OO
unsichtbare ‒ Darstellungsform des ewigen
OO
Lebens ausmacht, ist ihnen, die durch
OO
und durch
Intellekt sind, bis ins klein‐
OO
ste erschlossen.
.Aber alles, was
über diese Darstellungs‐
OO
form
hinausreicht, ‒ das ganze un‐
OO
ermeßliche
Reich der flutenden
OO
Seele und das
Reich des Geistes,
OO
ist ihnen nur absolutes
Nichts. ‒ ‒
.Sie kennen keine „Gottheit” und sie ver‐
OO
achten das ihnen bekannte, intellektuelle Stre‐
OO
ben des Menschen, einen „Gott”, ein „Dasein
OO
Gottes”
beweisen zu wollen, da sie wis‐
OO
sen, daß
für den Intellekt tatsäch‐
OO
lich kein „Gott” existiert...
.Ihrem Einfluß ist jede Überschätzung des
OO
menschlichen Denkens, jede Hy‐
OO
pertrophie des
Intellekts in der Mensch‐
OO
heit zuzuschreiben.
.In der
physischen Darstellungsform
OO
des ewigen
Lebens erkennt sich das Leben
OO
selbst nur als
physische Allnatur,
OO
ohne seiner
höheren Darstellungsformen
OO
als
Seele und
Geist in sich selbst be‐
OO
wußt zu werden.
Scharf von der Darstellungsform als
phy‐
OO
sische Allnatur geschieden, durch un‐
OO
überbrückbare Kluft der Empfindungsfähig‐
OO
keit
von ihr getrennt, und dennoch
OO
diese erste Darstellungsform
durchdrin‐
OO
gend, offenbart sich das Reich
der flu‐
OO
tenden Seele mit seinen unendlichfäl‐
OO
tigen Formen empfindender Kräfte und We‐
OO
senheiten.
.Ihnen allen ist sowohl das Dasein der
OO
physischen Allnatur wie das Dasein
OO
des
geistigen Reiches „bewußt”, im
OO
Sinne einer
Empfindung der Wir‐
OO
kungen, die sie aus beiden Reichen
OO
wahrzunehmen fähig sind.
.Von dem
Reiche der flutenden
OO
Seele wieder
scharf getrennt, wie
OO
auch von dem Reiche der
physischen
OO
Allnatur, obwohl beide Darstellungsfor‐
OO
men des ewigen Lebens
durchdringend,
OO
ist das
Reich des Geistes mit seinen
OO
unermeßlichen Hierarchien
selbstbewuß‐
OO
ter,
selbstempfindender,
den‐
OO
kender,
fühlender und in di‐
OO
rekter „
Anschauung”
erkennen‐
OO
der,
ewiger,
der Vergänglich‐
OO
keit ihrer Individualität
entrückter,
OO
reiner
Geisteswesen, ‒ der
höch‐
OO
sten Form des
Vielheitsempfin‐
OO
dens im ewigen
Leben.
In unermeßlicher Stufenfolge erhebt sich
OO
ein Kreis der Vollkommenheit über dem
OO
anderen, bis, in menschlicher Weise ge‐
OO
sprochen,
die höchste Spitze dieses
OO
Lichtkegels im
Eigenbewußtsein des
OO
ewigen Lebens in
höchster Er‐
OO
kenntnis seiner
selbst,
die sein gan‐
OO
zes Sein umfaßt, erstrahlt, im „
Ur‐
OO
licht” bewußt geworden, des Urlichtes
OO
Sein erlebt, und in ihm zum „
Urworte”
OO
wird, zur
Selbstaussprache des
OO
absoluten Seins, die wieder
Leben
OO
wirkt
in allen drei Darstellungs‐
OO
formen, die dem ewigen Leben eignen.
.Hier sind wir an der
Quelle des Le‐
OO
bens angelangt, an jener Quelle, die ewig
OO
aus sich selber strömt, und ewig
in
OO
sich zurückfluten läßt, was ihr
OO
entquoll.
Ich bin mir des Mangels wohl bewußt, daß
OO
menschliche Sprache unweigerlich zum Stam‐
OO
meln werden muß, will sie versuchen, diese
OO
nur im Geiste und nur durch
direkte
OO
„
Anschauung” faßbaren Dinge zu be‐
OO
schreiben, und dennoch glaube ich, daß für
OO
manchen, der diese Worte lesen wird, etwas
OO
wie fernes
Ahnen aufdämmern mag, das
OO
ihm sein Innerstes im freudigen Widerhall
be‐
OO
stätigt, ‒ und das ihm den Weg zum höch‐
OO
sten Menschengeistesziele, den ich so mannig‐
OO
fach zu zeigen suchte, besser erschließen wird,
OO
als wenn ich geschwiegen hätte. ‒ ‒
.Gewiß ist hier alles nur durch
Andeu‐
OO
tung gegeben, allein man vergesse nicht,
OO
daß sich hier das meiste
völlig der Rede
OO
entzieht, sodaß es
auch dann noch
OO
ein Geheimnis bleiben müßte, wenn ich
OO
über jedes hier berührte
Wort ein dickes
OO
Buch zu schreiben gedächte. Aus tiefster
OO
Ehrfurcht vor meiner Rede unergreifbar er‐
OO
habenem Gegenstand, bin ich auch möglichst
OO
allen konventionellen Wortprägungen ausge‐
OO
wichen, die sich das menschliche Denken
OO
schuf, wo es Ewiges
spekulativ zu er‐
OO
kennen versuchte. ‒
Ich glaube gehalten zu haben, was der Titel
OO
dieser Betrachtung versprach, doch wird
nur
OO
der aus meiner Lehre Nutzen ziehen, der
OO
selbst sich aufmacht, um nach der
OO
Quelle des Lebens zu suchen und
OO
nicht rastet, bis er ihre Spur in sich gefunden
OO
hat, auch wenn ihr „lebendiges Wasser” ihm
OO
nur durch
jene Kanäle zuströmen kann,
OO
die es
sich selber bahnte, um für den
OO
Menschengeist auf dieser Erde, trotz seines
OO
„Falles”, noch
faßbar zu werden, damit er
OO
mehr davon verlange, um so nach Äonen
OO
einst
des ewigen Lebens ganze
OO
Fülle durch alle Ewigkeiten zu genießen.
