DAS BUCH
DES
TROSTES
Zweite Auflage
6.-10.Tausend
Kober'sche Verlagsbuchhandlung
1948
Copyright by
Kober'sche Verlagsbuchhandlung Basel
1948
Buchdruckerei Prokop & Co. Zürich
 
.Es sind wahrlich nur recht wenige durch 
OO
die Täler und über die Höhen dieses 
OO
Erdengestirns geschritten, von denen etwa 
OO
zu sagen wäre, daß sie des 
Trostes allzeit 
OO
hätten 
entraten können. ‒
.Gewiß waren es auch keineswegs die 
OO
Tiefsten, und sicherlich beweist es kei‐ 
OO
nen besonderen Vorrang seelischer Stärke, 
OO
des Trostes 
nicht zu bedürfen. ‒
.Gleichwie ein tiefes 
Meer weit 
längere 
OO
Zeit braucht, um seine sturmgepeitschten 
OO
Wogen zu glätten, als ein seichter 
Tüm‐ 
OO
pel, also auch wird die 
reiche, 
tiefe Seele 
OO
weit 
stärker von jeglichem Erleben er‐ 
OO
griffen, und vermag noch gar lange daran 
OO
zu leiden, während die 
seichten Seelen, 
OO
bei denen nichts in die Tiefe dringen 
OO
kann, da sie keine Tiefe 
in sich haben, 
OO
vom Abend bis zum nächsten Morgen 
OO
mit ihrem Schmerze fertig werden. ‒
.Trost aber braucht nur 
der Leidende, 
OO
den sein Leid bis in seine tiefste 
Tiefe 
OO
 
erfaßte, und dem des Leides bittere Wasser 
OO
fürderhin die Quellen seines Erdenglückes 
OO
ungenießbar zu machen drohen.
.Es gibt mehr solcher Trostbedürftigen 
OO
auf dieser Erde, als es Arme an irdischen 
OO
Gütern gibt, und deren gibt es wahrlich 
OO
doch genug...
.Im Leide 
offenbart sich erst leider für 
OO
viele etwas von ihrer Tiefe, denn in der 
OO
Freude, die wahrlich zu 
gleicher Tiefe 
OO
leiten kann, begnügt man sich schon mit 
OO
dem Wenigen, das die 
Oberfläche ge‐ 
OO
ben mag.
.Wohl ist alles 
Leid dieses Erdenlebens 
OO
in höherem Erkennen nur als 
Lüge zu 
OO
werten und als trüglicher 
Schein; allein: 
OO
es gibt keine Lüge, die nicht zuletzt der 
OO
Wahrheit dienen müßte, und so auch 
OO
muß das 
Leid, das diese Erde überreich‐ 
OO
lich aus sich selbst erzeugt, zuletzt denn 
OO
doch der 
Freude noch zum Sieg verhelfen. 
OO
.Hierin liegt alle Kraft des wahrhaften 
OO
 
Trostes beschlossen, soll Trost nicht nur 
OO
ein 
Überreden sein, um dich das Leid 
OO
vergessen zu lassen. ‒
.Willst du es 
vergessen, so wird es erst 
OO
recht als 
Lüge dich 
betrügen!
.Willst du dein Leid jedoch der 
Wahr‐ 
OO
heit dienstbar machen, so wirst du es ge‐ 
OO
wiß nicht zu vergessen suchen! ‒
.Du wirst mutig, Aug in Auge, dem Leid, 
OO
das dich betroffen hat, gegenüberstehen 
OO
und es 
überwinden lernen müssen; doch, 
OO
Überwinden heißt hier nicht: 
Ver‐ 
OO
gessen, und noch weniger würde dir ge‐ 
OO
holfen sein, wolltest du feige dem Emp‐ 
OO
finden deines Leides dich entziehen, woll‐ 
OO
test du 
Lüge auf solche Art durch 
Lüge 
OO
bannen. ‒
.Siehe: die großen Meister der Kunst 
OO
des Lebens sind niemals feige dem Leide 
OO
aus dem Wege gegangen!
.Sie wußten zu 
leiden, so wie sie der 
OO
Freude sich hinzugeben wußten.
 
.Sie wußten, daß alles Leid nur der 
OO
Freude Bedingnis und Unterpfand wird, 
OO
sobald nur die Leidempfindung erlöst 
OO
wird aus der 
Lüge und dem Reich des 
OO
Scheins. ‒
.Du kannst das Leid gewiß nicht aus dei‐ 
OO
nem Erdenleben tilgen; allein dein 
Emp‐ 
OO
finden kannst du wandeln und also auch 
OO
das 
Leid entwerten, denn alles Leid ist 
OO
nur dir dargeboten, damit durch dich es 
OO
die 
Ent-
wertung finde. ‒
.So erst wirst du aus einem 
Sklaven des 
OO
Erdenleides sein 
Herr und 
Bezwinger 
OO
werden!
.So nur wirst du das Leid auf 
solche 
OO
Weise erleben, daß es dich 
fördern muß, 
OO
obwohl es vorher dich zu 
vernichten 
OO
drohte! ‒
.Es ist gewiß nicht allzuschwer, auf sol‐ 
OO
che Art dem Leide dieser Erde zu begeg‐ 
OO
nen; doch wirst du nie zum 
Herrn des 
OO
 
Leides werden, willst du der Leid-
Emp‐ 
OO
findung dich entziehen! ‒
.Nur wer das Leid in tiefster Seele zu 
OO
empfinden fähig ist, der wird zuletzt 
OO
auch fähig werden, es als Lüge zu 
er‐ 
OO
kennen. ‒
.Dann erst wird er sein Leid zu 
besie‐ 
OO
gen wissen und den 
Trost erlangen, der 
OO
aus der innersten 
Gewißheit der Erkennt‐ 
OO
nis aller Wahrheit ihm entgegenleuchtet. 
OO
.Von 
diesem einzig 
würdigen Troste 
OO
soll hier die Rede sein.
.Ich will dir zeigen, daß du seiner teil‐ 
OO
haft werden kannst in 
deinem eigenen 
OO
Innern, und dann nicht nötig hast, bei 
OO
anderen dir Trost zu suchen.
.Der Trost, den 
andere dir bieten kön‐ 
OO
nen, wird dir 
nur dann aus deines Lei‐ 
OO
des Fesseln helfen, wenn er dir zeigt, wie 
OO
du dich 
selbst befreien kannst, und diese 
OO
Kunst wirst du aus dieses Buches Worten 
OO
lernen können.
 
.Hart mögen schwere Schicksalsschläge 
OO
dich betroffen haben...
.Du fühlst dich ihnen ausgeliefert und 
OO
siehst dich wehrlos einer Macht verhaftet, 
OO
die dich zu leiden zwingt nach unerklär‐ 
OO
lichem Gesetz.
.In alter Enge dürftiger Erkenntnis ein‐ 
OO
gesponnen, suchst du vergeblich eine 
OO
„Schuld” an dir, als deren „Sühne” du be‐ 
OO
werten könntest, was dir widerfahren ist. 
OO
.Hier bist du schon der ersten groben 
OO
Täuschung ausgeliefert, denn nirgends 
OO
ist ein „Rächer” deiner Schuld, der dir 
OO
nach jenes engen Wähnens Weise „Sühne” 
OO
auferlegen könnte.
.Wohl trägt zwar jede 
Tat in sich die 
OO
unabänderlich gesetzte 
Folge, und nie‐ 
OO
mals wirst du es vermögen, solcher Folge 
OO
zu entrinnen, allein es kann dich herbstes 
OO
Leid auch hart in Banden schlagen, das 
OO
keineswegs aus deiner 
Tat erwachsen ist. 
OO
 