OO
.Der einst auf Golgatha sein Leben ließ
OO
und sterbend höchste
Liebeskraft aus
OO
Urgrundtiefen neu ins irdische
OO
Dasein lenkte, hat allen, die ihm
OO
wahrhaft folgen wollen, den Weg
gebahnt,
OO
der zu den
Quellen des Lebens führt.
OO
.Was er einst für die Menschheit wirkte,
OO
kann erst
der erfassen, der seinen
eige‐
OO
nen Erlösungsweg beschritten hat
OO
und dann die
Kraft erfühlt, die durch
OO
das Werk des „großen Liebenden” ihm zu‐
OO
strömt auf dem Wege, den er wählte...
.Ein solcher wird auch wissen, was des
OO
hohen Meisters Wort besagt:
.„Und ich, wenn ich von der Erde
er‐
OO
höht bin, werde alles an mich ziehen.”
.Ein solcher wird allein erst imstande sein,
OO
die „magnetische”, in das Ursein zurück‐
OO
ziehende Kraft zu gebrauchen, die einst jener
OO
Leuchtende aus ihrer Fessel riß durch seine
OO
unbegrenzte Liebe!
Trotzdem ich an so vielen Stellen immer
OO
wieder in der deutlichsten Weise Art und
OO
Wesen jener geistigen Gemeinschaft erörtert
OO
habe, als deren Glied mir die geistgegebene
OO
unausweichliche Aufgabe wird, ihre
Lehren
OO
zu verbreiten, finde ich stets wieder aufs neue
OO
Anfragen vor: „unter welchen Bedingungen”
OO
man in diese Gemeinschaft, also in die
OO
„
Weiße Loge”, aufgenommen werden
OO
könne?
.Manche der so Anfragenden wissen auch
OO
seltsamerweise zu berichten, irgend jemand
OO
habe ihnen gesagt, er sei durch mich in die
OO
„Weiße Loge” aufgenommen worden. ‒
.Ich kann wirklich kaum verstehen, daß
OO
unter den hier in Betracht kommenden Per‐
OO
sonen auch nur eine einzige sein könne, die
OO
solchem Irrtum verfallen wäre.
.Wie dem aber auch sei, so diene allen hier
OO
ein für allemal die unumstößliche Feststellung
OO
zur Kenntnis, daß ich
niemals irgend
OO
eine Person,
wer es auch sei,
OO
in die geistige Gemeinschaft,
OO
die man die „
Weiße Loge”
nennt,
OO
„
aufnehmen”
könnte,
niemals
OO
irgend einer Person daher sa‐
OO
gen konnte,
sie sei durch mich
OO
in die „
Weiße Loge” „
aufgenom‐
OO
men”,
und daß ich niemals ir‐
OO
gendwelche Personen als An‐
OO
wärter zur Aufnahme vorschla‐
OO
gen kann.
.Eine solche Feststellung scheint nötig zu
OO
sein, trotzdem ich doch wahrlich keinen Zwei‐
OO
fel offen ließ, daß während seines Erden‐
OO
lebens
kein Mensch jemals in die
OO
„Weiße Loge” „aufgenommen” werden
kann,
OO
daß vielmehr jedes ihrer Glieder bereits als
OO
solches
geboren wird, nachdem es in sei‐
OO
ner geistigen Existenz, Jahrtausende vor sei‐
OO
ner erdenmenschlichen Geburt,
die Ver‐
OO
pflichtungen eingegangen war,
OO
die allein die Zugehörigkeit zu
OO
diesem geistigen Kreise bestim‐
OO
men. ‒
Man sollte meinen, dies alles sei für einen
OO
Menschen, der sich überhaupt mit geistigen
OO
Dingen befaßt, doch nicht allzuschwer zu
OO
verstehen.
.Vor allem aber sollte man eine etwas ge‐
OO
klärtere Auffassung voraussetzen dürfen in
OO
bezug auf die Änderungen des
geistigen
OO
Lebensbereiches, die eine „Aufnahme”
OO
in die „
Weiße Loge” doch mit sich brin‐
OO
gen
müßte, wenn sie tatsächlich während
OO
des Erdenlebens
möglich wäre. ‒ ‒
.Glaubt man denn wirklich, eine solche
OO
„Aufnahme” ‒ einmal
angenommen,
OO
sie
wäre möglich, ‒ würde keine anderen
OO
Wirkungen zeitigen, als etwa die Aufnahme
OO
in irgend eine Religionsgemeinde?!
.Jeder, der das, was ich geschrieben habe,
OO
jemals las, muß doch wissen, daß da von
OO
den verschiedensten
geistigen Kräften
OO
die Rede ist, die den wirklichen Gliedern
OO
der „Weißen Loge” eignen, von den verschie‐
OO
densten
geistigen Fähigkeiten,
OO
und vor allem, von der
steten geistigen
OO
Kommunikation untereinander!