.Gib deinem Leid nicht selbst noch Zu‐ 
OO
wachs, indem du quälenden 
Gedanken 
OO
Raum in dir bereitest, dem Wahn verhaf‐ 
OO
tet, daß dein Leid gemildert werde, wenn 
OO
du eine 
Schuld als dieses Leides Ursache 
OO
in dir erkennen würdest!
.Trifft dich ein Leid, so lasse ihm vor 
OO
allen Dingen 
keine Zeit, dich erst zu bin‐ 
OO
den, denn 
wenn es dich bereits in Fesseln 
OO
schlug, wirst du mit 
großer Kraft es nur 
OO
vermögen, dich aus seinen Fesseln zu be‐ 
OO
freien. ‒
.Recke alsbald dich auf und suche 
OO
irgendeinen festen Halt in dir, so daß 
OO
du 
erfolgreich ringen kannst mit dem, 
OO
was dich fesseln will!
.Du mußt 
Herr sein in 
dir selbst und 
OO
darfst auch deinem 
Leide nicht erlauben, 
OO
sich 
gegen diese Herrschaft zu kehren, 
OO
wie 
tief du auch dein Leid 
empfinden 
OO
magst! ‒
 
.Nur in 
solcher Haltung wirst du dem 
OO
Troste begegnen können 
in dir selbst! 
OO
Trost hat nur wert als 
Gegenkraft, 
OO
um die Kraft des 
Leides zu 
überwinden. 
OO
.Dein Leid wirst du gewiß 
ergründen 
OO
müssen, wenn du 
starkem Troste begeg‐ 
OO
nen willst.
.Dann aber wird es dir also ergehen: 
OO
.Auf dem 
Grunde deines Leides wirst 
OO
du die 
Lüge geschäftig am Werke finden, 
OO
die dich betören will, zu glauben, nun sei 
OO
alles Licht erloschen, und alles was strah‐ 
OO
lend war in deinem Leben, versinke nun 
OO
in grauenhafte Finsternis.
.Glaubst du der Lüge, dann wird sie 
OO
zu einer fast unbezwinglichen 
Macht 
OO
durch deinen Glauben!
.Sie 
nährt sich dann aus 
deinem Herz‐ 
OO
blut, und wahrlich: sie wird wie ein Vam‐ 
OO
pir dir alle Lebenskraft zu entziehen 
OO
wissen!
.Dann wird dir in Wahrheit alles, was 
OO
 
Licht und strahlendes Leuchten war, in 
OO
graue, dumpfe Nacht versinken.
.Darum rate ich dir: ‒ sei wachsam und 
OO
schenke der Lüge des Leides 
keinen 
OO
Glauben!
.Kehre entschlossen ihr den Rücken zu, 
OO
damit ihr Medusenblick dich nicht ver‐ 
OO
wirrt, und sage dir selbst stets wieder mit 
OO
Beharrlichkeit: 
OO
.„
Es ist nicht wahr, daß alles 
Strah‐ 
OO
lende nun unterging!”
.„
Es ist nicht wahr, daß alles 
Licht 
OO
mir nun 
erloschen ist!”
.„
Es ist nicht wahr, daß je das Leid 
OO
die 
Freude verschlingen könnte!”
.Vor allem aber sage dir, daß eben die‐ 
OO
ser Schmerz, der dir so unerträglich schei‐ 
OO
nen will, nur darum dich in Banden hält, 
OO
weil du die 
Wahrheit noch nicht sehen 
OO
kannst, die jene 
Lüge auf dem Grunde 
OO
jedes Leides dir verbirgt! ‒
 
.Je entschlossener du dich 
abkehren 
OO
wirst von der 
Lüge höhnischem Grinsen, 
OO
desto eher kann dir die 
Wahrheit, die 
OO
hinter deinem Schmerze steht, in ihrer 
OO
strahlenden 
Größe sichtbar werden! ‒ 
OO
.Wer sie erblickt, der wird auch des herb‐ 
OO
sten Leides 
Herr, denn alsbald wird er 
OO
gewahr, daß alles Leid 
in sich zusam‐ 
OO
menfallen muß, wenn seine 
Zeit been‐ 
OO
det ist. ‒
.Alles Leid ist 
vergänglich, und nur 
OO
du selbst kannst ihm 
längere Dauer ge‐ 
OO
ben, als ihm seiner Art nach innewohnt. ‒ 
OO
.Ein jedes 
Leid aber ist einer späteren 
OO
Freude vorgesandtes, geheimnisvolles 
OO
Zeichen, auch wenn es dir wie erbärm‐ 
OO
liches 
Höhnen erscheinen will, wenn man 
OO
dein Leid, das an dir zehrt, auf solche 
OO
Weise dir im Lichte der 
Wahrheit zeigt. ‒ 
OO
.Du bist des Leides 
Lüge noch allzu‐ 
OO
sehr verhaftet, und sie lehrt dich 
hegen 
OO
dein Leid, so daß du unwillig wirst, wenn 
OO
 
man dir die 
Freude zeigen will, die eben‐ 
OO
so in 
Dauer steht, wie alles 
Leid in 
Ver‐ 
OO
gänglichkeit. ‒
.Du hörst noch das laute Weheklagen 
OO
deiner 
Sinne, bist noch des Jammers 
OO
nicht Herr, der deine 
Gedanken durch‐ 
OO
tobt. ‒
.Noch schaffst du dir immerfort 
Vor‐ 
OO
stellungsbilder dessen, was einst 
ge‐ 
OO
wesen war, 
bevor dein Leid dich nieder‐ 
OO
beugte, so daß du wahrlich nicht zu er‐ 
OO
kennen weißt, was nunmehr 
Gegenwart 
OO
geworden ist, und nur das 
Verlorene 
OO
gigantisch aufwächst vor deinem Blick. ‒ 
OO
.Aber dein Leid ‒ wie schwer es auch 
OO
sei ‒ kann dir zum 
Segen werden, wie 
OO
es dir auch gleicherweise nur neues 
Un‐ 
OO
heil bringen wird, wenn du es nicht in 
OO
deine Herrschaft zu zwingen weißt... 
OO
.Du 
selbst allein entscheidest, was aus 
OO
dem Samen des Leides dir ersprießen 
OO
soll! ‒
 
.Nur wenn du aufhören wirst 
zurückzu‐ 
OO
blicken und alle Aufgabe 
vor dir siehst, 
OO
wirst du den 
Segen des Leides ernten! ‒ 
OO
.Dein Schicksal 
will etwas von dir, so‐ 
OO
bald es dich durch 
Leid und 
Leiden 
OO
führt! ‒
.Ein jedes 
Leid-
Erleben ist 
Abschluß 
OO
und 
Neubeginn.
.Wenn bei dem 
Abschluß du zu lange 
OO
verweilst, wirst du die beste 
Kraft in dir 
OO
erlahmen lassen, die dir zu neuem 
Be‐ 
OO
ginnen dienen sollte!
.Ich gehöre wahrlich nicht zu denen, die 
OO
dich in dem Wahn erhalten möchten, als 
OO
sei das Leid auf dieser Erde „gottgewollt” 
OO
und auch in seinen furchtbarsten Formen 
OO
eine eherne Notwendigkeit.
.Vielmehr weiß ich dir zu sagen, daß 
OO
das allermeiste Leid auf dieser Erde 
ver‐ 
OO
schwinden könnte, würde der Mensch 
OO
das Leid nicht mehr 
erwarten.
 
.Niemals aber wird diese Erde darum 
OO
völlig  leidfrei sein.
.Erwarte nicht das Leid und suche es 
OO
nicht geflissentlich, durch deine 
Angst 
OO
davor, 
herbeizuziehen; aber wo es dich 
OO
traf, da wisse, daß dein Leben dich in 
OO
irgendeiner Weise 
aufwärts führen will. 
OO
.Stelle dich nicht dir selbst in den Weg, 
OO
indem du deinen Blicken Richtung in die 
OO
Tiefe gibst, sondern blicke 
empor ‒ über 
OO
dich hinaus ‒ und lerne so erkennen, was 
OO
dein Leben von dir noch zu 
fordern hat, 
OO
statt daß du 
selber stetig 
Forderungen 
OO
an 
dein Leben stellst, die allermeist nur 
OO
aus der Enge deines erdgefesselten Blickes 
OO
her, sich als „
berechtigt” erweisen möch‐ 
OO
ten! ‒
.Aus deiner 
Erkenntnis dessen, was 
OO
dein Leben von dir 
verlangt, wenn es 
OO
dich dem Leide begegnen heißt, wird dir 
OO
die Kraft des 
Trostes werden, die du ver‐ 
OO
geblich suchst, solange du 
rückwärts 
OO
deine Blicke wendest. ‒
*
 
.Wühle nicht in deinem Schmerz und 
OO
reiße Wunden, die vernarben wollen, nicht 
OO
immerfort von neuem auf, wenn du die 
OO
Kraft des Trostes in dir 
selbst er‐ 
OO
langen willst!
.Weise jedem die Türe, der da kommt, 
OO
um dich zu „trösten” und nichts Besseres 
OO
weiß, als frische Gräber aufzuscharren! ‒ 
OO
.Was einmal 
erlebt ist, will 
Ruhe fin‐ 
OO
den in dir, damit es in deine tiefste Tiefe 
OO
sinke.
.Nur wenn es unverlierbar in deiner 
OO
Seele Tiefe ruht, wird es dir zu lebenzeu‐ 
OO
gendem Gewinn.
.Alles Leid ist nur in seiner Macht, so‐ 
OO
lange du es 
hegst und willig seine Herr‐ 
OO
schaft 
anerkennst! ‒
.Wenn du, nachdem du es 
empfunden 
OO
und 
erlitten hast, ihm keine 
Macht über 
OO
dich mehr 
zugestehst, dann ist seine 
OO
Macht zu 
Ende! ‒
 
.Darum sucht es dich immer von neuem 
OO
an sich zu 
erinnern!
.Wie alles Vergängliche möchte es 
län‐ 
OO
ger in Macht und Wirkung sein als seine 
OO
zugemessene Zeit dies zulassen will. ‒
.Dazu aber bedarf es 
deiner, denn es 
OO
ist nicht ohne dich!
.Um dir 
wert zu werden, wählt es stets 
OO
die besten Masken...
.Wie hat es die Hirne der Menschen zu 
OO
allen Zeiten umnebelt, um ihnen als 
Göt‐ 
OO
terbote, ja als Zeugnis göttlicher 
Liebe 
OO
zu gelten! ‒
.So hat man es gar 
lieben gelernt und 
OO
dabei nicht geahnt, daß man ‒ nach 
OO
eingewobenem Gesetz der Kräfte dieses 
OO
Universums ‒ durch solche Liebe nur 
OO
das Leid auf dieser Erde 
mehrte...
.Es gibt aber 
unsichtbare Gewalten 
OO
in diesem Kosmos der Kräfte, die daran 
OO
allergrößtes Interesse haben, daß der 
OO
 
Mensch der Erde leide, da sie sich aus OO
des Menschen Kräften nähren und er‐ OO
neuern, und da der Mensch zu keiner OO
anderen Zeit so willig ihnen seine Kräfte OO
überläßt, als wenn er sich im Leide OO
findet. ‒
.Je mehr sein Leid aus einem Empfin‐ OO
den, das er selbst noch beherrscht, zu OO
seinem Beherrscher und Tyrannen OO
wird, desto leichter wird es jenen Un‐ OO
sichtbaren, seine Kräfte, die sie brauchen, OO
ihm zu entziehen.
.Darum versuchen sie, was da in ihre OO
Macht gegeben ist, um ihn nur möglichst OO
lange in seinem Leide zu erhalten...
.Nicht umsonst sagt man von einem, der OO
lange litt: ‒ er ist von seinem Leide „ent‐ OO
kräftet”. ‒
.Wahrhaftig, man hat ihm seine Kräfte OO
nach allen Regeln ausgesogen, während OO
er sein Leid fast mit Genuß zu hegen OO
wußte und ihm die schönsten Namen gab, OO
um es ins Heilige zu erhöhen, und sich so OO
recht in seines Leides 
Macht zu füh‐ 
OO
len. ‒
.So liefert 
selbst sich der Mensch als 
OO
Beute aus, an jene Werwölfe und Vam‐ 
OO
pire der unsichtbaren Welt der siderischen 
OO
Kräfte! ‒
.Soll diesem Treiben aber endlich Ein‐ 
OO
halt werden, dann muß, bewußt des wirk‐ 
OO
lichen Geschehens, 
alle 
Lust am Leiden 
OO
aus den Seelen schwinden, und solche 
OO
„Lust” ist 
mehr in allem Leiden, als die 
OO
allermeisten, die da leiden, auch nur 
OO
ahnen. ‒
.Wohl ist gewiß 
keine „Lust” vorhan‐ 
OO
den, in das Leid zu 
gelangen!
.Auch in der Leidempfindung, die der 
OO
Mensch noch zu 
beherrschen weiß, ist 
OO
wahrlich 
keine „Lust”!
.Allein, sobald das Leid den Menschen 
OO
überwältigt, also daß er 
weiter leiden 
OO
will, folgt er, und wenn er es auch keines‐ 
OO
wegs 
erkennt und 
eingestehen könnte, 
OO
 
einer dumpfen Lust, die ihn verleitet, OO
immerfort aufs neue seine Wunden auf‐ OO
zureißen, damit an seinem Blute sich die OO
Unsichtbaren laben können, die als ekle OO
Parasiten sich von seinen Kräften nähren. OO
.Ihnen gilt es zu entrinnen, und wenn OO
auch nie das Leid von dieser Erde schwin‐ OO
den wird, so läßt sich doch solcherart OO
dann wirklich auf das Äußerste be‐ OO
schränken, was die Gesetze dieser äuße‐ OO
ren Erscheinungswelt in ihrer Auswirkung, OO
als beigegebene Folge, zeitigen müssen.
.Alles was diese Folge übersteigt ‒ OO
alles was außer ihr liegt, soweit sie be‐ OO
gründet ist in „naturnotwendigem” Ge‐ OO
schehen ‒ kann aus dem Leben der Men‐ OO
schen allmählich ausgeschieden werden OO
und wird es im Leben eines jeden Ein‐ OO
zelnen, wenn jeder für sich selbst erkennt, OO
daß er sich nur den unsichtbaren Unhol‐ OO
den zum Opfer bringt, solange er dem OO
Wahn ergeben bleibt, der seit Jahrtausen‐ OO
den das Leid der Erde heiligspricht. ‒ OO
.Doch deute man meine Worte auch 
OO
nicht irrig!
.Wohl weiß ich 
Ehrfurcht in mir vor 
OO
jedem Leidenden, der großes Leid, das 
OO
ihn betroffen hat, mit hoher Menschen‐ 
OO
würde trägt, solange er es tragen 
muß, 
OO
um es alsdann zu 
überwinden und in 
OO
sich den starken 
Trost zu finden, der ihn 
OO
zu neuem gesteigertem Leben ruft, und 
OO
der durch keine „Tröstung”, die von 
außen 
OO
kommt, gegeben werden kann.
.Allein 
ich warne vor der 
Hingabe an 
OO
das Leid und vor dem grenzenlosen 
Irr‐ 
OO
tum, der da im Leide etwas „
Heiliges” 
OO
und „
Gottgewolltes” sieht, während 
OO
alles Leid nur 
Lüge und 
Übel ist ‒ selbst 
OO
dort nur nothafte 
Un-
Vollkommen‐ 
OO
heit, wo es als unvermeidbare Folge der 
OO
Gesetze dieser irdischen Erscheinungswelt 
OO
erduldet werden 
muß. ‒
.Ich erachte es als eine grobe 
Blasphe‐ 
OO
mie, wenn man sich nicht entblödet, einen 
OO
 
ewigen „
Gott”, von dem gesagt ist, daß 
OO
er die 
Liebe sei, den unsichtbaren 
Vam‐ 
OO
piren gleichzusetzen, die sich im Dunst‐ 
OO
kreis dieser Erde aus den Kräften des Men‐ 
OO
schen nähren ‒ indem man unbewußt 
OO
lästernd zu sagen weiß:
.„
Wen Gott lieb hat, 
den züchtigt 
OO
er.” ‒
.Wäre nicht eines Weisen 
Torheit die‐ 
OO
ses Wortes Vater, dann wäre es ein 
Ver‐ 
OO
brechen an der Menschheit zu nen‐ 
OO
nen! ‒
.In seinen 
Auswirkungen allerdings 
OO
ist es gewiß nichts anderes, und gut wuß‐ 
OO
ten jene Unsichtbaren, die es einstens 
OO
einem Menschenhirne einzublasen verstan‐ 
OO
den, dafür zu sorgen, daß aus der Torheit, 
OO
die es aufnahm, stetig weitergehendes 
OO
Verbrechen 
werde...
.Wer sich nicht schuldig machen will 
OO
des 
Unheils, das aus diesem Worte schon 
OO
geboren 
wurde und noch geboren wer‐ 
OO
 