.Einfachstes logisches Denken muß daher
OO
doch auch dem in so seltsamen Irrtum Be‐
OO
fangenen sagen, daß er all dies
in sich
OO
gewahr geworden sein müßte, wenn
OO
er ein Glied der „Weißen Loge”
gewor‐
OO
den wäre. ‒
.Es zeigt sich da eine
äußerst naive
OO
Beurteilung
realen geistigen Le‐
OO
bens! ‒ Man verwechselt ganz offenbar das
OO
geistige Erlebnis, dessen „Wirklichkeit” weit
OO
stärker empfunden wird als die scheinbar noch
OO
so kompakte Realität
physischer Er‐
OO
lebnisse, mit irgendwelchen Phantasievorstel‐
OO
lungen, mit einer Art wachen Träumens, mit
OO
Halluzinationen oder Wirkungen „spiritisti‐
OO
scher” Einflüsse, ohne zu ahnen, daß ein
OO
Mensch, der bewußt in den realen
geisti‐
OO
gen Welten zu leben fähig ist, ein
völlig
OO
andersartiges Leben kennt, dem ge‐
OO
genüber
alles, was man so im allgemeinen
OO
Sprachgebrauch „geistiges” Leben nennt,
OO
durchaus verblaßt, schattenhaft, künstlich und
OO
unwirklich erscheint!
.Man kann sich, wenn man es nicht
selbst
OO
lebt, dieses reale geistige Leben
nicht
OO
einmal „
vorstellen”, aber man dürfte
OO
doch wenigstens nach den sachlichen Schilde‐
OO
rungen, die ich davon an so vielen Stellen
OO
meiner Schriften gebe, sich einigermaßen auch
OO
auf
intellektuelle Weise darüber klar
OO
werden, daß es sich da um das höchste
Wirk‐
OO
liche handelt, das je erlebt werden kann! ‒
OO
Die Frage um die „
Aufnahmebedin‐
OO
gungen” der „Weißen Loge” und das An‐
OO
erbieten, „Tochterlogen” gründen zu wollen,
OO
zeigt weiter, daß sonst mit allerlei „okkulten”
OO
Dingen vertraute Leute hier der Ansicht sind,
OO
es handle sich um irgend eine äußere, der
OO
Pflege der Mystik, oder des Okkultismus er‐
OO
gebene Gesellschaft, etwa nach der Art der
OO
alten Illuminatenorden oder der Logen der
OO
Freimaurerei.
.Dazu kann allerdings die Bezeichnung
OO
„Weiße Loge” beigetragen haben, die be‐
OO
kanntlich
nicht von mir gebildet wurde,
OO
die ich aber beibehielt, eben weil mir doch
OO
in weiten Kreisen ein Begriff damit verbun‐
OO
den schien, der gerade die obigen Irrtümer
OO
ausschließen müßte.
.Im großen und ganzen zeigte es sich ja
OO
auch, daß die Beibehaltung dieses Wortes
OO
nötig war, weil sich sonst die verwirrende
OO
Ansicht hätte bilden können, es gäbe
neben
OO
der geistigen Gemeinschaft, aus der ich spreche,
OO
noch eine
andere geistige Gemeinschaft,
OO
die sich eben die „
Weiße Loge” nenne.
OO
.Damit aber auch hier jede letzte Möglich‐
OO
keit eines Irrtums schwindet, sei in dürren
OO
Worten ein für allemal folgendes gesagt:
.Die geistige Gemeinschaft, deren Glied ich
OO
bin und von der ich künde, ist eine
real‐
OO
geistige Vereinigung, ‒ eine
Viel-
Ein‐
OO
heit von geistigen Wesenheiten, da‐
OO
von die meisten entweder niemals den Erden‐
OO
körper getragen haben oder längst ihn der
OO
physischen Erde zurückließen, während zu je‐
OO
dem Zeitalter auch einige wenige
im Er‐
OO
denkörper des Menschen dieser
OO
Erde leben und wirken, im äußeren in
OO
keiner Weise und durch
keinerlei Be‐
OO
freiung von den naturgesetzlichen Gegeben‐
OO
heiten von ihren Mitmenschen unterschieden.
OO
.Ein fundamentaler Unterschied besteht aber
OO
in bezug auf das
innere Leben!
.Während unsere Mitmenschen nur die äußere
OO
physische Welt und das Leben der Seelen‐
OO
kräfte wahrzunehmen vermögen, jedoch das
OO
Dasein der realen
geistigen Welten höch‐
OO
stens
ahnend gewahr werden, sind uns die
OO
Welten des realen substantiellen Geistes bis
OO
zu den höchsten Stufen, die ein gleichzeitiges
OO
Leben im Erdenkörper noch zulassen, voll‐
OO
bewußt erschlossen.
.Wir erleben zu gleicher Zeit die äußere
OO
physische Welt, die Welt der Seelenkräfte
OO
und die reale geistige Welt, ohne einer an‐
OO
deren Vorbereitung zu bedürfen, als der be‐
OO
wußten Einstellung auf dieses oder jenes Blick‐
OO
feld.
Wir erleben die geistigen Welten nicht etwa
OO
in „Ekstase” oder in einem sonstigen ab‐
OO
normalen Zustand, sondern nüchtern und
OO
wachend, ohne daß auch nur irgendwelche
OO
äußeren Merkmale dem zufälligen äußeren Be‐
OO
obachter verraten könnten, daß unser Be‐
OO
wußtsein sich im gegebenen Moment nicht
OO
allein auf das Äußerlich-irdische richtet.
.Wir stehen ferner in permanenter, bewuß‐
OO
ter, geistiger Verbindung untereinander, so,
OO
als ob ein steter gleichmäßiger elektrischer
OO
Strom uns immerfort alle ‒ auch die
nicht
OO
im Erdenkörper Lebenden ‒ durchkreisen
OO
würde.
.Ob wir uns im Erdenkörper äußerlich be‐
OO
gegnen oder nicht, ist gleichgültig.
.Wenn wir uns begegnen, so gilt die äußere
OO
Begegnung auch nur dem äußeren Erden‐
OO
menschen.
.Auf
geistig-reale Weise können wir uns
OO
alle einander
sichtbar und
vernehm‐
OO
bar machen durch bloßen Willensakt.
.Wir haben wohl eine Art „Zentralpunkt”
OO
auf Erden, an dem stets einige aus uns in
OO
tiefster Isolation von der übrigen Welt zu‐
OO
sammenleben, aber wir haben keinerlei äußere
OO
„Versammlungen”, schon weil das durch un‐
OO
sere ständige geistige Kommunikation völlig
OO
unnötig ist.
.Wir befolgen daher auch
keinerlei
OO
äußere Riten, kennen
keinerlei
OO
Zeremonien!
.Wer zu uns gehört, wissen wir ohne irgend‐
OO
welche äußere Zeichen.
.Niemand
kann zu uns gehören, der nicht
OO
schon, wie oben bereits gesagt, vor seiner Ge‐
OO
burt im Erdenkörper zu uns gehörte.
.Die „Aufnahme” ist nichts anderes als die
OO
Folge einer Jahrtausende vor der Geburt frei‐
OO
willig übernommenen Verpflichtung.
.Diese Verpflichtung geschieht in einem
OO
geistigen Zustand, der dem Erdenmen‐
OO
schen bewußtseinsfremd bleibt, obwohl ihn
OO
jeder auf Erden Geborene einst durchlaufen
OO
hat.
.Auch die Glieder unserer
geistigen Ver‐
OO
einigung wissen nur in ihrer rein
geistigen
OO
Wesenheit durch direkte Erinnerung von die‐
OO
sem früheren Zustand ihres Seins.
.Der Erdenkörper und die seelischen Fähig‐
OO
keiten eines solchen Menschen müssen erst
OO
nach und nach, unter Anleitung Vollendeter,
OO
tauglich gemacht werden zur Übertragung der
OO
geistigen Kräfte und Fähigkeiten auf die Be‐
OO
wußtseinssphäre seines Willens, aber diese
OO
„Schulung” geschieht
von innen her,
OO
auch wenn der die Entfaltung leitende „Bru‐
OO
der” äußerlich sichtbar in seinem Erdenkörper
OO
in Erscheinung tritt.
.Die auf Erden lebenden Glieder dieser gei‐
OO
stigen Vereinigung sind keine „Heiligen” und
OO
menschlichem Fehlen nicht entrückt.
Wir sind ebenso wenig etwa „Fakire”, d. h.
OO
wir geben uns, obwohl uns die betreffenden
OO
Möglichkeiten durchaus bekannt sind und ob‐
OO
wohl wir jederzeit des Erfolges sicher sein
OO
könnten,
niemals und
unter keinen
OO
wie immer gearteten Umständen
OO
mit irgendwelchen „okkulten Künsten”, mit
OO
zeremonieller Magie und ähnlichen Dingen ab.
OO
.Unser Wirken kennt nur die Kräfte der
OO
real-geistigen Welten, d. h. wir schaffen nach
OO
streng verpflichtenden
geistigen Gesetzen
OO
jeweils
geistige Ursachen, deren Fol‐
OO
gen in der seelischen und physischen Welt
OO
gewisse wohltätige Änderungen für die Mensch‐
OO
heit zeitigen.
.Wir handeln dabei keineswegs nur nach
OO
eigenem Ermessen, sondern als Ausführende
OO
höherer geistiger Befehle, die wieder ganz be‐
OO
stimmten Bedingungen entsprechen und nur
OO
höchst selten durch unsere Wünsche modifi‐
OO
ziert werden können.
.Man sieht, es handelt sich hier wahrhaftig
OO
nicht um „Adeptenzirkel”, um eine mehr oder
OO
weniger religiös gefärbte „geheime Gesell‐
OO
schaft”, um eine Schule des „Geheimwissens”
OO
oder überhaupt um eine „
äußere”, durch
OO
Konstitutionen oder Satzungen zusammenge‐
OO
haltene Korporation!
.Wohl stellten sich zu Zeiten solche
äußere
OO
Vereinigungen
unter die Leitung die‐
OO
ser rein geistigen Vereinigung, aber
nie hat
OO
eines ihrer Glieder einer solchen äußeren Ver‐
OO
einigung im äußeren Leben
angehört, ‒
OO
es sei denn als
geistiger Leiter!
Wie geheimnisvoll daher die Berichte über
OO
äußere, geheime Gemeinschaften auch lauten
OO
mögen, so darf man doch niemals vermuten,
OO
man habe es mit der „Weißen Loge” zu tun.
OO
.Es handelt sich hier um etwas
so we‐
OO
sentlich anderes, um etwas
so
OO
einzig Dastehendes und
so Ver‐
OO
borgenes, daß alles Suchen im äußeren
OO
menschlichen Gemeinschaftsleben nur Irrtum
OO
und Verwirrung zutage fördert.
.Lediglich die
Folgen des wohltätigen
OO
geistigen Wirkens dieser geistigen Viel-Einheit
OO
lassen sich von dem sorgsam suchenden Be‐
OO
obachter der Geschichte der Menschheit zu‐
OO
weilen feststellen.
.Um schließlich noch letzte Irrtumsmöglich‐
OO
keit zu zerstreuen, sei ausdrücklich bekannt,
OO
daß die Glieder dieser geistigen Vereinigung
OO
zwar des öfteren auch
durch das ge‐
OO
schriebene Wort in der Menschheit
OO
wirkten, daß aber, bevor man mir den geistig
OO
verpflichtenden Auftrag gab,
noch zu
OO
keiner Zeit in einer allen ver‐
OO
ständlichen Sprache offen über
OO
alle diese Dinge gesprochen
OO
oder geschrieben wurde, wie es
OO
jetzt durch mich geschieht, und daß mehr als
OO
nur ein Jahrtausend vergehen wird, bevor ein
OO
späterer meiner Brüder im Geiste diese meine
OO
Arbeit fortsetzen kann. ‒
.Daß auch dieses äußere Wirken seine
Be‐
OO
gründung in dem Gesamtplan
gei‐
OO
stigen Wirkens findet, dem die „Weiße
OO
Loge” dient, bedarf für den Einsichtigen kei‐
OO
ner besonderen Erörterung. ‒
Soviel mir aber auch
zu sagen geboten
OO
ist, so leugne ich doch keineswegs, daß
weit
OO
mehr, auch heute noch,
Geheimnis
OO
bleiben muß und für immer ein Ge‐
OO
heimnis
bleibt, weil es nur denen auf
OO
Erden vertraut werden kann, die nach eigenem
OO
Wollen eine Jahrtausende dauernde Erprobung
OO
durchlaufen haben, bevor sie des Menschen
OO
irdisches Kleid in einer Mutter Leib erhalten
OO
konnten.