den 
kann, da es den Menschen dieser 
OO
Erde das Übel 
lieben und 
hegen lehrt, 
OO
der trage mutig, herb und würdebewußt 
OO
das Leid der Erde, das er tragen 
muß, 
OO
bis er es jeweils 
überwunden hat, aber 
OO
er vermesse sich nicht ‒ dadurch ver‐ 
OO
führt, daß ihm die Art, 
wie er es trägt, 
OO
zur 
Läuterung werden kann ‒ 
das Übel 
OO
selbst als „gottgewollte” Schickung auf‐ 
OO
zuwerten! ‒
.Es ist nicht „Schickung”, sondern je‐ 
OO
weils 
Folge unabänderlicher Geschehens‐ 
OO
abläufe in dieser irdischen Erscheinungs‐ 
OO
welt, soweit es nicht unbewußt 
herbei‐ 
OO
gezogen wird und vermehrt, durch die 
OO
Kraft des 
Glaubens an seine „Gottge‐ 
OO
wolltheit” und „Heiligkeit”. ‒
.Magst du im Leide sein oder dich leid‐ 
OO
frei wissen zu dieser Zeit ‒ stets sage dir 
OO
an jedem deiner Tage:
.„Alles Leid ist ein Übel, das ich OO
überwinden muß!”
 
.„Alles Leid ist ein Übel, und ich OO
bitte im Geist, daß ich vor ihm Be‐ OO
wahrung finde, soweit es irdischer Ge‐ OO
schehensablauf zuläßt!”
.„Alles Leid ist ein Übel, und ich OO
will nicht dem Übel Zuwachs geben OO
auf der Erde, sei es durch meine Furcht, OO
die es anzieht, sei es durch meinen OO
Glauben an seine vermeintlich hei‐ OO
ligende Kraft!”
.Wie 
alles, was du zu erleben hast, dir 
OO
dienen kann, dich in deinem Erleben zu 
OO
bewähren, so auch das 
Leid; jedoch 
OO
wirst du noch keinen je gefunden haben, 
OO
der sich in 
anderem Erleben 
nicht in 
OO
Bewährung erwiesen hätte und dann im 
OO
Leide plötzlich 
Größe offenbarte.
.Wenn es dir dennoch so scheinen möch‐ 
OO
te, so hattest du gewiß 
vorher das Er‐ 
OO
leben eines solchen Menschen 
irrig ge‐ 
OO
wertet!
 
.Doch darfst du niemals vergessen, 
OO
daß 
jedes Erleben den Menschen för‐ 
OO
dern kann, und 
ich sage hier nicht, daß 
OO
im Erleben des 
Leides keiner gefördert 
OO
werden 
könne ‒ allein, es ist mitnich‐ 
OO
ten das 
Leid, das ihn fördert, sondern des 
OO
Menschen Erlebnis-
Einstellung, die 
OO
auch noch im Leide offenbaren kann, 
OO
was 
wahren Wertes ist in ihm. ‒
.Die vielgepriesene „
Schule des Lei‐ 
OO
dens” hat freilich manchen stolzragenden 
OO
Geist 
gebrochen, so daß er „zu Kreuze” 
OO
kroch; allein, man 
blende sich nicht selbst 
OO
und 
prüfe erst, ob solche Schulung wirk‐ 
OO
lich den Menschen zu seiner 
höchsten 
OO
Entfaltung brachte, oder ob er nur 
müde 
OO
wurde und 
mürbe, und so 
zerschlagen, 
OO
daß er sich nicht mehr voll hohen Mutes 
OO
erheben konnte! ‒
.Gar oft wird 
müder Verzicht dir wie 
OO
unbegreifliche 
Güte erscheinen, wo nur 
OO
ein 
Wille im Leid 
zerbrach ‒ wo jeder 
OO
Wunsch 
seine Triebkraft verlor ‒ 
OO
 
wo durch die Unfähigkeit, zu 
überwin‐ 
OO
den, jeder Erdenwert 
entwertet wurde... 
OO
.Verdächtig dürfen dir alle erscheinen, 
OO
die angeblich durch das 
Leid erst zu „
bes‐ 
OO
seren Menschen” wurden! ‒
.Entweder: sie waren 
vorher schon 
OO
weit besser, als du annehmen wolltest, 
OO
verstanden so die Forderung des Schick‐ 
OO
sals und stiegen 
über das Leid hinaus 
OO
zu neuem Beginnen, oder aber du siehst 
OO
Zerbrochene, deren müde, gewährende 
OO
Geste nun wie „Güte” wirkt. ‒
.Die Menschen, die das Leid bis in seine 
OO
Tiefe kosten, um alsbald sich zu erheben 
OO
und das Leid zu 
überwinden ‒ empor 
OO
über sich selber blickend und mutigen 
OO
Schrittes 
neuem Beginnen entgegen‐ 
OO
schreitend, werden dir oft 
kaum vom 
OO
Leiden berührt erscheinen, und doch 
OO
sind 
sie es, denen vor allen anderen aus 
OO
dem Leide 
Segen erwächst. ‒
 
.Sie sind die Menschen, die in 
sich sel‐ 
OO
ber die Kraft des 
Trostes fanden und sie 
OO
in ihrem 
Wirken für sich selber offen‐ 
OO
baren. ‒
.Schwerlich aber werden sie der 
Tor‐ 
OO
heit verfallen, das 
Leid, das ihnen wider‐ 
OO
fahren ist, für einen Beweis der 
Liebe 
OO
des Himmels zu halten. ‒
*
 
.Arm ist ‒ wirklich 
bettelarm, und 
OO
wenn er über alle Schätze der Erde ver‐ 
OO
fügen würde ‒ wer die unerschöpfliche 
OO
Verstärkungsmöglichkeit aller seiner 
OO
Kräfte nicht kennt, die in der Fähigkeit 
OO
zur 
Arbeit ihm gegeben ist. ‒
.Nun gibt es gar 
vielerlei Arbeit auf 
OO
dieser Erde zu leisten und viele werden 
OO
meinen, daß ihre Arbeit auch einer 
er‐ 
OO
habenen Sache gelten müsse, solle sie 
OO
ihre höchsten Kräfte also fördern.
.Wer so denken mag, der 
kennt den 
OO
„Segen der Arbeit” noch nicht und würde 
OO
sehr irrig deuten, was ich ihm zu sagen 
OO
habe...
.Ich rede 
nicht davon, daß diese oder 
OO
jene Arbeit dir besondere 
Freude brin‐ 
OO
gen kann, auch wenn ich dir gewiß alle 
OO
Freude an deiner Arbeit wünsche.
.Ich rede auch 
nicht davon, daß 
OO
Arbeit an einer Sache, die du als „er‐ 
OO
 
haben” empfindest, dein 
Fühlen erheben 
OO
kann.
.Zudem ist hier ein 
Irrtum gleich im 
OO
Anfang zu berichtigen!
.‒ Du siehst einen Menschen einem er‐ 
OO
habenen Werke sich widmen, während 
OO
du selbst vielleicht im Taglohn dich mühst, 
OO
eine Pflicht des Alltags zu tun, sei es durch 
OO
deiner 
Hände oder deines 
Kopfes Arbeit. 
OO
.Vielleicht empfindest du leise etwas wie 
OO
Neid dabei, da dir dein äußeres Schick‐ 
OO
sal oder deine Begabung und Schulung 
OO
gleiches, von dir als „erhaben” empfun‐ 
OO
denes Tun versagt. ‒
.Doch, du hast 
keinen Grund, den an‐ 
OO
deren zu beneiden!
.Du selbst ‒ was immer auch dein 
OO
Tagewerk bilden mag ‒ bist an seinem 
OO
Tun 
beteiligt. ‒
 