.Ich hoffe, daß diese Darlegungen genügen
OO
werden, um endlich die Frage aus der Welt
OO
zu schaffen: wie man „Mitglied” der „Weißen
OO
Loge” werden könne, und daß sie darüber
OO
hinaus noch manche Klärung bringen, die
OO
vielen erwünscht sein mag. ‒
Die durch mich vermittelten Lehren
tra‐
OO
gen ihre Wahrheit in sich selbst,
OO
aber sie können ihr Tiefstes stets nur
denen
OO
enthüllen, die diese Wahrheit im eigenen Da‐
OO
sein
erleben wollen... Möge auch dieses
OO
Buch für Viele auf solche Weise zum Erlebnis
OO
werden!
.Nur wenn es
Erlebnis wird, nur wenn
OO
seine Lehren aus der Sphäre theoretischer
OO
Erwägungen herausgehoben werden, um das
OO
Alltagsleben zu durchdringen, kann es
OO
seinem Leser die Augen öffnen für die
Er‐
OO
lösung aus der Nacht der Nichterkennt‐
OO
nis...
.Das
Wissen um eine Lehre die zum
OO
Leben führt, wird erst dann zum Heil, wenn
OO
der also Wissende die Lehre
auswirkt
OO
in
Leben und
Tat.
.Der einst als wahrhafter Hoherpriester den
OO
tiefgeheimnisvollen Segen herabzog auf alles,
OO
was Menschenantlitz trägt, ‒ er, der auf
OO
Golgatha die höchste Liebestat vollbrachte, ‒
OO
was wollte er anders, als daß in
tätigem
OO
Leben seine Lehre zur
Auswirkung
OO
gelange!
.Wenn dieses Buch dir das Mysterium der
OO
Liebe faßbar machen soll, das jener unver‐
OO
gleichlich Liebesstärkste einst in seinem Erden‐
OO
tode wirkte, so werden alle meine Worte den‐
OO
noch nichts vermögen, solange du nicht selbst
OO
in Tat und Wirken meiner Worte Wahrheit
OO
zu
erleben suchst.
.Aus
gleicher Quelle strömte
seine
OO
Lehre, wie das Wort, das
ich dir gebe!
.Wenn du erfassen willst, was hier zu fassen
OO
ist, dann mußt du willens sein, dein ganzes
OO
Leben einer
Wirklichkeit zu weihen,
OO
die keinem je erkennbar wird, der sie nicht
OO
schlicht und alles Wissensdünkels ledig
in
OO
sich selbst zu finden sucht,
in eige‐
OO
nem Erleben. ‒
.Dann aber wirst du für alle Zeiten
in
OO
der Wahrheit geborgen sein!
.Dann wirst du erfahren, was es heißen will:
OO
im ewigen Leben zu stehen!
.Dann wirst du selbst
der Wahrheit
OO
Zeuge werden!
* *
*
Gehorsam dem Ursprung meines geistigen
OO
Seins, sehe ich mich hier verpflichtet,
OO
vor einer Art „Weltanschauungsliteratur” ein‐
OO
dringlichst zu warnen, die immer breiteren
OO
Raum für sich beansprucht und immer weitere
OO
Kreise von Suchenden suggestiv erfaßt, ‒ bei
OO
Licht besehen aber nichts anderes darstellt
OO
als eine jeweils auf neue, kuriose Weise um‐
OO
geschichtete
Aufspeicherung un‐
OO
ausgereifter Lesefrüchte.
.Manche der Urheber solcher Literatur‐
OO
erzeugnisse gehören zu der seltsamen Men‐
OO
schensorte jener Selbstberufenen, die keine
OO
fünf Bücher zu durchstöbern vermögen, ohne
OO
die Gewißheit in sich zu verspüren, berechtigt
OO
und reif zu sein, nun ein sechstes Buch über
OO
ähnliche Materie selbst schreiben zu dürfen.
OO
.Andere aber haben wirklich so ziemlich
OO
alles gelesen, was jemals eines Menschen Hand
OO
niederschrieb als erdachte oder geglaubte
OO
Lösung
jener Fragen des Verstandes wie
OO
des Herzens, die hinausverlangen über eine
OO
Welt, in der Leid und Tod, wie schreckende
OO
Gespenster, hinter aller Freude lauern.
.Bestaunenswerte Belesenheit verbindet sich
OO
dann oftmals mit wohlgeübtem spekulativen
OO
Denken und einer nicht minder bedeutenden
OO
Kraft des Sagenkönnens, aber der Schrei‐
OO
bende mag in solchem Falle selbst nicht be‐
OO
merken, daß er sich nur vom Herzen schreibt,
OO
was er innerlich „loswerden” will, ‒ daß
OO
sein Gehirn die wunderlichsten Gedanken‐
OO
sprünge wagt, nur damit der Kopf endlich
OO
frei werde von dem Wust gedächtnismäßig
OO
angehäufter, angelesener Fallfrucht aus allen
OO
Feldern des Denkens, allen Gärten mensch‐
OO
licher Glaubenslehren.
.Selbst ehrfurchtgebietendes Wissen
im
OO
strengsten Sinne nüchterner
OO
Wissenschaft schützt in keiner Weise
OO
vor gleicher, notgetriebener Selbstberuhigung,
OO
die allzu sicher Hand in Hand mit der Ein‐
OO
rede läuft: ‒ so wie die auserdachte
For‐
OO
mulierung „müsse” auch die
Wirk‐
OO
lichkeit gestaltet sein.
Die Wirklichkeit ist aber in jeder Weise
un‐
OO
abhängig von den Vorstellungsbildern
OO
und Gedankenkonstruktionen, die sich das
OO
Menschenhirn reproduzierend schafft und aus
OO
denen es
seine Welt erbaut.
.Die Fülle der irdischen Erkenntnis, die der
OO
Gedanke zu
erarbeiten, die Vorstellung
OO
zu
erklären vermag, darf nicht zu der
OO
Mutmaßung verführen, daß man im
Denk‐
OO
resultat und in der
Erklärung nun
OO
etwa Werkzeuge gewonnen habe, mit denen
OO
die
Wirklichkeit gewandelt werden
OO
könne.
.Unveränderbar, ihrem eigenen Gesetz ge‐
OO
treu, spottet sie jeglicher Absicht, ihr
an‐
OO
dere Formung schaffen zu wollen, und
OO
keine menschliche Geisteskraft vermag das,
OO
was wahrhaft Wirklichkeit
ist, zu
wan‐
OO
deln, wenn auch recht geringe Weisheit
OO
schon ausreicht, um in törichten Erfin‐
OO
dungen sich zu ergehen, durch die der
OO
Mensch sich die Wirklichkeit hörig zu machen
OO
glaubt.
.Um solche törichten Erfindungen handelt es
OO
sich ausnahmslos in einer Art Literatur, auf
OO
die meine Worte hier deuten.
Relativ ungefährlich bleiben diese Schriften
OO
und Traktätchen noch, wenn die Torheit so
OO
zutage liegt, daß auch der Unbelehrte und
OO
Nichtgewarnte sie alsbald entdeckt.
.Weit mehr Unheil aber bringen solche
OO
Bücher, wenn in ihnen ein fanatischer Geist,
OO
geübt in denkgerechter Darstellungsmethode,
OO
die Gallerte seiner hirngeborenen Erfindungen
OO
mit allerlei Erkenntnisfragmenten
mischt,
OO
die wahrhaftes Bildstück der Wirklichkeit
OO
sind.
.Der Leser fühlt dann bei jedem solchen
OO
Bruchteil, den er in der weichen Masse findet,
OO
etwas
Festes, ‒ fühlt mit Sicherheit,
OO
daß
diesem Stück der Darbietung eine
OO
Wirklichkeitswahrheit entsprechen müsse,
OO
und wagt daraufhin den unvorsichtigen Schluß,
OO
daß dann auch wohl das ganze schwabbernde
OO
Gemenge wahrhaftes Zeugnis der Wirklich‐
OO
keit sei. ‒
.Die nächste Folge ist
Furcht, durch
OO
eigenes Prüfen und Wägen einer Wahrheit
OO
verlustig zu gehen, und einmal im
Banne
OO
solcher Furcht, erlahmt zuletzt alle
Fähig‐
OO
keit zu eigener Kritik, die allenfalls den
OO
geschickt Geköderten noch von der Angel
OO
hätte befreien können.
.Es gibt recht viele hochachtbare Männer
OO
und Frauen, die voreinst als ehrliche Suchende
OO
das Wahrheitsbild der Wirklichkeit zu finden
OO
hofften, und dann auf die geschilderte Weise
OO
für ihre ganze Lebenszeit auf Erden der
OO
Freiheit verlustig wurden.
.An die Vergeudung des Nationalvermögens,
OO
die in fast allen „zivilisierten” Ländern der
OO
Welt getrieben wird um die Köpfe solcherart
OO
zu verwirren, und
Angst in die Herzen
OO
zu pressen, mag hier nur andeutungsweise
OO
erinnert werden...
Keiner der Autoren der hier gemeinten
OO
Literaturgattung scheint sich die Frage zu
OO
stellen, ob er auch nach seinem irdischen Tode
OO
noch
verantworten könne, was er in
OO
seinen Erdentagen mit so suggestionsbereiter
OO
Stimme lehrt, und vielleicht auch vor sich
OO
selbst für verantwortlich
hält. ‒
.Vielen wird eine solche Frage auch wenig
OO
Kopfzerbrechen bereiten, da sie
im Ver‐
OO
borgensten ihres Denkens der These
OO
folgen, daß doch mit dem Tode des Erden‐
OO
körpers ohnehin alles Erleben beendet sei.
.Aber auch dort, wo der
Erfinder zu‐
OO
gleich
Sklave seines selbsterzeugten Vor‐
OO
stellungsweltgemenges ist, scheint nichts ferner
OO
zu liegen als auch nur der leiseste Gedanke
OO
des Zweifels am eigenen Recht zur
Ver‐
OO
kündigung.
.Es fehlt da wie dort leider allzusehr am
OO
Verantwortungsbewußtsein, und
OO
bitter schmerzlich wird es mir, hier auszu‐
OO
sprechen, daß auch bewunderungswürdige
OO
dichterische Gestaltung keineswegs im‐
OO
stande ist, die Giftwirkungen zu paralysieren,
OO
denen der seelische Organismus allenthalben
OO
sich ausgesetzt findet, wo über die letzten
OO
Dinge ohne Ruf und Recht gesprochen wird,
OO
als ob da ein Thema gegeben sei, das man
OO
nach Geschmack und Laune abwandeln
OO
könne...