.Der 
Lastträger, der im Hafen die 
OO
Schiffe entladet, hat nicht minder Anteil 
OO
an allem Großen und Bedeutenden, das 
OO
sein Volk durch einen seiner Söhne her‐ 
OO
vorbringt, wie der Arbeiter an der Ma‐ 
OO
schine, die jene Lasten aus fernen Ländern 
OO
zu brauchbarer Nahrung und Kleidung 
OO
verwandelt.
.Der 
Bauer hinter dem Pfluge wie der 
OO
Schreiber am Pult: ‒ sie 
alle sind 
ver‐ 
OO
eint am Werke mit dem „
Anderen”, in 
OO
dessen Hirn schon die Entdeckung vor‐ 
OO
bereitet ruht, die Krankheit Heilung brin‐ 
OO
gen soll, oder der über einem Werke brü‐ 
OO
tet, das seines Forschens Resultate, zum 
OO
Besten aller, der Mit- und Nachwelt dar‐ 
OO
zubieten haben wird. ‒
.Der „
Andere” aber wäre ein arger Tor, 
OO
wollte er sich 
allein hinter seinem Werke 
OO
wähnen...
.Gewiß ist er, als 
Dichter, 
Künstler, 
OO
als ein Beherrscher seiner 
Wissenschaft 
OO
 
der 
Schöpfer seines Werkes, allein sein 
OO
Schaffen wird 
ermöglicht erst durch jene 
OO
vielverzweigte 
Arbeit aller, die nötig 
OO
ist, damit die 
Vorbedingungen des Le‐ 
OO
bens sich ergeben, die der Schaffende nicht 
OO
missen kann. ‒
.Ich hörte einst von einer kleinen Ge‐ 
OO
meinschaft, die das Heil zu finden glaubte, 
OO
wenn sie von allem sich entblößte, was 
OO
nicht durch ihrer eigenen Hände Arbeit 
OO
gefertigt war.
.So strebten die edlen Schwärmer „zu‐ 
OO
rück zur Natur” und ließen in der Ein‐ 
OO
samkeit sich nieder.
.Nur eines wollten sie nicht missen: ‒ 
OO
Bücher ‒ und noch eines: ‒ einen herr‐ 
OO
lichen 
Flügel, auf dem ein Hochbegabter 
OO
aus ihnen die Werke der Tonkunst zu Ge‐ 
OO
hör bringen konnte.
.Auf solche Weise führten sie ihr eige‐ 
OO
nes Evangelium ad absurdum und 
merk‐ 
OO
ten es seltsamerweise nicht. ‒
 
.Man überlege wenige Minuten, welche 
OO
vielfache Arbeit vieler dazu gehört, das 
OO
Material allein zu schaffen, aus dem ein 
OO
Buch besteht, und denke daran, wie 
OO
viele Hände und Maschinen nötig sind, 
OO
um einen klangreichen 
Flügel herzustel‐ 
OO
len! ‒
.Ich erwähne hier abschweifend diese 
OO
Erfahrung, weil sie zum Greifen deutlich 
OO
zeigt, wie alles, was eine Kultur an hohen 
OO
geistigen Werten hervorbringen und ver‐ 
OO
mitteln kann, stets bedingt ist durch un‐ 
OO
zähliger Hände und Köpfe 
Alltagsarbeit. 
OO
.Es mag das Tun eines Menschen ihm 
OO
selbst auch noch so 
alltäglich erscheinen, 
OO
so kann er dennoch sicher sein, daß es 
OO
auf irgendeinem Umweg in den 
höch‐ 
OO
sten Werken der mit ihm Lebenden zu‐ 
OO
tage tritt, und wiederum sind die Werke 
OO
der 
schöpferischen Geister ‒ mögen 
OO
sie auch aller Alltagssorge weit entrückt 
OO
 
erscheinen ‒ die einzige 
Gewähr dafür, 
OO
daß ein Kulturkreis sich 
erhält und allen, 
OO
auch den Kleinsten, gutgelohnte 
Arbeit 
OO
bieten kann. ‒
.Nachdem so ein folgenschwerer Irrtum 
OO
Berichtigung fand, sei hier nun die Rede 
OO
von der bedeutsamen 
Kraft der Seele, 
OO
die durch 
jede Art von Arbeit ‒ jedoch 
OO
allein nur, wenn sie in der 
intensivsten 
OO
Art betrieben wird ‒ gewonnen werden 
OO
kann, und die in allem 
Leid auch die 
OO
Kraft des echten inneren 
Trostes fördert. 
OO
.Du weißt es sicher aus Erfahrung, daß 
OO
schon die bittere Notwendigkeit, dich mit 
OO
den Dingen beschäftigen zu müssen, die 
OO
dein Leid im Gefolge haben kann, dich ab‐ 
OO
lenkt von quälender Selbstzerfleischung, 
OO
‒ dich 
zu dir selber bringt ‒ und so 
OO
dich befähigt, das, was dich betroffen hat, 
OO
in ruhigerer Weise zu betrachten.
 
.Soll aber der starke 
Trost in dir selbst 
OO
dir werden, dann ist es vor allem nötig, 
OO
daß deine 
Gedanken nicht dauernd sich 
OO
in deinen Schmerz verkrampfen.
.Du wirst dies am 
sichersten und 
leich‐ 
OO
testen verhüten, wenn du in deine 
Ar‐ 
OO
beit dich so vertiefst, daß während dei‐ 
OO
ner Arbeitszeit nichts anderes als deine 
OO
Arbeit dir zu Bewußtsein kommen kann. 
OO
.Die Zeit deiner Arbeit ‒ wenn du recht 
OO
zu arbeiten weißt ‒ ist stets im Leid eine 
OO
Zeit der Erholung von quälenden Ge‐ 
OO
danken. ‒
.Wer freilich mit dem Kopfe oder den 
OO
Händen zu 
arbeiten glaubt, während 
OO
er fast gewohnheitsmäßig 
über andere 
OO
Dinge sinnt ‒ für den sind meine Worte 
OO
nicht geschrieben, und ich bezweifle sehr, 
OO
daß ein solcher des 
Trostes bedarf, es sei 
OO
denn, er suche „Tröstung” nach seiner 
OO
Weise im „Vergessen” des Leids...
.Ich rede hier zu Menschen, die das Leid 
OO
 
in seiner 
Tiefe kosten und bereit sind, es 
OO
überwinden zu wollen!
.Nichts schafft dir eher den inneren 
Trost, 
OO
der sich als 
Kraft dir offenbart, und lehrt 
OO
dich mit seiner Hilfe auch das herbste 
OO
Leid 
bezwingen als 
Arbeit, die du 
so 
OO
verrichtest, wie jede Arbeit getan werden 
OO
will, soll sie dein Seelisches fördern!
.Nichts führt dich eher zum 
Neube‐ 
OO
ginn!
.Da ich in dir einen Menschen sehe, der 
OO
zum 
Geiste strebt, so ist es mir selbst‐ 
OO
verständlich, daß es für dich keine noch 
OO
so „mechanische” Arbeit geben kann, die 
OO
dir gestattet ‒ den alten guten Weiblein 
OO
gleich, wenn sie Strümpfe stricken, was 
OO
für sie mehr ein nützliches 
Spiel mit den 
OO
Händen ist und 
dann und wann nur 
OO
Aufmerksamkeit verlangt ‒ zugleich an 
OO
andere Dinge zu denken, die 
außerhalb 
OO
deiner Arbeit liegen. ‒
 
.Ja, ich muß von dir, der den Weg zum 
OO
Geiste betreten will, erwarten, daß du 
OO
selbst keine 
Pause in deiner Arbeit kennst, 
OO
es sei denn, daß dich wirkliche 
Ermü‐ 
OO
dung dazu zwingt. ‒
.Nur 
solche Arbeit schafft die 
seelische 
OO
Förderung, die du auf deinem Wege 
OO
brauchst ‒ sie wird dich nebenbei zum 
OO
Tüchtigsten unter deinen Arbeitsgefähr‐ 
OO
ten machen, und 
solche Arbeit wird dir 
OO
auch im 
Leide in dir selbst die 
Kraft 
OO
des Trostes erschließen. ‒
.Wer 
solche Art der 
Arbeit kennt, der 
OO
allein hat auch ein 
Recht, nach getaner 
OO
Arbeit zu 
ruhen, aber auch seine 
Ruhe 
OO
wird ihm fruchtbar werden, weil ihm als‐ 
OO
dann die Frucht der Arbeit 
anderer Gei‐ 
OO
ster durch mentale Influenzen dargeboten 
OO
wird, nach seiner Fassungskraft. ‒
.Und ebenso wird dir, wenn du im 
OO
Leide stehst und die Kraft des 
Trostes 
OO
durch deine 
Arbeit zu erreichen suchst, 
OO
 
nachher in deiner 
Ruhe großer 
Trost 
OO
im eigenen Innern werden, der von 
gei‐ 
OO
stiger Seite stammt, und den du in sol‐ 
OO
chem, durch die 
Arbeit wiederhergestell‐ 
OO
tem Gleichgewicht 
allein zu empfangen 
OO
fähig bist. ‒
.Ich selbst weiß von Kindertagen an von 
OO
Leid und von 
Arbeit genugsam zu sagen, 
OO
und rede zu dir als einer, der beides aus‐ 
OO
giebig kennt! ‒
.Du könntest mir vertrauen, auch wenn 
OO
ich sonst kein Recht zur Lehre hätte! ‒ 
OO
.Ich wurde als Kind schon mit man‐ 
OO
chem Leid bekannt, und wurde später‐ 
OO
hin 
alle Wege geführt, die ich kennen‐ 
OO
lernen mußte, um heute 
helfen zu kön‐ 
OO
nen, wo durch 
Lehre zu helfen ist. ‒
.Es ist eine große 
Müdigkeit in der 
OO
Welt in diesen Tagen nachschwingender 
OO
Schrecken, und man versteht noch nicht, 
OO
daß auch diese Müdigkeit nur durch 
Ar‐ 
OO
 
beit um der Arbeit willen zu überwin‐ 
OO
den ist. ‒
.Auch 
da ist starker 
Trost im eigenen 
OO
Innern nur zu erlangen, durch der inten‐ 
OO
sivsten 
Arbeit wundersame regenerieren‐ 
OO
de Kraft. ‒
.Ich fordere wahrlich keinen „Glauben” 
OO
an diese Worte!
.Wer da im 
Leide ist oder müde wurde 
OO
seiner Last und Sorge, der stelle die 
Probe 
OO
an!
.Er wird nicht lange zu warten brau‐ 
OO
chen, um zu sehen, ob ich 
wahr geredet 
OO
habe! ‒
.Die 
Kraft des Trostes wird ihm aus 
OO
der Arbeit kommen, eher als er es ver‐ 
OO
muten möchte, und wird ihn stark und 
OO
lastfrei machen zu 
neuem Beginn! ‒
*
 
.Hebe dein Haupt, du, der du 
trauerst 
OO
um einen Menschen, der deinem Herzen 
OO
teuer war und ist, und den du 
begraben 
OO
mußtest!
.Du 
Mutter, die ihr Kind verlor, du 
OO
Vater, dem der 
Sohn entrissen wurde, 
OO
als er dir schon Freund geworden war, 
OO
du, der des 
Vaters, der seiner 
Mutter 
OO
Sarg auf das Totenfeld geleiten mußte!
.Wohl dir, wenn jene Lehren, die man 
OO
einst als Kind dir gab, dir solchen Glau‐ 
OO
ben schufen, daß er auch heute noch dich 
OO
halten kann!
.Man sagte dir, die 
Seele gehe ein zu 
OO
Gott in ihre 
Herrlichkeit, und selbst 
OO
der Erde 
Leib erfahre einstens seine 
Auf‐ 
OO
erstehung...
.Wenn du solches 
glaubst: ‒ wie kann 
OO
ich dich dann in trostloser 
Trauer sehen!? 
OO
 
.Ich 
fühle mit dir und 
weiß, was du ver‐ 
OO
loren hast für dieses Erdenlebens Dauer. 
OO
.Du hast wahrhaftig 
Grund, zu klagen, 
OO
und ich weiß um deinen wehen 
Schmerz... 
OO
.Aber siehe: ‒ nach deines Glaubens 
OO
Lehre ist doch der 
Sieg des Todes 
dahin! 
OO
.Es ist doch nur 
kurze Trennung, die 
OO
du beweinst, und wenn du wahrhaft in 
OO
deinem Glauben stehst, dann wirst du zu‐ 
OO
gleich in innerer 
Freude beben bei der 
OO
Vorstellung, daß dein Geliebtes nun von 
OO
allem Erdenleid befreit, 
in seliger Ver‐ 
OO
klärung bei den Seligen lebt. ‒
.Wohl dir, wenn du 
wirklich so glaubst 
OO
und nichts dich an deinem Glauben je‐ 
OO
mals irre werden lassen könnte!
.Gib dem Schmerz, was des Schmerzes ist, 
OO
und 
beweine immerhin, was du für dei‐ 
OO
nes Lebens weitere Dauer hier auf dieser 
OO
Erde nicht mehr 
sehen, nicht mehr 
hören, 
OO
nicht mehr 
fühlen kannst! ‒
 
.Du hast 
Grund, zu weinen, da du hier 
OO
zurückbleiben mußt, und nirgends mehr 
OO
findest du während dieses Erdenlebens, was 
OO
du liebst! ‒
.Aber wenn einst auch für 
dich dein 
OO
letzter Tag gekommen ist, 
dann ‒ sagt 
OO
dir dein Glaube ‒ wirst du 
wiedersehen, 
OO
was du verloren hattest für eine gewisse 
OO
Zeit, und dann wird der 
Freude kein 
OO
Ende sein...
.Wohl dir, wenn du noch solches glaubst! 
OO
.Deine Tränen werden in Bälde versie‐ 
OO
gen, und du wirst allen 
Trost in deinem 
OO
Glauben finden!
.Ich fand aber 
viele, die da vorgaben, 
OO
solchen Glaubens zu sein, und doch sich 
OO
in ihrer Trauer nicht zu fassen wußten. ‒ 
OO
.Ich fand 
viele, die mit den Lippen 
OO
glaubten und im Herzen fühlten, daß 
OO
sie solchen Glauben 
logen, weil es ein‐ 
OO
mal das 
Herkommen wollte, daß man 
OO
 
zu diesem Glauben sich äußerlich be‐ 
OO
kenne. ‒
.Überviele aber fand ich, die längst 
OO
kein Hehl daraus machten, daß solcher 
OO
Glaube ihnen nichts weiter mehr sei als 
OO
eine fromme Mär. ‒
.Unter 
diesen fand ich die 
meisten, 
OO
die Trostkraft in sich selber 
vonnöten 
OO
hatten, und die auch Trost in sich zu 
fin‐ 
OO
den wußten, wenn man ihnen die rechten 
OO
Wege wies...
Einmal sagte mir einer:
.„Ja, warum lehrt man uns nur diese OO
Dinge, die in sich die Wahrheit ber‐ OO
gen, wie man die Kindermärchen OO
lehrt, so daß sie uns verloren gehen OO
müssen, wenn wir der Zeit entwach‐ OO
sen sind, die uns an Märchen glauben OO
ließ?” OO
Ihm wußte ich zu sagen:
.„Ereifre dich nicht gegen jene, die dich OO
 
einst lehrten, wie sie eben zu lehren OO
wußten, sondern sorge du selbst, daß OO
du anderes zu lehren weißt.”
.Wahrlich, die alten Glaubenslehren 
OO
können guten 
Trostgrund geben, und 
OO
wer noch an sie glauben 
kann, ist letzten 
OO
Endes gewiß nicht betrogen, auch wenn 
OO
die 
Vorstellungen, die sich solcher Glau‐ 
OO
be schafft, 
nicht ganz der 
Wirklichkeit 
OO
entsprechen. ‒
.Sie lassen dennoch die Wahrheit 
ah‐ 
OO
nen: ‒ zeigen, daß dieser Erde sterblicher 
OO
Leib nur 
zeitliche Ausdrucksform 
OO
eines Wesens war, das 
nicht von dieser 
OO
Erde ist, und darum auch jeweils nur 
so 
OO
lange faßbar bleibt für 
irdische Sinne, 
OO
solange es sich in 
sinnenfälliger Form 
OO
offenbart, die dieser Erde entstammt.
.Gewiß ist es töricht, wenn man den 
OO
Glauben nährt, als werde einstens ein 
OO
neuer 
Leib erstehen aus dem 
gleichen 
OO
 