Es läßt sich zur Not vielleicht noch ver‐
OO
stehen, wenn der im Dienste einer Glaubens‐
OO
gemeinschaft wirkende, auf
ihren Vor‐
OO
stellungsvorrat angewiesene Versorger der
OO
Seelen weiterhin lehrt wie man ihn lehrte,
OO
daß er lehren
müsse, trotzdem sein Er‐
OO
kennen längst schon solche Lehre
über‐
OO
wuchs, ‒ aber kaum wird ein freier Wort‐
OO
gestalter, der nur seiner Kunst verbunden ist,
OO
auf das gleiche Verstehen und ‒ Verzeihen
OO
rechnen dürfen, verwendet er urheilige Be‐
OO
griffe und der Menschheit gottesnächste Worte
OO
um dem Tag zu dienen, wenn der Tag, ver‐
OO
ehrungsfern, Dekoration verlangt, die trübe
OO
Tünche trügerisch verstecken soll. ‒
Die Menschheit dieser Zeit ist wahrlich noch
OO
nicht „entartet,” auch wenn das berufs‐
OO
mäßige Nörgler gern wahrhaben möchten.
.Selbst die bisherige Unfähigkeit der Völker,
OO
einander auf
andere Weise Achtung ab‐
OO
zugewinnen, als nur durch die Angsterzeugung
OO
vor den schauerlichsten Vernichtungsmitteln,
OO
‒ ist wirkliche „
Unfähigkeit”, nicht
OO
Entartung!
.Diese Menschheit ist noch nicht
fähig,
OO
den
Sinn ihrer mechanischen Eroberungen
OO
während der letzten hundert, ‒ und noch
OO
weniger: während der letzten
fünfzig
OO
Jahre, ‒ zu
begreifen!
.Sie ist eben dadurch auch nicht fähig, die
OO
genannten Eroberungen wirklich als
Besitz
OO
zu
beherrschen, sondern wird vielmehr
OO
von dem, was ihr zu erobern gelang, vorerst
OO
„besessen”...
.Ist dieser gespenstische Zustand erst ein‐
OO
mal überwunden, dann wird sich auch Fähig‐
OO
keit einstellen, die urgründigen
geistigen
OO
Lehren zu entdecken, die hinter allen tech‐
OO
nischen Erfindungen der neuesten Zeit auf
OO
Entdeckung
warten. ‒
.Aber auch heute schon könnte offener Sinn
OO
aus den Bezirken technischer Eroberungen
OO
die Lehre mit nachhause nehmen, daß
OO
bloßes Wissen um die Handbuchthesen
OO
der Mechanik keineswegs genügt, um auch
OO
hier die
Wirklichkeit wahrzunehmen,
OO
die erst
erkannt werden muß, bevor der
OO
rechnende Ingenieur an sein Werk gehen
OO
kann, will er zum Erfolg seiner Mühe gelangen.
OO
.Nur wenn er der unbeeinflußbaren Wirk‐
OO
lichkeit sich sorgsam
anzupassen weiß,
OO
werden die von ihm ersonnenen Maschinen
OO
brauchbar sein.
So aber ist auch jede Erfindung allzureger
OO
Phantasie völlig unbrauchbar wenn
jene
OO
Dinge Darstellung finden sollen, die unseren
OO
heute allein bekannten und gewohnten Tier‐
OO
leibsinnen unzugänglich bleiben müssen.
.Auch hier muß einer erst der
Wirk‐
OO
keit kundig sein, bevor ihm die Ge‐
OO
wißheit werden kann, daß seine Darstellung
OO
die Seelen nicht im Dickicht wildester Ver‐
OO
wirrung enden läßt.
.Es sind aber zu jeder Zeit, unter allen
OO
Millionen Menschen der verschiedenen Rassen,
OO
nur ein paar Männer, die derart vorbereitet
OO
geboren werden, daß sich die Wirklichkeit
OO
ihnen
zeigen, und daß sie den Anblick
OO
der Wirklichkeit
ertragen können. ‒
OO
.Das Wort der Alten: ‒ „
Wer Gott
OO
sieht,
muß sterben!” ‒ hat, für
OO
fast alle Menschen, seine tiefe Berechtigung,
OO
und selbst die winzige Gruppe wirklich Be‐
OO
reiteter muß sich diesem Satze beugen, wenn
OO
sie seine Wahrheit auch nur zu empfinden hat
OO
in abgeschwächter Form...
.Ich bin ja, so wenig, wie irgend ein anderer
OO
Erdenmensch, wahrlich nicht
Urheber
OO
dieser Gegebenheiten, sondern vermag nur,
OO
mitteninne stehend, sie zu
bezeugen.
.Daß menschliche Phantasie sich das alles
OO
auch
anders „vorzustellen” vermag, än‐
OO
dert nicht das Geringste daran, daß die Wirk‐
OO
lichkeit bleibt, wie sie
ist, und daß sie nur
OO
ihrem eigenen, innewohnenden Gesetz ent‐
OO
spricht.
Wenn ich hier zu warnen habe vor unbe‐
OO
rufenen Lehrern, so will ich doch, menschlich
OO
mitfühlend, hoffen, daß kaum ein einziger
OO
auch nur ahnt, was er seinen Gedanken da
OO
als Spielzeug überläßt.
.Wirkliches Wissen um die in Jahr‐
OO
tausenden noch nicht aufzulösenden
Fol‐
OO
gen, würde auch selbst den gewissenlosesten
OO
literarischen Glücksritter unbedingt davor
OO
bewahren, die Erfindungen seiner Vorstellungs‐
OO
kraft als Wahrbild der
Wirklichkeit
OO
in Kurs zu bringen...
.In Mythe und Sage, wie in Legenden und
OO
mancherlei Lehren alter Religionen ist dieses
OO
Wahrbild der Wirklichkeit noch zu finden,
OO
wenn es auch heute derart übertüncht und
OO
kerzenrauchgeschwärzt ist, daß wohl schon
OO
Mühe und Sorgfalt aufgeboten werden müs‐
OO
sen um es noch leidlich zu erkennen.