Stoffe, der den 
Erdensinnen faßbar ist, 
OO
allein auch 
diese Lehre birgt in sich die 
OO
Wahrheit: daß die bleibende 
geistige 
OO
Form des Menschen insofern seiner frü‐ 
OO
heren 
irdischen Erscheinungsform ent‐ 
OO
spricht, als es auf Erden schon das 
Gei‐ 
OO
stige war, das der gegebenen Erdenform 
OO
seine eigenen Züge mehr oder weniger 
OO
einzuprägen wußte. ‒
.Auch ist es 
Wahrheit, daß sich die 
OO
hier auf Erden durch den Tod Getrenn‐ 
OO
ten einstmals „
wiedersehen” werden, 
OO
wobei sie sich in ihrer 
geistigen Form 
OO
viel sicherer erkennen, als etwa Menschen 
OO
in der 
Erde Leib, die einige Jahre lang 
OO
sich nicht gesehen haben.
.Von Grund aus 
irrig ist aber die Vor‐ 
OO
stellung, als ziehe des Menschen Geistiges, 
OO
sobald es dieser Erde Leib verlassen hat, 
OO
nun in alle „
Wonnen des Himmels” 
OO
ein oder könne in einen Zustand 
ewiger, 
OO
 
grauenhafter 
Qual verfallen, aus der ihm 
OO
keine Rettung mehr werde. ‒
.In dieser 
letzteren Vorstellung ist in‐ 
OO
sofern eine Spur der Wahrheit enthalten, 
OO
als gänzlich 
vertierte, nur an 
Irdischem 
OO
haftende Naturen wohl Äonen in seeli‐ 
OO
scher Finsternis verharren können, bevor 
OO
sie geeignet werden, seelisch-geistiges 
OO
Licht zu schauen.
.Jedoch auch hier ist das Gesetz des 
OO
Geistes, dessen Leben 
Liebe ist, unend‐ 
OO
lich milder als die Unbarmherzigkeit des 
OO
Menschenurteils, und wer auf Erden 
Liebe 
OO
hinterlassen hat, kann 
nie und nimmer 
OO
solcher äonenlanger Umnachtung verfal‐ 
OO
len, so fehlbar er auch war. ‒
.Ich habe in meinem „
Buche vom Jen‐ 
OO
seits” ausführlich von dem Zustande ge‐ 
OO
sprochen, in dem sich des Menschen Gei‐ 
OO
stiges nach seines Erdenkörpers Erkalten 
OO
findet, und dort, wie in vielen anderen 
OO
 
meiner Bücher, habe ich auch dargelegt, 
OO
woher mir 
Gewißheit gegeben ist, über 
OO
diese Dinge zu sprechen.
.Es genüge, hier zu sagen, daß diese Ge‐ 
OO
wißheit aus gesichertster 
Erfahrung 
OO
stammt, so töricht und vermessen es auch 
OO
Menschen dieser Zeit in der westlichen 
OO
Welt erscheinen mag, wenn man ihnen 
OO
sagt, daß es Menschen auf der Erde gibt, 
OO
die in solcher Hinsicht 
Erfahrung zu 
OO
machen 
fähig sind ‒ Erfahrung, die nur 
OO
sehr wenigen allerdings zugänglich ist. ‒ 
OO
.Was aber den Zustand des Bewußtseins 
OO
anlangt, in dem ein von der Erde 
Abge‐ 
OO
schiedener sich findet, so sei hier gesagt, 
OO
daß er zuerst nach seinem Erdentode er‐ 
OO
wacht in einer 
niederen geistigen Region, 
OO
die dieser Erde noch sehr nahe ist.
.Ist er geistig durch sein Erdenleben be‐ 
OO
reits bereitet, so verläßt er diese niedere 
OO
Region alsbald an der Hand von siche‐ 
OO
ren Führern, die einst auf der 
Erde lebten 
OO
 
wie er, oder auch 
niemals der Erde Leib 
OO
getragen haben.
.Auf seiner Höhenwanderung, die aller‐ 
OO
dings nicht mehr mit dem Zeitbegriff der 
OO
Erde rechnet, begegnet er sodann auch 
OO
Helfern, die auf der Erde noch im 
Erden‐ 
OO
leibe geistig wirken, 
dort in der geisti‐ 
OO
gen Region aber in ihrer 
Geistesform 
OO
zugegen sind, und wird auch von 
ihnen 
OO
stets weitergeleitet, immer lichterem Er‐ 
OO
kennen und Empfinden des geistigen 
OO
Lebens zu. ‒
.Dies ist der Weg des Menschengeistes, 
OO
der geistig sich 
während seines 
Erden‐ 
OO
lebens in Liebe, 
Tat und Wirken an 
OO
sich selbst dazu geschult hat, auch seither 
OO
unbekannte Wirklichkeit in ihrem We‐ 
OO
sen zu 
erkennen, und denen 
Folge zu 
OO
leisten, 
die allein ihn dort weiter‐ 
OO
führen können. ‒
.Die allermeisten aber, die zu jeder Zeit 
OO
die Erde verlassen, finden sich jedoch ‒ 
OO
 
nachdem sie erfassen, daß sie 
gestaltet, 
OO
bewußt und 
handlungsfähig sind ‒ 
OO
recht 
wohl in dem 
niederen geistigen 
OO
Zwischenreiche und suchen 
dort zu fin‐ 
OO
den, was ihren 
Vorstellungen ent‐ 
OO
spricht. ‒
.Da hier die 
Vorstellung, wie im Trau‐ 
OO
me, als 
Wirklichkeit erscheint, so sind 
OO
sie benommen von ihrer selbstgeschaffe‐ 
OO
nen Welt, und sie hören ebensowenig auf 
OO
die Stimme derer, die sie 
höher führen 
OO
könnten, wie etwa ein in tiefem Schlafe 
OO
Träumender oft nicht erwacht, auch wenn 
OO
Stimmen in seiner Nähe zu hören sind. 
OO
.Da auch der Geist des 
Schuldbewuß‐ 
OO
ten immer Gründe kennt, die ihn vor sich 
OO
selber 
entschuldbar erscheinen lassen, 
OO
so wird er sehr bald mit Vorstellungen 
OO
fertig, die etwa 
zuerst seiner 
Furcht vor 
OO
ewiger „
Strafe” oder 
quälender Läute‐ 
OO
rung entsprachen, um nun ein „
Him‐ 
OO
melreich” zu schauen, in dem er alles 
OO
 
genau so findet, wie es seiner Erden‐ OO
vorstellung nach seinem Glauben ent‐ OO
spricht. ‒
.Der aber ehemals glaubte, nach dem OO
Tode des Körpers sei sein Leben zu Ende, OO
erschafft sich auf gleiche Weise Vorstel‐ OO
lungen erdenhaften Weiterlebens, und OO
jeder derer, die an solchen „Strandrei‐ OO
chen” beteiligt sind, ist auf seine Art OO
glücklich, bis auch für ihn allmählich OO
das Erwachen kommt und er die gemein‐ OO
sam mit anderen erträumte, scheinbare OO
Erfüllungswelt durchschaut, wie ein OO
auf Erden aus dem Schlaf der Nacht OO
Erwachter seinen allein geschaffenen OO
Traum. ‒
.Dann erst ist er reif, die Stimme des OO
Helfenden zu hören und seine Hand OO
zu ergreifen, um den Weg in die höhe‐ OO
ren geistigen Welten anzutreten, in be‐ OO
wußter Arbeit an sich selbst, von Stufe OO
zu Stufe, immer mehr dem wesenhaften OO
Lichte des Geistes zu, in der Liebe er‐ OO
starkend und von dem 
Urquell der 
OO
Liebe angezogen. ‒
.Hatte der Menschengeist, der sich auf 
OO
dieser Erde darstellen wollte, aber erst in 
OO
eines 
Kindes Körper Darstellung gefun‐ 
OO
den, und war dieses Kind auch nur so lange 
OO
im Erdenleben, daß die Vereinigung des 
OO
Geistes mit den gegebenen Seelenato‐ 
OO
men erfolgen konnte, dann ist er wohl 
OO
seiner selbst bewußt, 
entbehrt aber noch 
OO
der Fähigkeit, sich aus irdischen Erinne‐ 
OO
rungsbildern eine 
Vorstellungswelt zu 
OO
schaffen, oder besitzt sie nur in so gerin‐ 
OO
gem Maße, daß er dennoch 
verschont 
OO
davor bleibt, den bei Erwachsenen oft 
OO
sehr lange währenden 
Kollektivtraum 
OO
einer 
Scheinglückseligkeit zu träumen. 
OO
.Er wird dann 
sogleich von den geisti‐ 
OO
gen Helfern gleichsam an die Hand ge‐ 
OO
nommen und 
höhergeleitet, und wenn 
OO
er auch weit 
länger braucht, um seine 
OO
Stufen zu ersteigen, da ihm auf Erden 
OO
 