.Immerhin harrt hier Vieles noch der Ent‐
OO
decker, die mit kundiger Hand das heute fast
OO
Unerkennbare wieder sichtbar zu machen
OO
wissen, denn
die Errichter der alten hohen
OO
Kulte wußten, daß „wer Gott sieht, sterben
OO
muß”, und schufen daher die Wahrheits‐
OO
Bilder der Wirklichkeit, für alle, die ihren
OO
lebendigen Gott
in sich selbst zu
OO
finden hofften, wo er nicht „gesehen”, ‒
OO
wohl aber in jedem Atom der Seele, in jeder
OO
Zelle des Körpers,
empfunden werden
OO
kann:
Segen,
Kraft und
Erleuch‐
OO
tung spendend. ‒
Auch der große Liebende, der Held von
OO
Golgatha, hatte Gott „
gesehen”, als ein
OO
zu seiner Zeit dafür Bereiteter, ‒ und da er
OO
wußte, daß er seinem Volke nur in Wahrheits‐
OO
Bildern Anschauung der ihm bekannten
OO
Wirklichkeit vermitteln könne, lehrte er fast
OO
stets in Bild und Gleichnisrede.
.Zuweilen aber suchte er auch Bild und
OO
Gleichnis noch zu übersteigern durch Worte,
OO
die seine Schüler kaum von ihm erwartet
OO
hatten.
.„Du hast harte Worte, ‒ wer kann sie
OO
hören!?”
.So war es auch wirklich ein gar „hartes”
OO
Wort für sie, wenn der Meister mit mathe‐
OO
matischer Schärfe lehrte:
.„
Das Reich Gottes ist in euch!”
OO
.Sie hatten sich das
anders „vor‐
OO
gestellt”. ‒
.Nicht weniger wurde es ihnen schwer, ihm
OO
zu folgen bei seinen Worten:
.„Ich und der Vater sind
Eines! Wer
OO
mich sieht, der sieht auch
den Vater!”
OO
.Aber:
.„Der Vater ist
größer als ich!”
.Fast beängstigend nahe kommen solche
OO
Worte an die Wirklichkeit heran, so daß sie
OO
gewiß den „Kleingläubigen” recht bedenklich
OO
erscheinen mußten, besonders, da sie ja noch
OO
nicht ahnen konnten, wie schön dereinst
OO
christliche „Gottesgelahrtheit” solche Sätze
OO
zu interpretieren wissen würde.
.Man wird nun heute sehr
bewußt wie‐
OO
der solche Interpretation
vergessen
OO
müssen, will man die Sätze selbst erfassen
OO
lernen. ‒
.Aber weit wichtiger als das selbstgesteckte
OO
Ziel: was von des hohen Meisters wirklichen
OO
Worten heute noch übrigblieb, auf rechte
OO
Weise zu deuten, ist die Umstellung des ganzen
OO
eigenen Erdenlebens auf das „Reich der
OO
Himmel”
in uns selbst!
.Auch wenn kein anderes Wort des großen
OO
Liebenden erhalten wäre, würde allein der
OO
Hinweis genügen, daß das wahre Reich der
OO
Himmel für jeden Erdenmenschen nur
in
OO
ihm selbst zu finden ist, ‒ so, wie
OO
gerade
er es
erleben, so wie gerade
OO
seine Kraft es erfassen kann. ‒
.Hier aber hat sich denn auch jede Deutel‐
OO
sucht respektvoll fern zu halten!
.Es handelt sich um
das Reich der
OO
Himmel, ‒ um das Reich der Welten
OO
wesenhaften, ewigen Geistes, ‒ nicht etwa
OO
um ein frommes Gefühl vermeintlicher Gott‐
OO
wohlgefälligkeit! ‒
.Und
nur
in uns selbst sind uns die
OO
Himmel offen, die uns ewig dereinst Heim‐
OO
statt werden sollen. ‒ ‒
.In uns ist der Eingang zu allen Geistes‐
OO
regionen, weil unser eigenes Geistiges von
OO
allen durchdrungen wird.
.Doch auch
in dir selbst wirst du
OO
nur in
den „Himmel” aufgenommen, der
OO
deiner eigenen Bewußtseinsfähigkeit ent‐
OO
spricht, die nur
durch Tat und Wir‐
OO
ken in der dir gemäßen Umwelt Signatur
OO
und Gradbestimmung sich verschaffen kann!
OO
.Sobald dereinst dein Erdenleib dir nicht
OO
mehr dienstbar ist, wirst du mit
jenem
OO
„Himmel” dich begnügen müssen, dem dein
OO
Verhalten gegen dich und deine Neben‐
OO
menschen dich vereinbar werden ließ, und
OO
erst in irdisch unbegreifbar langen Zeiten
OO
wirst du derart zu wandeln sein, daß dir auch
OO
eine höhere Region der wesenhaften Geistes‐
OO
welten dermaleinst erfaßbar werden kann.
.Nicht
nur dir selbst sollst du in diesem
OO
Erdenleben deine Kräfte, deine Macht und
OO
deine Sorge widmen, aber auch nicht
nur
OO
den Anderen!
.Auch hier mußt du mit unerbittlichen Ge‐
OO
setzen rechnen...
.Je näher du der Harmonie, die
geisti‐
OO
ges Gesetz von dir verlangt, zu kommen
OO
weißt, desto mehr wirst du an Bleibendem
OO
gewinnen.
.Möge es dir gelingen auch dein
geistiges
OO
„Soll und Haben” derart in Ordnung zu
OO
halten, wie es der gute Kaufmann innerhalb
OO
der Welt der Erdenwerte von sich verlangt,
OO
dann wirst du gewiß das Werk deiner Erden‐
OO
tage niemals zu bereuen haben!
* *
*
ENDE