gesammelte geistige 
Erfahrung fehlt, so 
OO
ist er dafür von 
Anfang an in der lich‐ 
OO
ten 
Wahrheit und in der Hand der 
OO
sicheren Führer. ‒
.Ein „
Wiedersehen” und Erkennen 
OO
kann erst erfolgen, wenn entweder die 
OO
„Strandreich”-Sphäre der 
erträumten 
OO
Erfüllung 
nie betreten worden war, es 
OO
sei denn als eilig zu durchwanderndes 
OO
Land, oder aber nachdem das 
Erwachen 
OO
aus solcher erträumter „Seligkeit” bereits 
OO
erfolgte und bewußt an der Hand des 
OO
Führers 
höhere geistige Welten betreten 
OO
wurden.
.Es ist dann 
jederzeit ein „Wieder‐ 
OO
sehen” möglich zwischen allen, die sich 
OO
in ihren Erdentagen 
kannten oder auch 
OO
nur 
voneinander wußten, jedoch nur 
OO
insofern, als sie durch innere 
Sympathie 
OO
verbunden waren, mögen sie nun auch 
OO
auf sehr 
verschieden hohen Stufen ihrer 
OO
Entfaltung angelangt sein. ‒
 
.Das 
Kind, das die Mutter hier in sei‐ 
OO
nen frühen Tagen verlor, wird sich 
zu‐ 
OO
erst ihr in 
der Erscheinung zeigen, in der 
OO
sie es 
kannte, und vor ihren Augen wird 
OO
es sodann sich 
wandeln in die 
Geist‐ 
OO
form, die ihm 
dauernd bleibt...
.So wird jeder den anderen 
erst so er‐ 
OO
blicken, wie es seiner 
Erdenerscheinung 
OO
entsprach, um 
dann ihn zu sehen in sei‐ 
OO
ner 
bleibenden geistigen Erschei‐ 
OO
nungsform, denn die Substanz, die das 
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geistige Bewußtsein 
trägt, schmiegt sich 
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jeder Vorstellung an, die das Bewußtsein 
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des Menschengeistes von sich haben kann, 
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so daß, um nur ein 
Beispiel zu nennen, 
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ein Mensch, der krüppelhaft auf Erden 
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geboren wurde, zuerst für die ihn Wie‐ 
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dersehenden, die 
nur so ihn in der 
Vor‐ 
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stellung tragen können, sich auch 
zeigt 
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in 
Form dieser Vorstellung, um sie, die 
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er wahrlich hinter sich gelassen wissen 
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will, sogleich wieder zu verlassen und sich 
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als der Gleiche in seiner 
vollkommenen 
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Geistform zu zeigen. ‒
.All diese Dinge klingen wie die Schil‐ 
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derungen der Märchenbücher und sind 
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dennoch so getreu der 
Wirklichkeit ent‐ 
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sprechend, wie wenn ich hier eine Reihe 
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von 
irdischen Vorgängen zu schildern 
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hätte, die dir so vertraut sind, daß du so‐ 
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fort sie wiedererkennen würdest. ‒
.Vielleicht darfst du dich fragen, ob nicht 
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so manche Märchenvorstellung 
hinauf 
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in des Menschen Urheimat weist, und 
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sei es auch nur, daß die Schöpfer des Mär‐ 
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chens 
unbewußt sie erahnten...
.Du siehst aber, daß auch 
dir, der du 
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nicht mehr glauben wolltest, was man 
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dich in deiner Kindheit einstens lehrte, 
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die gleichen, ja 
weit sicherere Gründe 
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des 
Trostes gegeben sind wie denen, die 
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noch in dem Glauben ihrer Kinderzeit 
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Genüge finden! ‒
 
.Du weißt, daß ich gewiß den 
Schmerz 
OO
um den Verlust der Gegenwart geliebter 
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Menschen in der irdischen Erscheinung 
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verstehe.
.Aber über diesen Schmerz hinaus ist 
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wahrhaftig kein Grund zur 
Trauer, auch 
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wenn die Heimgegangenen nach ihrem 
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Wechsel der Anschauungsform gewiß 
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nicht 
sofort in höchsten Geistesstufen 
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sich erleben, sondern dort in 
gleicher 
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Weise 
an sich selber noch zu wirken 
OO
haben, wie ein Mensch 
auf dieser Erde 
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an sich wirken muß, will er im 
Geistigen 
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erreichen, was auch schon 
während die‐ 
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ses Erdenlebens sich erreichen 
läßt, da‐ 
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von dir alle meine Bücher Kunde bringen. 
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.Überdies bist du von deinen Lieben, die 
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den Erdenkörper hier verlassen mußten, 
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keineswegs 
geistig getrennt!
.In dir selbst ‒ in deinem 
eigenen 
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Geistigen ‒ bleibst du mit ihnen 
ver‐ 
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bunden, und wenn du lernen willst, zu 
OO
 
lauschen in dein 
Allerinnerstes, dann 
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wird dir mehr und mehr 
Gewißheit 
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werden, daß du mit ihnen noch in 
geisti‐ 
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ger Verbindung 
bist...
.Hüte dich aber vor allen Versuchen, 
OO
die Geschiedenen in das Reich der 
Sicht‐ 
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barkeit dieser Erde ‒ in den Bereich 
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der 
äußeren Sinne rufen zu wollen!
.Sie selbst 
kannst du 
nicht rufen!
.Sie sind dir, auch wenn du alle Be‐ 
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schwörungsformeln törichter Nekroman‐ 
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ten alter Zeiten kennen würdest, 
weit 
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entrückt für deine Sinne.
.Was du aber rufen 
könntest, würde 
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dich nur 
zum Narren eines Gaukel‐ 
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spiels werden lassen, und wäre dir außer‐ 
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dem 
schadenbringend an deines 
Kör‐ 
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pers und deiner 
Seele besten Kräften. ‒ 
OO
.Du wirst auch über 
diese Dinge vieles 
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in ausführlicher Weise in meinen ande‐ 
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ren Büchern nachlesen können, auf die 
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ich hier mich beziehen muß, will ich nicht 
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alles bereits Gesagte wiederholen.
.Wie du wahrhaften 
Trost in dir findest, 
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habe ich dir gezeigt.
.Nun kehre dich von deiner 
Trauer um 
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die 
Heimgegangenen!
.Sie haben 
ihren Weg jetzt zu durch‐ 
OO
schreiten, wie 
du den 
deinen! ‒
.Erhebe dich zu 
neuem Beginnen, und 
OO
wenn du so auf den Weg zum 
Geiste 
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finden willst, dann wird auch 
dir hier 
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auf dieser Erde 
unsichtbare hohe Hilfe 
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nahe sein: ‒ die 
gleiche Hilfe, die auch 
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deine 
Heimgekehrten nun zum Lichte 
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leitet. ‒
.Vor allem aber trage Sorge, daß man 
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dich stetig in der 
Liebe finde!
.Nur, die in der 
Liebe sind, können 
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Führung finden hier wie dort, und erst 
OO
 
wenn das Traumreich selbstischer OO
Wünsche dich verläßt, wirst du in die OO
Liebe gelangen, die alles Trostes hehrste OO
Quelle ist! ‒
ENDE